Zum Inhalt springen

Poeten durchsuchen

Zeige Ergebnisse für die Stichwörter "'nur kommentar'".

  • Suche mithilfe von Stichwörtern

    Trenne mehrere Stichwörter mit Kommata voneinander
  • Suche Inhalte eines Autors

Inhaltstyp


Forum

  • Gedichte
    • Experimentelles & Wortspieldichtung
    • Flora & Fauna
    • Fremdsprachige & Mundartgedichte
    • Gedanken, Weisheiten, Philosophisches
    • Hoffnung & Fröhliches
    • Humor & Satire
    • Kultur & Geschichte
    • Liebe & Freundschaft
    • Melancholisches, Düsteres, Trauriges
    • Mythenreich, Religion, Fantasiewelten
    • Politisches & Gesellschaftliches
    • Sinnestanz
    • weitere Themen
  • Besondere Gedichtformen
    • Hexameter und Distichen
    • Japanische Formen
  • Prosa
    • Aphorismen
    • Erzählungen & Kurzgeschichten
    • Fantasy und Science Fiction
    • Kinder und Jugend
    • Krimi, Horror und Gruseliges
    • Kurzprosa
    • Märchen, Fabeln, Mythen und Sagen
    • Romane, Novellen etc.
    • Sachtexte
    • Satire, Jux und Tollerei
    • unendliche Geschichten
    • Archiv
  • Dramatik
    • Theaterstücke
    • Rollenspiele
  • Hörbares und Sichtbares
    • Cartoons und Karikaturen
    • Lesungen alter Meister
    • Songtexte
  • Gemeinschaft
    • Sprechzimmer
    • Entrée
    • Wohnzimmer
    • Schulzimmer
    • Spielzimmer
    • Bibliothek
    • Keller
  • Wettbewerbe, Veröffentlichungen und Termine
    • Die Feder des Monats
    • Ausschreibungen und Wettbewerbe
    • Buchveröffentlichungen unserer Mitglieder
    • Lesungen - unserer Mitglieder
  • Tolkien Fanclub's Tolkien & Jackson
  • Tolkien Fanclub's Gedankenspiele
  • Tolkien Fanclub's Fragen & Antworten
  • Tolkien Fanclub's Lyrischer Tribut
  • Tolkien Fanclub's Empfehlungen

Blogs

  • Querfeldein - Briefe eines Vergessenen
  • Ein Wort folgt aufs andere
  • Freiform - Mit Vorsicht zu genießen !
  • Worte aus der Stille
  • panini
  • Tagebuch aus der Selbstquarantäne
  • Sonja Pistracher
  • Meine Reise durch Südindien
  • Es ist noch Buchstabensuppe da...
  • Behutsames in Wort und Bild
  • Jesus der Heiler
  • ding ding
  • Online-Lesungen (Gedichte)
  • Eine schamanische Reise...
  • Hinter meiner Stirn
  • Die Wälder des Dionysos's Neuigkeiten aus den Tiefen der Wälder

competitions

  • nur Chaos um uns herum
  • am Meer
  • Angst
  • Theater
  • Heimweh
  • Veränderung
  • Zeitlupe
  • 2023 - #2 - die Feder des Monats
  • Märchen - neu erzählt
  • 2024 - #1 - die Feder des Monats

Finde Suchtreffer ...

Suchtreffer enthalten ...


Erstellungsdatum

  • Beginn

    Ende


Zuletzt aktualisiert

  • Beginn

    Ende


Suchtreffer filtern nach ...

