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Schmuddelkind

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Alle erstellten Inhalte von Schmuddelkind

  1. Lieber Trollbär, liebe Sonja, liebe Josina, vielen Dank für eure lobenden Worte. Schön, dass das Gedicht ein paar Freunde gefunden hat! LG
  2. Sie sagt, dass sie mich liebe, weil sie weiß, dass ich ihr glaub. Gelegenheit macht Diebe und die Liebe blind und taub. (Aus dem Fundus)
  3. Schmuddelkind

    Envie

    «As-tu envie de me revoir? As-tu envie? As-tu envie? Mon coeur est plein, est plein d'espoir. As-tu envie? As-tu envie?» «La question n'est pas si je le veux, la question est si je veux vouloir. Mais s'il te calme un petit peu: oui, j'ai envie de te revoir.» J'ai attendu donc sous un arbre: «il va se mettre à pleuvoir.» Le coeur de sucre, visage de marbre, le ciel est devenu tout noir. Et elle a attendu longtemps de ne plus attendre sous un arbre: «de loin s'approchera le vent», le coeur de plumes, visage de marbre. (Aus dem Fundus)
  4. Lieber Carlos, liebe Sonja, vielen Dank für eure anerkennenden Worte zu meinem Kurztext. Wer mich kennt, weiß, dass ich ein Freund der Widersprüchlichkeit bin. Mich reizte hier das Wechselspiel zwischen Trauer, Schmerz und Humor. Und gerade durch den Humor der Protagonisten wird besonders deutlich, wie sehr sie vermisst werden wird. Insofern ist der Humor selbst hier sowohl lustig, als auch melancholisch. LG
  5. Vielen lieben Dank für die zahlreichen Kommentare, ihr Lieben! Wow! Danke für dieses starke Lob, lieber Carlos! Du hast recht, liebe Sonja. Dieses Sicherheitsgefühl, das einen (zumindest die meisten) in der Kindheit begleitet, das man als selbstverständlich hinnimmt, bis man erkennt, wie wenig selbstverständlich es ist, ist wohl ein Aspekt des Gedichts. Freut mich, dass ebendies dich so angesprochen hat. Danke für die pointierte Zuspitzung, liebe Basho! Schön, deine Verknüpfung von Zeit und Fisch, die in meinem Gedicht höchstens angedeutet war! Dank auch dir, lieber Trollbär! Ja, das ist wohl Nostalgie: Fröhlichkeit, die man in der Erinnerung findet, verbunden mit der schmerzhaften Einsicht, dass die Vergangenheit unwiederbringlich vorbei ist. LG
  6. Verstehe. Kann man ja auch nicht erwarten, dass man in so einer Situation das macht, was man hinterher in der Reflexion für richtig hält.
  7. Vielen Dank, liebe Sonja. Wenige Worte kann ich definitiv schreiben. Ob ich damit viel aussagen kann, müssen natürlich andere beurteilen. Daher freut es mich sehr, dass du dies in meinen Gedichten öfter so zu sehen scheinst. LG
  8. Aha, solche Sprüche sind mir meist unbekannt. Danke für die Aufklärung. Musste gestern wieder daran denken, als ich die ersten Blümchen blühen sah in strahlendem Gelb. Und einen Zitronenfalter habe ich auch gesehen - hoffe, dieser war nicht zu ambitioniert. Vielen Dank, lieber Carlos! Ich freue mich sehr, dass dir mein Haiku zu gefallen weiß. Hatte damals (2012/2013) so eine Haiku-Phase. LG
  9. Wow! Vielen Dank für die zahlreichen Reaktionen und Antworten, ihr Lieben! Vielen lieben Dank für dein Lob, liebe Sonja! Ich würde zwar nicht sagen, dass es zu meinen Talenten gehört, mit Realitäten umzugehen, aber Worte sind oft meine Zuflucht, wenn mir die Realität unzureichend wird. Freut mich dann immer, wenn noch andere Menschen darin Zuflucht finden können. Liebe Lichtsammlerin, ich kann mir deine Fassungslosigkeit darüber gut vorstellen. Mit acht Jahren glaubt man ja noch an den guten Willen, die Vernunft und die Einsicht der Menschen. Leider muss man dann irgendwann erkennen, dass Weitsicht nicht zu den Stärken des selbsternannten Homo Sapiens zählen. Die meisten Menschen sehen es natürlich gar nicht ein, den Planeten zu retten, wenn das bedeutet, dass man auch mal ein Steak weniger die Woche essen muss (und nein, das ist kein Aufruf zum Vegetarismus oder ein