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Ich kann dich nicht mehr (er)leiden

 

Scheinbar harmlos stehst du da

vor uns und bringst uns freundlich nah,

wie Pause, Stimme, Klang und Wort

finden ihren richt'gen Ort

im Zusammenspiel der Klänge,

der Rhythmen, Pausen und Gesänge.

 

Dass du forderst für die Werke

ein gewisses Maß an Stärke

von Taktgefühl und Präzision,

Aufmerksamkeit, Intonation,

Energie, Faszination

und einen guten Umgangston

von jedem, der hier möchte singen,

bin ich bereit, dir gern zu bringen.

Doch leider sich die Energien

nicht nur auf das Werk beziehen,

sondern werden angezogen

von dem, der führt den Sangesbogen.

 

Du ziehst an allen meinen Sinnen,

alles schwingt zugleich von hinnen.

Gedanken, Gefühle, Herz, Verstand,

nichts liegt mehr in meiner Hand.

Ich werd' beraubt und gebe hin

gleichzeitig, alles was ich hab und bin.

Und Kräfte kommen zur Entfaltung,

aber nicht zur Selbstverwaltung.

Talente, die ich nie gekannt,

tauchen auf, sind schon gebannt

und abgezogen werden sie,

sie entfalten - darf ich nie.

 

Doch auch dort, wo du nicht bist,

deine Präsenz vorhanden ist,

und schleicht sich ohne alle Schranken

in jeden Winkel der Gedanken -

Du nimmst den ersten mir am Morgen

und den letzten mir zur Nacht,

bist Teil meiner größten Sorgen,

bin wegen dir jetzt aufgewacht.

Viel Energie fließt wegen dir,

um dir zu zeigen, ich bin hier,

verläuft im Sand, ins große Loch,

findet keine Resonanzen, noch

Anerkennung, noch fließt zurück

von deinem Glanz das kleinste Stück.

 

Denn alles Loben, alles Lachen,

Umarmungen, die Freude machen,

Segenswünsche, Dankbarkeiten,

Grüße, Blumen, Freundlichkeiten,

der Komplimente schönste Zier

sind wertlos, sind sie nicht von dir.

 

Tief innen fühlen lässt du mich

bis jede Zelle ist durchdrungen,

dann werd ich einmal ausgewrungen,

gefühlverdurstend leide ich.

 

Drum ist es leicht nun zu verstehen,

dass dies kann so nicht weitergehen,

dass ich dich nicht mehr leiden kann,

weil ich nun nicht mehr leiden kann

und will und eine Grenze setzten muss -

die Grenze heißt: UND HIER IST SCHLUSS!

Doch kenn' zu gut ich mein Gesicht

und weiß: so einfach geht das nicht....

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vor 11 Minuten schrieb Herbstreiter:

Ich kann dich nicht mehr (er)leiden

 

Scheinbar harmlos stehst du da

vor uns und bringst uns freundlich nah,

wie Pause, Stimme, Klang und Wort

finden ihren richt'gen Ort

im Zusammenspiel der Klänge,

der Rhythmen, Pausen und Gesänge.

 

Dass du forderst für die Werke

ein gewisses Maß an Stärke

von Taktgefühl und Präzision,

Aufmerksamkeit, Intonation,

Energie, Faszination

und einen guten Umgangston

von jedem, der hier möchte singen,

bin ich bereit, dir gern zu bringen.

Doch leider sich die Energien

nicht nur auf das Werk beziehen,

sondern werden angezogen

von dem, der führt den Sangesbogen.

 

Du ziehst an allen meinen Sinnen,

alles schwingt zugleich von hinnen.

Gedanken, Gefühle, Herz, Verstand,

nichts liegt mehr in meiner Hand.

Ich werd' beraubt und gebe hin

gleichzeitig, alles was ich hab und bin.

Und Kräfte kommen zur Entfaltung,

aber nicht zur Selbstverwaltung.

Talente, die ich nie gekannt,

tauchen auf, sind schon gebannt

und abgezogen werden sie,

sie entfalten - darf ich nie.

 

Doch auch dort, wo du nicht bist,

deine Präsenz vorhanden ist,

und schleicht sich ohne alle Schranken

in jeden Winkel der Gedanken -

Du nimmst den ersten mir am Morgen

und den letzten mir zur Nacht,

bist Teil meiner größten Sorgen,

bin wegen dir jetzt aufgewacht.

Viel Energie fließt wegen dir,

um dir zu zeigen, ich bin hier,

verläuft im Sand, ins große Loch,

findet keine Resonanzen, noch

Anerkennung, noch fließt zurück

von deinem Glanz das kleinste Stück.

 

Denn alles Loben, alles Lachen,

Umarmungen, die Freude machen,

Segenswünsche, Dankbarkeiten,

Grüße, Blumen, Freundlichkeiten,

der Komplimente schönste Zier

sind wertlos, sind sie nicht von dir.

 

Tief innen fühlen lässt du mich

bis jede Zelle ist durchdrungen,

dann werd ich einmal ausgewrungen,

gefühlverdurstend leide ich.

 

Drum ist es leicht nun zu verstehen,

dass dies kann so nicht weitergehen,

dass ich dich nicht mehr leiden kann,

weil ich nun nicht mehr leiden kann

und will und eine Grenze setzten muss -

die Grenze heißt: UND HIER IST SCHLUSS!

Doch kenn' zu gut ich mein Gesicht

und weiß: so einfach geht das nicht....

Der eigene Glaube ist Glück und Unglück unseres Geistes

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Hi Onegin,

 

Ja, einem erfahrenen Tenor, kann man natürlich nichts vormachen, und ich glaube dass auch sie (die Tenöre) öffter in die Gefahr geraten angehimmelt zu werden, oder das zumindest glauben . Tatsächlich ist dies Gedicht vor zwei Jahren entstanden und war eine Art Therapie für mich, (nach über 13 Jahren)...es hat dann aber noch viel Papier und Worte gebraucht.

 

Danke für die Rüchmeldung

Gruß

Herbstreiter 

Hi Dionysos von Enno,

 

Vielen Dank für deine freundliche Rückmeldung

und das schöne Zitat von Rilke, teilweise ist es wirklich eine Gefühl zwischen den Stühlen, Ankerlos und ohne Heimathafen

 

Liebe Grüße

Herbstreiter

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