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Schmuddelkind

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Alle erstellten Inhalte von Schmuddelkind

  1. Ihr Lieben, mit fast einmonatiger Verspätung komme ich endlich dazu, mich für eure Kommentare und Interpretationen zu bedanken. Vielen Dank, liebe Carry! Das ist eine mir sehr sympathische Interpretation, liebe Anonyma, denn darin steckt die Tragik, dass der Träumer, dem Traum nachhängend, das mit der Ablehnung verbundene Leid in ganzer Intensität spürt, was möglicherweise genau der Grund für die Ablehnung sein könnte. Ich selbst hatte es eher so gelesen, dass das LI der machtlose Dritte in einer Dreiecksbeziehung ist, aber auch ein solcher ist ja oft ein Träumer. Jedenfalls ist der Widerstreit zwischen Träumerei und harter Realität hier definitiv ein Grundthema. Nach meiner Lesart teilt das LI mit dem LD den Traum der geteilten Zweisamkeit, aber die Träume scheinen nicht zu genügen und das Gegenüber entscheidet sich vermutlich für die vermeintliche Sicherheit im Gewohnten. Aber vielen Dank, dass du das Gedicht aus deiner Perspektive erklärt und dabei so tief beleuchtet hast. Deine Gedanken zum Text finde ich, wie so oft, sehr lehrreich. Wenn ich mich recht entsinne, habe ich auch die zweite Strophe zuerst geschrieben. Besonders interessant wäre dann in dieser Deutung die Verwendung des Possessivpronomens "unser" - hier zeigt sich, wie sehr das LI der gemeinsamen Vergangenheit verhaftet ist. Danke! Ja, dieser Moment, in dem nach den alltäglichen Ablenkungen die Stille einsetzt, kann unglaublich intensiv sein und erscheint mir von einer Melancholie begleitet zu werden, die es nur in diesem Zusammenhang gibt. Für viele Menschen ist diese Situation unerträglich und sie suchen sich Ablenkung oder Gesellschaft, obwohl es wohl wichtig wäre, die Stille aufzusuchen und zu sich selbst zu finden. Ja, da wird wohl viel in diese Richtung angedeutet, aber nichts wird vorweggenommen. Vermutlich können viele ihre eigene Geschichte irgendwie darin wiederfinden. Mir scheint es auch ein wenig so, als wäre das LI dem LD zu verträumt. Im Grunde ist die dritte Person in dem Gedicht der Sieger, weil ihm der Zugang zu den Träumen des LD fehlt. Er handelt, sieht dabei zwar nicht das LD, bietet ihm aber Sicherheit durch seine Aktivität. So in etwa lese ich es. Ich mag meine Gedichte (und die anderer) v.a. dann, wenn sie sehr subjektiv sind, wenn es keine klare Wahrheit gibt, sondern nur eine Sichtweise. Als Leser kann man sich dann ganz in diese Sichtweise fallen lassen oder sich herauswinden, indem man die Interessenslage des LI durchleuchtet und wie dies die Wahrnehmung des LI prägt. Stimmt. Das passt wirklich gut in die Deutung. Bemerkenswert, dass du auf diese kleinen Details achtest! Wow! Danke! Das hätte ich besser nicht erklären können. Ja, auch hier wieder zeigt sich der Hang des Gedichts, die subjektive Wahrnehmung des LI zu objektivieren. Finde ich gerade richtig klasse, wie du aus dieser Sentimentalität eine extern belastbare Sichtweise herausarbeitest. Ja, da scheint dann alles zusammenzuprallen: Die enorme Subjektivität mit den unveränderlichen äußeren Notwendigkeiten, die Träumerei mit der Realität. Die Freude ist ganz meinerseits. Wieder einmal hast du meinen Text mit deiner tiefsinnigen Betrachtung bereichert. Danke! LG
  2. Schmuddelkind

    Augenblicke

    Du batest mich mit Blicken, dich zu küssen. Was wenn wer davon erfährt? Der Augenblick wird wohl vergehen müssen, gleich, wie sehr er sich auch wehrt. Wir schauten beide in den sternverschneiten Himmel unsrer stillen Träume und tauschten unversehens Heimlichkeiten in dem Schutz der Tannenbäume. Wir hielten, dass uns nicht die Tränen kamen, Abschied, flüchtig wie der Wind. Wie lange dürfen Freunde sich umarmen, eh sie mehr als Freunde sind?
  3. Schmuddelkind

    28.3.2012

    Nun Babsi, ich versuche mich, so gut ich kann, abzulenken. Doch jede Naturschönheit offenbart, wie wenig ich von der wahren Schönheit der Welt sehen kann, wie unvollständig ich ohne ihre Anteilnahme bin. In allen Dingen fehlt sie und dies ist alles, was ich sehe. Jede Handlung, durch die ich mich ausdrücke, drückt zugleich aus, wie sehr ich sie vermisse. Wie gerne würde ich wieder ihrer Stimme lauschen! Ich sehe ein, dass ich es mir nicht gestatten kann. Doch diese Einsicht verschlimmert nur meine Sehnsucht.
  4. Schmuddelkind

    25.3.2012

    Liebe Babsi, heute träumte ich von meiner Verdandi: Die Luft hatte sich durch die vorangegangenen Gewitternächte abgekühlt und leichter Nieselregen kitzelte auf der Haut, als wir durch das hüfthohe Gras gingen, von dem wir mit den Handflächen Tropfen pflückten. Die Bäume meidend, die hin und wieder ihr nasses Haupt schüttelten, wussten wir in dem grünen Meer bald nicht, was unser Weg war. Doch noch tiefer war ich verloren im andächtigen Anblick ihres zarten, hellen Gesichts, in welchem sich eine dunkle Strähne verfangen hatte. Sie blickte freudig nach vorn und hatte keine Regung, die Strähne aus den Augen zu streifen und spätestens da überkam mich die Bewunderung für die Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit, mit der sie alle Seins-Umstände annahm. Jede ihrer weichen Bewegungen, jeder feine Gesichtszug, jedes Wort drückte eine wundervolle Erhabenheit über die Zukunft aus. Als wir an einem See ankamen, ach, wie klar spiegelte sich der Wald darin, der das Gewässer zur Hälfte umschloss und zugleich auf einer Halbinsel von ihm umschlossen war! Da wurde der Regen mit einem Mal heftig und ich entfernte mich ein paar Schritte vom Ufer, um mich unter eine Eiche zu stellen. Indes zog sie ihre Kleidung aus, legte sie auf einen Felsen und sah mich an aus Augen, die so eindringlich eine Antwort einforderten, wie sie zärtlich fragten. Ich wusste nicht, ob ich mehr über die Handlung an sich verblüfft war oder über die Schönheit, die sie enthüllte. Ach, wie der Regen sanft ihre Brust hinab perlte! "Du willst doch da nicht wirklich hinein!?" rief ich ihr zu. "Wieso nicht? Im Wasser regnet es nicht." Ich zögerte einen Moment und rief: "Da hast du wohl recht" und erst jetzt begann ich mich darüber zu wundern, dass ich noch immer so weit von ihr weg war, um rufen zu müssen. So nah wollte ich ihr sein, ihr zu zuflüstern und folgte ihr in den See. Dann wachte ich auf und ihre einladende Nähe wich der unendlichen Ferne. Ich ersehne Vergessen, erstrebe das Nichts und senke meine Lider... in ihren suchenden Blick. Ach, in jeder Erinnerung, in jedem Traum, jedem Bild, das mir aus der Fantasie in die Sinne schimmert, finde ich nur sie und Traum und Wirklichkeit trachten einander nach dem Tode.
  5. Schmuddelkind

    22.3.2012

    Ach Babsi, ich leide an der Schönheit der Welt. Ich höre Kinder lachen wie des Frühlings Atem, wie ein Jetzt, dem das Nachher weicht. Und ich gehe zum Fenster und sehe den friedvollsten Sonnenschein und die Bäume voller Zuversicht sprießen. Dies alles ist mir zum Spotte zugedacht. Ich leide an allem, was gut ist, schwärzte die Blumen und schüfe ewige Nacht, wenn mir im Augenblicke, da ich mich nicht mehr in der Welt erkenne, solche Macht zuteil würde. Dennoch gehe ich hinaus, neige mich nach dem Frühling hin, spüre die Wärme mir durch jede einzelne Pore strömen. Ganz ergreift die Harmonie der Natur Besitz von meinen Sinnen - die Wiese am Hang wird von derselben Sonne in saftigem Grün widergegeben, die die Blümlein am Wegesrand zum Blühen anregt und das Große und Weite findet sich im Kleinen und Nahen wieder - und keinen Anteil habe ich daran. Ganz und gar nichtig bin ich schon, doch nichts kann mir genügen. Vor Verwirrung vergehe ich und verlange nach mehr. Aus einem Blick wird ein Spaziergang. Aus einem Spaziergang wird eine Wanderung. Aus einer Wanderung wird eine Odyssee. Ganz gleich wie weit ich gehe - nie komme ich an.
  6. Schmuddelkind

    20.3.2012

    Liebe Babsi, ihre Freundschaft ist das Wertvollste, das mir noch geblieben ist. Also gebe ich vor, dass ich mein Begehren hinter mir gelassen habe, um dieser Freundschaft den Raum zu geben, den sie braucht. So finde ich mich wieder in der Tragik, dass ich ihr Scherze schreibe, während ich weine. Was ist das für eine Welt, in der ich leiden muss, um sie glücklich zu erleben? Doch wie leidvoll wäre die Welt ohne ihre Freude? Nur in dieser Selbstleugnung dämmert irgendwo in der Ferne etwas sinnhaft hervor. Es ist mir unmöglich, bei klarem Verstande ich selbst zu sein. Entweder bin ich vernünftig oder die Welt ist es, keinesfalls beides.
  7. Schmuddelkind

    19.3.2012

    Liebe Babsi, es wäre anmaßend von der Welt Gerechtigkeit zu verlangen, doch ebenso anmaßend wäre es von einem Menschen zu verlangen, die Ungerechtigkeit hinzunehmen. Welchen Sinn soll das alles haben? Sie verstehen wie ich nur sie verstehen kann, wie nur ich sie verstehen kann, derart vertraut zu sein, und doch einsam bleiben! Zwischen all den bekritzelten Papieren stützt sich mein Ellbogen auf meinen Schreibtisch, mein Kopf in die Armbeuge eingesunken und mehr aus der Erinnerung als mit den Augen lese ich seit Stunden ihre Briefe, höre sie vielmehr mir vorlesen und versuche zu verstehen, welche Fehler ich gemacht haben muss, worin mein Hochmut gründete. Doch wenn ich es nicht besser wüsste, wenn dies Briefe wären, zu denen ein Freund meinen Rat erfragte, so könnte ich ihm nur begründete Hoffnung aussprechen, denn so viel bedeutsame Zuneigung kann doch nicht einfach im Nichts versiegen.
  8. Schmuddelkind

