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Paul Verlaine (1844 - 1896) ~ Behutsam


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"Nichts tut der Seele besser, als jemandem seine Traurigkeit abzunehmen."P.V.

 

Behutsam

 

Gieb deine Hand und komm, den Atem still gesenkt,

unter den Riesenbaum. Hier stirbt im Wipfelneigen

mit Seufzerlaut der Wind in dämmergrauen Zweigen,

die blasses Mondlicht sanft und zärtlich übersprengt.

 

Verträumt ruht da der Blick, der nicht ans Leben denkt

in trägem Schoss. Nun lass das Glück, das einst uns eigen,

und all die Liebe frei und ungehemmt entsteigen

gleich unserm Haar, um das sich Eulenschwirren drängt.

 

Und lass das Hoffen! Nur das düstre Sonnenscheiden

und dieses rätselschwere Schweigen lass uns beiden

in unsre herbverschlossnen stummen Seelen ein.

 

Im Frieden dieser Nacht verzagt der Worte Wille,

denn wie ein Gottesfrevel muss es schreckhaft sein,

erweckt man die Natur, die finster ruht und stille.

 

Paul Verlaine (1844 - 1896)

französischer Lyriker, hatte enge Verbindung zum Bohème-Milieu, vagabundierte mit A. Rimbaud 1871-73 durch Nordfrankreich, England und Belgien

Quelle: Zweig (Hg.), Gedichte von Paul Verlaine. Eine Anthologie der besten Übertragungen, hg. von Stefan Zweig, Berlin, Leipzig 1902. Übers. von Stefan Zweig


Music: Serge Pavkin
Bild/Rezitation: Uschi Rischanek

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