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Zelko und ich führten einen Elektrofachbetrieb. Wir waren Studienkommilitonen gewesen. Unser Spezialgebiet war der Verkauf und die Montage von Satellitenanlagen. Bevor sich Kabel-TV in unserer Region durchsetzte, verdienten wir eigentlich recht gut damit.
Das waren ein paar fette Jahre im halben Luxus.
Da sich unsere Geschäftsräume mietfrei in den Räumlichkeiten des ehemaligen Bauernhofs meiner Eltern auf einem kleinen Dorf in der Nähe von Frankfurt befanden, hielten sich unsere Ausgaben in Grenzen.
Umgebaute Stallungen waren Werkstatt und Lager und den großen Partyraum im Keller meines Elternhauses hatten wir als Büro eingerichtet. Wir machten das Ganze nicht zum Spaß, sondern um uns und unsere Familien zu ernähren. Zelko war verheiratet und hatte zwei Kinder, ich lebte in wilder Ehe mit einer Tochter. Ich versprach meiner Frau zu heiraten, wenn die Zeit günstig sei und die Auftragslage es zuließe.
Als zweites Standbein neben den Sat-Anlagen erledigten wir als Subunternehmer Aufträge für eine Frankfurter Architektin. Die Babascheck. Eine sehr attraktive, fast mondän wirkende Tschechin. Sie hatte sich in Frankfurt einen Namen gemacht und man munkelte, dass bei ihrem Aufstieg ihre Schönheit nicht ganz unwichtig gewesen sein soll. Meistens bekamen wir von ihr nur Montageaufträge für erlesene italienischen Designer Lampensysteme. Ich mochte diese Aufträge nicht besonders. Wir mussten dann immer nach Frankfurt rein und in irgendwelchen Schickimickiläden den Edelmonteur spielen. Kein Stäubchen Schmutz durfte gemacht werden dabei. Immer musste man mit rechts bohren und mit links den Bohrstaub aufsaugen, unter den kontrollierenden Augen gut betuchter, überempfindlicher Auftraggeber. Das war anstrengend.
Der Kontakt zur Babascheck war über Zelko zustande gekommen. Die beiden hatten eine Vergangenheit, das war mir schon klar, aber welche, habe ich nie herausbekommen.
Sie gingen recht vertraut miteinander um. Manchmal fast zu vertraut. In dem Zusammenhang muss man wissen, dass auch mein Freund und Geschäftspartner Zelko außergewöhnlich attraktiv war. Gelegentlich kam ich mir neben ihm ein bisschen wie ein Mauerblümchen vor, das muss ich gestehen. Jedenfalls habe ich mehrfach erlebt, dass Frauen ihn auf offener Straße ansprachen, das ist mir eigentlich nie passiert. Mich sprachen höchstens mal Männer auf der Straße an. Zelko wunderte sich nicht wenig darüber und schaute mich nachher immer so seltsam an, als wisse er nicht mehr, was er von mir halten solle und ob ich seine Achtung noch verdiente. Um solche Missgeschicke künftig zu vermeiden, könne er mir nur raten, etwas gegen mein weibisches Aussehen zu tun. Es sei auch ungeschickt, bei meinem zu prallen Hintern auch noch knallenge Röhrenjeans zu tragen. Ich hütete mich davor, ihm zu gestehen, dass ich solche „Missgeschicke“ irgendwie genoss.
Zelko war väterlicherseits Bulgare. Er hatte aber einen Makel, denn im Gegensatz zu mir verfügte er nicht über ein Diplom und so war ich der Ingenieur mit der Lizenz, an dem die ganze rechtliche Sache hing. Würde irgendwas schief gehen, bekämen sie mich dran. Eine Betriebshaftpflicht über 2 Millionen beruhigte mich nur mäßig. Manchmal, wenn ich alleine war, hatte ich Panikattacken.
In letzter Zeit gab es Spannungen zwischen Zelko und mir. Der Grund war ein von der Babascheck in Aussicht gestellter Großauftrag für uns. Das Neu-Isenburg-Zentrum, ein großes Einkaufszentrum, sollte renoviert werden, von Grund auf. Die Babascheck war die leitende Architektin und wollte uns für die gesamten Elektroarbeiten als Subunternehmer unter Vertrag nehmen. Meiner Meinung nach war unsere Firma dafür viel zu klein und das Risiko war mir zu groß. Wir hätten dann viele Leiharbeiter beschäftigen müssen, auch das missfiel mir. Außerdem wollte ich nicht ganz in die Hände der Babascheck fallen, ich kannte Firmen, denen das zum Verhängnis geworden war. Zelko wollte den Auftrag unbedingt und redete bei jeder Gelegenheit auf mich ein. Meine Panikattacken häuften sich. Ich hoffte, nie wieder etwas von der Babascheck zu hören.
Doch dann gab sie uns einen Auftrag für die Montage zweier Lampensysteme in einer Künstleragentur in Frankfurt, bei persönlichen Freunden von ihr. Da wir unsere zwei pakistanischen Elektrohelfer so was nicht machen lassen konnten, fuhren Zelko und ich selbst hin. Unsere Pakistani schraubten unterdessen eine Sat-Anlage auf ein Dach in meinem Heimatdorf.
Die ganze Fahrt über redete Zelko auf mich ein, wegen des Großauftrags im Neu-Isenburg-Zentrum. Ich sah mich außerstande klein bei zu geben, ich hatte nicht sein sonniges Gemüt. Er blendete für meine Begriffe sämtliche Gefahren einfach aus.
Natürlich war die Künstleragentur ein Hochglanzladen, wie zu erwarten. Die beiden Chefs, zwei Mittfünfziger in feinstem modischen Zwirn, beobachteten misstrauisch jeden einzelnen Handgriff, den wir taten. Es sollte in beiden Chefbüros eine aufwendige Lampenkonstruktion direkt über den Schreibtischen der Bosse montiert werden.
Zelko arbeitete in dem einen Büro, ich in dem anderen.
Ich stand auf der Leiter und bohrte mit rechts und hielt links dabei den Staubsauger nahe ans Bohrloch, um nur ja kein Stäubchen herunter rieseln zu lassen und der Herr des Büros sprang unter mir, zwischen meinen Beinen herum und beobachtete mein Tun.
Fast rutschte mir der Staubsauger aus der Hand. Da sagte der Chef von unten, "Das Saugen kann ich doch übernehmen.“, und reckte dabei seine Hand zu mir hoch. Ich gab ihm den Sauger, was sollte ich tun. Zu meinem Erstaunen begann er aber mein Hosenbein unten einzusaugen. Ich hielt dies zunächst für ein Versehen. Aber dann riss er den Saugstutzen los und saugte sich sogleich weiter oben an meinem Bein wieder fest. Das konnte eigentlich kaum noch ein Zufall sein. Ich konnte nicht weiter bohren, ließ die Maschine aber laufen. Ich stand oben und musste zusehen wie er sich immer höher an meinen Beinen festsaugte, blob, blob, blob..., bis er in meinem Schritt angekommen war. Das schmerzte schon etwas. Ich zuckte merklich zusammen.
Dies schien ihm eine helle Freude zu bereiten, jedenfalls lachte er dabei diebisch wie ein Kind, das etwas Verbotenes tut. Er stellte den Sauger aus und ich die Bohrmaschine.
Ich war etwas perplex und konnte nicht recht einordnen, was da geschah, deswegen ließ ich es sogar geschehen, dass er mich wie zur Entschuldigung für die zugefügten Schmerzen im Schritt sanft rieb. Er bedauere es, mich vielleicht verletzt zu haben. Dann fragte er mich, was ich am Wochenende vor hätte, er gäbe eine kleine Party für ausgesuchte Gäste. Seine Hand blieb dabei konsequent in meinem Schritt.
Erst jetzt bemerkte ich Zelko und den zweiten Boss in der offenen Tür stehend, beide mit überrascht staunenden Gesichtern.
Auf der Heimfahrt empfahl mir Zelko die Einladung anzunehmen. Meine Frau müsse davon ja nichts erfahren. Eine Ablehnung könne womöglich Staub aufwirbeln. Möglich, dass der Babascheck dann sonst was zugetragen würde, um sie gegen uns aufzubringen.
Sogar der Großauftrag könne daran scheitern.
Ich musste mir das Ganze noch überlegen.
Eines Tages kam der Vertragsentwurf für den Großauftrag.
Ich lehnte dankend ab.
Zwei Jahre später schlossen Zelko und ich die Tore unseres Betriebes für immer.
Seitdem haben wir keinerlei Kontakt mehr miteinander gehabt.