    18.3.2012

    Liebe Babsi, vor einigen Tagen entdeckte ich die grünen Berge des Spessarts bei Gelnhausen für mich. Ganz war ich in der gewaltigen Erscheinung verloren, die ein Mensch nicht zu erträumen vermag und ich wollte nicht länger in ohnmächtiger Bewunderung verharren. Mit jedem Schritt, mit dem ich mich seiner würdig erwies, offenbarte der Berg mir eine neue Seite seiner Selbst, vertraute mir ein Geheimnis an. Mit jedem Schritt spürte ich mehr meines Körpers und ahnte, dass ich am Gipfel bei mir selbst ankommen würde. Als ich über die letzte Anhöhe stieg und der Boden sogleich dem Himmel wich, stand ich mit offenem Munde da, ungläubig, wie klein alles ist, wie klein ich gewesen. Die unbeherrschte Weite stand mir offen und entzog sich doch meinem Begreifen und ein schmerzhafter Schrei stieg meine Kehle empor und ist doch stumm geblieben. Sie war der Horizont - unerreichbar! Und wenn ich versucht hätte, ihn zu berühren, mich weit nach vorn auszustrecken, wäre ich den Berg hinabgestürzt und der Horizont wäre aus meiner Sicht entschwunden. Ich muss einsehen, dass das Glück sich nur aus der Ferne zeigt und wenn man versucht, es in sein Leben einzuschließen, rückt es nur weiter in die Ferne. Und doch - wie soll man derart unerfüllt vor sich auf den Boden blicken und sehen, dass man steht, wenn einem vor dieser ungekannten Aussicht zu schweben zumute ist? Und so sehr diese Erfahrung mich quält - immer wieder suche ich sie seither auf, wie im Wahn. Als ich mich heute zum ersten Mal wieder der Welt der Schriftsteller zeigte, durfte ich einige Briefe von ihr lesen - alles kurze, fragende Texte ("Wo bist du denn, du Lieber?" "Ich hoffe, es geht dir gut!" und dergleichen) und sogleich schrieb sie mir erneut: "Du bist wieder da! Es war ganz schön leer ohne dich." Ob ich sie meide oder ob ich aus unglückseliger Distanz an ihrem Leben teilhabe - immerzu fehlt mir etwas. In ihrer Wortwahl, in der Kürze ihrer Sätze, die mehr zu verbergen als zu offenbaren suchten, konnte ich eine ungenannte Sorge erkennen. Leidet sie etwa an der Ungewissheit, in der sie unsere Freundschaft wiederfindet? Wenn wir miteinander gesprochen hätten, hätte es mir die Sprache verschlagen, sie so in Sorge zu erleben. Gerne hätte ich sie getröstet und konnte doch nur Unzureichendes schreiben. Wie soll man jemanden in Zuversicht wiegen, wenn man selbst Trost braucht, in der Gewissheit, dass nichts wieder gut werden könne? Ich beschloss all dem keinen Grund zuzugestehen, in der Hoffnung, das Grundlose könne nicht fortbestehen. Perpetuum mobile Scheinbar ohne einen Grund ach, haben deine Wangen deine Tränen, dick und rund behutsam aufgefangen. Gefangen darin schaut ein Mann zu mir und leidet stumm und fängt sogleich zu weinen an und weiß nicht recht, warum.
  9. Schmuddelkind