moralischer Fingerzeig gegen den Fleischverzehr generell) oder seine Füße zum Laufen benutzt. Man sieht es im Allgemeinen deshalb nicht ein, weil die Folgen der Erderwärmung aufgrund der Langsamkeit des Prozesses und der Komplexität der Zusammenhänge für die meisten zu abstrakt sind. Der Corona-Fall in der Familie wird als bedrohlich empfunden, weil es um die Ecke passiert und ein nahestehender Mensch davon betroffen ist. Klimatisch bedingte Flüchtlingsbewegungen, Rohstoffknappheit, geopolitische Konflikte evtl. bis hin zum Nuklearkrieg - das erscheint den meisten Menschen nicht wirklich greifbar, wenn nicht gar "weit hergeholt". Und wenn diese Dinge irgendwann mal eintreffen sollten, werden die meisten immer noch nicht den Zusammenhang zu ihrem Handeln herstellen können und wählen dann vorsichtshalber die AFD. Das Einzige, das einen trösten kann: Die Zukunft ist noch nicht geschrieben, auch wenn Vieles schon absehbar ist. Ich habe mal irgendwo sinngemäß den Satz gelesen: "Wer die Wahrheit sagen will, ohne totgeschlagen zu werden, muss die Menschen zum Lachen bringen." Da ist es von Vorteil, einen gewissen Sinn für Humor zu haben. Freut mich sehr, dass du meinen Ansatz für gelungen hältst. Danke, lieber gummibaum! Ja, vermeintliche Vorteile aufzuspüren, ist mir als hoffnungsloser Optimist irgendwie in die Wiege gelegt. Eine weitere Sache, die mir als Elektrikerkind in die Wiege gelegt wurde, die allerdings nichts mit dem Thema zu tun hat, ist es, lüstern verklemmt zu sein. Wobei du ja als Gummibaum durch erhöhte Atemfrequenz direkt CO2 reduzierst! Das ist ja mal ein übereifriger Kaktus. Aber daran können sich andere Pflanzen mal ein Beispiel nehmen. LG
  10. Vielen Dank, lieber gummibaum! Deine ausführliche Betrachtung des Gedichts ehrt mich sehr und umso mehr tut es mir leid, dass ich so lange gebraucht habe, zu antworten. Das habe ich generell in den letzten Wochen zeitlich nicht hinbekommen und habe daher schon das Posten neuer Gedichte weitgehend eingestellt. Schade, dass ich jetzt so spät dran bin, dass du inzwischen schon gar nicht mehr im Forum bist. Naja, vielleicht kriegst du ja noch mit, dass ich geantwortet habe... Danke. Ja, Metaphern laden mich gerne zum Spielen ein. Das Schöne an Metaphern ist ja, dass ihre Bedeutung sehr kontextabhängig ist und man viel Spaß damit haben kann, die Bedeutung zu erweitern, wenn man dieselbe Metapher in einen anderen Kontext einbaut. Jepp, sehr gut beobachtet. Danke, dass du dies durch deine Gegenüberstellung so deutlich auf den Punkt gebracht hast! Nur der Tod in seiner absoluten Stille könnte die enorme emotionale Intensität besänftigen und nur wenn das Bewusstsein in das Nichts eingeht, ist der ewige Mühlradkreis der Gedanken durchbrochen. Das hat dann gewisse Anlehnungen an das Nirvana, wie ich wohl auch zwischen deinen Zeilen herauszulesen glaube. Interessanterweise kann man den Tod selbst hier als metaphorisch betrachten, da es ja gewisse Andeutungen gibt, dass der Tod hier auch für den Orgasmus steht. Auch so gesehen macht die Metaphorik Sinn. Ich mag es am liebsten, wenn eine Metapher für viele Dinge gleichzeitig steht - dadurch wird eine ganze Geschichte hinter dem Gedicht möglich - das Mühlrad, das LI, der Tod, die Erlösung, Nirvana, der Orgasmus - all das trifft hier zusammen, kann je nach Bedarf getrennt oder verwoben gelesen werden und drückt damit die emotionale Vielfalt aus, die das LI in einem zärtlichen Moment erlebt. Ja, das ist vielleicht auch ein bisschen schelmisch von mir, aber auch das Scherzen und Spielen inmitten eines bedeutsamen Moments ist eben Teil des facettenreichen Empfindsamkeit, der man sich während des Liebesspiels öffnet. Ich muss es doch noch einmal erwähnen: Ich bin ganz begeistert von deiner so präzisen Analyse und wie sehr du bei deinem Kommentar in die Tiefe gegangen bist. Danke vielmals! LG
  11. Schmuddelkind

