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Dionysos von Enno

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Beiträge erstellt von Dionysos von Enno

  1. Die Erde hat gesprochen.

    Ihr Schweigen aufgeschaufelt.

    Offen.

    Schlundgeboren.

    Dunkelheit.

    Eingegraben in die Zeit.

    Bis nichts mehr bleibt.

    Als Abdruck.

    Stein.

    Vergangenheit.

     

    Dein Name wie ein Stein.

    Zerbrochen.

    Und ausgestreut in die Epochen.

    Deutungsreste.Möglichkeit.

    Ein Anfang ohne Wort

    und Leib.

    Befreit und gleichsam nicht

    befreit.

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  2. Liebe Federtanz, 

     

    in Deinem recht anspruchsvoll chiffrierten Werk steckt für mich diesmal durchaus viel Rilke und zwar gerade in den Themen des Verweilens, der Vergänglichkeit und den Naturmotiven. 

     

    Das Gedicht beginnt dann auch direkt mit der Betonung der Vergänglichkeit durch die Darstellung eines digitalen Anzeigers, der nur noch den regulären Ablauf der Zeit anzeigt. Die "verblassten Blicke" und "jene Zeit" deuten auf vergangene Ereignisse hin, die nur noch in der Erinnerung existieren.

     

    Der nächste Abschnitt thematisiert die Fortführung des Lebens, selbst ohne die strahlende Anwesenheit von Licht. Es geht um die Möglichkeit, voranzukommen, auch wenn die Zukunft ungewiss ist. Die Idee von "kein Wort entfernt weit von zu weit" könnte darauf hinweisen, dass die Gedanken sich manchmal in unerreichbare Weiten verlieren, aber dennoch eine Ahnung von Richtung vorhanden ist.

     

    Die dritte Strophe scheint sich auf die Vorstellung zu konzentrieren, wo es am besten wäre, innezuhalten und zu verweilen. Es ist eine Suche nach einem Ort des Friedens oder der Erfüllung, möglicherweise in der Natur, wie durch den Duft der Erde über dem Wald angedeutet wird.

     

    Der letzte Abschnitt könnte von einer Art Flucht handeln, die im Gegensatz zu den Idealen des Buches steht. Es könnte auch eine Flucht vor der Realität angedeutet sein, die durch die Erwähnung der Wärme des Mooses und der immer noch vorhandenen Haut auf einem Bild symbolisiert wird. Diese Elemente könnten für die Beständigkeit natürlicher Schönheit und persönlicher Erinnerungen stehen.

     

    Insgesamt scheint mir das Gedicht, je öfter ich es lese,  eine Reflexion über das Leben, die Zeit und die Suche nach einem Ort des Friedens oder der Ruhe zu sein, während es gleichzeitig die Vorstellung von Flucht und Vergänglichkeit anspricht.

     

    mes compliments

     

    Dio

    • in Love 1
  3. Die junge Frau ergab sich in das Lampenlicht.

    Milchig, ungezügelt, sinnlich das Gesicht

    Die hohe Stirn von Korybantenarmen

    hochgetragen in die Gischt des Augenblicks.

    Den sinnlichen.Den unsichtbaren.

     

    Aufgeblättert Schicht um Schicht.

    Leidenschaftlich in den Strahlen.

    Ehrlich, wirklich, ungeschickt.

    Doch ausgeschält aus allen Schalen.

    Köstlich, Mandel: Königlich.

     

    Hier hast du mich.

    Allein bin ich mit dir und meinen Qualen.

    Mein ganzes Nacktsein zugetragen,

    Dir, bloß um mich fortzumalen

    aus dem Licht.

    Erbarme dich. 

    Denn aus den Kindheitstagen

    leuchte ich

    noch immer

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  4. vor 12 Stunden schrieb Perry:

    Konstruktiv konnte ich das "Bellen" den Delfinen zuordnen, aber daß Schafe auch singen (Schafgesang) ist mir neu. 😉

     

    Guten Morgen lb Perry, 

     

    danke fürs Reflektieren. Das Bellen könnte auch von einem Schäferhund sein und der "Gesang" der einer Schafsherde, die mit dem Sonnenuntergang vom Hafen weggeführt wird. Es könnte auch eine Metapher sein dafür, sein Leben aufmerksam und im Moment zu leben, anstelle einfach in den Gesang der Masse einzustimmen. Insofern könnten die Schafe den Delphinen gegenübergestellt werden, Aspekte, die in der Seele unseres Träumers Progression und Regression darstellen könnten. Wie auch immer: Schön, dass Du vorbei geschaut hast vor Sonnenaufgang. 