Benutzer seit

  • Beginn

    Ende


Gruppe


Lieblings Autoren / Dichter

  1. Ein neuer Morgen Geschichten vom Erwachsen werden Teil 5 Die Welt stand wieder mal am Abgrund. RAF Terrorristen hielten Deutschland und Hamburg und unsere Eltern in verzweifelter Atemlosigkeit. Irgendjemand kidnappte irgendjemanden. Menschen starben, Bomben explodierten und alle redeten von einem neuen Staat. Kommunistische Demonstrationen überschwemmten die Innenstadt und Kappenträger mit einem roten Stern auf ihrer Mütze versuchten die Leute von einem besseren Leben unter Marx und Engels zu überzeugen. Atomkraftwerke wurden eröffnet und langhaarige Männer und Frauen in Schlabberklamotten waren dagegen. Bischöfe unterrichteten kleine Jungs in Dingen, die sie nicht wissen sollten und kamen ungeschoren davon. Wir wussten von alldem nichts, denn obwohl wir die Kobra Gang waren interessierten uns nur die wirklich wichtigen Dinge: A: Wer, war mit wem und wie lange zusammen? B: Warum haben sie Schluss gemacht? Weshalb hatte sie keinen Freund? Wo war der beste Platz zum Schmusen? E: Wann würde es endlich zum Ersten Mal, bis zum Äußersten gehen? Isabel und ich waren immer noch nicht zusammen. Bert wurde ständig von einem Typen, namens Gloster gehänselt. Der kam aus Irland und hatte echt fiese Nasenflügel. Die bewegten sich immer, wenn er wütend war. Er schien wohl zu glauben, das die Sesamstraße wirklich existierte, denn er fragte ständig, ob Ernie nun der Liebhaber von Bert sei oder, ob er es sich nur gern selber machte. Mich verglich er mit Oscar aus der Mülltonne und Uwe sollte sich einen Lodenmantel zulegen, damit er dem Krümelmonster noch ähnlicher wurde. Thomas wurde von ihm zu dem besten Grobi ernannt, den er jemals gesehen hatte. „Leute. Ich bin doch kein Grobi. Das ist ein Trottel. Wenn ich jemand bin dann dieser Dracula Typ. Graf Zahl.“ ,meinte er. „Du kennst dich ja gut aus.“ ,lachte ich. „Meine Schwester guckt das immer.“ ,erklärte er. „Sicher. Und mein Onkel Adolf hat eine Schweinefarm in Australien.“ ,sagte ich. „Willst du behaupten ich lüge?“ ,fragte er ärgerlich. „Deine Schwester ist 17.“ ,sprach Bert. „Ich weiß nicht, wieso du dich jetzt einmischt. Du bist der Grund für diese Probleme mit Gloster.“ ,rief Thomas. „Ich kann doch nichts dafür, das meine Eltern meinten, sie müssten den beklopptesten Namen für mich raus suchen, den es auf der ganzen Welt gibt.“ ,erklärte Bert genervt. „Der Einzige der wirklich Schuld hat, ist Gloster.“ ,sprach Uwe. „So sehe ich das auch. Vollversammlung um 6.“ ,bestimmte ich. Eindeutig ein Fall für die Kobra Gang. Wir befanden uns mittlerweile auf dem Olymp aller Gangs. Denn wir fühlten uns für alles verantwortlich. Das Wetter. Die Müdigkeit. Die Mädchen. Das Lachen und Fußball Sammelbilder. Wir wollten alles verbessern. So, wie die Superhelden in den Comics, die wir uns immer reinzogen. Iron Man. Spiderman. Batman. Superman. Aquaman. Ant-Man. Hauptsache Man. Wir glaubten an Gerechtigkeit und Mickey Maus. Jeden Donnerstag übten wir unsere Superkräfte, denn wir hatten gelesen das die nur verschüttet wären, unter unserem Alltags Geröll. Unter zu viel Englisch, zu viel Mathe und zu viel Deutsch. Das machte total Sinn und deshalb beschlossen wir, wieder zu unseren Wurzeln zurückkehren. Also, was ich damit sagen will: Wir waren Helden! Uwe, zum Beispiel starrte Blumen an, bis sie verwelkten. Der Zerstörer. Thomas konnte Gläser kaputt rülpsen. Er nannte sich Der Brecher. Hannes redete oft mit seinem verstorbenen Bruder. Der Geisterjäger. Bert streichelte mal eine Katze, die dann aufhörte zu atmen. Der Katzenmann. Ich schrieb Gedichte und ließ Mädchenherzen höher schlagen. Der Heartbreaker. Wir führten eine auch eine Gefahren Liste: Gloster Der Sandman ( Gegenspieler von Spiderman ) Dr. Speichelalptraum. ( Unser Schularzt mit feuchter Aussprache ) Siegfried Kanne ( Streber und Petzer ) Joy ( Jungsherzenklauerin ) Wir fanden das Joy eigentlich nicht auf die Liste gehörte, aber uns fiel kein anderer 5 er ein, der uns nervte. Joy war eine von den Hammer Mädchen an die wir nie, nie, nie ran kamen. Auch nicht, wenn wir diesen Goldschatz von Käpt`n Kidd finden würden. Oder Uwe sich einer, längst fälligen Nasenoperation unterziehen würde. Joy umgab diese überirdische, nicht zu fassende, Aura. Ihre Topfigur wurde nur durch ihr Lächeln und ihre freundliche Art übertroffen. Niemand konnte ihr böse sein. Alle liebten sie. Sogar ihr Vater. Aber, da war auch immer etwas trauriges. Sie war, wie die Gedichte von Novalis. Voller Melancholie. Wie ein Herbsttag ohne Sonne. Doch kommen wir zurück zum Thema. Da wir gerade so beisammen saßen überlegten wir weiter: „Wir sollten nicht mehr Kobra Gang heißen, sondern die magischen 5 oder so.“ ,erklärte Hannes. „Nein. Das ist bescheuert. Lieber was englisches. The Fantastic 5.“ ,meinte Bert. „Sowas ähnliches gibt es schon.“ ,sagte ich. „Außerdem brauchen wir keinen neuen Namen. Wir sind die Kobra Gang. Fertig.“ „Richtig.“ ,stimmte Thomas zu. „Richtig.“ ,sagte Uwe. „aber für den Fall das nicht.....wäre The Underdogs richtig cool.“ Ich stimmte ihm zu und versprach mich zu melden, wenn wir einen neuen Namen brauchten. Damit beendeten wir die Versammlung und trotteten nach Hause. Das es eigentlich, um diesen Spasti Gloster ging, hatten wir völlig verdattelt, aber morgen war ja auch noch ein Tag und der Superhirni Gloster, würde sicher bis dahin auf seinen Sesamstraßen Untergang warten können. Der Wind pfiff um die Ecken und ich spürte das sich die Kälte bei mir unterhakte und sich ganz eng an mich schmiegte. Bald würde es schneien. Brauchte unbedingt eine neue Winterjacke. Und vernünftige Schuhe. Die letzten waren von meinem Bruder. So ganz olle, braune, zertretene Galoschen. Wer, zum Teufel, zog denn braune Schuhe an. Die mussten doch schwarz sein. Und was ich mir in der Schule alles anhören musste. Alter Schwede. Kuhfladen Treter. Neger Latschen. Schweinepriester Sandalen. Das nervte kolossal. Da fiel mir ein das ich lange nicht zum Direktor abkommandiert wurden war. Das würde ich gleich morgen ändern. An der Ecke zur Pferdekoppel passte mich Gloster ab: „Wo sind deine schwulen Freunde?“ „Was?“ „Ernie und Bert.“ ,sagte er schnippisch. „Bin grad` auf dem Weg zu ihnen. Wir wollen zusammen mit Bibo den Apfelbaum plündern und dann, mit Kermit, so richtig einen drauf machen.“ Erklärte ich mit schlotternden Knien. „Du bist ganz schön frech.“ Dann kam er mit großen Schritten auf mich zu und gab mir eine Ohrfeige. „Damit du dir das merkst.“ ,sagte er. Ich lief weg und weinte. Nicht wegen dem Schmerz, sondern weil ich so ein Feigling war. Es war nicht das letzte Mal, das Gloster uns das Leben zur Hölle machte. Aber an einem Dienstag, direkt nach der Schule, kam ein großer Junge aus der 9ten auf ihn zu und drückte ihn gegen die Wand. Seine kleinen Füße hingen in der Luft und seine Arme schlackerten marionettenhaft hin und her, als er ihn schüttelte. „Du kleiner Pisser. Wenn du nochmal meinen kleinen Bruder schlägst oder ihn auch nur blöd von der Seite anguckst mach ich dich platt.“ ,schrie er Gloster an. So ein großer Bruder ist eine gute Sache. Da waren wir uns einig. 2 Monate später wurde Super Vollpfosten Schurke Gloster von der Schule geschmissen und wir hatten unsere Ruhe. Ich bekam eine 1 im Betragen und eine Auszeichnung vor der ganzen Schule, weil der Direktor meinte, von allen Idioten in der Lehranstalt hätte ich mich am wenigsten, als solcher Verhalten. Ich überlegte, wie ich aus der Nummer wieder rauskam, aber mir fiel nur ein das ich unbedingt den Heimweg antreten musste. Denn zu Hause gab es Spaghetti. Die aus der Packung, mit der fertigen Soße. Lecker. Danach verzog ich mich in mein Zimmer und überlegte, was ich mir selbst für Ziele setzen konnte. Was wollte ich erreichen? Nach einer Tüte Chips und einer Flasche Cola saß ich immer noch grübelnd im Schneidersitz auf dem Schreibtisch und hatte keinen blassen Schimmer, was das wohl sein könnte. „Komm schon streng dich an, Alex. Du kannst das. Sei nicht einer von diesen anderen Loosern. Aus dir soll doch was werden.“ ,sprach ich zu mir selbst. Ich hatte extra das Wort vernünftig weggelassen, weil ich alles werden wollte, nur nicht vernünftig. Die Erwachsenen sprachen immer davon, wie wichtig das war, aber bekamen ihr eigenes Leben nicht auf die Reihe. Mann, mein Onkel war Entbeiner. Leute! Das Wort war schon schrecklich. Warum sagen die Leute nicht Schlachter? Also am besten erst mal eine Liste von Sachen, die ich nicht werden wollte: A: Entbeiner! B: Direktor! Raucher! Verkäufer! E: Fußgänger! So. Und jetzt weiter: A: Schauspieler! B: Sänger! Cowboy! Schriftsteller! E: Millionär! Geht doch. Pinnte die Liste an die Wand und stellte mich davor. Ein Mann musste ein Ziel im Leben haben und einen Baum pflanzen und ein Kind zeugen. Das sagte mein Onkel immer. Langsam kam ich drauf, das ich mich viel zu sehr von anderen beeinflussen ließ. Denn, wenn jemand Adolf heißt und Tieren die Beine abhackt, ist er wohl nicht der richtige Ratgeber für mein Leben. Und da ich grad` dabei war, stellte ich gleich noch ein Paar Regeln für mein Leben auf. A: Jeden Tag rasieren. B: Mädchen besser verstehen. Auf meine eigene Stimme hören. Mehr Obst essen. E: Jeden Tag auf der Gitarre üben. Jetzt ging ich erst mal schlafen. Mist. Schon wieder vergessen Zähne zu putzen. Egal. Kam auf die Liste. Ich verschränkte die Arme unter dem Kopf und starrte an die Decke. Da gab es einen Riss, quer durchs Zimmer. Stellte mir vor, das dies ein Fluss sei. Auf der einen Seite die Indianer. Auf der Anderen die amerikanische Armee. Wounded Knee. Überlegte ob ich lieber eine Rothaut, oder ein Soldat sein sollte. Wollte lieber zu den Siegern gehören. Bert entschied sich immer für die Indianer Das verstand ich überhaupt nicht. Wollte er nicht gewinnen? „Ich gewinne die Herzen der Menschen mit meiner Tat.“ , erzählte er. „Häh!“ ,erwiderte ich entschieden und ärgerlich über seinen Großmut. „Die Indianer brauchen jede Unterstützung, die sie kriegen können.“ ,fuhr er fort. Ich nahm mein Gummimesser heraus und stach ihm ins Herz. Damit, war er raus aus dem Spiel. Nachdem er zwei Tage nicht mit mir geredet hatte, hab` ich mich entschuldigt. Danach wollte er nie wieder der Indianer sein. Das tut mir bis heute leid. Ich schloss meine Augen und dachte an Isabel. Wieso, war die so doof zu mir? Ich gab doch wirklich alles. Vielleicht musste ich einfach cooler sein. ????????????????????????????????? Thomas meinte: „Du musst sie an der kurzen Leine halten. Sie müssen auf DICH zu kommen. Du machst auf Gentleman und feinfühliger Schurke. Genau das lieben sie. Du bist ein Geheimnis. Sei nett, wenn sie es nicht erwarten und gemein, wenn es nötig ist.“ Wo hatte er das alles her? Bestimmt aus irgendwelchen Filmen, die man erst ab 18 gucken durfte. Ich wusste nicht genau was er meinte. Sollte ich mich verstellen? Sollte ich jemand anders sein? Stellte mir vor, wie Isabel und ich auf einer Klippe standen. Der Wind zerzauste ihr Haar und sie fror. Ich nahm sie fest in meine starken Arme und sie lud mich in ihre Berghütte auf ein Glas Malzbier ein. Lecker. Dazu ein halbes Hähnchen. Nein! Dazu später. Also zurück. Berghütte. Ich sagte ihr, wie gut sie duftete und sie lachte und drückte mir einen Kuss auf. Ihre Finger glitten über meine Wange. Ich machte auf unnahbar und dadurch wollte sie mich noch mehr. Plötzlich waren wir nackt. Unter meiner Bettdecke regte sich etwas. Wie jeden Abend. Ich tat, was getan werden musste. Irgendeiner musste es ja tun. Das war schön und entspannend und echt deprimierend. „Ab morgen läuft das hier, aber anders.“ ,versprach ich mir. Ein neuer Morgen. Die Englischlehrerin hatte wieder mal ihren engen, schwarzen Rock und den auf die Haut gepressten Pullover an. Dachte, während der Stunde daran, wie sie mich nach der Schule abpasste, um mir extra Stunden zu geben. Wenn das so weiterging, würde ich bald besser englisch sprechen, als die Engländer in China im Opiumkrieg 1839. Aber, als sie mich aufrief und fragte was besuchen heißt, sagte ich: „Meine Mutter kommt erst um vier, solange bin ich allein.“ Also wurde ich wieder mal zum Direktor gebeten. „Wer ist da?“ fragte er, nachdem ich geklopft hatte. „Meschke. Herr Direktor.“ „Komm rein. Der Tee ist gleich fertig. Englisch?“ „Ja.“ „Das muss anders werden, Meschke. Ich ertrinke in Papierkram und mein neuestes Projekt nimmt viel Zeit in Anspruch, da habe ich keine Zeit für blaue Briefe an die Eltern.“ „Ok. Was ist das für ein Projekt?“ „Ameisen.“ „Mein Cousin hatte mal eine Ameisenfarm in einem Glasbehälter. Er wollte herausfinden, ob er sie, wie Kühe melken konnte. Irgendwann haben sie ihn abgeholt und nach 13 Eichen gebracht. Da wurde er richtig irre. Er bekam immer diese blauen Pillen. Seine Augen waren danach ganz stumpf.“ „Und?“ ,fragte der Direktor. „Und was?“ ,fragte ich zurück. „Kann man Ameisen melken.“ „Nein. Er hat es mit einer Mini Pipette versucht, aber keine Zitzen gefunden.“ Wir saßen noch einige Zeit zusammen und tranken Tee, der sehr bitter war. Danach ging ich zu Frau Raszikowas und entschuldigte mich für mein Verhalten. Sie schien äußerst gerührt und drückte mich an ihren üppigen Busen. Ab jetzt würde ich mich öfter entschuldigen. Glücklich und entspannt trottete ich zur Bandprobe. Jeder durfte einen musikalischen Vorschlag machen und nur, wenn alle dafür waren, wurde er in Programm genommen. Bisher hatten wir folgende Titel: A: Bad moon rising. B: Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz. Mystery train. Tush. E: Hoch auf dem gelben Wagen. Den letzten Song mussten wir nehmen, weil der Vater von Isabel es wollte, sonst könnten wir das Proben vergessen, meinte er. Ich hätte ihm am liebsten gesagt er solle sich seinen Proberaum und seine Goldzähne doch dahin stecken, wo die Sonne nicht scheint. Stattdessen sagte ich: „Oh, sicher. Das ist ein wunderbarer Titel. Meine Ur Ur Ur Oma Frieda, Gott sei ihrer Seele gnädig, hat dieses Lied über alles geliebt. Sie ist vor über 100 Jahren gestorben und hat selbst einen gelben Wagen gefahren.“ Er schaute mich verdutzt an und musste dann lachen. Er klopfte sich auf die Schenkel und lachte so laut, das das Haus wackelte. Ich verstehe wirklich nicht warum die Leute immer glaubten ich mache Witze. Der Vater von Isabel trug einen langen grauen Schnurrbart und sein dicker Bauch war grundsätzlich fünf Minuten früher da, als er selbst. Seine längsgestreiften Hemden rutschten unten immer aus der Hose. Das sah peinlich aus und er versuchte sie wieder hineinzustopfen. Doch sobald er sich bewegte, oder auch nur atmete, flutschten sie wieder heraus. Er machte immer Witze, die nur er verstand. Isabel tat uns leid, das sie so einen bekloppten Vater hatte und wir waren uns einig das unsere Eltern auch ihre Macken mit sich herumschleppten, es aber verstanden sich aus unserer Welt herauszuhalten. Endlich ging er und wir schauten was wir so an Instrumenten zur Verfügung hatten: Isabel >>>>>>>>>>>>> Gitarre. Uwe >>>>>>>>>>>>>>>>>>>Eine Trommel. Bert >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>Akkordeon. Hannes >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>Blockflöte. Thomas >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>Triangel. Ich >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>Stimme. Für mich sah das nicht nach Rock`n Roll Band aus, sondern eher wie die Hansi Hinterseher Memory Revival Show aus Hintertupfingen. Vielleicht war die Idee mit dem gelben Wagen doch nicht so verkehrt. Ich war genervt. Aber so was von. Wir probten trotzdem und legten uns mit Feuereifer ins Zeug und jeder spielte so gut er konnte. Es stellte sich raus das Isabels Fähigkeiten auf der Gitarre doch eher begrenzt waren, aber das machte nichts, denn sie sah wirklich toll damit aus und wir nannten sie: RG = Rocker Girl. Das schien uns nicht nur cool, sondern auch sinnvoll. Überhaupt brauchten wir Künstlernamen. Auf dem Weg zur Spitze klang Bert oder Hannes doch eher nach Kleinkleckershausen aus dem Schwarzwald, als nach Weltstadt. Jeder bekam, als Hausaufgabe, jeden Song mindestens 50 mal zu hören und auswendig zu lernen. Mystery Train von Elvis klang schon richtig gut. Thomas sagte, sein Vater meinte. Der Blues käme von den Schwarzen und hätte etwas Trauriges in sich und die Schwarzen hätten allen Grund down zu sein, weil die Weißen so gemein zu ihnen waren. In der Parallelklasse gab es einen Jungen aus Kenia. John. Der war so hellbraun und größer als die anderen. Er ärgerte jeden in der Schule. Er schubste sie, bis sie am Boden lagen, dann lachte er laut und spuckte sie an. Wir fanden das merkwürdig und widerlich. Das ging einen Sommer lang, bis er das gleiche bei Uwe versuchte. Der war von seinem Bruder ganz andere Sachen gewöhnt und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht. Da hat er geheult und ist weggelaufen. Später hat er sich entschuldigt und hat nie wieder jemanden geschubst oder angespuckt. Auf dem Schulfest kam sein Finger versehentlich in die Klassenraum Tür. Seit dem hieß er nur noch 9 Finger Joe. Später ist er ein Basketballspieler geworden und beim Autofahren eingeschlafen, als er mit 220 besoffen über die Landstraße jagte. Da verlor er dann nicht nur 2 weitere Finger, sondern auch sein Leben. Wie kam ich da denn eigentlich drauf? Ach ja! Der Blues. Nach 3 Stunden und reichlich Cola machten wir Schluss mit der Probe. „Das war voll Hammer.“ ,rief Bert. „Wir werden ganz groß Jungs. Das spür` ich.“ ,ließ Hannes verlauten. „Ich glaub` Triangel ist doch nichts für mich.“ ,erklärte Thomas. „Wie wär`s mit Tambourin? Das kommt auch bei den Mädels gut an.“ ,meinte ich. „Tja, ich weiß nicht. Vielleicht doch lieber Saxofon oder Bratsche.“ ,sinnierte er. „Bratsche?“ ,fragte Isabel. „Na klar. Das ist doch diese große Standtrommel. Das macht was her.“ „Diese Trommel heißt Conga und eine Bratsche ist eine größere Geige.“ ,erklärte Isabel. „Hast du schon mal Congas gespielt?“ ,fragte Thomas und warf ihr seinen schelmisch-schüchternen Blick zu, wie er es immer tat, wenn er sich verknallte. Dieser Penner. Hatte er etwa unsere Gangregeln vergessen? Niemals, das Mädchen eine Kumpels anbaggern! Die nächste halbe Stunde steckten sie ihre Köpfe zusammen und quasselten und quasselten. Meine Güte, wir waren hier doch nicht beim Tigerenten Club. Wir wollten cool abhängen und uns wie Rockstars fühlen und nicht wie auf einer Aftershow Paty von den.........Dings..........den........Herr Gott jetzt fällt mir der Name nicht ein. Boah. War ich sauer!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Ich strich Thomas schon mal von meiner Geburtstagsliste. Beim nach Hause gehen entschuldigte er sich und sagte es sei einfach passiert und ob ich ihm vergeben könnte. „Weißt du, Isabel ist eigentlich meine Freundin.“ ,sagte ich. „Ja. Ich weiß, aber eigentlich findet sich dich nur als Kumpel gut und wäre lieber nur deine Kumpeline.“ „Mann!“ ,rief ich. „Ja. Das ist Mist, aber so läuft es eben manchmal. Ist mir auch schon passiert.“ „Echt?“ „Nein. Aber es hätte mir passieren können.“ ,stellte er fest. Ich redete mir ein, das das alles irgendwie Sinn machte und wir gaben uns die Hand. „Du bist so ein Penner.“ ,sagte ich. „Ich hab die Nummer von Joy.“ ,sagte er. „Aber ein cooler Penner.“ Er gab sie mir und ich war wieder im Rennen. Isabel lief in der A Klasse. Aber Joy schwebte eindeutig in der Luxus Klasse. Wer brauchte schon Isabel? Ich nicht! Denn ich war selbst Luxusklasse. j Am Wochenende wollte mein Opa mit mir Angeln gehen. Dazu hatte ich keine Lust, aber meine Mutter meinte, ich solle das machen, damit er auch mal rauskommt. Mein Grandpa, wie ich ihn immer nannte, weil das so schön amerikanisch klang, hatte an der rechten Hand nur noch drei Finger. Das sah schräg aus. Wie eine Dinosaurier Klaue. Die restlichen Finger ließ er in Russland auf dem Feld der Ehre. Als Kind dachte ich immer, er hätte sie dort nur vergessen und irgendjemand würde sie ihm schon bringen. Vielleicht Ivan, oder Wladislaw, oder Igor. Dann musste ich immer lachen, weil mir mein Onkel oft von einem geheimnisvollen Dr. Frankenstein erzählte, der einen neuen Menschen erschuf und sein Kumpel Igor ihm dabei half. Stellte mir auch vor wie er die Russen mit einem Maschinengewehr ummähte und sie zu Tausenden in den Graben zurückfielen. Später erzählte meine Oma das er ein Russen Lager bewacht hätte, weil er im Krieg durch eine Bombe seine zwei Finger verloren hätte. Sie sagte auch, das sie keine Nazis gewesen wären, der Hitler aber schon gute Sachen gemacht hätte. Die Autobahn. Keine Arbeitslosigkeit. Schöne Uniformen. Ja, sicher. Das mit den Juden wäre jetzt nicht so gut gewesen, aber das wird alles schon seinen Grund gehabt haben. Ich hatte ja nicht so viel Ahnung von der Zeit damals, aber DAS, war ja wohl die Oberhärte. Hitler und mein Onkel Adolf gehörten eindeutig in die Anstalt 13 Eichen Dann dachte ich nochmal drüber nach, das der Hitler dieses Chaos niemals allein hätte erreichen können. Es musste da noch mehr Typen geben haben, die genau solche Hirnis waren. Wie hieß noch mal der kurzsichtige, quallenköpfige Teflonmann der die ganzen Juden vergast hat? Der besaß eine Familie. Eine Frau. Kinder. Und hat trotzdem den Leuten in den Kopf geschossen und Säuglinge ermordet. Mir fiel dieser Name nicht ein. Herrgott nochmal. Wie das nervte. Mmmmmmmmmmmmmmmmmm. Denk nach. Denk nach. Es gab doch dieses Springspiel. > Himmel und Hölle < Himmler! Gott sei Dank. Es nervte mich kolossal, wenn mir etwas nicht einfiel. Wie damals, als ich nach dem Namen von Elvis toten Zwillingsbruder suchte. 3 Wochen. Eine Qual. Ich wälzte Bücher. Fragte Hector, der in der Handelsmarine und oft in Übersee war. Betete zu Gott, um eine Eingebung. Aber nichts half. Bis ich dann, an einem Montag den Herrn Pumpelmeier traf und der sagte mir, das der Name von Elvis` Bruder Jesse Garon wäre. Endlich schien die Sonne wieder und 200.000 Betonklötze fielen polternd von meinen Schultern. Irgendwie auch bescheuert. Naja. Was solls. Aber zurück zu dem Angelausflug mit meinem Opa. In der Nähe gab es einen Wald, der Schwarze Berge hieß. Das klang total geheimnisvoll und als ich ein Kind war, also vor gaaaaaaaaaaaaaaaaaaaanz langer Zeit, stellte ich mir immer vor, das dort Elfen und Zauberer wohnten. Die Elfen trugen alle so durchsichtige kurze Kleider und darunter waren sie nackt. Logisch. Elfen halt. Ihre langen blonden Haare reichten bis über die Schultern und sie hatten glockenklare Stimmen. Ein paar Jahre später war es nur noch ein Wald in dem jemand wohnte der einen langen Mantel trug. Darunter war er auch nackt. Wie die Elfen, aber das war wohl was anderes. Am Samstag standen wir ganz früh auf und mein Opa hatte tolle Sachen für das Picknick eingepackt. Tomaten. Gekochte Eier. Butterbrote. Den Stürmer von 1933. Kartoffelsalat und schlesische Gurkenhäppchen. Wir fummelten den armen Regenwurm auf den Haken und warfen ihn dann ins Wasser. Der wand und krümmte sich und ich dachte an die Liesl, die als Kind mal einen gegessen hatte und sagte der würde wie Gummibärchen schmecken, doch als ich auch einen zerkaute, war es eher wie Pearl Habour und genauso blutig. Dann hockten wir am Wasser. Mein Opa und ich. Wir saßen auf seinen alten Campingstühlen. Zerschlissen, muffig und verrostet. Kein Wind. Kein Vogelgezwitscher. Keine Zeit die verging. Nur luftleerer Raum. Das war soooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooo langweilig, das ich sogar anfing über unsere Band zu sprechen. Mein Opa meinte, so eine Band wäre eine gute Sache. Er würde aber nur Marschmusik kennen und das bedeute für ihn, das sie an die Front müssten, um sich totschießen zu lassen. Damit war das Thema erledigt. Mein Opa redete nicht viel. Von meiner Oma bekam er deswegen immer Zunder, weil sie meinte er würde sich nicht für sie interessieren. In der Nähe gab es eine Reifenfabrik. Auf dem Gelände standen riesige Schlote die schwarzen, stinkenden Rauch ausspien. Mein Opa, war genau wie diese Fabrik. Er rauchte in einer Tour. Wie eine von diesen alten Dampflokomotiven und egal wo ich saß, der Rauch zog immer in meine Richtung. Nach 5 Stunden beendeten wir die Anglerei und gingen wieder nach Hause. Konnte mich nicht erinnern jemals so einen öden Tag hinter mich gebracht zu haben. Der war sogar noch schlimmer, als der Geburtstag von der Liesl und da blieb ich beim Tauchen solange unter Wasser bis mir die die Trommelfelle zu platzen drohten, nur um dieses Gefühl der Leblosigkeit und der Starre loszuwerden. „Das hat Spaß gemacht, Junge, das sollten wir bald mal wiederholen.“ ,sagte er zum Abschluss. „Oh, ja. Sicher. Vielleicht im Dezember.“ ,meinte ich. „Aber da ist der See doch zugefroren.“ ,erklärte mein verdutzter Opa. „Dann könnten wir doch Schlittschuhlaufen und Würstchen grillen.“ Da lachte mein Opa, wie ich ihn noch nie habe lachen hören. Er umarmte mich herzlich und dann trennten wir uns. 4 Wochen später kam er ins Krankenhaus und da lag er dann und trocknete langsam aus. Seine Lippen sah aus, wie Sandpapier. Das ganz Grobe. Und er wurde immer kleiner. Oder seine Ohren wurden größer. Aber darüber wollte mir niemand Auskunft geben. Manchmal, wenn ich an ihn denke, bin ich froh das ich ihn, an diesem Tag vor der Haustür zum Lachen brachte und das blieb mir sogar noch mehr im Gedächtnis, als seine wasserlose, faltige Haut. E Am Sonntag rief ich Joy an und fragte, ob sie die Biologieaufgabe schon gemacht hätte. „Ja.“ ,sagte sie. „ Ich hab` sogar ein Eichhörnchen gezeichnet.“ „Cool. Das würde ich gern sehen, vielleicht fällt mir dann auch was ein. Ich komm damit nicht klar. Eichhörnchen sind nicht so mein Ding.“ „Was ist denn dein Ding?“ ,fragte sie. „Musik. Ich steh total auf Musik. Rock`n Roll.“ „Ich mag auch Musik. Die Klassiker. Bach. Beethoven. Brahms.“ ,erklärte sie. „Ja. Die großen drei. Super.“ Ich ließ es dabei, weil ich keine Ahnung hatte wen sie meinte. Von denen hatte ich noch nie gehört. Bach? Das war doch kein Name. Vielleicht ein Pseudonym. In Wirklichkeit hieß er wohl Leonard Bachtreter. Ich verkniff es mir zu fragen. „Kannst du mir zeigen, was du schon gemacht hast? Noch eine 5 wäre mein Untergang.“ ,fragte ich schließlich. „Ja. Ich habe Zeit. Treffen wir uns bei Oma`s Schlemmerparadies?“ „Okay. In einer halben Stunde.“ Boah. Das war der Hammer. Ich hatte es einfach drauf. Jetzt nicht die Nerven verlieren. Alles richtig machen uuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuund cool bleiben. A: Duschen gehen. B: Nase prüfen, wegen Haare. Niemanden von dem Date erzählen, falls es doch nicht klappte. Allen davon erzählen, falls wir ein Paar werden. E: Keine Witze über Eichhörnchen. Als ich abgehetzt und verschwitzt ankam saß sie schon da und hatte zwei Eis bestellt. „Kommt noch jemand?“ ,fragte ich. „Nein. Das ist für dich.“ „Das ist.........äh..........Danke.“ „Bist du gelaufen?“ „Ja. Ich musste für meine Mutter noch schnell Augentropfen besorgen. Sie sieht alles doppelt und sie meinte zwei von meiner Sorte würde sie nicht ertragen.“ „Ist das ein Witz?“ ,fragte sie. „Ja. In echt hab ich zu lange beim Duschen gebraucht.“ „Wir duschen immer nur Mittwoch und Sonntag. Wegen dem Wasserverbrauch.“ „Wir leihen uns das Wasser immer von Herrn Pumpelmeier. Danach bekommt er es zurück.“ „Witz?“ ,fragte sie erneut. „Ja.“ Sie zeigte mir ihre Zeichnung und dabei berührten sie unsere kleinen Finger. Ein elektrischer Impuls zog durch meinen Körper. Wir lachten kurz auf und wurden rot. Und ab diesem Moment hatte sich was verändert. Alles wurde irgendwie magisch und hell und intensiver. Wir trafen uns jeden Tag nach der Schule. Nur nicht am Freitag. Da hatte ich ja Bandprobe. Ich mochte sie sehr. Sie war ganz anders als Michaela. Sie sprach ganz ruhig und wählte ihre Worte immer genau aus. Ich hatte Angst, das etwas Schlimmes passieren würde und alles vorbei wäre. Ein Lastwagen oder ein Tsunami oder die Vogelgrippe. Umso mehr genoss ich jeden Augenblick mit ihr. Manchmal saßen wir stundenlang einfach da und streichelten uns. Also nur die Arme und so. Sie sagte für alles andere bräuchte sie Zeit. An einem Mittwoch kam sie nicht mehr zur Schule. Niemand sagte uns etwas. Der Direktor meinte, das sie nicht mehr käme und sah ganz traurig aus. Ich lief zu ihr nach Hause, aber da war keiner mehr. Ihre Wohnung stand leer. Später las ich in der Zeitung, das ihr Vater ins Gefängnis gekommen war. Ich litt drei Monate wie ein Hund und heulte den Mond an. Das Leben war ungerecht und gemein. An einem Mittwoch kam der Schulzahnarzt in unsere Klasse. Wir kannten ihn noch vom letzten Jahr und nannten ihn nur Speichelalptraum. Er hatte eine ekelhafte feuchte Aussprache und redete in einem fort von seiner schiefgegangenen Karriere, als Wissenschaftler und das die anderen Schuld daran wären. Irgendwann blickte ich hoch, sah ihm in seine verwässerten Augen und sagte: „Ja. Das kenne ich. Es sind immer die Anderen.“ Die Ironie darin verstand er wohl nicht, denn er entgegnete: „Das Universum expandiert und wir werden alle sterben.“ Ich las daheim nach was das bedeute. Das Universum dehnte sich aus und alles Leben würde aufhören zu existieren. Wenn sowieso alles den Bach runterging, wieso dann noch anstrengen. 6 Monaten ließ ich alles schleifen, bis mir Herr Pumpelmeier erklärte, das dieser Dr. Speichelalptraum ein Holzkopf sei und die Erde erst in Milliarden von Jahren explodieren würde und wir auf jeden Fall noch Zeit hätten unsere Träume zu verwirklichen und ein Vanille Eis mit Schokostreuseln zu essen. Darüber schlief ich eine Nacht und als ich erwachte, fühlte es sich wie ein neues Leben an. Der 29. September. Mein Geburtstag. Endlich 14. Ich sprang aus dem Bett und rief die Kobra zusammen. Gemeinsam wollten wir die Welt erobern. Aber erst Morgen. Heute ging es in Oma`s Schlemmerparadies. Vanille Eis bis zum Abwinken. Am Nebentisch saß Michaela mit ein paar Freundinnen und lachte mir zu Ich lachte zurück und war wieder im Rennen. Juni 2020 von Axel Bruss