    Blätter

    Vielen lieben Dank für eure Kommentare, liebe Anonyma und liebe Carry. Und an Anonyma ein zusätzliches Dankeschön für das Ausgraben! Da fällt mir ein: Es gibt noch so viele Texte, die ich kommentieren will und ich kam jetzt schon wirklich lange nicht mehr dazu. Naja, Corona will es so, dass ich diese Woche wohl mehr Zeit habe, als mir lieb ist (keine Sorge! Ich bin nicht krank) und vielleicht komme ich dann noch dazu... Echt cool! Daran sollte ich mir ein Beispiel nehmen. Aber ich sollte auch gesünder essen und zum Augenarzt gehen. Naja, aber ein bisschen Stöbern kostet ja weniger Überwindung und dabei kann man ja allerhand Interessantes finden. Ich freue mich sehr, dass du dabei auf dieses Gedicht gestoßen bist. Ich bin mir zumindest sicher, dass es unpassend ist. Es tanzt aus der Reihe und bewirkt einen "Stich" ins Herz inmitten der sanften Sprache und der etwas verträumten Szenenbeschreibung. Denn dieses obsessive Gedenken eines geliebten Menschen ist ja etwas Wundervolles, solange man im Fluss der Träumerei mitschwimmt. In dem Moment aber, in dem man sich seiner Obsession bewusst wird, kommt es einer Selbstpeinigung gleich. Dieses Adjektiv ist für mich wie ein kurzer Ausrutscher des LI in das reflektierte Bewusstsein, bevor es sich lieber wieder dem Bildhaften widmet, um die Tragweite seines Denkens und Empfindens leugnen zu können. So zumindest lese ich es. Aber ich finde generell, dass ein Gedicht durch die vielen Blickwinkel der Leser an Bedeutung gewinnt. Da ist meine Sicht als Autor nicht erheblicher als die eines anderen Lesers, meine ich. Sobald das Gedicht geschrieben wurde, ist es draußen in der Welt und da beginnt dann der spannende Teil, denn erst durch das Lesen erhält es Bedeutung. Daher fand ich auch deine ausführliche Beschäftigung mit den unterschiedlichen Interpretationsansätzen interessant, insbesondere, was du zum Thema "Stalking" geschrieben hast: Ja, ich denke, so in etwa sehe ich das auch. Beim Schreiben habe ich zwar nicht direkt an Stalking gedacht, aber es passt ebenso gut wie meine Gedanken zum Text. Denn starke Verliebtheit an sich hat ja schon etwas ungemütlich Obsessives, fast schon etwas Krankhaftes, insbesondere, wenn die Liebe unerwidert ist oder man das Gefühl hat, der Andere sei unerreichbar und man dennoch immer und immer wieder an die eine Person denken muss und jede Wahrnehmung mit dieser Person verknüpft ist. Ich finde es bemerkenswert, dass du für dich Stalking im Gedicht erkannt hast (auch wenn du dann doch zu einer anderen Interpretation neigst). Vor ein paar Jahren habe ich viele Texte zu dem Thema geschrieben, weil ich diese psychologischen Vorgänge so interessant finde: Da wird aus einer positiven Hinneigung eine krankhafte Fixierung, die wohl oft in einem inneren Mangel begründet ist. Diesen Mangel versteht der Stalker nicht, weil er den Reichtum in der anderen Person sieht und sich zu eigen macht. Da entstehen dann total krasse Deutungsmuster, wonach man völlig verblendet für Liebe hält, was im Grunde genommen Psychoterror ist. Jedenfalls habe ich intuitiv bei meiner Beschäftigung mit dem Thema auch "Herbst" und "Laub" als Metaphern benutzt, z.B. hier: Einem Herzen gleich Ich formte sorgsam Laub zu einem Zeichen, als wär's vom Wind auf deinen Weg geweht und doch als wollt es einem Herzen gleichen, das ganz aus deiner Fantasie entsteht. Du bliebst und hobst den Blick, nur um zu danken den Wipfeln und der Höhe wohl an sich, von wo die Gaben dereinst niedersanken, als träf dein Blick in weiter Ferne - mich! Dann sank dein Blick; zu Erden angekommen, nahmst du ein einzig Blatt nur in die Hand, fast so, als hättest du mich mitgenommen, als dort dein Schattenbild im Dunst verschwand. Ich glaube, dass ich so etwas immer gerne offen lasse. Ich mag Protagonisten (oder lyrische Ichs), die nicht verlässlich sind, aus deren Denken man sich als Leser zuweilen auch erst rauswinden muss, um sein Erleben aus einem anderen Blickwinkel zu sehen und das Gesagte relativieren zu können. Oft schreibe ich aus der Sicht eines Menschen, der so sehr in seiner überreichen Empfindung aufgeht, dass er selbst keinen klaren Blick auf die Sachlage hat. Im Text sind manchmal Hinweise versteckt, die eine "externe" Perspektive ermöglichen, manchmal finde ich es aber auch interessant, viele Deutungen gleichrangig nebeneinander stehen zu lassen. Jedenfalls kann das Wort "geisteskrank" durchaus auch als eine Übertreibung oder im übertragenen Sinne gemeint sein. Vielleicht erzählt diese Wortwahl die Geschichte eines Menschen, der vor sich erschrickt und darüber ein überzeichnetes Bild von der Tragödie seiner eigenen Existenz zeichnet. Irgendwie so... Danke! Ja, es kann sich durchaus auf beides beziehen. Auch das Wort "Blätter" ist ja nicht eindeutig. Sind es wirklich Laubblätter? Oder sind es Papierblätter, die das LI in seiner Obsession massenhaft mit seinen Träumen bekritzelt hat (Auf jedem Blatt steht schon ein Traum)? Diesbezüglich kann ich dich beruhigen. Ich bin der größte Fan, den das Wort "und" je hatte. Richtig eingesetzt kann es so viel vermitteln. Interjektionen halte ich generell für wichtig in Gedichten, denn Interjektionen sind ja Wörter, die keinerlei Mehrinformation bringen, aber die innere Verfasstheit, die Motivation oder den Sprechanlass des Sprechers verdeutlichen. So sehe ich das oft auch mit dem "und". Ich benutze es oft am Versende. Warum ich mich in besagter Strophe für "doch" entschieden habe? Es macht den Gegensatz erkenntlich zum dritten Vers: "und denke nur an dich - erneut." Da ist dieser enorm spannungsgeladene Fokus auf die eine Person, eine Enge im Denken, die im scheinbaren Gegensatz steht zu den weit verstreuten Blättern. Letztendlich ist es natürlich so, dass die Blätter als Sinnbild für die zerstreuten Gedanken stehen, die trotz des Versuchs, Zerstreuung zu finden, immer wieder beim Du angelangen. Das sehe ich auch so. Irgendwo hattest du den Gedanken schon mal aufgeworfen und ich habe mir eigentlich vorgenommen, darauf zu antworten, aber jetzt hole ich das hier nach: Ich denke, bestimmte Regeln sind nützlich für Neulinge, um erstmal den handwerklichen Aspekt des Schreibens zu erlernen und insofern ist es vielleicht auch nicht ganz sinnlos, wenn User auf diese Regeln hinweisen, zumindest dann, wenn es um einen Dichter geht, der noch nicht viel schriftstellerische Erfahrung hat und eine Richtschnur gebrauchen könnte. Irgendwann im Laufe seiner Entwicklung muss man dann eben auch über diesen handwerklichen Aspekt hinauswachsen - was heißt "muss"? Ist auch Quatsch. Aber es wäre zumindest ein Ziel. Die eigentliche Kunst besteht ja darin, zu spüren, wann mir die Regeln helfen und wann ich sie brechen darf oder gar sollte. Dankeschön! Ich freue mich sehr, dass du so viel darin erkannt hast und dadurch auch mir ein paar Facetten des Gedichts aufgezeigt hast! Vielen lieben Dank! Oft geht es in meinen Gedichten darum, die kurzen Gedanken und Gefühle einzufangen, die durch unsere Seele blitzen, ehe wir sie verstehen. Und so sollen meine Gedichte nach Möglichkeit auch zuweilen wirken, wie etwas, das man wiedererkennt, bevor man es versteht. Weiß nicht - vielleicht gelingt es mir manchmal sogar. Fall ich bei dem Versuch scheitere, dann aber zumindest auf beeindruckende Weise. LG
  10. Schmuddelkind

