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Über dem Markt


gummibaum

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Ich schaue vom Münster, da haftet mein Blick
an einer Gestalt, wie entbunden
aus Sträußen von Käufern, es reißt mich zurück
in Zeiten, die lange entschwunden.

Ich kann es nicht fassen, sie ging in den Tod,
so wurde mir damals berichtet,
doch sind ihre Haare noch immer so rot,
ich fühle ein Weh, das vernichtet.

Jetzt ist sie am Schmuckstand und spricht mit dem Mann,
der damals das Werk meiner Hände
zum Kauf bot, und löst sich von diesem sodann,
als ob sie mich niemals mehr fände.

Ich weiß, es sind fünfhundert Stufen hinab.
Sie taucht schon im Menschenmeer unter.
Ich rufe und stürz mich... verfehle mein Grab
und werde im Kopfkissen munter…

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Guten Morgen lieber Gummibaum, 

der Dichter entführt uns hier in die onirische Welt. 

Ein Traum? 

Ein Traum, der beinah als Alptraum endet. 

Eine Erinnerung wird hier onirisch bearbeitet. 

Eine vergangene, verlorene Liebe? 

Eine Haarfarbe wird uns verraten. 

Gab es ein Suizid? 

Die dritte Strophe, fast prosaisch, ist sehr wichtig für das Verständnis dieses wirklich traumhaftes Gedicht.

Ist der Künstler, mit dem die potenzielle Käuferin spricht, der Dichter selbst? 

Liebe Grüße

Carlos

 

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@gummibaum

 

Grüße.

 

Das metrische Muster des Gedichtes habe ich gleich erkannt. Ich nenne ihn "Amphibrachys" 

Der Inhalt:

 

Eine Person, die fast haargenau ein Person aus der Vergangenheit gleicht.  (die dir seh sehr nah stand) dann taucht sie in eine Menschenmenge hinein und während des Suchens, wachst du auf. Zitat: "verfehle mein Grab" , echt? So tief warst du damals mit ihr verbunden.

 

Nur das mit dem Schmuckstand konnte ich nicht entziffern. Ein Ring, von dir wird angeboten?

 

Sehr gut geschrieben.

 

Tschüss.

 

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Mein lieber gummibaum,

so unterschiedlich wirken Gedichte, was dem einen der Reim verwässert würzt er dem anderen.

Mir ist er Gewürz und das zergeht auf der Zunge.

 

Horst:

 

das mir dem Grab hatte ich so verstanden, dass es ja das sichere Grab wäre hätte sich die Person vom Turm in die Tiefe gestürzt.

 

 

Anscheinend hatte LI schon einen Verlobungs/ oder Ehering selbst gemacht, die Geliebte ging in den Tod (Suizid) und so verkaufte er den Ring an einen Händler.

Nun holt sich im Traum die Geliebte, das was für sie gedacht war. 

 

Im Traum sucht und findet das tiefere Ich den Menschen an dem das Herz noch immer anhaftet. 

Eine Sehnsucht die so riesig ist, dass man sich selbst über und im Tod noch mit der geliebten Person verbinden möchte.

 

Die Geliebte die zum Ring geht, der Geliebte der sich vom Turm herabstürzen möchte um sie noch rechtzeitig zu erreichen: beide suchen einander, über den Tod und das Tagesbewusstsein hinaus.

Aber die Zeit ist noch nicht gekommen.

Das ist Sheakspeare-isch. 

Erinnert mich auch ein bisschen an die Geschichte im Film "der Tag des Falken". Nur dass beide am Leben und verzaubert waren.

Ach, die Geschichte trifft meinen Schmelzpunkt.

 

 Amphibrachys finde ich auch schön dazu.

 

Liebe Grüße

Sali

 

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Danke für die Likes!

 

Lieber Oilenspiegel,

ich kann die negative Empfindung nachvollziehen, teile sie aber nicht ganz.

 

Lieber Carlos,

danke für deine guten Interpretationsansätze in die traumpsychologische Richtung.  

 

Danke, lieber horstgrosse2,

für deine Aussagen zu Form und Inhalt. Ich freue mich.

 

Liebe SalSeda,

vielen Dank dafür, dass du alle Zusammenhänge so klar und vollständig dargestellt hast.

 

 

Liebe Grüße von gummibaum

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vor 18 Stunden schrieb SalSeda:

Horst:

 

das mir dem Grab hatte ich so verstanden, dass es ja das sichere Grab wäre hätte sich die Person vom Turm in die Tiefe gestürzt.

Ja, im Nachhinein, also heute, ist das Bild für mich noch klarer. Obwohl ganz rein sind sie nicht, aber das sollte wohl so sein.

tschüss.

 

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Lieber gummibaum,

 

auch ich war bei dem romantischen und geheimnisvollen, sehr spannenden, Geschehen über das Ende etwas enttäuscht. Ich selbst würde für mich das Ende gerne offen lassen. Einen Traum vergisst man wieder, er verblasst in der Helle des Tages, aber, dass man die geliebte Person immer und überall zu sehen meint, obwohl man weiß, dass sie nicht mehr am Leben ist, dass man ihr sogar hinterherjagt, das finde ich spannender und auch realistisch - mir passiert es immer wieder, und es tröstet mich (ich rutsche dann leicht und gerne ins Esoterische).

 

Hat mir sehr gut gefallen!

 

LG Nesselröschen

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Danke, lieber horstgrosse2  und liebes Nesselröschen. Eine Halluzination mit offenem Ende :

 

Ich weiß, es sind fünfhundert Stufen hinab.
Sie taucht schon in eine der Gassen.
Was fiebernd mein Auge mir wiedergab,

entzieht sich in neues Verlassen...    

 

Liebe Grüße von gummibaum

 

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Jetzt muss ich doch noch mal was dazu schreiben, weil deine neue Schlussstrophe lieber gummibaum sich viel eleganter anhört und verbal zwar viel besser ist (als das eher humorvolle Schluss:  Munterwerden im Kopfkissen), aber mir fehlt da eben das geheimnisvolle des Traumes in dem sich beide suchen und fast finden. So ein Tagtruggespinst kennt wohl fast jeder, es muss nicht immer die zu tiefst geliebte Person sein, aber wir haben doch bestimmt schon alle erlebt, dass man in der Menschenmengen einen bestimmten Menschen zu erkennen meint. (oft stellt sich ja auch der Eindruck als Irrtum heraus).

Aber diese tiefe seelische Verbundenheit, das was diese Liebe so groß und über allen anderen stehend macht, das finde ich nur durch den Traum ausgedrückt. Und ich meine auch, dass man diesen Traum nicht verliert beim wachwerden, sonders sich ein Leben lang daran erinnert. So intensiv finde ich ihn dargestellt.

Mit dem neuen Ende liegt die Betonung auf dem Schmerz des Verlassenwerdens, das sich erneut einstellt und ist somit nur monopersonal. Und, da hat nesselröschen ganz recht, meine Ineterpretation geht schon sehr in andere Dimensionen

 Das ist so eher mein Empfinden zu der Geschichte. 

Und: ich finde es sehr schön gummibaum, dass du nesselröschen einen persönlichen Schluss geschrieben hast

 

Liebe Grüße

Sali

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