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Du schaust in ihre strahlenden, von Wärme und Liebe erfüllten Augen und denkst dir im Geheimen: 'Sie erscheint mir so glücklich. Liegt das an ihrem Ring?
Ist es das, was ich auch brauche....so einen Ring? Sie ist so glücklich und sie trägt diesen Ring.'
Du beobachtest, wie sie ihr goldglänzendes Haar voller Anmut nach hinten wirft.
Dabei kreisen deine Gedanken nur um diese eine Frage: Wie schaffe ich das auch?? Du denkst dir:

'Meine Schwester hat alles, wovon ich nur träume. Eine Topfigur und einen liebevollen Mann an ihrer Seite. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das Kind zur Welt kommt und das Haus gebaut ist. Alle lieben sie dafür. Ich bin unglücklich, weil ich das alles nicht habe. Wenn ich doch wenigstens so gesegnet wäre, auch so einen Ring zu tragen. Dann würde ich mit Sicherheit all das Glück empfinden, was sie offensichtlich auch fühlt. Ich würde genauso bewundert werden wie sie.'
Also tust du alles, um diese Standards zu erreichen, so als wären sie eine Gebrauchsanleitung zum Glücklich sein.
Du fragst dich, was du immer falsch machst, denn du siehst, wie deine beste Freundin auch in diesem Glanz erstrahlt. Kein Wunder, sie ist schließlich frisch verlobt.
Du fängst an, daran zu glauben, das alles gehöre zu einem erfüllten Leben dazu. 'Das sind so Dinge, die sollten schon sein - früher oder später. Sowas wie ein Auto, ne Hochzeit, eine Familie mit Haus.
Natürlich kommt es auch darauf an, dabei gut auszusehen und einen bezaubernden Eindruck zu hinterlassen.'
Du merkst, dass dir langsam die Zeit davon zu rennen scheint. Deswegen willst du das alles so schnell wie möglich haben. Immer und immer wieder spürst du diese Unzufriedenheit in dir. Du tust so viel, um dieses Ziel endlich zu erreichen, doch nichts von all dem scheint am Ende gut genug zu sein.
Du hast das Gefühl, dein ganzes bisheriges Leben war ein einziger Reinfall.
Aber ist dir mal aufgefallen, dass du damals - während du all deine Entscheidungen getroffen hast, um diesem Idealbild gerecht zu werden - nicht anders gedacht hast als heute?
Du wolltest diese Puppe, weil alle sie haben wollten. Und kaum hattest du sie in den Händen, hast du dich so leer gefühlt. ... Dann war da dieser Mensch, von dessen schmeichelnden Worten du dich blenden ließt, weil er dir all das sagte, was du hören wolltest. Dir war nicht klar, wie wundervoll du bist und dachtest, diesen Menschen zu brauchen, um dich vollständig zu fühlen.
Erinnerst du dich, wie verliebt du damals warst, aber dich gegen diesen Traum entschieden hast, weil tausend Stimmen dir eingeredet haben, wie naiv und viel zu verträumt diese Person doch ist?
Vermutlich hattest du Angst, zu dem zu stehen, was du wirklich fühlst...und diese Angst begleitet dich bis heute.

Ich werfe einen Blick in deine Zukunft:
Inzwischen trägst du diesen Ring..."Aber hast du jetzt das erreicht, wovon du immer dachtest, du bräuchtest es, um dein Glück zu finden? ", frage ich dich.
Du schaust mich nur an und schweigst...Dein Blick geht ins Leere.
"...Hat dich irgendwas von all diesen Dingen glücklich gemacht? Wenn ja, was? War es der Ring?" ... Ich denke nicht.
Viel mehr erahne ich, wie du ganz tief in dir deine Freiheit vermisst...und dich in eine Zeit zurück sehnst, in der du einfach nur geträumt hast.

Diese Zeilen schrieb dir jemand, der einst mit dir träumte.

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Hallo Joline, 

deine kurze Erzählung gefällt mir, weil sie kurz ist. 

Es gibt nichts schlimmeres, als eine lange kurze Erzählung.

Wobei deine hätte ruhig länger sein dürfen. 

Ein Ring hat etwas Magisches an sich. 

Ich frage mich, wie der erste Ring zustande kam. 

Wann die Menschen angefangen haben, Schmuck zu tragen.

Es muss ein Ereignis gewesen sein, als ein Mensch, zum ersten Mal, sich den Anderen geschmückt präsentierte. 

Es könnte sein, dass, anfänglich, die Menschen, bei der Jagd, anfingen, sich mit Farben zu tarnen, um sich leichter ihren Beuten nähern zu können. 

Im Krieg mit anderen Stämmen haben sie versucht, damit den Feinden Angst einzujagen. 

Um die besondere Stellung eines Menschen zu zeigen dienen auch Juwelen, eine Krone, zum Beispiel. 

Goldene Symbole. 

Ich finde es schön, wie du deine und unsere Aufmerksamkeit auf jenen Ring am Anfang deiner Erzählung richtest. 

Liebe Grüße

Carlos 

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