  2. Willy und der Wanderzirkus Es war an einem dieser Sommertage im Juli, an einem Ort der gleich hinter der Kreuzung auf der bunten, wohlriechenden, Farben strahlenden Blumenwiese lag. Dort schien alles ruhig und in gewisser Weise sogar langweilig zu sein. Doch, es war alles andere als das. An jenem Tag meinte das Wetter es gut, mit allem was da kreuchte und fleuchte. Nicht zu heiß. Nicht zu windig. Nicht zu dies und nicht zu das. Gerade so, wie es sein sollte, um dieser Geschichte den richtigen Anfang zu geben. Unsere Hauptperson ist ein lustiger, kleiner Kerl, dem seine Mama den Namen Willy gab. Er lebte auf einer Australian Shepherd Hündin und er war ein Floh. Ja. Es stimmt. Die beiden hatten ihre Anfangsschwierigkeiten, aber sie sprachen sich aus und merkten, das sie sich überaus sympathisch waren. Das lag sicherlich auch daran, das Frederike, unsere Hundedame, einige Jahre Biologie und Insektenkunde an der berühmten Universität Dogsford in Oxford studierte. Sie brach das Studium schließlich ab, weil sie meinte, Schafe hüten und frische Luft würden ihr mehr liegen, als die endlosen Monologe in den Hörsälen. Sie brachte ihrem Farmer die richtigen Befehle bei und als er sie endlich beherrschte konnte sie ganz allein eine Herde von 257 Schafen den ganzen Tag führen und beaufsichtigen. Und sie tat es mit der gleichen Leidenschaft und Freude mit der sie zuvor das Wissen der Welt in sich aufgesogen hatte. Unser Willy allerdings, war aus einem ganz anderen Holz geschnitzt. Er lebte in den Tag hinein und ließ sich von jeder neuen Idee sofort in eine andere Ecke des Lebens spülen. In einem Moment meinte er, es wäre das größte Elvis nachzueifern und ein bekannter Rock`n Roll Sänger zu werden und in einem anderen Augenblick Tauchlehrer in dem, von Fröschen und Seerosen bewohnten Teich, zu sein. Er wusste alles über Kerbtiere und Nashörner und wie man Vanille Eis herstellte. Willy und Frederike waren schon sehr lange zusammen und jeder achtete auf den anderen. Wurde das Fell des Hundes nass sorgte der Floh für trockene Handtücher. Brauchte der Floh einen Drink, lief die Australian Shepard Hündin zur Tankstelle und besorgte einen Fingerhut eiskalten Quellwassers. Willy mochte es mit ihr in der Abenddämmerung über die Hügel zu jagen, festgekrallt in ihrem langen, fliegenden Fell und lauthals zu singen: „I thought love was only true and fairy tales. Meant for someone else, but not for me. Love was out to get me. That`s the way it seemed. Dissappointment haunted all my dreams.“ Ja, sie waren wirklich Freunde und sie hofften, dass sich dies nie ändern würde. Willy verbrachte seine Zeit mit allerlei sinnvollen Dingen. Er liebte es, durch das Fell zu wandern und neue Orte zu entdecken. Frederike ließ sich an einem Donnerstag die Haare auf der linken Seite abrasieren, weil das zu jener Zeit der letzte Schrei im Norden des Landes war und Willy richtete sich sofort einen Golfplatz auf dieser freien Fläche ein. Jeden Morgen um halb 8, direkt nach seiner Beinrasur und einem ausgiebigen Frühstück, zog er seine Lila/weiß gefärbten Golfschuhe auf seine sechs Beine und schlenderte mit einem lustigen Lied auf den Lippen durch den Felldschungel zum freien Bereich ihrer Flanke. „Oh, what a beautiful Mornin`. Oh, what a beautiful day. I got a beautiful feeling everythings coming my way.“ Und gerade als er mit dem 9er Eisen einen seiner gefürchteten, zielgenauen Bälle schlagen wollte hörte er wundervolle Musik: „Mornin`, good Mornin`. We talked the whole night trough. Mornin` , good mornin` to you.“ Eine grüne Grille mit großem, weißen Schlapphut und einer Gitarre wanderte den Feldweg entlang und ließ voller Inbrunst ihre Stimme erklingen. Ohja, sie weckte mit ihrem Gesang sogar Harald das örtliche, faule, bei allen beliebte, Schaf. Harald schlief, und das wussten alle, sogar die Schnecke Dr. Eisenbarth, 18 Stunden am Tag in einer Mulde, nahe der Ameisenfabrik, in der auch die lila/weiß gestreiften Golfschuhe hergestellt wurden. Die Grille schaute mit dem breitesten Grinsen, den je jemand gesehen hatte in die Welt. Sie lachte der Sonne und dem Leben zu und zog so alle, die sie sahen, in ihren Bann. Für sie besaßen alle Insekten ein gutes Herz. Das sie, genau wie Löwen und Geparden, jagen und Beute machen mussten, um zu überleben, lag ebenso in ihrer Natur, wie Liebe und Verständnis. Ja. Sie wusste viel über das Leben und hatte dennoch nicht ihre Zuneigung für alle Geschöpfe dieser Erde verloren, obwohl sie es ihr wahrlich manchmal schwer machten. Die Grille übersprang mit einen Riesensatz einen Felsbrocken, der für andere ein Steinchen war und winkte den Krabblern, die ihr folgten, fröhlich zu. Hinterdrein rollte eine ganze Karawane von kleinen Holzkarren, beladen mit allerlei Kram, den man für so ein unstetes Leben auf Rädern halt brauchte in Richtung Hügel. Auf einem besonders großen Gefährt, gezogen von zwölf schwarzen Asseln aus dem Norden, befanden sich Stangen, Pflöcke, Seile und ein großes, rotes Zelt. Unser Willy wusste aus den Erzählungen seiner Mama, das dieses fahrende Völkchen ein lustiger, freundlicher Haufen war und konnte das Abenteuer das ihm da entgegen schritt direkt riechen. Der Wanderzirkus war da. Er sprang von seiner Freundin herunter , denn nun warteten andere, größere Aufgaben auf ihn. Er fühlte sich sehr lebendig und die Farben der Wiese schienen ihm noch heller und sein Verstand noch klarer, als sonst. Willy hatte sich schon viel zu lange ausgeruht. Nun wollte er etwas aus seinem Leben machen und die Welt in all ihrer Pracht kennenlernen und berühmter als Elvis werden. Sein Bruder Anton fiel ihm ein: Klassenbester. Mädchenschwarm. Prahlhans. Der nervte ihn immer mit so schlauen Sprüchen: Niemals vor dem Aufwachen aufstehen. Oder: Das Leben wartet nicht. Oder: Der Regen kommt immer unverhofft, aber die Sonne auch. Der Zirkus war für Willy das Zeichen aufzubrechen und etwas Neues zu beginnen, also rief er der Grille zu: „Hallo. Entschuldigung. Gehören sie auch zum Zirkus?“ „Ja. Mein Name ist Sarah. Ich bin die Chefin dieser Rasselbande. Und du?“ „Ich heiße Willy und es juckt mich in meinen sechs Beinen euch zu begleiten.“ „Ja, dann komm. Was hält dich?“ Also packte er seine sieben Sachen: Zahnbürste. Kamm. Feuerstein. Seil. 3 Unterhosen. Landkarte von Patagonien. Kompass. Frederike, seine treue Freundin, die ihn so lange begleitet hatte, weinte dicke Krokodilstränen. Er gab ihr einen riesigen Kuss auf ihre große, feuchte Nase und sang zum Abschied: „Somewhere over the rainbow, way up high. There`s a land that I heard of once in lullaby.“ Na toll. Jetzt musste Willy doch noch weinen. Er wurde von seinen Gefühlen hin und her gerissen. Bleiben oder gehen? Er ging und ließ eine traurige Frederike zurück. Sarah, die sich auf dem Kutschbock an die Spitze des langen Zuges gesetzt hatte, bot ihm den Platz neben sich und einem dicken Nashornkäfer an. Der stellte sich mit einer dunklen und tiefen Stimme vor: „Jo, meine Name ist Bruno. Ich bin hier der starke Mann.“ „Ich bin der Willy und ich bin auch stark.“ ,sprach ich. „Aber nicht so stark wie der Bruno.“ Was bildete der sich ein? Wieso war der gleich so doof? Aber, weil Willy nicht gleich einen Streit wollte sagte er nur sehr freundlich: „Freut mich das du stark bist.“ „Ich bin der Stärkste!!!!!!“ ,rief Bruno sehr bestimmend. Nun ja. Das konnte er überhaupt nicht verknusen und 3 seiner sechs Beine trommelten ärgerlich auf der Sitzbank. Ein viertes Bein krallte sich in seinen Oberschenkel, um nicht gegen diese Unverschämtheiten an zu sprechen. Was für ein blöder Kerl! „Wir wollen dort auf dem Hügel unser Nachtlager aufbauen.“ ,entschärfte Sarah die Situation. „Da stelle ich dir die anderen vor.“ Oben angekommen wurden die Wagen zu einem Kreis zusammengestellt. Viele fleißige Beinchen sorgten für eine heimelige Atmosphäre. Der Boden wurde blitzeblank gefegt und von allem Unrat befreit. Blütenkelche der verschiedensten Blumen, wurden dekorativ zu Kunstwerken zusammengestellt. Rechts erkannte er die Liberty Bell, die geläutet wurde, als Insektopia befreit wurde und links der schiefe Turm von Bombologien. Der ganze Platz sah tatsächlich ein bisschen so aus. Das gelobte Land aller Insekten. Willy hatte es noch nie gesehen, aber viel darüber gehört. Angeblich, gab es dort fliegende Fische und Maulwürfe mit Schnäbeln. Manchmal, wenn er am Sonntag auf seinem grünen, aus Streichhölzern selbstgefertigten, Liegestuhl saß und in den Nachthimmel schaute, stellte er sich diesen Ort vor. Einen Ort der Freiheit und der Zuversicht. Abends würde er sich mit Freunden zu einem Glas Nektar treffen und morgens auf einer seicht dahintreibenden Ente sitzen, um mit seinen Freunden aus dem Literatur Club über den großen Philosophen Alexander Gottlieb Baumgarten zu debattieren. Dann seufzte er immer sehnsüchtig und nahm sich vor demnächst mal eine Bibliothek zu besuchen, um seinen Horizont zu erweitern. Und gerade, als er über Nietsche und seinen riesigen Schnurrbart nachdachte holte ihn geschäftiges Treiben ihn aus seinen, tiefsinnigen Gedanken. Bänke und Tische wurden aufgestellt. Bunte Fähnchen zogen sich kreuz und quer über den weiten Platz. Das Kassenhäuschen wurde zum Eingang gezogen und 12 Asseln liefen Wache, damit sich alle sicher und gut aufgehoben fühlten. In der Mitte gab es ein Lagerfeuer auf dem eine Gemüsesuppe langsam vor sich hin köchelte. Der Duft erfüllte den ganzen Platz und machte ihn sehr, sehr hungrig. Um sich abzulenken wanderte er ein wenig umher und traf eine Gottesanbeterin, die kerzengerade auf ihrem Weidenholz Wagen saß. Überlebensgroß. Unwirklich. Erhaben. Sie war sehr schön und voller Würde . Ihr Turban aus afrikanischer Seide und ihr gleichgültiger Gesichtsausdruck verliehen ihr eine geheimnisvolle Aura, während sie sich den letzten, wärmenden Strahlen der untergehenden Sonne hingab. Willy verliebte sich auf der Stelle in dieses göttliche, übernatürliche Wesen. Aber was hatte ein kleiner Floh aus einem Vorort von Hamburg schon zu bieten? Nichts! Trotzdem wagte er es sie anzusprechen: „Ähm.....Tja.....Also.....“ ,räusperte er sich mit vorgespielter tiefer und dunkler Stimme. „Ich bin hier das stärkste Tier und...........“ „Ich mag überhaupt keine Aufschneider und Protzer und außerdem gebe ich mich nicht mit den Unterarten der Insektenvielfalt ab.“ ,sagte sie nur und drehte sich weg. Unterarten? Willy hörte zum ersten mal, das es Unterarten gab, die von anderen gemieden wurden. Betrübt und traurig ging er seiner Wege und entfernte sich vom Lager. Ein schmerzvoller Gang. Kleine Steinchen entpuppten sich als Felsbrocken. Winzige Äste, als unüberwindbare Barriere. Selbst der Wind verschwor sich gegen ihn und versuchte immer wieder ihn von seinem Pfad abzubringen. Doch er blieb standhaft. Aber wie lange noch? Sein neues Leben hatte er sich anders vorgestellt. Freundlicher. Nach einem langen Marsch entdeckte er eine sonnendurchflutete Lichtung. An einem Bach saß eine Libelle. Ihre Flügel schimmerten, wie tausend Regenbogen in der Helligkeit des Tages und ihre Augen glitzerten und brachen sich im, sich kräuselnden, Wasser. Sie wusch ihre Beine und bemerkte ihn nicht. Er verbarg sich unter einem Blatt und überlegte was er tun könnte, um nicht entdeckt zu werden. Eine komische Situation, aber irgendwie auch....so....mmhh....und....ohhhhh..... und....ahhhhhhhhh. Aus einem Impuls heraus, der irgendwie dem Wahnsinn entsprang, hechtete er aus seinem Versteck und schrie, wie ein verhinderter Robin Hood in Feinstrumpfhosen: „Tach auch. Ich bin es der Verfechter der Genervten.“ Vor Schreck rutschte die zarte, beflügelte Libelle von ihrem Stein und fiel ins Wasser. Willy sprang sofort hinterher und rette sie vor dem sicheren Ertrinken. Oh ja. Er war schon ein Held unser Willy. Er verstand etwas von einem Auftritt und davon sich komplett in die Nesseln zu setzen. „Was fällt dir ein mich so zu erschrecken!“ ,prustete sie völlig außer Atem. Sofort sah er seinen Fehler ein und entschuldigte sich tausendfach und versuchte sie mit einem alten Blatt trocken zu rubbeln. Doch sie stieß ihn einfach weg. „Doch nicht damit. Ich werde ja ganz dreckig!!!“ ,schrie sie ihn erbost an. Nachdem Willy also erkannte, dass er nicht nur ein Angeber, sondern auch der größte Trottel unter allen Insekten auf der Wiese, nein des gesamten Landes war, ließ er von ihr ab, drehte sich um und ging weg. Auf seinem einsamen, hoffnungslosen Weg kreuzte ein Tausendfüßler, schnellen Schrittes, seinen armseligen, verbitterten Weg. „Pass doch auf wo du hinläufst!“ ,maulte er den bekümmerten Floh an. „Tschuldigung.“ ,flüsterte er so leise, das ihn nur der Wind verstand. Der Tausendfüßler blieb stehen, schaute ihm in seine Tränen benetzten Augen und sagte: „Komm setz dich. Mein Name ist Pater Degenhard. Was bedrückt dich?“ Der kleine Floh brachte kein Wort heraus. Es befand sich einfach viel zu viel Spucke in seinem Mund. „When you down and troubled and you need some Lovin care and nothin, oh nothing is going right. Close your eyes and think of and soon I`ll will be there.“ ,sang Pater Degenhard. Da musste er richtig doll weinen. Dicke Krokodilstränen kullerten auf den sandigen Boden und versickerten dort. Auf dieser Welt gab es keinen traurigeren Floh als ihn. Er hatte alles falsch gemacht: Seine Freundin verlassen. Einer fixen Idee nachgejagt. Seine große Liebe gesehen und verloren und fast eine Libelle im Bach ertränkt. Er verdiente es, das sich niemand um mich kümmerte. Pater Degenhard wusste was er zu tun hatte. Manchmal halfen keine Worte und so drückte er ihn mit 50 seiner tausend Beine fest an sich und behütete ihn. Langsam beruhigte er sich und Willy konnte ihm seine ganze traurige Geschichte erzählen. Pater Degenhard hörte ihm einfach zu. Er beurteilte nichts und er sagte nichts und das tat gut. Nach einer langen, langen Zeit fragte er ganz sanft: „Ich muss zu einem meiner anderen Schäfchen, ist es okay wenn ich dich zu Sarah bringe und später noch mal bei dir vorbei schaue?“ „Ja.“ ,sagte er. „Ist es auch ein Floh?“ „Nein.“ ,lachte er. „Ein Schaf. Harald. Hat gerade seine Frau verloren. Sie ist wieder zu ihre Mutter in den Nachbarstall gezogen.“ „Harald? Das Schlafschaf? Vielleicht kann die Frederike helfen, die kennt sich gut mit Säugetieren aus.“ „Das ist ein guter Tipp, mein lieber Freund.“ ,sagte Pater Degenhard und brachte ihn zurück. Beim Zirkus waren alle außer Rand und Band, wegen seines Fehlens und alle, bis auf Bruno, freuten sich über seine Wiederkehr. Das gemeinsame Essen erinnerte ihn an die Zeit mit seiner Familie und wie schön es war mit anderen das Essen, das Leben und die Freude zu teilen. Das war lange her und er wurde ein bisschen wehmütig. Sarah meinte, um ihn ein wenig aufzumuntern, das er der netteste Floh wäre den sie jemals auf ihren Touren kennengelernt hatte. Gilla Hayworth, die Gottesanbeterin, sagte, das dies auch nicht schwierig sei, da er der erste Floh in ihrem Leben sei und obendrein ein schmutziger und besonders hässlicher. Nachdem Willy das hörte, wurde ihm klar, wie sehr er sich in Gilla getäuscht hatte. Sie war ein Ich bezogenes, selbstsüchtiges, egoistisches Insekt, das nur ein einziges Tier in ihr Herz ließ. Sich selbst. Francine, die Libelle mit den regenbogenfarbenen Flügeln rückte ganz nah an Willy heran und raunte ihm zu, das es ihr leid täte, wie sie ihn behandelt hätte und ob er ihr Freund sein wolle. Ja. er wollte, denn echte Freunde waren schwer zu finden und er war dankbar für jeden, den er bekam. Doch gleichzeitig dachte er auch, das Francine eine wirklich süße Schnecke sei und musste über sich selbst lachen, weil das ja sogar nicht passte. Also das mit der Schnecke. Pater Degenhard der von seiner Mission zurückgekehrt war, hatte allerbeste Laune und stimmte ein altes Spirituell an: „I`m gonna lay down my burden. Down by the riverside. Down by the riverside. Down by the riverside. I`m gonna lay down my burden . Down by the riverside. Down by the riverside.“ Sie lachten und sangen. Tanzten und tranken Morgentau aus Schneeglöckchen Kelchen. Und so wurde aus einem aufregenden, verliebten, traurigen und selbstzerstörerischen Tag der Beste seines Lebens. Willy schlief selig und zufrieden unter der Decke des Himmelszeltes ein und träumte von einem Riesen der mit einer Elfe auf einem Einhorn ritt, um den Sternenglanz zu fangen. Mit leichtem Herzen erwachte er am nächsten Morgen. Bruno saß neben ihm auf einem Stein und schien ungeduldig auf etwas zu warten, denn er trommelte nervös mit seinem fünften Bein auf einem Holzstück: „Das wird auch Zeit, das aufwachst, wir haben viel vor.“ ,bölkte er. „Ähhh.......was......?“ ,brachte Willy schlaftrunken heraus. „Zu tief in den Kelch geschaut, was?“ ,fragte er gereizt. „Nein gar nicht.“ ,brachte er entschuldigend hervor. „Auf! Auf! Wir müssen los!“ ,befahl Bruno schroff.“ Willy missfiel die Art und Weise, wie er mit ihm redete und er war kurz davor ihm ordentlich die Meinung zu sagen. Was bewog diesen ungehobelten Kerl sich so zu verhalten? Warum war er so gemein zu dem armen Floh? Sie gingen einen steinigen Weg entlang und stoppten am gleichen Bach, an dem Willy Tags zuvor Francine gesehen hatte. „Ich bin schon sehr lange in dieser Truppe und ich werde von allen geachtet.“ ,begann Bruno. „Ich habe nicht alles aufgegeben, um mir von einem unwissenden Floh alles kaputtmachen zu lassen.“ ,schrie er ihn ungehalten an. „Aber ich will doch gar nicht.....“ ,gab Willy kleinlaut von sich. „Ja. Das sagen Typen wie du immer. Typen, denen alles zufällt. Typen, die nie einsam waren. Die immer Freunde hatten. Die, mit dem goldenen Löffel im Mund.“ Brunos laute, bestimmende Stimme hallte von den Bergen wieder. „Aber ich habe wirklich keine Löffel.“ ,meinte Willy. „Herrgott.“ „Ich will lernen, wie man ein Artist wird.“ Bruno wandte sich ab, setzte sich an den Bach und ließ ein paar seiner Beine in das Wasser baumeln. Zögernd ging Willy zu ihm hinüber. „Also ich.......Es tut mir leid, wenn ich dich.............Also du weißt schon.........“ ,brachte er hervor. „Mmmmhhhbbbbbbrrrrr.“ ,grummelte Bruno. „Wie bist du denn so stark geworden?“ ,fragte er so unschuldig wie möglich. „Jeden Tag üben.“ ,maulte er. „Ja, aber wie denn?“ Bruno stand auf, betastete Willy`s Muskeln, verdrehte die Augen und seufzte mitleidig. Dann nahm er einen Stein und warf ihn im weiten Bogen ins Wasser. Beide sahen den kreisförmigen Wellen, die dadurch entstanden aufmerksam zu. „Das Leben ist wie ein Stein der ins Wasser geworfen wird. Mit jedem unserer Taten ziehen wir Kreise und berühren einen anderen damit“ ,sagte Willy vor sich hin. Da hatte er etwas ganz Schlaues gesagt, aber Bruno hörte überhaupt nicht zu. „Das wird nichts.“ ,sagte er und schüttelte den Kopf. „Heute Abend haben wir Vorstellung schaue sie dir an und dann wirst du sehen was ich meine.“ Schweigend kehrten sie ins Lager zurück. Dort herrschte schon große Geschäftigkeit. Jeder hatte seine Aufgabe. Francine fegte den Platz, damit die Bänke für das Publikum gesetzt werden konnten. Sarah baute einen Manegen Kreis aus passenden Ästen und legte ihn mit besonders frischen Grashalmen aus. Gilla wies den Glühwürmchen ihre Plätze zu, damit sie zur rechten Zeit am richtigen Ort leuchten konnten. Pater Degenhard, der nicht nur Geistlicher, sondern auch der örtliche Heimatsänger war, übte ein paar Seemannslieder ein, falls auch Insekten vom nahe gelegenen See kommen wollten. Man wusste ja nie. „Somewhere beyond the sea. Somewhere waitin for me. My lover stands on golden sands. And watching the ships that go sailing.“ Unser Pater hatte wirklich ein Händchen für gute Songs. Sarah meinte, das sie früher auch Seepferdchen im Programm hatten. Die wären aber so zickig gewesen und hätten bei den kleinsten Problemen mit der Gewerkschaft gedroht, das sie sich nach 2 Tagen und 24 Stunden wieder trennten. Sie führte nun eine große Dressur mit Hummeln. „Hummeln?“ ,fragte Willy verwundert. „Ich habe keine gesehen.“ „Alberta und Gisela hatten noch in Kerbholz City zu tun. Persönliche Angelegenheiten. Rechtsstreit mit einem Bienenvolk.“ Er lachte, aber Sarah blieb ernst, da merkte er das es kein Witz war. „Ja, so ein Rechtsstreit kann schon nervig sein.“ ,meinte er nachsinnend. Da lachte Sarah. „War nur ein Scherz. Sie sind in der Kneipe versackt. Zuviel gärender Nektar.“ ,grinste sie. Diese Grillen besaßen einen Witz, den wohl nur Grillen verstanden. Die Ränge füllten sich. Francine ging herum und reichte Maiskörnchen, knackfrisch geröstet. Direkt aus der Pfanne. Mann, war die glücklich. So musste es sein, wenn man von den anderen akzeptiert wurde und seinen Job liebte. Das wollte er auch. Bruno tippte ihm auf die Schulter. „Mach mal den Dreck da weg, Junge.“ ,sagte er leise zu ihm. Willy fand diese Art total bescheuert, machte es aber trotzdem. Doch er merkte, wie die Wut langsam in ihm hoch kroch und je mehr er darüber nachdachte, desto grimmiger wurde er. Das funktionierte so nicht, also stapfte er auf vier Beinen zu ihm hinüber, wirbelte reichlich Staub dabei auf und tippte ihm auf die Schulter. „Das geht so nicht Bruno. Ich bin nicht dein Fußabtreter. Ich habe auch Gefühle und ich lasse es nicht zu, das du darauf herumtrampelst.“ Bruno wurde knallrot unter seinem Panzer, brachte es aber nicht über sich eine Entschuldigung auszusprechen. Im Gegenteil. Er tat so, als hätte man ihm eine furchtbare Beleidigung an das Nashorn geworfen und stapfte einfach davon. Dann gingen die Lichter aus und gleich darauf das Spotlight an. Sarah trug eine rote Uniform Jacke mit ganz vielen goldenen Knöpfen und eine weiße Hose. Sie hielt die Eröffnungsrede: „Hallo Freunde. Mitglieder des Spar- und Rudervereins. Heute Abend werden viele berühmte Artisten und Clowns für eure Unterhaltung sorgen. Wir sind der Lichtblick in einer manchmal dunklen und kalten Welt. Wir senden euch unsere Liebe und zaubern euch ein Lächeln auf eure Gesichter.“ Das Publikum hatte sich zahl- und artenreich versammelt. Sogar die Hundeschnauze von Frederike schob sich vorsichtig zwischen die Stuhlreihen. Harald tätschelte liebevoll ihren Rücken und brummte ein zufriedenes, leises Brummen. Und endlich ging es los. Gisela und Alberta flogen herein und landeten in der Mitte der Manege. „Wir haben unseren guten Freund aus Kerbholz City mitgebracht. Aufgrund seiner ruhigen Art hat er eine Woche gebraucht.“ ,erklärte Gisela. Der Vorhang öffnete sich und eine Schnecke mit Zylinder und einem schwarzen Gehstock mit Silberknauf bahnte sich langsam ihren Weg. Gelächter rollte über den Platz. „Darf ich mich vorstellen: Dr. Eisenbarth, Facettenaugenüberprüfer, Panzergeraderichter und Fühler Reparierer.“ ,sagte eine, völlig außer Atem geratene, Garten-Bänderschnecke. Nach einer weiteren Lachsalve stolperte Alberta hinkend herein und summte kläglich rockend vor sich hin: „Doctor, Doctor gimme the News. I got a bad case of lovin you. No pill gonna cue my ill. I got a bad case of Lovin you.“ „Schnell Dr. Eisenbarth kommen sie.“ ,trieb Gisela, das, wie eine alte Dampflokomotive freundliche, keuchende Kriechtier an. „Unsere Alberta braucht ihre Hilfe.“ Und nach einer kleinen Pause fuhr sie, sich an das Publikum wendend, fort: „Nun meine lieben 6 Füsser, bei dem Tempo sollten wir vielleicht erst mal einen Kelch Nektar reichen.“ „Ja. Nektar. Nektar.“ ,schrien und johlten die Schaulustigen vor Vergnügen. Alberta flog herbei und band ihrer Schwester einen grauen Bart um den Rüssel und stülpte einen alten zerknautschten Hut auf den Kopf. Darüber hielt sie ein Schild : 20 Jahre später! Tosender, nicht endender Beifall, begleitete den Abgang der drei Künstler. Als nächstes trat die große Magierin Gilla Hayworth mit dem stärksten Nashornkäfer der Welt auf. Sie machte natürlich gleich klar das ihre Show sogar am Bolschoi Theater in Moskau gezeigt wurde und somit die Beste des heutigen Abends war. Die Glühwürmchen wurden mit durchscheinenden Rosenblättern abgedeckt, um eine geheimnisvolle Stimmung zu erzeugen. Künstlicher Rauch zog durch die Gänge und weit entfernt hörte man die singende Säge von Pater Degenhard. Gilla hob ihre langen Fangarme und Bruno wurde, mit unzerstörbaren Hanffasern gefesselt, auf einem neongelben Karren hereingezogen. Gilla schloss die Augen und sang: „That old black magic has me in it`s spell. That old black magic that you weave so well. Those icy fingers up and down my spine. The same old witchcraft, when your eyes meet mine.“ Es war mucksmäuschen still. Alle hielten den Atem an. Man hätte eine Raupe fallen hören können. Gisela und Alberta flogen, mit Dr. Eisenbarth im Schlepptau heran. Er horchte Bruno ab und klopfte theatralisch auf seinen schwarzen Panzer. „Dem Medium geht es gut.“ ,verkündete er dem staunenden Publikum. Nun kam Willy`s Auftritt. Er zog einen weiteren Karren, mit einem Glas Wasser, herein. Gisela und Alberta hoben den fest verschnürten Bruno an und schwebten über dem Wasser. Dann hob Gilla ihre Arme und als sie diese abrupt fallen ließ, fiel auch Bruno. Ein Schrei ging durch die Menge. Würde Bruno es rechtzeitig schaffen sich zu befreien? Könnte er das unzerstörbare Seil zerreißen und so als strahlender Held herauskriechen? Bruno wand und streckte sich, zog und riss, aber er blieb gefesselt. Dann, nach bangen Minuten, bewegte er sich nicht mehr. Willy bekam es mit der Angst, denn er erkannte, das bei diesem gefährlichen Trick etwas fürchterlich daneben ging. Da sprang er auf und mit einem Satz landete neben dem leblosen Nashornkäfer im Wasser und zerriss das Seil. Dann zog er den bewegungslosen Körper heraus. Dr. Eisenbarth machte sofort eine Mund zu Rüssel Beatmung und brachte Bruno zurück ins Leben. Die Menge tobte vor Begeisterung. Noch nie, nie, nie hatten sie solch eine spannende Show gesehen. Niemand ahnte, das es keine Vorstellung, sondern ein wirkliches Erlebnis war und Bruno dem Tod nur knapp von der Schippe gesprungen war. Nach der Vorstellung, als alle am Lagerfeuer saßen und Francine ihre Arme um Willy legte, kam Bruno auf ihn zu, reichte ihm sein 1. Bein und sang: „You`ve got a friend in me. You` ve got a friend in me. When the road looks rough ahead. And you´ re miles and miles from your nice warm bed. You must remember what your old pal said. Yeah, you` ve got a friend in me. Baby, you` ve got a friend in me.“ Bruno versprach auf ihn zu achten und würde er jemals seine Hilfe brauchen, wäre er zur Stelle. Am nächsten Morgen entspannten alle in der wärmenden Sonne. Harald döste neben Frederike. Sarah zupfte, gedankenverloren auf ihrer Mandoline. Bruno geigte Gilla ordentlich die Meinung. Francine und Willy, der stärkste Floh der Welt, füsselten unter dem Tisch miteinander und sprachen über Insektopia. Niemand,von den Anwesenden hatte es je gesehen, aber alle kannten die Geschichten darüber und jeder hate eine eigene. Da wurde von fliegenden Fischen berichtet. Oder Maulwürfen mit Schnäbeln. Oh, wie fantastisch musste es sein dort zu leben. In der Ferne hörten sie plötzlich ein lautes Rumpeln, von einem Etwas das eine lange, lange Zeit geschlafen hatte und nun durch die Fröhlichkeit der Anderen geweckt wurde. Dieses dumpfe, gefährliche Grollen wurde von einer Stimme begleitet: „Oh, the shark has pretty teeth dear. And it shows them pearly white. Just a Jack knife has Mc Heath, Babe. And it keeps it out of sight.“ Und mit diesem Gesang rollte das nächste Abenteuer auf sie zu. Aber das ist eine andere Geschichte. April 2020 von Axel Bruss
  3. Der Teich, der grüne Entenlaichteppich Seerosen, Schiffe durch das Schnakenlarvenbett Sie schweben. Schwebende Tentakelballerinas Steine, die hüpfend Brackringe werfen Kippen. Tiefensog über das Mädchen Der Stein in der Hand des Jungen zieht Kreise
  4. Unnachgiebig tropft die Erinnerung schwarze Flecken in die blütenweiße Süße des Augenblicks Gedankenschatten umhüllen nach und nach das Hier und Jetzt Die Seele rollt sich ein, versteckt das Ich sorgsam unter Belanglosigkeiten im Alltag small talk Nettigkeiten als wäre … nichts … die Seele - nichts ich - nichts nur die Schwere des Vergangenen als Grabstein für das Leben
  5. Seit kurzer Zeit... Seit kurzer Zeit ist er allein. Nennt nun vieles wieder sein. Brief liegt da so nebenher. Ihm ist es gar nicht schwer. Will ihn lesen später noch. Fällt nicht in ein tiefes Loch. Bernd Tunn - Tetje