    Vorfrühlingsgefühle

    Noch liegt in seinem weißen Kleid der Winter in den Hügelfalten. Er findet Zuflucht vor der Zeit und kann sie doch nicht von sich halten. Der Frühling streift mit warmem Flügel, gleich frischer Liebe Atemzug, so sanft die stolzgeschwellten Hügel und nimmt mich mit auf seinem Flug. Und Hoffnung regt sich im Geäst, der Wunsch zu sprießen, zu gedeihn, wenn man die Zeit gewähren lässt. Da wünsch ich mir, ein Baum zu sein.
  12. Und immer wenn du bei ihm bist, vertrösten mich Reminiszenzen: Wie ehe du mich heimlich küsst, die Augenblicke ahnend glänzen. Schon muss das Schwärmen doch vergehen. Ich wünscht, ich täte es ihm gleich, als Augen suchend zu mir sehen aus diesem tiefen, schwarzen Teich. Und als das Bild in Wellen bricht, ersehne ich im wirren Stieben dein wunderschönes Angesicht. Ach wärst du nur bei mir geblieben! Dann bebt das Schilf - ein Omen: Du! Dein Leben soll im Sturm nicht wanken. Nur Zwielichtträume und Gedanken, verklärt, doch leidvoll, stehn mir zu.
  13. Ich höre all die alten Lieder und fange gleichsam an zu singen, da alte Freuden zu mir finden. Da kommen mir die Tränen wieder, weil jene Freuden schon vergingen und ihre Töne mich noch binden.
  14. Schmuddelkind