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Liebe Hera,

es fällt mir schwer die Person, die du beschreibst, einzuordnen. 

Angenommen dies wäre das Erste, dass ich von dir lese, ohne Nichts von dem Autor zu wissen. Ok, wenn es zu der Szene gegen Ende, mit dem Staubsauger, kommt, würde ich die Welt nicht verstehen.

Auch wissend, was du über dich früher erzählt hast, fällt mir immer wieder schwer diese zwei oder drei Facetten deiner Persönlichkeit in einer Person vereint zu sehen. 

Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich bestimmte Denkschablonen in meinem Kopf habe.

Ich bewundere deine Intelligenz und dein praktisches Denken, was du auch von staatlichen Stellen, sprich Titeln beglaubigt bekommen hast.

Du weißt, dass ich nicht prüde bin und offen sage, was ich von deinen Schriften halte. Du weißt, dass ich dich akzeptiere wie du bist, genauso wie ich alle anderen akzeptiere wie sie sind bzw ablehne, weil sie eitel, arrogant oder einfach dumm sind.

Und trotzdem, ich sage es dir ganz ehrlich, weil ich dich schätze und bewundere, ohne den Anspruch dich ändern zu wollen, ich für mich, wie in einem Wunschtraum, mir würde es gefallen, wenn du mal aufwachen würdest und, mit deiner Frau und deiner Tochter eine Urlaubsreise planen würdest. Und dein Elektrogeschäft florieren würde.

Und alles andere wäre nur ein Traum gewesen.

Liebe Grüße 

Carlos

 

 

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vor 13 Minuten schrieb Carlos:

Liebe Hera,

es fällt mir schwer die Person, die du beschreibst, einzuordnen. 

Angenommen dies wäre das Erste, dass ich von dir lese, ohne Nichts von dem Autor zu wissen. Ok, wenn es zu der Szene gegen Ende, mit dem Staubsauger, kommt, würde ich die Welt nicht verstehen.

Auch wissend, was du über dich früher erzählt hast, fällt mir immer wieder schwer diese zwei oder drei Facetten deiner Persönlichkeit in einer Person vereint zu sehen. 

Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich bestimmte Denkschablonen in meinem Kopf habe.

Ich bewundere deine Intelligenz und dein praktisches Denken, was du auch von staatlichen Stellen, sprich Titeln beglaubigt bekommen hast.

Du weißt, dass ich nicht prüde bin und offen sage, was ich von deinen Schriften halte. Du weißt, dass ich dich akzeptiere wie du bist, genauso wie ich alle anderen akzeptiere wie sie sind bzw ablehne, weil sie eitel, arrogant oder einfach dumm sind.

Und trotzdem, ich sage es dir ganz ehrlich, weil ich dich schätze und bewundere, ohne den Anspruch dich ändern zu wollen, ich für mich, wie in einem Wunschtraum, mir würde es gefallen, wenn du mal aufwachen würdest und, mit deiner Frau und deiner Tochter eine Urlaubsreise planen würdest. Und dein Elektrogeschäft florieren würde.

Und alles andere wäre nur ein Traum gewesen.

Liebe Grüße 

Carlos

 

 

Ja, lieber Carlos,

 

dann wäre ja alles hübsch in Ordnung und keiner bräuchte sich mehr Sorgen zu machen.

 

Leider ist es nicht ganz so einfach.

Ich will schreibend die ganze Problematik von allen Seiten beleuchten.

Es gibt viele Gleichgesinnte, die mir bezeugen genau zu verstehen, um was es mir geht.

Eine elegante Lösung habe ich bisher selbst noch nicht gefunden.

 

LG Hera

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vor 15 Minuten schrieb Carlos:

Es freut mich zu sehen, dass du meine Worte verstanden hast, wie ich sie meinte, was nicht selbstverständlich ist. 

Allgemein gesagt habe ich von dir den Eindruck eines wunderbaren Menschen, der sich selbst das Leben kompliziert macht. 

 

 

Vielleicht ist das gerade das Wunderbare?

Ich bin nicht hier, um es mir oder irgendjemand leicht zu machen.

