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Schmuddelkind

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Alle erstellten Inhalte von Schmuddelkind

  1. Cool, dass diese Ambivalenz bei dir ankam, lieber Severino. Vermutlich haben die meisten Witze einen ernsten bis traurigen Kern und die vollständige Unterwerfung des Individuums unter klaren Regeln mangels eigener Identität ist eben von außen teils belustigend, aber auch eine schwere Bürde für den Pedanten und diejenigen, die mit ihm zu tun haben (müssen). Nein, musste ich erst googeln, liebe Charlotte. Find ich recht lustig. Sollte ich vielleicht auch mal ausprobieren. LG
  2. Wow! Lieben Dank für die vielen positiven Reaktionen! Danke Elmar. In der Zwischenzeit habe ich noch ein ganz klein wenig weiter geschliffen, aber der ursprüngliche Stein ist noch erkennbar. Hoffe, da ist nicht arg viel für immer verloren gegangen, liebe Letreo. Ja, hoffnungsvoll, aber auch von Unsicherheit geprägt - vielleicht geht es letztendlich auch eher um Erwartungsoffenheit: Die Liebe annehmen, wenn sie einem begegnet und eben auch die Abfuhr ertragen, wenn es so kommt. Erzwingen kann man die Liebe ohnehin nicht. Das wäre ein innerer Widerspruch. Danke! Das freut mich sehr, anais. Ich bin auch erst vor ca. einem Jahr so richtig darauf gestoßen, lieber Carlos. Ich glaube, das war auch mein erster (vielleicht zweiter oder dritter) Pantun-Versuch. Ja, die Gedichtform hat etwas Magnetisches, wenn sie mit dem passenden Inhalt verknüpft wird. Besonders gerne schreibe ich Pantuns/Pantune/Pantuni (ich weiß immer noch nicht, was der korrekte Plural ist) über periodische Prozesse. Der Idee der Wiederholung und der immer wieder neuen Betrachtung sich wiederholender Ereignisse wird das Pantun wie keine andere Textform gerecht. Das kann mitunter auch fast hypnotisch wirken. Oh, das ist ja sehr schmeichelhaft. LG
  3. Lieber Carlos, ich würde es nicht "Liebe zur englischsprachigen Lyrik" nennen. Eigentlich mag ich deutschsprachige Gedichte viel lieber und ich halte auch die deutsche Sprache für recht poetisch. Aber generell bin ich eben ein Liebhaber der Lyrik und fremdsprachige Lyrik erweitert eben ungemein den Möglichkeitenschatz für literarische Betätigung und Lektüre. Mit jeder Sprache sieht man die Welt anders und in der Lyrik geht es mitunter auch darum, eine andere Welt oder die eigene Welt mit anderen Augen zu sehen. Wunderschön! Gerade in seiner Kürze so ausdrucksstark! LG
  4. Danke für dein Lob und das aufmerksame Lesen, lieber Berthold! Da ist allerdings Vieles anders. Die Ebawhcs verehren ja auch einen Gott der Sparsamkeit, der den anderen Namreg-Stämmen unbekannt ist und der einem Gläubigen gebietet, innezuhalten, ehe man der Versuchung erliegt, ein Götzenbild zu kaufen. Auch scheinen die Ebawhcs schon seit langer Zeit kein Interesse mehr zu haben, die göttlichen Spiele zu gewinnen. Aber da sitze ich als Anhänger von Nretualsresiak auf einem viel zu hohen Ross. Ich will auch sehr bitten. Auch in der Belustigung wollen wir den Ernst bewahren. Wo kämen wir denn sonst hin? LG
