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Gedanken aus der Lethargie


Gast (Silent Poetry)

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Gast (Silent Poetry)

GEDANKEN AUS DER LETHARGIE


 

Ich möchte gern positiv sein,

unbeschwert und frei,

die Zeit genießen

und das Leben zelebrieren.

Ich möchte die Welt umarmen,

lachen und tanzen

und mich im Zauber

der Gegenwart verlieren.


 

Doch die Wirklichkeit

zeigt uns Grenzen auf,

hat unseren Planeten

in den Winterschlaf verbannt.

Seit Monaten verharren wir

in Beschränkungen,

wir reduzieren unser Sein,

sind duldend zu Ratlosigkeit

und Stoizismus verdammt.


 

Ich möchte gern hoffnungsvoll sein,

der autoritären Maßgeblichkeit glauben

und deren Lösungskonzepten vertrauen.

Ich möchte sagen:

die Zeit heilt alle Wunden

und auch jede Pandemie,

alle Nebenwirkungen und Schicksale,

die wir jetzt noch nicht überschauen.


 

Denn Vieles bleibt unüberschaubar,

scharfsinnig vorgetragenes Halbwissen,

verpackt in ein Dogma ohne Gewähr.

Wir sind zu unerfahren,

um mit dieser Situation umzugehen,

lernen uns selbst neu kennen

und uns zu orientieren –

in einem richtungslosen Hin und Her.


 

Ich möchte gern zuversichtlich sein,

weit in die Zukunft schauen

und dann allen Menschen zurufen –

Alles wird gut!

Ich möchte mit Freude anstecken

und Optimismus infizieren,

Lichtblicke entfachen,

doch um nicht skeptisch zu sein,

fehlt mir der Mut.


 

Ein einziges Thema bestimmt unsere Tage,

hat sich wie ein Parasit

in unser Glück gefressen

und nimmt ganz subtil von uns Besitz.

Es hat Macht und verbreitet Ängste,

zeigt unsere Verwirrung, Hilflosigkeit

und Ohnmacht,

nimmt uns die Souveränität,

wie eine schlechte Pointe den Witz.


 

Ich möchte gern an die Chance glauben,

nach der wir uns mutmaßend sehnen,

den Perspektivwechsel auf Routinen

und zu selten hinterfragten Glaubenssätzen.

Doch je länger die Krise uns lenkt, desto

größer wird die Sehnsucht nach Normalität

und ganz schnell verfangen wir uns

wieder in alten Gewohnheitsnetzen.


 

Von allein werden wir nichts verändern!

Wir müssen lernen, uns wahrzunehmen,

schmerzhaft selbst zu reflektieren

und zu akzeptieren.

Nutzen wir jetzt die Zeit,

um frei zu denken,

Wünsche zu formulieren,

Emotionen Raum zu geben

und Mut zu potenzieren.

 

 

Ich möchte gern unverdrossen sein

und unvermeidliche Dialoge suchen,

Methoden kritisch betrachten

und Handlungen unverhüllt hinterfragen.

Ich möchte, dass Überzeugungen

mich überzeugen,

die Emotionalität und der Verstand

sich vereinen und dann

einen Neubeginn wagen.


 

Wir sollten nicht zulassen,

dass Meinungen uns spalten,

wir uns von klagenden Freunden

und leugnenden Nachbarn distanzieren.

Dass die Sorge der Anderen

uns unberührt lässt,

wir soziale Normen versimpeln

und konspirative Theorien

im Protest eskalieren.


 

Ich möchte gern bedenkenlos sein,

zwanglos frei beseelt

meine Existenz spüren

und leichtfüßig gegen

die Schnelllebigkeit voranschreiten,

trotzend jeder populären Option.

Ich möchte echte Entschleunigung erfahren,

aus eigenen Antrieb heraus.

Aus einem erzwungenen Stillstand erblüht,

bleibt sie eine wirkungslose Illusion.


 

Ich möchte gern wieder positiv sein,

hoffnungsvoll und zuversichtlich,

ein unerschütterlicher Optimist

voller grenzenloser Euphorie.

Dafür lohnt es sich zu kämpfen,

Für die Lebendigkeit der Welt,

die persönliche Freiheit und all

die versteinerten Träume,

jenseits unserer Lethargie.


 

 

https://youtu.be/PxPcqw1H-oE

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Hey, Silent Poetry, das ist ein großartiges Stück Gedankengut und triftt mit Sicherheit auf viel Sympatie. Das Video schaue ich mir in Ruhe nochmal an. Die Worte begeistern mich auch so! In manchen Texpassagen fühle ich mich direkt aufgehoben.;-)

 

Mitfühlend gelesen.

 

Lieben Gruß, Letreo

 

 

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Hallo Silent Poetry,

 

toll geschrieben. Ein beachtlicher Wortschatz mit eingeflossen. Grandioser Aufbau. Gerne gelesen; könnte ich mir auch gut als Songtext vorstellen. Ich weiß allerdings nicht ob subtil das richtige Wort ist, für ein Ding, dass uns entzweit und sich mit brachialer Gewalt der Freiheit in den Weg stellt, sowie auf dem besten Weg ist, Teile der Gesellschaft zu spalten. Habe mir Dein Gedicht noch einmal durchgelesen, subtil passt in dem Kontext, wie die Faust aufs Auge. Hoffe inständig, auf mehr von Dir. Kurt

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