  6. Die wahre Geschichte der Bounty Erzählt von dem Leichtmatrosen David Leitch. Meine sehr verehrten Damen und Herren, nun da ich im hohen Alter von 86 Jahren im Haslar Hospital, Portsmouth liege und einen großartigen Blick auf Spithead habe, will ich ihnen von meiner Fahrt auf dem britischen Dreimaster, der Bounty, erzählen. Diese Fahrt erwies sich als äußerst schwierig und gefahrvoll. Ich werde, von den tatsächlichen Begebenheiten dieser Irrfahrt und der Meuterei berichten, in dessen Verlauf einige unglaubliche Dinge geschahen, die bislang nicht zur Sprache kamen. All die langen Jahre habe ich geschwiegen, um niemanden in Verruf zubringen, doch jetzt, da ich wohl nun bald diese Welt verlasse, will ich mein Herz erleichtern und die Wahrheit über unseren Kapitän, den ehrenwerten Mr. Bligh, seinem Steuermann John Fryer und seinem Master Mate Fletcher Christian niederschreiben. 1787, ich war gerade 15 Jahre alt, heuerte ich auf dem 215 Tonnen Schiff an. Ich war jung, ehrgeizig und voller Tatendrang. In meinem Kopf stapelten sich die Geschichten über Stürme und Kap Horn. Wilde Gerüchte von zerberstenden Schiffen und verzweifelten Mannschaften machten die Runde in den Seemannskneipen. Da gab es Erzählungen über Seejungfrauen, die leichtgläubige Matrosen mit süßem Gesang lockten und ins nasse Grab entführten. Poseidon selbst soll so manchem Schiff seinen Dreizack in den Rumpf gejagt und es so in die Tiefe hinabgezogen haben. Fliegende Fische sausten in meinen Träumen durch die Luft und Delphine begleiteten mich auf dem Weg zu den sonnigen Stränden Tahitis. In meinen Gedanken nahm mich Cook, zu seinen Entdeckungsfahrten mit und ich ritt auf einem Wal durch die Meerenge Gibraltars. Dies alles und noch tausendmal mehr Gefahren überstand ich in meinen Gedanken. Doch hätte ich geahnt, was es wirklich bedeutete auf einem Schiff seinen Dienst zu verrichten, so würde ich es mir wohl dreimal überlegt haben, es tatsächlich zu tun. Der Grund für meine Entscheidung, unbedingt auf der Bounty zu fahren lag darin, das ihr Kapitän, Mr. Bligh, bereits als Steuermann bei Cook gedient hatte. Cook wurde, seit ich in meinen Kindertagen das erste mal von ihm las, ein Held für mich. Ihm nachzueifern erschien mir als hehres Ziel. Erstrebenswerter, als alles andere. Ich verschlang sämtliche Bücher, derer ich habhaft werden konnte, um ihm noch näher zu kommen. Sah mich selbst neben ihm auf der Endeavour segeln und gab ihm Ratschläge, wie der Skorbut der Mannschaft zu heilen war und erforschte mit ihm Australien und die dort lebenden großen „Hasen“, die die Eingeborenen Kängurus nannten. Wir fanden heraus, das es das angebliche Südland, das als Gegengewicht zu den Landmassen der Nordhalbkugel existieren sollte, nicht gab. Warum wurde ich nur so von unserem Herrgott bestraft und zu spät in diese bestaunenswerte Welt entlassen? Doch ich fand einen Weg aus dieser Pein, als ich eines Tages die Bounty vertäut im Hafen liegen sah. In meinem Körper und in meinem Geist empfand ich sofort diese tiefe Verbundenheit. Sie war mein Schicksal. Das spürte ich in jeder Sehne meines Körpers. Die Segel blähten sich, in jenem Moment auf, da ich die Pier betrat. l Es war an einem regnerischen Tag. Früh am Morgen. Gerade krähte der Hahn auf dem Misthaufen, den alle nur Sir George nannten, in der Nähe der Schenke Old Harper. Eine Kaschemme die einem zwielichtigen Typen namens Williams gehörte. Sein fetter Bauch bahnte sich jeden Abend einen Weg durch die angeschickerten und betrunkenen Gäste. Seine Huren hatten zu spuren. Taten sie es nicht, mussten sie niedere Dienste, wie Boden schrubben oder Spucknäpfe säubern, verrichten. Sein abstoßendes und ekelhaftes Naturell half ihm dabei diese armen Mädchen auszunutzen und sich an ihnen zu bereichern. Er wurde von allen aus reinster Seele gehasst und in den bodenlosen Höllenschlund des tiefsten Meeres gewünscht. Da er nebenbei eine kleine Schlachterei besaß, trug er immer eine braune Lederschürze, die über und über mit Blut besudelt war. Bei Streitigkeiten gab er keinen Pardon und erwartete auch keinen. Bei solch einem Disput verlor er sein rechtes Auge. Seitdem trug er eine schwarze Klappe. Das machte ihn sehr stolz, denn nun konnte jeder sehen, was für ein gemeiner Hund er war. Die einzige Nachlässigkeit, die er sich gönnte, war ich. An mir hatte er einen Narren gefressen. Konnte ich meine Zeche nicht zahlen, stundete er sie mir und ich beglich sie, wenn ich wieder zu Geld gekommen war. Einmal sagte der Leierkasten Mann etwas abfälliges über mich und am nächsten Tag schwamm sein kleines Äffchen tot im versifften Abwasserkanal, das Bäuchlein aufgeschlitzt und die Gedärme zu einer englischen Krawatte gebunden. Ja. Die Zeiten schlichen sich grausam und würdelos an einen jungen Mann, wie mich, heran. Da stand ich also und hatte, trotz der widrigen Umstände, nur meine romantische Vorstellung über die Seglerei im Kopf. Mein Porzellanpfeifchen stopfte ich mit dem Rest des feinsten Virginia Tabaks. Ich besaß nur noch das, was ich am Leibe trug. Und so betrat ich den schmalen Steg und ging hinauf um mich beim Quartiermeister einzuschreiben. Das Abenteuer begann. Die Bounty war 39 Meter lang und 7 Meter breit. Als früheres Kohlenschiff besaß sie genug Laderaum, um ihre Aufgabe zu erfüllen. Sie sollte nach Tahiti segeln, um dort Brotbaumpflanzen zu erwerben, die für die Ernährung der nordamerikanischen Sklaven gedacht war. Ihre 40 Mann starke Besatzung bestand hauptsächlich aus Halsabschneidern und zwielichtigen Gesellen. Alkoholikern die in der Nacht zuvor schanghait wurden und nun ihren Rausch ausschliefen und einigen tüchtigen Seeleuten, die, wie es in unserer Welt nun mal ist, die Hauptlast der seemännischen Arbeit trugen. Durch diese Überbelegung kam es später immer wieder zu Reibereien und Auseinandersetzungen die durch eine gezieltere Auswahl hätte vermieden werden können. Meine Kameraden fühlten sich, wie Barsche in einem viel zu engen Becken und benahmen sich auch so. Zusätzlich wurde ein halbblinder, irischer Geigenspieler zur Belustigung der Mannschaft angeheuert. Sein Name war Michael Bym. Der lange, dünne Körper und seine knochigen Finger ließen ihn übergroß erscheinen. Die grauen, fusseligen Haare hingen ihm über das Gesicht und kräuselten sich an der Schulter zu kleinen, feinen Löckchen. Dieser zahnloser Mund schien immer zu lachen. Sein heiteres Geigenspiel belustigte die Mannschaft und verschaffte ihm viele Anhänger. Die skurrilen Geschichten über sein Leben und das hässliche England stachelten meine Fantasie noch mehr an. So erzählte er von Leichenräubern die für ein paar Pfund jeden gewünschten Körper besorgten. Besonders an den medizinischen Fakultäten wurde das für diese dunklen Machenschaften ein lukratives Geschäft. Ein gewisser Dr. Caligari hatte sich zu einem ihrer besten Kunden entwickelt. Erst als sie damit begannen noch lebende Personen dem Tode zuzuführen und kleine Kinder ermordeten, verfolgten sie diese schändlichen Taten erbarmungslos. Damit taten sie recht, denn es war eine Sünde zu Menschen umzubringen. Die Universitäten brauchten allerdings weiterhin Körper, um Studien durchzuführen und Operationen mit mehr Erfolg zu Ende bringen zu können. Michael Bym kannte auch zahlreiche schlüpfrige Witze, die mich erröten ließen, da sich meine Erfahrungen auf das Beobachten unserer Magd bei der Morgenwäsche beschränkten. Nun, da wir alle versammelt waren, ein Teil immer noch trunken und schwankend, hörten wir die Ansprache unseres Kapitäns. „Männer, wir haben einen weiten Weg vor uns. Ich werde euch Gerechtigkeit und eine harte Hand versprechen, denn nur so ist diese Reise zu bewältigen. Macht eure Arbeit anständig und sorgt für Sauberkeit an Bord. Denn nichts ist mir so widerwärtig, wie Schmutz. Lasst eure Familien, Ehefrauen und Söhne stolz auf euch sein. Ein dreifaches Hipp Hipp Hurra auf unseren König George III.“ Das Hipp Hipp Hurra lief beim Ersten mal ein wenig verhalten. Worauf es sofort ein paar Knuffe und Hiebe gab. Beim Zweiten Mal hörten wir ein feuriges Hochleben und unser Kapitän und seine Offiziere waren höchst erfreut darüber. Wir nahmen allerlei Lebensmittel an Bord. Neben Pökelfleisch und Zwieback auch 12 Fässer mit Sauerkraut. Thomas Huggen, der Schiffsarzt sagte, das sei, damit niemand Skorbut bekäme. Ich glaube sie wollten einfach nur Geld sparen. Thomas Hall, der Koch, ein nervöser, ständig auf seiner Unterlippe kauender, nach Fett riechender Mann, um die 30, erklärte jedem er habe schon mal für den König gekocht. Wir alle glaubten ihm kein Wort. Außer Pym. Denn, denn er sowohl halb blind, als auch schwerhörig. Mr. Hall, war ein Aufschneider erster Güte und vergrätzte alle damit, das er erklärte aus gutem Hause zu sein und ihn nur die Umstände in diese missliche Lage gebracht hätten. Sein Vater, ein Lord, verlor bei einem Kartenspiel mit dem König das Haus und seine Ländereien. Daraufhin zogen alle ins Armenhaus, wo Hall`s Mutter starb und der Vater seine Trunksucht mit Erfolg fortsetzte. Thomas schlug sich allein durchs Leben, lernte kochen und besaß ein bekanntes Wirtshaus in der Beef Street. Ich sah in den Gesichtern meiner Kameraden, das sie langsam genug von diesem Unfug hatten und mürrisch wurden. Doch Thomas Hall schien dies alles nicht zu bemerken und während er sich so richtig warm redete lief ein großer, schwarzer Käfer über seinen Arm unter sein verschmutztes Shirt, woraufhin ihn der erste Maat auf diese Stelle schlug und ihn erledigte. Den Käfer, wohl bemerkt. Sofort erschien ein dicker roter Fleck an dieser Stelle. „Der Mann muss gewaschen werden.“ , stellte Mr. Christian fest. Sie packten ihn, banden ein Seil um seinen Bauch und warfen ihn ins Wasser. Dort wurde er Kiel geholt, bis er fast ertrank. Ich war mir nicht sicher, ob dies zur Moral der Mannschaften beitragen würde, aber Mr. Christian wusste sicher was er tat. Käpt`n Bligh befand sich zu dieser Zeit bereits unter Deck und bekam von all dem nichts mit. David Nelson, der Botaniker, trug seine rotblonden Haare kurz, was zu jener Zeit im höchsten Maße unüblich war. Er sah immer, wie ein kleiner Junge den man zu Unrecht gescholten hatte aus. Aber er besaß bei den Männern, wie wir sagten, ein Stein im Brett und war bei allen beliebt, weil er eine ruhige und nette Art an den Tag legte. So. Im Großen und Ganzen habe ich nun alle wichtigen Personen aufgeführt. l Am 23. Dezember 1787 stachen wir endlich in See. Da es der Tag vor Weihnachten war, schmückten wir die Kapitänskajüte und die Offiziere, der Arzt und der Botaniker feierten bis 2:00 morgens und tranken Portwein. Mr. Huggen, unser Schiffsarzt, fiel sturzbesoffen auf das Vorderdeck und brach sich das Nasenbein. Da ich gerade meine Hundswache, von Mitternacht bis vier Uhr Morgens verrichtete, eilte ich herbei, um ihm zu helfen. „Macht nichts Junge. Ist nicht das Erste mal.“ ,lallte er, laut gröhlend in die Nacht. Und so verlor, bereits am ersten Abend die komplette Mannschaft den Respekt vor Mr. Huggen. Fletcher Christian, unser Steuermannsmaat, brachte ein kleines Fässchen Bier und den Rest vom Weihnachtskuchen zu uns herunter. Wir ließen ihn hochleben. Ich glaube er freute sich sehr darüber, auch wenn er es nicht zeigte. Mr. Christian`s große und gerade Statur und sein aristokratisches Benehmen erzählten uns mehr über seine Herkunft, als Thomas es je in 1000 Worten vermocht hätte. Mr. Christian besaß Augen die blassgrau, wie das Meer vor den Kanaren waren. Der dunkler Teint kontrastierte wunderbar zu seinem tiefen durchdringenden Blick. Die ausdrucksstarke Nase bezeugte Entschlusskraft und Willensstärke. Manchmal reichte eine Geste, um einen Matrosen in die Wanten springen zu lassen. Am 24. Dezember gab uns John Fryer die Anweisung das Deck zu schrubben, was uns alle aufregte, weil schließlich Weihnachten war. Doch Mr. Fryer gab uns zu verstehen, das die Geburt eines Kindes durch eine angebliche Jungfrau, in einem Stall irgendwo in der Walachei kein Grund sei, das Deck nicht sauber zu halten und wenn jemand anderer Meinung sei könne er gern zu ihm kommen, um mit der neunschwänzigen Katze Bekanntschaft zu machen. Ein Grummeln und Murren lief von Mund zu Mund, aber niemand traute sich dagegen anzusprechen. Plötzlich hörte ich ein Summen und Surren. Es kam mir gänzlich unbekannt vor. Solch ein Geräusch hatte ich noch nie vernommen und konnte es somit auch keinem Ereignis zuordnen. Leichter Wind blähte die Segel und ich vernahm, nach dem Summen, ein geheimnisvolles Flüstern. „Hey. Hallo. Du. Ich kenne dich. Bleib nicht auf diesem Schiff. Flieh. Flieh.“ Meine Nackenhaare stellten sich auf und ich schaute mich ängstlich um, bemerkte aber niemanden, außer meinen Kameraden, die nörgelnd und sabbernd vor sich hin nölten. John Adams, ein Vollmatrose, sah mich und sprach mich an: „Na Junge, hast du einen Geist gesehen?“ „Gehört.“ „Das ist Edward.“ ,sprach er in gedämpften Tonfall zu mir. „Edward?“ ,wiederholte ich fragend. „Psst. Nicht so laut. Er könnte dich hören.“ ,maßregelte er mich. Die Angst kroch nun, einer Ratte gleich, in meine Glieder. Adams lachte. „Den grünen Jungs kann man wirklich alles erzählen.“ ,schrie er vor Lachen. Und die ganze Mannschaft und alle Offiziere lachten mit. Ich war aufs äußerste über meine Dummheit beschämt und wandte mich ab, um in der hintersten Ecke des Schiffes die Planken zu schrubben. Kapitän Bligh, der stoisch auf dem Vorderdeck stand, sah zu mir herüber und nickte mir zu. Ich blickte immer wieder verstohlen zu Adams und wünschte ihm die Krätze an den Hals. In der Nachbarschaft gab es damals einen Jungen, der mich immer ärgerte. Ich wusste nicht was ich tun sollte, bis ich in einer Vollmondnacht dreimal seinen Namen sagte, Katzenhaare über einer Kerze verbrannte und ihm einen Beinbruch wünschte. Am nächsten Tag fiel er von der Leiter und brach sich den Hals. Es tat mir leid um ihn, aber ab dieser Zeit wusste ich, das eine große Macht in mir steckte, die ich sparsam und mit Verstand einsetzen wollte. Die Tage liefen dahin und die Männer vergaßen den Vorfall. Doch die Stimme kam nun jede Nacht. Sie flehte und bettelte mich an zu fliehen. Aber wohin? l Nach 23 Tagen umsegelten wir Kap Horn und Stürme aus Eis und Schnee gingen auf die Bounty nieder. Sie zerrten und rissen an den Masten und den Segeln. Regen schlug uns mit solcher Wucht entgegen, das er uns die Haut zerkratze. William Brown, der zweite Gärtner ging, bei dem Versuch, Mr. Christian um trockene Kleidung zu bitten, über Bord. Seine Abwesenheit fiel erst drei Tage später auf, als Adam ihn um ein Stück Kautabak bitten wollte. Das Meer bäumte sich auf und wollte uns verschlingen. Es wurde zu Fäusten und Hämmern, die sich auftürmten und in sich zusammenbrachen. Die mit weißer Gischt wieder auferstanden und erneut auf uns einschlugen. Ich stand an den Hauptmast geklammert und sah einen Moment lang hinaus auf das tosende, todbringende Wasser. Da sah ich sie. Eine Schlange, so groß wie unser Schiff. Mit einem dicken Bauch und glühenden Augen. Sie hielt auf uns zu. Ihr Blick ließ mein Herz zu Eis erstarren. Das riesige Maul entblößte lange, weiße Zähne, die Schwertern glichen. Meinem Mund entfuhr ein Schrei, aber durch das Heulen des Windes der so stark, wie das Brüllen von tausend Stieren war, hörte ich ihn nicht. Das Monster tauchte unter, doch im nächsten Augenblick sprang es, wie ein Wal in die Höhe und erschien als haushohe Wellenwand vor unserem gepeinigten Schiff. Dann verschwand es in den Tiefen des Ozeans. Ich traute mich nicht irgendjemanden davon zu erzählen, weil ich fürchtete das Adams mich wieder vor allen lächerlich machte. Seine irische Abstammung, konnte man schon von weitem erkennen. Der robuste und sehnige Körperbau konnte einiges vertragen und schwere Arbeit machte ihm nichts aus. Er pfiff immer ein lustiges Lied und hatte zu allem und jedem einen Spruch auf den Lippen. Möglicherweise meinte er es gar nicht böse, sondern wollte nur die Lacher auf seiner Seite haben. Aber warum auf meine Kosten? Als wir unter Deck saßen. Durchnässt, wie Beutelratten aus dem Londoner East End, kam Adams zu mir und gab mir die Hälfte seiner Rum Ration. „Hör mal Junge. Nimm`s mir nicht krumm. Es sollte nur ein Spaß unter Kameraden sein.“ Er zwinkerte mir verschwörerisch zu und ging zurück zu seiner Gruppe, um einen Witz zu erzählen, denn alle schon hundertmal gehört hatten. Sie johlten trotzdem Und das nur, weil Adams ihn erzählte. Im Bauch des Schiffes herrschte Enge und wir traten uns gegenseitig auf die Füße. Die feuchte Luft machte das Atmen zur Qual. Allerlei Gerüche von der ekelhaftesten Sorte klammerten sich an jeder Hängematte und dem rohen Mobiliar fest. In den ersten Tagen übergaben sich die zwangsrekrutierten Landratten reihenweise und verwandelten das Mannschaftslogis in eine abscheuliche Kotzgrube. Genau wie an Deck herrschte unten das Gesetz des Stärkeren. Oben in der Pyramide thronte immer ein altgedienter, kräftiger Seemann der festlegte, wie der Hase zu laufen hatte. Dann kamen seine Zuträger, die ihm an den Lippen hingen, dazwischen die Platzhalter. Das waren die, die sich aus allem raus hielten. Und ganz unten vegetierten die Neuen. Im Grunde war es die gleiche Gesellschaftsordnung, die auch in England herrschte, nur ohne den Zuckerüberguß. Auf hoher See kamen alle direkt und ohne Umschweife auf den Punkt. Beim ersten Kennenlernen wurden die Neuen sofort eingeschätzt und beurteilt. Die Schwachen mussten die Drecksarbeit machen und die anderen durften nur mit Erlaubnis reden. Verhielt sich jemand außerhalb der, von seinen Kameraden bestimmten Regeln, wurde er bestraft. l Unser Kapitän verlangte von uns Gehorsam und Pflichterfüllung. Seine einziger Beweggrund dafür war das Schiff und unser aller Leben zu retten. Und nicht, wie später Mr. Christian behauptete aus reiner Boshaft. Kapitän Bligh schickte unseren Fähnrich John Hallet in den Besanmast, weil sich das Segel losgemacht hatte und im Wind flatterte, wodurch das Schiff sich nach Steuerbord neigte. Wir alle erkannten die Angst in seinen Augen. Er war 14 Jahre alt und von seinem Vater in die Obhut von Käpt`n Bligh gegeben wurden, um einen Mann und ein wertvolles Mitglied der Upperclass aus ihm zu machen. Sein Vater, Mr. Hamilton, war, so erzählte man sich hinter vorgehaltener Hand, ein Kriegstreiber und hatte dadurch eine Menge Geld an die Seite geschafft. Der Unabhängigkeitskrieg, welcher 1775 in den amerikanischen Kolonien begang, hatte einige reich gemacht und andere um alles gebracht, was sie besaßen. Manche verloren sogar ihr Leben im Kampf gegen die ruchlosen Rebellen, wie König George III sie immer nannte. Unser geliebtes Oberhaupt, war sicher traurig so viele Untertanen zu verlieren und das Land mit trauernden Witwen zu überschwemmen. 1783, war der Spuk zu Ende und Amerikas Kolonien selbstständig. Adams behauptete George sei wahnsinnig geworden und hätte sich mit einem Baum unterhalten. Das sagte er sicher nur, weil die Iren nicht gut auf den König zu sprechen waren, denn die wollten unabhängig von allem englischen sein. Komisch was man für Gedanken in einer so merkwürdigen Situation, wie dieser, dachte. Eine besonders heftige Welle brachte unser Schiff zum Wanken und während John Hallet in die Wanten stieg, prasselte ein von Norden kommender Eisregen auf ihn hernieder und bedeckte ihn mit weißem Staub, so das er, wie eine mit Puderzucker bestäubte Skulptur aussah. Doch er versuchte sich nichts anmerken zu lassen und schaute mit gespielter Leichtigkeit zu uns herab. Mr. Hallet schaffte es, bis zur Spitze, aber dort umklammerte er den Mast und bewegte sich nun keinen Zentimeter mehr. Unser Kapitän war sehr erbost über diese Unfähigkeit und schrie ihn an weiterzuklettern: „Hopp. Hopp. Junge. Du musst weiter. Wenn du dort bleibst wird dich diese Angst ein Leben lang begleiten. Also........“ Doch nichts geschah. Alle warteten gespannt und neugierig, was als nächstes passieren würde. „Befreie dich von deiner Angst. Du schaffst das. Wir brauchen deine Hilfe. Ich verlasse mich auf dich.“ ,rief Käpt`n Bligh nun viel versöhnlicher. Es sah so aus, als wolle er sich bewegen, doch in diesem Moment schwang sich Fletcher Christian hinauf und holte den armen Fähnrich John Hallet hinunter. Der Kapitän, aber, scholt Mr. Christian, wegen seiner Widersetzung eines direkten Befehls, das Mr. Hallet diese Aufgabe erledigen sollte. Ab diesem Zeitpunkt hassten alle unseren Kapitän. Der stand auch bei wildestem Wetter auf dem Vorderdeck und schonte sich genauso wenig, wie seine Mannschaft. Er wollte unbedingt Kap Horn umrunden, damit er noch rechtzeitig an sein Ziel kommen würde. Doch das Kap und das Wetter hatten sich gegen ihn verschworen und da der Sturm nicht zu bewältigen war, kehrten wir ihm, am 25. Tag, den Rücken und fuhren eine andere Route. Die Tätigkeit an Deck wurde etwas leichter und ich lernte viel durch das Beobachten. Adams zeigte mir einige wichtige Knoten und ich spürte, wie durch die tägliche, schwere Arbeit meine Muskulatur an Stärke und Willen gewann. Endlich konnte ich in meinen kleinen Pausen ein Eckchen suchen und fand Zeit in meinem Buch zu lesen. Robinson Crusoe von Daniel Defoe. Meine Kameraden machten sie über mich lustig. Allen voran William Cole unser Bootsmann, der auch für die Disziplin an Bord zuständig war. Sein langer Bart irritierte mich, da er unter Seeleuten ganz und gar untypisch war. Durch die hagere Statur erschien er uns immer wie ein Vorbote nahenden Unheils. Seine Gesichtshaut hatte eine durchscheinende Beschaffenheit und schien straff über den kahlen Kopf gespannt. Er war wirklich der Schlimmste von allen. Machte alles schlecht, was ihm nicht in den Kram passte und zog über alles und jeden her. Ich überlegte eine ganze Zeit, wie ich dem begegnen sollte. Dann kam ich drauf. „Dieser Robinson Crusoe. Ich weiß nicht. Ich weiß nicht. So viele Schwierigkeiten.“ ,sprach ich so aufs gerade wohl über die Hängematten hinweg. „Wieso?“ fragte Burkett, ein anderer Vollmatrose interessiert. „Naja. Er erlitt Schiffbruch und weiß nicht was er tun soll.“ „Also, ich würde mir erst mal eine Hütte bauen.“ ,erklärte Burkett. „Quatsch. Erstmal was zum Saufen.“ ,brüllte Adams und alle lachten. „Ja. Aber was dann. Er braucht Wasser und Nahrung.“ „Richtig. Erstmal auf die Jagd.“ ,mischte sich Coleman, der Waffenmeister ein. Damit hatte ich sie am Haken. Es wurde durcheinander geredet und gebrüllt. Irgendeiner gab jemanden einen Kinnhaken. Ein Stuhl flog über die Köpfe hinweg in Richtung Treppe. Sie verhielten sich wie trotzige, aufgebrachte Kinder. Es kam zu einer kleinen Schlägerei, bei dem Coleman einen Zahn verlor. Alles lief aus dem Ruder, bis Burkett vorschlug, ich solle vorlesen. Und das tat ich: „Ich bin geboren zu York im Jahre 1632, als Kind angesehener Leute, die ursprünglich nicht aus jener Gegend stammten. Mein Vater, ein Ausländer, aus Bremen gebürtig, hatte sich zuerst in Hull niedergelassen, war dort als Kaufmann zu hübschem Vermögen gekommen und dann, nachdem er sein Geschäft aufgegeben hatte, nach York gezogen. Hier heiratete er meine Mutter, eine geborene Robinson. Nach der geachteten Familie, welcher sie angehörte, wurde ich Robinson Kreuznaer genannt. In England aber ist es Mode, die Worte zu verunstalten, und so heißen wir jetzt Crusoe, nennen und schreiben uns sogar selbst so, und diesen Namen habe auch ich von jeher unter meinen Bekannten geführt.“ ,während ich las, war es so still, das man eine Nadel auf dem Boden fallen hätte hören können. So kam es, das ich jeden Abend ein Stück aus diesem wundervollen Buch vorlas und dadurch Freunde gewann. l Edward, der Klabautermann hatte sich lange nicht gemeldet. Das erschien mir ebenso seltsam, wie seine früheren, ständigen Einflüsterungen. Vielleicht verließ er mich auch, weil das Glück auf die Bounty zurückgekehrte. Wie dem auch sei, seit einigen Tagen durchflutete die Sonne das Meer und unser Deck und die Herzen aller auf dem Schiff lebenden Seelen. Die nächsten Tage waren wieder ausgefüllt mit schwerer Arbeit und doch war ich voller Freude. Lernte noch mehr über das Zusammenleben an Bord und empfand es, als sehr erquicklich weitere Knoten zu binden. Die gute Stimmung auf See, wurde aber immer wieder von den Streitereien zwischen Kapitän Bligh und Fletcher Christian überschattet. Es wurde viel von der schlechten Behandlung durch den Kapitän geredet. Ich hörte ein paar mal das Wort Meuterei, aber mehr so als Ausdruck der Unzufriedenheit. Ich erkannte darin noch nicht den Willen es wirklich durchzuführen. Am nächsten Morgen schrie der Ausguck im Krähennest, das Land in Sicht käme. Wir landeten in Tahiti an und sogleich begab sich unser Botaniker auf die Suche nach den, von König George III, geforderten Brotbäumen. Seine Absicht war es, damit die Sklaven in den Kolonien zu ernähren, da Nordamerika, aufgrund ihrer erfochtenen Selbstständigkeit, nicht mehr als Getreidelieferant zur Verfügung stehen würde. Der Häuptling war sehr höflich und zuvorkommend und seine Gastfreundschaft gegenüber jedermann unübertroffen. Selbst die Frauen zeigten sich von einer offenen und großzügigen Seite, die alle in vollen Zügen genossen. Da wir den richtigen Zeitpunkt, durch das lange Ankämpfen des Sturmes bei Kap Horn verpassten, mussten wir nun 6 Monate warten, bis die Brotbäume bereit zum Transport waren. Das war Großartig. Endlich konnte ich meinem Abenteuerdrang nachgeben und auf Robinsons Spuren eine mir fremde, wunderbare Welt entdecken. All diese Pflanzen und Tiere, die ich noch nie gesehen, noch nie gerochen und noch nie gespürt hatte, bereicherten und durchflossen jeden meiner Sinne aufs Schönste. In einer Vollmondnacht im lauen, warmen Wind zu sitzen und dem Klang des Meeres zuzuhören erfüllte mich mit derart großer Zufriedenheit und Glück, das mir Gott ganz nah war und ich ihn und seine Schöpfung zu verstehen glaubte. Am nächsten Abend schlenderte ich in der Nähe des Urwaldes umher, als rhythmische Trommeln die Luft vibrieren ließen. Also schlich ich mich näher an diesen Ort heran und sah zahlreiche nackte Männer und Frauen bei einem geheimnisvollen Ritual. Ein toter, junger Mann mit einem Dolch aus Holz, tief in seiner Brust, lag erhöht auf einem Scheiterhaufen. Der Wachtmeister, Charles Churchill, ein dicker, wohlbeleibter Mann um die 30, stand an einem Pfahl gebunden, ein paar Meter abseits und grinste. Offenbar betrunken, lallte er irgendetwas von einer Liebsten in Spithead. Ich schlich mich, so weit es ging heran und erblickte seltsame Dinge. Eine Pfeife wurde herumgereicht und nackte Frauen tanzten in einer Reihe nach hypnotischen Trommelschlägen im immer wiederkehrenden Rhythmus. Süßlicher Rauch zog zu mir herüber. Ein alter Mann mit vielen Federn betrat den Platz und begann mit den Füssen aufzustampfen. Wieder und wieder. Seine Augen geschlossen, kehlige Laute von sich gebend, fiel er eine Art Ekstase. Der Körper zuckte und wand sich, einer Schlange gleich, in unkontrollierten Bewegungen. Er steigerte sich immer mehr hinein und näherte sich dem Toten auf dem Scheiterhaufen. Gesänge setzten ein. Der alte Mann blies roten Staub über die Leiche und murmelte Beschwörungsformeln in sein Ohr. Dann wurde es plötzlich still in mir. ER war wieder da. Ich spürte ihn. Er kam ganz nah heran. Einem Rauschen gleich. Oder war es nur der Wind? „Edward?“ ,murmelte ich. „Ja. Ich bin es.“ ,sprach die Stimme. „Warum?“ ,fragte ich ganz langsam mit gehauchten Worten. „Ein Sturm kommt auf und bricht herein. Der Weg ist weit für euch und für andere zerbricht das Stundenglas.“ Dann verließ er mich und der Rausch des Totentanzes erfasste wieder mein Gemüt. Der Verstand floh vor dieser Szene und ich spürte, wie Irrsinn ihren Platz in meinem Kopfe fand. Der Priester ließ nicht nach auf den gemeuchelten Körper einzureden und da..... Die Hand des leblosen Körpers zuckte. Dann der Arm. Die Schulter und schließlich der ganze verdammte Leib. Ein lautes Atmen und Stöhnen ging von Mund zu Mund. Die Tänze der Frauen wurden schneller und intensiver und auch ihre Leiber verkrampften sich in zügellosem Kampf. Der Tote richtete sich auf und stieg herab. Er umrundete, begleitet von lauten Gesängen und tierischem Gebrüll der ganzen Gruppe, 3 mal den Scheiterhaufen. Dann wurde er gepackt und verbrannt!!! Ich war zutiefst geschockt und voller Angst, über das Gesehene. Meine Füße liefen so schnell sie konnten zurück. Wie von Sinnen brach mein Körper aus von diesem dunklen, schwarzen Ort. Äste schlugen mir ins Gesicht und Vögel schrien, meine Verzweiflung begleitend, in diesem Dickicht der Hoffnungslosigkeit. Dann stolperte ich über eine Wurzel und mein Kopf knallte an eine Palme. Das Bewusstsein schwand und rann, wie feiner Sand durch meine Finger. l Die Sonne brannte kleine Löcher in meine Haut und stach in meinen müden Geist. Das Geschehene erschien mir, wie ein böser Traum. Zu schrecklich, um es zu begreifen. Ich lag im kühlen Sand und neben mir spielten Kinder mit einer Krabbe. Die versuchte sich mit ihren Scheren zu wehren, doch die kleinen Hände wichen geschickt aus und taten alles, um das Tier zu unterjochen und gefügig zu machen. Sie schubsten und traktierten diesen Panzer mit Stöcken und mit Tritten. Schließlich rissen sie ihr die Fühler und die Beine ab und warfen sie ins Meer. Das Paradies hatte ich mir immer anders vorgestellt. Ich saß dort stumpf im Sand und stierte vor mich hin. Die Zeit verging, bis am frühen Abend Fletcher Christian kam und sich, mit der wunderschönen Tochter des Häuptlings im Arm, zu mir setzte und herzhaft gähnte. Sie Lächelte, spielte mit seinen Fingern und schien sehr verliebt in ihn zu sein. „Na. Mein junger Freund , wie gefällt es ihnen hier?“ „Ja. Es ist...Aufregend.....Seltsam.“ „Ja. Nicht wahr? Wäre es nicht schön für immer hier zu bleiben? Fernab der Enge und der Gezwungenheit Englands?“ „Oh, ja. Schade das wir einen Auftrag von ihrer Majestät haben.“ Mr. Christian schaute mich verdutzt an. Ich wusste damals diesen Blick in keiner Weise zu deuten. Heute weiß ich, das er herausfinden wollte, ob ich bei einer Meuterei auf seiner Seite wäre. Beide verließen mich und ich legte mich, mit verschränkten Armen unter meinem Kopf, auf den Strand und schlief wieder ein. Beim nächsten Erwachen, war es bereits später Nachmittag und mein Bauch knurrte und jaulte vor Hunger. Im Dorf saßen zahlreiche meiner Kameraden und labten sich an den Köstlichkeiten der Insel. Bananen. Ananas. Kokosnüsse. Inselschönheiten. Die Monate liefen dahin und das schreckliche Erlebnis verblasste immer mehr zu einer weit entfernten Fata Morgana. Wir frönten dem leichten Leben und keiner von uns wollte das es sich änderte, aber am 2. April 1789 wurde der Befehl zur Rückreise gegeben. Alle Männer murrten und wollten nicht zurück. Der Kapitän ließ 1015 Bäume verstauen, die jeden Tag mit Süßwasser bewässert werden mussten, was ein weiterer Grund zum Aufbegehren der Mannschaft war, Nach 2 weiteren Tagen stachen wir in See. Das Wetter war herrlich und ich sah tatsächlich fliegende Fische. Dann hörte ich wieder den Klabautermann Edward und sah eine schemenhafte Erscheinung, die in den Wanten hin und her wogte. Er trug einen langen, schwarzen Bart und seine Augen glühten, wie brennende Kohlestücke. In den Händen hielt er eine schwarze Flagge mit einem Skelett das einen Speer und eine Sanduhr trug. Die Spitze des Speeres deutete auf ein blutendes Herz. Ein breiter Säbel hing an seiner Schärpe und vier Pistolen steckten darin. Zwei an jeder Seite. Nun erkannte ich ihn. Edward Teach, mir wohl bekannt als Blackbeard. Der Mordgeselle und Pirat. Nun trieb er mit mir seinen Schabernack, obwohl längst tot und enthauptet. Der 22. November 1718 war sein Todestag. „Nun mein Freund. Es ist soweit.“ ,rief er zu mir herüber. „Was soll das heißen?“ schrie ich laut zurück. „Sie werden nun den Käpt`n binden und ihn schicken. Es ist an dir, ihn zu begleiten.“ ,sprach er ganz dicht neben mir. Die Sinne schwanden mir, doch die Finger fanden halt an einem Seil. „Du bist nicht da. Edward. Ein Hirngespinst. Lebst nur in meiner Fantasie.“ ,sprach ich ihn an. „Hab keine Angst, der Kapitän wird euch nicht verlassen. Die See ist heute nicht dein Grab.“ Er verschwand mit einem Lachen. Nun gab es einen großen Tumult. Matrosen und Offiziere quollen nach oben an Deck und sprachen laut und schrien durcheinander. Die Meuterer, allen voran Mr. Christian, rissen die Herrschaft an sich. Mr. Bligh und seine Getreuen wurden entwaffnet. Sie bekamen zwei kleine Fässchen Wasser, was einer Menge von 125 Litern entsprach. Etwas Wein und Brot und 75 Kilogramm Zwieback. 10 Kilogramm Dörrfleisch und vier Entermesser wurden ihnen, von einer guten Seele, noch ins Boot geworfen. Wir waren nun 18 Leute die sich auf die 7 Meter lange und 2 Meter breite Barkasse quetschten. Ausgesetzt und dem Tode geweiht. Zum Navigieren standen Kapitän Bligh Kompass, Log, Oktant und seine Taschenuhr zur Verfügung. Der Weg war voller Grauen und Seelenqual. Edward hing die ganze Zeit in meinem Nacken und trieb allerlei Unfug mit mir. Mal kitzelte er die Arme. Dann zwickte er mir ins Ohr. Da ich ihn als meinen Freund empfand, verließ die Angst meinen Körper und ich wurde ruhig. Innen drin. Einige meiner Kameraden jammerten, andere wurden wütend und die nächsten saßen stumm wie Fische auf dem trockenen und erwarteten ihr Schicksal. Ich allerdings war völlig bar jeglicher Sorgen, denn ich wusste, das wir unser Ziel erreichen würden. Der Kapitän rationierte das Essen und achtete streng darauf, das niemand sich daran vergriff. Er behielt auch alle vier Entermesser und sagte, er würde jeden niederstechen, der auch nur zum Wasser hinblinzelte. Jeder Mann bekam nach 28 Tagen nur noch 125 Milliliter Wasser und 60 Gramm Zwieback. Zum Ende hin wurde es nochmal um die Hälfte reduziert. Wir liefen eine der Inseln an, um Wasser und Nahrung aufzunehmen, wurden aber von den Einheimischen angefeindet. Wir mussten fliehen. John Norton unser Rudergänger wurde an diesem 2. Mai 1789 von den Insulanern totgeschlagen. Wir setzten Segel aufs offene Meer. Nach 35 Tagen waren wir alle dem Tode nah und litten furchtbaren Durst. Wir hatten kein Essen mehr und nur sehr wenig Wasser. David Nelson, der Botaniker starb an Entkräftung. Käpt`n Bligh entschied, wenn wir leben wollten mussten wir das folgende, als Geheimnis mit ins Grab nehmen. Er schnitt, dem armen, toten Nelson den Arm ab, hieb ihn mit dem Entermesser in 17 kleine Stücke und gab jedem seinen Anteil. „Esst. Niemand soll sagen können, er hätte nicht daran teilgenommen.“ ,flüsterte er mit rauer Stimme. Und so rettete Mr. Nelson und der ehrenwerte Kapitän Bligh unser aller Leben. In einer seemänischen Meisterleistung navigierte er uns in 48 Tagen auf einer Strecke von 5800 Kilometern bis zur niederländischen Faktorei in Kupang. l Ein Jahr und 6 Monate später landete eine, von der Admiralität befohlene Strafexpedition, mit der Fregatte Pandora auf Tahiti und nahm 14 Seeleute fest. Neun waren bereits vor einem Jahr geflohen und versteckten sich auf einer der vielen Inseln. Fletcher Christian wurde von John Adams 1793, wegen eines verlorengegangen Ringes, erschlagen. Edward Teach, der Pirat, Klabautermann und Freund, sprach kurz vor unserer Landung ein letztes Mal mit mir: „Land. Nach endloser Zeit. Endlich..........Land.“ Dezember 2019 – Juni 2020 von Axel Bruss
  7. Im Laternenlicht! Ist noch jung. Fühlt sich alt. Profi Lächeln wirkt oft kalt. Anmachgesten in der Schicht in dem Laternenlicht. Geht die Straße im Revier. Manchmal auch früh um Vier. Singt so gerne vor sich hin. Manche Lieder Seelensinn. Familienscham. Was kommt noch? Sie sagt dann: Lasst mich doch! Bernd Tunn - Tetje
  8. Obdach! Sucht die Obdach arg getrieben. Fühlt sich zu sehr aufgerieben. Verlust und Sterben gerade sein. Ihm zu viel diese Pein. Ist schon lange nicht mehr froh. Oft gemieden wirkt er roh. Fühlt sich wohl sehr, sehr leer, denn sein Leben gibt nichts her. Sucht noch Wärme irgendwie. Instinkt treibt die schwachen Knie. Bernd Tunn - Tetje
  9. Gast