    Abschiedsgespräch

    Mensch: Na, meine Feine? Willst du raus? Na, willst du raus? Willst du raus? Lass dich nochmal streicheln! Ja, lass dich nochmal streicheln! Katze: Fass mich nicht an! Ach, und immer diese ewigen Wiederholungen rhethorischer Fragen: "Hast du aufgegessen? Hast du aufgegessen? Hast du Pupu gemacht? Hast du Pupu gemacht?" Ich komme mir vor, als würde ich auf einen geistig Behinderten aufpassen. "Willst du raus? Willst du raus?" Ja, ich will raus. Und ich komme nie wieder zurück. Mensch: Was? Also... Wie? Katze: Ja, natürlich kann ich reden. Hältst du mich für blöd? Sechs Jahre lang habe ich mir dein Gequatsche angehört. Wie wahrscheinlich ist es, dass ich nur "miau" und "rrrrrrrrrr" sagen kann? Ich hatte nur einfach keine Lust, mit einem emotional unreifen Einzelgänger in den Dialog zu treten. Mensch: Und jetzt willst du mich verlassen? Aber warum? Katze: Warum?! Muss ich dir das wirklich erklären? Weiß gar nicht, wo ich da anfangen soll. Also, allein schon dieses ständige Geschmuse. Du läufst mir hinterher, nimmst mich in den Arm, streichelst mich. Ich habe es satt, wie dein Eigentum behandelt zu werden, nur weil du nicht in der Lage bist, reziproke Bindungen zu anderen Menschen einzugehen. Ich kann deine Berührungen nicht mehr ausstehen. Mensch: Aber... Ich dachte, es hätte dir gefallen. Du hast doch immer geschnurrt. Katze: Ich habe das Schnurren nur vorgetäuscht. Mensch: Was?! Das heißt, all die schönen gemeinsamen Momente waren eine einzige Lüge. Warum tust du mir das an? Katze: Weil du die Wahrheit nicht ertragen kannst. Weil deine Weltanschauung eine mehrfach verschlungene Doppelmoral ist. Als ich zum ersten Mal eine Spinne getötet habe, fandst du es süß, hast sogar Fotos davon gemacht, da du den Mord darin nicht gesehen hast. Als ich dann aber mit der ersten Maus ankam, warst du auf einmal völlig entsetzt. Da ist man dann plötzlich der böse Kater, nur weil man seine Mordlust auslebt. Nein, ich habe keine Lust, mit derart lebensblinden Menschen meine Zeit zu verschwenden. Lässt du mich jetzt bitte gehen? Mensch: Aber wo willst du denn dann hin? Katze: Ach, mach dir um mich keine Sorgen! Ich bin zu süß, um auf der Straße zu landen. Mensch: Was soll nun aus mir werden? Jetzt bin ich ganz allein. Ich habe doch niemanden. Katze: Frag dich mal, warum! Pass du lieber auf, dass du nicht wieder bei einer Katze landest! Du musst dich schon mit Menschen einlassen, um deine Bindungsprobleme zu lösen. Mensch: Gut, dann war es das jetzt wohl. Katze: Ey, weißt du, wie unangenehm es ist, dich zu bitten, mir die Tür aufzumachen? Lass mich endlich gehen! Mensch: Na dann - adieu! Katze: Miau!
  15. Hallo sofakatze, mir auch. Ich hoffe, dass ich demnächst noch die Zeit finde, mehr dazu zu schreiben. Aber am Sonntag ist Superbowl und bis dahin ist mein Gehirn wohl eher mit der Verarbeitung von Vorfreude beschäftigt. Für danach habe ich dein Gedicht und einige andere Gedichte hier im Forum auf dem Radar. LG
  16. Schläft ein Lied in allen Dingen, die da träumen fort und fort, und die Welt hebt an zu singen, triffst du nur das Zauberwort. (Joseph von Eichendorff) Nachts im klaren Mondenschein - still - die Welt gibt vor zu schweigen - höre ich in mich hinein, will ein Traum sich mir nur zeigen. Wie er ist, so will er sein, lässt sich tragen von dem Wind und ich ahne, wie sie klingen, Melodien, die da sind allherum verborgen: lind schläft ein Lied in allen Dingen. Und ich ging, vom Wald umwunden, ganz von einem Traum beseelt, sah das Innerste gebunden, eng mit seiner Form vermählt, Ausdruck im Moment gefunden - lange schon zurück gehalten. Meine Seele war sein Hort. Was sich flüchtig will entfalten, sind urewige Gestalten, die da träumen fort und fort. Baches Säuseln weit entlang öffnen sich servil die Kelche zum gemeinsamen Gesang. Welche Töne sind es, welche, die mein Herz mit tiefstem Sinn bald in ihren Rhythmus zwingen, bis ich davon Teil nur bin? Alle Unrast ist dahin und die Welt hebt an zu singen. Ach, ein herrliches Erbeben füllt mir innerlich die Brust, füllt die ganze Welt mit Leben und das Leben ganz mit Lust. Die Empfindungen verweben plötzlich sich zum Weltenganzen, um an diesem fremden Ort Altbekanntes einzupflanzen. Just erweckte Geister tanzen, triffst du nur das Zauberwort. (Aus dem Fundus)
  17. Die Straßenbahn hat die wichtigsten Stationen bereits angefahren, so dass es recht leer und entsprechend ruhig ist, als ein kleines Mädchen von vielleicht vier oder fünf Jahren etwas Unverständliches in merkwürdig schrillem Ton durch den Gang schreit. "Du hörst jetzt auf zu quängeln, oder wir fahren wieder nach Hause!", droht der Vater streng. "Aber", setzt das Kind an, sich zu empören, worauf der Vater ihm ins Wort fällt: "So, bei der nächsten Station steigen wir aus und fahren zurück." Da fängt die Kleine an zu weinen. "Sag mal, was weinst du denn da? Was soll denn das?", fragt der Vater mit gespielter Gelassenheit. Doch sie scheint keine Sekunde in Erwägung zu ziehen, mit dem Weinen aufzuhören. "Du hörst jetzt auf zu weinen, sonst setzt's was!" Aber das Weinen wurde nach einem schreckhaften Schluchzen nur lauter. Drei, vier Schläge auf den Rücken sind deutlich zu hören, jedes begleitet von einem Aufheulen, dass das Weinen so laut und flehentlich macht, "als wenn ihr Gewalt angetan worden wäre; fürchterlich!", kommentiert die ältere Dame hinter mir. "Du sollst jetzt aufhören, hab ich gesagt." Doch das Mädchen weint weiter. Und der Vater schlägt weiter; das Mädchen weint weiter; der Vater schlägt weiter. Die Situation hat etwas Ewiges in sich, dass ich mir den Vater nicht mehr ohne seine Schläge und das Kind nicht mehr ohne Tränen vorstellen kann. Schließlich hält die Bahn bei der nächsten Haltestelle. Die beiden steigen aus, er prügelnd, sie weinend. Die Tür schließt automatisch und die Bahn fährt weiter. (Aus dem Fundus)
  18. Schmuddelkind

    Schilf (Haiku)

