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Hallo Moana,

 

die fließenden Übergänge vom Bild (verwässertes Bild) über den Klang (Tenor - wobei das natürlich auch mehrdeutig ist), zum Körperlichen (Hüfte), dann zum Geistigen (dein Wesen) und schließlich wieder zurück zum Bild (gefächert durch das Abendlicht) faszinieren mich hier sehr. Eine Person besteht ja aus einer Vielzahl an Charakteristika, die dann alle gleichzeitig ins Gedächtnis gerufen werden, wenn diese Person fehlt, wobei einzelne Aspekte dabei ineinander übergehen, da durch dasselbe Andenken miteinander verbunden, und dennoch abwechselnd im Vordergrund stehen - wie ein Spaziergang durch die Erinnerung. Hier wird dieser Spaziergang wie eine Kreisbewegung dargestellt, die beim Bildhaften beginnt und wieder dort "endet" (aber vermutlich einfach weiter im Kreis weiterläuft), was mich tief berührt, da es eben oft so ist, dass sich die Gedanken im Kreis drehen, wenn man jemanden vermisst - oder generell wenn man traurig ist oder irgendetwas nicht stimmt.

 

Dabei bedienst du dich interessanter sprachlicher Kniffe: Interessante Satzstellungen, die ganz verschiedene Eindrücke, in einem Satz vereinen, was eine ganz selbstverständliche Gleichzeitigkeit von unterschiedlichen Erinnerungen vermittelt. Wichtige Beschreibungen, die zunächst die volle Aufmerksamkeit des Lesers einfordern, weil sie ganz unvermittelt und pointiert dastehen (z.B. "Wie ein verwässertes Bild" oder "An der Bewegung deiner Hüfte") und dann sehr in den Hintergrund rücken, weil das Gehirn allmählich begreift, dass sie nur Adverbialbestimmungen sind, als der Satz weitergeht (z.B. "hängt noch immer dein Tenor in diesem Raum" oder "begriff ich dein Wesen").

 

Und dann die interessante Schluss-Sentenz:

Am 10.8.2024 um 09:00 schrieb Moana:

Dass dies

Alles war

was ich wissen musste

Ich lese es so: So lange du da warst, so lange du so warst, hat es mir an nichts gefehlt. Alle Unsicherheiten des Lebens sind im Prinzip bedeutungslos, wenn man die eine Gewissheit hat: geliebt zu werden - einen geliebten Menschen um sich zu wissen (egal ob Eltern, Geschwister, Freunde oder der Partner/die Partnerin). Bricht dies weg, bleibt nur noch die Ungewissheit.

 

Schön auch, wie du diese schmerzhafte Erkenntnis in einen Nebensatz gepackt hast, als wäre es ein nebensächlicher Gedanke. Ein vergeblicher Versuch, sich selbst zu trösten, indem man sein eigenes Leid nicht in den Mittelpunkt rückt. Haben wir wohl alle schon getan: Den Schmerz mit einem Lächeln beiseite schieben - sich sagen: "Wird schon alles wieder.", den Mitmenschen sagen: "Macht euch keine Sorgen." Aber so einfach ist es leider nicht. Der Schmerz lässt sich nicht beiseite schieben und genau in dieser Reibung, die entsteht, wenn man das Unvermeidbare vermeiden will, liegt eine furchtbare Tragik, die mir beim Lesen Gänsehaut bescherte.

 

Was ich damit eigentlich nur sagen will: Schönes Gedicht, das mich sehr rührte.

 

Liebe Grüße

Schmuddi

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