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Damit meine ich deine lyrische Begabung, dein Talent, deine Ehrlichkeit, deine Offenheit. Und auch was du in der Gesellschaft erreicht hast, dass du studiert hast und zwar was Praktisches, nicht Soziologie oder Politik, sodass dann als Taxifahrer endest. 

Wie du in der Lage bist, etwas an einer Decke zu bohren und gleichzeitig den entstehenden Staub zu saugen. 

Andererseits, du tust öffentlich was andere im Verborgenen.

Das ist auch bewundernswert.

Ich wollte nicht zu deiner Erzählung einfach ein Like geben oder ignorieren. 

Es liest sich wie eine Eintragung in einem Tagebuch bzw ein Kapitel einer Autobiographie. 

 

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vor 15 Minuten schrieb Carlos:

Damit meine ich deine lyrische Begabung, dein Talent, deine Ehrlichkeit, deine Offenheit. Und auch was du in der Gesellschaft erreicht hast, dass du studiert hast und zwar was Praktisches, nicht Soziologie oder Politik, sodass dann als Taxifahrer endest. 

Wie du in der Lage bist, etwas an einer Decke zu bohren und gleichzeitig den entstehenden Staub zu saugen. 

Andererseits, du tust öffentlich was andere im Verborgenen.

Das ist auch bewundernswert.

Ich wollte nicht zu deiner Erzählung einfach ein Like geben oder ignorieren. 

Es liest sich wie eine Eintragung in einem Tagebuch bzw ein Kapitel einer Autobiographie. 

 

Also zu trocken?

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Wenn du die Szene gegen Ende, mit diesem Mann mit dem Staubsauger weglässt, bleibt nur eine INTERNA, sprich, eine längere Erklärung des Warums die Firma schließen musste, weil du dich weigerst, den für dein Empfinden zu großen Vertrag anzunehmen. 

Die Preisgabe der intimen, überraschenden Situation macht die Geschichte nicht besser.

Es war ganz anders in deiner vorherigen Geschichte, da war eine Entwicklung zu einem sich aus dem Ganzen ergebenden Ende.

 

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vor 14 Minuten schrieb Carlos:

Wenn du die Szene gegen Ende, mit diesem Mann mit dem Staubsauger weglässt, bleibt nur eine INTERNA, sprich, eine längere Erklärung des Warums die Firma schließen musste, weil du dich weigerst, den für dein Empfinden zu großen Vertrag anzunehmen. 

Die Preisgabe der intimen, überraschenden Situation macht die Geschichte nicht besser.

Es war ganz anders in deiner vorherigen Geschichte, da war eine Entwicklung zu einem sich aus dem Ganzen ergebenden Ende.

 

Natürlich ist die Geschichte autobiografisch.

 

Ich habe sie hauptsächlich geschrieben, wegen der Staubsaugerszene und wegen der Einladung,

die ich tatsächliche erhielt. Darauf war ich schon stolz, immerhin war es eine Einladung von dem Chef einer Frankfurter Künstleragentur. 

 

Der Knackpunkt an der Geschichte ist für mich, dass Zelko mein Anderssein im Grunde nicht respektierte, bestimmt sogar verachtete,

aber als es für die Firma nützlich war, verlangte er es praktisch von mir.

 

Vielleicht habe ich das nicht deutlich genug gemacht.

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Immer wenn man Autobiographisches verrät, muss man damit rechnen, dass man nicht verstanden bzw missverstanden wird. 

Generell, wenn überhaupt, interessiert die Leser Beichte von berühmten Personen. 

Ich brauche dir nicht zu erzählen, was die Leute gerne lesen ... Krimis, zum Beispiel. 

Oder lustige Sachen. Et cetera.

Um den Charakter deines Ex Geschäftspartners, ohne dass du sagst "er war verlogen, kleinkariert, etc.", damit sich die Leser eine eigene Meinung über ihn bilden, müsstest du viel mehr schreiben, einen Roman quasi. Nur, lohnt sich der Aufwand? 

 

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vor 20 Minuten schrieb Carlos:

Immer wenn man Autobiographisches verrät, muss man damit rechnen, dass man nicht verstanden bzw missverstanden wird. 

Generell, wenn überhaupt, interessiert die Leser Beichte von berühmten Personen. 

Ich brauche dir nicht zu erzählen, was die Leute gerne lesen ... Krimis, zum Beispiel. 

Oder lustige Sachen. Et cetera.

