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Tastenelly kam wie immer zu spät, während Knüppelhecht sich schon sein erstes Bier öffnete, mit der Ausrede im Gepäck, dass er seine Anspannungen durch den Alkohol etwas auflockern wolle. Klampfenheini nutzte die Zeit, um neue Saiten aufs Gerät zu schmeißen, die dem Abend außer regelmäßigen Stimmpausen auch etwas mehr Brillanz verleihen würden. Bassmaker übte schon Läufe, die er während der Probe garantiert versemmelt, da er permanent versuchte, über seinem eigentlichen Niveau zu spielen. Man ließ ihn gewähren, weil er sich bei Auftritten artig zurückhielt und in Zusammenarbeit mit Knüppelhecht ein echtes Groove Monster war. Stimmfuzie hatte man zum Einsingen wie immer vor die Tür geschickt, die Übungen, um die Stimme aufzuwärmen, waren auf Dauer einfach nicht zu ertragen.

Als Elly endlich auftauche, hing der Grund ihrer Verspätung mit im Schlepptau. Kabeljupp erwies sich die Ehre, er wollte für den kommenden Wochenend Gig das Equipment checken. Außerdem war das Bier im Proberaum nicht nur gut und günstig, sondern auch perfekt gekühlt. Nachdem die Bande endlich vollzählig und die Instrumente gestimmt waren, wurde Stimmfuzie gebeten, seine Bühne zu betreten. Der Aufforderung kam er gerne nach, obwohl ihm während der Probe die wenigste Beachtung geschenkt wurde. Die Musizierenden waren zu sehr damit beschäftigt, das fragile Gebilde eines tempostabilen Groove aufrecht zu erhalten. Nicht selten brachte Stimmfuzie deshalb irgendwelche Groupies vom letzten Gig mit zu Probe, die ihn dann anhimmeln durften. Nach anfänglichen Querelen wegen dieses Verhaltens, ist der Band dann aber doch aufgefallen, dass durch das Publikum die Probe von den Teilnehmern ernster genommen wurde.

Der Ablauf der Probe folgte einem strengen Ritual. Jeder Anwesende im Proberaum wurde gebeten, notwendige Geschäfte vor Beginn zu erledigen, damit die Probe konzentriert und mit möglichst wenig Unterbrechungen durchgespielt werden konnte. Während eines Gigs ging man schließlich auch nicht pinkeln. Jeder nahm sich ein frisches Getränk, außer Knüppelhecht, der aufgrund der körperlichen Anstrengung zwei benötigte. Das erste Stück war immer eine leichte Mid-Tempo Nummer und wurde zum Soundcheck genutzt, da nach einem Gig die Einstellungen auf die Proberaumverhältnisse zurückgesetzt werden mussten.

Es war wichtig, dass sich jeder selbst hörte, aber auch die Bandkollegen, um ein möglichst optimales Zusammenspiel zu gewährleisten. Deshalb wurde dieses Stück mehrfach angestimmt, bis es dann endlich mit perfekt abgestimmtem Sound durchgespielt wurde. Die Setlist entsprach nicht dem eines Gigs, sondern war nach Schwierigkeitsgrad der Songs gestaffelt. Die einfachen zuerst, damit die Muskulatur sich während der Probe langsam aufwärmen konnte, ansonsten hätte man die Probe länger ansetzen müssen, was die Musiker bei drei Proben in der Woche gerne vermeiden wollten. Neue Stück kamen ganz am Ende, bei denen man noch Fehler in der Abstimmung ausbügeln wollte.

Freitags wurden während der Probe manchmal neue Stück live mitgeschnitten, um sie sich später in Ruhe anhören zu können, ob sie schon für eine Livedarbietung geeignet waren. Tastenelly hatte die musikalische Leitung der Band übernommen, und entschied, ab wann ein neues Stück mit in die Setlist aufgenommen werden konnte. Auch wenn die Band nur aus Hobby und nicht ausgebildeten Musikern bestand, waren der Anspruch und das Niveau relativ hoch, aber zu Profimusikern war immer ein deutlicher Unterschied zu hören. Diese beherrschten ihr Metier fast wie im Schlaf und Temposchwankungen gab es so gut wie nie. Nach den erfolgreichen Aufnahmen wurde dann einmal die Setlist, für den nächste Gig durchgespielt, bevor man die Probe mit einem gemütlichen Feierabend Bier abschloss.

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Hallo Skalde,

mir war klar, das du zu diesem Text Bezugspunkte finden wirst!
Ich hoffe, eure Proben waren nicht so langweilig, wie in dem Text bebildert. Unsere waren es jedenfalls nicht :thumbsup:
Früher hieß mein Lebensmotto ja "Rockn Roll, Bier & Sex" heute nur noch "Wann kann ich endlich ins Bett"..:whistling:

 

Dankeschön! :grin:
@Gina@Sonnenuntergang


grüßend Freiform

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