Zum Inhalt springen

Ein Liebesgedichtroman - Teil I


Empfohlene Beiträge

Ein Liebesgedichtroman - Teil I

 

Die Wälder, sie schliefen, die schlichten Haine,

der See ruhte wohl vollkommen alleine,

es girrte ein Täubchen, es brach den Schweigen,

die Nacht, sie tanzte gesellig den Reigen.

 

Es war so, als ob sich die Bäume verneigen,

ein Hauch durchkam zwischen Kronen und Zweigen,

das war das, was das Täubchen vernahm,

so girrte es weiter, friedvoll und stramm;

– „Grażyna, Grażyna, Grażyna.“

 

Die Liebe, die floss, sie durfte nicht sehren,

die Liebe, die kam, sie musste gewähren,

denn es kam eine Zeit wohl still herbei,

die Zeit der Liebe – der erste Mai.

 

So stand Grażyna unter den Eichen,

sie wollte der Stunde nicht einfach entweichen,

so schwebte durch die Nachte ermüdetes Laube,

durchzogen von Kummer und an die Liebe der Glaube.

 

Das Täubchen erhob sich und flog in ein Strauche,

es begann erneut das sanfte Gehauche,

das glich‘, als ob es still sprach

und plötzlich verstummte das Liede danach.

 

– „Kommt ihr Verliebten, geht in den Schein,

kommt ihr Geliebten, die Freude wird’s sein“;

so stand das Mädchen, die Stunden, sie triebten,

auch sie wartete auf ihren Geliebten.

 

Das Mädchen, sie stand und traurig klagte,

da es inzwischen entsprechend schon tagte,

sie dachte, die Liebe verloren zwischen ihnen,

denn ihr Geliebter ist gar nicht erschienen.

 

Sie setzte sich ans Ufer zur einsamer Rast,

das Täubchen flog suchend vom Aste zum Ast

und girrte erneut, melodisch und schief,

sodass es so klang, als ob es rief;

– „Grażyna, Grażyna, Grażyna!“

 

Und endlich nach verzweifelter Suche,

fand es das Mädchen, bedeckt mit dem Tuche,

sie saß am Ufer auf einem Gesteine

und gedenkt ihrer Liebe und seine.

 

Sanft ruhig sich das Täubchen ihr nährte

und ihr dann mild die Wahrheit gewährte,

es trug ein Zettel am Fuß,

es war wie ein verzweifelter Gruß.

 

Das Mädchen erschrak, erblickte den Briefe,

sofort kam die Angst mit kargender Tiefe,

beim Lesen sie aber einfach wohl ringte

und seufzte, die Trauerbezwingte.

 

Jede Zeile, so schmerzlich, sie eisig still drang,

der Brief war verletzend, genau wie der Klang,

sie fühlte, wie sie sich im Zettel verirrte,

sodass das Täubchen das letzte Mal girrte;

– „Grażyna, Grażyna, Grażyna...“

 

Geschrieben in Berlin-Gropiusstadt (Neukölln)
14.09.2023

 

 

 

output.thumb.jpg.37a52ea518a886b4043c2bf90cdcedda.jpg

Dieses Bild wurde mit DeepAI erstellt

 

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

  • Antworten 0
  • Erstellt
  • Letzter Kommentar

aktivste Mitglieder in diesem Thema

Beliebte Tage

aktivste Mitglieder in diesem Thema

Gepostete Bilder

Du möchtest dich an der Unterhaltung beteiligen?

Du kannst direkt mit in die Diskussion einsteigen und einen Beitrag schreiben. Anschließend kannst du ein eigenes Autoren-Konto erstellen. Wenn du schon ein Autoren-Konto hast, Logge dich ein um mit deinem Konto an der Diskussion teilzunehmen.

Gast
Schreibe hier deinen Kommentar ...

×   Du hast formatierten Text eingefügt.   Formatierung wiederherstellen

  Nur 75 Emojis sind erlaubt.

×   Dein Link wurde automatisch eingebettet.   Einbetten rückgängig machen und als Link darstellen

×   Dein vorheriger Inhalt wurde wiederhergestellt.   Editor leeren

×   Du kannst Bilder nicht direkt einfügen. Lade Bilder hoch oder lade sie von einer URL.


×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Community-Regeln
Datenschutzerklärung
Nutzungsbedingungen
Wir haben Cookies auf deinem Gerät platziert, um die Bedienung dieser Website zu verbessern. Du kannst deine Cookie-Einstellungen anpassen, andernfalls gehen wir davon aus, dass du damit einverstanden bist.