rupert.lenz
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Beiträge erstellt von rupert.lenz
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Die Autorität
Man flieht sie, schimpft sie, drangsaliert sie
Und man braucht sie doch
Erst demonstriert man, kritisiert man
Irgendwann dann salutiert man
Und sei’s um selbst was abzuhaben
Sei’s, weil was man hat, gefährdet dazu rät:
Autorität !
Wie mit Gesetzen, so mit Götzen
Hier geht’s um die Macht
Ob man nun klug ist oder feige
Man hofft, dass wenn man Demut zeige
Sich Herrscher wohlgesonnen stimmen
Wer von ihr nichts hat, buckelt von früh bis spät:
Autorität !
Doch Vorsicht, denn sie ist ein Gut
Das nur mit Weisheit und mit Mut
Sich pflegen und erhalten lässt...
So mancher hat sie schnell errungen
Und wurd' dann in die Knie gezwungen
Von ihr blieb ihm nichtmal ein Rest.
Wer lehren will, muss vieles lernen
Wer führen will, greift nach den Sternen
Und dort liegt die Verantwortung.
Wer Macht missbraucht, um Chef zu spielen
Ist nur ein Abgott unter vielen
Da fehlt’s an rechter Anleitung !
Man mordet, stiehlt, die Angst befielt
Dem den die Blindheit schlägt
Er kann dem besten Freund nicht trauen
Erst Recht nicht dem Gesang der Frauen
Und baut auf falsche Sicherheiten.
Wenn durch Hochverrat sie endet, ist’s zu spät:
. . .
Rupert 16.1.2004
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Angst zu lügen
Ich stell manchmal was Anderes dar
denn ich hab keine Angst zu lügen
auch keine Angst mich hinterher
bei irgendwas zu korrigieren.
Ich tu nicht so als wär es anders
als es in Wahrheit mit mir ist,
ich spiele gern das Spiel des Lebens.
Ich war mal jemand, der sich lang
dogmatisch quälte mit der "Wahrheit"
und wusste doch nicht, was das ist.
Als ich es sah in aller Klarheit
hab ich die ganze Angst verloren,
als ob man mich nicht töten kann,
obwohl doch Lügen töten können.
Die Zeit, in der ich furchtbar streng
auf jedes Wörtchen achten sollte,
damit man mich nicht fürchten muss,
weil ich ja keinen töten wollte,
das waren Jahre einer Lehre
in denen ich ein Opfer war,
weil ständig andere mich betrogen.
Doch als ich ganz zum Leben kam
durchschaute ich: die Angst zu lügen
ist letztlich nicht der Wahrheit Kind.
Man braucht sich ihr nicht so zu fügen,
man kann den Lügner nicht erkennen
indem man Angst hat vor dem Tod
und selber auch einer zu werden.
Ich stell manchmal was Anderes dar
denn ich hab keine Angst zu lügen,
wer mich belügt merkt irgendwann
zum Töten wird es nicht genügen.
Dann wird er in die Lehre gehen
oder sein eignes Ende naht,
Ich bin mit beidem einverstanden.
Rupert 25.3.2011
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Herzlichen Dank für das Lob.
Das Gedicht ist eigentlich nicht komplett ohne das Foto dieses Fensters...
ich hab damals lediglich aufgeschrieben, was es zeigt !
LG
Rupi
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Behütet
( Gedicht zu einem „gleichnamigen“ Glasfenster in Taizé )
Du bist ein Kind
Und du kannst getrost sein:
Jemand steht hinter dir
Offene Hände wie Flügel.
Du schaust nach vorn
Und ich kann dir
In die Augen schauen
Immer begegnet uns Liebe.
Bleibe ich Kind
Dann kann ich getrost sein:
Jemand erwartet mich
Flügel wie offene Hände.
Ich schau nach vorn
Und man kann mir
In die Augen schauen
Geborgen ohne Ende.
Rupert 14.4.2002
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Naja, um ehrliche Meinung gebeten will ich sie nicht zurückhalten:
Sprachlich ein bißchen unbeholfen...
- das Wörtchen "nun" z.B. kommt mir hier zu oft vor
( ganz arg weil unfreiwilig komisch wird's bei
"verzweifelt, voll dem Unmut nun,
wissen sie kaum, was nun zu tun." )
was Du meinst mit "Nervosität wird Ruhepol" kann man zwar mit guten Willen nachvollziehen,
ist aber doch eher so gemeint, dass da, wo erst Nervosität war, nun ein Ruhepol im Inneren zu finden ist,
sodass nicht eins aus dem anderen hervorgeht, was auch sehr seltsam wäre.
Das "Herz, das pochen macht" - also entweder es pocht oder der Patient ist tot :wink:,
also pocht es laut bzw. bis zum Hals... denke ich mal.
Auch der ein oder andere Rechtschreibfehler tut sein Übriges dazu, dass man's mit dem Lesen und gedanklichen Folgen
schwer hat:
"wenn Dir droht, was soll nicht wahr sein,
weißt Du dass ich halte Dich !"
wäre schon so holprig genug,
auch soll das "Wensen" wohl ein Wesen sein ( Ich tippe auf Tippfehler, kannst Du wunderbar über "Edit" selber korrigieren ) -
...kommt die Botschaft aber dennoch an...
nur: Du bist mir ein wenig zu bescheiden.
Wieso soll Dein Einfluss "noch nicht wichtig" sein ?
Der ist doch so wichtig, wie sie Dir das zugesteht...
und "nichtig" ist da hoffentlich nichts !
Ich wünsche Euch Beiden von Herzen alles Gute,
Dir vor allem gutes Gelingen beim "Für sie da sein und Halt geben",
ist um ein Vielfaches wichtiger als das Gedicht,
das mMn leider weniger gelungen ist...
wovon aber hoffentlich die Welt nicht unter geht !
LG
Rupi
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Ein Gedicht als Antwort - wie schön, herzlichen Dank.
Aber entweder es heißt "dasselbe Trauerspiel" oder "dieselben Trauerspiel'" ( Apostroph für's weggekürzte "e",
was aber seltsam aussieht ).