    14.3.2012

    Ach Babsi, der Unmittelbarkeit ihres alles erfassenden Wesens ausgeliefert - das könnte ich nicht ertragen, auch wenn ich mich noch so sehr nach ihrer Stimme sehne wie nach den naiven Tagen, als das Schicksal unmerklich seinen Lauf nahm. Aber wir schreiben einander und geben mit größtem Bemühen vor, es wäre nichts geschehen. Heute tauschten wir uns über Heines "Das Fräulein stand am Meere" aus und ich zeigte meine Bewunderung darüber, wie er im Moment der tiefsten Bekümmertheit und des sehnsüchtigen Ausgreifens nach der Unendlichkeit ganz lapidar auf den alltäglichen Lauf der Dinge verweist und darauf, dass die Sonne wieder aufgehen werde. Was ich für mich behielt, schrieb sie als sensible Betrachtung aus: "Aber in dem Augenblick gibt es für das Fräulein keinen Lauf der Dinge. Es gibt nur einen endgültigen Sonnenuntergang." Oh, diese Endgültigkeit überschattet mein ganzes Dasein. Zumindest bemühe ich mich also, auch ihr zuliebe, nicht mehr darüber zu sprechen. Und doch kann ich nicht anders, als all mein Leid in Poesie einzufassen und sie kann nicht umhin, meine Gedichte zu lesen - das weiß ich. Sie leidet meine Tränen und ich beweine ihre Melancholie. Wieso kann ich es uns beiden nicht einfacher machen? Reicht es nicht aus, wenn einer leidet? Ich bin mir selbst fremd, aber ich würde sonst ersticken. Nun gut, so erhält sie also einen Einblick in meine Wunden und kann doch die Tiefe meines Leidens zum Glück nicht erahnen. Trauermaske Geschützt reich ich dir eine letzte Rose, eine Trauermaske vorm Gesicht. Du siehst nur meine eitle Schwermutspose. Meine langen Tränen siehst du nicht.
  11. Schmuddelkind