  5. In der Vorstellungswelt der Namreg spielen die Ahnen eine wichtige Rolle. Diese haben einst, so sagt man, große Schuld auf sich genommen, weswegen ihren Nachfahren Freude nicht gewährt werden soll. Dieser, an die Genealogie der Spartaner erinnernde Ursprungsglaube mag z.T. erklären, warum der Alltag der Namreg von Angst und Sicherheitsstreben geprägt ist. Meiner Erfahrung nach fragt ein Namreg, vor eine neue Situation gestellt, erst einmal nach den Gefahren und erst dann nach den Chancen. Auch ist so vielleicht verständlicher, was ansonsten sehr sonderbar erscheinen müsste: Das Konzept von Humor ist den Namreg fast völlig fremd - zumindest spontaner Humor oder Lachen aus Freude sind in dieser Gesellschaft verpöhnt und den Kindern wird das laute Lachen meist untersagt. Allerdings kennen sie auch eine Rückzugsmöglichkeit von dieser Lebensstrenge. Einmal im Jahr (meist im Februar) findet das große Fest des Lachens statt, wozu die Menschen sich zur Ausgelassenheit und Freude vorbereiten und dies mit enormem Alkoholkonsum, bunten Verkleidungen und rituellen Tänzen unterstützen. Es mag befremdlich erscheinen, dass in dieser Kultur das Lachen geplant wird. Nachvollziehbar wird es vielleicht, wenn man bedenkt, dass bei den Namreg überhaupt sehr viel nach Plan verläuft. Jeder Tag ist in feste Einheiten unterteilt, denen bestimmte Tätigkeiten gewidmet sind. Davon abzuweichen, gilt bei den Namreg als maßlos. Das religiöse Leben der Namreg ist eng verbunden mit Ritualen und v.a. mit metallenen Götzenbildern. Viele Namreg arbeiten im Grunde hauptsächlich, um die teuren Götzenbilder anzuschaffen, die sie zuhause verehren. Daher gibt der Besitz solcher Götzen auch Aufschluss auf den sozialen Rang seines Besitzers. Sehr beliebt sind dabei metallene Tafeln von Enohp'i, dem Gott der Verständigung. Er besitzt ein großes Auge, dessen Leuchten hypnotische Wirkung zugesprochen wird. Die meisten Namreg besitzen auch eine große Statue von Otua, dem Gott der nahen Reise. Denn in der Alltagswelt der Namreg nimmt die Reise einen wichtigen Platz ein. Die meisten Namreg, die ich kennenlernte, wähnen sich immer auf dem Weg, scheinen nie angekommen zu sein. Immerzu wollen sie irgendwohin - Hauptsache nicht dort, wo man gerade ist. Selbst in ihrer Freizeit unternehmen sie gerne Reisen, um sich von ihrer strengen Erfahrungswelt zu distanzieren. Daher ist es kaum verwunderlich, dass es auch einen Gott der fernen Reise gibt - Guezgulf. Nur die besonders Reichen können sich eine Guezgulf-Statue leisten. Doch ihm sind in Trufknarf riesige Hallen gewidmet, zu denen jedes Jahr tausende Menschen wegen der großen Prozessionen pilgern. Vor dem Durchschreiten der heiligen Tore muss man all seinen Schmuck und seine Habseligkeiten in einen Korb legen. Es handelt sich hierbei um eine symbolische Opfergabe, da man diese Gegenstände hinter den Toren wiederbekommt. Dennoch wird der Ritus mit Strenge bewacht. Wer dagegen verstößt, wird unter den verächtlichen Augen der anderen Gläubigen wieder durch das Tor zurückgeschickt, wo er eine zweite Chance erhält, sich symbolisch von dem zu trennen, was ihn an das Hier bindet. Ein weiteres wichtiges Ereignis im religiösen Leben der Namreg sind die göttlichen Spiele, die jede Woche stattfinden. Die auserwählten Krieger zweier Städte kämpfen unter den Augen ekstatischer Gläubiger um ein Stück Schweinehaut. Die Stadt, die die Haut am Ende mit nach Hause nimmt, gilt als von den Göttern und Ahnen mit Gnade versehen und darf sich zwei Tage lang freuen. In einer Gesellschaft, in der Freude ansonsten so ein beschämendes Gefühl ist, ist eine solche Schlacht daher ein wichtiges Ereignis und der Sieg wird mit Kriegsliedern und spirituellen Mantren herbeigerufen. Auch