    Der Patient

    Du hast drei Stunden, dottore. Dann ist hier eine Krankenstation eingerichtet. Hier? Wie soll das gehen? Es müsste alles sterilisiert werden, wir brauchen ein Beatmungsgerät und Sauerstoff und so weiter und so weiter. Drei Stunden. Sonst ... Sonst was? Rede nicht, du verlierst nur Zeit. In Windeseile wurde das Zimmer im Obergeschoss der alten Villa gereinigt und zu einer voll funktionsfähigen Krankenstation umgerüstet. Der alte Herr war schon sehr geschwächt. Husten, Atemnot, Kopfschmerzen, hohes Fieber. Und dabei war er doch sehr vorsichtig gewesen. Irgendwo musste er sich angesteckt haben. War es der Pizzabote? War es der Briefträger? War es das Hausmädchen? Alles Leute, die das Virus hätten übertragen können. Nach zwei Tagen keine Besserung. Der Patient bat die engsten Familienmitglieder zu sich und traf letzte Regelungen. Du die Produktion in Kolumbien, du die Finanzen, du das Ostgeschäft, du die Beschaffung aus den Niederlanden, du die Repräsentanz in Russland, du baust unser Netz in Asien auf. Und du mein Lieber, wirst mein Nachfolger. Der Patient gab ihm einen reich verzierten Damaszenerdolch, der seit zweiundachtzig Jahren die Macht des Clanchefs symbolisierte. Dann tat er einen letzten Atemzug.
  10. Axel