Um den Charakter deines Ex Geschäftspartners, ohne dass du sagst "er war verlogen, kleinkariert, etc.", damit sich die Leser eine eigene Meinung über ihn bilden, müsstest du viel mehr schreiben, einen Roman quasi. Nur, lohnt sich der Aufwand? 

 

"Mich sprachen höchstens mal Männer auf der Straße an. Zelko wunderte sich nicht wenig darüber und schaute mich nachher immer so seltsam an, als wisse er nicht mehr, was er von mir halten solle und ob ich seine Achtung noch verdiente. Um solche Missgeschicke künftig zu vermeiden, könne er mir nur raten, etwas gegen mein weibisches Aussehen zu tun. Es sei auch ungeschickt, bei meinem zu prallen Hintern auch noch knallenge Röhrenjeans zu tragen. Ich hütete mich davor, ihm zu gestehen, dass ich solche „Missgeschicke“ irgendwie genoss."

 

Diese Passage sollte über Zelkos Charakter Auskunft geben.

 

Fast alle Schriftsteller verwenden autobiografisches Material.

Thomas Mann und Hermann Hesse genauso wie Hölderlin und Bukowski.

Sonst kann man nicht authentisch schreiben.

 

Krimis langweilen mich leider ganz besonders.

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Ok, den Charakterzug, den du von diesem Mann beschreibst, ist nichts Besonderes. Die meisten Leser würden das als "normal" einstufen. 

Auch mich langweilen Krimis. Dieses Genre wurde von Edgar Allan Poe kreiert mit seiner Erzählung "Der Doppelmord in der Rue Morgue".

Heute glaubt jeder einen Kriminalroman schreiben zu müssen.

Nach wie vor sind die ersten, mit seinen Antihelden Detektiv Figuren Dashiell Hamett und Raymund Chandler, die besten.

Buddenbrooks ist die Geschichte von Thomas Manns Familie.

Er soll homosexuelle Neigungen gehabt haben, darüber schreibt er aber nur indirekt, in seiner Novelle "Der Tod in Venedig". Es geht um einen alternden Schriftsteller, der sich in einen Knaben verliebt.

Die Novelle wurde meisterhaft verfilmt von Luchino Visconti.

 

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vor 19 Minuten schrieb Carlos:

Ok, den Charakterzug, den du von diesem Mann beschreibst, ist nichts Besonderes. Die meisten Leser würden das als "normal" einstufen. 

Auch mich langweilen Krimis. Dieses Genre wurde von Edgar Allan Poe kreiert mit seiner Erzählung "Der Doppelmord in der Rue Morgue".

Heute glaubt jeder einen Kriminalroman schreiben zu müssen.

Nach wie vor sind die ersten, mit seinen Antihelden Detektiv Figuren Dashiell Hamett und Raymund Chandler, die besten.

Buddenbrooks ist die Geschichte von Thomas Manns Familie.

Er soll homosexuelle Neigungen gehabt haben, darüber schreibt er aber nur indirekt, in seiner Novelle "Der Tod in Venedig". Es geht um einen alternden Schriftsteller, der sich in einen Knaben verliebt.

Die Novelle wurde meisterhaft verfilmt von Luchino Visconti.

 

Ich schreibe die Dinge auch, weil die meisten Leser es als normal empfinden ein bisschen homophob zu sein.

Ich will eine Lanze für das dritte Geschlecht brechen.

Den "Tod in Venedig" habe ich gerne gelesen, ich habe mich allerdings gewundert,

dass Thomas Mann mit diesem starken Tobak so glimpflich durchkam.

Ich möchte mit so einem Stoff nicht in Verbindung gebracht werden.

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Hi Hera,

 

ich klinke mich nur kurz ein und wieder aus.

 

Mir ist im Text schon klar geworden, dass dein Partner ne miese Doppelmoral hatte und dich mit seiner Bemerkung über die Einladung prostituiert hat. Er hatte dir ja auch bedenkenlos das Risiko der Firma aufgehalst und sich brav aus der Verantwortung gestohlen. Also kein angenehmer Zeitgenosse.

 

Du hast die Einladung als Auszeichnung empfunden, während dein Partner sie als Kröte betrachtet hat, von der er hoffte, dass du sie widerwillig schlucken würdest, um die (seine) Geschäfte nicht zu gefährden. Das habe ich verstanden.