     

    mes compliments


    Dio 

  5. Das kleine Café am Ende des Hafens

    muss hierher geflohen sein vor langer Zeit

    Die Jugendstilfassaden schlafen 

    tagsüber in die Einsamkeit

    Als ruhten sie noch immer aus

    von ihrer anstrengenden Reise

    Doch längst schon geht ein Frieden leicht

    wie Brise durch ein Sommerkleid

    Der Klang verträumter Harfen

    singt hier leise

    von einer Friedlichkeit

    die ich vergessen hatte in der Stadt

     

    Vielleicht ist es das Meer in seinem Rauschen

    das einsingt wie ein Mutterleib

    Vielleicht ist es das leicht verträumte Lauschen in die Einsamkeit

    der Weite

    Die Unendlichkeit

    der Wellen

     

    Am Abend wenn Delphine schnellen

    Durch den Sonnenuntergang

    (Sie schwimmen alle Heim)

    Und wenn das letzte Bellen

    untergeht im Schafsgesang 

    Dann wird mir manchmal seltsam bang

    Und mein Alleine-Sein

    ruft einen dunkelblauen schweren Drang

    selbst aus dem Sommerwein 

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  6. Sie räumte still die Spülmaschine ein

    Wie immer doch dann hielt sie inne

    Das Weinglas zitterte allein

    so nah der Borstenrinne

     

    Sie konnte ihren Blick nicht lösen

    Das Glas war durchsichtig und rein

    Und blind warn bloß die eignen Sinne

    Als sie flüsterte oh nein

    Ich bin hier falsch

    Ich stimme

     

    Da brach der Sonnenschein

    wie eine Sintflut ein

    Und sie war wieder brillenlos und klein

    Und weinte

     

    Schau nur Papa

    wie ich schwimme

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  7. Dort auf der Lichtung bei den Tannen

    hast du getanzt

    und gesungen

    Von den Stränden

    zwischen zwei Meeren

    Vom Sand

    in Haaren und Händen

     

    Von Nächten

    unter Sternen

    Gelächter von Kindern

    in der Ferne

     

    Und von Tagen

    die enteilen

    wie ein Kinderspiel

    nur um zu verweilen

     

    in Momenten

    des Begreifens

    des Verneigens vor der Gnade

    des Bleiben

    dürfens ganz in dem

    Moment

     

     

    • in Love 1
    • Schön 6
  8. Als das Feuerwerk sich niederwarf

    auf deine ewigen Wangen aus Diamant

    Und das Lichterspiel das meine Anbetung an dein Erstrahlen band

    verstarb 

     

    War in der Stille noch bevor mein Blick ergraute 

    ein Nachhall aus dem Farbenspiel

    der explosiven Energie auf dass ich fast dem Schicksal traute

    und meiner Sehnsucht zu dir ganz verfiel

     

    Schon hob ich an ich schaute

     glaubte fest an einen Trick

     Und dann traf mich die tiefe deines Augenblicks wie eine Kindheitsmelodie

    und raubte

    mich dem Spiegelbild des

    Weltenspiels in deinem

    grenzenlosen Auge

     

    Ich sah mich in dir

    wie ich war

    Aufleuchtender

    leidenschaftlicherer

    Glaube 

    im Körper

    eines

    Feuerwerks

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    • Schön 3
  9. Setz dich zu mir Liebes, Licht
    ist überall und sommerlich
    leicht legt sich Wärme
    auf Gesicht und Lider.
    Ich schlafe gut.
    Ich träume wieder.

    Ahnst du die Ferne im Gefieder
    der weit gereisten Tiere. 
    Hier ist ihre Brut. Hier lassen sie sich nieder.

    Ich schlafe gut. Ich träume wieder. 

    Zwischen ihrem Singen, ihren Schwingen,

    sind Gedanken leicht und leer.
    Und die Zukunft hier weit wie das Meer,
    das abends in die Sonne reicht.

