feedback jeder art Kurz - Prosa : Schlagmal

[Hanna M.]

Riesig steht er über mir und öffnet langsam den Hosen – Riemen, zieht ihn genüsslich durch seine groben Pranken, wieder und wieder...eine Qual. Träge wälzt sich dunkelste Nacht durch die Gardine. Es quietscht schauerlich, der offene Fensterflügel zerrt an den Scharnieren.
Ich zittere und schwitze in meinem dünnen Hemdchen. Beim Zurückweichen ist es hochgerutscht. Ich schäme mich.
Sein Gesicht kommt näher, ganz langsam näher. Ich sehe seine gierigen Augen, er riecht nach Schweiß. Er grinst breit. Auf der rechten Wange trägt er ein riesiges Schlagmal. Bis hinter das rechte Ohr zieht sich die Narbe, schlecht zusammengeflickt.
Da höre ich ein Wimmern, hoch und schrill.
Ein hässliches Geräusch.
Wieder dieses Wimmern.
Das bin ich.
Ich bin aufgewacht.

[Herbert Kaiser]

Hallo Hanna 

 

Ein schreckliches Erlebnis, das zum Glück nur ein Albtraum war.

Die Wortwahl ist exquisit, wunderbare Prosa. Die Erzählkunst berührt mich von der ersten bis zur letzten Zeile. 

 

LG Herbert 

[Monolith]

Hallo @Hanna M.,

 

da wir mir beim Lesen das Herz schwer, sehr schwer sogar.

 

Es geht um die Misshandlung eines wehrlosen Kindes, dass das Geschehen im Traum wieder und wieder erleben muss - vielleicht für immer.

 

vor 15 Stunden schrieb Hanna M.:

Er grinst breit.

 

Den kleinen Satz könntest du ein wenig dramatischer formulieren. Vielleicht so:

 

Er blickt mit einem schauerlich breiten Grinsen auf mich herab, dass sein riesiges Schlagmal noch größer erscheinen lässt. Die schlecht zugeflickte unförmige Narbe zieht sich bis hinter das rechte Ohr und jagd mir jedes Mal, wenn es ich sie so nah über mir erblicke muss einen kalten Schauer über den Rücken. Ich habe Angst, übergroße Angst vor dem was gleich passiert!

 

Es ist nur eine kleine Anregung, liebe Hanna.

 

 

MfG

Monolith

[Hanna M.]

Liebe Monolith, Du bist einfach immer wieder eine Impulsgeberin und Reflektionsanregerin zugleich. Danke dafür.

An deiner Reaktion erkenne ich den Erfolg meiner shortest - stories. Ich lasse bewusst Lücken in meinen Texten, um dem Leser für seine eigenen Phantasien Raum zu lassen. Ich spiele mit dem Ungesagten. Das ist ein literarisches und persönliches Steckenpferd von mir.

Ich lasse in diesem Fall den Text, wie er ist.

LG Hanna

[Monolith]

 

Hallo liebe  @Hanna M.,

 

vor 6 Minuten schrieb Hanna M.:

Ich lasse in diesem Fall den Text, wie er ist.

 

Das ist kein Problem für mich und du sollst zu deinem Text stehen - wie er ist.

 

 

MfG

Monolith

[Tulpe]

@Hanna M.

Hallo Hanna 

Sehr ergreifend. Ich habe das Entsetzen, die Hilflosigkeit gefühlt. Faszinierend und unangenehm.

LG Caro 

[Moana]

Am 25.8.2024 um 10:38 schrieb Hanna M.:

Liebe Monolith, Du bist einfach immer wieder eine Impulsgeberin und Reflektionsanregerin zugleich. Danke dafür.

An deiner Reaktion erkenne ich den Erfolg meiner shortest - stories. Ich lasse bewusst Lücken in meinen Texten, um dem Leser für seine eigenen Phantasien Raum zu lassen. Ich spiele mit dem Ungesagten. Das ist ein literarisches und persönliches Steckenpferd von mir.

Ich lasse in diesem Fall den Text, wie er ist.

LG Hanna

Liebe Hanna

Auch wenn ich hier selten etwas kommentiere: Dein Steckenpferd ist genau das, was gute Krimis und Thriller ausmacht. Ich schrieb mal einen Kurzthriller  auf 14 Seiten und da war mir der ausgewogene Spagat zwischen dem Schaurigen und Ungesagtem enorm wichtig. 

 

Gefällt mir sehr gut! 😉

 

Grüsse Moana

[Hanna M.]

@Moana Danke, liebe Moana, du bringst mich auf gute Ideen. Ich hatte nie den Wunsch, "richtige" Bücher zu schreiben, mir einen Plott auszudenken und Handlungen zu verwickeln. Diese knackigen, kurzen Psychospots  haben es mir angetan.

Ich habe davon noch nicht viele geschreiben. Deine Antwort unterstützt mich.

LG Hanna