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Hera Klit

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Beiträge erstellt von Hera Klit

  1. Single sein dagegen sehr

     

    Paarbeziehungen sind nicht einfach,
    Single sein dagegen sehr.

     

    Es gibt keinen Streit,
    wer zuerst ins Bad darf.

     

    In der Nahrungskette am
    Küchentisch steht man oben.

     

    Es quatscht einem niemand
    in die Gedanken rein.

     

    Man kann auch tagsüber
    Pornovideos schauen.

     

    Im Bett liegt man 
    immer oben.

     

    Man kommt niemals zu früh.

     

    Ein Seitensprung
    kommt praktisch nicht vor.

     

    Man gilt nicht als Schwein
    wegen ausgefallener Sexpraktiken.

     

    Man muss nicht wissen, was 
    Cunnilingus ist.

     

    Man darf sterben, ohne das Mysterium 
    des weiblichen Orgasmus gelöst zu haben.

     

    Man kann furzen und
    rülpsen, wenn der Körper
    es verlangt.

     

    Es gibt keinen Kennenlerntag,
    Hochzeitstag, Valentinstag ... etc.
    zu feiern.

     

    Es schweigt einem niemand an,
    nur weil man gestern stockbesoffen war.

     

    Man kann jedem Arsch
    nachschauen.

     

    Man darf am TV laut, „Aber Hallo“
    sagen, wenn Helene Fischer Strapse anhat.

     

    Man muss keine Schwiegermutter
    zur Begrüßung in den Arm nehmen.

     

    Es schmiert einem niemand die eigenen
    Fehler aufs Brot, die man längst vergessen hat.

     

    Man stirbt alleine, ohne sich
    dafür rechtfertigen zu müssen.


    usw. usw. ... endlose Vorteile.
    Nachteile? Null Komma Nix!

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    • in Love 2
  2. Die Spinne braucht diese Energie, um die Kinder zu produzieren.

    Die Natur ist nicht sentimental, wie der Mensch, sondern rein zweckmäßig.

    Für manchen Mann wäre dies wahrscheinlich auch besser, statt sich

    im Liebesnetz lebenslänglich zu verstricken.

     

    Liebe Grüße

    Grüße

     

     

    • in Love 1
  3. vor 2 Stunden schrieb Herbert Kaiser:

    Ja, der Alte droben hat manchen Arsch gut getroffen. Bei manchen Dingen hätte Er ruhig Überstunden machen können!

     

    LG Herbert 

    Ich komme gerade von einem herrlichen, sonnigen Spaziergang, das

    hat er auch hinbekommen.

    Liebe Grüße

    Hera

    vor einer Stunde schrieb Carlos:

    Liebe Hera, 

    ich las vor einer guten Stunde dein Gedicht, musste mir aber erst eine Tomatensuppe machen, mit viel Ingwer. 

    Mein erster Eindruck war positiv, das ist für mich entscheidend.

    Herbert hat deinem Gedankengang auch zugestimmt. 

    Wenn man sich nicht mehr danach dreht, ist entweder schon sehr alt oder ein Zombie.

    Jetzt muss ich einen Rosenkranz beten. 

    Liebe Grüße 

    Carlos

    Ich wollte nur eine Hymne auf das Leben schreiben.

     

    Liebe Grüße

    Hera

    • Gefällt mir 1
  4. Ein schlingernder Arsch (für Hank)

     

    Ich saß mutterseelenallein
    in den bescheuerten Weinbergen 
    auf einer öden Bank herum und
    haderte mit Gott und der Welt
    wegen meines verschissenen, 
    ungerechten Schicksals.

     

    Da kam eine vorbei
    mit diesem schlingernden
    Arsch und heizte 
    mir gottverdammt so 
    richtig heiß ein, dass mir 
    das Maul offen stand und
    der Sabber runter lief.

     

    Und ich starrte auf
    den magischen Tanz
    dieses begnadeten Arsches,
    bis er am Horizont verschwand,
    nicht ohne bleibende Spuren
    in meiner Seele zu hinterlassen.