    13.3.2012

    Danke Babsi, für deine Anteilnahme! Bedrängen wollte ich sie sicherlich nicht mit meiner Ehrlichkeit, aber ich gebe zu, dass ich es billigend in Kauf genommen habe, um nicht im Nebel zu stehen. Weiterhin will ich ihr und mir aber von nun an etwas Ruhe gönnen. Wenn es nicht so schwer wäre! Sie rief mich an und ich, ach... ja, ich wollte es klingeln lassen. Über die ersten vier Klingelzeichen war ich auch erhaben, aber das fünfte hat mich überzeugt, doch den Hörer abzunehmen. Es ist... du kannst dir den Mangel in meiner Seele nicht vorstellen, als ich ihr zu verstehen gab, dass ich zumindest für eine Weile nicht mehr mit ihr telefonieren möchte. Ach, "möchte" - pfui! Welch schlecht gewähltes Wort! Überhaupt sind alle Worte von mir falsch. Sie spürte den Schmerz in meiner Stimme. Ihre Seufzer tasteten sich vorsichtig im Dunkeln voran und suchten nach Worten des Trostes. Doch da sie ahnte, dass mir in ihrer Stimme mehr Leid als Linderung zuteil wird, beließ sie es bei einer schüchternen Verabschiedung. Doch keiner von uns war bereit aufzulegen und da es sonst nichts zu sagen gab, das sie oder ich auszusprechen gewagt hätte, schwiegen wir eine Weile unseren Mangel in das Telefon hinein, bis sie schließlich fragte, ob ich wieder einen schönen Spaziergang gemacht habe. Ich erwiderte, dass ich an der Pferdekoppel vorbei ging und gerade als ich zum Glauben neigte, man bekomme im Leben nichts geschenkt, entdeckte ich ein Schild mit der Aufschrift: "Pferdemist kostenlos abzugeben." Da musste sie ganz erheitert lachen. So glücklich ich war, sie lachen zu hören, so quälend wurde mir bewusst, wie sehr ich ihr Lachen vermissen werde. Auch fragte sie nach meiner Magisterarbeit und ich gestand, dass diese unter dem schönen Wetter leide und wieder durfte ich sie ganz vergnügt erleben und wieder litt ich an den Widersprüchen, die dies aufwarf. Schließlich verabschiedete sie sich erneut, um sich zu besinnen, doch noch etwas tief Empfundenes zu sagen: "Ich bin so froh, dass es dich gibt. Ich bin immer für dich da." Daraufhin legte ich auf, da ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. Und noch unter Tränen schrieb ich dieses Gedicht: Untröstlich Wie ist mir wohl, berührst du meine Hand, ihr wildes Zittern mit Gefühl zu stillen und mir dieser Tage beizustehen! Du hast des Trostes Anlass wohl gekannt. Drum Liebste, lass sie los um Himmels Willen! Denn ich werd daran zu Grunde gehen.
  12. Der Karren steht fast ungerührt und stemmt sich mir entgegen. Erst als er meine Nähe spürt, lässt er sich auch bewegen. Ach, ließe er ganz schwerelos wie du sich von mir führen, wenn meine Fingerspitzen bloß ihn sanft vertraut berühren! Ich denk an dich; der Arm schmerzt sehr vom Stapeln der Papiere. Ich wünschte mir, du kämst jetzt her und würdest ihn massieren. Der Regen bahnt sich durch den Schuh und ätzt an meinen Wunden. Doch irgendwo, da wartest du. Es sind nur ein paar Stunden. Ein Regenbogen spannt die Weite des Tales auf - so schön! Ach, könntest du an meiner Seite Nur diese Szene sehn!
  13. Vielen Dank für eure Kommentare, Perry und Carlos! Ja, eine depressive Phase verleitet natürlich dazu, in erster Linie sich selbst zu sehen und ggf. alles, was man wahrnimmt, auf sich zu beziehen. Beim Beispiel des Rentners, der vermeintlich seinen Tod simuliert, um das LI zu meiden, ist das natürlich besonders dramatisch. Stell dir mal vor, der Mann ist vielleicht wirklich gestorben, aber das LI sieht dies nicht, weil es so sehr mit sich selbst beschäftigt ist und in jede Begebenheit die Abwendung der Außenwelt von seinem Leben deutet. Was meinst du genau mit erzwungen wirkenden Reimbildern? Dass die bildhaften Stilmittel, die ich benutze, schief sind, weil sie aufgrund des "Reimzwangs" (es gibt ja eigentlich keinen Reimzwang) entstanden seien? Diesbezüglich bin ich ganz zufrieden. Ich habe genau die Bilder kreiert, die ich in dem Gedicht sehen wollte. Danke für das Lob! Kannst du für mich noch in etwa erklären, wo genau bzw. warum du stolperst? Für mich liest es sich nämlich metrisch flüssig. LG
  14. Schmuddelkind

    Wenig weiß ich

    Wenig weiß ich von dem Denken, das mir tausend Dinge nennt, um mich von dir abzulenken. Dafür bist du zu präsent. Träume können nicht genügen. Ach, ich sähe dich so gern! Dass mich nicht die Augen trügen, dafür bist du viel zu fern.
  15. Schmuddelkind