werden Symbole der eigenen Stadt nach oben gehalten, Symbole der anderen Stadt verbrannt, die Wappentiere anderer Städte oft sogar aufgespießt. Es ist eine hasserfüllte Atmosphäre einer Gesellschaft, die sich das Recht auf selbst verwehrte Freude zu erstreiten gewillt ist. Die siegreichen Krieger werden verehrt, an ihre Namen und Taten noch Jahrzehnte später erinnert. In der Sozialstruktur ihrer Gemeinschaft sind sie so wichtig, dass sie nie wieder arbeiten müssen und von der Gemeinschaft mit allen erdenklichen Luxusgütern und Annehmlichkeiten versorgt werden. Die Krieger, die den Kampf verloren haben, werden jedoch von den Bürgern ihrer Stadt beschimpft und bespuckt.
  6. Liebe sofakatze, danke, dass du meine versehentlichen Weisheiten würdigst, ohne dem Humor seine Schwärze zu nehmen! Ich schätze, Katzen wissen besser als Menschen, wie schmerzhaft Liebe sein kann. Aber cool, dass du meine Witze mit Humor nimmst! Hast du je an der Überlegenheit der Bakterien gezweifelt? Aber im Ernst: Man kann bei allen Lebensformen eine bewundernswerte Eigenschaft finden. Manchmal wäre ich gerne ein Baum, würde sehr entschleunigt und gedankenlos leben. Bakterien sind faszinierend, weil sie oft recht genügsam sind; klar gibt es auch Bakterien, die ganz spezielle Bedingungen brauchen, aber ihre unkomplizierte Philosophie, was Fortpflanzung anbelangt, ist ziemlich beeindruckend, wenn auch nur sehr bedingt auf den Menschen anwendbar. Damit wird wohl die baldige Wiedereröffnung der Restaurants vorbereitet. Aber man muss wirklich aufpassen: In letzter Zeit beobachte ich viel Wildwechsel und habe schon einige Berichte von toten Rehen am Straßenrand gehört. Wow! Danke für deinen tiefen Blick hinter die Kulisse des Gedichts! Du hast recht: Das scheint tatsächlich die Aussage des Gedichts zu sein. Wie viele Menschen sehen Rentner im Park und denken sich nur: "Ach, schön! Der alte Mann kann sich so schön mit sich selbst beschäftigen." Nicht dass ich falsch verstanden werde: Dass ein Mensch, ob alt oder jung, Zeit mit sich selbst verbringt, rausgeht, dabei wohl auch zum Nachdenken und Empfinden angeregt wird, ist positiv. Aber Menschen brauchen eben auch soziale Wärme, wollen irgendwo eingebunden sein, sich mitteilen und zuhören. Das nimmt man bei jungen Menschen als selbstverständlich an. Aber bei älteren Menschen neigen viele dazu zu denken: "Wieso? Sein Leben ist doch eh bald gelaufen. Damit muss man sich jetzt auch nicht mehr belasten." Für manche gelten Senioren als gesellschaftlicher Abfall, der bald weg muss und mit dem man sich nicht mehr beschäftigen will. Dabei haben gerade ältere Menschen oft so Manches zu erzählen, das ein junger Mensch gar nicht erzählen kann, weil er völlig unbrauchbar (oder nicht existent) war, als der ältere Mensch mitten im Leben stand. Umso schöner und wichtiger, wenn sich jüngere Leute für Berufe wie Altenbetreuer entscheiden! Nein, diese Weisheit wurde mir bisher leider vorenthalten. Und wie entstehen die Sofakatzen? Und die Meerschweinchen? Und die Lausbuben? LG
  7. Ah, verstehe. Nein, ich nehme es dir nicht übel. Konnte nur den Zusammenhang nicht herstellen, weil ich immer davon ausgegangen war, dass es hieß: "Ein Ring, sie zu knechten." Und ich nahm an, dass damit der Ehering gemeint sei. Jedenfalls verstehe ich es jetzt. Danke für das Kompliment. Hoffe nur, dass ich niemanden mit den Texten hypnotisiere.
  8. Schmuddelkind