     

    Dann sagte ich mir:
    Herrje, der Alte droben
    mag vieles falsch eingerichtet
    haben hier unten, aber mit
    manchem liegt er auch goldrichtig, 
    und auf der Habenseite ist genug,
    um mit dem Beten weiterzumachen.

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  5. vor 4 Minuten schrieb Ostseemoewe:

    Nun Hera 

    Auf so eine abgefahrene Idee muß man ja auch erstmal kommen. 

    Sich seinen Mörder selbst zu suchen, mich schaudert es wirklich.

    Aber es gibt ja auch Kannibalen und es gibt Menschen die gerne verspeist werden wollen.

    Schaurige Grüße Ilona 

    Vielen Dank liebe Ilona.

     

    Es gibt da so Theorien, die besagen, dass Opfer oft gar nicht so unschuldig sind.

     

    Liebe Grüße

    Hera

     

     

    vor 4 Minuten schrieb Carlos:

    Liebe Hera, 

    am Anfang denkt man, es geht um Gott.

    Je weiter man liest, desto konkreter wird es. 

    Der Leser fragt sich, wonach sucht das lyrische Ich? 

    Ich muss an Manuel Puig und seinen Roman "Der Kuss der Spinnenfrau" denken. 

    Da geht es auch um eine Suche, die mit dem Tod endet. 

    Liebe Grüße

    Carlos

    Vielen Dank lieber Carlos.

     

    Der Tod steht oft am Ende, vielleicht ist er unser einziges Ziel?

     

    Liebe Grüße

    Hera

    • Gefällt mir 1
  6. Immer nur Dich

     

    Ich suche Dich unablässig
    irgendwo musst Du existieren
    auf den Straßen und Plätzen,
    den Palästen und Ruinen
    oder in den rattenverseuchten
    Kanalisationen der
    heruntergekommenen Metropolen.

     

    Kein Ort ist mir zu widerwärtig
    Deiner zu harren, Dir aufzulauern.
    Nirgends ist es mir zu hell,
    Deine Dunkelheit zu erhoffen.
    Heilige Orte finden mich 
    suchend nach Dir Du ewiges Tier.

    In Tempeln und Katakomben
    suche ich Dich und immer nur Dich.

     

    Du wirst mein Schänder sein,
    mein Mörder und mein Auslöscher.
    Deinem Schicksal kannst Du
    nicht entgehen, denn ich,
    Dein Opfer, habe dich erwählt.

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  7. vor 28 Minuten schrieb Carlos:

    Obwohl ein Jesuit, wählte der Papst den Namen des Gründers des Franziskaner Ordens: Franciscus.

    Durch diese Namensgebung brach der Papst auch mit einer alten Tradition.

    In deinem Gedicht, liebe Hera, hebst du hervor die Gebete des Heiligen Franz von Assisi hervor, seine Art alle Kreaturen so anzureden. 

    Das alles war im 12ten oder 13ten Jahrhundert. 

    Franz von Assisi verzichtete auf alles, tauschte seine Kleider gegen die eines Bettlers und fing an, in der Welt zu predigen.

    In deinem Gedicht stellst du Parallelen zwischen ihm und dem jetzigen Papst.

    Er selbst muss viel von Franciscus halten, da er seinen Namen für sich auserkor. 

    Liebe Grüße 

    Carlos

     

    Ja, es war meine Absicht, diese zwei wie absichtslos gegenüberzustellen.

     

    Als ich als junger Mensch die Biografie von Franz von Assisi las, hat mich die Szene, in der er seinem Vater die Kleider vor die Füße warf,

    am meisten bewegt und eine Zeit lang zu seinem echten Jünger gemacht. Ich war aber leider nicht so stark und konsequent, wie er.

     

    Liebe Grüße

    Hera

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  8. vor 9 Minuten schrieb Herbert Kaiser:

    Ein paar Lichtgestalten scheint die katholische Kirche zu haben und er gehört zweifellos dazu. Die negativen Vorkommnisse in den eigenen Reihen bereiten vermutlich auch ihm schlaflose Nächte.

     

    LG Herbert 

    Davon bin ich überzeugt.

     

    Liebe Grüße

    Hera

  9. FRANZISKUS

     

    Der Papst gibt ein TV-Interview.
    Der Stellvertreter Gottes 
    ganz ungewöhnlich nah.
    BRUDER SONNE DU LEUCHTEST.