    Nach einem Sturme alle Bäume entwurzelt doch das Schilf wallt sanft (Aus dem Fundus)
  19. "Ist es eigentlich noch wichtig, was das Publikum sich denkt? Dies bin ich! Ist meine Seele! Wer von Ihnen dürfte richten?" (Jack: aus "Per aspera ad astra") Still ist es für eine Weile, angespannte Ewigkeit; Augenblickes eitle Eile fürchtet dennoch um die Zeit und so löst sich eine Zeile aus gespaltnem Schöpfergeist, der da weiß, dass alles nichtig und doch nichts auf nichts verweist. Ob das Missverhältnis heißt? Ist es eigentlich noch wichtig? Da ist eine Strophe nun wie ein himmlisches Versprechen: ich kann niemals mich vertun, ehe die Gedanken brechen, ehe die Gefühle ruhn. Ganz bin ich drin aufgegangen, ganz ist diese Welt versprengt, ganz in mir nun aufgefangen. Ists, wenn sie mein Lied nur sangen, was das Publikum sich denkt? Ach, was sollen sie schon denken die sich auf Gesang verstehn, die den Geist in Sprache tränken und dabei ganz übersehn, welche Geister Worte lenken? Zu mir selbst führt diese Hand. Dies ist nicht, was ich mir wähle, nicht mit nüchternem Verstand, nicht als vorsichtiges Pfand. Dies bin ich! Ist meine Seele! Doch sie lesen, lesen nur stumm entlang der vorgegebnen selbstentfremdet graden Schnur, während sie die Tiefe ebnen in der eignen Lebensspur. Denn sie wissen mehr von dem, was sie in der Ferne sichten - selbstbezognes Theorem, altklug jetzt wie ehedem. Wer von ihnen dürfte richten? (Aus dem Fundus)
  20. Schmuddelkind

    Maienbaum

    Um einen Maienbaum dreht sich die Welt der Paare, die im Rhythmus ihrer Herzen tanzen. Der Dirigent, der treu den Taktstock hält, bemüht sich, mitzuhalten, möglichst schnell. So rauscht es heftiger und punktuell verirren sich inmitten kleine Dissonanzen. Im Kleinen ist's ein mahnender Appell und doch ein schönes Bild im Großen und im Ganzen. (Aus dem Fundus)
  21. Zwei streiten stundenlang bloß um den heißen Brei und ziehn an einem Strang am Anderen vorbei. Denn beiden ist wohl bang, dass was nicht einerlei, bedenkt man's, von Belang nun plötzlich einmal sei. Und da der Brei so heiß, drehn sie sich hübsch im Kreis und drehn sich schwindlig bald, bis nun die Stimmung kippt und es zu Essen gibt. Der Brei ist längst schon kalt. (Aus dem Fundus)
  22. Zwischen zwei Sekunden sind in einem Meer Tropfen ganz verschwunden, die vom Himmel her zwischen zwei Minuten tief gefallen sind. Und am Rand der Fluten zählt ein kleines Kind zwischen dem Geschehen Wunder, die entstehen. (Aus dem Fundus)
  23. Die Stadt flieht vor sich selbst am Abend in ihre grünen Glieder. In kurzen Pulken zieht man trabend dem trägen Herz zuwider. Die Promenade, als es dunkelt, zerfällt in bunte Lichter. Am Rand der Mitte, wie man munkelt, der Stumme ist ein Dichter. Und abseits seiner trunknen Stille zerschneiden sich Grimassen. Vereinzelt tönt latent die Grille noch durch die lauten Massen. (Aus dem Fundus)
  24. Schmuddelkind

    Anrufbeantworter

    Als dein Tod kaum noch hinauszuzögern war, wusstest du darum und erkanntest klar: "Wir müssen den Anrufbeantworter neu besprechen." "Wie, neu besprechen?", fragte meine Cousine irritiert. "Na, wenn jemand anruft, der mich sprechen will, muss er doch bescheid wissen", erklärtest du kurz. Meine Cousine nahm das Gerät in die Hand, zögerte einen Moment und legte es wieder hin: "Ich kann das nicht." "Dann gib mir das Ding!", fordertest du und sprachst deinen Text: "Hier spricht Emma Papadopulos. Ich bin tot und daher nicht erreichbar. Für meine Kinder Iannis und Michaela können Sie aber gerne eine Nachricht nach dem Piepton hinterlassen." Wir kamen alle kaum noch aus dem Lachen heraus und mussten anschließend umso bitterer weinen. Ach, könnte ich nur einen Tag so unbeschwert leben, wie du gestorben bist! (Aus dem Fundus)
  25. Schmuddelkind

    Fische fangen

    Ich hab an deinem Rock gehangen und häng noch immer im Gedenken und nur, um einen Fisch zu fangen, ließ ich kurz los, ihn dir zu schenken. Doch glitten mir die flinken Fische hindurch stets zwischen meinen Händen. Ob ich je einen noch erwische? Und wenn - es ist nicht abzuwenden. Ach, wenn du wie in Kindertagen mit trautem Lächeln zu mir kämest und alle jene bangen Fragen mit leichter Geste von mir nähmest! (Aus dem Fundus)
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