feedback jeder art Unter grauen Tauben

[Marc Donis]

Unter grauen Tauben

 

Lauf‘ unter grauen

Tauben,

viele Menschen,

kalte Augen.

 

Hinter Brillen, ihre

Augen schroff,

hinter dem Beton der

Palmen glüht die Straße,

wie brennendes Benzin,

benebelte Junkies im

U-Bahnhof,

neben ihnen liegen

Spritzen mit Tilidin.

 

Im Zug liegt Müll,

es stinkt

der Dreck,

in der Mitte,

vom Wagen,

ein großer Bierfleck.

Die leeren Bierflaschen klirren

und schwenken,

im Bahnhof Alexanderplatz liegen

Obdachlose auf den

verchromten Bänken.

 

Sie schlafen komplett

alkoholisiert

oder bekifft,

tragen in ihren Jacken

das weiß-bittere Gift.

 

Die Treppen, glatt,

durch Nässe,

viele Menschen,

viele Blässe.

 

Lauf‘ auf dem

Alexanderplatz zur

Regionale,

seh‘ die Obdachlosen

jeden Tag

und kenn‘ sie alle.

 

Lauf‘ unter grauen

Tauben,

viele Menschen,

kalte Augen.

[Carlos]

"Lauf' unter grauen 

 Tauben, 

  viele Menschen, 

  kalte Augen."

 

Dies könnte schon alleine, für sich, als ein gelungenes Gedicht stehen, lieber Marc. 

 

"Mehr, mehr!" sag der hungrige Leser, der nach solcher köstlichen Vorspeise voller gierigen Erwartung. 

 

Ich finde der Vergleich von Obdachlosen mit Tauben treffend, denn nicht mehr als solche Kreaturen interessieren sie die Passanten, dieselben, die sich womöglich gegen fremde Ungerechtigkeiten eifrig bemühen: Das Elend zu Hause wird übersehen. 

I wish you a happy weekend. 

C.

[Darkjuls]

Hallo Marc, ein beeindruckendes Gedicht. Viele fühlen sich von den Tauben in der Stadt gestört ebenso wie von den Obdachlosen. Das zeugt von Gefühlskälte und ist an den teilnahmslosen kalten Augen der Menschen zu sehen. Haben die Obdachlosen ihre Hoffnung verloren,  verlieren sie damit auch oft den Glanz aus den Augen. Wie Carlos schon gesagt hat, das Elend beginnt auch direkt vor unserer Tür. 

 

Liebe Grüße Darkjuls