     

    Als Kind wollte er Metzger werden.
    Wegen des Geldes und des
    Schneidens von Fleisch.
    SCHWESTER MOND DU GEHST STILL.


    Dann wurde er Bischof in
    Argentinien und schließlich
    Franziskus in Rom.
    SCHWESTER WASSER KOSTBAR KEUSCH.

     

    Er ist ein rechtschaffener
    Mann, das sieht man im
    Scheinwerferlicht.
    BRÜDER STERNE GLÄNZEND SCHÖN.

     

    Er tut sein Bestes zum
    Wohle der Menschheit,
    das ist gewiss.
    BRUDER FEUER KRAFTVOLL STARK.

     

    Mehr Laien müssten 
    einbezogen werden,
    weniger klerikal und mondän
    solle die Kirche sein.
    MUTTER ERDE, ERHÄLT UND LENKT.

     

    Er empfiehlt weiterhin
    Nächstenliebe als Mittel.
    Sogar Freunde habe er,
    wenn auch wenige.
    BRUDER WIND GIB UNTERHALT.

     

    Er ist ein Mensch, wie wir alle,
    der seiner Rolle im Leben
    versucht, gerecht zu werden.
    SCHWESTER TOD IST OHNE LEID.

     

    Er trägt seinen Namen
    FRANZISKUS wohl zurecht.
     

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  10. vor 1 Minute schrieb Ostseemoewe:

    Lieb Hera 

    Es ist nicht leicht die Geschichte in einem Gedicht zusammen zufassen. Aber wie schon @Dionysos von Enno sagt , du hast ein tolles profokantes Gedicht geschrieben. Auch ich denke diese großen Männer sind nicht allmächtig gewesen. Marx zum Beispiel hat vieles vorausgesehen

     Er wusste was das Kapital bewirken kann und er wusste, das Gegengewicht ist eine starke geschlossene Arbeiterklasse.  

    Dafür was in China passierte, dafür würde ich Marx nicht verantwortlich machen wollen. OHNE Gandhi wäre sicher Indien heute ein anderes Land. Er war zum großen Teil beteiligt an der Befreiung als Kononialstaat von Großbritannien. Und er hat der Welt gezeigt, Pazifismus ist ein moralisches Prinzip.

    Schön von dir einen Anstoß zum Nachsinnen zu finden.

    Liebe Grüße Ilona 

     

    Viele Dank, liebe Ilona.

     

    Also, wenn ich einer der Genannten wäre, dann wüsste ich, dass ich unter Schuldgefühlen leiden würde.

    Aber ich nehme mir ja immer alles so zu Herzen. Große Männer müssen natürlich Kollateralschäden

    verschmerzen können. Das ist vielleicht das Größte an ihnen.

     

    Liebe Grüße

    Hera

     

  11. vor 13 Minuten schrieb Dionysos von Enno:

     

    ich befürchte, so "einfach" sind diese Gleichungen eben nicht. Aber das ist nur meine Meinung. Dein Gedicht gefällt mir als Provokation und Herausforderung und als Gelegenheit, um noch einmal über Zurechenbarkeiten nachzudenken unheimlich gut !! Aber vielleicht habe ich manche Aspekte auch nicht richtig verstanden

    Alle wollten ja etwas anderes und haben es auch bestimmt gut gemeint, aber dies waren nun mal (auch) ihre Früchte.

    • Gefällt mir 1
  12. vor 6 Minuten schrieb Dionysos von Enno:

    Hi Hera 

     

    wenn man das Jesus Wort gegen Deine Beispiele „rückwärts“ von der Frucht die die Handlung hervorgebracht hat, verprobt könnte man -jedenfalls auf die von dir gebrachten Beispiele bezogen-überall konstatieren: sie alle, die wir als bringer der Gerechtigkeit für gewöhnlich anführen, waren von ihren Ergebnissen her gedacht  auch vernichter, Zerstörer, die nur noch mehr Unheil und Schmerz über die Welt gebracht haben. 


