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Einzig wie zwei azurne Engel - Kapitel III


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Einzig wie zwei azurne Engel

III

 

In weiter Ferne schlugen Glocken,

der Regen fiel sanft wie Flocken,

so setze ich mich in den Wintergarten,

um den Morgen abzuwarten.

 

Mein Blick fiel auf die trüben Scheiben,

im Winde regten sich die Eiben,

die Dunkelheit glich einer Klinge,

es spiegelten sich meine Augenringe.

 

Draußen, da, da tropfte Regen,

ich wollte mich neben Fuchsien legen,

ich saß durch’s Fenster Bucht und Rain,

ich hatte Angst, ich war allein.

 

Plötzlich erleuchtete das Licht,

ich blickt‘ mich um, sah ein Gesicht,

ich konnte die Lage wohl nicht schätzen,

im Gesichte lag ein Entsetzen.

 

Es war Levena, die still schritt

und das nahm mich einfach mit,

ihr Haar klebte an den Wangen,

ihre Augen waren mit Tränen verhangen.

 

Sie einen Bademantel trug

den sie um ihren dürren Körper schlug,

dieser hatte rote Flecken

und diese wollte sie verstecken.

 

Levena: Ich saß da, hörte die Regenrinne,

das Säuseln betäubte meine Sinne,

ich wollte dann einfach nicht mehr sitzen,

also begann ich mich zu ritzen.

 

Wir sind zerbrochen, wie zwei Karaffen,

sitzen wach und könn‘ nicht schlafen,

das Leben hat einfach kein Wert,

denn alles, was ich mache, ist bloß verkehrt.

 

Depressionen sind eine Symbiose,

ich fühle mich im Leben lose,

ach, alles gut, ich halt’s schon aus,

weil ich bin bald aus dem Leben raus.

 

Es ist gelogen, ich liebe das Leben,

ich bin müde, tagein tagaus das stille Streben,

ich kann nicht mehr, ich mach‘ den Schritt,

lieber Gott, nimm‘ mich mit!

 

Ich wusste nicht, war das letzlich,

doch diese Worte prasselten verletzlich,

Levena strich sich durch die Haare,

ich war gefangen in der Starre.

 

Ich: Depressionen sind wie Metastasen,

sie betäuben einen wie Extasen,

ich will dir helfen, teil‘ mir deine Fehden,

ich will mit dir einfach nur noch reden!

 

Ich habe Angst um dich, das ist so wahr,

du hast Bedenken, das ist klar,

ich weiß, du bist des Lebens flüchtig,

mir fiel auf, du bist auch magersüchtig.

 

Das zu sagen, ist dein Hass,

ich weiß nicht mehr, wann du mit uns am Tische saß,

du verlierest so langsam den Halt,

man sieht dir an, dir ist so kalt.

 

Die Symptome sind ein Todeszeichen,

ich spüre wohl das Ende schleichen,

der Tod küsst dich mit seinem Munde

und du stirbst dann leider im Grunde.

 

Uns hält zusammen, eine gebrächliche Liebe,

es tut mir leid, wenn ich Filme schiebe,

unsere Geschwisterheit liegt aus Eis,

so stirbst du, so zahl‘ ich den Preis.

 

Levena: Du weißt nichts, ich dir nicht traue,

auch wenn ich dir in die Augen schaue,

weiß ich bloß, das sind nur Lügen,

um mir noch mehr Schnerzen zuzufügen!

 

Ich: Du zitterst, du kannst nicht schlafen,

du hungerst, du willst dich strafen,

ich kenne deine Symptome, die,

jetzt weiß ich, woher kam die Melancholie.

 

Levena: Die Gedanken kommen nicht davon,

hör‘ auf zu reden, in diesem Ton!

Du weißt nichts, das auch so bleibt,

weil meine Seele in Sorgen treibt.

 

Ich: Ich will dir einfach Hilfe leisten,

denn du brauchst diese wohl am meisten,

ich lüge nicht, ich will dich schützen,

das wird nur dir am besten nützen.

 

Levena: Nein, hör‘ auf! Hör‘ auf,

noch heute Abend geh‘ ich drauf,

das wird mein Fried‘ für immer mindern

und du kannst das nicht verhindern!

 

Ich: Levena, nein, tu‘ das nicht,

ich mein’s ernst, guck‘ in mein Gesicht,

mach’s nicht, ich dich flehe,

es zerbricht unsre Nähe!

 

Plötzlich zog sie raus ‘ne Messerklinge,

es war der Tod und dessen Schlinge,

sie setze diese an die Vene,

sodass ihr kamen still die Träne.

 

Ich zog die Klinge weg mit ganzer Kraft

und hielt am Ende dann den Schaft,

ich hatte Angst, vom schlechten Enden,

das Messer ragte in mein‘ Händen.

 

Sie umklammerte ein Glas mit der Hand

und war es dann zur Wand,

doch später hat sie mir erzählt,

sie hätte die Wand verfehlt.

 

Sie wusste nicht, ob sie sie träfe,

das Glas traf mich an der Schläfe,

bewusstlos fiel ich auf den Parkett,

ich wusste, ich handelte honett.

 

Ich sah sehr trüb‘ Levenas knien

und spürte dann ein starkes Ziehen,

sie suchte wohl nach Puls und Herze‘

und dann verschlang mich wohl die Schwärze.

 

Geschrieben in Bad Mitterndorf

 

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