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Psychedel-O-War


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Schrauber werfen Erdbeer‘n ab, die

über’m Dschungel detonieren.

Rot erhitzte Blaubeerkuchen

fall’n wie Fliegen und krepieren.

 

Tanzend singen tote Sträucher

Lieder von Granatenblitzen.

Saft tropft sämig aus den Rohren

alter Panzer und Haubitzen.

 

Abgetauchte Meerjungfrauen

geben sich Korallen hin.

Ernten Rost versunk’ner Schiffe

mixen ihn mit Blut und Gin.

 

Affen hinter Steuerknüppeln

zünden Lunten an Bananen.

Halten lausend große Reden,

spür‘n sich selber in Romanen.

 

(10.12.201

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Es ist sehr, sehr skurril!

Aber auch sehr besonders. Jeder Denkansatz in Richtung finsterer Interpretation, wird durch eine andere Zeile wieder aufgehoben.

Das ist sehr verwirrend in seinen blutig bizarren und gleichzeitig so bezaubernden Wechseln. Hierzu möchte ich Dir noch mehr schreiben, aber erst nachdem ich noch einige Gedanken gewälzt habe.

Mein Highlight sind diese Meerjungfrauen. Die ganze Strophe ist so überaus niedlich und zauberhaft. Und hat gleichzeitig so etwas tief trauriges und sogar eine gewisse Verkommenheit.

Abgefuckt würde ich sogar sagen! Alles weitere folgt.

 

Lena

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Hallo Ruedi,

 

beim erstmaligen Lesen tauchten bei mir Erinnerungen an die Greultaten im Vietnam- und Koreakrieg auf. Da haben die Amerikaner meines Wissens Dinge abgeschmissen, die wie Spielzeug aussahen, aber in Wirklichkeit hochexplosiv waren.

Dann hatte ich die skurrilen Bilder von Hieronymus Bosch vor Augen, da werden dem Betrachter auch Dinge gezeigt, die eigentlich unvorstellbar sind.

Schließlich sah ich noch schwache Parallelen zum Nonsensgedicht "Dunkel war's, der Mond schien helle".

 

An deinem Gedicht zeigt sich wieder einmal, je unglaublicher bzw. verrückter die Dinge dargestellt werden, umso zahlreicher und deutlicher sind die Bilder, die vor dem geistigen Auge entstehen.

 

Gefällt mir gut.

LG Alces

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Hallo Ruedi,

Alces hat die im Text initierten Bilder des Vietnam- bzw. Koreakriegs bereits gut herausgespürt, ich würde bei der 4. Strophe noch die Kriegsreden im Dritten Reich dazustellen. Konstruktiv für überflüssig halte ich die 2. Strophe, da sie nur das Dschungelbild auswalzt.

Am besten gefallen mir die Meerjungfrauen, weil sie Vollkommenheit und Verkommenheit gut verbinden.

LG

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Lieber Ruediger

 

Auf die Gefahr hin, meiner besseren Hälfte etwas wegzuschnappen: Vietnam war auch meine Assoziation. Man denkt sofort an Filme wie Full Metal Jacket, den ich übrigens für ziemlich großartig halte.

Oder natürlich auch an den Klassiker Platoon. Hier wurde ja schon erwähnt, dass in Kriegen Bomben eingesetzt werden, die wie Spielzeug aussehen, was natürlich besonders perfide ist.

In irgendeinem Film wurde das auch gezeigt, ich weiß leider nicht mehr, in welchem. Dafür ist die bessere Hälfte zuständig, die ist ein Film Lexikon und wird sicher noch was dazu sagen.

Dennoch kann ich mich des Eindrucks nicht ganz erwehren, dass hier noch andere Einflüsse drin stecken. Dieses Niedliche/Süße hat mich auch erreicht, ich habe direkt Assoziationen zu Arielle und einigen Pixar Filmen.

Ich hatte mir extra ein paar Tage Zeit gelassen, komme aber nicht recht drauf, was da in mir so schwingt. Muss ja aber auch nicht sein, vielleicht ist es gar nicht notwendig, immer alles zu Tode zu deuten.