    Aber
     

    Zum Einen tritt uns schon aus deinen Beispielen eine nicht unbedingt unvoreingenommen Vorauswahl entgegen, zum Anderen stellt sich Die Frage nach der  Zurechenbarkeit  der So präsentieren „faulen Früchte“ und das Problem eines Regressum ad infinitum. Wenn wir das adäquat begrenzen wollen, müssen wir uns allerdings wieder in Wertungsfragen begeben, die ihrerseits reduktionistisch sein müssen. Hier kann dann im faktendiskurs nun jeder der im Gedicht schon  einer bestimmten Situation und Person zugeordneten Früchte wieder ins Streitige gestellt werden. 
     

    Das aufgeworfene Dilemma jedoch bringt Dein Gedicht Gut auf den Punkt und fordert uns meines Erachtens auf, differenziert über die oft vorschnell von uns als „gerecht“ oder mit „Gerechtigkeit“ versehenen Menschen oder Handlungen nachzudenken, differenzierter über Ursache und Wirkung, auch über die Jesus Worte uns zu trauen alles zu denken auch wenn es von einer als allgemein gültig erklärten Form abweicht. Es gibt sie eben nicht „die Gerechtigkeit“ oder „die Wahrheit“ ? Und der Baum der Erkenntnis trägt bekanntlich viele Blätter und Nur wenig Blüten. 

     

    mes compliments 

     

    Dio

    Vielen Dank für deinen Kommentar.

     

    Ich stelle mal folgende einfache Formeln auf:

     

    Ohne Jesus keine Kirche. (ganz sicher)

    Ohne Danton, keine Revolution. (nicht ganz sicher)

    Ohne Gandhi keine geteiltes Indien.( ziemlich sicher)

    Ohne Marx keinen Marxismus. (eigentlich sicher)

     

    Don Juan riet, einen Regenwurm nicht von der Straße aufzuheben, um ihn ins Gras zu setzten.

    Wir hätten nicht das Recht, sein Leben zu ändern. Ob das stimmt? 

     

    Liebe Grüße

    Hera

  13. Der Schrei nach Gerechtigkeit (ein ketzerisches Gedicht)

     

    Der eine hält einen Grand mit Vieren
    und gewinnen ist alternativlos.
    Der andere verzweifelt über einer
    Handvoll Luschen und versinkt
    erwartungsgemäß im Dreck.

     

    Und die Gerechtigkeit lungert
    in den hohlen Gassen und
    macht sich unsichtbar.

     

    Gute, gerechtigkeitstrunkene
    Männer sahen sich zum Handeln
    gezwungen. 

    Man musste doch was tun!

     

    Jesus war ein seelenvoller Mann.
    Die Kirche verdarb sein Erbe 
    aus Niedertracht und 
    dem Streben nach Macht.
    Sie erfand Scheiterhaufen und das
    Zölibat, mit ungeahnten Folgen.
    Nächstenliebe falsch interpretiert.

     

    Danton befreite das Volk
    aus dem Würgegriff der Monarchie.
    Die Guillotine trennte zwanzigtausend
    Köpfe ab, im Blutrausch
    der Gleichheit und Brüderlichkeit.
    Republik, erbaut auf Knochen.

     

    Gandhi hungerte sich für den Frieden
    auf fünfundvierzig Kilo
    und gebar die Spaltung Indiens.
    Die Befreiung von der Fessel der 
    Unterdrücker brachte den
    millionenfachen Brudermord.

     

    Marx schrieb das Kapital zur
    Linderung von proletarischem Leiden.
    Allein in China wurden Millionen
    Uneinsichtige dahin gemeuchelt
    für die gerechte Idee des 
    träumenden Rauschebartes.


    Geschrieben steht doch:
    „An ihren Früchten sollt
     ihr sie erkennen“. 

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    • in Love 1
  14. vor 2 Minuten schrieb Ostseemoewe:

    Lieb Hera

    Du hast eine sehr authentische Erzählweise und ich bin überzeugt, diese tragischen Geschichten in dieser nach immer mehr Kapitel strebenden Wirtschaft gibt es und sie verschärft sich. 

    Liebe Grüße Ilona 

    Vielen Dank, liebe Ilona.

     

    Bis auf den letzten Satz, habe ich alles so ähnlich erlebt.