    THE HOLY GROUND

    THE HOLY GROUND Es ist ein schöner Morgen. Die Sonne wärmt das Land. Nebel liegt, wie ein sauberes, leichtes Tuch über den Wegen. Die ersten Vögel singen und machen mich froh. Le Roux, der Waldsänger, mit seinem grauen Federkleid, erfreut mich jeden Tag durch seinem Gesang. Die kleinen, gespendeten Brotkrumen pickt er zügig aus meiner Hand, um dann sein Tagewerk fortzusetzen. Mit leichtem Herzen wandere ich weiter. Die Bäume rechts und links an meiner Seite sind groß und stark. Mein wacher Geist ist konzentriert auf das, was um mich herum passiert. Bojangels, ein junger Dachs, durchstreift raschelnd den Wald. Mit seiner empfindlichen Nase findet er Insekten und kleine Nager, die er schmatzend vertilgt. Er ist furchtlos und kümmert sich nicht, um das Weh und Ach der Anderen. Ist sein Bauch voll, hat alles seine Richtigkeit. Ich liebe auch die kleinen Tiere. Gerade sie, halten sie Welt am Laufen. Sara, die nette Spinne, die ihr Netz zwischen zwei Ästen gesponnen hat, schaut mich verwundert mit ihren riesigen Augen an. Leichter Wind bringt ihr Geflecht zum Vibrieren und der stetige Lufthauch kühlt, während er über unsere Erde flieht, auch meine Haut. Wenn alles noch schläft und der Tag beginnt, sind meine Gedanken jung. Wie die Küken im Nest. Dann ist alles gut. Dann ist alles schön. Dieser Moment ist mir der Liebste. q Ich heiße Jimmy. Eigentlich James, aber alle rufen mich Jimmy und ich bin 13 Jahre alt. Meine Mama heißt Betty und sie kommt aus Afrika. Wir leben auf einer Plantage mit riesigen Baumwollfeldern. Wir sind Pflücker. Cotton Picker. In der Erntezeit arbeiten wir uns die Finger blutig, damit unser Master zufrieden ist. Die Arbeit ist anstrengend. Sobald der Tag beginnt, stehen alle auf den Feldern und machen ihren Rücken krumm, denn die Sträucher, von denen wir die Wolle pflücken, sind niedrig und dornig. Wenn wir uns stechen und die weißen Knäuel rot färben, setzt es Schläge. Die Mittagssonne ist gemein. Sie zwickt und brennt auf unserer Haut. Sie trocknet aus und macht die Körper nass. Unerbittlich präsentiert sie sich den Dingen, die nicht fliehen können. Jenen, die an einem Ort verbleiben müssen. Die durstig sind. Doch wie viel sie auch trinken, den Brand nicht löschen können. Wolkenlos und blau ist der Himmel über uns. Mein Blick geht oft nach oben. Dann blinzle ich in das Licht und wünsche mich hinein in einen Vogel. Schwerelos und Gott ganz nah. Mama erzählt mir oft von Gott und einem heiligen Ort, den alle nur THE HOLY GROUND nennen. Ich möchte Gott kennen lernen und ihn fragen, ob alle Menschen fröhlich sein dürfen? Und warum manche prügeln und andere es erleiden müssen? Mama sagt, das Gott keine Zeit für solche Dinge hat, weil er sich um so viele Menschen kümmern muss. Ob, wir denn keine Menschen sind? ,frage ich. Sie zieht mich an den Ohren und lacht. Dann nimmt sie mich in den Arm und beginnt zu schluchzen. Ich fühle mich sehr schlecht dabei, weil ich sie traurig mache und nehme mir vor, keine dummen Fragen mehr zu stellen. Am Abend singen wir Lieder, und tun so, als wäre alles in Ordnung. Wir reden nicht von der Mühsal und der Arbeit. Wir sitzen einfach zusammen und wollen den Tag vergessen. Der Mond ist hell und die Sterne sind auf unserer Seite. Sie sind weit weg und schauen auf uns herab. Ich stelle mir vor, das sie unsere Freunde sind. Das sie zur Familie gehören. Das ist schön und ich spiele einen glücklichen Sohn, der in einem großen Haus lebt und jede Nacht satt und zufrieden einschläft und vom frischen, warmen Apfelkuchen träumt. Doch, das wird auch diese Nacht nicht geschehen. Geister werden mich erwarten und zu sich in das Erdloch ziehen, um mich zu brandmarken. Die Welt ist voller Liebe und schöner Bilder, lügt Mama leise, wenn ich schweißnass und voller Angst in ihrem Arm erwache. Ihre Worte beruhigen mich, aber ich denke an die Bücher, die in meinem Versteck auf mich warten. Durch unseren alten Haussklaven, Washington, habe ich lesen und schreiben gelernt. Das ist eigentlich verboten, deshalb darf es keiner wissen, nicht mal meine Mama. Washington sagt, wenn der Master es erfährt, wird er totgeschlagen und ich auch und unsere abgezogene Haut tragen dann die Schweine. Das will ich nicht, denn schließlich passt meine Haut nur mir. Unter der Veranda gibt es einen gemütlichen Platz. Da ist es kühl und keiner stört mich. Da unten höre ich sie dann. Wie sie reden und lachen und sich streiten. Manchmal belausche ich die Gespräche der Herrschaften in ihren edlen, teuren Kleidern mit den schwarzen Schuhen, deren Hacken so schön auf dem Holz klacken, wenn sie von einer Ecke zur Anderen schreiten. Sie wohnen in einem großen, sauberen Haus, das die gleiche Farbe, wie ihre Haut hat und majestätisch aus dem Boden gewachsen ist. Drei Stockwerke ist es hoch und Säulen aus Stein säumen es, wie Soldaten und geben ihm den Anschein einer unbezwingbaren Burg. König Artus und seine Ritter wohnen darin. Immer bereit den Armen und Geschwächten zur Seite zu springen und den Kopf der Bestie abzuschlagen. In seinem Blut zu baden und dadurch unverwundbar und unangreifbar für die Feinde zu werden. Die Geschichte ist aus einem Buch, das ich sehr liebe. Siegfried der Drachentöter Die Veranda ist aus Akazien Holz und besitzt eine große Schaukel mit weichen Kissen. Die Mistress mit ihrem hellen Haar und ihre Tochter sitzen oft darauf und reden laut und kichern. Die Herren stehen abseits, trinken Wein und rauchen Zigarren. Sie sagen: Wir leben in einer großartigen Zeit. Voller Fortschritt und Humanität. Das heißt Menschlichkeit. Das muss wohl die Wahrheit sein, weil alle zustimmen und es in Büchern steht. Die Misses hilft, einmal im Monat, im Waisenhaus, den armen Kindern. Dann ist sie fürchterlich erschöpft und ruht 2 Tage in ihrem Zimmer, während ihr kühle Luft zu gefächelt wird. Wir hören ihre matte Stimme aus dem geöffneten Fenster: „Oh, diese armen Kinder. Man muss ihnen helfen. Sie sind allein und schwach.“ „Mutter. Es können dich alle hören.“ ,spricht ihre Tochter. „Sollen sie mich ruhig hören und von dem Leid dieser armen Kinderchen.“ „Mutter!“ ,sagt die Tochter ernst. „Ich brauche mehr Kühlung, du dummer, herzloser Trottel.“ ,schnauzt die Mutter Washington an, um sogleich wieder jammernd vor sich hin zureden. „Oh, diese armen, armen Kinder.“ Es fällt uns schwer das Lachen zu unterdrücken und heimlich spielen wir Lady Greenwood nach: „Mich deucht, Euer Hochwohlgeboren, die Eier der Legehennen sind heut` kleiner, als am Tag zuvor. Oh, diese armen, armen Eier. Sie brauchen Liebe und Zuwendung, sonst wachsen sie nicht.“ Wenn die Mistress wüsste, was wir tun, würde sie uns sicher in das Loch werfen lassen, in das alle kommen, die nicht fügsam sind. q „1861 ist das Jahr der Veränderungen.“, sagt Hamilton, der älteste Sohn der Familie Greenwood und der muss es wissen, denn er studiert im Norden von Amerika und kehrt nur in seiner freien Zeit in den Süden zurück. Hamilton nennt den Norden, das freie Land, weil dort jeder werden kann was er will, sogar die Neger. „Dort hausen die Nigger in dreckigen Kloaken und werden von den reichen, dicken Säcken ausgenutzt.“ ,sagt immer sein Vater. „Bei dir etwa nicht?“ ,schreit dann sein Sohn. „Dort sind sie wenigstens frei.“ „Frei? Das ist keine Freiheit. Das ist Abhängigkeit. Bei uns haben sie wenigstens ein sauberes Haus über dem Kopf und ausreichend zu essen.“ „Das glaubst du doch selber nicht.“ ,gibt Hamilton trotzig von sich. „Was soll das heißen, du grüner Rotzlöffel. Die Nigger werden nur geschlagen, wenn sie es verdienen.“ „Also jeden Tag.“ „Du hast doch keine Ahnung, was dieses Gesindel denkt und treibt. Das sind, im besten Fall, Kinder. Kleine Kinder. Oder Hunde. Und genau, wie Tiere müssen sie diszipliniert werden.“ „Du machst mich krank, Vater.“ Empört und verärgert verlässt Hamilton das Haus und wirft die Tür mit lautem Getöse ins Schloss, das die Scheibe birst und in tausend Stücke springt. Dann streift er durch die Gegend und schnaubt vor Wut, wie ein wilder Stier. Mit einem Stock schlägt er auf die Äste, die seinen Weg kreuzen ein und bricht sie so entzwei. Umbringen könnte er jetzt jemanden, so außer sich ist er. Soll er zu den Niggern gehen und Einen prügeln? Oder soll er sie befreien, nur um dem Vater eins auszuwischen? Sein Kopf ist rot. Der Speichel in seinem Mund ist nicht zu bremsen. Auf dem Weg liegt ein Vogel, der nicht fliegen kann. Sein Flügel ist gebrochen. Behutsam nimmt er ihn auf. Dann wirft er ihn vor sich auf den Boden und schlägt ihn mit seinem Stock tot. So. Nun ist es gut. Jetzt geht es ihm besser. Er atmet durch und singt ein Lied: „In Dixie Land, where I was born in early on one frosty mornin look away, look away, look away Dixieland. I wish I was in Dixie Hooray. Hooray. In Dixieland I`ll take my stand. To live an die in Dixie.“ Oh, ja. Er ist wieder oben auf, unser Master Hamilton. Der Mond ist sein stiller Begleiter. Ein falscher Freund. Hat er nicht zuvor nur mir geleuchtet und mich getröstet? Ich will ab heut` vergessen das es ihn je, als Kamerad, gegeben hat. Hamilton lässt sich erst zum Abendessen wieder blicken. Wo er dann wortlos und schmollend am Tisch sitzt. Die Misses versucht es mit süßen Worten: „Deine neue Jacke ist aus einem schönen Stoff.“ „Mutter.“ sagt er nur. „Eine Jacke macht noch keinen Herren.“ ,setzt sein Vater dazu. „Da kennst du dich ja aus.“ ,meint Hamilton. „Genau mein Sohn. Ich weiß, wie das Leben läuft und worauf es ankommt. „Und solange du in meinem Haus lebst, hältst du dich an meine Regeln.“ „Vater.“ ,meldet sich nun die Tochter. „Ann-Sophie. Es ist nicht deine Sache, dich da einzumischen. Dein Bruder hat wohl vergessen, wo er her kommt und wie man seine Sklaven erziehen muss. Es ist wider die Natur, sie wie seines gleichen zu behandeln. Ja, es ist Blasphemie, sie mit der göttlichen Schöpfung auf eine Stufe zu stellen. Hätte Gott gewollt das sie Rechte bekämen, würden sie jetzt hier sitzen und wir müssten uns den Rücken krumm machen.“ , erklärt der Vater. „Jetzt hält Ethan wieder einen seiner Vorträge.“ ,wirft Hamilton in die Runde. „Lass das Ham. Du weißt, wie sehr ich es hasse, wenn du mich bei meinem Vornamen nennst. Sei nicht immer so verdammt respektlos.“ ,weist der Vater ihn zurecht. „Ethan. Wir wollen im Hause des Herrn nicht fluchen.“ ,schluchzt die Mutter. „Margret. Dies ist keine Kirche und ich bin nicht der Papst. Ich bin der Herr im Haus und wenn es mir gefällt, lege ich hier alles in Schutt und Asche.“ ,brüllt Ethan Greenwood aus vollem Halse. „Du versündigst dich.“ ,gibt Margret kleinlaut von sich. „RUHE!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!“ ,schreit er. Und es ist Ruhe. Alle stochern im Essen herum. Vieles bleibt auf dem Teller liegen. Die Stimmung ist dahin. „Washington!“ ,ruft Ethan, den Butler. Dieser alte Mann steht schon lange in den Diensten der Familie. Der Master kaufte ihn vor vielen Jahren, als er selbst noch ein Junge war auf dem Markt und entriss ihn seiner Frau und seinen Kindern. Er erfreute sich an dem Gefühl, die Macht zu haben, Leben zu bestimmen. Er wollte seiner Schulliebe Betty zeigen, das er in der Welt der Erwachsenen bestehen konnte. Später heiratete sie allerdings seinen besten Freund. Da wusste er das das Leben nur auf Lügen aufgebaut ist. „Master.“ ,flüstert Washington, als er endlich vor Ethan steht. „Räum` das weg und verfüttere es an die Schweine. Wir sind hier fertig.“ Erbost wischt er sich den Mund mit der blütenweißen Stoffserviette ab, feuert sie aufs Essen und verlässt verärgert den Raum. „Ich war sowieso nicht hungrig.“ ,tönt Ann-Sophie. „Kein Wunder das du so dürr bist, Schwester.“ stichelt Hamilton. „Du bist blöd.“ ,kontert sie. „Selber blöd.“ ,hält er dagegen. „Kinder. Bitte.“ ,seufzt die Mutter. Washington macht, was ihm aufgetragen wurde und füttert die Schweine mit dem erlesenen Essen, während unsere Mägen, wie wilde Hunde knurren. Die Hütten der Schwarzen, abseits des Herrenhauses, sind einfach. Sie bestehen aus grob zugehauen Hölzern und sind mit Lehm verputzt. Sie besitzen keine Fenster und da wir keine Kerzen in unseren Händen halten dürfen, haben wir kein Licht im Innern. Eine Feuerstelle gibt es nur außerhalb der Hütte. Wir versuchen uns, so gut es geht zu reinigen und uns sauber zu halten, aber Seife ist rar und sauberes Wasser muss vom Fluss geholt werden. Den Brunnen dürfen wir nicht benutzen. Oft haben wir Magenprobleme und es läuft aus allen Öffnungen heraus. Für die Säuglinge ist es besonders schlimm und viele sterben daran. Manchmal denke ich, das es vielleicht besser so ist. Dann müssen sie nicht, als Etwas, einem Master dienen. Denn im Himmel sind alle frei. Das sagt meine Mama. Ich möchte ihr so gern glauben, aber Petrus, der oben die Tür bewacht, ist auch weiß. Im Sommer läuft uns Tag und Nacht der Schweiß am Körper herunter. Im Winter frieren wir und klappern mit den Zähnen. Unsere Kleidung ist zerschlissen und alt. Wir bessern sie aus, so gut es eben geht, aber keiner hat eine komplette Hose oder ein Flicken freies Hemd. Wir gehören dem Master. Wir sind sein Eigentum. Wir haben keine Rechte. Wir sind Sklaven. Manchmal erzählt mir Washington von seinem Leben in Afrika und wie er, als Junge, in seinem Dorf gelebt hat. Er war stark, wie ein Bär, sagt er immer. Ich weiß nicht, ob ich ihm das glauben soll. Er ist alt. Sein Gesicht ist faltig. Der Gang langsam und gebeugt. Die krausen Haare werden grau. Die Nase schief, wie ein knorriger Ast und auf einem Auge ist er blind. Wenn ich ihn frage warum, sagt er nur: „Der Master hat früher jeden Tag getrunken und musste seine Kraft an mir ausprobieren.“ Einmal habe ich seinen Rücken gesehen. Der sah aus, wie ein Schlammweg, nachdem viele Wagen darüber gefahren sind. So viele Furchen und vernarbte Erhebungen konnte ich sehen. Er hat gelacht und gemeint: „Das ist meine Fahrkarte ins Paradies.“ Dann wurde er ganz still und setzte sich an Feuer. „Irgendwann kamen sie in mein Dorf, das war Der Tag, als sie meine Seele stahlen. Krieger eines benachbarten Klans schlichen sich, wie Katzen, lautlos heran. Unsere Männer waren auf der Jagd und so gab es nur Alte, Frauen und Kinder. Den Alten schlugen sie mit Keulen die Köpfe ein und die Anderen verschleppten sie. Wir kamen auf ein großes Schiff. Dort saßen wir wochenlang aneinander gekettet und hatten fürchterliche Angst, das die See uns verschlingen würde. Viele starben auf der Überfahrt an Krankheiten oder an Schwäche. Der Gestank an Bord, war durch das Erbrochene und die Eimer voller Kot nicht auszuhalten. Zig tausend Fliegen und Maden siedelten sich an unseren Körpern an und quälten uns. Die Dunkelheit unter Deck wurde manchmal durchbrochen, wenn Männer kamen , die sich die Mädchen und Frauen für Liebesspiele griffen. Doch dies alles war nur ein schaler Vorgeschmack auf das, was noch folgen sollte. In der Nähe des Hafens wurden wir in Käfigen gehalten und mussten unsere Notdurft wieder in Eimern verrichten. Mein guter Freund Mogambe starb. Sie zogen ihn an den Beinen heraus und warfen ihn in den Schweinestall, wo er drei Tage lang blieb, bis sie die Reste von ihm wegschafften. Etwas später wurden wir gewaschen und bekamen Blutwurst zu essen. Unsere Haut wurde mit einem gut riechenden Öl eingerieben und dann wurden wir auf den Markt gebracht. Dort begutachteten uns allerlei Leute und schauten uns in den Mund. Ich wurde in den Süden verkauft und kam zu Master Greenwood. Da gerade ihr Hausbutler gestorben war, übernahm ich die Stelle und musste nicht, wie die Anderen auf den Feldern schuften. Die erste Frau von Master Greenwood, Gott hab sie selig, unterrichtete mich in Lesen und schreiben. Sie war eine feine Frau und meinte es gut mit mir. „Denk daran.“ ,sagte sie immer. „Die Anderen dürfen nicht wissen, das du lesen kannst. Kluge Nigger sind gefährlich. Sie könnten Dinge erfahren, über die sie nachdenken und dann handeln. Sie könnten aufbegehren und vielleicht sogar die Hoffnung auf Freiheit erfahren. Aber das dürfen Nigger nicht. Nigger sind Mulis und das sollen sie auch bleiben. Unwissende, dumme Mulis.......“ Dort hört die Geschichte von Washington auf. Ich liege oft wach und denke darüber nach. Bin ich auch ein Muli? Ein Ding? :::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::: Ich bin ein Nigger von Master Greenwood. Und ein Nigger hat keine Meinung. Ein Nigger muss gehorchen. Muss springen. :::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::: Wenn ich nicht auf dem Feld arbeite, erledige ich Botengänge für Ann-Sophie. Das ist die 15 jährige Tochter. Sie ist manchmal nett und manchmal grausam. Hin und wieder schlägt sie mich mit einem Stock, aber dann tut es ihr leid und sie gibt mir einen Apfel oder ein Stück Kuchen. Ich wünschte sie würde mich nicht schlagen, aber das geht wohl nicht. Wenn ich unterwegs bin, um Garn oder Stoff für Miss Ann-Sophie zu holen, bekomme ich eine Plakette um den Hals, damit ich nicht aufgegriffen und als geflohener Sklave gehängt werde. Auf der Plakette steht: Eigentum von Master Greenwood Ich gehöre nicht mir selbst, sondern bin das Eigentum von jemanden. Es wurde mir eingebleut, das ich keine Rechte habe. Das mein Wert nur in meiner Arbeitskraft und durch die Treue zu meinem Herrn erklärt wird. Washington sagt, ich bin mehr wert, als die Mistgabel, aber weniger als der teure Sessel im Salon. Der Master würde eher mich hergeben, als den Sessel. Ich wäre lieber der Sessel, denn der bekommt nie Schläge oder wird mit dem Kopf in die Jauche Grube gedrückt. Meine Mama will, das ich nach der Arbeit meinen Körper wasche, damit ich sauber ins Bett gehe. Das finde ich blöd, weil ich morgens ja doch gleich wieder schwitze, aber Mama sagt: „Nur Schweine waschen sich nicht.“ Ich sehe Jefferson, einen Feld Nigger, hin und wieder beim Waschen am großen Trog. Sein vernarbter Rücken sieht schrecklich aus. Er meint, das es nicht mehr weh tut, aber als er die 30 Schläge mit der Peitsche bekam und die Haut in roten Fetzen vom aufgeplatzten Rücken hing, dachte er, er müsse sterben. Doch das reichte dem Master nicht. Er verbot, die Wunden zu verbinden und schickte nach Salz und Pfeffer. Damit rieb er das rohe Fleisch ein und Jefferson schrie wie verrückt. Nach ein Paar Minuten wurde er ohnmächtig. Der Master ließ ihn 1 Tag zu Hause, dann schickte er ihn wieder auf das Feld und ließ ihn schuften, bis zum Umfallen. Als er sich erbrach musste Jefferson seine eigene Kotze essen. Erst dann ließ ihn Mr. Greenwood nach Hause bringen und versorgen. Danach war Jefferson ein Anderer. Verschlossen und gemein. Wann immer es ging, sabotierte er die Arbeit. Zerstörte Werkzeug. Quälte die Schweine und Pferde. Stach ihnen mit einer Nadel in den Körper und trank das Blut. Ohne Grund lachte er manchmal hysterisch auf und versank danach sofort wieder in eine endlose Stummheit. In der Nacht knurrte er, wie ein Hund und man hörte, wie er die Zähne knirschend aufeinander presste. Fürchterlich. Vorher spielte er oft auf seiner selbstgebauten Fidel. Das machte Spaß. Jetzt nimmt er sie nur noch selten und wenn, dann spielt er traurige Lieder und Mama muss dann weinen, weil sie das an die Heimat erinnert. Ich weiß nicht was das ist: Heimat. Das muss wohl ein ferner Ort sein, den man sich vorstellt. Etwas das man gern hätte. So, wie die Gnade Gottes oder ein Festessen mit Fleisch oder ein warmes Bett. Heimat? Für Mama ist das Afrika. q Auf den Feldern sind wir nie allein. Thomas Pain, unser Aufseher, wird von allen abgrundtief gehasst. Er ist ein dünner Mann mit tiefliegenden, bösen Augen. Seine Hose ist immer fleckig. Ein alter speckiger Hut liegt auf seinem Schädel, aus dem einige lange, schwarze Haare hervorschauen. Verfilzt und ungepflegt. Unterhalb des rechten Auges hat sich eine dicke, dunkle Warze breit gemacht. Seine Haut ist runzelig und sieht aus, wie altes Leder. Mr. Pain verbreitet einen stechenden und üblen Geruch, bei dem mir immer der Fisch einfällt der 2 Tage in der Sonne lag und zahlreiche Fliegen anlockte. Der Gestank, war nicht auszuhalten, so das ich mich 2 mal daneben erbrach. An der linken Hand fehlt ihm ein Teil des kleinen Fingers. Den hatte Joe ihm abgebissen, als er den armen Kerl, mit einem Stock, fast zu Tode prügelte. Mr. Pain hätte ihn gern tot geschlagen, aber das durfte er nicht, denn Joe gehörte ja Master Greenwood und deshalb schlug der Master ihn selbst tot, weil wir ja ohne Disziplin nur Tiere wären, sagte er. Mr. Pain schreit den ganzen Tag schlimme Worte: „Drecks Nigger! Schwarzes Hurenvolk! Gottverlassener, verschissener Abschaum! Von Säuen gezeugtes Gesindel! Stinkendes Niggerpack!“ Er hat oft eine Gerte in seiner knochigen Hand, die er gern benutzt, weil sie schöne, rote Striemen hinterlässt. An einem extra Gürtel, aus Schweinsleder, trägt er eine Bullenpeitsche und er sehnt die Tage herbei, an denen er sie wieder benutzen kann. So, wie beim armen Jefferson. Auf meine Mama hat Mr. Pain es besonders abgesehen. Manchmal, wenn er betrunken ist kommt er in unsere Hütte. Dann schickt meine Mama mich raus und er zwingt sie schlimme Sachen zu machen. Wenn er fertig ist, schlägt er sie ins Gesicht und spuckt sie an: „Du schwarze Hurensau!!!“ ,schreit er dann. Am liebsten würde ich ihn umbringen, damit meine Mama nicht mehr weint. An solchen Tagen sitze oft am Holy Ground und stelle mir vor, wie ich ihn töte. In der Nacht schleiche ich mich in sein kleines, dreckiges Haus und erwürge ihn. Oder schneide ihm, mit meinem Schnitzmesser, die Kehle durch oder das Herz heraus. Ich hasse ihn so sehr, das ich meine Zähne stark aufeinander presse und nur schwer den Drang zu weinen unterdrücken kann. Washington sagt ich solle mich beruhigen, sonst mache ich alles nur noch schlimmer. Manchmal glaube ich, das er schon zu lange Haussklave ist und gar nicht mehr weiß, wie schlimm es in den Hütten und auf den Feldern ist. Aber Jefferson sagt, das er es nicht vergessen hat und erzählt mir eine Geschichte: „Vor 10 Jahren, deine Mama war gerade neu zu uns gekommen ist der Master jede Nacht zu ihr gegangen und hat sie gefesselt. Dann hat er ihr die Kleider runter gerissen und sie genommen. Der Master war immer sehr betrunken. Eines Nachts hat er ihr solange Mund und Nase zu gehalten, bis sie ganz blau geworden ist. Da hat Washington ihm die Hand weggeschlagen. Der Master hat ihm seine Hand an die Holzwand genagelt und dort musste er drei Tage und drei Nächte bleiben, bis der Eiter aus der Wunde tropfte. Danach durfte er wieder ins Haus. Aber nur weil er den Master vor Jahren vor dem Ertrinken gerettet hatte. Daran siehst du, Jimmy. Wir sind der dunkle Dreck und Washington ist der Einzige der zwischen uns und dem Master steht.“ Es tut mir sehr leid das ich so schlecht von ihm gedacht habe und schnitze ihm ein Pferd, weil ich weiß das er Pferde sehr liebt. „Das Leben, unser Leben, wird durch Andere bestimmt. Wir sind abhängig von der Gnade Gottes und der unseres Masters.“ ,sagt Washington. „Und von Mr. Pain.“ ,füge ich hinzu. „Genau.“ „Hat Gott gewollt, das wir Sklaven sind?“ ,frage ich. „Wir büßen für unsere Sünden.“ „Begehen die Weißen keine Sünden, wenn sie uns schlagen und quälen?“ „Sie laden große Fehler auf ihr Lebenskonto, mein lieber Jimmy.“ „Aber warum werden sie nicht bestraft?“ ,bohre ich weiter. „Das liegt allein in der Hand Gottes.“ Ich schaue auf die Blumen im Garten und in die Scheune, in der das Pferd von Master Greenwood steht. Es ist ein schönes, teures Pferd. Es kostet soviel wie 13 ausgewachsene, gesunde, männliche Sklaven. Er liebt diese Pferd über alles. Mehr als das Anwesen und mehr, als seine Frau und seine Kinder. Es heißt James Buchanan. Washington hat mir erzählt , das wir in einer Stadt einen Präsidenten haben, der genauso heißt. Aber vielleicht hat der Master den Präsidenten auch nach dem Pferd benannt. Ich habe keine Ahnung was das sein soll: Ein Präsident. Vielleicht verkauft er Süßigkeiten an weiße Kinder und verdient damit viel Geld, denn Kinder lieben Süßigkeiten. Auch schwarze Kinder. John Adams und Madison, zwei Feldsklaven haben sich vor einer Woche verspätet und wurden von Huntern aufgegriffen. Sie vergaßen ihre Plakette umzulegen und wurden mit einem Stock verprügelt, dann wollte man sie aufhängen und nur weil Master Hamilton zufällig vorbeikam wurden sie gerettet. Sein Vater, Master Greenwood war darüber sehr verärgert und hat beiden Sklaven den kleinen Finger abgeschnitten. Nur zur Erinnerung, damit sie ihre Plakette nicht mehr vergessen. Ich habe mir vorgenommen immer an meine zu denken, denn ich finde zehn Finger gut. 5 an jeder Hand. Mit 10 Fingern zu schnitzen ist leichter, als mit 9. John Adams und Madison haben die ganze Woche auf den Master und Mr. Pain geschimpft. Das sie ihn hassen und am liebsten umbringen möchten. Sie wollen keine Sklaven mehr sein und planen ihre Flucht. Gerade, als ich sie am Abend an der Scheune sehe, spreche ich sie an: „Wie könnt ihr keine Sklaven sein? Ihr seid schwarz!“ ,frage ich beide. „Wir wurden nicht als Sklaven geboren. Wir hatten Familien. Frauen. Kinder.“ ,erklärt John Adams. „Ja. Ich lebte in einem Dorf. Wir hatten ein gutes Leben, aber dann wurde ich gestohlen. Ich musste zusehen, wie sie meine Frau vergewaltigt und meinen kleinen Sohn ins Feuer geworfen haben. Er war 3 Monate alt. Mach dir keine Sorgen Bimbo. Wir machen deiner Hure ein Neues, haben sie geschrien.“ ,presst Madison hervor. „Das tut mir leid.“ ,flüstere ich. „Schon gut Junge. Du änderst nichts dran. Wir werden fliehen und wir bringen alle Weißen um, die wir treffen. Und dann werden wir sterben. So ist der Lauf der Dinge. Sie töten uns, aber wir sterben als freie Männer.“ ,meint John Adams. „Aber es muss doch einen anderen Weg geben.?“ ,jammere ich. „Den gibt es nicht. Nicht für uns.“ ,fährt John Adams fort. „Dann helfe ich euch!“ ,sage ich. „Wir stehlen das Pferd vom Master. Es trägt euch beide. Ich kann laufen. Ich bin ein guter Läufer.“ „Du kommst nicht mit!“ ,befiehlt Madison. „Aber ich....“ „Schluss. DU KOMMST NICHT MIT!“ Wir trennen uns und jeder geht in seine Hütte. Ich warte, bis alle schlafen, dann schleiche ich mich heraus und laufe zum HOLY GROUND. In einer kleinen Höhle habe ich mir einen gemütlichen Unterschlupf eingerichtet. Dort sind auch meine Bücher und Kerzen. Wenn ich traurig oder aufgewühlt bin, gehe ich dort hin, um nachzudenken. Es ist ein guter Platz. Es ist still. Man erzählt sich, das hier die Geister ermordeter Sklaven leben. Das sie, wenn Vollmond ist, Schreien und Wehklagen. Das sind die Nächte in denen ich zu Hause bleibe, obwohl ich mir sicher bin, das sie mir nichts tun würden. In meiner Höhle, nah am Fluss träume ich mich in andere Welten. Ich glaube, wenn ich das nicht hätte, wäre ich längst so verrückt, wie Jefferson oder so tot wie Joe. Deshalb ist es wohl okay, das ich hier bin. Auch, wenn es verboten ist. Ich kuschele mich in meine Decke und lese die ersten Zeilen meines Buches: „Das Leben und die seltsamen überraschenden Abenteuer des Robinson Crusoe aus York, Seemann, der achtundzwanzig Jahre allein auf einer unbewohnten Insel an der Küste von Amerika lebte, in der Nähe der Mündung des großen Flusses Orinoco; durch einen Schiffbruch an Land gespült, bei dem alle außer ihm ums Leben kamen. Mit einer Aufzeichnung, wie er endlich seltsam durch Piraten befreit wurde. Geschrieben von ihm selbst.“ Ich stelle mir vor, das mein kleiner Fluss der Orinoco ist und ich Robinson bin. Allein auf einer Insel. Umgeben von Feinden und nur auf mich allein gestellt. Washington erzählte mir, das es einen Neger in dem Buch gibt, der Freitag heißt. Das ist der Freund von Robinson. Ich würde meinen Freund nicht nach einem Wochentag benennen. Dann doch lieber Ostern. Oder Weihnachten. Ich muss ein bisschen lachen, weil die Namen so lustig sind. Mama hat ein paar Nüsse für mich aufgehoben. Die knabbere ich jetzt, während ich diese spannende Abenteuer Geschichte lese. Es ist mollig warm unter der Decke und ich bin weit fort mit meinen Gedanken. Da höre ich plötzlich ein Knacken im Unterholz. Ich schrecke zusammen. Sind mir die Hunter auf der Spur? Werden sie nun versuchen, auch mich, am Hals aufzuhängen? Die Angst sticht mir, wie ein spitzer Dolch in den Nacken und raubt mir den Atem. Plötzlich springt eine Gestalt vor meinen Eingang und ruft: „HAHHHHH! HAB ICH DICH!“ Es ist Ann-Sophie, die mir gefolgt ist und mich zu Tode erschreckt. Sie sieht wunderbar aus. In dem weißen Kleid mit den roten Schleifchen erscheint sie mir, wie ein Engel. Das bauschige Unterkleid raschelt herrlich und kitzelt in meinen Ohren. Sie ist, wie eine Süßigkeit. Nur lebendig eben. „Was machst du hier?“ ,fragt sie unschuldig. „Nichts.“ ,sage ich, mit laut klopfendem Herzen. „Du liest. Sklaven dürfen nicht lesen. Das sag` ich meinem Papa.“ Die Kehle schnürt sich mir zu. Übelkeit und Schwindel nehmen Besitz von mir. „Du glaubst auch alles. Dummkopf.“ ,lacht sie. Ich atme aus und bin erleichtert. „Am Vollmond treffen sich hier die Hunter zu ihrem Ritual.“ ,flüstert sie. „Da ist..... die.........Oh mein Gott.“ ,stottere ich. „Da. Sie kommen gleich.“ ,lacht sie. „Du Angsthase. Die schneiden nur Hühnern die Köpfe ab und tragen weiße Kapuzen. Die sehen dumm und lächerlich, damit aus.“ „Die schneiden Hühnern die Köpfe ab?“ ,bibbere ich. „Ja, und dann zünden sie ein großes Holzkreuz an.“ ,fährt sie fort. „Ein brennendes Holzkreuz?“ „Ja. Und sie trinken selbst gebrannten Schnaps von Nathan Stubbelfield aus Kentucky.“ „Selbst gebrannten Schnaps?“ „Ja. Und sie singen und schreien und tanzen, wie Verrückte.“ „Haben sie auch schlimme Dinge getan.“ „Einmal haben sie einen farbigen Jungen eine Schlinge um den Hals gelegt und ihn an einem Ast nach oben gezogen, bis er fast erstickt ist. Dann ließen sie ihn herunter fallen und bestrichen ihn mit heißem Teer und kippten Federn, die sie zuvor Hühnern ausrissen, über ihn aus. Mit Tritten und Schlägen haben sie ihn davon gejagt.“ Ich kann nichts mehr sagen. Die Angst nistet sich in meinem Körper ein. „Aber heute ist kein Vollmond. Heute kommen sie nicht.“ ,lacht Ann-Sophie. „Kein Vollmond.“ ,wiederhole ich leise. „Wiederhole doch nicht alles, was ich sage. Das regt mich auf.“ meckert sie. Wir sitzen am Fluß und werfen Steine ins Wasser. „Hast du schon mal ein Mädchen geküsst?“ ,fragt sie. Ich überlege, was ich darauf sagen soll: Ja? > Dann fragt sie sicher wen, aber was soll ich dann sagen? Nein? > Dann lacht sie mich sicher aus. „Vielleicht.“ ,spreche ich so nebenbei wie möglich. „Also nein.“ ,bestimmt sie. „Hab schon viele geküsst.“ „Ach ja, wen denn?“ Mist. Reingefallen. Schnell einen Namen. „Die Mitzi.“ „Mitzi? Die ist dumm wie Stroh und die hat noch keinen geküsst außer ihrem doofen Hund.“ „Dann halt die Bonnie.“ ,spreche ich weiter. „Dieses dürre Ding, mit den schmalen Lippen und den Schneckenaugen?“ Die Situation wird immer enger und ich finde keine Möglichkeit aus ihr heraus zu kommen. Warum quält sie mich so? „Du willst mich bestimmt küssen!“ ,äußerst sie. „Jeder Junge will mich küssen.“ Sie kommt ganz nah an mich heran und sieht mir in die Augen. Sie hält mich fest, nur mit ihrem Blick. Meine Hände schwitzen und ich muss vor Nervosität laut lachen. „Blöder Kerl.“ ,ruft sie aus und läuft weg. Ich ärgere mich über meine Dummheit. Aber gleichzeitig bin ich froh. Was, wenn ich mich ganz ungeschickt angestellt, oder schlimmer noch, wenn uns jemand gesehen hätte. Dann, wäre es mir schlecht ergangen. In einen Sack würden sie mich gesteckt haben und im Fluss am HOLY GROUND ertränken. Dann wär`s aus gewesen mit Robinson und dem geschnitzten Pferd für Washington. Mit dem Wiedersehen von Le Roux, Sara und Bojangles. Als Geist hätt` ich mich dann rum getrieben und alle zum Fürchten gebracht. Es beginnt zu regnen und ich verkrieche mich in meinem Unterschlupf. Im schwachen Licht der Kerze lese ich weiter, aber immer wieder kommt mir das Verhalten von Ann-Sophie in den Sinn. Merkwürdig, das sie mich küssen will. Mag sie schwarze Jungs? Mag sie mich? Mama sagt immer: „Schwarz sein ist, wie in der Nacht spazieren gehen. Man ist nie sicher, ob ein Wolf oder ein Bär in der Nähe ist, der uns in Stücke reißt.“ Ich lege mein Buch zur Seite und schnitze weiter an dem Pferd. Es sieht schön aus. Da wird Washington sich freuen. Der Regen lässt nach und ich höre Hufgetrappel, das sich langsam nähert. Schnell lösche ich die Kerze. „Wo sind diese schwarzen Schweine?“ ,vernehme ich die Stimme von Master Greenwood „Der Regen verwischt die Spuren, Sir.“ erklärt Thomas Pain. „Aber wohin fliehen sie?“ ruft er ärgerlich. „In den Norden. Sie wollen in den Norden, um zu ihren Nigger Freunden zu kommen.“ ,meint Thomas Pain. „Diese verdammten Schweine. Wenn ich sie finde ziehe ich ihnen die Haut ab.“ ,schreit er. „Wo ist ihr Sohn, Hamilton, Sir?“ „Hab` ihn wieder zu seinen Nigger Freunden nach Harvard geschickt. Soll er sich da erst mal die Hörner abstoßen. Aber Gnade ihm Gott, wenn er es zu toll mit diesen Hurensöhnen treibt.“ Ich mache mich klein und mein ganzer Körper zittert vor Schrecken, der mir in die Glieder fährt und mich fest umklammert hält. Sie reiten im Galopp davon. Ich kann mich nicht bewegen. Bin starr vor Angst. Der Wind wird stärker. Oben in den Wipfeln der Bäume zerrt er an den Ästen. Ein Sturm zieht über das Land. Regen prasselt auf die Erde. Der HOLY GROUND verwandelt sich in etwas Schlammiges. Etwas Gefährliches. Der kleine Fluss, den alle nur Sweetwater nennen, tritt über die Ufer. Langsam. Unaufhaltsam. Ganz nah kriecht er an meine Höhle heran. Das Grollen des Donners in der Ferne ist wie der Prankenhieb eines furchtbaren Ungeheuers. Ich denke an Robinson und seinen treuen, schwarzen Begleiter Freitag. Ob sie auch Angst vor der Natur hatten. Ich schäme mich ein bisschen, das ich keine Stärke in mir fühlen kann. Bin ein Feigling, der sich versteckt. Mit dem ersten Blitz rutschen zwei Gestalten über den Schlick, direkt in meine kleine Behausung. Es sind Jefferson und Madison. Ihre Augen sind geweitet. Ich sehe, wie ihre Münder sich öffnen, aber ich höre sie nicht. Die Zeit steht für einen Moment still. Ich sehe in das Auge des Sturms. Ich lächle, weil alles so friedlich ist. So als hätte Gott die Erde geküsst und den Menschen Frieden gebracht. Doch dann komme ich zurück in das Jetzt. In meine Wirklichkeit. „Ihr müsst nach Norden!“ ,schreie ich. „Hier ist Brot. Das ist alles was ich habe.“ Sie schauen mich nur an, doch in diesem Blick ist alles. Dann sind sie fort. Die Stunden vergehen. Ich zittere vor Kälte. Der neue Morgen beginnt und die Sonne strahlt mit ganzer Kraft auf mich herab. Langsam trocknen meine Sachen. Etwas später höre ich Thomas Pain und Master Greenwood auf ihren Pferden. Ich sollte mich verstecken, doch ich bleibe einfach auf dem Hügel hocken. Sie sitzen ab und binden ihre Pferde an einen Baum. Der Boden ist noch immer glitschig und aufgeweicht. „Was machst du hier Junge? Hast du eine Besorgung zu machen? Wo ist deine Plakette?“ ,fragt Mr. Pain. „Ich habe mich verlaufen.“ ,lüge ich. Vielleicht hoffe ich, doch noch mal davon zu kommen, aber Pain packt mich und zerrt mich zum Fluss. Er drückt meinen Kopf unter Wasser. Dann reißt er mich nach oben und wirft mich auf den Rücken. Sein Fuß auf meiner Brust ist schwer und schmerzhaft. „Wo sind sie?“ ,meldet sich der Master zu Wort. „Wer denn?“ ,keuche ich. „Die Nigger!“ ,schreit der Master. „Die Drecks Nigger!“ „Ich war die ganze Zeit allein.“ ,sage ich. Mr. Pain reißt mich nach oben und schlägt mir mit der Faust ins Gesicht. Und dann noch mal und noch mal. Das warme Blut mischt sich mit dem Flusswasser auf meiner Haut. Sweetwater. Er legt seine dünnen Finger um meinen Hals und beginnt mich zu würgen. Ganz langsam. Ich sehe ihm an, das es ihm Vergnügen bereitet. Er lacht. Mit letzter Kraft, greife ich nach einem Stein und schlage damit zu. Er jault auf. Ich krieche auf den kleinen Hügel über meiner Höhle. „Ja. Sie waren hier, aber jetzt sind sie weg. In Richtung Meriwether Ranch. Dort wollen sie alle Weißen erschlagen und ich hoffe das sie jeden Totschlagen den sie dort finden.“ ,kreische ich völlig außer mir. „Aber das ergibt keinen Sinn Sir. Die Ranch liegt in südwestlicher Richtung.“ „Wer weiß schon, was in so einem Nigger Schädel vorgeht.“ ,sagt der Master. „Den Jungen nehmen wir mit.“ ,setzt er noch hinzu. Mr. Pain bindet meine Hände mit dem Lasso zusammen und befestigt sie am Sattelknauf von Master Greenwood. Das Seil strafft sich. Langsam dreht er seinen Oberkörper und schaut mir ins Gesicht: „Lust auf eine kleine Rutschpartie?“ ,fragt er lächelnd. Kurz darauf gibt er dem Pferd die Sporen. Die ersten paar Meter versuche ich noch mitzuhalten, doch dann gehe ich zu Boden und werde hinterher geschleift. Mein Körper rutscht über den Schlick, wie Kufen über das Eis. Aber dann lässt mich der Master durch die Dornenhecke ziehen und über Äste, die mir das Gesicht zerkratzen. Er lacht dabei und freut sich, das sein Pferd so kräftig ist. Mein Körper schlägt gegen einen Felsen. Ich spüre, wie die Rippen brechen. Mein Arm verhakt sich hinter einem Baum und wird abgerissen. Ich merke es nicht einmal. Ich knalle weiter gegen Stämme und Steine. Es ist jedes mal ein dumpfer Ruck, aber Schmerzen spüre ich nicht mehr. Jetzt wird es leicht. Stille. Dann ist es endlich vorbei. Der Master steigt von seinem Pferd und streichelt es. „Ich bin doch auch ein Mensch.“ ,sage ich langsam. Der Master kommt ganz nah an mein Ohr und flüstert: „Du bist das, was ich dir erlaube zu sein, Nigger.“ Am 12. April 1861 beginnt der amerikanische Bürgerkrieg, in dessen Verlauf der Süden verliert und alle Sklaven frei gelassen werden. Alle? Jimmy ist nicht dabei, der liegt unter einem kleinen Hügel in der Erde und verrottet. Auf seinem Grab steckt ein grob zusammengezimmertes Holzkreuz. Wenn der Tag anbricht steht Washington davor und hält das geschnitzte Pferd, zitternd in der Hand. q Wenn der Tag anbricht und Nebel über die Baumwollfelder kriecht, stehen sie immer noch da draußen. Die Geister. Und pflücken sich die Hände blutig. Oktober 2020 von Axel Bruss
  11. Wunder... Fasst so sanft ihren Leib. Erwarten Beide das soweit. Erlebnis ihr ihn zu sehen, der sich übt im verstehen. Sind sich Beide so sehr nah, denn es wird ein Wunder wahr. ernd Tunn-Tetje
  12. Axel

