Zum Inhalt springen

Tochter eines Trinkers


Empfohlene Beiträge

Tochter eines Trinkers

 

I

Wie verworren bist du’s Leben,

tanzt du selig das Ballett,

möglich’s wäre dich erstreben,

tropft das Blut auf das Parkett.

Magst du gar die Liebe finden,

Liebe; Liebe – Ziehst du fort?

Mag das Herze klagend schwinden,

fliehe – Weiche von dem Ort.

War’s verfrüht, verfrühter Morgen,

lag im Nebel noch der Tag,

das Dorfe war so recht verborgen,

grüßten Dünste wie so vag.

 

II

Trieb die Nacht mit dem Gedenken,

silbrig glänzte Mond und Flur,

wollten Wolken lieblich schwenken,

glitten Schleier auf der Spur.

Ruhten gar im Schimmer Gersten,

schliefen sie – Zur Erd‘ geneigt,

möglich schien das Herz zu bersten,

hat‘ der Winde sich gezeigt.

Regten sich im Wind die Eichen,

Linden, Erlen, Nacht um Nacht,

mochte gar der Hauche streichen,

hat‘ den Zauber er vollbracht.

Standen Weiden am Gestade,

beugten sie sich gar verbeugt,

zogen Zweige lieb und grade,

durch das Wasser, das bezeugt.

 

III

Schien’s so bitter – Umgebrochen,

jene Liebe, Leben, gar,

spürte man das Herz so pochen,

als die Liebe noch so war.

Glich die Liebe jenem Tranke,

liebte alles, Gift und Pein,

saß im Zimmer nur ein Kranke,

nippte er nur an dem Wein.

rollten, flossen rote Perlen,

über Seide und Damast,

glänzten Tropfen wie die Erlen,

wie im Regen mit der Last.


IV

War er wie im Schlaf versunken,

glich der Rausche dem Delir,

lag sein Haupt schlafgetrunken,

auf der Bruste wahrlich schier.

Hielt in Armen er den Truge,

gar den Kelche aus dem Blech,

floss wie Wein die Zeit im Fluge,

trafen den Manne jenes Pech.

Bitter schmeckte das Gebräue,

wegen Kupfer in dem Wein,

Schmerzen zogen wie die Leue,

rissen seinen Körper ein.

Brannte schlicht der seine Rachen,

gar der Schlund in seinem Traum,

trieb er Manne mitten schwachen,

lag er da – Auf Kissens Saum.  

 

V

Saß im Zimmer seine Tochter,

gab der Schmerze ihr den Rest,

war der Pein der gar gejochter,

hielt sie nun die Flasche fest.

Sprach sie still mit dem Berauschen:

„Ist das Leben so verführt,

will ich nur mein Herze tauschen,

da es gar den Tode kürt.

Sind wir beide jene Trinker,

trinken wir ganz ohne Grund,

stirbt die Leber im Gezwinker,

führen Flaschen wir zu Mund.

Macht der Tode das nicht schöner,

sitzen wir nun mittendrin; –

Entkommen? Gar als Tagelöhner?

Sind wir fest in diesem Sinn.“

 

 

Berlin-Gropiusstadt;

24.01.2024

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

  • Antworten 0
  • Erstellt
  • Letzter Kommentar

aktivste Mitglieder in diesem Thema

Beliebte Tage

aktivste Mitglieder in diesem Thema

Du möchtest dich an der Unterhaltung beteiligen?

Du kannst direkt mit in die Diskussion einsteigen und einen Beitrag schreiben. Anschließend kannst du ein eigenes Autoren-Konto erstellen. Wenn du schon ein Autoren-Konto hast, Logge dich ein um mit deinem Konto an der Diskussion teilzunehmen.

Gast
Schreibe hier deinen Kommentar ...

×   Du hast formatierten Text eingefügt.   Formatierung wiederherstellen

  Nur 75 Emojis sind erlaubt.

×   Dein Link wurde automatisch eingebettet.   Einbetten rückgängig machen und als Link darstellen

×   Dein vorheriger Inhalt wurde wiederhergestellt.   Editor leeren

×   Du kannst Bilder nicht direkt einfügen. Lade Bilder hoch oder lade sie von einer URL.


×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Community-Regeln
Datenschutzerklärung
Nutzungsbedingungen
Wir haben Cookies auf deinem Gerät platziert, um die Bedienung dieser Website zu verbessern. Du kannst deine Cookie-Einstellungen anpassen, andernfalls gehen wir davon aus, dass du damit einverstanden bist.