     

    Liebe Grüße

    Hera

     

     

  15. Die Qualität und der Tod

    Der Direktor der mittelständigen Reichhard GmbH Gerätebau, war gerade dabei gewesen, während seiner Lektüre des Morgenblatts sich darüber aufzuregen, dass diese Schwachköpfe eine Rote zur Arbeitsministerin gemacht hatten. War dieses Land noch zu retten? Sie taten alles, um den Unternehmern Steine in den Weg zu legen, dachte er sich. War es denn nicht schon jetzt schwer genug, die deutschen Arbeitnehmer und Angestellten überhaupt zum Arbeiten zu bewegen? Musste da jetzt noch eine Rote daran arbeiten, das Arbeitsvolk mit Zugeständnissen zu verwöhnen und zu hätscheln und deren Arbeitsunlust noch zu steigern? Er überlegte schon seit geraumer Zeit, den Firmensitz in die USA zu verlegen, wo man, wie ihm ein amerikanischer Geschäftsfreund erzählte, die Arbeitnehmer als trainierte Affen bezeichnete und auch so behandelte. Wenn jetzt auch noch die Gewerkschaften neuen Zulauf erhielten, sähe er sich gezwungen, die Zelte in Deutschland abzubrechen. Just in dem Moment seiner größten Aufregung trat seine Tochter, welche in der Firma das Personalbüro leitete, in sein Büro und überbrachte ihm die Botschaft vom Tode der Frau Kleinert.

    Gestern Mittag sei Frau Kleinert noch in das Personalbüro gekommen, um sich über den immensen Druck zu beschweren, der auf ihr laste. Diesen Druck hielte sie bestimmt nicht mehr lange aus, hatte sie gesagt und sie sei dabei völlig aufgelöst und zeitweise auch ganz fahrig und unfokussiert gewesen. Viele Qualitätsmängel habe es in letzter Zeit bei ihr gegeben, geradezu gehäuft hätten sich diese denn der Qualitätsmanager des Unternehmens, Helge Herweg, stünde ihr ständig auf den Füssen und belauere sie, das sei doch nicht zum Aushalten, sagte sie und die Chefin müsse ihr da helfen, in dieser Sache. Aber die Personalchefin sah sich da außerstande, für Frau Kleinert die Elektrohilfskraft etwas zu tun, denn Frau Kleinert wisse doch, so führte die Personalchefin ihr gegenüber aus, dass das diesjährige Audit des TÜV bevorstände am nächsten Montag und alles müsse dann aufs Genaueste geregelt und geordnet sein, um nicht das Zertifikat als TÜV-geprüfte Firma zu verlieren. Außerdem müsse doch Frau Kleinert einsehen, dass sie es war, die im letzten Jahr bei dem letztjährigen TÜV-Audit durch Unachtsamkeit fast eine Qualitätsabweichung herbeiführte, die den TÜV-Auditoren Herrn Meyer bestimmt gezwungen hätte, das Zertifikat wieder einzuziehen. Frau Kleinert hatte im letzten TÜV-Audit ein nicht kalibriertes Messgerät auf ihrem Werktisch liegen gehabt und hätte nicht der Qualitätsbeauftragte der Firma, Herr Herweg, dieses Gerät gerade noch bevor der TÜV-Auditor es sah verschwinden lassen, dann wäre es zum Äußersten gekommen und die Firma stünde nun ohne Zertifikat da, was auf dem Weltmarkt ein erhebliches Hindernis darstelle, das nachgerade einen weltweiten Vertrieb der Geräte der Firma praktisch unmöglich machen würde. Dieser Fehler der Frau Kleinert, die ja nur eine Elektrohilfskraft sei, war existenzbedrohend gewesen und alle hundertfünfzig Arbeitsplätze standen auf dem Spiel. Sie habe, so führte die Personalchefin weiter aus, Frau Kleinert in die Schranken gewiesen und von ihr gefordert, die Vorgaben des Qualitätsmanagementsystems der Firma genauestens einzuhalten, worauf Frau Kleiner grußlos und unter Tränen ihr Büro verließ. Heute Morgen sei sie von Frau Kleinerts Sohn telefonisch darüber unterrichtet worden, so sagte die Personalchefin, dass er seine Mutter an einem Hosengürtel erhängt im Schuppen, in welchem Brennholz und Gartengeräte gelagert seien, gefunden habe.

