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Frühlingserwachen


Anonyma

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Liebe Ilona,

 

ich hoffe, ich habe es dieses Mal besser hinbekommen, bei Hexa- und Pentameter nagt immer der Zweifel an mir.

 

Dieses Mal wählte ich das 'Sinn- und Lehr'-Epigramm - Gefühle, Stimmungen, Gedanken. Zuvor versuchte ich, mehr in die andere Richtung bei Epigrammen zu gehen, also in Richtung 'Spott'. Aber aufgrund meiner Zweifel und der daraus resultierenden 'Über'-Konzentration auf formale Aspekte, litt der Inhalt zu sehr darunter und ich denke, ich war dann für Spott und Bissigkeit zu 'zaghaft'. Dadurch fehlte es dem Inhalt dann zu sehr an 'Biss und Kraft'. Also beschloss ich, dieses Mal beim Schreibversuch in die andere Richtung zu gehen.

 

vor 27 Minuten schrieb Ostseemoewe:

Besonders ansprechend finde ich, den Wind sozusagen in die Schranken zu weisen und gleichzeitig den Wind nicht zu verteufeln sondern eine Alternative aufzuzeigen. 

 

Das ist für mich 'vertrautes Terrain', das Schreiben auf 'zwei (oder manchmal auch mehr) Ebenen'. Hier ist es einerseits auf die Natur und andererseits auf die menschliche Jugend bezogen, das 'Frühlingserwachen'.

 

Betrachte den Wind als jungen Mann und die Knospe als junge Frau, dann erschließt sich die 'menschliche Bedeutung'. 

 

vor 27 Minuten schrieb Ostseemoewe:

Sehr schön

 

Herzlichen Dank! :classic_happy:

 

LG,

 

Anonyma

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Lieber gummibaum,

 

ich danke dir herzlich für dein wunderbares Lob! :classic_happy:

 

Und ich nehme es als Ermunterung mit, bei Distichen und Epigrammen in dieser 'Richtung' weiterzumachen. Wie ich bereits in meiner Antwort an Ostseemoewe schrieb, versuchte ich zunächst, in Richtung 'spöttisches/ironisches/sarkastisches/politisches/ etc'. Epigramm zu gehen, da ich ja auch sonst nicht gerade selten in dieser Richtung schreibe. 

 

Was konnte ich also jetzt daraus lernen und mitnehmen? Dass ich für Spott und Satire wohl 'mehr Platz' brauche, als mir zwei Verse bieten - denn Satire und Spott leben von Wortwitz, Doppel- und Mehrfachbedeutungen; brauchen das 'Zuspitzen', das Übertreiben und - eine Pointe. Damals, im antiken Griechenland, mag es, aufgrund der anderen sprachlichen Charakteristika und anderen, daraus resultierenden Möglichkeiten, anders ausgesehen haben. Vielleicht. Vielleicht bin es aber auch nur 'ich', der der 'Platzmangel' Probleme bereitet(e).

 

In jedem Fall ändere ich, was Epigramm und Distichon betrifft, meine 'Richtung', denn da scheine ich besser voranzukommen.

 

Deshalb sind die Rückmeldungen, die ich hier bekomme, sehr wichtig für mich, es sind 'Orientierungshilfen'.

 

Danke dafür! :smile:

 

LG,

 

Anonyma

 

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Hallo Anonyma,

 

fein, du  hast die Aufforderung zu Achtsamkeit in ein Epigramm gekleidet und metrisch gibt es nicht viel meckern.

 

Worüber ich etwas stolpere, ist das "viel". Ich für meinen Teil lese das eher betont. An sich klingt es ja dennoch gut und das "wehst" hat im Vergleich zu dem "viel" ja auch eine stärkere Betonung. So gesehen ist das sicher nichts Gravierendes.

 

Dennoch probiere ich mal umzustellen:

 

Wind, der du stürmst so wild! Bedenke: Zart ist die Knospe! 

 

Ein weiteres Problem sehe ich in der Interpretation jungerMann/ junge Frau.  Warum sollte der Wind nur anfangs aufmerksam sein und später  erst die Blume brechen dürfen?

 

Dass der Wind die Blume  nicht vor der Zeit brechen soll, lässt mich eher an den Wind in der Rolle des Schicksals denken, das die Blume erst brechen (sterben lassen soll), wenn sie geblüht hat. Das wäre für mich schlüssig.

 

Analog zu junger Mann/ junge Frau dachte ich eher (ungefähr) so:

 

Knicke sie nicht, denn sie wächst, streichst du sie zart und erblüht!