    Zoologische Weisheiten

    I. Die Menschen, wie man hört, sie reißen ihren Partner auf, um ihn dann flachzulegen. Bei Katern ist nun der Verlauf gewöhnlich umgekehrt, des Widerhakens wegen. II. Gesegnet das Bakterium, das Herzschmerz ganz verneint, das wenn es einmal weilt im Liebestraum-Delirium sich nicht so kühn vereint, stattdessen einfach teilt! III. Ich sehe viele Rehe, noch eh ich an der Ampel stehe. Lebendig tollen sie bei rot. Bei grün sind sie schon tot. IV. Ein Rentner sagte zu der Ente: "Ich teile mit dir meine Rente. So viele Freunde sind schon tot. Doch du hast mich noch nicht vergessen." Da quakte sie aus voller Brust: "Auf Labern hab ich keine Lust. Jetzt gib schon her das olle Brot! Ich will doch nur in Ruhe essen."
  9. Schmuddelkind

    Zweiter Brief vom 2.5.2012

    Ich kann nicht schlafen und sie ebensowenig. Jetzt fahre ich los, sofort! In der Nacht ist die Reise ohnehin bequemer.
  10. Schmuddelkind

    Erster Brief vom 2.5.2012

    Liebe Babsi, mich hält hier nichts mehr. Ich fahre zu ihr! Morgen früh breche ich mit dem bisschen Geld, das ich zusammengespart habe nach Berlin auf und werde auf dem Weg zu ihr jeden Gedanken an den Weg zu ihr überwinden, bis ich bei ihr bin. Ein Drängen steigt in mir auf, das mich zu entschlosseneren Taten führt als ein bewusster Entschluss es vermag und du wirst mich für verrückt halten und mich verstehen. Ich weiß nicht, wann ich wieder komme, aber ich werde dir sicher bald schreiben.
  11. Du siehst mich wie aus Träumen an. Ein Blütenblatt sinkt taumelnd nieder. Mir dämmert deutungsfroh daran dein Lächeln unversehens wieder. Ein Blütenblatt sinkt taumelnd nieder, als zittere mit feinem Sinn dein Lächeln unversehens wieder sich einem leisen Seufzen hin. Als zittere mit feinem Sinn das Senken deiner Augenlider sich einem leisen Seufzen hin. Ein Blatt erbebt und gleitet nieder. Das Senken deiner Augenlider: Du siehst mich wie aus Träumen an. Ein Blatt erbebt und gleitet nieder. Mir dämmert deutungsfroh daran. (Aus dem Fundus)
  12. Schmuddelkind

    Gedanken eines Pedanten

    I Samstag, 18 Uhr ein Date vor dem Kino in der Bar. Bitte komme nicht zu spät! Sonst bin nämlich ich nicht da. Habe keine Lust auf warten und ich will auch kein Geschenk. Du bezahlst die Kinokarten; ich bezahle das Getränk.* Was dann zu besprechen ist: Arbeit, Zukunfstperspektiven und wie du im Haushalt bist. Keinesfalls, mit wem wir schliefen! Nach dem Kino: Date vorbei und verlängert wird nicht mehr, außer selbstverständlich bei Aussicht auf Geschlechtsverkehr. *Der Preis des Getränks darf den Preis der Kinokarte nicht überschreiten. Bei Zuwiderhandlung erfolgt sofortiger Date-Abbruch.
  13. Das wird wohl für immer ein Mysterium des Internets bleiben, schätze ich.
  14. Ist ja geil! Bei mir ist da eine Werbung eines Metallverarbeitungsunternehmens. Gerade heute, da ich drei Pfund Kupfer brauche. Woher wussten die?
  15. Schmuddelkind

    Speeddating

    Die Erste hat so gut wie nichts gesagt und schaute ständig recht verhuscht zur Seite. Nicht einen Blick hat sie zu mir gewagt. Da freute ich mich riesig auf die Zweite. Sie hat fast nur von ihrem Ex gesprochen, doch sagte sie, sie sei mit sich im Reinen. Nach Jahren hat er ihr das Herz gebrochen. Und unvermittelt fing sie an zu weinen. Die Dritte sprach, dass alle sie so hassen, die Nachbarn, ihre Eltern, die Kollegen. Sie bald und möglichst schmerzlos zu verlassen, das wäre jetzt bereits wohl zu erwägen. Man bat mich, meine "Favorites" zu notieren. Nun, wenn man so alleine ist, will man sich jedoch nicht zu wählerisch gerieren. Und daher kreuz ich alle Dreie an.
  16. Shakespeare ist ein paar Etagen zu hoch gegriffen, aber ich freue mich riesig, dass du meine Briefe so gerne liest und bin dir sehr dankbar ob deines Lobes.
  17. Danke, da bin ich sehr beruhigt, dass mein Protagonist in all den Wirren auch etwas Sinn für dich findet.
  18. Und wie kann ich jetzt noch bescheiden bleiben und mich zugleich bedanken? Trotzdem sage ich gerne "vielen Dank!", weil ich über dein Lob und die Tatsache, dass du die Briefe oft kommentierst, sehr dankbar bin, liebe Lena.
  19. Vielen Dank, dass ihr mich an euren Reaktionen teilhaben lasst! Kurze Gedichte sind mein liebstes Steckenpferd. Cool, dass es dir gefällt! Wow! Geniales Gedicht! Danke, dass du mich darauf aufmerksam machst. Die Gedanken im Konjunktiv sind natürlich eine Gemeinsamkeit mit meinem Gedicht. Dennoch ist es nicht selbstverständlich, dass du diese Querverbindung gesehen hast. Schön, dass du die Umkehrung thematisierst! Damals (2012) habe ich diese kontrafaktische Verneinung sehr gerne benutzt in Gedichten, weil sie das Verlorensein im Denken und Träumen verdeutlicht. Und ja, die Nähe entsteht natürlich dadurch, dass der reale Zustand als irrealer Zustand innerhalb einer hypothetischen Situation beschrieben wird. Zugleich verweist dies aber auch darauf, dass die Nähe nur erträumt und eben nicht wirklich ist, dass die Wirklichkeit nur erträglich ist, solange man vor ihr in die Träume flieht. Auch ein schöner Text! Wow, was ihr gerade an Lyrik ausgrabt, haut mich echt um! Vor allem finde ich interessant, dass hier die Situation genau im Vergleich zu meinem Gedicht auf den Kopf gestellt wird. Daher ist die zweite Strophe wirklich sehr berührend. Bin jedenfalls sehr froh, dass das Gedicht auch dir gefällt. Es gibt übrigens auch eine deutsche Version: Wärst du jetzt hier an meiner Brust, verlör ich keine Träne und kein Wort darüber, wie es wär, wärst du jetzt fort, als hätt ich davon nie gewusst. LG
  20. Vielen Dank für dein Lob, liebe Charlotte!
  21. Schmuddelkind