    Daraufhin bestellte der Direktor sofort den Qualitätsmanagementbeauftragten hoch in sein Büro. Er hatte diesen Mann, der eigentlich gar nicht die Voraussetzungen für so einen
    Posten hatte, denn er war vom Auftreten und von der Persönlichkeit her gar nicht markant und wirkmächtig genug, um solch ein Amt überhaupt auszufüllen, aus Ermangelung eines anderen Kandidaten, denn keiner wollte diesen Job machen, zum Qualitätsmanager gemacht.
    Wie oft hatte der Direktor den Herrn Herweg anhalten müssen, strenger und sachlicher aufzutreten gegenüber dem Personal, um dieses anzuspornen, eine gute Qualität zu produzieren und nicht nachzulassen, auf die Kundenzufriedenheit hinzuarbeiten.

    Herweg musste sich praktisch total umkrempeln in seiner ganzen Art und unter der Anleitung des Direktors und mithilfe einiger entsprechend teurer Fortbildungen beim TÜV wurde aus dem Jeans- und Turnschuhträger Herweg ein halbwegs ansehnlicher Anzugträger, beinahe eine Respektsperson. Selbst Herwegs Frau war überrascht gewesen und hatte gesagt, er, Herweg, stelle sogar schon ein bisschen etwas dar in seinem Anzug, wo er doch sonst ein Mann sei, der praktisch nicht auffiele und den kaum einer je ernst hätte nehmen können.
    Deswegen war es ja Herweg auch oft passiert, dass er vielleicht etwas zu hart auftrat in seiner neuen Rolle, dem Personal gegenüber, weil die ihn doch noch von früher kannten und jetzt Respekt zeigen mussten vor ihm und dem Qualitätsmanagementsystem. Jetzt jedoch, in dieser ernsten Situation nach dem Tod der Frau Kleinert, kamen dem Direktor schon Bedenken, ob Herweg nicht den Bogen überspannte und nicht die von ihm, dem Direktor und seinem QM-Amt praktisch geliehene Macht ausgenutzt habe, um eine unschuldige Frau in die Krise zu treiben. Gerade Menschen, die nie den Umgang mit Macht einstudieren konnten, weil sie nie eine gehabt hatten, neigten ja dazu, ihre Möglichkeiten, die sich ihnen auf einmal boten, total auszunutzen und zu übertreiben. Herweg wisse doch, wie es mit Hitler war, so erklärte der Direktor, der zunächst auch ein Nichts war und als er an die Macht kam zum größten Tyrannen seit Menschengedenken wurde. Der Direktor selbst hatte jedenfalls, so sagte er, nicht erwartet, Herweg würde Machtmissbrauch betreiben. Man müsse noch hoffen, die Frauenbeauftragte mache nicht noch das Fass auf, hier sei eine Frau von einem Chauvinisten in die Enge getrieben worden, aus weiß Gott welchen Gründen. Man müsse nun den Ball flach halten und die Meinung im Unternehmen verbreiten, Frau Kleinert habe ihren Selbstmord aus rein privaten Gründen begangen, was ja wahrscheinlich auch stimmte, denn sie sei doch kürzlich erst geschieden worden. Ja, bei genauerer Betrachtung des Falls sei ja auch durchaus anzunehmen, so der Direktor, Frau Kleinert habe aus rein privaten Gründen die Nerven verloren. Es käme jetzt darauf an, so schärfte der Direktor Herweg ein, den Eindruck der vollkommenen Schuldlosigkeit dem gesamten Personal gegenüber aufrecht zu erhalten. Kein Verdacht dürfe auf Herweg und das QM-System fallen. Es sei doch auch abstrus annehmen zu wollen, ein QM-System, welches doch nur dazu da sei, das Personal anzuhalten, qualitativ hochwertig und ordentlich zu arbeiten, um Kundenzufriedenheit zu erlagen, könne einen Menschen wie die Kleinert in die Enge treiben und zu so einer Tat anstiften.