Naja. Vielleicht kann man ja doch dabei helfen, dem ein oder anderen Schruken das Handwerk zu legen,
vor allem, wenn man weiß, um wen es sich handelt :mrgreen: ,
denn vielleicht habe ich mit der Titulierung "falsche Herrn der Welt" auch selber Verwirrung gestiftet,
ich meine da doch ein paar bestimmte Leute, die sich für mächtiger halten, als sie sind !
Aber ansonsten hast' natürlich Recht,
net so einfach, das Ganze...
weißt Du, "fassen" kann man "sie" vielleicht nicht,
aber a bisserl dafür sorgen, dass der ein oder andere Plan nicht aufgeht -
solange sie einen im Visier haben.
Steter Tropfen höhlt den Stein...
klar ist trotzdem viel Ohnmacht mit im Spiel, aber ich glaube noch immer,
dass man erntet. was man sät.
Früher oder später.
Und ob Du's glaubst oder nicht:
Die Leute, die ich meine, finden immer einen Grund zum Klagen.
Sie brauchen nämlich Sündenböcke !
LG
Rupert
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Des Teufels Saat
Das Urteil längst gefällt
Nun rückt ihr endlich damit raus
Ihr falschen Herr'n der Welt
Eiskalt auf euren Vorteil aus
Habt es schon immer so gemacht
Gespielt mit Träumen, Ängsten, Nöten
Der Mord wird hinterrücks vollbracht
Gleich dem an ungeborenen Föten.
Den Stempel in der Hand
Tödlich und dennoch kultiviert
Dran hab ich euch erkannt
So habt ihr Lügen konserviert
Natürlich reicht euch eure Habe
Aus als Beweis für Heiligkeit
Und Bosheit als Almosengabe
Nur Hohn und Spott für's Menschenleid.
Doch nichts als Selbstverrat
Ist euer Haschen nach dem Wind
Dies ist des Teufels Saat
Ihm dient ihr – nicht dem Jesuskind
Ihr teilt nur unter euresgleichen
Und unterwerfen soll man sich
Ich werde keinen Meter weichen
Denn dieses „Nein“ bleibt ewiglich.
Das Urteil längst gefällt
Nun fällt es doch auf euch zurück
Ihr falschen Herr'n der Welt
Bei mir verlässt euch euer Glück
Verschont mich mit dem Hokus Pokus
Und allem, was ihr Wahrheit nennt
Spült's besser gleich ab durch den Lokus
Weil ihr sonst selbst damit verbrennt
Doch nein, um euch ist es nicht schade
Euch, die ihr weder Recht noch Gnade
( und die Liebe,
die ihr einklagt
auch nicht )
kennt.
Rupert 25.12.2011
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Wir brechen das Gesetz
Wir brechen das Gesetz
mit jeder Entbehrung, die auf das Recht
der Liebe pocht, mit jedem Glaubenssatz,
das Gesetz der Sicherheit des Wissens
und der Erfahrung, das Gesetz
Jahrtausende alter Trägheit,
die alles auf die Existenz der Schwerkraft
zu schieben gelernt hat,
wir brechen es.
Und wir sollten unserer Schuld Bewusstheit schenken,
damit wir nicht enttäuscht werden,
wo keine Täuschung ist,
denn was wir lehren mit dem, was wir tun,
ist eine andere Gesetzestreue als die von uns
durch Erwartungen und Ängste verlangte.
Jeder, der den Mut hat, zu leben,
steht als Wunder vor einem Rätsel,
denn das Leben ist zurecht
nicht auszurechnen und zu katalogisieren,
auch wenn es einer Mathematikaufgabe gleicht
und Archive füllt mit seinen Abbildungen
vergangener Zeit.
Nein, sie können es nicht kontrollieren, denn
wir brechen das Gesetz, sobald wir leben.
Wie sonst ließe sich erklären, was geschieht
bei jedem Aufeinanderprall
der Welten ? Wer das Leben doch nicht hat,
verliert seine Fassung,
verlässt seine Umlaufbahn,
den Anschein der Versicherungsfähigkeit,
sei es auch nur für Sekunden,
sobald er damit konfrontiert wird –
durch einen aufrechten Gedanken
einen mutigen Sprung
eine wahrhaftige Emotion
und damit seine ureigene Sehnsucht,
die ihm ganz deutlich sagt:
„Mein Ziel ist noch lange nicht erreicht !“
Dies ist unerhört und soll es bleiben,
solange Dein Leben durch sie
an den Rand gedrängt wird,
obwohl es im Mittelpunkt
stehen sollte.
Rupert 24.9.1998
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Was übrig bleibt
Was übrig bleibt vom Bösen
sind nur Träume
von Christi Blut ins Schattenreich gebannt
und jene, die nicht glauben
dass der Trug, auf den sie bauen
nun ein Ende hat
steh'n da und warten auf Bestätigung.
Wir wuchsen durch den Glauben
hoch wie Bäume
und haben unseren Vorteil nie gekannt
und jene, die ihn suchen
steh'n beraubt im Schmutz und fluchen
über ihre Tat
um sie herum die Welt spricht nun in Zungen.
Was übrig bleibt am Ende
eines Tages
ist Dankbarkeit für jedes kleine Glück
in dem wir Gott erkennen
seine Sprache lernen können
wer die Liebe hat
wird von ihr niemals mehr allein gelassen.
Die alte Welt wird einverleibt
dem Hades
wer lichtscheu ist, sehnt sich nach ihr zurück
und trauert nur um Lügen
das soll uns nicht mehr betrüben
es war Hochverrat
den Herrn und seine Schöpfung so zu hassen.
( Anmerkung des Autors: Entgegen meiner sonstigen Angewohnheit
hatte ich dieses Gedicht nicht datiert
und weiß deswegen selber nicht mehr, von wann genau es ist.
Es hat aber auch schon ein paar Jahre "auf dem Buckel".
Ursprünglich stand zwischen der zweiten und dritten Strophe,
als "Beispiel" für "Zungenreden",
ein Kauderwelsch aus verschiedenen Sprachen, den ich
hier niemandem zumuten will, da ich sie sowieso nicht beherrsche -
nur Deutsch & Englisch !