    28.4.2012

    Ach Babsi, ich kann keine fünf Minuten an einem Orte mehr bleiben. Unaufhörlich gehe ich in meiner Stube auf und ab, bis mir ein Gedanke einfällt, der es wert ist, aufgeschrieben zu werden; dann werde ich schnell unzufrieden und mache einen Spaziergang. Doch auch die Anmut der friedvollen Main-Promenade in Hanau ist mir nicht genug. Also suche ich das Idyll in meinem stillen Wald, jedoch selbst die Abgeschiedenheit, die ich dort finde verschafft mir keine Befriedigung mehr. So wandle ich hin und her, der Einbildung erliegen, in der Bewegung könne ich die Zeit abschütteln. Ach, Zeit! Was ist das bloß? Ich kann die Zeit nicht sehen, nicht berühren, habe keine Vorstellung davon, woraus sie sich zusammensetzt und dennoch hat sie meinen ganzen Körper in Gewalt, nimmt meinen Geist in Besitz. Und ich weiß: ich habe auf so manche Dinge länger schon gewartet, doch das ist eben das schlimme Spiel, das die Zeit mit uns treibt, dass etwas umso ferner wird, je mehr man sich danach sehnt. Während ich dir schreibe, weine ich und weiß nicht, ob aus Freude oder Bekümmerung. Mir ist, als sei mir etwas genommen, obgleich es immer mehr Teil meinerselbst wird und zugleich bin ich rasend vor Glückseligkeit! Verzeih! Wovon dies alles kommt, hätte ich beinahe vergessen, dir zu schreiben: gestern Abend, ich ging auf dem Feld in Richtung der Pferdekoppel, hatten wir ein langes Gespräch, in dem sie mir so oft und betroffen klagte, wie lange es noch sei, bis wir uns sehen und dass sie am liebsten sofort käme. Babsi, wie schwer es mir fiel, ihre Sehnsucht zu ertragen, die ich doch ebenso heftig erwidere, davon kannst du keine Vorstellung haben, da du die geringste sprachliche Annäherung an das Gefühl für eine maßlose Übertreibung hieltest.
  22. Schmuddelkind

    Tagesanbruch

    Der Nebel hebt sich fast wie ein Gedicht am Morgen über diesem See empor. Und kaum getraut sich schon das erste Licht, da strahlt der Wald dort drüben mir hervor. Und da mein Auge ruht, mein Atem dankt, die Wolken ihre liebsten Stücke handeln, beginnt die Seele in mir schlafzuwandeln, bis sie nach langem Traum zu dir gelangt. (Aus dem Fundus)
  23. Das mag vielleicht für die meisten gelten, aber definitiv nicht für alle, für mich insbesondere nicht. In der Regel bin ich sowieso immer die Ausnahme. Ich jedenfalls finde das Künstliche schon an sich weniger schön, weil es künstlich ist, weil es eher darstellt und nicht so sehr "ist" - das gilt nicht nur für Menschen, sondern bezieht sich auf fast alles. Moderne Gebäude wirken auf mich hochgradig künstlich und ich finde sie nicht schön, während ich natürliche Landschaften sehr mag. Auch in der Musik kann ich als grobe Faustregel sagen: Je weniger Computer-Technologie dahinter steckt, umso schöner ist der Klang (wobei da natürlich noch andere Faktoren reinspielen, bei Menschen natürlich auch).
  24. "Uns Männer" gibt es nicht. Jeder Mensch ist unterschiedlich. Schönheit ist in erster Linie eine Frage der Haltung. Ein Lächeln ist schön, Augen, die vor Freude strahlen, ein überraschter Blick, fokussiertes Nachdenken, ein schelmisches Grinsen, selbstbewusstes Gestikulieren, den Geliebten zu zwicken, wenn er etwas vorgeblich Freches gesagt hat - darin zeigt sich Schönheit, die keine Schminke simulieren kann.
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