 

Gerne gelesen,

Mi

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Liebe Miserabelle,

 

ich danke dir herzlich für dein 'fein'! :smile:

 

Am 11.2.2022 um 14:07 schrieb Miserabelle:

Worüber ich etwas stolpere, ist das "viel". Ich für meinen Teil lese das eher betont. An sich klingt es ja dennoch gut und das "wehst" hat im Vergleich zu dem "viel" ja auch eine stärkere Betonung. So gesehen ist das sicher nichts Gravierendes.

 

Dennoch probiere ich mal umzustellen:

 

Wind, der du stürmst so wild! Bedenke: Zart ist die Knospe! 

 

Wind, der du stürmst so wild ... Eher: Wind, der du so wild stürmst' (obwohl dann 'der du so' auch irgendwie eher nicht ...). Wenn du meine Gedichte liest, dann wirst du feststellen, dass ich 'schlechte' Inversionen meide wie der bekannte Teufel das Weihwasser :classic_laugh: - mein 'Sinn für sprachliche Ästhetik' protestiert vehement und weigert sich kategorisch. Für mich kommt das einfach nie in Frage. Das meine ich nicht böse, denn ich weiß, du meinst es gut - aber für mich geht das gar nicht.

(Bei 'Zart ist die Knospe.' gibt es zwar auch eine Umstellung, aber sie ist grammatikalisch korrekt und es ist keine 'Syntaxverdrehung' involviert. Es gibt 'gute und schlechte Inversionen' - aber beim Schreiben gibt es für mich ausschließlich 'gute' oder keine. Meine Umstellung hat auch zur Wirkung, dass das 'Zart' hervorgehoben wird. Genau das ist schließlich auch der 'Zweck der Übung', dazu sollen ja Inversionen 'dienen'.)

 

Es wäre zwar möglich, mit einem Komma 'nachzuhelfen':

 

Wind, der du stürmst, so wild!

 

Aber hier ein weiteres 'Problem': Ich würde mich so nicht ausdrücken, das ist nicht 'mein Stil', es ist nicht 'meine Sprache'. (Das ist übrigens der Hauptgrund, warum ich mich persönlich immer auf 'Knopflochchirurgie' beschränke; mich allenfalls, sehr vorsichtig und behutsam, mit Kleinigkeiten befasse oder oft auch nur die Rechtschreibungs- / Interpunktionskorrektur anbiete; damit ich nicht 'mich und meinen Schreibstil' in das Gedicht eines/einer Anderen '(ein)mische'. 'Mikrochirurgie', gewissermaßen. Denn ich glaube wirklich daran, dass nur zu leicht 'zu viele Köche den Brei verderben'. Nicht in formaler Hinsicht, nein. Aber in inhaltlicher kann das nur zu leicht leider die Folge sein. Und ein Gedicht, das in 'mehreren Stilen' gehalten ist - du verstehst sicher, was ich damit sagen möchte.)

 

Und wenn du meine beiden letzten Beiträge in ferdis Faden 'Die Antiken-Werkstatt' liest, dann wirst du bemerken, dass ich nicht selten 'Zwischentöne' wahrnehme - und ich verwende sie auch ganz bewusst. So wie hier im Fall des von dir erwähnten 'viel'. Ich wollte etwas mehr 'Gewicht' auf 'viel'. Denn es besteht ein großer Unterschied zwischen 'viel zu wild' und 'ein bisschen zu wild'.

 

Ich möchte noch etwas hinzufügen. Generell bin ich immer sehr auf klangliche Aspekte aus. Sie sind ein wichtiger - und für mich auch unverzichtbarer - Bestandteil meiner 'Schreibe'. Wenn ich also deinem Vorschlag nachkäme, dann fiele Folgendes weg, das ich dir hier einmal aufzeigen möchte, indem ich farbig markiere:

 

Am 10.2.2022 um 19:36 schrieb Anonyma:

Wind! Du wehst viel zu wild! Bedenke: Zart ist die Knospe.
Knicke sie nicht vor der Zeit. Streichle sie, schau! Sie erblüht!

 

Alliterationen. Und die Reihenfolge von Z und K erfolgt im Pentameter 'andersherum'. Es freut mich, wenn es dir nicht auffiel - denn dann 'funktioniert' es. Wären sie dir (oder den anderen Kommentatoren) nämlich aufgefallen, wäre das für mich ein Zeichen dafür gewesen, dass ich eventuell 'des Guten zuviel' getan haben könnte. 

