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Schmuddelkind

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Alle erstellten Inhalte von Schmuddelkind

  1. Wenn Einsamkeit mich quält, dann will ich einsam sein, dort wo mir nichts mehr fehlt, im stillen Klosterhain, wo die wilden Rosen geilen. Dort will ich verweilen. Was Menschenhand gebaut zur Einkehr frommer Ruh, der Schöpfung anvertraut, die wirket immerzu, die Ruine fest umschlingend durch den Fensterbogen dringend. Von hier schau ich ins Tal, beschaue meine Welt, wo Vieles in der Zahl ein Einziges erhält und das Eine weilt zu walten, sich ins Kleinste zu entfalten. (Aus dem Fundus)
  2. Danke, liebe Gina! Das hast du gut auf den Punkt gebracht. Manchmal geht es beiden so und dann scheint es zu funktionieren - für eine Weile. Bis man irgendwann merkt, dass man nicht die Person liebt, sondern irgendetwas, das man in der Person sucht. LG
  3. Schmuddelkind

    Wen du liebtest

    Du liebtest an mir den Poeten, der die Figur liebte, die er aus deinen Worten erschuf. (Aus dem Fundus)
  4. Vielen Dank, liebe Gina! Das "Nichts" schien wohl damals mein Thema zu sein. Habe ja in letzter Zeit mehrere Gedichte ausgegraben aus der Zeit, die sich mehr oder weniger klar damit auseinandersetzen. Generell habe ich das in vielen Gedichten zu einer Art Stilmittel entwickelt, über das zu schreiben, was nicht passiert ist, um eine interessante Perspektive auf das zu gewinnen, was tatsächlich passiert ist. Schön, dass dir das aufgefallen ist! LG
  5. Freut mich, dass dir das Gedankenspiel so zusagt, liebe Sonja. Ist ja in der Tat eine interessante Sache: Man kann nicht nicht an jemanden denken und davon wissen. Insofern sind Versuche, nicht an jemanden zu denken zwecklos, da einem der Versuch bewusst ist und damit auch bewusste Gedanken an die Person verbunden sind. Das verdeutlicht wohl, dass man nie ruhigen Gewissens sagen kann, man sei über jemanden hinweg, denn damit offenbart man ja auch nur, dass man an diese Person denkt. Ist schon verzwickt. Da hast du absolut recht. Danke für deinen Verbesserungsvorschlag. Ich werde ihn gleich übernehmen. Das heißt, du hast nicht an mich gedacht, Lina? Aber cool, dass dir das nochmal in den Sinn gekommen ist, denn sonst hätte ich ja nie von deinen interessanten Gedanken zu meinem Gedicht erfahren. Ist ja interessant, dass du hier gerade den Stil so schön findest, da er ja im Grunde sehr simpel und direkt ist. Vielleicht ist es ja genau das, was dich anspricht. LG
  6. Na, da hat mein kleines Vakuum doch einige Kommentare angezogen. Vielen Dank für die zahlreichen, unterschiedlichen Gedanken zum Gedicht, liebe Gina, liebe Sonja, liebe Josina und lieber Joshua! Das sind gute Fragen und ich bin froh, dass ich dazu mit meiner kleinen poetischen Nichtigkeit anstoßen konnte. Das Nichts lässt sich ja nicht beobachten - ohne Licht, ohne Schall, ohne Materie und wenn man es ganz streng sieht, auch ohne Raum und Zeit. Insofern ist das Nichts wohl letztendlich nur ein rein theoretischen Konstrukt. Vielleicht lässt sich mein Vers auch in diese Richtung deuten. Selbst wenn ich keinen einzigen Vers geschrieben hätte, wäre es wohl trotzdem ein Gedicht und ein Gedicht ist nicht nichts, wa? Ja, einen so großen Gedankenreichtum hätte ich mir selbst nicht zugetraut. Schätze auch. Wie oben geschrieben, ist das reine Nichts wohl eher theoretischer Natur. Als Kind habe ich mich oft gefragt, ob das Universum unendlich groß ist. