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(mit leichter karussell-anlehnung)

 

sein rotes dach verschwimmt auf jenem pfad

denn sehnsucht schickt ihn eilends übers land

am lenker liegt nur eine weiche hand

ihr wille treibt ihn vorwärts, rad um rad

 

sie sehen krähen über felder ziehn

allein ihr fehlt fürs schwarz der rechte glaube

denn neben ihnen fliegt die weiße taube

und dann und wann ein bunter pinguin

 

vorbei, vorbei an einem kleinen weiher

sie tritt aufs gas. zeit fällt ihr in die zügel

am seichten ufer stakst ein grauer reiher

 

die kurven nimmt sie so, als hätt er flügel

vorbei an weiß und blau und nassem grün

sie fährt und schaut: den falken überm hügel

und dann und wann den bunten pinguin

 

er saust mit ihr zum ziel, dann sind sie da

doch wenn sie geht, dann bleibt er nicht allein

ein rotmilan ganz oben scheint zwar klein

der pinguin jedoch ist immer nah

 

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Hallo sofakatze,

 

den weißen Elefant hat Rilke tatsächlich auf dem kleinen, immer noch existierenden Karussell im Jardin du Luxembourg in Paris beobachtet.

In deinem Gedicht der Betrachter (ein kleines Mädchen?) sitzt selbst auf einem Pferdchen?

Dem fast Flügel wachsen ...

Sehr schön, gelungen, finde ich dein Gedicht.

Liebe Grüße

Carlos

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hallo carlos,

 

vielen dank für deine interessante rückmeldung und dein lob. :smile: 

 

mit meiner karussell-anmerkung habe ich dich aber leider eher verwirrt, was die interpretation anbelangt. ich fand den hinweis jedoch notwendig, da ich mich in der form zumindest anfänglich an rilkes karussell angelehnt habe und auch mit dem *dann und wann* meinem pinguin die gleiche wiederkehrende bedeutung geben wollte wie rilke dem elefant. 

 

das gedicht ist aber tatsächlich eher schwer zu durchschauen, wenn man die hintergründe nicht kennt. und obwohl ich das sonst nicht tue, will ich dir ein wenig erläutern, wovon mein gedicht eigentlich handelt. dass du diese geschichte nicht herauslesen konntest, liegt allein daran, dass ich das gedicht entsprechend verschlüsselt geschrieben habe.

 

es geht um eine fahrt über land auf dem weg zu einem rendezvous. *sie* ist die fahrerin eines kleinen roten autos und *er* ist das auto selbst. die sehnsucht nach ihrem partner lässt sie diese fahrt antreten. der wagen ist eine art begleiter, dem sie diese sehnsucht anvertraut und der sich mit ihr - ähnlich einem treuen pferd - auf den weg macht und sie zum ziel bringt. unterwegs sehen sie so einiges an vögeln. schwarze krähen stehen da auch für dunkle begebenheiten, die ihren weg überschatten, die weiße taube aber schenkt ihr zuversicht, obwohl sie in der unterzahl ist. allein der pinguin entspringt ihrer phantasie und liebe, mit der sie sich das zusammensein mit dem partner in den buntesten farben ausmalt. diese gefühle begleiten sie auf ihrem weg, sind mal stärker präsent, mal eher untergeordnet, aber immer nah genug, um zu wissen: sie sind da.       

 

sie beeilt sich, tritt aufs gas, nimmt die kurven in einem tempo, bei dem sie und ihr auto schon fast (raus)fliegen. aber ein weg wird nicht kürzer, nur weil man ihn schneller fährt. auch kann man nicht unendlich beschleunigen. der fast wie in zeitlupe staksende graue reiher würde dem wohl zustimmen. :wink:

 

doch irgendwann ist das ziel erreicht. sie verlässt sie ihr *autopferd*, um schnell zu ihrem partner zu gehen. doch ein stück ihrer phantasie und liebe bleibt auch bei dem wagen, denn er hat sie sicher hergebracht. ohne ihn wäre diese reise nicht möglich gewesen. und so schließt sich der kreis der fahrt, der gefühle und der gemeinsamen erlebnisse der beiden reisenden.

 

danke für deine geduld. :grin:

 

lg

sofakatze

 

 

vielen dank auch euch, berthold, freiform und skalde, für das gefallen. :smile:

 

 

 

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Hallo sophakatze,

 

vielen Dank für deine ausführliche und wirklich unterhaltsame Aufklärung.

Mit dieser Information bewaffnet, lese ich erneut das Gedicht. 

Es war nicht deine Absicht, aber meine Interpretation, in diesem Fall, scheint mir genauso gültig zu sein wie die von dir in Versen versteckte Realität. Vielleicht liegt das an der lyrischen Kraft des dir tief ins Herzen gegangenen Rilkes Ritornell.

"Ein Weg wird nicht kürzer weil man ihn schnell fährt."

Das werde ich mir zu Herzen nehmen.

Liebe Grüße

Carlos

 

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lieber carlos,

 

ich freue mich sehr, dass du etwas im gedicht für dich finden und herauslesen konntest. natürlich ist deine schöne interpretation ebenso gültig wie meine intention. es gibt keine falschen interpretationen. danke, dass du darauf nochmal hingewiesen hast. :biggrin:

 

lg

sofakatze

 

 

 

 

 

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