Das LI betrachtet einen Zustand nach dem sog. "Endkampf",
ein Stilmittel, um Mut zu machen,
im Hier und Jetzt am Glauben festzuhalten ).
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Freut mich, dass Dir mein Gedicht gefällt.
Die Kommata sind tatsächlich unvollständig, weil einige davon begannen, mich zu stören 8-)
und so habe ich mir erlaubt, sie zu entfernen...
bin leider kein Vater ( oder, wenn man die Finanzen ins Auge nimmt, gottseidank ),
aber "Midlifecrisis" könnte stimmen :wink:
auf jeden Fall fühl ich mich desöfteren ziemlich alt,
älter als ich bin :lol:
und ich habe mit Absicht den Mittelteil in Klammern gestellt ( und den Rest vergrößert ),
weil ich da auch fand, dass die ein oder andere Phrase dabei ist...
wie Du vielleicht gemerkt hast, sind da die "Du's" großgeschrieben,
als direkte Anrede.
So war ursprünglich das ganze Gedicht,
aber ich finde, dass der Rahmen auch allgemein verstanden werden kann,
also habe ich den herausgehoben und auch das geändert.
Kurze Zeit spielte ich mit dem Gedanken, den Mittelteil dann ganz wegzulassen,
aber es stehen doch einige essentielle Dinge mit drin...
so, finde ich, kann der geneigte Leser es halten, wie er will -
er kann das Gedicht, das mMn ohne den Mittelteil irgendwie "gelungener" erscheint,
aber mir persönlich dann doch zu unvollständig ist, auch ohne ihn lesen.
Was die "moderne Lyrik" betrifft:
Ich selber habe da keine Abneigung, meine eigenen Sachen sollen vielfältig sein,
dieses Ding entstand eben so, andere sind wieder anders,
wobei man dann als Leser die Idee, die dahinter steckt, vielleicht auch nicht immer mitbekommt :wink:
aber ganz sicher schreibe ich nix, wenn mir nix einfällt, bzw. lass es dann gleich wieder.
Momentan z.B. fehlt mir mehr oder minder die Inspiration.
Da sich alles in Zyklen abspielt, habe ich aber keine Sorge, dass sie nicht wiederkäme -
es gibt eben Phasen von In- und Output.
Herzlichen Dank für Deinen Kommentar.
LG
Rupi
-
Stell dich drauf ein
Dass es nicht bleibt, wie du’s gewöhnt bist
und auch nicht so, wie du meinst
dass du nicht ewiglich gebraucht wirst
obwohl du unersetzlich scheinst
dass die Zeit auch dich verändert
das Ergebnis dich erschrickt
stell dich drauf ein.
Dass nicht alles wirklich wahr ist
was du für bare Münze nimmst
dass auch du mal den Überblick verlierst
und dann nicht mehr bestimmst
dass auch der beste Plan mal scheitert
einer Mehrheit nicht gefällt
stell dich drauf ein.
( Ich mein’s nicht bös'
ich seh' Dich an
und sehe mich
als jungen Mann
der meint, dass ihm
die Welt gehört
und es nichts gibt
das ihn zerstört
was für Dich gut ist –
das allein –
muss eben nun
der Maßstab sein
und alles andere
ist nicht wichtig
eines Tages
siehst Du’s richtig
Was Fassade ist
die fällt
und was am Ende
sich doch hält
wo Du Dich einfach
nur bedienst
und das, was Du
wirklich verdienst
weil Du es selbst
aus eigner Kraft
und ohne
Leiharbeit geschafft
die andre für Dich
leisten mussten
ohne Dank
doch mit Verlusten )
Dass man sich zwei mal sieht im Leben
wenn 'ne Rechnung offen steht
dass nicht alle dir vergeben
falls dir was daneben geht
und deine bloße Existenz
was sein kann, womit du wen störst
stell dich drauf ein.
Dass alte Siege dir nichts nützen
wenn die Gegenwart sie raubt
nicht alle Götter dich beschützen
hast du auch an sie geglaubt
dass du trotz eigener Potenz
am Ende Gnade brauchen wirst
stell dich drauf ein.
Rupert 15.4.2011 ( eine Zeile verändert/überarbeitet am heutigen Tag :wink: )
-
Eine Illusion.
Was ist wahr und was ist falsch ?
Was Moral und was nur Bürde ?
Was dein Herz nicht tragen würde
ist nur eine Illusion.
Deine Furcht, wo gar nichts fehlt
hängt an viel zu vielen Dingen,
deshalb will dir nichts gelingen
und du meidest deinen Lohn.
Schau, mein Freund, du liebst so sehr
dass die Welt um dich verschwindet
und ein Eisenband dich bindet
wo ein leichter Zug genügt.
Ist sie wirklich deine Liebe
weilt sie schon am rechten Ort
ist in Wahrheit gar nicht fort
sondern die zusammenfügt.
Ja ! Ich weiß, sie hat, was war
in eine andere Welt verschoben
und sich mit dem Schmerz verwoben
den du ihr ins Herz gebracht.
Wenn sie loslässt kann es sein
dass ihr Schwert ins deine wandert
und die Sehnsucht euch verankert
wo ein Mund vor Tränen lacht.
Beide seid ihr unterwegs
und der Weg ist voll der Zeichen.
Du bist hart, doch das wird weichen
allen wunderbaren Sachen
wenn sie glaubt, dass was sie will
und was sie spürt nichts als die Wahrheit
ist, dann wird ihr Kopf voll Klarheit
eure Angst dem Nichts vermachen.
Rupert 2.8.2002
-
Sorgentrichter
Wie ein Säugling an der Mutter Brust
ums Saugen nur gefügig
nährst Du Dich von Deinen Götzen –
ihnen völlig untertan und unabhängig
nur vom Sein und Werden
weil Du so dem Tod entrinnen willst.
Preis’ Du nur den schalen Rest der Lust
der Dir noch bleibt. Wie zügig
wirst auch den Du noch zersetzen ?
