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XV - Der See unter dem Mond

Das gold’ne Auge sieht sein Werk entstehen,
wie alles endlich ganz und richtig wird.
Doch wenn sein Blick einmal nach unten irrt,
dann hat es eines immer übersehen:

Da ist ein dunkler See, der kaum sich regt.
Er geht so tief, noch tiefer als das Wasser.
Und spiegelt sich der Mond, erscheint er blasser,
verzerrt noch, wenn das Wasser Wellen schlägt.

Und für den See ist all das nicht vorbei.
Denn wie ein Spiegel zeigt er jede Schwäche.
Und alles war ihm immer nah. Er schrie, 

doch war er still. Da brach der See entzwei.
Und übrig blieb die dunkle Oberfläche:
Da war ein schwarzer Schlund, der Leere spie.



 

Dali Lama | September 2022

Bild generiert mit künstlicher Intelligenz von Dream by WOMBO

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Lieber Dali

mit Deiner Geschichte hast Du es geschafft mich in den Bann voller Rätsel und Geheimnisse zu ziehen.

Ich bin wahrlich kein Mensch von Mystik und dunklen Mächten. Hier aber konnte ich nicht anders als alle wunderschönen Sonette zu lesen und der Lösung nahn zu kommen, dann aber auch wieder einzutauchen in das Verwirrende und Mystische.

Es hat sich gelohnt, hinab zu steigen ins Labyrinth der Gedankengeflechte und manches Sonett auch Einzeln wirken zu lassen.

Dir gelingt es den Spannungsbogen in diesen Langgedichten bis zum abschließenden Meistersonett, das aus den jeweils ersten Zeilen der vorhergegangenen Sonette besteht, aufrecht zu halten und eine sehr bildhafte Sprache zu präsentieren.

Vorallem ist es eine Sprache der Jetztzeit und ich als Leserin kann dir folgen und selbst das Verworrene, wenn nicht immer Verstehen, aber immer nachvollziehen. 

Ich bewundere Dein Können und bin mehr als begeistert. Natürlich weiß ich wie ein Sonettenkranz teoretisch geschrieben wird, aber gerade deshalb würde ich es mir selbst nicht zutrauen wollen.

Vielen Dank für das Teilen dieses Kunstwerkes.

Liebe Grüße Ilona

 

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Moin @Ostseemoewe,

 

freut mich, wenn die vielen Texte dich halten konnten, es ist dann ja auch recht viel auf einmal, irgendwie muss alles zusammenpassen aber doch für sich alleine stehen.

Ich hätte auch nicht gedacht, dass ich nochmal einen Sonettenkranz schreibe - früher hatte ich schonmal einen (und zwischendrin ein paar erfolglose Versuche), der wurde aber leider vernichtet und das hat mir jetzt nochmal Ansporn gegeben^^

 

Danke für deine lieben Worte! Ich freue mich, dann heute Abend noch das Meistersonett online zu stellen - passenderweise eine Nacht vor dem Vollmond^^ Dann ist alles geschafft 🙂

 

Vielen Dank für deinen Kommentar!
LG Dali Lama

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Moin Chris,

 

jetzt schließt sich also der Kreis und du führst uns wieder in den schwarzen Schlund zurück, in dem das erste Sonett begann. Die Zahl 14 passt wunderbar in den Mondzyklus von 28 Tagen. Man kann die einzelnen Sonette also auch den verschiedenen Mondphasen zuordnen. Das finde ich faszinierend!

 

So lässt sich leicht eine Parallele zu den verschiedenen Entwicklungsstadien eines Menschenlebens ziehen. Der schwarze Schlund lässt sich gut mit dem Stadium vor der Geburt (in der dunklen Gebärmutter) vergleichen und passt ebenso für die Beerdigung. 

 

Eine kleine metrische Unebenheit, sehr selten in deinen Gedichten, habe ich hier aufgespürt:

 

Da ist ein dunkler See, der sich kaum regt.

x X x X x X x x X X

 

Das "sich" ist hier etwas zu leicht, um sich vor "kaum" auf der Hebungsposition behaupten zu können. Ein Tausch klänge unschön. Mir fiele da, obwohl "regen" mir besser gefällt als "bewegen", gerade eine Variante ein:

 

Da ist ein dunkler See, fast unbewegt.

 

Vielleicht hast du aber eine bessere Idee. 

 

LG Claudi

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Moin Claudi,

 

herrje, nun bin ich hier schon auf der Zielgerade und dann passiert mir da tatsächlich so ein blöder Metrikfehler 😄 
Das nenn ich Betriebsblindheit -.- 

Du hast natürlich total recht, dass "kaum" viel stärker ist als "sich", fast sogar zu stark für "regt"... 
Danke daher für deinen Änderungsvorschlag. Allerdings finde ich "regt" auch schöner als "bewegt"... 
Ich wäre aber auch gar nicht so abgeneigt, "kaum sich regt" zu schreiben, das ist für mich noch gar nicht so krass invers^^

Ich denke nochmal drüber nach 🙂 

 

Vielen Dank auch für deine Runduminterpretation. Der schwarze Schlund war zwar für mich persönlich nicht der Geburtsmoment (ich hatte ihn am Anfang ja auch dem Fortgebliebenen noch zugeordnet), aber insgesamt passt das bildlich natürlich 🙂 
Die Entwicklung orientiert an den Phasen des Mondes war dabei auf jeden Fall eine Intention! 

 

Ich freue mich auf heute Abend, dann ist endlich alles abgeschlossen^^
LG Chris


 

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vor 55 Minuten schrieb Dali Lama:

Ich wäre aber auch gar nicht so abgeneigt, "kaum sich regt" zu schreiben, das ist für mich noch gar nicht so krass invers^^

 

Fein, auch so kommen wir ins Gespräch. Über Metrik kannst du mich immer geschwätzig machen. 😄 Stimmt, die Inversion ist nicht so krass, dass ich sie bei jemandem bemängeln würde. In diesem noch erträglichen Maß fällt das bei mir unter persönlichen Geschmack. In eigenen Texten würde ich diesen Tausch vermeiden.

 

LG Claudi

 

 

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