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Ein wenig Liebe - Der erste Teil


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Ein wenig Liebe

 

I.

Ein Ort durchtränkt mit Schnee und Kippen,

kein Lachen, niemand trägt das auf den Lippen,

der Ort so kalt wie Eis – Kryobiont,

der Beton ragt bis zum Horizont.

 

Ein Ort, man kann das Elend sehen,

die Bewohner sind wie schizophren,

sie schwanken bezecht – so voll und strack,

es vergeht ohne Drogen kein einziger Tag.

 

Der Rausch hier, ist enorm und dicht,

es fällt in diese Gegend kein einziges Licht,

in diesem Ort selbst das kleinste Kind kifft,

die Straße klebt, der Bahnhof versifft.

 

Verwahrlost, so ist hier der Schein,

zerschlagene Fenster, Graffiti am Stein,

die Pflasterung ist mit Blut beschmiert,

hier ist, wo der Elendigste sein Herze verliert.

 

Und zwischen den verdreckten Ritzen,

dort liegen etliche verrostete Spritzen,

verrostet durch Wasser, Blut und Eiter,

der Tod ist hier ein stiller Begleiter.

 

Überall liegen müde, zersprungene Scherben,

Menschen kommen, um hier einfach zu Sterben,  

meist setzen sie sich neben fremde Flaschen

und trinken daraus – bis sie den Tode erhaschen.

 

So ist das hier, die Hoffnung verwittert,

es gibt keine Zukunft, was einfach so bittert,

es gilt hier bloß das alleinige Recht:

Kämpf‘, sonst ist das dein letztes Gefecht.

 

Sterben und sterben lassen, das ist die Devise,

wie man sieht, lebt man hier in einer Krise,

in diesem Ort selbst Farben verblassen,

so viele wollen das Elend verlassen.

 

Niemand schafft es, in Gedanken zu schweifen,

man kann den Verdruss mit bloßen Händen greifen,

so liegt der Missmut auf dem Weg, der Arkos‘,

das Leben ist hier so ausweglos.

 

Und vielleicht ist das Grau so kalt markant,

nicht das Grau, der Staat ist schuldig am Grant

und trotz dieser Verzweiflung schier,

läuft ein junges Paar durch die Gegend hier.  

 

Die zwei sind bemittelt gekleidet,

kein Wunder, dass jeder die beiden beneidet,

so laufen sie durch die tiefen Weiten,

während trübe Augen das Paar begleiten.

 

Plötzlich vor dem Paar ein Drama geschieht,

unverhofft kommt es zum Suizid,

ein Mann, der auf der Straße steht,

er seine Revolvertrommel dreht.

 

Er den Lauf an den Schädel presst

und er den Hahn dann knacken lässt;

„Ich habe von diesem Leben genug!“,

und drückt beherzt den kalten Zug.    

 

Ein Knall erfolgt, der durchzieht,

der Mann schwer zu Boden kniet;

„Ich“, der Mann stoppt, versteift hernieder,

„Ich“, krächzt und erstarrt er wieder.

 

Das Unheil den Manne bereits erdräut;

„Ich“, beginnt er schon wieder erneut,

der Moment kam, es schloss sich sein Lid,

bloß eine Blutlache den Toten durchzieht.

 

So macht er den wohl letzten Hauch,

es riecht nach Schwefel und Schmauch,

rot färben sich die Steine und Spritzen,

welche still im Blute aufblitzen.

 

Der Schock lähmt die beiden, so klar,

erschüttert zutiefst ist das gelobene Paar,

sie mustern den Toten, die erschaudern zwei,

das Mädchen stößt einen entsetzlichen Schrei.

 

Ein Schrei gefüllt mit ängstlicher Bange,

die Reaktion jedoch wartet nicht lange,

es kommt ein Mann zum Ort des Geschehen‘,

der Junge entsetzt, das Mädchen in Trän‘.

 

„Gott, steh‘ seiner Seele bei,

rufen Sie sofort die Polizei,

es geschah‘ Suizid – ein Grauen

und wir mussten dabei zuschauen…“

 

Der Mann schüttelt bloß sein Haupt

und nervös durch die Nase schnaubt,

er antwortet dann leicht verschnupft;

„Nein, die Polizei hier ist zu korrupt.

 

Ich bring‘ euch weg, das ist jetzt klar,

dieser Ort ist bekannt als ‚Suizidgefahr‘,

ihr braucht Sicherheit, ich gebe Schutz,

denn für die Polizei seid ihr Schmutz.“

 

Der Junge blickt auf die Blutpfützen;

„Ich dachte, dass diese helfen und schützen“,

schließlich er den Kopf zum Manne hebt,

was seine Glieder sichtlich belebt.

 

Das Mädchen jedoch – steht vereist,

sie vom Toten kein Aug‘ abweist,

so steht sie da – und blickt und blickt,

sie versucht, dass die Angst erstickt.

 

„Ihr solltet die Polizei gar nicht bitten,

denn sie kontrolliert einfach nur Sitten,

die Gefahr ist am Ende dann groß,

denn das Helfen ist, laut denen, ein Verstoß.

 

Du verstehst das grade mitnichten,

ich werde dich deswegen erlichten:

Mit dem Helfen wirst du Beachtung erregen,

das ist ein Delikt, laut denen, deswegen.

 

Wir müssen gehen, wir müssen verschwinden,

bevor die Polizisten uns wohlig hier finden,

kommt oder wollt ihr Buße oder Bescheide?

Ich rette euch grade – euch beide!“

 

Der Junge versinkt in starkes Argwöhnen,

doch hinter den dreien ertönt ein Dröhnen,

so fassen die beiden den gleichen Entscheid,

inzwischen sind sie zum Mitkomm‘ bereit.

 

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