Stunden wie die Deinen, sind sie noch so gängig
bergen nur Beschwerden
weil Du sie mit Lastern füllst.
Die Hände nie gefaltet, nur zur frommen Schau
die Augen stets vom Hab gefangen
erkennst Du nichtmal das
und zählst zum Kehricht alles, das nicht trüb und grau
denselben Weg wie Du gegangen
ist in Deinem Hass.
Ohne Gott und ohne ein Gewissen
den Zwängen ausgeliefert
suchst Du Dir den Platz des Herren
schaust herab auf Deine Qual in Fremdgesichter
schüttest die Verachtung aus
und meidest jeden Spiegel.
Drück den eitlen Kopf fest auf ein Kissen,
den Abdruck grob vertiefert...
genauso bist Du am Verzerren
und statt des Glaubens brauchst Du einen Sorgentrichter
am unteren Ende kommt heraus
Dein Herz, flach wie ein Ziegel.
Der Trichter, überfrachtet und verstopft, zerbricht
die Götzen reichen Einbildung
an Sklaven weiter.
Aus Ziegeln ohne Zahl wird schließlich Dein Gesicht
ein Spiegel ohne Hoffnung
als Dein Wegbegleiter.
Rupert 8.1.2004
( Anm. des Autors: bildet zusammen mit "Hättest Du je Angst gehabt" und "Schuldenbock" eine Art "Trilogie",
da der "Adressat" des LI stets dieselbe Person ist. Aufgrund dessen habe ich die Anrede, wie in einem Brief,
hier mal wieder "Groß" gewählt. )
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...für Deine Worte.
Mag sein, dass ich - bei meiner Selbstdarstellung - "maßlos" übertreibe,
sicher hab ich dazu einen Hang, weil ich mich damit auch selbst auf den Arm nehme,
ein wahrer Kern ist aber doch dabei :wink:,
vielleicht "musste" ich das zum Ausgleich tun,
weil im Gedicht selbst das ein oder andere von mir beschönigt wurde,
obwohl es unterm Strich die Wahrheit ist.
Mit der Selbstachtung ( und -Liebe ) ist das so eine Sache,
nicht immer will sie mir gelingen, wenn ich meinen Weg anschaue
und wohin er mich bislang geführt hat.
Sicher habe ich auch "gute" Freunde,
sehe mich aber an den Rand der Gesellschaft gedrängt,
auch, weil ich anderswo nicht fündig wurde bzw. maßlos enttäuscht worden bin
- ich würde sagen, dass mein guter Wille, meine Arbeitskraft
und meine Freundschaft mehrfach mißbraucht wurde -
und nicht bleiben konnte.
So manche "zwielichtige Gestalt" ist nun "dabei",
und das rückt mich selbst erst Recht ins Zwielicht...
sodaß meine Worte am Ende mehr eine Persiflage auf das sind,
wie mich so manche Leute "von Außen" wahrnehmen.
Ich gebe trotzdem auf mich Acht :lol:
LG
Rupi
-
Aus nochmals aktuellem Anlass...
Die Hinterbliebenen des Liedermachers Ludwig Hirsch
hatten für die offizielle Trauerfeier
ein Foto ausgesucht,
das ihn zum Abschied winkend zeigt,
mit Zigarette in der Hand.
Daraufhin konnten einige Leute
es nichtmal in einem Kondolenzbuch unterlassen,
sich über diese Wahl zu beschweren,
weil es ja schließlich das Rauchen gewesen wäre,
das diesen großen Künstler dahin brachte,
dass er sich das Leben nahm.
Ich finde diese Anklagen respektlos.
Durch die Wahl des Fotos
groß hinter dem Sarg
zeigten die Verantwortlichen,
dass sie diesen Menschen so geliebt haben,
wie er war und ihm keinen Vorwurf machen.
Das zeugt von Größe,
weshalb ich seinen Hinterbliebenen nur
gratulieren kann...
der Ludwig war bei ihnen
zu Lebzeiten
am allerbesten aufgehoben,
und sie haben
seine Liebe
bis zuletzt
in Ehren gehalten...
und damit immer "verdient" gehabt.
Alles weitere hatte er ja schon viele Jahre zuvor
im Text von "An Euch" gesagt,
an dem mich nur eins störte:
Die Anrede mit "Ihr lieben Leut'".
Das ist zwar ironisch gemeint gewesen,
sprach aber doch mMn die "Falschen" an...
Rauchverbot
Würde mein Großvater noch leben
Der nie auf die Straße ging
Er würde heute mit mir gehen
Weil er so am Rauchen hing
Ob’s euch gefällt oder auch nicht
Der Rauch, er bläst euch ins Gesicht
Ich ziehe mir Genuss daraus
Und drück den Rest am Boden aus
Das, was mich krank macht, das seit ihr
Doch ich befind mich nun mal hier
Ihr wollt mich ja auch nicht verstehen
Und ich kann euch auch nicht entgehen
Verbietet doch gleich die Geburt
Warnt Mütter vor dem Kinderkriegen
Es könnt ja eins sein, das nicht spurt...
Über den Tod könnt ihr nicht siegen
Die Sklaverei ist abgeschafft
Man hat ja heute die Vernunft
Will nichts mehr brauchen, aber rafft
Alles bleibt "Zu" und nichts wird "-kunft"
Ihr schafft’s... was Hitler nicht erreichte
Der ein ganzes Land verseuchte
Wohlan, leiht ihm hier die Hände
Führt sein großes Werk zuende
Lasst die Menschlichkeit verschwinden
Eine Mehrheit wird sich finden
Ich mach mir selber den Garaus
Und ihr seht auch nicht besser aus
Verbietet doch gleich jede Lust
Macht aus uns keimfreie Eunuchen
Desinfiziert die Welt, dann muss
Man die Toilette nicht mehr suchen
Aber sauber ist’s und schön
Auch in der engsten Zuchtanstalt
Das Innere darf zugrunde gehn,
Man lebt nicht mehr, doch man wird alt
Auch Feigheit fordert einen Preis
Den werd ich nicht mit euch bezahlen
Ich werd kein tumber Tattergreis
Erleide lieber meine Qualen
Und wenn ich dann die Welt verlass
Werd ich die Lungen nicht mehr brauchen
Sterbt ihr an Dummheit oder Hass
Da sterb ich lieber durch das Rauchen
Aber hab gelebt zuvor
Und gönnte jedem stets das seine
Lasst mir den Rauch als Trauerflor
Und verbrennt ihr dann die Gebeine !