    Der Wiedergänger

    Der Wiedergänger Ich erwache mit einem dumpfen Gefühl im Kopf. Mir ist weder warm noch kalt, aber ich spüre einen schalen, widerwärtigen Geschmack im Mund. Meine geöffneten Augen vernehmen kein Licht und kein Geräusch. Eine alles umfassende Stille hüllt mich ein. Ich versuche mich daran zu erinnern, was gestern passiert ist. Es fällt mir nicht mehr ein. Bin ich einer Arbeit nachgegangen? Stopfte ich Corn Flakes in meinen Mund? Habe ich mit meiner Frau zu Abend gegessen? Lachte ich über Witze unter der Gürtellinie? Und, wer zum Teufel, bin ich eigentlich? Es gibt keine Antworten auf diese Fragen. Ich versuche meine Finger zu bewegen, aber auch das geht nicht. Also liege ich einfach da, wo ich liege und denke an Gott. Ist wohl das einzig vernünftige, das ich in einer Situation, wie dieser machen kann. Überlege mir, wie es wäre mit Gott in einer Kneipe zu sitzen und solange zu trinken, bis er besoffen vom Stuhl rutscht. Dann, wenn er da unten liegt, frage ich ihn, warum er so ein Langweiler ist und immer alles gleich persönlich nimmt. Ach so, und weil ich grad dabei bin, würde ich ihn natürlich auch nach Jesus fragen, seinen Sohn, und wieso er ihn am Kreuz hat sterben lassen uuuuuuuuund warum er die Stadt Sodom dem Erdboden gleich gemacht hat, wo das doch der einzige Ort auf der Erde war, wo man Spaß haben konnte. Ich denke nach, wie das so damals war: Gott kam also eines Nachts, es war so gegen halb zwölf, auf die Erde, um Abraham zu besuchen und damit ihn keiner erkennt, hat er sich verkleidet. Er tut so, als wäre er drei Engel. Richtig Leute. Nicht ein Engel. Nein. Es mussten gleich drei sein. Das fand ich schon ganz schön schräg und irgendwie auch sehr angeberisch. Er eröffnet ihm das er Sodom und Gomorra wohl vernichten müsse, weil die Leute in der Stadt nicht mehr an ihn glaubten und allerlei liederliches Zeug trieben. Abraham sagte darauf, das das ja jetzt doch ganz schön überzogen wäre und außerdem würde sein Neffe Lot in Sodom wohnen und ihm Geld schulden, das er dann wohl abschreiben könnte. Naja, die Worte flogen hin und her und Gott meinte schließlich, das sie Lot und seine Familie da raus holen dürften und wenn sie weitere neun gottesfürchtige Männer dort finden würden, könnte er sich vorstellen die Stadt zu verschonen. Aber Gott fand dann auf die Schnelle keine, holte aber Lot und seine Familie raus, aber weil die Frau von Lot eine von der nervigen, keifende Sorte war, sagte er: „Jo, Honey. Du darfst auf keinen Fall zurückschauen, weil ich dich sonst in eine Salzsäule verwandle.“ Das war natürlich ganz schön schlau von ihm, weil, wenn du jemanden sagst, schau jetzt nicht dahin, es das erste ist , was die Person macht. Lots Frau versteinerte und er musste sich mit seinen Töchtern allein durchschlagen und die kamen nach ihrer Mutter. Statt froh zu sein, mit dem Leben davon gekommen zu sein, jammerten sie die ganze Zeit. Das Leben sei öde und in der Höhle in der sie hausten gab es nicht mal fließend Wasser und keine Männer zum Heiraten. Ich kann mich nicht mehr an das Ende erinnern, aber vielleicht war es mir ähnlich, wie Lot ergangen und ich war nun der einzige Überlebende einer fürchterlichen Katastrophe. Wie sagte Jesus? „Und es wird ebenso sein, wie es zur Zeit des Lot war: Sie aßen und tranken, kauften und verkauften, pflanzten und bauten. Aber an dem Tag, als Lot Sodom verließ, regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel und alle kamen um. Ebenso wird es an dem Tag sein, an dem sich der Menschensohn offenbart.“ Kann doch sein. Jesus offenbarte sich und Bäng. In diesem Moment höre ich das Knarrende öffnen einer Tür. „Mann Alter, wie oft hab ich dir gesagt du sollst diese Scheiß Tür ölen?“ ,meckert eine dunkle Stimme. „Nicht oft genug, denn sie quietscht immer noch.“ entgegnet eine andere nervende Stimme. „Wie viel kalte Zugänge haben wir heute?“ „Nur einen. 36 Jahre alt. Mittlere Statur. Schöne Zähne. Blaue Augen. Sieht gut aus. Ist einfach umgekippt. Exitus.“ „Name.“ „Freeman. Angus Freeman.“ „Ernsthaft. Der Typ hat den gleichen Vornamen wie der Gitarrist von dieser Hardrock Band.“ „Genau. Highway to Hell. Alter.“ „Das ist witzig. Zieh ihn mal raus.“ Ich schließe vorsichtshalber die Augen. „Mann, du hast recht. Der sieht gut aus. Könnte ein Model gewesen sein, oder Pornodarsteller.“ „Ja. Eine Schade das er tot ist.“ „Wie jetzt: Tot?“ ,denke ich. Sie greifen an mein Gesicht und ziehen meine Kinnlade nach unten. „Schau dir diese Zähne an.“ Um diese Vollhirnis auseinander zu halten, gebe ich ihnen Namen: BEAVIS & BUTT-HEAD BEAVIS: „Ja, Mann. Richtig schön. Und ganz gerade. Scheiße ich wünschte ich könnte sie rausnehmen und bei mir einsetzen.“ BUTT-HEAD: „Versuch`s doch einfach Alter. Und dann machen wir ihn fertig zum Verbrennen. Es wurden keine Angehörigen gefunden.“ BEAVIS: „Alter, Ich hab Bock auf was Kühles an meinen Lippen. Wir gehen ins > Magic Hole < und sehen uns die Titten von Jackie an. Dann kommen wir zurück und schieben ihn in den Backofen. Merkt doch keiner.“ BUTT-HEAD: „Ne´ Mann. Ich weiß nicht.“ BEAVIS: „ Doch das wird geil. Ich lad dich ein.“ BUTT-HEAD: „Ok.“ Sie gehen hinaus. Ich höre ihre Schritte und die knarrende Tür. BEAVIS: „Alter kannst du mir was leihen? Bin grad` knapp bei Kasse.“ BUTT-HEAD: „Du Penner. Ich denk` du lädst mich ein.“ BEAVIS: „Na klar Alter. Kriegst du doch wieder.“ Dann schließt sich die Tür und ich bin wieder allein. Die Deppen haben mich nicht in die Kühlung zurückgeschoben. Ich öffne die Augen und schaue mich um: Ein kahler, weißer Raum. Direkt vor mir die Metalltür, mit großer Glasscheibe. Auf den anderen drei Seiten sind Einschübe, die wie Aktenschränke für Riesen aussehen. Dahinter befinden sich die gekühlten Leichen. Mein Blick geht zur Decke. Neonröhren geben dem Raum einen frostigen Anstrich. Wie lange bleiben BEAVIS & BUTT-HEAD weg? Was werden sie mit Jackie alles anstellen? Warum gerade ich? Ist das die Strafe Gottes für meine unreinen Gedanken? „Was für eine Scheiße.“ krächze ich. Reden geht also. Na gut. Und jetzt? Ein Rumpeln im Flur. Die beiden Hohlbirnen sind wieder da. BUTT-HEAD: „Ich habe doch gesagt die Alte hat nicht alle Latten am Zaun.“ BEAVIS: „Woher sollte ich denn wissen, das sie bei der Polizei in der Rechtsmedizin arbeitet?“ BUTT-HEAD: „Alter, weil ich`s dir gesagt hab`. Ich hab`s dir gesagt. Mann.“ BEAVIS: „Ja, aber ich wusste nicht, das du es auch so meinst.“ Mittlerweile stehen sie wieder im Raum. Ich rolle mit den Augen und sage: „Leute. Könntet ihr mal eure Fressen halten. Das nervt.“ Ihr Schrei hallt durch den Gang. Sie wollen flüchten, aber stolpern über ihre eigenen Füße. „Freunde. Ich bin nicht tot.“ ,presse ich hervor. Don Quijote und Sancho Panza rappeln sich auf. So viel Dummheit auf einen Haufen und selbst für den gutmütigsten Menschen schwer zu ertragen. BEAVIS: „Alter!“ BUTT-HEAD: „Genau!“ „Helft mir mal auf.“ ,sage ich. Die beiden Vollpfosten richten mich auf und brechen mir den kleinen Finger der rechten Hand. Ich spüre es nicht. BEAVIS: „Oh Scheiße, Alter. Tut mir leid.“ BUTT-HEAD: „Hey Bruder. Du bist eiskalt.Und einen Puls merke ich auch nicht.“ BEAVIS: „Alter bleib bei ihm, ich hol Jackie.“ BUTT-HEAD: „Bist du bekloppt. Die ist total verrückt, die wollte uns hochnehmen, wegen ein paar Gramm Marihuana und hat sich dann kaputtgelacht als wir alles in unsere Nasenlöcher stopften, um keine Spuren zu hinterlassen.“ BEAVIS: „Ja, aber dann war es auch wieder nett, als sie uns die Handschellen abnahm und uns eine Line Koks anbot.“ BUTT-HEAD: „Ja stimmt. Ok, gehen wir.“ Sie lassen meinen Körper auf die Metallpritsche knallen und bevor ich auch nur: Ut trudi in a frigus locus. sagen kann, sind sie aus der Tür verschwunden. Was für Hornochsen! Während ich eine ganze Zeit so sinnlos daliege, spüre ich, wie Signale von irgendwoher in meine Hand gesendet werden und ich meinen Mittelfinger bewegen kann. Gott hat mich also noch nicht ganz verlassen. Vorsichtshalber schließe ich meinen Frieden mit ihm und bete 3 Ave Maria. Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir. Du bist gebenedeit unter den Frauen, und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus. So, das habe ich erledigt und sogleich kann ich meine komplette Hand bewegen. Ich überlege kurz mir einen runter zu holen, um der alten Zeiten willen, lasse es aber, um zu sehen was Jackie für eine Schnalle ist. Ein Song kommt mir in den Sinn: „Nobody knows, the trouble I`ve seen. Nobody knows, but Jesus. Nobody knows the trouble I`ve seen. Glory Halleluja.“ Ich singe ihn 20 mal hintereinander, um meine Stimme zu trainieren. Nach langer, langer Zeit, ich kann mittlerweile beide Arme und Hände bewegen, kommen die beiden Spacko`s, mit Jackie im Schlepptau, wieder. Und sie sieht tatsächlich Hammer aus. Meine Fresse. Platinblonde, kurze Haare. So ein modischer Bob-Schnitt. Ein kleiner brauner Leberfleck links oberhalb der vollen Oberlippe. Der Mund ist knallrot angemalt. Ihre Haut ist blass, aber das bringt ihre strahlenden, blauen Augen umso mehr zur Geltung. Ihre kurvenreiche Figur ist, wie die Fahrt auf einer Achterbahn. Der Magen rutscht nach oben und die Haare stehen zu Berge. Ich spüre ein leichtes Kribbeln in bestimmten Regionen meines Körpers und kurz darauf kehrt die Vitalität in meine Glieder zurück und ich setze mich behäbig auf. „Tja, Honey.“ ,sagt sie und setzt sich neben mich. „Dann lass uns mal schauen, was mit dir los ist. Also du bist reichlich verwirrt und du hast auch allen Grund dazu, denn, Sweety, du hast keinen Puls und dein Herz macht keinen einzigen Schlag.“ „Ach, du Scheiße.“ ,entfährt es mir. „Genau Honey. So sehe ich das auch. Du bist das, was wir in Fachkreisen einen Wiedergänger nennen.“ „Einen Wiedergänger? Ach, du Scheiße.“ ,rufe ich aus und würde schwitzen, wenn ich es könnte. BEAVIS: „Ich hab`s gleich gewußt, Alter. Der Mann ist ein Zombie.“ BUTT-HEAD: „Ne, Mann. Eindeutig ein Vampir.“ „Weder das eine noch das Andere. Er reißt den Lebenden nicht das Fleisch von den Knochen und er trinkt kein Blut.“ ,mischt sich Jacky ein. „Er ist gestorben und aus einem unbekannten Grund in seinen toten Körper zurückgekehrt.“ BEAVIS: „Aber dann hat er bestimmt eine Superkraft. Fliegen oder mit den Augen Stahl schmelzen.“ BUTT-HEAD: „Du bist so ein Spatzenhirn. Er ist tot. Der kann nur mit seinem Blick die Lebenskraft aus den Menschen saugen und sie so altern lassen.“ „Ihr seid die zwei größten Gonzo Knallchargen, die mir je untergekommen sind und ich habe eine Menge von euch Flietzpiepen in meinem Job bei der Polizei gesehen.“ ,bemerkt Jackie, während sie aus einem Glasröhrchen, das sie aus der super engen Jeans hervorzaubert, eine Line Koks auf dem Blech neben mir zieht und sich das ganze Zeug mit einem Ruck durch die Nase saugt. Süß, wie die kleinen hellen Partikel an ihrer Nase kleben und ich sofort an weiße Weihnachten denken muss. Mir wird das Ganze ein bisschen zu skurril, also stehe ich auf und verabschiede mich mit einer eleganten Handbewegung in der ich so tue, als würde ich mir an die Hutkrempe tippen. „Jo, Sweetheart. Wir sehen uns, aber bevor du gehst, solltest du dir etwas suchen, um deine Blässe zu bedecken.“ ,lächelt Jackie. Erst da bemerke ich das ich vollkommen nackt bin. BEAVIS: „Wir besorgen dir Klamotten, Alter. Was modisch extravagantes.“ BUTT-HEAD: „Aber, so was von.“ Und schon sind sie aus der Tür. „Und wir zwei Hübschen checken mal, ob du dich an irgendetwas erinnern kannst.“ ,sagt sie. „Mir fällt ein, das ich um Mitternacht an einem Bahnhof stand und immer zur Uhr geschaut habe. So, als würde ich auf jemanden warten.“ „Hattest du was dabei?“ „Ja, ein Päckchen. Nein. Eine kleine Holzkiste mit Schnitzereien. Verschlossen.“ „Was war drin?“ „Ich erinnere mich nicht.“ „Warst du verheiratet, oder in einer Beziehung.“ „Ich glaube ich war ein ziemlicher Sack. Frauen finde ich geil, eroberungs- und anbetungswürdig, aber ich war nie bereit sie an mich ran zulassen.“ „Nun ja, das gilt für die meisten Männer, also nichts was du extra erwähnen müsstest. Gab es eine Bestimmte die du unglücklich gemacht hast?“ „Mir fällt nur ein Name ein: Claudia.“ In diesem Moment kommen die beiden Schafsnasen zurück. In der Hand ein großes Paket. BEAVIS: „Du wirst zufrieden sein.“ BUTT-HEAD: „Nicht nur zufrieden. Begeistert. Wir waren in diesem Laden. Wie hieß der noch?“ BEAVIS: „The Grinch!“ BUTT-HEAD: „Richtig. The Grinch. Mann, die haben so coole Sachen!“ Sie reißen das Papier von dem Paket herunter und ein Clowns Kostüm kommt zum Vorschein. BEAVIS: „Zieh`s an. Los zieh`s an.“ BUTT-HEAD: „Du wirst Hammer darin aussehen.“ „Ja, zieh es an. Das ist genau deine Größe. Damit kannst du dich wirklich überall sehen lassen.“ ,schmunzelt Jackie. BUTT-HEAD gestikuliert wild mit dem linken Arm. So, als wolle er sich im Unterricht melden. BUTT-HEAD: „Mach deine Hitler Parodie, BEAVIS. Darin bist du großartig.“ Dieser holt einen schwarzen Kamm aus seiner Tasche und hält ihn senkrecht unter die Nase. Dann schlägt er die Hacken zusammen und lässt den rechten Arm zum Hitlergruß nach oben schnellen. Während er das tut redet er wie der Führer. „Kameraden! Wir sind hier zusammengekommen, um dem Einzigen und wahren Gott zu huldigen. MIR! Die Welt hat endlich erkannt, das es nur Erlösung erlangen kann, wenn Das Alte verbrannt wird.“ BUTT-HEAD klatscht begeistert Beifall. Jackie und ich schauen uns nur und rollen mit den Augen. BEAVIS: „Das war super. Oder?“ „Ja. Super Scheiße.“ ,sage ich trocken. BEAVIS: „Dann können wir ja auch gehen.“ „Reisende soll man nicht aufhalten.“ ,gebe ich weiter. BEAVIS: „Dann such dir aber auch einen anderen der dich wäscht und in den Ofen schiebt.“ Sie gehen und knallen die Tür hinter sich zu. „Dann schiebe ich mich eben selbst in den Ofen!!!“ ,schreie ich ihnen hinterher. „Wir besuchen einen Freund. Zieh dich an.“ ,befiehlt Jackie. Ich schlüpfe in das Clowns Kostüm, das die beiden anderen Clowns angeschleppt haben und ich sehe darin aus, wie ein Clown. Scheiße! Wir gehen die Adenauer Allee entlang, die mir irgendwie bekannt vor kommt. „Wie heißt der Typ?“ ,frage ich Jackie. „Adenauer.“ „Echt jetzt?“ „Ja.“ Ich mag ja schräg drauf sein, aber diese Jackie kommt mir auch merkwürdig vor. Da es kurz vor Mitternacht ist, sind nicht viele Menschen auf der Straße. Der Vollmond knallt uns sein Licht genau ins Gesicht und ich entdecke, das sie unter der Zentimeter dicken Schminkschicht sicher recht hübsch ist. Am liebsten würde ich das ganze Zeug mit einem Spachtel runter holen. „Ich würde dich gern ohne den Lippenstift küssen.“ ,sage ich zärtlich zu ihr. „Und ich würde gern mit Nils Holgersson zum Mond fliegen, aber das wird auch nie passieren.“ ,erklärt sie. Wir latschen weiter durch die Nacht. Das Gehen ist schwierig, weil ich riesige rote Clownsschuhe an den Füßen habe. Immer wieder komme ich ins Straucheln. Finde es immer noch merkwürdig tot zu sein. Wir kommen an Hennes & Mauritz vorbei und im Schaufenster sehe ich das erste mal mein Gesicht. Scheiße, sehe ich gut aus. Jetzt noch coole Klamotten und ich bin nicht mehr zu halten. Der nächste Laden heißt Dressman. Ich werfe die riesige Scheibe mit einem Stein ein und klaue die Schaufensterpuppe. Instinktiv beginnen wir zu laufen. Immer die Adenauer runter, bis zur Ecke. Dort stehen wir vor brüchigen Steintreppen, die nach oben zu einer grünen, alten Tür führen. Wir klingeln. Sofort geht der Summer an und wir öffnen die Tür. Rauf in den 7. Stock. Kein Fahrstuhl. Kein Licht. Oben erwartet uns ein kleiner hutzeliger Zwerg, der auf einen Stock gestützt, unverständliche Dinge vor sich hin brabbelt. „Das ist Adenauer.“ ,sagt Jackie. „Sieht gut aus.“ ,meint Adenauer. „Danke.“ ,raune ich in die abgestandene Flurluft und bin gerührt über den guten Geschmack des Zwerges. „Ich meine nicht dich, du hässliche Vogelscheuche, sondern die Puppe unter deinem Arm.“ „Sei friedlich Ad. Das ist ein Freund. Hab ihn bei den beiden Vollidioten in der Kühlbox gefunden.“ ,erklärt Jackie. „Ahhhhhhhhh. Soso. Kommt rein. Entschuldigt meine Unordnung. Der Postmann hat noch nicht geklingelt.“ Alles klar, denke ich so bei mir. Wieder einer der nicht alle Latten am Zaun hat. Ich tausche mit der Puppe die Sachen und fühle mich sehr wohl darin. Ein schwarzer Anzug. Schwarzes Hemd. Manschettenknöpfe aus Perlmutt. Weiße Seidenkrawatte. Schwarze Schuhe. Vor dem Spiegel kämme ich meine Haare und endlich kommt ein Teil meiner Erinnerungen zurück: „Ein Penthouse. Riesiges Wohnzimmer. Pool auf dem Balkon. Atemberaubender Blick über die Stadt. Seidentapeten, mit einem zeitlosen Muster an den Wänden. Teure Weine in den Regalen, neben der Bar. Luxuriöses Mobiliar. Edelhölzer. Aus Japan importiert. Wechselnde, wunderschöne Frauen. Meistens blond. Meistens dumm. Eine Schatulle auf dem Tisch neben dem großen Bett. Darin Kokain. Marihuana. Speed. Ecstasy. LSD. Crack. Ritalin. Herion. Opium. Chrystal. Mescalin und Apfelkorn. Dealer? Konsument? Beides?“ ,sage ich. „Auf jeden Fall Arschloch!“ ,meint Adenauer, der sich am Hintern kratzt und ansonsten sehr uninteressiert klingt. „Die letzte Erinnerung, mein Junge. Die Letzte.“ ,fährt Faltenjoe fort. Diese Mumie mit ihrem Krückstock nervt mich total. Am liebsten würde ich ihm sein zahnloses Maul stopfen und ihn ein oder zwei Arme abreißen, stattdessen sagte ich: „Ich stehe allein in der Küche und bereite meinen abendlichen Cocktail aus Aufputschmitteln und Kokain zu. Ich singe leise ein Lied von den Beatles: Day after day alone on a hill. The man with the foolish grin is keeping perfectly still, but nobody wants to know him.... ------------ Ein Geräusch aus dem Wohnzimmer erregt meine Aufmerksamkeit. Zwei Stimmen unterhalten sich. Erst ist es nur Gemurmel. Nein, eher ein Rauschen. Ich versuche die Situation zu verstehen, aber es gelingt mir nicht. Aus der Schublade nehme ich die vergoldete Smith & Wesson. Sie ist geladen. Ich schleiche mich zur Tür. >Wir erledigen ihn gleich hier.< höre ich ganz entfernt. >Aber ich schleppe ihn nicht zur Truhe.< >Wer sonst? Du bist dran. Ich hab den Letzten in die Kiste gelegt.< Ich überlege, ob ich es mit der Party gestern übertrieben habe und das LSD in meinem Körper weiter ihr Unwesen reibt. Mit vorgehaltenem Revolver schleiche ich in das dunkle Wohnzimmer und sehe gerade noch, wie der Baseball Schläger, mit der Signatur von Babe Ruth auf meinen Schädel knallt. Dann gehen die Lichter aus.“ Mit einem mal spüre ich eine totale Erschöpfung. Die Müdigkeit zieht meinen Körper in ein tiefes schwarzes Loch. Noch wehre ich mich dagegen und versuche mit aller Gewalt wach zu bleiben. Aber es ist sinnlos. Meine Beine knicken weg und ich setze mich in meinen Kaschmir Sessel aus Afrika Komisch, das mir immer gleich das Herstellungsland in den Sinn kommt. Der Whisky in meiner Hand hat die richtige Temperatur. Ich denke an den Strand. Fühle den weißen, warmen Sand unter meinen Füssen. Kleine rote Ameisen marschieren über meinen Arm. Elefanten schweben in kurzen Röcken über den Victoriasee. Dann gleite ich über einen schneebedeckten Hügel des Kilimandscharo ins Tal und schlafe ein. ö Ich erwache mit einem dumpfen Gefühl. Mir ist weder warm noch kalt, aber ich spürte einen schalen, widerwärtigen Geschmack im Mund. Ich sitze noch immer in dem Sessel. Ein Rabe hockt auf dem Fenstersims und starrt mich an. Meine Hand am Herzen spürt immer noch keinen Schlag. Schade. Immer noch tot. Scheiße. „Hi. Da bist du ja wieder. 12 Stunden warst du weg.“ ,flüstert Jackie. „Er ist nicht zu gebrauchen!“ ,stellt Adenauer fest. Mir platzen ein paar Äderchen an der Fußsohle und ich schreie: „Du kleiner Pisser, hältst jetzt mal die Fresse. WAS SOLL ICH HIER?“ „Wir sind ein geheimer Orden: Kinder der Morgenröte.“ ,raunt Jackie mir zu. Stille. Sie schmerzt. The Sound of Silence. Ich fülle die Leere mit einem Lachen... ...und mein Lachen ist ein Stein, das den Berg hinunter rollt. Es nimmt kleine Kiesel und Felstrümmer mit. Es wächst. Wird zu einem Erdrutsch. Einer Lawine. Einem Gipfel der sich auflöst. So, wie ich mich auflöse und wieder zusammen setze. „Kinder der Morgenröte? Geheimer Orden? Adenauer? Ihr seid alle Wiedergänger? Ja, das macht schon irgendwie total Sinn.“ ,sage ich ganz ruhig, um sie dann anzuschreien: „Wollt ihr mich verarschen, ihr blöden Wichser.“ „Ich kann verstehen, das das alles ein bisschen zu viel für dich ist.“ ,säuselt Jackie, die ich jetzt gar nicht mehr so sexy finde. „Als nächstes erzählst du mir wahrscheinlich, das es noch mehr von uns gibt und ihr die Weltherrschaft an euch reißen wollt.“ „Genau.“ ,mischt sich Adenauer in unser Gespräch ein. Es reicht. Sämtliche Sicherungen fliegen aus meinem System. Ich springe auf, reiße der Schaufensterpuppe den rechten Arm aus Vollholz aus dem Gelenk und schlage ihm damit auf den Schädel. Die eine Seite vom Kopf platzt weg. Es staubt und etwas vertrocknetes plumpst auf den Boden. Könnte sein Gehirn sein. „Tja, Addi! Da staunst du aber! Wer hat jetzt das letzte Wort, Arschloch?“ „Scheiße. Schau dir an, was du gemacht hast. Wie soll ich das verdecken?“ stöhnt Adenauer genervt. Der Sack ist nicht umzubringen. Mann. Logisch. Wie willst du jemanden umbringen, der schon tot ist? „Also Jack. Jetzt lass doch diese Albernheiten.“ bittet mich Jackie. Und mit einem Mal ist alles wieder da. Ich bin Jack. „Jetzt weiß ich wieder wer du bist? Wir trafen uns an meinem letzten Abend unter den Lebenden auf auf dem Balkon. Ich balancierte auf dem Geländer und du bist ohne Angst auch hinauf geklettert, um mir Gesellschaft zu leisten. Es war das beste Gespräch das ich je hatte. Wir sprachen über Gott und Liebe. Über die Sonne und den Wind und den Penner an der Bar, der in den Eiswürfeleimer gekotzt hatte. Du sagtest der Tod ist nicht das Ende und ich lachte und meinte, wenn das so ist, sollte ich mir unbedingt einen neuen Anzug bei Dressman bestellen, denn dieser hätte reichlich Koksflecken.“ „Ja. Und dann bist du weggerutscht und auf den 6 Meter darunterliegenden Balkon geknallt und hast dir das Genick gebrochen und ich hab dich zurückgeholt, weil ich dich brauche.“ ,lächelt Jackie. „Ach ja? Um kleine Untote mit mir zu zeugen?“ „Nein, weil ich dich liebe.“ „Liebe ist doch nur ein Wort. Lügen. Nichts als Lügen. Das ist doch noch so ein Schwindel. Genau, wie der Tod. Damit hast du mir das Einzige genommen, auf das ich mich verlassen konnte. Das nämlich dieser ganze Scheiß irgendwann vorbei ist.“ „Schatz. Es ist nichts vorbei. Es fängt doch grad` erst an.“ ,säuselt Jackie. Mit der flachen Hand schlage ich ihr direkt ins Gesicht. Sie fliegt zur Seite und ich stürme aus Adenauers Einraumwohnungsklo ins Freie. Na wenigstens bin ich gut angezogen und im Vollbesitz meiner Sinne. Zuerst ins > Magic Hole < um BEAVIS & BUTT-HEAD, diese beiden bescheuerten Abdeckstiftbenutzer, so richtig was auf die Fresse zu geben. Zum Strip Lokal führt ein roter Teppich und am Eingang steht ein breitschultriger Kerl in der Ausgehuniform der Navy-Seals. „Guten Abend Sir. Mein Name ist William. Kann ich bitte ihre Einladung sehen? Heute ist Clubtreffen.“ ,spricht er mich höflich an. „Sicher.“ ,gebe ich ebenso verbindlich und zuvorkommend zurück und ramme ihm meine Faust in den Unterleib und das Knie genau zwischen die Augen. „Das nennen wir in unserer Heimat einen Doppelwhopper. Nachschlag nur auf Anfrage.“ ,presse ich zwischen den Lippen hervor. Da William sich auf dem Boden windet steige ich mit einem großen Schritt über ihn hinweg. Heute sind im Club wohl nur die Reichen und die Schönen. Die beiden Knalltüten wirken an der Bar dadurch natürlich noch mehr wie ein Furunkel am Arsch meines Vetters Mütterlicherseits. Leichten Schrittes schlendere ich zu ihnen hinüber und bestelle einen Rob Roy. „Geschüttelt oder gerührt?“ ,fragt mich der Barkeeper und schaut, als wenn er einen köstlichen Witz gemacht hat. „Halt die Fresse.“ ,sage ich nur. Worauf er sich beleidigt verzieht. Am Ende der Bar hockt eine 70 jährige mit schneeweißem Haar. Für einen kleinen Moment ergreift mich Schwindel, weil ich an den Killimanscharo denke und einen Flashback habe. Ihre roten Ohrclips glitzern im Licht. Sie greift in ihre rote Handtasche, holt eine Schlange heraus und legt sie auf den Tresen. Niemand scheint sich daran zu stören. Alle unterhalten sich weiter und schniefen Dope durch die Nase. Ich überlege, wie schön jetzt ein Zug durch die Gemeinde wäre, komme aber wieder zu meinem eigentlichen Ziel zurück und belausche die beiden Intelligenzbestien neben mir. BEAVIS: „Alter. Geil. Heute gibt es keinen mehr Job der erledigt werden muss.“ BUTT-HEAD: „Ja, denn den mit Jack hast du ja versaubeutelt.“ BEAVIS: „Was soll das heißen? Ist doch alles Spitze gelaufen. Erst mal was über den Schädel dann mit dem Impfstoff C/UDV12 impfen und später eintüten.“ BUTT-HEAD: „Ja! Aber, weil du so eine Dumpfnase bist, hast du ihm zuviel C/UDV12 gegeben und er ist nicht mehr aufgewacht.“ BEAVIS: „Doch ist er.“ BUTT-HEAD: „Aber viel zu spät. Deswegen sollten wir ihn ja verbrennen. Und es wäre auch alles Sahne mäßig gelaufen, aber nein, du wolltest ja unbedingt Jackies Titten sehen. Du blöder Sack.“ Ich greife mir mit der linken Hand die Schlange, die sich gerade an meinem Glas vorbei schlängelt. Mit der rechten packe ich den Kopf von BEAVIS und knalle sie auf den Tresen. Dem anderen stopfe ich die Schlange in den Hals und schleife ihn zum Klo. Dort drücke ich auf spülen und verpasse BUTT-HEAD eine Dauerwelle erster Güte. Nachdem er genug Klowasser gesoffen und die Schlange damit runter gespült hat gebe ich ihm mit der Faust eine auf die Stirn und frage: „Du scheinst der Schlauere von euch zu sein. Ich stell die Frage nur einmal: Wer ist der Oberfuzzie von euch Kanalratten?“ BUTT-HEAD: „Das ist der Großmeister.“ „Was soll das heißen? Ich bin hier nicht beim fröhlichen Kinderraten.“ Um das Gesagte zu unterstreichen hebe ich ihn hoch und will ihm seinen Kopf gerade auf das funkgesteuerte Gebläse des Handtrockners schlagen, als mich BEAVIS von hinten wie eine Beutelratte anspringt und mir ein Stück meines rechten Ohres abbeißt. Mit einer schnellen Bewegung greife ich nach hinten und werfe ihn neben seinen Kompagnon. Eine durchdringende Sirene ertönt. BUTT-HEAD: „Wir müssen weg.“ ,ruft er panisch aus. „sonst sind wir am Arsch. BEAVIS: „Wir zeigen dir den Weg hier raus. Schnell!“ Sie öffnen eine Geheimtür hinter dem Stehpissior und wir flüchten durch einen gut beleuchteten, mit weißen Kacheln ausgekleideten Gang in einen Nebenraum und von da ins Freie. Gegenüber gibt es einen Erotikladen mit Zugang zu einer Peepshow. So ruhig wie möglich, gehen wir hinein und tun so, als wären wir drei notgeile Böcke, auf der Suche nach Erleichterung. Die beiden Supertrottel brauchen sich in keiner Weise verstellen. Genauso wenig, wie ich. Halleluja. Ich nähere mich immer weiter dem untersten Niveau. Wir quetschen uns also zu dritt in diese kleine Kabine, umgeben von gebrauchten Papiertüchern und anderen Substanzen, die ich lieber nicht genauer erklären will. „Also ihr zwei Hülsenfrüchte ohne Inhalt, aus welchen Grund seid IHR geflohen?“ ,presse ich mühsam hervor, da BEAVIS mit seinen roten Hackenschuhen,die er der Oma am Tresen abgenommen hat, auf meinen Füssen steht. BEAVIS: „Alter. Wir haben dir von dem Großmeister erzählt. Wir sind erledigt. Es sei denn wir fliehen nach Usbekistan zu meinem Schwager. Der betreibt dort eine Hühnerfarm.“ „Eine Hühnerfarm.“ ,wiederhole ich spöttisch. BEAVIS: „Ja. Mit Gänsen.“ Über soviel Dummheit lässt sich nichts mehr sagen. Außerdem tritt jetzt die leicht bekleidete Dame auf und beginnt sich auf einer rotierenden Scheibe zu rekeln. Da es höchst unerotisch ist, versuche ich den Raum zu verlassen, aber wir sind so in einander verkeilt, das ich nicht weiß wie. BUTT-HEAD: „Alter. Ist das steife Ding an meinem Knie dein Bein?“ BEAVIS: „ Also, mein Bein ist es nicht.“ BUTT-HEAD: „ Das ist ja ekelhaft.“ Endlich kommt Bewegung in die Kabine und wir drängen uns ins Freie. „Also ihr Wichsnasen, wieso helft ihr mir auf einmal?“ ,frage ich genervt. BEAVIS: „Alter. Wenn wir nicht sofort verschwinden, aber in questo Momento, werden wir umgelegt.Sie hacken uns in Stücke und heizen ihre Wohnungen damit.“ BUTT-HEAD: „Genau. Ihre Wohnungen und ihre Kamine.“ BEAVIS: „Und ihre Grills.“ BUTT-HEAD: „Nein die nicht. Das macht doch gar keinen Sinn nicht.“ BEAVIS: „Doppelte Verneinung.“ BUTT-HEAD: „Was?“ BEAVIS: „Das >nicht< hinter dem Sinn. Das macht keinen Sinn.“ Das wird mir langsam zu bunt und ich schlage BEAVIS mit der flachen Hand auf den Hinterkopf. „Also ihr Gipsköpfe. So, wie ich das sehe haben wir zwei Optionen: Erstens > Neue Identitäten und in einem schäbigen Fischerdorf in Kai Pan versauern. Oder Zweitens > Wir legen die Schweine alle um.“ BEAVIS: „Oooooooooooooder wir gehen zurück in den Pornoladen und schauen ob die Ilse heute Dienst hat. Also Peepshow mäßig.“ Innerlich werfe ich meine Arme gen Himmel und rufe alle Götter ,die da so rum schwirren, an und frage, warum gerade ich mit diesen hochgradig debilen Charakteren geschlagen bin? „Auf geht’s! Wir suchen uns ein Versteck und beraten was zu tun ist.“ ,befehle ich. Wir gehen also runter zum Hafen, weil es da die schlimmsten Kaschemmen mit den zwielichtigsten Personen gibt. Auf dem Weg dorthin überfallen wir den dort ansässigen Dealer und klauen ihm einen Beutel Koks und seine ganze Kohle. 25.000.- Dann kehren wir bei Harry`s Haifischbar ein und bestellen eine Cola. Das ist uns dann, aber doch zu auffällig und wir bestellen drei Cola. So! „Bist du Harry?“ ,frage ich so nebenbei, während ich mir eine Havanna anzünde. „Wer will das wissen?“ ,fragt er zurück und wischt den Tisch mit einem Lappen. „Der Mann mit 25.000 guten Gründen.“ „Was will der Mann dafür?“ „Einen Platz, um mit seinen Kumpels in aller Ruhe über das Ende der Welt nachdenken zu können.“ ,flüstere ich mit betont rauchiger Stimme. „Dem Mann kann geholfen werden.“ Er legt seine blutige Schürze auf den Tisch und bedeutet uns, ihm zu folgen. Hinter dem Tresen hat er ein kleines, dreckiges Büro mit einer Schlafcouch. In der Ritze steckt immer noch ein roter Frauenslip und ein roter Damenschuh. Sofort denke ich an die Oma aus dem Club und würde mich gern übergeben, wenn ich nur könnte. In dem, mit dutzenden vergilbten Ordnern, maskierten Raum befindet sich eine Luke. Er öffnet sie und wir steigen hinab. Die eiserne Treppe ist lang. 20 Meter führt sie nach unten und dort eröffnet sich uns eine geräumige Bunkeranlage. Sehr gemütlich. Sehr sauber. Er greift sich den Koffer mit den 25.000 und verzieht sich. Die beiden Gehirn amputierten Volksnarren greifen sich erst mal ein Bier aus dem Kühlschrank und sind bester Laune. So, als wäre nichts geschehen und so als ständen sie nicht auf der Todesliste quasseln sie irgendetwas von Geheimdiensten und das James Bond eine real existierende Person sei. So wie Superman und Abraham Lincoln. Und ich überlege, wieder ein mal, ob Geburtenkontrolle doch eine gute Idee ist. „Das ganze kommt mir spanisch vor.“ ,spreche ich nachdenklich vor mich hin. BEAVIS: „Spanisch find` ich gut. Die Bärbel aus dem Bistro kommt aus Bangladesch. Die ist voll nett.“ BUTT-HEAD: „Mann Alter. Die spricht doch nicht spanisch, sondern Bangladesisch.“ ,meint er stolz und zwinkert mir zu, als wüsste er Bescheid. Ich finde mich damit ab, mit zwei Intelligenzverweigerern den Bunker zu teilen und überlege für mich allein: Der Wirt hat schnell zugegriffen, obwohl er uns gar nicht kannte. Untypisch! Oder kannte er uns doch? Hat er schon vorab Informationen erhalten? Wieso überlässt er uns den Luxus Bunker mit dieser extravaganten Ausstattung? Auf all diese Fragen gibt es nur eine Antwort: Das ist eine Falle!!! Ich nehme den beiden Schwachmaten das Bier aus der Hand. Wir müssen hier raus. Sofort! Ich zerre und schiebe sie zum Ausgang, doch gerade, als wir am Fuß der Leiter sind, öffnet sich die Luke und wir hören die Stimme von Jackie. „Jeder Bunker hat einen zweiten Ausgang. Zurück!!!“ ,flüstere ich. Der Bunker ist riesig und wir suchen den Notausstieg und finden eine Kalaschnikow ak 47. Nagelneu. Besondere Verwendung fand sie im 2. Weltkrieg und wurde hauptsächlich von den Russen verwendet. Es wurden 80 bis 100 Millionen Exemplare davon hergestellt. Eine großartige und robuste Waffe, die selbst unter schwierigen Umständen und widrigen Wetterverhältnissen einwandfrei funktioniert. Genau das, was ich brauche. Ich reiße sie von der Wand und entdecke weitere Knaller die ich in eine schwarze Adidas Tasche, im Vorbeilaufen, stopfe. Handgranaten. Zahlreiche Magazine. Handfeuerwaffen. Blendgranaten. Panzerfäuste. Ein Musketierheft aus dem Jahr 1970 und einen Feuerwerfer. „Junge.“ ,höre ich eine dunkle Stimme mit starkem Akzent. Sie kommt aus dem hinteren Teil des Bunkers von einem Mann der im Campingsessel sitzt. Er steht auf und sagt: „Hier entlang.“ Er öffnet eine Luke, die in einen Gang mündet. Wir schlüpfen hinein und verschließen die Luke von außen. 10 Minuten später befinden wir uns an der Autobahn Richtung Rammelsbach. „Ich bin Michail Timofejewitsch Kalaschnikow und um alle dämlichen Fragen gleich am Anfang zu erledigen. Ja, ich bin der Erfinder der ak 47 und tot und werde seit Jahrzehnten im Bunker gefangen gehalten, um neue Waffen zu entwickeln.“ Das ich tatsächlich einmal meinem Helden aus den Kindertagen begegnen werde, habe ich nie auch nur zu träumen gewagt. Natürlich melden sich auch gleich die beiden Heiopeis zu Wort und ruinieren mir diesen großartigen Augenblick. BEAVIS: „Michail wer?“ BUTT-HEAD: „Kaschmir Alter. Tschuldigung für die Unwissenheit meines Freundes.“ Michail und ich schauen uns nur an. Ja. Blicke sagen manchmal mehr als tausend Worte. Da stehen wir nun. Mitten auf der Johanns Allee. Es ist Nacht. Der Vollmond sieht unecht aus. Wie eine riesige Scheibe aus gelben Papier. Mühsam zurechtgeschnitten und an den Himmel gepappt. Als Gott die Erde schuf hat er bestimmt zu seinen Engeln gesagt: „Jungs. Die Nacht ist finster auf der Erde, wir brauchen etwas Helligkeit. Hat jemand eine Idee?“ „Ich. Ich. Ich.“ ,drängt Gabriel sich in den Vordergrund. „Ja.“ ,spricht Gott mit seiner dunklen Ehrerbietung zollenden Stimme. „Wieso darf Gabriel immer als erster? Das ist doof.“ ,meckert Raphael der Engel mit den längsten Haaren, der sich für einen großen Maler hält. „Warum schneiden wir ihn nicht aus diesem gelben Papier. Das liegt zuhauf noch im Lager?“ ,mischt sich jetzt auch noch Uriel ein. „Bitte, wenn ihr alle so schlau seid, mach ich nicht mehr mit. Offensichtlich will hier niemand meine tolle Idee hören. Aber eins sage ich euch, ab sofort spiele ich meine Harfe allein auf Wolke 7.“ ,mault Gabriel die Anderen an. Gott stöhnt genervt, atmet hörbar aus und sagt: „Also. Uriel. Papier aus Lager holen zurechtschneiden und anbringen.“ „Jawohl, Chef.“ Also eins ist klar. Es spielt keine Rolle, ob du bei der Nasa oder im Himmel bist. Überall gibt es einen Chef. Einen Trottel. Einen Besserwisser und ein Arschloch. Aber zurück zu unserem Elend. Ich hatte sogar zwei Trottel. Vielleicht war ich gar nicht der Chef, sondern auch ein Trottel. Wie, sonst lässt sich diese verfahrene Situation erklären? Rechts ist ein Denkmal vom alten Fritz. Noch so ein Vernichter von Leben und Ressourcen. Spielt keine Rolle, wie sie alle heißen: Alexander der Große. Cäsar. Stalin. Napoleon. Mao. Attila. Dschingis Khan. Xerxes. Obelix. Ach nein, das war was anderes. Es geht immer, um noch mehr Land. Noch mehr Reichtum. Noch mehr Macht. Und natürlich um die folgerichtige Unterdrückung, der zu besiegenden Völker. Also Friedrich jedenfalls, war eigentlich eine arme Sau. Sein Dad, Wilhelm der Erste, hat dafür gesorgt das der Freund von Friedrich hingerichtet wurde. Denn, schwul sein ging leider gar nicht. Da waren Könige und Bettler sich einig. Es sei denn, man war selber vom anderen Ufer. Dann war`s ok. Jedenfalls quälte Wilhelm seinen Sohn wo es nur ging und zwang in in das enge Korsett des Militärs. Friedrich spielte mit und wurde 1740 König. Er schaffte die Folter und die Zensur ab. Das war eine gute Sache, aber dann dachte er sich zu Hause ist es auch langweilig. Immer nur Kartoffeln essen macht auch keinen Spaß und führte zahlreiche Kriege und verheerte das Land. Aus irgendeinem Grund wird er der Große genannt. An seiner Länge kann es nicht gelegen haben Fünf Fuß, zwei Zoll. Also 1,62. An seinem Verhalten auch nicht. Denn er war ein Griesgram erster Güte. Ich glaube die Leute stehen einfach auf erfolgreiche Typen. Egal, wie sie es erreichen. Ich fürchte, das es uns mit den Kinder der Morgenröte auch so ergeht. Plötzlich höre ich eine Stimme aus der Seitenstraße: „Hi Süßer. Wie wär`s?“ „Maggie? Maggie Mae?“ ,frage ich erfreut. „Genau.“ ,lacht sie. Sie nimmt uns mit auf ihr Zimmer. Eine billige Absteige, in einem heruntergekommenen Viertel. Da sitzen wir dann. Es riecht nach Blumen und sie lacht. Bevor sie als Hure gearbeitet hat, war sie Managerin bei Mc Donald. Sie sagt, all das tote Fleisch hätte sie zu sehr deprimiert. Wenn sie wüsste was für Zeiten auf uns zu kommen, würde sie sich wahrscheinlich gleich die Pulsadern aufschneiden. Vorsichtshalber gehe ich zu ihr rüber und küsse sie. Warme Lippen. Ich greife unter ihre linke Brust und spüre den Herzschlag. Alles klar. Sie lebt. Ein leichtes Zittern geht durch ihren Körper. Sie löst sich aus meiner Umarmung und geht zu ihrem Plattenspieler. So ein ganz billiges Ding. Rot. Portabel. Die Boxen lassen über dem Plattenteller befestigen. Sie Legt Summerwind von Sinatra auf. Damit macht sie alles richtig. Sie ist einfach eine liebenswerte Person. Sie wirft mir diesen Blick zu, der mir sagt, das sie mich braucht. Meine Zuneigung. Mein Vertrauen. Meine Liebe. Ich kann ihr nichts von all dem geben. Konnte ich nie. Auch nicht, als ich noch unter den Lebenden weilte. Die Anderen gingen mir echt am Arsch vorbei. Besonders die Frauen. Wenn ich was von ihnen wollte, kamen sie in den Genuss einen Schauspieler vor sich zu haben. Und ich war verdammt gut, wie die meisten Arschlöcher liebte ich nur mich selbst, aber das von ganzem Herzen. Frauen waren für mich nur Mittel zum Zweck. Die meisten konnten mir ohnehin nie das Wasser reichen. Oder war es vielleicht genau umgekehrt? „Erinnerst du dich?“ ,fragt Maggie mit dieser zärtlichen Stimme. „Ja.“ ,lüge ich, um sie nicht zu verletzen. „Du warst der Einzige, der mich nie wie eine Hure oder Heilige behandelt hat.“ ,flüstert sie. Sie setzt sich neben mich und streichelt meinen Nacken. BEAVIS „Alter. Geht`s vielleicht noch schmalziger?“ BUTT-HEAD: „Alter. Das ist Liebe.“ „Ihr seid wirklich die dümmsten Schrottköpfe, die ich je in meinem Leben kennengelernt habe.“ beschwert sich Michail Kalaschnikow. In diesem Moment wird die Tür aufgebrochen und eine Blendgranate setzt uns für einen Moment außer Gefecht. Dann kommt das Schreien und das Chaos. Michail wird der Kopf mit einer Pumpgun weg geschossen. BEAVIS UND BUTTHEAD bilden eine menschliche Mauer um uns zu retten. Vielleicht ist es auch nur Zufall. Sie werden verbrannt. Ich nutze die Sekunden, greife Maggie und stürze mich durch das geschlossene Fenster. Wir fallen aus dem dritten Stock und knallen auf den Asphalt. Sie liegt noch immer benommen in meinem Arm, als ich aufstehe und sie in den Müllcontainer werfe. Im letzten Moment springe ich hinterher. „WO SIND SIE? WOOOOOOOOOOOOOOOOO SIND SIE?“ ,schreit Jackie. In ihrem Tobsuchtsanfall hinein hält ein Wagen. Es ist der Oberfuzzie. Ich überlege, mit einem großartigen Auftritt heraus zuspringen und ihm den Kopf abzureißen. Lasse es dann aber doch, weil ich erstens nicht Godzilla bin und zweitens Maggie sicher danach getötet oder schlimmer noch, infiziert wird. Durch einen Spalt kann ich die Szene genau beobachten: Der Großmeister, ein Kerl mit langem grünen Lodenmantel und schwarzem Biberfell Hut steht breitbeinig, wie eine Giraffe kurz vor dem Pissen, direkt vor Jackie und schaut sie gleichgültig an. Dann greift er mit einer schnellen Bewegung unter seinen Mantel und holt ein Bowie Messer hervor. Damit schneidet er ihr in einer zügigen Bewegung den Kopf ab. Tja, Schlampe. So kann`s gehen. Sie stopfen den Körper in einen Plastiksack. Ist einfach. Kein Blut. Keine Sauerei. Nur ein bisschen Staub. Kurz darauf verlässt der Konvoi die Seitenstraße und bis auf eine Ratte, die mühsam einen toten Vogel hinter sich her zieht, sind wir allein. Maggie kommt zu sich und wir steigen aus dem Müll heraus. Da wir, wie tausend nackte Hyänen stinken folgen, uns 20 Ratten und fletschen ihre Zähne. Nach einem Bad in dem nahen Fluss sind wir sie los. Ich besorge uns richtig geile Klamotten in Bärbels Boutique und lasse ihr den toten Vogel dafür da. Sorry Mr. Rat, aber Eigentum wird überbewertet. In der Nähe gibt es eine Kneipe. The Barber Shop. Dort trifft sich das ganze Gesindel. Hausmütter die sich mit gelegentlichem Beischlaf über Wasser halten. Kleine Dealer, die dem Penner von nebenan die Schuhe für ein paar Cent klauen. Teenager, auf die schiefe Bahn gekommen, im Drogenrausch. Granny`s. Einsam. Abenteuerlustig. Grausam. Immer zu einem Blowjob bereit. Straßenhuren, ohne Träume. Ohne Hoffnung. In einem Leben von Nacht zu Nacht. An der Bar werden zwei Plätze frei. Wir sind weiße Blutkörperchen in einem Meer voller Viren. Schöne Metapher. Ich grinse und freue mich. Eine Nebelmaschine sorgt für die richtige Stimmung, als ein, als Vampir verkleideter Gnom auf dem Tresen tanzt und Blut trinkt. Hoffe das es tatsächlich nur eine Verkleidung ist, da sonst der Glanz aller Vampirfilme hinüber wäre, denn der Zwerg ist im höchsten Maße hässlich und liefert eine jämmerliche Vorstellung ab. „Na Alter. Du siehst aus, als bräuchtest du ´ne richtige Dröhnung.“ ,meint der Wirt. „Nur wenn es das richtige ist.“ ,erkläre ich. „Ich kann dir alles besorgen.“ „C/UDV12.“ ,sage ich. „Alter. Das ist nur für die ganz Beknackten. Das willst du nicht. Es gibt kein zurück. Wenn du das genommen hast, bist du am Arsch. Für immer.“ ,spricht er. „Bin sowieso am Arsch.“ „Das kostet aber.“ „In einer Stunde bringe ich dir 25.000.“ Er nickt. Also ziehen wir wieder los. Ich bringe Maggie nach Hause und küsse sie zum Abschied. „Unser letztes Rendezvous habe ich mir anders vorgestellt.“ ,sagt sie und schaut mir in die Augen. „Es gibt kein letztes Mal für uns. Nur einen neuen Anfang.“ ,flüstere ich ihr zu. „Ist das so?“ Ich nicke. Ganz leicht. Ich gehe ohne mich umzudrehen. Wir werden uns nicht wieder sehen. In Harry`s Haifischbar suche ich nach dem Verräter. Er steht, mit dem Rücken zu mir an einem Tisch mit zwielichtigen Gestalten. Ich glaube den Polizeipräsidenten, nebst Geliebten zu erkennen. Mittlerweile bin ich höchst verunsichert, wer tot und wer lebendig ist und welchen Unterschied es macht. Regierungen kommen und gehen. Der Pöbel feiert und nörgelt. Die Drogen dürfen nicht versiegen und ein Blowjob ist immer noch ein Blowjob. Spiele und Brot. Das war schon im alten Rom ein Grundsatz, um die Bürger bei Laune zu halten. Daran hat sich nichts geändert. Harry geht in sein Büro und ich folge ihm. Von hinten werfe ich ihm eine Drahtschlinge um den Hals und flöte ihm ins abgekaute Ohr: „Na, mein Süßer. Eine falsche Bewegung, ein kleiner Muckser und ich trenne deinen Schädel vom Rest des Körpers. Wo ist die Kohle?“ Er deutet unter den Schreibtisch. Mit einem Ruck ziehe ich die Schlinge zu und schon rollt der Kopf zur Tasche unter den Tisch. Schnell zurück in den anderen Schuppen. Als ich vor der Tür stehe, sehe ich die Karawane des Großmeisters vor der Tür stehen. „Schlechtes Timing. Ganz schlechtes Timing.“ ,raune ich, wie die sieben Zwerge in den kühlen Abendwind, bevor sie das kalte Schneewittchen in den gläsernen Sarg packen. Ich lege mich auf die Lauer. Vom nahen Park gibt es einen grandiosen Blick auf den Dreck und die Traurigkeit vor dem Laden: Zwei abgewrackte Crack Nutten mit verfilzten, schlecht blondierten Haaren schlendern auf und ab und sind auf Kundenfang. Ihre, mit schwarzen Zahnstümpfen, besetzten Münder wirken wie offene Garagentore, die in einen stinkenden Abgrund führen. Abstoßend mit einem Hauch ins Ekelhafte. Im Hintergrund treiben es zwei Straßenhunde, die ihre besten Zeiten auch schon hinter sich haben. Unterernährt und geil rammeln sie, als gäbe es kein Morgen. An der Ecke steht ein Typ mit Trenchcoat, der auf den richtigen Moment wartet sein schlaffes Ding der Welt zu präsentieren. Ihr Leben ist kein Geheimnis. Sie sind die Ausgestoßenen. Ihnen ist der Eintritt verwehrt. So ist es wohl. Es gibt zwei Abteilungen. Die, die im Kreis sind und die Anderen. Und die draußen sind, wollen rein und wenn sie drin sind vergessen sie das Draußen. Wie Eltern, die vergessen, das sie Kinder waren. Vergessen die Unsicherheiten und das Lachen. Die Freude und den Schmerz. Das Leben ist, wie eine billige Kopie von........von........Wallmart. Alles ist verfügbar, aber niemals, als Original. Scheiße. Ich dachte, das mit den Gefühlen hätte sich erledigt. Ich bin deprimiert. Fuck. Nach einer halben Stunde kommen der Großmeister und sein Gefolge aus dem Barber Shop. Der Letzte von seinen Schleimern zieht einen schwarzen Sack hinter sich her. Das war`s dann wohl für Larry. Eigentlich kein Verlust, aber wo bekomme ich jetzt das C/UDV12 her? Nachdem die Hackfressen abgedüst sind, gehe ich in den Laden und durchsuche ihn. Keiner von den Gästen nimmt Notiz davon. Die sind offensichtlich Kummer gewohnt, deshalb gibt es Freigetränke bis zum Kotzen, aber auch dazu sagt niemand was. Egal. Nach einer halben Stunde finde ich ein kleines Tütchen mit einem lila Pulver. Bingo. Mein Plan ist einfach. Analyse Gegenmittel Die Toten bekommen keinen “Nachwuchs“ und können Schritt für Schritt erledigt werden. Jetzt schnell zu Dr. Friedrich Heisenberg. Wo wohnt der doch gleich. Wintergasse? Straße des dritten Frühlings? Herbstallee? Ich schaue im Telefonbuch nach. Wintergasse! Okay! Eine Villa am Stadtrand. Schön. Unwillkürlich bringe ich meine Kleidung in Ordnung und klingele. Ein Butler öffnet die Tür. „Wen darf ich melden.“ „Pinkman.“ ,sage ich lachend. „Sehr wohl.“ „Nein halt. Scherz. Mein Name ist Jack.“ Naserümpfend dreht er sich auf dem Absatz um und überbringt seinem Herr die frohe Botschaft. Während ich im Vestibül warte und mir ein Bild über die Schöpfung der Erde ansehe, überlege ich, ob Gott tatsächlich so ausgesehen hat. Stechender Blick. Weißer Rauschebart. Wilde Mähne. Sieht eher, wie mein Direktor aus der Oberprima aus. Seine Gattin, war ein Drachen erster Güte und immer, wenn es zu Hause Stunk gab, mussten die Schüler das ausbaden. Ich habe beide gehasst. Direktor Schweighöfer und seine Frau Auguste. Ihre gewaltigen Brüste dominierten bei ihrem täglichen Besuch den kompletten Pausenhof und alle klebten mit ihrer Nase am Fenster. In einer lauen Nacht im Mai fotografierte ich sie und verkaufte die Bildchen an meine geifernden Schulkameraden. Der Direktor machte mich, als Drahtzieher ausfindig und ich musste die Bibelstelle über den Turmbau zu Babel auswendig lernen. DER TURMBAU ZU BABEL 111Es hatte aber alle Welt einerlei Zunge und Sprache. 2Als sie nun von Osten aufbrachen, fanden sie eine Ebene im Lande Schinar und wohnten daselbst. 3Und sie sprachen untereinander: Wohlauf, lasst uns Ziegel streichen und brennen! – und nahmen Ziegel als Stein und Erdharz als Mörtel 4und sprachen: Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reiche, dass wir uns einen Namen machen; denn wir werden sonst zerstreut über die ganze Erde. 5Da fuhr der HERR hernieder, dass er sähe die Stadt und den Turm, die die Menschenkinder bauten. 6 Und der HERR sprach: Siehe, es ist einerlei Volk und einerlei Sprache unter ihnen allen und dies ist der Anfang ihres Tuns; nun wird ihnen nichts mehr verweh“rt werden können von allem, was sie sich vorgenommen haben zu tun. 7Wohlauf, lasst uns herniederfahren und dort ihre Sprache verwirren, dass keiner des andern Sprache verstehe! Ich hab ihm dann später den Benz Motor mit einer Zuckerlösung betankt und so einen Haufen Schrott aus seiner Limousine gemacht. Nach einer Weile. So ca. eine halbe Stunde, kommt Heisenberg in seinem Brokat Morgenmantel und sieht sehr geschäftig und aus. Doch als er mich erkennt umarmt er mich herzlich und meint: „Wir haben uns ja seit Jahren nicht gesehen. Seit Jahren.“ Da haben wir auch gleich einen seiner Spleens. Er wiederholt bestimmte Stellen im Satz, um ihnen noch mehr Bedeutung zu geben. Außerdem zieht er seine Augenbrauen beim Sprechen, so weit es geht, nach oben. Wohl, um einen Ausdruck des grundsätzlichen Erstaunens kundzutun. Er blinzelt nie, was mich reichlich verwirrt und ich ihn deshalb zeitweilig für einen Androiden hielt. Also ein menschenähnliches Maschinenwesen. Doch wahrscheinlich besteht er aus Fleisch und Blut. „Wie geht es ihnen, mein Lieber? Wie geht es ihnen?“ ,fragt er mit gestelzter Höflichkeit. „Oh, also es geht mir gut. Und ihnen, Dr. Heisenberg?“ „Leidlich. Leidlich. Lieber Freund. In letzter Zeit habe ich das Gefühl verfolgt zu werden, aber ich denke das ist nur ein kleiner Anflug von Wahnsinn. Wahnsinn. Nichts Besorgnis erregendes.“ spricht er langsam vor sich hin. „Sie müssen mir helfen Professor.“ „Dr. Heisenberg reicht, mein Junge. Mein Junge.“ „Also, Dr.“ „Dr. Heisenberg. Mein ungebildeter Freund. So viel Zeit muss sein. So viel Zeit.“ ,fährt er mich ärgerlich an. Sollte ich ihm prophylaktisch, was auf die Glocke hauen? Nein. Ich brauche ihn. „Sicher. Dr. Heisenberg. Ich habe hier die Probe eines äußerst gefährlichen Stoffes. ES heißt C/UDV12 . Es verwandelt Tote in lebende Leichen.“ „So so.“ ,sagte er nur und ist in keiner Weise erstaunt. „Ich benötige ein Gegenmittel.“ „Sicher. Das ist kein Problem. Geben sie mir ein bis zwei Jahre. Ein bis zwei Jahre.“ ,sagt er. „Soviel Zeit haben wir nicht. Eine Woche.“ „Mein Lieber. Wie stellen sie sich das vor. Eine Woche. Warum nicht gleich 24 Stunden? 24 Stunden.“ ,gibt er entrüstet von sich und überprüft im Spiegel seine zerzauste, sturmerprobte Frisur. „Dr. Heisenberg. Es geht um das Wohl der Menschheit. Um Leben und Tod.“ „Ach Jack. Jack. Jack. Jack. Geht es das nicht immer? Und die Welt dreht sich trotzdem weiter. Trotz aller Kriege und Seuchen. Trotz der menschlichen Verrücktheit. Ich bin der beste Wissenschaftler, des Kontinents, aber ich bin kein Zauberer. Kein Zauberer. Wussten sie übrings das Houdini, der große Entfesslungskünstler mit Arthur Conan Doyle, dem Verfasser der Sherlock Holmes Geschichten befreundet war?“ Er wartet die Antwort nicht ab, sondern geht in einen kleinen Raum unter der großen Treppe. Ich vermute. Es ist die Abstellkammer. Der Butler bringt mich freundlich, aber energisch zur Tür. Draußen setze ich mich auf die Marmor Stufen und sehe einem Mann mit blauen Shirt zu. Es ist übersäht mit schwarzen Kreuzen in verschiedenen Größen. Auf seinem Rücken befindet sich die Aufschrift: > Betet! Das Ende ist nah < Aufgeregt geht er in der Straße auf und ab und versucht jedem eine Bibel anzudrehen, aber keiner will sie. Mit jeder Ablehnung steigert er sich mehr in seine Wut hinein. Er rauft sich die Haare und reißt an seinem T-Shirt herum. So, das die aufgedruckten Kreuze in die Länge gezogen werden. Dann beginnt er die Passanten anzuschreien: „Ihr blöden Säcke. Jetzt nehmt doch diese Scheiß Bibel. Ihr habt es verdammt nötig, Gott näher zu kommen. Armageddon steht vor der Tür und ihr tut so, als wäre alles in Ordnung. Aber eins kann ich euch sagen, Arschlöcher kommen nicht in den Himmel und wenn ihr klopft, werd` ich nich` aufmachen. So sieht`s nämlich aus. Gott und ich - wir sind so.“ Er schaut wild in die Gegend und kreuzt Mittel- und Zeigefinger. „Wir brauchen keinen Priester in dieser gottlosen Welt.“ ,rufe ich ihm zu. „Da täuscht du dich. Nur einer kann die Dunkelheit durchbrechen.“ ,antwortet er. „Alles kann die Dunkelheit vertreiben. Sieh her.“ ,entgegne ich. Ich ziehe aus meiner Tasche ein Sturmfeuerzeug und entzünde es. „Die Flamme wird alles reinigen.“ ,sagt er. „Nach dem Ende beginnt es von vorn.“ „Du bist also nicht nur Priester, sondern auch Prophet.“ ,sage ich ironisch. Er nimmt seinen kleinen Karren mit den Bibeln, und macht sich auf den Weg. Nach ein paar Metern dreht er sich um: „In der Welt, mein Freund, ist es Nacht und sie ist bereits tot.“ Dann verschwindet er. Eine Bibel liegt aufgeschlagen auf der Straße. „Denn ich habe kein Gefallen am Tod dessen, der sterben müsste, spricht Gott der HERR. Darum bekehrt euch, so werdet ihr leben.“ Hesekiel „Ach du Scheiße! Echt jetzt?“ ,rufe ich aus. „Die Untoten sind wohl nicht unser einziges Problem. Offenbar greift hier sogar die Bekloppheit der Minderbemittelten über.“ Und wie geht`s jetzt weiter? „Ich muss zum Schlachter. Eine superkrasse Option, aber die Einzige, die bleibt.“ Ich also zur nächsten Telefonzelle und 13 Blicke ins Telefonbuch reichen, um die Adresse herauszufinden: Benno Schlachter Hasenpfoten Gasse 12 21396 Bumsdorf Telefon: 137125849 Ich rufe ein Taxi: „Ey Taxi !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!“ Und fahre zur Hasenpfoten Gasse. Was ist das überhaupt für eine Straße? Hasenpfoten Gasse. Wohnen da die Wichtel in kleinen Pilzhäusern? Ach ne. Das waren ja die Schlümpfe. Der Benno ist ein echter Schlachter, aber hat natürlich einen zweiten Job. Er ist Killer für das Syndikat, das auf der ganzen Welt Aufträge erledigt. Ich habe seine Fähigkeiten nie in Anspruch genommen, obwohl mich mein Nachbar eine Zeit lang so genervt hat, das ich ihn am liebsten umgebracht hätte. Damals hielt ich das für moralisch nicht vertretbar. Benno, glatzköpfig und pockennarbig, öffnet mir in seiner blutverschmierten Schürze die Tür und reicht mir seinen Ellbogen, da auch von seinen Händen der rote Lebenssaft tropft und eine kleine Pfütze, unter uns, entstehen lässt. Würde auch gern wieder meine Leitungen damit gefüllt sehen, aber der Zug ist wohl abgefahren. „Bin grad` bei der Arbeit.“ zwinkert er mir zu. „Klienten?“ ,frage ich. „Eine Rinderhälfte für den Boss.“ ,lacht er. „Don Vito Corleone?“ ,frage ich. „Du guckst zu viele Filme, Jack.“ Ich lache. Es hat auch seine guten Seiten tot zu sein. Man braucht sich keine Sorgen darüber machen, das einem jemand was antut. „Rotwein?“ ,fragt Benno der Schlachter. Ich nicke und mir kommt der Song Put your Hand in the Hand von Ocean in den Sinn. Ich erwische mich dabei, wie ich ihn leise vor mich hinsumme, während ich den teuren Wein schlürfe. „Hab` mich immer gefragt, warum so ein reicher Fatzke wie du keine Manieren hat?“ ,sagt er. „Ich nicht.“ ,grinse ich. „Warum kommst du zu mir?“ ,fragt Benno mich direkt und schaut mir durchdringend in die Augen. Ich versuche durchdringend zurück zu blicken, aber es gelingt mir nicht. „Ich war bei Heisenberg.“ „Ach du Scheiße. Der ist hinüber. Hat zu viel Klebstoff geschnüffelt.“ „Hätte seine Hilfe bei einem Problem gebraucht.“ „Was Größeres?“ „Sagt dir C/UDV12 was?“ „Allerdings. Schlimme Sache. Macht mich auf lange Sicht arbeitslos. Wenn es in Zukunft nur noch Wiedergänger gibt, wer will dann noch den Schlachter buchen?“ Er geht zu seinem Fleisch und drischt mit den Fäusten darauf ein. Das Blut spritzt zu allen Seiten. Nach einer langen Zeit, in der ich versuche mir das Rauchen wieder anzugewöhnen, geht er zum Waschbecken und wäscht sich akribisch die Hände. „Komm mit.“ ,sagt Benno. Er führt mich in den Kühlraum und schiebt drei Schweinehälften zur Seite. Unten am Boden ist ein versteckter Knopf. Die Wand schiebt sich automatisch zur Seite. Dahinter befindet sich ein großer Raum in dem alles zu finden ist, was das Killer Herz begehrt. Handfeuerwaffen. Panzerfäuste. Maschinengewehre. Handgranaten. Bengalisches Feuer und so weiter. Kommt mir alles sehr bekannt vor. In der Mitte steht ein Granit Block mit einem Glas Kubus. In ihm ist eine Liste. „Auf der befinden sich alle Namen der Wiedergänger. Es ist Zeit Jack. Wir ziehen in den Krieg.“ So soll es sein. Ein Wiedergänger und ein Schlachter, mit der Berufsbezeichnung Killer, treten gegen eine Armee von Wahnsinnigen an. Oder sind wir die Verrückten? Ich schaue mir die Liste genau an. 168 Namen. Geht eigentlich. Stehen sogar Adressen drauf. Halleluja. 168! Eigentlich doch scheiße viel. „Am 23. findet ein großes Fest statt. Alle werden da sein und wir löschen sie aus. Ich habe den Spielmacher schon eingeschleust.“ „Das nervt. Schon wieder ein Neuer. Wieder jemand der den ganzen Plan zunichte machen kann.“ „Wir brauchen ihn, sonst kommen wir nicht auf die Gästeliste.“ „Können wir nicht einfach eine Bombe werfen?“ „Könnten wir, aber dann ist nicht gesichert, das alle draufgehen.“ „Und wie wissen wir das niemand entkommt?“ „Der Spielmacher täuscht einen Angriff von außen vor. Sofort werden alle Türen automatisch verriegelt und etliche Stahlgitter lösen sich in Zehntel Sekunden aus der Arretierung und machen den Saal zu einer uneinnehmbaren Festung, die sich nur durch einen speziellen Code wieder öffnen lässt. Es kommt niemand rein und niemand raus.“ „Und genau da kommen wir ins Spiel.“ ,sage ich. „Richtig.“ „Wie kommen die Waffen hinein?“ „Dafür sorgt auch der Spielmacher.“ „Allright! Let`s go!“ Am Eingang der Veranstaltung werden unsere Einladungen gescannt. Alles Chico. Der Schlachter hat einen Frack an und trägt einen Zylinder. Echt jetzt? Sein dicker Bauch droht die Knöpfe des Hemdes zu sprengen. Aufgrund des Wortwitzes lache ich mich innerlich schlapp. Auf die Bemerkung der Sicherheitskraft, >Dies ist keine Kostümparty<, antwortet Benno selbstsicher, der Großmeister wäre sein Onkel und, wenn er seinen Kopf weiter auf seinen Scheiß Schultern tragen wolle, sollte er jetzt besser die Fresse halten. Das funktioniert und wir werden wir im Laufe des Abends nicht mehr behelligt. Ich checke auf die Schnelle, die Bräute, finde aber keine die interessant genug für eine schnelle Nummer wäre. Eigentlich auch gut so, denn wir sind ja zum großen SCHLACHTEN gekommen. „Wo ist der Spielmacher.“ ,frage ich flüsternd. „Der ist nicht da. Wir brauchen ihn auch nicht. Niemand hat ihn je gesehen. Man erzählt sich, er habe Klauen statt Händen und Hufe anstelle seiner Füße. Seine glühenden Augen können dich in Stein verwandeln und Hörner wachsen direkt aus seiner Stirn.“ „Witze erzählen kannst du gar nicht.“ ,murmle ich so vor mich hin. „Sollte auch keiner sein.“ ,murmelt er zurück. Nur Verrückte, denke ich so bei mir und nehme mir vor in meinem nächsten Leben eine Giraffe zu werden. Da hat man jedenfalls den besten Überblick. In einem Abstellraum finden wir alles was wir brauchen. Jeder schnallt sich einen Flammenwerfer auf den Rücken und legt den Gürtel mit den Handgranaten um. Wir stehen auf dem Umlauf im ersten Stock. Jeder auf einer Seite. Unter uns sehen wir die tanzenden, fröhlichen Gäste. Ich grinse. Benno der Schlachter lacht. Der Heulton der Alarmanlage setzt ein. Die Türen werden verriegelt. Die Show kann beginnen. Zur Einleitung werfen wir ein paar Granaten. Panik bricht aus. Die ersten Leiber werden auseinander gerissen. Gedärme klatschen gegen die Wand. Köpfe explodieren und die Reste, werden durch die Druckwellen hin und her geworfen. Einsatz des Flammenwerfers. Jetzt geht es richtig zur Sache. Mann ist das heiß. Manche Körper sind so alt, das sie einfach zerbröseln. Andere gehen mit einem Knall, in einer Feuerfontäne, an die Decke. „Jo. Da kommt mir wieder diese Geschichte in den Sinn, als Moses so durch die Wüste wandert und auf einmal dieser Busch brennt. Alter Schwede. Der hat sich ganz schön gewundert.“ ,schreie ich. „Nur das es diesmal keine Büsche, sondern Untote sind die den Geist aufgeben.“ ,brüllt Benno zurück und lacht. „Da erschien ihm der Engel des HERRN in einer Feuerflamme mitten aus einem Dornbusch; und er sah: Und siehe, der Dornbusch brannte im Feuer, und der Dornbusch wurde nicht verzehrt. 3 Und Mose sprach: Ich will doch hinzutreten und dieses große Gesicht sehen, warum der Dornbusch nicht verbrennt.“ Es ist die donnernde Stimme, des Großmeisters, der plötzlich neben mir steht. Er trägt ein langes, schwarzes Gewand und eine Gesichtsmaske. So aller Ku Klux Klan. „Du siehst Scheiße aus.“ ,rufe ich ihm zu. Er versucht mir mit seinem Holzstab den Schädel einzuschlagen. Gerade rechtzeitig drehe ich mich zur Seite und er schlägt eine Schneise in das Holzgeländer. Ein kurzer Blick nach unten zeigt mir das unser Werk fast vollbracht ist. Die Springleranlage verhindert, durch einen Regenschauer, das das Feuer übergreift. Während Benno die restlichen Wiedergänger durch einen Kopfschuss erledigt, kämpfe ich mit dem Großmeister. Ich ziehe mein Katana aus der Scheide. Dieses japanische Schwert habe ich im Bunker mit gehen lassen. Jetzt erscheint es mir gerade richtig, um dem Großmeister den Kopf damit vom Rumpf zu trennen. Es ist ein sauberer Schnitt. Der Schädel rollt, samt Maske, die Treppe hinunter. Ich springe hinter her und halte ihn auf. Handgranate zwischen die Zähne. Kapuze ab. Ganz schön hässlicher Vogel, denke ich noch, während ich ihn in die Mitte des kleiner werdenden Feuers werfe. Wir ducken uns und mit einem letzten Rumms ist der Spuk zu Ende. m Die Sonne geht auf und wir stehen wir auf der Dachterrasse des Hochhauses im 36. Stock. Ich fühle mich frei, wie ein Vogel. „Bist du auch einer?“ fragt der Schlachter. „Ja.“ ,meine ich. Wir blicken über die Stadt. „Tja.“ ,sagt er. „Tja.“ ,sage ich. Es ist nur ein Schritt. Die Stockwerke ziehen an mir vorüber. Es geht schnell, dann knalle ich auf den Asphalt und mein Kopf platzt, wie eine reife Melone, auseinander. k Ein paar Kilometer entfernt, in einer kleinen Straße, steht Maggie am Fenster und wünscht sich ein besseres Leben: Einen liebevollen Mann. Ein kleines Häuschen. Ein Baby. Einen Hund. Eine Katze. Und sie wünscht sich das Lachen zurück. Ihr leerer Blick geht hinaus auf die Straße. Der nächste Freier steht schon vor der Tür. Sie öffnet das Fenster und flüstert: „Nur noch den Einen und dann ist Schluss. Für immer.“ Oktober 2020 von Axel Bruss
  13. Land unter... Fluss begradigt. Zähmten ihn. Das hat er nicht verzieh` n. Wochen Regen. Sturm kam auf. Zahmer Fluss aus dem Lauf. Zerriss das Ufer. Wurde breit. Wasserstrudel brachten Leid. Land ertrank. Leben starben. Mit der Wucht blieben Narben. Bernd Tunn - Tetje
  14. Angie