 

Am 10.2.2022 um 19:36 schrieb Anonyma:

Wind! Du wehst viel zu wild! Bedenke: Zart ist die Knospe.
Knicke sie nicht vor der Zeit. Streichle sie, schau! Sie erblüht!

 

Ich zeige in Sachen Konsonanten nur langes und kurzes 'i' sowie'ei' auf. 'a' - zu 'au'; u - zu 'ü'; 'o' - 'o'. Wenig dunkle Vokale, sparsam, aber reichlich helle Vokale - siehe auch den Vokal 'e'. Auch die Konsonanten 't' beispielsweise, treten sowohl im Hexameter 2x und im Pentameter  3x auf - 'wehst' - 'zart'; 'nicht' - 'Zeit' - 'erblüht'. Und auch 'Wind' endet mit einem weichen 'd', genau wie 'wild' - gehört ja auch zusammen; ebenso wie 'Bedenke-Knospe-knicke', die mit 'e' enden. ('ei' und 'au' sind Diphtonge; 'ü' ein Umlaut; 'ü' und 'ei' sind ebenfalls hell.) Das wurde übrigens auch angenommen - denn ich wollte einen 'positiven, hellen Grundton' haben - wie Ostseemoewe es ausdrückte, in ihrem Kommentar: Kein 'Verteufeln', sondern ein 'Aufzeigen'.)

 

Da stecken sehr viel Herzblut, Liebe, Zeit und Arbeit drin, liebe Miserabelle, um es genau so hinzubekommen, wie es ist. 

 

Am 11.2.2022 um 14:07 schrieb Miserabelle:

Ein weiteres Problem sehe ich in der Interpretation jungerMann/ junge Frau.  Warum sollte der Wind nur anfangs aufmerksam sein und später  erst die Blume brechen dürfen?

 

Es geht ja auch nicht darum, die Knospe der Blume zu 'brechen' - im Epigramm steht 'knicken'. Das steht in erster Linie da, weil 'Knicken' der richtige Begriff ist und nur in zweiter Linie für die Alliteration. 

 

Im Gedicht geht es um den Frühling. Und es geht um das 'erste Mal'. Ein junger Mann - der ist oft noch sehr 'wild', ihm fehlt noch die Erfahrung und damit die Kontrolle, ganz besonders in sexueller Hinsicht. Die Knospe steht für die junge Frau - noch nicht erblüht, also noch Jungfrau, eine 'ungeöffnete Knospe'. 

Das 'erste Mal' kann leider für manche junge Frau alles andere als ein schönes Erlebnis sein - wenn er so unerfahren ist wie sie und viel zu 'stürmisch zur Sache geht'. Das kann sogar zu Verletzungen führen, sogar zu Dammrissen, zu Blutungen. Und wenn eine junge Frau bei ihrem ersten Mal so eine Erfahrung macht, dann ist sie 'geknickt' - dann erblüht ihre Sexualität vielleicht, mit Glück, später doch noch, aber unter Umständen vielleicht auch nie. Je nachdem, wie schlimm oder sogar traumatisch das Erlebnis für sie war.

 

Deshalb auch die Aufforderung, die Zartheit der Knospe zu bedenken. So manche Frau kann in ihrem Leben irgendwann eine unschöne Erfahrung machen - schließlich kann man einem Mann ja seine 'Befähigung' nicht ansehen. Sicher nicht alle Frauen, glücklicherweise, aber es bleibt nicht aus, denn es sind nun mal auch Männer 'da draußen', die von Sex und dem weiblichen Körper so viel Ahnung haben wie von Quantenphysik - und zwar unabhängig vom Alter. Wenn aber eine Frau ein wirklich schönes, erstes Mal erlebte und auch danach gute Erfahrungen gemacht hat, wird sie auch ein 'Debakel' ggf. ganz anders 'wegstecken können' als eine Jungfrau beim ersten Mal. (Wichtig: Vergewaltigung ist ein anderes Thema! Darum geht es hier nicht.)

 

Ich denke, es gab da ein kleines Missverständnis, das ich jetzt hoffentlich mit meinen Erläuterungen ausräumen konnte. :smile:

 

Auf jeden Fall möchte ich dir noch einmal danke sagen - für das Mitteilen deiner Gedanken, für deine Zeit und für deinen konstruktiven Kommentar!