Rupert 6.10.2004
Überarbeitet 9.3.2011
Arnold Schwarzenegger gewidmet,
der es fertig brachte, als Gouverneur von Kalifornien
das Rauchen auch in Gefängnissen zu verbieten.
Dazu fällt mir wirklich nichts mehr ein außer einer Frage:
War der jemals in einem Knast ?
-
Ein aufgefundener Schatz
Meiner Mutter zum Geburtstag
( Gedicht in einer Karte, deren Foto Klaviertasten zeigt, auf denen eine Rose liegt ).
Dass Du mir vergibst auch ohne ein Wort
Dich sorgst und mich liebst an jedem Ort
Das Herz wie verloren im Glauben an mich
In Schmerzen geboren hast und mich gesucht
Wo immer ich irrte – ich war nie verflucht –
Dies bindet uns unsichtbar ewiglich.
Wie könnte ich nicht Deiner Liebe gehören ?
Du hörst meine Stimme, nichts kann uns zerstören
Die Rosen, sie liegen verstreut unterm Himmel
Ich hab sie geschnitten und einzeln verteilt
Dein Herz, ein Klavier, auf dem eine verweilt
Gebrochen, geflickt, unberührt vom Getümmel.
Bereit für die Hände des Vaters allein
So treu und geduldig und ihm immer rein
Denn Du bist die Rose, die er sich gepflückt
Und er, Virtuose, er kennt jede Taste,
Bringt Dein Herz zum Klingen, weil er es erfasste
Und die Harmonie hat mich immer beglückt.
Liebe – durch Euch weiß ich erst, was es ist:
Eine Erde, die opfernd sich selber vergisst
Ein Himmel, für den ihr den Schlüssel bewahrt
Ein Schoß, der sich öffnet, ein freundliches Haus
Ein Wort und ein Ratschluss, ein „An“ ohne „Aus“
Ebbe und Flut, so gewaltig wie zart !
Und wo ihr auch hingeht, es folgt euch mein Dank
Es bleibt euer Segen, es flieht der Gestank
Des Zweifels, der Missgunst, wo immer wir sind:
Du Mutter, Du Vater, und ich... euer Kind.
Rupert 4.8.1998
Wenn ich das heute lese, so denke ich, dass ich doch bereits vor
dem „Kuss ( aus der Ferne )“ ein richtig schönes Gedicht gemacht hatte.
Zusammen mit dem Foto auf der Karte ist dieses
wirklich ein besonderes Geschenk gewesen.
Manchmal kommt es mir vor, als wäre meine Mutter ein Überbleibsel aus einer Welt,
die es schon lange nicht mehr gibt. Ihr „von Draußen“ erzählen heißt dann oft, die innere Harmonie zu gefährden... die Nachrichten sind Tag für Tag schlimm genug.
Was ansonsten so „normal“ ist in meinem Leben... auweia.
Ich gehöre ja wirklich längst zu den Leuten, vor denen meine Eltern mich immer
gewarnt haben ! Viel von denen mitbringen ist immer ein Risiko...
So wurde aus dem „Schutz der Mutter“ also später der „Mutterschutz“...
ich habe mich dazu entschlossen, dieses Gedicht heute, am 10. Todestag meines Papas hier zu seiner Ehre einzustellen, denn seine Liebe zu meiner Mutter sucht ihresgleichen.
Love
Rupi
-
Danke für diese distinktive Erläuterung,
macht Sinn !
LG
Rupert
-
Liebe Liane,
das Wort "schön" konnte ich selbst mit diesem Gedicht nie in Verbindung bringen,
zu grausam ist mir sein Inhalt,
keine Minute habe ich dran gedacht,
damit etwas "Schönes" geschaffen zu haben !
Dass Du es dennoch so empfinden kannst,
das macht mich froh,
zeigt es mir doch,
dass auch in einer "Abrechnung",
ähnlich wie mein "Schuldenbock" eine ist
( es gibt mehrere Gedichte über dieses Thema -
und alle sind sie, zwar abstrahiert und zur Lyrik "erhoben"
aber dennoch deutlich, an eine bestimmte Person "adressiert",
die es leider tatsächlich gibt ),
die Ästhetik das Grauen überlagern kann.
Herzlichen Dank, das ist viel mehr, als ich
mir je von einem Leser erhofft hätte !
LG
Rupert
-
Auch wenn Dein Gedicht bei mir die Frage aufwirft,
was es wohl ist,
das "der Quelle" deren "Frische" nimmt -
ein Thema, das für sich genommen ein Gedicht wert wäre -
ist Dein "Ehrlich" ein wunderbares Beispiel dafür,
wie sehr beim Dichten "in der Kürze die Würze liegen" kann.
In wenigen Worten das Wesentliche auf den Punkt gebracht,
und sehr schön der Schluss, nicht nur inhaltlich sondern
auch, dass Du dabei die Metrik der ersten Strophe verlässt,
ohne dass es irgendwie "holprig" würde.
Es bleibt in einem "gefühlten" und damit "fühlbaren" Fluss,
und das "mehr" der Silben erzeugt einen zusätzlichen Reiz.
Kompliment !
LG
Rupert
-
Was jetzt ?
( Geschrieben zum Jesusfilm von Mel Gibson )
Es ist gut, sich zu erinnern
Es ist gut, nicht zu vergessen
Was geschehn ist und wozu wir fähig sind
doch ich habe ein Gefühl
dass wir so tun, als wäre heute
alles anders, auch wenn’s überhaupt nicht stimmt.
Man lernt, sich an diese Kälte
zu gewöhnen, das Gewissen
wird beschwichtigt und die Herzen werden blind
vom Haben und vom Haben Wollen
ganz besessen sind die Leute
bis die Angst, es zu verlieren, alles nimmt.