    Herweg müssen nun den Kopf gegenüber dem Personal hochhalten und den Eindruck eines Mannes mit reinem Gewissen vermitteln, sagte der Direktor, denn würden diese erst einmal Wind davon bekommen und nur ahnen, Herweg sei schuld, dann könne sich Herweg ja vorstellen, dass seine Tage hier in der Firme gezählt seien, denn die würden ihn fertigmachen und in der Luft zerreißen. Es wäre klar, dass ein Mann wie Herweg, der aufgrund seiner einfachen Herkunft und schlichten Erziehung von Haus aus nicht zum Befehlen geschaffen sei, dann ziemlich schnell unter dem Druck und Ansturm des gereizten Personals zusammenbrechen würde.

    Herweg schlief in dieser Nacht sehr schlecht und am morgen bügelte ihm seine Frau seinen besten Anzug noch einmal auf, denn er musste gerade jetzt etwas darstellen. Er musste jetzt Stärke zeigen, die niemand von ihm je erwartet hätte. Seine und ihre Existenz hingen davon ab, schärfte ihm seine Frau ein. Dass die Schuldenlast des Hauses schwer auf ihnen laste, wisse er ja selbst und einen Verlust seines Jobs mit wenig Hoffnung in der momentanen Arbeitsmarktsituation einen Neuen zu finden, gerade für ihn, der ja auch nicht mehr der Jüngste sei und in Bewerbungsgesprächen immer so nervös, dass er kaum etwas Besonderes rüberbringen könne, das brauche sie ihm doch nicht zu sagen, sagte seine Frau. Mit einem Hilfsarbeiterjob könne er die Existenz von seiner Frau und sich doch nicht sichern. Also es sei klar, was heute auf dem Spiel stünde, mahnte ihn seine Frau zum Abschied.

    Als Herweg auf dem Firmenparkplatz, der extra für ihn reserviert war, denn ein Qualitätsmanager hat freilich einen eigenen, parkte, wurde er schon vom Sohn der Kleinert abgefangen. Seine Mutter habe einen Abschiedsbrief hinterlassen, in dem er, Herweg und das QM-System der Firma Reichhart als der Grund für ihre Verzweiflungstat angegeben sei.
    Er habe, so sagte der Sohn der Kleinert zu Herweg, dem Betriebsrat der Firma eine Kopie des Briefes vorgelegt, mit der Bitte, das Personal der Firma Reichhart über diesen Sachverhalt zu unterrichten.

    Herweg stieg daraufhin ohne Worte in seinen Wagen ein und fuhr mit recht hoher Geschwindigkeit davon. Die Polizei fand seinen Wagen praktisch um eine Ulme gewickelt in einem nahen Waldstück.

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  16. Wohlgesetzte Worte, liebe Ilona, die den damaligen Schrecken und die Befreiung davon nachempfinden lassen.

     

    Eine schreckliche Situation muss das damals gewesen sein in diesem Unrechtsstaat.

    Wenn Marx gewusst hätte, was draus wird, hätte er vielleicht nie ein Wort geschrieben.

    Nun wuchs wieder zusammen, was immer zusammen gehörte und vielleicht

    gelingt es uns, vereint in Zukunft ein besseres, weil freies und gerechteres Deutschland zu schaffen.

    Arbeit gibt es für die nächsten Generationen sicher noch genug.

     

    Liebe Grüße

    Hera

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  17. vor einer Stunde schrieb Carlos:

    Die ältere Dame 

    von der ich dachte 

    sie sei gestorben 

    hat mich vorhin 

    mit ihrem Marken-Rollator 

    überholt.

    Ich habe von meinem Bürofenster aus oft eine ältere schon recht gebeugt mit einem Rollator gehende Dame beobachten können, die einen Hundewelpen mitführte.

    Ich dachte, wie konnte sie sich nur noch mal einen Hund anschaffen in ihrem Alter, sie wird sterben und der Hund ist dann alleine.

    Was soll ich sagen, sie überlebte diesen Hund und dann noch einen, obwohl beide Hunde recht alt wurden. Seitdem weiß ich, ältere Damen mit Rollator darf man nicht unterschätzen.

     

    Liebe Grüße

    Hera

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