    12.3.2012

    Liebe Babsi, ich suche nach beschönigenden Umschreibungen in der Hoffnung, wenn es mir leichter von der Hand gehe, sei es auch leichter in meinem Herzen zu tragen. Aber es hilft nichts. So ernüchternd, wie es über mich kam, so ernüchternd muss ich es mit dir teilen: Sie sagte ihren Besuch gestern ab. Hin- und hergerissen sei sie gewesen zwischen Vorfreude und Zweifel. Wenngleich ich genau verstehen konnte, wie ihr zumute sein müsse, fand ich mich trunken im Zwiespalt innerer Kräfte. Da konnte ich nicht anders, als wenigstens in einem Punkte Klarheit zu suchen, denn in der Hingabe zur Ungewissheit ahnte ich düstere Ewigkeit, und ich eröffnete ihr die gesamte Tiefe meines Empfindens. Dich wird interessieren, wie ich mich angestellt habe, doch dies macht keinen Unterschied. Sie teilt meine Liebe nicht und nichts ist mehr von Belang. Zwar schrieb sie mir die liebsten Komplimente - und selbstpeinigend trug ich sie mir heute immer wieder vor - zwar befand sie, dass sie keinem Menschen so viel anvertrauen könne wie mir - ach, warum ausgerechnet mir? Und ich träumte von einer Welt, in der sie diesem Vertrauen zum Zeichen ihre Hand in meine legt. Zwar meinte sie, sie müsse wohl verrückt sein, doch sie empfinde nicht dasselbe wie ich und ich erkannte, dass die ganze Welt ein großes Missverständnis sein muss. Die Wirklichkeit wollte ich mir austreiben - mit Wein und Poesie - und bin heute doch wieder darin aufgewacht. Dann schrieb ich ihr einen Brief, von welchem ich einen Auszug mit dir teilen möchte: "Gestern Abend habe ich sehr klar gesehen, dass dies ein Ende und ein Anfang zugleich ist, aber ich habe das Ende zunächst höher gewichtet. Heute Morgen aber habe ich darüber nachgedacht, welche Gründe ich meinte zu erkennen, dass du meine Gefühle erwidern könntest und da kam mir z.B. die folgende Aussage in den Sinn: "Wenn du noch einen solchen Schwächeanfall erleidest, dann rufe mich an, auch wenn es nachts um drei ist!". Ich hatte den Gedanken als unsinnig von mir gewiesen, dies könntest du aus Freundschaft gesagt haben, denn es schien mir viel zu aufopfernd und empfindsam dafür zu sein. Jetzt, da ich aber weiß, dass du dies aus der reinen freundschaftlichen Liebe heraus gesagt hast, bin ich umso glücklicher darüber, denn so viel Nähe findet man nicht alle Tage und wenn ich mir diesen Satz in diesem Bewusstsein selbst sage, dann steigen mir fast Freudentränen in die Augen. Und es hat mich dazu angeregt, weiter über Freundschaft und Liebe zu reflektieren. Fast neige ich dazu, dass freundschaftliche Liebe schöner und umfassender ist, als die Liebe zwischen Frau und Mann. Die Liebe unter Freunden ist leicht und geduldig. Sie trägt so natürlich empor und erträgt so Vieles. Die Liebe zweier Liebender ist schwer. Sie verschlingt beide völlig in dem Gedanken, für den Anderen zu leben, dass die Seele erstarrt und sich nur aus ihrer Starre zu befreien weiß, indem sie aufhört zu lieben. Ich neige dazu zu glauben, dass die wahre Liebe in der Freundschaft liegt und ich bin so dankbar, mit dir befreundet zu sein und erkenne, dass ich so viel mehr gewonnen als verloren habe!" Das klingt alles sehr sinnig und heilsam, nicht wahr? Und beinahe überzeugen meine Worte mich auch. Doch ganz gleich, wieviel Wahrheit darin ist - die Welt ist eine Lüge und kaum mehr kann ich in meinen Worten sehen als der hinterlistige Versuch meines Verstandes, mich zu trösten. Nein, ich kann mir vor ihrer Allgegenwart selbst kein Freund sein! Jedenfalls werde ich nicht mehr mit ihr telefonieren. Abschied Ich stehe stumm im Regen, winke dir, als wenn ich wüsste... Oh, du vielfach Ungeküsste, wenn ich wüsst weswegen...
  16. "Wieso bist du so fern? Ich will dich endlich sehen." "Hier kann ich gut und gern die Forderung verstehen." "Ach, wärst du nur bei mir, ich würde dich gern küssen." "Darüber werden wir nicht lang verhandeln müssen." "Und danach streichle ich dir erogene Zonen." "Insoweit decken sich auch unsre Positionen." "Nur leider muss ich jetzt, doch wenn ich könnt, dann blieb ich." "Ich fand auch bis zuletzt den Anruf sehr ergiebig."
  17. Schmuddelkind

    10.3.2012

    Liebe Babsi, heute war sie nicht erreichbar. Nur dass sie morgen wieder Zeit für mich habe und dass ich nicht traurig sein solle, schrieb sie mir. Dieser Tag fühlte sich wie vergeudet an, der Bedeutungslosigkeit hingegeben. Im Waldesrauschen hörte ich ihren Atem meinen Gedanken entgegen zittern und in meinem Seufzen verstummen. Und ich kehrte ein in die Zärtlichkeit ihrer Neugier und ihre arglose Weisheit und ihre tief schöpfende Fröhlichkeit in so vielen Worten und bloß Laut gebliebenen Gedanken, dass ich die unzureichende Gegenwart nicht ertragen konnte. Gerne wüsste ich, wie es ihr geht. Doch leider... leider weiß ich nichts. Wie kann man einen Menschen derart vermissen, den man nie zuvor gesehen hat? So manchen Tag schon habe ich mich nach Begebenheiten zurückgesehnt, die lange vor meiner Zeit geschehen waren - wie jemand, der sich wehmütig an seine Jugend erinnert - an Zeiten, da man sich eines Wandels teilhaftig fühlen konnte. Doch nie war diese Sehnsucht so lebhaft wie jetzt und nie war sie so begründet wie in ihr.
  18. Schmuddelkind

    Die Welt und ich

    Jede Blume, die ich schaue, dreht das Köpfchen weg. Jeder Grashalm auf der Aue legt sich in den Dreck. Und der Vogel auf dem Aste stellt das Pfeifen ein, weil ich ihn zu sehr belaste, hier im Wald zu sein. Selbst die Enten, die da wiegen dort im dunklen Teich, lassen meine Krumen liegen. Denen bin ich gleich. Auch der Rentner will mich meiden, klammert sich ans Brot, simuliert nur kurz ein Leiden, stellt sich einfach tot. Nur der Regen lässt mich seine kalte Nähe spüren, als die Wolken nicht alleine mich zu Tränen rühren.
  19. Vielen Dank, liebe Zoe! Das wiederum lese ich sehr gerne. LG
  20. Schmuddelkind