Noch bevor ich selber denke
wird mir das, was ich zu denken habe
täglich vorgekaut und vorgesetzt
das, was richtig und was falsch war
die Gefühle inklusive
es fehlt leider nur die Frage: „Was ist jetzt ?“
Ein Film über den Heiland
gewaltig und pompös
und selbst ein Präsident, der Krieg plant
fühlt sich bestätigt und erlöst
alle Armut dieser Erde
bringt für Hollywood kein Geld
schau nur gut hin: der auf der Leinwand
starb für eine bessere Welt
und wenn Du aus dem Kino rauskommst
wie betäubt von der Passion
und religiös für ein paar Stunden
siehst Du dann den Gottessohn
unter den Bettlern auf der Straße
unter den Junkies auf dem Strich
oder glaubst Du, nur weil Du Glück hast,
gilt was Anderes für Dich ?
Rupert 2002
-
Wahre Liebkosung
Brach liegt das Vorhängeschloss
Düster erblüht, was Versagen sich nimmt
Ohne Scham, doch errötet,
Lässt der Großem Ergebene gehen.
Womit jeder verdient, zu bekommen
Was er in sich getragen meidet
Ist nicht länger gefragt
Weil es klar erscheint.
Die Unsteten machen sich groß
Gegen den Zufall, der alles bestimmt
Doch ihr Mut wird getötet
Vom sicher geglaubten Verstehen.
Es hat einer den Gipfel erklommen
Der gedungenermaßen leidet
Das Gericht hat getagt
Und er hat geweint.
Jetzt liegt alles offen
Auch Du sagst nichts mit Deinem Mund
Die Lippen bleiben zu
Allein
Das muss Wahrheit sein.
Ich war längst getroffen
Mit einem Mal bin ich gesund
Es heilt der Wahn, es sein zu
Müssen
Nur von ihren Küssen.
Rupert 16.12.2001
-
Muse und Künstler
Solang der Künstler glauben kann
an ihre Liebe, ihre Reinheit, ihre Unschuld
und sie selbst es nicht durch Lügen
oder Habgier ihm zur Hölle macht
lebt die Muse, schenkt ihm Lieder
und Gedichte, sei sie auch,
als ferne Göttin,
jenseits aller irdischen Moral
und sein Werk ersteht, erklingt, berührt
so sehr zu ihrer Ehre wie zum Lobe
Gottes selbst.
Doch wenn sie fällt, dann kann er nur
an ihn allein sich halten,
um die Höllen zu verlassen,
Leben neu zu finden
und sein Schaffen der Entwertung zu
entreißen, es bleibt nicht ihr Eigen,
wenn er wieder glauben lernt
an Liebe, Reinheit, Unschuld.
Diesen Weg hab ich zurückgelegt
und abgetrennt unheiliges Begehren,
denn, gefallen aus dem Glauben,
macht die Göttin ihren Günstling zum Dämonen,
hält er fest, bewegt er sich im Kreis,
gefangen und verurteilt,
seine Nahrung zu erstehlen
und das beigemischte Gift wird sein Verderben,
aus dem Lebensfluss entfernt
wird aller Süße Bitternis,
Düfte, die ihn einst betörten und verführten
gerinnen zur Verwesung und zum Schandmal,
Schwingen, angesetzt zum Himmelsflug,
werden lahm und lassen ihn nach unten gleiten,
steil herab, vorbei an Hängen voller Reben,
deren Saft er nicht mehr kosten kann.
Nur indem er lernt, sich selbst ganz anzusehen,
zu ertragen, was sein Los und Schicksal ist,
so er nicht frei wird vom Verlangen, das ihm
einmal Leben gab, kann er sich lösen,
der Inkubus bleibt als Schatten, im
Verlangen der Entthronten, während er,
errettet, aus dem Reich der Schatten steigt.
So lernte ich, dass Gut und Böse nahe beieinander sind,
vom Glauben hängt es ab und von der Liebe,
ob Vereinigung im Geiste Segen findet,
nur wer sich aus freiem Willen bindet und willkommen ist
wird fruchtbar bleiben.
Rupert 15.4.2004
-
Hättest Du je Angst gehabt
Hättest Du je Angst gehabt
und sie bezwungen
und wäre Dir nur rechtzeitig
bewusst etwas misslungen,
Du wärst ein Mensch geworden.
So bist Du, wie Tisch und Stuhl,
ein funktionables Teil, ja,
selbst Dein eig'ner Wille ist nichts anderes noch
als laufendes Programm.
Hättest Du je Angst gehabt
und tief gelitten,
ich hätte mit Dir gerne und
sehr oft richtig gestritten,
Du könntest überborden
nackt aus Deinem Sündenpfuhl
und fändest noch Dein Heil, ja,
denn da wär' für Dich nicht dieses schwarze Loch,
Du bräuchtest keinen Damm.
Hättest Du je Angst gehabt
und Dich gesehen:
wild, den Tieren sehr verwandt,
Du könntest mich verstehen,
verlangtest Opfer nimmer,
ohne Klage nähmst Du hin
was unvermeidbar ist,
selbst wenn Dein Leben gar nichts wär' als freier Fall,
auch der gehörte Dir.
Hättest Du je Angst gehabt
das Spiel zu spielen,
Dein Versteck nicht nur gesucht
im feigen Schutz der Vielen,
es bliebe Dir ein Schimmer
übrig für den Neubeginn,
sogar als echter Christ.
Doch nun hat Dich die Angst und sie ist überall
und alles bleibt bei ihr.
Rupert 9.1.2004
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Na dann sei herzlich begrüßt bei den anderen hier unten, die für ihre fixen Ideen dieses Forum nutzen
noch sind wir ja alle sterblich.
aber wollen uns mehr oder minder durch's Dichten verewigen...
zu Deinem "Einstieg" hier bleibt mir zu sagen, dass Form und Metrik perfekt sind.