So oder so, dass Labor ist wohl der richtige Ort für dieses Gedicht. Mir gefällt es gut und diese niedliche, aber auch irgendwie anrührende und beinahe schon herzzerreißende Grundstimmung ist Dir sehr gut gelungen.

Durch die unklare Prämisse wirkt das Ganze sehr interessant.

 

Nachtrag:

Eines habe ich noch vergessen, dass möchte ich noch anmerken: Geht man rein nach dem Titel, könnte es sich eventuell auch um Kriegsführung mittels Drogen handeln.

Ich habe mal darüber gelesen, dass dies getestet wurde. Da gab es ganz verschiedene Sachen, bis hin zu Psychopharmaka, wo der Feind sich dann gegenseitig in den Armen liegt. Oder zerfetzt. Ganz übel.

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Hallo und Dank allen Kommentatoren für die Beschäftigung mit diesen Reimen.

 

Ich hatte ja angedroht, den Vorhang von den Ideengebern zu ziehen. Die ersten beiden Zeilen stammen 1:1 aus dem Film "Across the Universe", den ich vor einigen Tagen mal wieder angesehen habe, und in dem es eine Traumsequenz gibt, die sich mit dem Vietnamkrieg beschäftigt und in der Erdbeeren als Bomben abgeworfen werden. Für jeden, der auf die Musik der Beatles steht übrigens ein sehr sehenswerter Film, der die Konflikte der damaligen Zeit nochmal ins aktuelle Hirn hebt - neben der meist wundervoll neu interpretierten Musik der Beatles.

 

Jetzt stand ich da, mit der surrealen Verbindung aus Obst und Krieg im Hirn, sowie im Hinterkopf zwei Songs von Heinz Rudolf Kunze: "Finderlohn" und "Stirnenfuß". In diesen Songs gibt es auch einige surreale Metaphern: "Die Sonne schwitzt im Hinterhof, der Himmel ist verdampft. Dies kahlgeschor'ne Mädchen liegt im Bad und schnurrt ganz sanft" (Finderlohn). "Affen hinter Windschutzscheiben zucken unter Stromschocks. Eine Hand am Radio, die and're am Geschlecht" (Stirnenfuß).

 

Der Rest ist mir dann selber eingefallen. ^^

 

Ich persönlich assoziiere mit der ersten Strophe - wie fast alle - den Vietnamkrieg, mit der zweiten Strophe den 1. Weltkrieg, mit der 3. den UBoot-Krieg (deutsche Spezialität) und mit der letzten Strophe all diejenigen, die die Macht haben über den Einsatz von Militär bis hin zum Krieg zu entscheiden.

 

Wusste ich das schon, als ich die Zeilen schrieb - nein. Ich musste selbst öfter lesen und spüren, was da an Bildern hochpoppte.

 

Insgesamt fand ich sehr interessant (und bequem), mal einfach ohne große Absicht etwas auf's "Papier" zu werfen, und zu sehen, was es in anderen auslöst. Sehr viel einfacher, als etwas "rüberbringen" oder auch ganz simpel "nur unterhalten" zu wollen.

 

Beste Grüße an alle, die es interessiert.

 

Ruedi

 

PS: Und möge sich niemand von weiteren Interpretationen abhalten lassen. Es gibt kein "richtig" oder "falsch" hier. Es löst aus, was es auslöst, falls es etwas auslöst.

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Lieber Rüdiger

 

Ich habe mir durchaus noch weitere Gedanken gemacht, wohl ein bisschen zu lange.

Von dem Film habe ich aber noch nie gehört, wie ich gestehen muss. Und das als Football Fan.

 

Mich haben diese Disney Figuren nicht losgelassen.

 

Es gibt ja allerlei sehr niedliche Filme, mit denen man diesen, von Dir inszenierten, Krieg assoziieren kann, auch wenn Vietnam natürlich der offensichtlichste Bezug ist.

Das möchte ich mal beiseite lassen, dazu wurde schon alles gesagt. Im Verlaufe meiner Gedanken habe ich überlegt, das man mal so einen Film machen müsste, wo diese süßen Figuren von einer anderen Seite gezeigt werden. Leiden vielleicht sogar!