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    • Schön 4
  10. Für den schönen Mann
    von nebenan
    Die Worte auf der Torte sind noch
    warm
    Ich halte deine Haare beim kotzen
    Ich halte uns beide im Arm
    Wir sind nur abgefüllte Fotzen
    in einer Welt voll falscher Scham

    Der feine Herr kommt in Begleitung an
    Die junge Frau in seinem Arm
    ist jung und unverbraucht
    Der schöne Mann von nebenan
    der noch an einem
    Kuchenstück verdaut
    Schon jahrelang

    Ich hab dich damals mehr gebraucht
    als ich verstanden habe
    Das Schweigen
    deiner immerblonden Haare
    auf meiner viel zu lauten Haut
    hat mich der Einsamkeit
    beraubt

    Es klingt so abgewichst und schlecht
    Und doch ist es so unschuldig
    und echt
    Ich war nicht mehr als eine Ware
    an deren Wert man glaubte oder nicht
    Du sahst in mir das
    Unverkäufliche
    Das Licht

    Ich habe dich beim Duschen angeschaut
    Folgte den Tropfen in ihrem scheuen tropfen

    ins Gesicht auf deine milchig weiße Haut
    Bis diese ganze wunderschöne Braut
    beküßt war von den kussmundwarmen Fluten
    Noch heute hör ich manche Kreuzfahrtpassagiere rufen


    Der Mann hat grad ein Kuchenstück verdaut
    Lasst ihn doch ruhig noch etwas
    bluten

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  11. vor 33 Minuten schrieb horstgrosse2:

    Wem hast du da im Blickwinkel gehabt?

     

    Das "göttliche wirken" im Sinne eines "sowohl als auch" je nach Perspektive: spielerische Überlegungen zu Kausalität UND Synchronizität -. Der zusammenfall der Gegensätze. 

     

    vor 27 Minuten schrieb Lydia J.:

    ein fragiler Moment

     

    Wunderbar. Ja ich glaube das ist hier r wichtig

     

    Mes compliments

     

    Dio

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  12. Auf den letzten Brief stürzt er den Wein 

    Ganz absichtslos

    Vielleicht

    Vielleicht auch bloß

    weil alles einmal enden muss

    Der Fleck ist groß

     und dunkelrot

     im Kerzenschein

     

    Er blickt hinein

    Die Bilder ordnen aus der Unbestimmbarkeit des Scheins 

    sich ein 

    wie Töne in die Melodie


    In einem Augenblick verträumter

    Harmonie

    ist nichts allein

    Ist alles zueinander finden

    Tag und Nacht die sich verbinden 

    und in Vereinigung versinken 

     

    Und Zufall ist so tiefe Symmetrie

    dass selbst das Glas so zu verstoßen 

    scheint als sei es anders nicht

    als eines großen

    Schöpfers

    Meistersymphonie 

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    • Schön 2
  13. Leichtes Kreiseln auf der Zunge

    Perlen brechen auf und werden Fluss

    Ach schau der kleine schwarzhaarige Junge

    wirft den ersten ernsten Kuss

    behutsam in den Wind

    Der ist noch neugeborenenblind

    Hat noch die helle hohe Stirn

    des Einhornfohlens 

     

    Die frische Süße im Getränk 

    flutet an zu mineralischerer Weite

    Der erste ernste Kuss ist immer ein Geschenk aus der noch nicht verheilten weichen Innenseite 

    des Gebetes das durchstorben 

    werden muss

     

    Unendlich die Geburten auf der Zunge

    Die Aromen auf den Lippen in dem ersten ernsten Kuss

    Der kleine schwarzhaarige Junge

    die Hand auf einer prallen Mädchenbrust 

    Das Verschlucken, das Verzücken, Atemholen 

    Ungläubig in der Hand das erste Horn des

    Einhornfohlens 

    Wachsen fühlen

    Wachsen spüren 

    Ist nur noch Glas zum Munde führen

    Schluck 

    Und in die Nacht ab gehen 

    • Schön 1
  14. Er summt, wird wieder ernst,

    verstummt

    und ätzt die letzte Rune auf den allerletzten Ton.

    Gerade, als es von den Dächern brummt:

    Was schaffst du noch ,-

    Die wahren  Götter schlafen schon!

     

    Verächtlich blickt er kurz hinauf,

    spuckt den Zigarrenstummel aus;

    das Inversionenprisma wie ein

    drittes Auge angelegt.

    putzt vorsichtig den Seelenlauf,

    die Karte holographisch umgedreht:

    Zu spät

    denkt er.

    Zu spät.

    Die Welt hat sich längst fortbewegt,

    als ihr noch bei den Sternen schlieft.

     

    Sein Zürnen rastet ein im Gleichgewicht.

    Sanft streichelt er die  Sternenkarte aus.

    Wo er sie fühlt, entzückt sie sich wie weiche Kinderhaut.