    9.3.2012

    Ach Babsi, schon hält der Ruf der Unendlichkeit jede kleinste meiner Regungen in ihrem Bann und nur in unserem gemeinsamen Ausgreifen nach der Ferne finde ich Trost. Als wir inmitten unserer Träumereien versunken waren, wie es wohl sei, wenn wir einander begegnen und gerade als ich ihr in Worte zu fassen versuchte, wie oft mein Geist weit nach ihr ausschweife, entfuhr ihr plötzlich: "Oh, der Vollmond! Siehst du ihn auch?" Also lehnte ich mich weit aus dem Dachfenster, die Füße in der Dachschräge eingehakt, um den Mond hinter dem Dach hervorschimmern zu sehen. Oh, dass wir denselben Mond sehen und sich vor seinem friedvollen Angesicht unsere beiden Welten zu einem einzigen Bild fügen! Keine Minute ließ mich dieser Mond heute Nacht schlafen.
  21. Vielen lieben Dank, liebe Zoe und liebe Letreo. Ja, in der Tat. Die Bewegungen der Gegenstände verleiten geradezu dazu, etwas Menschliches in sie hineinzudeuten und oft erkennt man darin dann sich selbst. Daher ist es so wichtig hinzuschauen und offen zu sein für das, was auf dem Weg liegt. Meistens haben wir unser klares Ziel vor Augen und achten gar nicht darauf, was links und rechts liegt. Hihi, ist es inzwischen schon dazu gekommen? Hoffe, dass du den Zettel dann, im Gegensatz zu meinem LI aufhebst, ihn damit zugleich von seiner ewigen Tragik befreist und mir erklären kannst, was drauf steht. LG
  22. Die Tropfen, die sich abwärts quälen, verkennen, wie es schmerzt, dass deines Nordlichtblickes Fehlen mir ganz die Tage schwärzt. Die Winde, die die Welt durchstreifen und schließlich auch dein Haar, sie können Ferne nicht begreifen und wie du mir so nah. Und wer da glaubt, er sei allein, der weißt nicht, was es heißt, solange, ohne dich zu sein, bis dieses Jahr zerreißt.
  23. Für all diejenigen, die sich für diese Briefe interessieren: Weiter geht es mit neuen (und alten) Briefen in meinem Blog. Ich habe sogar gesehen, dass man dem Blog folgen darf, unter den Briefen kommentieren kann, ohne dass es unübersichtlich wird (wovon ich niemanden abhalten möchte) und ganz gemütlich von Seite zu Seite blättern kann. Das scheint ein gutes Format zu sein für meine Briefe und für alle, die ähnliche Fortsetzungsgeschichten schreiben wollen.
  24. Schmuddelkind

    7.3.2012

    Liebe Babsi, ich weiß nicht, was geschehen wird, wenn sie hier ist und nichts anderes will ich mir vornehmen, als ein Spiegel der Begebenheiten zu sein. In der Ruhe will ich träumen. In der Anregung will ich mich rühren. Und ihre Nähe will ich mit Nähe erwidern. Meinetwegen wird sie hier sein. Bereits dies erwarte ich mit Verve und im Vertrauen auf den Moment kann ich keinen Mangel empfinden. Und doch, ach, ich schweige lieber...
  25. 4.3.2012 Liebe Babsi, noch blüht nichts, doch wie der Frühling bereits die Begehrlichkeiten der Natur umreißt, so ist auch mein Schicksal ganz in ihren Befindlichkeiten eingeschrieben. Ich bin der glücklichste Mensch, da ich einen Grund habe zu warten und ich bin der leidvollste Kummer selbst, da ich warte. Gerne wäre ich so anmaßend, ihre Ankunft eher einzufordern - ohne Recht, aber mit Liebe. Nur der Wald versteht mich. Überall raschelt es im Strauchwerk und ich bleibe stehen und sehe mich um, doch finde nur wieder mich, wie ich suche. Dann allerdings höre ich, wie der Wind sanft durch die Wipfel streift. Also schließe ich meine Augen und spüre den Frühling mir durch's Haar fahren und ich bin ein Baum, gleichsam der nächste Baum, der den Wind in sich aufnimmt, bald der ganze Wald, der all die unbändigen Regungen in ein geruhsames Ganzes fügt. 5.3.2012 Liebe Babsi, du weißt, wie wenig ich Pläne schätze. Immer wenn es etwas zu planen und zu organisieren gilt, ist es, als zwänge ich meiner Seele Atem in enge, beliebige Vorgaben. Doch wenn sie mit mir ihre Reise bespricht, wenn sie ihre Möglichkeiten aufzählt, mir Fragen stellt, wo sie am besten ankommen solle, ob ich sie am Bahnhof empfangen könne - diese belanglosen Details bedeuten mir die Welt, entsteigt ihnen doch: "Ich will bei dir sein." Reifte meine Begierde ganz aus dem ziellosen Geschehen heraus, indem ich mich der Weisheit einer Natur anvertraute, die größer ist als ich, so sehe ich nun, wie mein Wunsch immer mehr zur Wirklichkeit empor wächst. Da ich ganz in meine Fügung einkehrte, wurde ich zur Fügung selbst und mehr Freiheit kann ein Mensch durch eigene Wahl nicht haben. Die Grenze zwischen Müssen und Wollen ist aufgehoben. Hat dies jenseits meines Geistes eine Bedeutung?
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