    Abschied

    Wind webt Glockenklang vom Kirchlein unten in Friedhofsmelodien hügelwärts hinein, schmilzt Trauerfrost zu heißen Tränen. Dankesglück und Wehmuttropfen ranken sich durch sonnendurchblitztes Land. Vögel zwitschern frühlingstrunken. Vom Bild schaut schelmisch das vergangene Leben nahfern und fremdvertraut als wollts uns sagen: Der Augenschein trügt dann und wann: verweslich heißt zugleich gesät, Karfreitag trägt den Ostermorgen, und Du, Du lebst bereits vergänglich auf Zukunft hin – sei ganz gewiss
  15. Der Junge mit dem Wunderhorn Auf grünem Asphalt schritt ich voran. Eine Frau ging neben mir. Waren knapp dem Tod entkommen. Ein Pärchen ohne Wiederkehr. Ich war ein Kind, auf dem Weg zum Mann. War der Junge mit dem Wunderhorn. Ich zog sie alle an. Die Verlierer und Gehängten. Wir fanden schnell ein Haus mit Fremden. Die Korken knallten. Ich griff ihr unter den Pullover. Ihre Brüste waren weich. Ihr Mund war rot. Wir füllten unsere Gläser, bis der Blackout kam. Eine kalte Nacht, umhüllte mich mit tiefem Schlaf. Das Bett war groß. Ihr nackter Körper, lag leblos neben mir. Kein Atmen. Kein Geräusch. Ihre Seele war gegangen. Die Nadel steckte noch in ihrem Arm. Ich war der Junge mit dem Wunderhorn. 26.10.2019 von Axel Bruss
  16. Carolus

    Über Natur und uns

    Über Natur und uns Selbstverständlich schien uns der zinslose Riesenkredit der Natur, undenkbar, ihn jemals zurückzuzahlen. Gelebt im Glauben, immer von ihr Kredit zu bekommen. Alles für Leben, Nahrung, Kleidung, Energie und mehr von ihrem Kredit finanziert. Jetzt verschmutzt ihr Kleid, ihr Atem vergiftet, geschändet sie. Viele Spuren von Missbrauch in ihrem zerfurchten Angesicht. Irgendwann, am Ende ihrer Geduld, nimmt sie Landschaften als Pfand, überzieht diese mit Wasser und Feuer, zwingt Menschen zur Flucht. Ein Gedanke bewegt die Menschheit von nun an nur: Wie sich schützen vor Mutter Natur?
  17. Elisabetta Monte

    Mir träumte

    Mir träumte Fahre wieder entlang dieser wunderschönen Flusslandschaft Das Wiedersehen Geborgtes Glück in deinen Armen für ein paar Stunden Der Abschied Ein schneller Kuss Tränenblind Nur nicht mehr umsehen Mir träumte © Elisabetta Monte August 2006
  18. Elisabetta Monte

    Bald

    Bald Drückende Schwüle liegt über dem Tal kein Stern lässt sich blicken Unbeirrt träumen wir weiter von Nächten unterm Funkelhimmel Wo eine leichte Brise uns küsst und wir übermütig in die Wellen springen Bald © Elisabetta Monte - 2009/2015
  19. Mutters Arm! In dem Raum ist es still. Vater liegt, was Keiner will. Kleines Mädchen zögernd steht. Will was sagen. Sprache weht. Mutters Arm auf ihr liegt. Durch die Geste Trost hier siegt. Bernd Tunn - Tetje
  20. Josina

    Mitgefühl

    Überschwemmte, zerstörte Häuser. Die Menschen zittern, hatten Todesängste. Sie mussten schnell ihr Hab und Gut verlassen, dann wurden sie in tiefster Not bestohlen von ekelhaften, habgierigen Ratten. Die Helfer kommen schnell von überall her, die Flut war gnadenlos, ihr Herz wird schwer. Die große Angst, das Leid in vielen Augen Traumatisiert, sie haben Angehörige, ihr Liebstes verloren. Mein tiefstes Mitgefühl gilt allen Menschen in den Hochwassergebieten! Umarmung LG Josina
  21. Angie

    Ewig

    all aller allerbarm allerbarmer GOTT schön sind Deine Namen allerorten gepriesen von den Völkern ewig
  22. Eine feste Burg sei er. Wer innerhalb der Mauern, dem gäben sie Schutz und Heil. Viele Male pochte ich ans Eisentor - vergeblich, bis eines Tages wie von Geisterhänden die Pforte sich aufschob und ich am Ziel mich wähnte. Pochenden Herzens durch die Vorburg geeilt, zum Hof, in den Palas, den Bergfried bestiegen: Überall menschenleere Stille, Staub von Jahrhunderten. Vorbei die Zeit der Burgen, geopfert den Feuerwaffen. Der Rest Trümmer und Ausflugsziele, doch nie Demonstration der Macht eines Wesens, dessen Spuren in den Wassern der Ozeane, in grenzenlosen Galaxien. Fernab vom lärmenden Hamsterrad der Zeit spüre ich Spuren seiner Energie in vielem, was mir begegnet.
  23. In der Tür... In der Tür Hallo gesagt. Eigenes wird nun vertagt. Drinks genossen, Kerzen loh. In der Zeit auch richtig froh. Mit gefühlt was selbst erlebt. Auch geredet wie man webt. Nächstes Treffen angefragt. Dankbar lächelnd Tschüss gesagt. Bernd Tunn - Tetje
  24. du schließt die Augen und ich klopfe an das Tor deines Gartens der Winter des Wartens obwohl ich mich kaum noch erinnern kann auf göttlichen Pilzen hab' ich es vollbracht wie Odin die Mutter Erde auf seinem Zauberpferde geritten hat durch die blutige Nacht so fürchte dich nicht denn ich bin bei dir so steht es nicht mal geschrieben er sei danach noch geblieben wie oft missfällt mir das Jetzt und das Hier ...mein Zauberpferd lahmt ich muss es erschießen
  25. Die Tat hockt noch im Schneidersitz da nimmt die Möglichkeit Besitz sie spricht mit ihren Händen und trifft auf taube Ohren die Idee, sie ist geboren das Blut schießt ein in jedes Bein der Knoten löst sich, freier Lauf die Tat, sie springt vom Boden auf Gedanken bringen sie in Schwung das Leben ist Veränderung
×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Community-Regeln
Datenschutzerklärung
Nutzungsbedingungen
Wir haben Cookies auf deinem Gerät platziert, um die Bedienung dieser Website zu verbessern. Du kannst deine Cookie-Einstellungen anpassen, andernfalls gehen wir davon aus, dass du damit einverstanden bist.