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Der versuchende Retter

Ein Kurzdrama

 

 

 

Erster und letzter Akt

 

                             Mit Schmerzen lag er da,

                             seine Glieder war’n am Zucken,

                            er versuchte zu kämpfen

                            und den Pein zu verschlucken.

 

                            Doch es quälte ihn, die Pest,

                            ihre Krallen tief, sie hielt

                           seine Lunge fest.

 

                          Und so blickten die Ärzte

                          zum Moribunden,

                          ein Hospitant hat auch den

                         Schmerz empfunden.

 

                        Die Minuten kamen, die

                        Minuten gingen,

                        sie hörten den Jungen um

                        den Atem ringen.

 

                        Sie sahen die Qualen,

                        sie hörten das Schnauben.

Hospitant:    „Geben Sie ihm Morphin!“

Arzt:              „Nein, ich darf’s nicht erlauben!“

 

Hospitant:    „Bitte erfüllen Sie meinen Willen,

                       nur um die Schmerzen seiner zu stillen.“

Arzt:               „Der Vorstand hat’s verboten,

                       sich zu kümmern um die baldigen Toten.“

 

Arzt:                „Bald enden seine schweren Leiden,

                        denn er wird aus dem Leben scheiden.“

Hospitant:     „Aber seine Brust ist am Heben,

                        er wird deswegen noch etwas leben.“

 

Hospitant:       „Ihn quält der Schmerz, welch‘ ein Joch.*“

Arzt:                „Ja, ihn quält das noch.“

Hospitant:      „Aber Penicilline, bei allen Dingen,

                        könnte jetzt doch noch was bringen.“

 

Arzt:                „Wollten wir den Jungen retten,

                        dann wir Penicilline verwendet hätten

                        doch der Vorstand verbannt uns die Hände,

                        ich schätze, es ist sein stilles Ende.“

 

Hospitant:     „Man muss ihm helfen, das ist ersichtlich,

                        ansonsten endet das gerichtlich.

                        Man lies einen Patienten sterbend liegen,

                        ohne Reue zu erwiegen.“

 

Arzt:                „Der Vorstand hat es so entschieden

                        und wir ließen ihn in Frieden,

                        für uns die Regeln somit gelten,

                        denn das Penicilline ist viel zu selten.“

 

Hospitant:     „Verdammt, was für Fried‘?

                        bin ich der Einzige, der ihn leiden sieht?

                        Ich weiß, Sie sind innerlich gespalten,

                        traurig ist es, dass Sie zum Vorstand halten.“

 

Hospitant:     „Der Appell ist an Sie gerichtet,

                        die Moral ist bei Ihnen nicht gewichtet,

                        ich persönlich würd‘ mich schämen,

                        denn Sie stellen Regeln über ein Menschenleben!“

 

* Hier gemeint als: kaudinisches Joch ≙ tiefe Demütigung

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