 

LG,

 

Anonyma

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Hallo Anonyma,

 

dankeschön für dein Ausführungen, die mir zeigen, welche gedanklichen Fäden deine Verse zusammenhalten.

 

 

Was den symbolischen Resonanzraum betrifft, kann ich zwar deinen Ausführungen

folgen, halte aber das gewählte Bild nach wie vor für nicht passend, auch wenn du das "knicken" gegenüber dem "brechen" hervorhebst. Das betrifft aber nur die Art und Weise, wie ich das Bild wahrnehme und deshalb würde ich (siehe oben) da anders vorgehen. Für die anderen scheint das Bild ja stimmig zu sein.

 

Lg,

Mi

 

 

 

 

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Liebe Miserabelle,

 

vielen Dank, dass du dich noch einmal gemeldet hast. :smile:

 

vor 7 Stunden schrieb Miserabelle:

Was den symbolischen Resonanzraum betrifft, kann ich zwar deinen Ausführungen

folgen, halte aber das gewählte Bild nach wie vor für nicht passend, auch wenn du das "knicken" gegenüber dem "brechen" hervorhebst. Das betrifft aber nur die Art und Weise, wie ich das Bild wahrnehme und deshalb würde ich (siehe oben) da anders vorgehen. Für die anderen scheint das Bild ja stimmig zu sein.

 

Ja - meine Wahrnehmung und deine Wahrnehmung ... ich werde mich gleich im Anschluss mit ferdis Kommentar befassen. Es ist schon ein wenig Zeit vergangen, aber er schrieb mir einmal in einem seiner Fäden bzw. er stellte mir dort die Frage, ob es sein könne, dass ich die Versbewegung irgendwie 'verkehrtherum wahrnehme'. Und du nimmst hier offenbar ein anderes Bild als ich wahr ... hm. So allmählich stelle ich mir die Frage, ob ich nicht doch in Erwägung ziehen sollte, die antiken Versmaße anderen, die damit offensichtlich nicht diese Probleme haben, zu überlassen und es nicht besser wäre, mich aus diesem 'Bereich' zurückzuziehen?

 

Mittlerweile halte ich es für gut möglich, wenn nicht wahrscheinlich, dass antike Versmaße einfach 'nicht meine' sind - und ich zweifle allmählich wirklich daran, ob es Sinn macht, mich noch weiter damit zu befassen, denn alle Anstrengungen meinerseits scheinen irgendwie - vergeblich zu sein ...

 

Ich wünsche dir auf jeden Fall noch einen schönen Sonntag! :classic_happy:

 

LG,

 

Anonyma

 

 

_______________________________________________________________

 

Danke, lieber ferdi,

 

dass du dir die Zeit für deinen Kommentar genommen hast. :smile:

 

vor 2 Stunden schrieb ferdi:

Ich denke wie Miserabelle, das "viel" ist ein kleines Sorgenkind im Text; was vielleicht noch auffälliger wird dadurch, dass du es eigentlich gar nicht brauchst – für mich jedenfalls ist zwischen " zu wild" und "viel zu wild" kein Unterschied, der für dein Distichon von Bedeutung wäre.

 

Für mich ist es von Bedeutung - was soll ich sagen? Offenbar stehe ich mit dieser Empfindung alleine da ...

 

vor 2 Stunden schrieb ferdi:

Zum Lautlichen: Das ist gerade beim Distichon ein wichtiger Bestandteil. Man muss aber aufpassen, dass die Aufmerksamkeit nicht von der Versbewegung, die ja den Versraum konstituiert, weg auf die Klangwirkungen gezogen wird; dann zerfällt das Distichon in eine Art eigenrhythmischen Text?! Von daher sind mir die drei "w" am Anfang eigentlich schon zu mächtig.

 

Die Versbewegung. Ich glaube, ich bin irgendwie 'falsch gepolt' in dieser Hinsicht. ferdi, ich gebe mir damit solche Mühe - aber ich kann meine Wahrnehmung nicht ändern, weder in Hinsicht auf die Versbewegung noch in Hinsicht auf meine Wahrnehmung 'der Welt', 'von allem'. Und allmählich komme ich an die Grenze der Verzweiflung damit. Mir sind die drei 'w' nicht zu mächtig ... für mich verleihen sie etwas klangliche Harmonie, die die Aussage 'weicher macht' und damit 'mit' dafür sorgt, dass ich beim Vortragen einen 'weicheren Tonfall' anschlage ...