 

Aber was dir Einladung die wirklich bedeutet hat. Also quasi im Sinne von: „Ich bin für jemanden attraktiv, der im Grunde mindestens zwei Ligen über mir spielt...“ könnte etwas deutlicher werden. Und diese Thematik ist meines Erachtens sowieso nur für Menschen verständlich, die sich selbst und anderen eine Art sexuellen „Marktwert“ zuordnen.

 

Soweit und

 

liebe Grüße

 

vom Gaukel

 

 

PS

 

Zitat

...dann wäre ja alles hübsch in Ordnung und keiner bräuchte sich mehr Sorgen zu machen...

 

 

Jupp aber ich habe die Erfahrung gemacht: Egal wer wann und wo man ist, es gibt immer gute Gründe sich noch mehr Sorgen zu machen – und zugleich auch, um sich viel weniger zu sorgen. Das Balancieren ist und bleibt immer Übungssache. Und Nevenkitzel. Und Stress. Und man kann auch einfach vom Drahtseil hüpfen und was anderes spielen. Letztes wird viel zu oft übersehen.

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Hallo Hera Klit,

 

mir gefällt deine autobiographische Geschichte sehr gut, weil sie sehr authentisch und lebensnah geschrieben ist. Auch reicht die scheinbar nur oberflächliche, geschickt in die Erzählung eingewobene Beschreibung der beiden Geschäftspartner als Hauptcharaktere der Geschichte mE aus, um deinem Literaturstück so etwas wie eine Moral oder Erkenntnis bezüglich Vorurteil und Oberflächlichkeit herauszulesen.

 

vor 19 Stunden schrieb Hera Klit:

Zelko war verheiratet und hatte zwei Kinder, ich lebte in wilder Ehe mit einer Tochter. Ich versprach meiner Frau zu heiraten, wenn die Zeit günstig sei und die Auftragslage es zuließe.

 

Ganz zu Anfang wird Zelko als ein gutbürgerlich angepasster Mann in geordneten Familienverhältnissen beschrieben, während du das LI in einer gesellschaftlich weniger akzeptierten "wilden" Ehe mit Tochter lebt - was, im Rahmen konservativer Gesellschaftserwartungen, eventuell als eine Form von Leichtsinnigkeit gewertet werden könnte. 

 

vor 19 Stunden schrieb Hera Klit:

Würde irgendwas schief gehen, bekämen sie mich dran. Eine Betriebshaftpflicht über 2 Millionen beruhigte mich nur mäßig. Manchmal, wenn ich alleine war, hatte ich Panikattacken.
In letzter Zeit gab es Spannungen zwischen Zelko und mir. Der Grund war ein von der Babascheck in Aussicht gestellter Großauftrag für uns. Das Neu-Isenburg-Zentrum, ein großes Einkaufszentrum, sollte renoviert werden, von Grund auf. Die Babascheck war die leitende Architektin und wollte uns für die gesamten Elektroarbeiten als Subunternehmer unter Vertrag nehmen. Meiner Meinung nach war unsere Firma dafür viel zu klein und das Risiko war mir zu groß. Wir hätten dann viele Leiharbeiter beschäftigen müssen, auch das missfiel mir. Außerdem wollte ich nicht ganz in die Hände der Babascheck fallen, ich kannte Firmen, denen das zum Verhängnis geworden war.

 

Beim Weiterlesen erfährt man aber, dass das LI sehr verantwortungsbewusst denkt und sich auch im Handeln von solchen Gesichtspunkten leiten lässt. 

 

vor 19 Stunden schrieb Hera Klit:

Der Kontakt zur Babascheck war über Zelko zustande gekommen. Die beiden hatten eine Vergangenheit, das war mir schon klar, aber welche, habe ich nie herausbekommen.
Sie gingen recht vertraut miteinander um. Manchmal fast zu vertraut. In dem Zusammenhang muss man wissen, dass auch mein Freund und Geschäftspartner Zelko außergewöhnlich attraktiv war.

 

Das schleierhafte Zustandekommen des Kontaktes und folglich der Aufträge, lässt aber anklingen, dass Zelko in Wirklichkeit unter Umständen bereit ist, sich auf Kompromisse einzulassen und vielleicht hinter der Maske seiner Gutbürgerlichkeit, sogar ein "wilderes" Familienleben führt als das LI.