    Er grinst zum Dach und lacht und schaut:

    Warte nur ab, bis dir aus deinem  toten Maul

    mein neugeborner Morgen graut

     

     Er steckt den Seelenfänger auf den Finger.

    Das Symbiotische von Tag und Nacht

    kreist wie ein Numen um den runden Zwinger

    schon saust der rote Rabe von den Dächern in das Zimmer,

    als er grad das Spektralgeschirr erfasst:

     

    Was willst du sein, Aion,

    ein Drache,

    Lindwurm oder Greif ?

    Heut Nacht, da holen wir das Ei !

    Halte dich fest an meinen Schweif.

    Der Weg ist wirr und irren leicht.

    Das Tor ist ja ein

    Todesschrei.

    • in Love 1
    • Schön 4
  15. O, Rabenschnabelmann,

    schau es dir an, das Glitzerding. 

    Ich lege es in deine schwarze Federhand.

    Dazu den Ring,

    der zehn Mal um mein Herz ging.

    Was krächzt du denn.

    Nur was im Traum versinkt,

    ist wirklich echt.

     

    Ich weiß nicht recht.

    Nur weil auch ich ein Schweiger bin

    der einmal auseinanderbricht, 

    wie Glitzerding und Ring,

    bin ich doch nicht schlecht

    für die Gebete

    in das Licht.

    Und ich will nicht,

    dass jemand meinen Namen spricht,

    als sei er anders nicht,

    als das Gesicht

    des Augenblicks.

     

    Ach große Arkana, schau meine Fragen.

    Sie beginnen alle mit dem Tod.

    Und enden in den dunkelblauen Sagen.

    Der Gehenkte im Rabenbrot.

    Das Kleinod in den schönsten Farben.

    Die Trias lass mich vor dich tragen:

    Dunkel-,  Blut- , und Abendrot. 

     

    Akasha, im Rot des Morgengrauen

    leuchtet dein dunkelblaues Nachtwindhaar so rein und weit.

    Nimm mein Tagesschauen aus der 

    Brust der Gleichgültigkeit.

    Berühre es mit Wahrheit,

    auf dass es sich demütig befreit

    von bittersüßer Traurigkeit 

    des Seins.

     

    Dort wo ich wirklich Wunder war,

    war ich

    allein.

     

    Nein , nein: Die alte Hand alleine bleibt.

    Darin das rote Rabenei.

    Vorbei.

     

    Vorbei an Träumerständen.

    Die schliefen dir im Arme, Damaris. 

    Nur mich verlorst du aus den Händen

    So blieb mein Schlummern ungewiss.

    Selbst durch mein Wachen ging ein Riss

    wie dunkle Schatten ausgebrütet von den Wänden

    in einem roten

    Rabenei 

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  16. Jemand hat das Buch zurückgebracht, 

    der es nicht ausgeliehen hat. 

    Und das erste Blatt, 

    es fehlt

    notiert der Bibliothekar 

     

    Gedichte, denkt er, wunderbar, 

    Gedichte und streicht behutsam die 

    Gewichte der gestrandeten Gedanken 

    von den handgeschriebenen Seiten.

     

    Es gab Zeiten, denkt er, da gab es noch kein 

    Druckpapier. Und jedes handgeschriebene Buch

    kam schwer von fremdem Lesen, so wie dieses hier, 

    vertausendfacht zurück.

     

    Hierin: Gedichte, wie aus anderen Zeiten 

    und Dichter,  die kein Mensch mehr kennt. 

    Seltsam, denkt er, liest und lacht: 

    Du kannst das Leben nicht begleiten. 

    Lesen ist bloß fremdes Leben zu durchleiden. 

    Dein Leben will doch Wirklichkeiten!

    Und wieder einer, der sich an den eignen Eitelkeiten

    größer macht, als er sich selber wähnt

     

    Er summt und blättert durch die Themen,

    durch die Jahre. Alles scheint hier tausendfach gesagt. 

    Als seien Worte nichts als eine Ware und

    Liebe, Tod und Leben bloße Fracht derselben 

    Handelskarawane, die auch Geschäfte mit dem 

    Rest der Sehnsucht macht. 

     

    Das alles ist doch altbekannte Singerei!

    Wem soll das heute denn noch reichen, sagt er, 

    flüchtet durch die Seiten bis zu der einen Seite,

    die blieb frei.

    Darauf gelegt, als Lesezeichen, selber Werk,

    oder als bloße Spielerei, 

    die Feuerblume, 

    die einst brannte. 

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