Es ist ein bewährtes Mittel. die menschliche Sehnsucht nach Ausruhen von den irdischen Mühen
in immerwährender Glückseligkeit mit einem überhalb gelegenen "Himmel" zu verbinden,
ob da nun ein Gott allein thront oder es gleich mehrere sind :lol:
leider ist es zwingend notwendig, zu sterben, um an einen solchen Ort zu gelangen,
so es ihn denn gibt... schön auch der Wunsch des lyrischen Ich, Geleit dorthin zu finden -
womit wir bei einem anderen beliebten Sujet der Dichterzunft wären, den Engeln nämlich.
Alles sehr ansprechend, ohne überbordend auszufallen, vielleicht ein wenig zu schlicht bzw. etwas abgegriffen
für Freunde innovativer, bildhafter Imagination, aber ansprechend,
und wärst Du der Erste, der dies dergestalt in Gedichtform gebracht hätte,
so könnte ich Dir uneingeschränkt huldigen.
Immerhin lassen sich die kindlich-naiven Gedanken sehr angenehm lesen
und vermitteln so - neben dem Inhalt - irgendwie eine Frische, als ob Du der Erste wärst...
in aller Unschuld, sozusagen. Auch das ist ein Talent.
Insofern weckt Dein Gedicht bei mir Interesse nach mehr... und ist ein guter Einstand.
Willkommen im Dichter-Forum !
LG
Rupert
Am prächtigen Fluss ( Splendid River )
in Songtexte
Geschrieben am
Am prächtigen Fluss
( Splendid River )
Erinnere Dich, wie wir am Ufer des prächtigen Flusses entlang spazierten,
an die vielen Stunden, die wir regelmäßig so verbracht haben,
nur um ihm beim Fließen zuzusehen.
Wir führten dabei unsere üblichen Debatten... über was wir lieben und was wir
hassen... Religion, Politik und so weiter eben... und natürlich über Erich Fromms
Buch vom Lieben... aber nichts, überhaupt nichts davon nahm uns
so sehr ein wie dieser prächtige Fluss.
Erinnerst Du Dich, wie Du mir dabei sagtest, dass alle Poesie versagen muss
gegenüber der unbeschriebenen, freien Wahrnehmung der Wirklichkeit ? Ja...
Du hast über meine Versuche gelacht, und mich danach verschämt gefragt, ob wir
trotzdem Freunde wären... „Vielleicht hast Du ja Recht“, hab ich gesagt,
„aber es ist sicher kein Fehler, es probiert zu haben !“, und dann haben wir
zusammen gelacht. Du wusstest ja schon damals, dass ich’s doch wieder versuchen
werde, spätestens, wenn Du den prächtigen Fluss verlassen haben würdest.
Refrain:
„Wo gehst Du hin ? Weißt Du’s auch mit Sicherheit ? Werden Dir die Dinge,
die Du haben willst, auch gefallen, wenn Du sie bekommen hast ?
Wirst Du etwa die Hoffnung verlieren,
wenn Du sie doch wieder weggeben musst ?“
Kannst Du den prächtigen Fluss noch immer so ( gut ) betrachten wie damals ?
Erinnere Dich, die Tage wurden rar für uns zwei, als dann Deine erste Liebe
auftauchte... Ich begann, mich daran zu gewöhnen, alleine am Flussufer entlang
zu laufen und versuchte, meine Eifersucht unter Kontrolle zu bekommen,
denn viel Zeit hattest Du nicht mehr für mich übrig... aber als sie Schluss machte,
wie froh warst Du doch über den Freund, den Du noch hattest...
es fiel Dir ausnahmsweise gar nicht schwer, es zuzugeben, doch sie sollten trotzdem
nicht mehr dieselben sein wie vorher... unsere Tage am prächtigen Fluss...
Erinnerst Du Dich eigentlich noch an Monika ? Sie hielt mich für was ganz
Besonderes... und ich hab diese Chance einfach verspielt, weil ich spürte, wie sehr
Du mich zu der Zeit gebraucht hast, aber ich wette, Du weißt nicht mal mehr,
wer sie war. Ich kann trotzdem nicht sagen, dass ich da was bereue,
bin ja sowieso immer derselbe Einzelgänger geblieben...
aber als ich dieses Opfer gebracht hatte, war’s nicht mehr lange hin
und Du hast ihn dann doch verlassen... diesen prächtigen Fluss...
Refrain:
Seit einiger Zeit frag ich mich, was wohl passiert sein muss, während die Jahre
vergingen. Manchmal reibe ich mir die Augen, um diese Art Fragen wieder aus dem
Kopf zu bekommen... und versuche einfach, dem Fluss zuzuschauen, ohne mich
weiter mit ihnen zu quälen... wo’s mit mancher Freundschaft hingeht zum Beispiel,
aber vor allem unter welchem Etikett Du mich heute wohl ablegst...
als Verlierer etwa ? Ich befürchte es ja fast, aber wenn’s wirklich stimmt, ist’s sicher,
dass wir beide es waren, damals schon... am prächtigen Fluss...
Du hast ja dann eine steile Karriere gemacht, vielleicht zu steil für meine Augen...
sagtest mit einem mal, dass Dich nichts mehr hier hält, und ich
wollte es ja dann auch nicht mehr versuchen, nein, ich zählte lieber auf Dein Wort:
Du würdest nicht vergessen, woher Du kommst... nicht vergessen... meine
Telefonnummer hat sich nicht geändert, und vielleicht rufst Du eines Tags ja doch
wieder an... rufst mich an... aber es ist nun schon so verdammt lange her,
dass Du unseren prächtigen Fluss verlassen hast...
Refrain:
Rupert 2007, Übersetzung am 23. März 2011
Anmerkung des Autors:
Der Refrain beginnt mit der Rezitation „gemeinsamer“ Fragen,
die zuallererst, beim Betrachten des Flusses, vom Angesprochenen gestellt wurden,
dann, bei dessen Abschied, von der erzählenden Hauptperson, deshalb die
„Anführungszeichen“ !
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Ein persönlicher Kommentar des Autors zu „Am prächtigen Fluss“.
Bisher hab ich diesen Song nur ein Mal jemandem vorgespielt, meiner Freundin Angie,
und zwar gleich, nachdem ich ihn 2007 geschrieben hatte.