 

vor 2 Stunden schrieb ferdi:

Auch: Die Klangwirkung der Senkungssilben ist ziemlich klein – das ist oft eher eine "Augenwirkung", erst recht, wenn es dann noch Artikel sind oder Vorsilben.

 

Laute Töne, leise Töne - und Zwischentöne. Hat es wirklich Zweck, wenn ich mit weiter mit den antiken Versmaßen befasse? Ich fühle mich allmählich wie Robinson - alleine auf meiner 'Klang'-Insel ...

 

vor 2 Stunden schrieb ferdi:

Schließlich: Es lohnt sich, denkt man über derlei nach, die Versbewegung und den Klang zu verbinden, meint, die Abfolge der Laute für die Bewegung des Verses nutzbar zu machen. Also hier etwa:

 

Wind, du wehst zu gewaltsam! Bedenke: Zart ist die Knospe.

 

Gewaltsam ist mir - zu gewaltsam ...

 

vor 2 Stunden schrieb ferdi:

Hm. Jeder hört und fühlt Klang anders – aber ich fände es angenehm, zwischen den Gegensätzen "Wind" und "Knospe", die den Vers beginnen und schließen, zwischen "hell" und "dunkel" einen vergleichsweise ausgeglichenen Vokalklang zu haben. Darüber hinaus ist da auch eine "Nach-vorne-Bewegung", nicht zuletzt, weil das "gewaltsam" das "w" noch einmal aufnimmt, während später dann das "Zart" wiederum das "a" aufnimmt. Hm. Hm. Wird jetzt vielleicht nicht so ganz deutlich, weil ich den Vers ja nur verändere, statt ihn gleich daraufhin anzulegen, aber vielleicht ist ja doch ahnbar, was ich meine? Als letztes wäre noch zu nennen, dass der Vers so in seinen Hälften eine fallende Bewegung wiederholt, aber eben "einen Ton tiefer", was die Entwicklung auch betont: "i-e-a", "e-a-o". Na, soweit, als Verdeutlichung, wie sich meiner Erfahrung nach Vers und Klang verbinden lassen.

 

Doch, ich ahne bzw. nein, ich verstehe, was du meinst und mir erklären möchtest. Das ist ja auch nicht mein Problem damit. Und besonders gut kann ich dir folgen, wenn du hier von 'fallender Bewegung' sprichst, die einen 'Ton tiefer wiederholt'. Vers und Klang verbinden, ja ...

 

vor 2 Stunden schrieb ferdi:

Als letztes noch ein in der Bildlichkeit verwandtes Epigramm, das ich eben bei Gebauer gelesen habe. Schade, dass wir heute "Nord" für den rauen, "West" für den sanften Wind nicht mehr wirklich sagen; das sparte viel Adjektivlast im Vers!

 

 

Die Blume und der West

 

Die Blume

Küsse mich immer, o West, bald welkt ja der duftige Mund mir,

Und der bezaubernde Reiz sinkt in die Erde hinab.

 

Der West

Wenige Monde durchschwärm' ich die Flur, so fesselt der Herbst mich,

Doch wenn der Frühling erscheint, spiel' ich von neuem mit dir.

 

Wenn etwas wirklich gut passt, zu Inhalt und Sprachduktus, dann lasse ich mich von der Verwendung 'alter Wörter' nicht abhalten; ob etwas heute 'nicht mehr so gesagt wird/ ein Wort nicht mehr verwendet wird', das spielt für mich in der Hinsicht keine Rolle. Dann bin ich 'frech' genug, mir zu nehmen, was ich brauche bzw., was das Gedicht braucht. :wink:

 

Lieber ferdi, ich dir wirklich herzlich für deinen Kommentar. :classic_happy:

 

Aber so allmählich möchte ich doch das Handtuch werfen, denn ich glaube immer mehr, dass antike Versmaße zwar auf ihre Art schön sind; interessant finde ich sie ohnehin, oft auch spannend, durch ihre 'Andersartigkeit'. Aber: Ich bin anders, sie sind anders - und ich glaube zunehmend, dass sich das nicht miteinander verträgt ... ja, das bedauere ich, aber andererseits bin ich auch Realistin. Dann kann ich nicht umhin, mich selbst zu fragen, ob ich meine Zeit und meine Energie nicht doch auf Bereiche beschränken sollte, mit denen ich mich 'vertrage'? Ich frage mich wirklich, ob es noch einen Sinn hat. Leider, aber - wenn es so ist, dann ist es so. Und Bedauern ändert daran ja auch nichts.

 

LG,

 

Anonyma

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