Quasi die heile Welt pervertieren und ihr eine düstere Seite geben.

Wenn man dies richtig machen würde, wäre das vielleicht sogar eine wirkungsvollere Warnung vor dem Krieg, als die ganzen Antikriegsfilme.... die sogenannten.

Was natürlich ausgeschlossen ist, denn dafür würden die Firmen ihre Figuren nicht hergeben. Verständlicherweise.

 

Mir wohnt ja sowieso eine Seit inne, die befremdlich ist, um es wohlwollend auszudrücken. Diese ließ mich zu Disneyfiguren, nebst ihren Pixar Pendants, eine Art Hassliebe aufbauen.

Denn die dargestellten Welten, die Kinder erfreuen sollen, kamen mir schon immer verlogen vor. Ich suchte nach den Misstönen, die ich ab und an auszumachen glaubte.

Mit Heile Welt Fassaden habe ich ja Erfahrungen, vielleicht deswegen.

Genau das klang wahrscheinlich nun in mir an und nun verspüre ich große Lust, die morbiden Seiten von Arielle, Dornröschen und all den anderen ans Tageslicht zu holen.

Das würde ich unglaublich reizvoll finden.

Vielleicht sollte ich das mal angehen und diese Pixelprinzessinnen und ihre Dreamlover demontieren.

Bei der Gelegenheit könnte ich auch gleich OZ in Schutt und Asche legen. >Nur den gelben Weg lasse ich in Ruhe, sonst kriege ich Ärger<

 

Richten wir unseren Blick also auf den Hafen des wunderschönen Märchenlandes. Und lassen die Demeter einlaufen.

 

Inspiriert und in morbider Faszination

Leni

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Schrauber werfen Erdbeer‘n ab, die

über’m Dschungel detonieren.

Rot erhitzte Blaubeerkuchen

fall’n wie Fliegen und krepieren.

 

Tanzend singen tote Sträucher

Lieder von Granatenblitzen.

Saft tropft sämig aus den Rohren

alter Panzer und Haubitzen.

 

Abgetauchte Meerjungfrauen

geben sich Korallen hin.

Ernten Rost versunk’ner Schiffe

mixen ihn mit Blut und Gin.

 

Affen hinter Steuerknüppeln

zünden Lunten an Bananen.

Halten lausend große Reden,

spür‘n sich selber in Romanen.

 

(10.12.201

Hallo Ruedi,

 

einige Bilder gefallen mir sehr gut , :-) … / worum es hier konkret geht okay, klar irgendein Krieg im Dschungel ??? , aber sonst ... für mich dann doch mehr gründig ein Spekulieren in den Raum, zudem mir persönlich in dieser Textkürze zu nebenästelig ... ; wie schon gesagt, sind's hier sehr interessante meta_Bilder, die mich finest ansprechen.

 

Ich greif mal heraus inklusive meiner Inspiration, ;-) ________________ :

 

 

Psychodel-O-War

 

wippen Dschunken, obn unt Menschen überm g ’Bäum ...

 

werfen Schrauber pralle Erdbeeren ab, haben Lust platz’n

 

saftige Blaubeerkuchen drüber fall’n tote Fliegen

 

Schnee auf Aschsträucher tropfen Granatäpfeln aus ./

 

 

warten Korallen neben Schiffen ___ Grund ist immer unt,

 

meerbunt …...... ein geilo Stoff für Romane und ’n Drink.

 

 

---------------------------------------------------------------------------------------

 

 

Ruedi gerne, mal so mitgegangen , :-) ... dir wieder ein tschüss, Dichtel ...

 

 

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  • 2 Wochen später...
  • 2 Monate später...

Ich will es gar nicht so viel interpretieren, sondern die bizarren Bilder genießen die für mich einfach die Absurdität der Situationen darstellen, vielleicht ähnlich wie bei Kurt Vonngut's Slaughterhouse Five. Finde es auf jeden Fall großartig und bewundere deinen Kopf dafür diese unterschiedlichen Konzepte zu einem harmonischen Gedicht kombiniert zu haben.

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