Es ist ein sehr „folkiger“ Song und ich erinnere mich, dass es einer der wenigen war,
die sie nicht mochte. Vielleicht wegen der schieren Masse an Text,
die es schwer macht, die Spannung musikalisch zu halten, vielleicht
wegen der melancholischen Stimmung, die er hat...
ich hab ja auch selber kaum Lust drauf, ihn zu singen...
aber auf den Text bin ich sehr stolz.
Deswegen habe ich ihn im März 2011 "Eins zu Eins" ins Deutsche übersetzt.
Er ist nicht autobiographisch, aber es kommt eine Menge „von mir drin vor“...
und als ich ihn fertig hatte, wurde mir bewusst, dass ich in ihm – auf andere Weise –
eigentlich dasselbe erzähle wie Robert Heaton und Justin Sullivan
( New Model Army ) in „Green and Grey“... nur eben “von einem anderen Ort aus”...
statt den „grünen und grauen Tälern“ ist es hier der „prächtige Fluss“.
Die Charaktere der zwei zentralen Protagonisten, ihre Beweggründe und Lebenswege
ähneln sich jedenfalls sehr. Nun, wenn so was „von selbst passiert“,
dann ist es hoffentlich nicht so schlimm.
Ich hätte auch was Autobiographisches schreiben können,
um die Dinge zum Ausdruck zu bringen, um die’s mir hier geht,
aber das wäre mir dann doch zu persönlich geworden und vielleicht auch viel
zu nahe gegangen. Und gedacht hatte ich viel mehr an Springsteen als an NMA.
Nein, nicht an „The River“, obwohl ich dann beim „Fluss hängen blieb“, sondern an
„No Surrender“ – ich wollte ein „trauriges Gegenstück“ dazu schreiben,
sicher ist auch „Green and Grey“ ein solches... aber ich hatte genügend eigene,
innere Anlässe dazu, weil ich mehrfach Freundschaften hilflos enden lassen musste...
eine schmerzhafte Sache, wenn es welche sind, die Jahre des Lebens „kosteten“,
und man dann irgendwie das Gefühl hat, diese Jahre werden innerhalb kürzester Zeit
aus den bescheuertsten oder perfidesten Gründen heraus gewaltsam entwertet !
Aber manchmal hat man wegen eben dieser Gründe gar keine andere Wahl, als es „geschehen zu lassen“...
und zwar dann, wenn man sich nicht „mitverirren will“ und vor allem, wenn’s perfide wird,
wenn beim Gegenüber kein Maß mehr vorhanden ist.
Das Loch, das einem dabei und dadurch "in die Seele gerissen wird“,
ist genau die Grausamkeit, die ein Mensch sich selber antut, wenn er
– blind für die Werte, die er als nunmehr gewohnheitsmäßig empfangender Nutznießer zurücklässt,
weil er sich mit aufgeblähtem Ego selbst als maßgebend sieht –
eine echte Freundschaft „verrät“.
Nur dass der „Verräter“ dieses „Loch in der Seele“ weiter mit sich rumschleppt
und deshalb verdrängen muss, während der so Alleingelassene den Schmerz
unmittelbar empfängt und dann, ohne ihn zu verdrängen, besser tragen kann,
bis seine Wunde heilt. Da hilft die Zeit, das kann ich bezeugen.
Es sollte aber nicht zu oft und schnell hintereinander passieren, sonst kann es einen
auch dauerhaft krank machen, wenn man sich gar nichts vorzuwerfen hat.
Wenn man dazu neigt, die „Schuld“ zuerst bei sich zu suchen,
was ja einen guten Charakter auszeichnet, kann man sich dann vor Schmerzen selbst zerfleischen.
Und wenn man dabei dann keinen klaren Gedanken mehr fassen kann,
sollte man professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Es ist wichtig, räsonieren zu können.
Manche Dinge sind, wenn man im Schmerz gefangen ist, zu kompliziert dazu.
Und das, was ich hier schreibe, hab ich schließlich selbst erfahren.
In „Splendid River“ ist’s ja nicht genau das selbe, der „Verrat“ ist ja für den
Verlassenen nur eine Mutmaßung, keine Tatsache, er klagt
nur über sein Befinden, aber er klagt nicht an.
Er tut diesen letzten, logischen Schritt nicht, obwohl alles darauf hindeutet, dass
der Andere es verdient hätte. Er ist allein mit seinen Idealen.
Manchmal ist es auch ein Einzelner, der den Schlussstrich zieht, und mehrere
alleine lässt, die sich seiner Ansicht nach zu weit entfernen von den ursprünglich gemeinsamen Idealen,
da sieht’s dann wieder anders aus, weil es einfacher ist, etwas gemeinsam innerhalb eines Kollektivs zu verdrängen...
auch wenn es dann irgendwann im Einzelnen zwangsweise dann doch wieder hoch kommt.
„Splendid River“ soll also eine interessante Geschichte sein.
Man kann ganze Bücher füllen mit solchen Geschichten,
während einem beim Aufzählen der Ideale und Erinnerungen an allein Positives
irgendwann dann doch schnell die Worte ausgehen... umso besser, wenn es dann so gelingt,
wie es Springsteen gelungen ist. Ich liebe „No Surrender“ sehr. Nicht nur wegen dem Text.
Der Song ist eine der perfektesten „3 Akkord-Nummern“, die mir einfällt.
Ich liebe aber auch meinen Text zu „Splendid River“, die deutsche Übersetzung
ist fast besser geworden als das Original, nur nicht auf die Musik singbar... ich
hoffe, es gefällt Euch auch... diese Art, Humanität darzustellen, bis sie fühlbar wird
vor allem... egal, wie sehr die Story aus meiner persönlichen Realität hier von mir
abstrahiert wurde, es ist noch immer zu 100 % realistisch.
Da hin muss man als Texter erst mal kommen. Es kann lange Jahre dauern,
auch wenn man noch so gut mit Worten umgehen kann.
Und es hat lange Jahre gedauert bei mir.
Rupi