 

vor 19 Stunden schrieb Hera Klit:

Zelko wollte den Auftrag unbedingt und redete bei jeder Gelegenheit auf mich ein.

 

vor 19 Stunden schrieb Hera Klit:

Die ganze Fahrt über redete Zelko auf mich ein, wegen des Großauftrags im Neu-Isenburg-Zentrum. Ich sah mich außerstande klein bei zu geben, ich hatte nicht sein sonniges Gemüt. Er blendete für meine Begriffe sämtliche Gefahren einfach aus.

 

Im weiteren Verlauf erfahren wir, das es Zelko, der allem Anschein nach, die Normregeln der Gesellschaft strikt einzuhalten scheint, eigentlich jemand ist, der, eventuell unter vorsätzlicher Ausnutzung seines rechtlichen Statuses, bereit ist, alle Risiken außer acht zu lassen, um seine persönlichen Ziele zu erreichen.

 

vor 19 Stunden schrieb Hera Klit:

Ich war etwas perplex und konnte nicht recht einordnen, was da geschah, deswegen ließ ich es sogar geschehen, dass er mich wie zur Entschuldigung für die zugefügten Schmerzen im Schritt sanft rieb. Er bedauere es, mich vielleicht verletzt zu haben. Dann fragte er mich, was ich am Wochenende vor hätte, er gäbe eine kleine Party für ausgesuchte Gäste. Seine Hand blieb dabei konsequent in meinem Schritt.
Erst jetzt bemerkte ich Zelko und den zweiten Boss in der offenen Tür stehend, beide mit überrascht staunenden Gesichtern.
Auf der Heimfahrt empfahl mir Zelko die Einladung anzunehmen. Meine Frau müsse davon ja nichts erfahren. Eine Ablehnung könne womöglich Staub aufwirbeln. Möglich, dass der Babascheck dann sonst was zugetragen würde, um sie gegen uns aufzubringen.
Sogar der Großauftrag könne daran scheitern.

Obwohl Zelko Zeuge einer sexuellen Belästigung des LI von Seiten eines Kunden wird, versucht er das LI unter allen Umständen zum Besuchen eines Networking-Events zu überreden, der vom handstreichlich werdenden Chef des Kundenunternehmens ausgerichtet wird und der der Firma einen großen Auftrag einbringen bzw. für die Zukunft des Unternehmens von Bedeutung sein könnte.

 

vor 19 Stunden schrieb Hera Klit:

Mich sprachen höchstens mal Männer auf der Straße an. Zelko wunderte sich nicht wenig darüber und schaute mich nachher immer so seltsam an, als wisse er nicht mehr, was er von mir halten solle und ob ich seine Achtung noch verdiente. Um solche Missgeschicke künftig zu vermeiden, könne er mir nur raten, etwas gegen mein weibisches Aussehen zu tun.

Dies obwohl er sich offensichtlich an der für ihn anstößigen androgynen Natur des LI's zu stören zu scheint. 

 

vor 19 Stunden schrieb Hera Klit:

Ich musste mir das Ganze noch überlegen.
Eines Tages kam der Vertragsentwurf für den Großauftrag.
Ich lehnte dankend ab.
Zwei Jahre später schlossen Zelko und ich die Tore unseres Betriebes für immer.
Seitdem haben wir keinerlei Kontakt mehr miteinander gehabt.

Das LI lehnt den Vertragsentwurf letztendlich ab. Die Gründe dafür, welche aus dem Vertragsinhalt und den damit verbundenen Haftpflichten für das hauptverantwortliche LI resultieren könnten, bleiben aber ungenannt. Wir wissen auch nicht, ob das LI die Einladung zur Party annahm oder nicht.  

Wir erfahren aber im abschließenden Satz, dass die vom LI als Freundschaft beschriebene Zweckbeziehung zwischen Zelko und dem LI, mit der Betriebsschließung endete. 

Es stellt sich dabei heraus, dass das am Anfang der Geschichte als eher unstet und leichtfüßig beschriebene LI eigentlich konservativere innere Werte pflegt, als der anfänglich als konservativ beschriebene Zelko.

Deshalb interresant zu Lesen und nachdenklich stimmend. 

 

Liebe Grüße

Rudolf

 

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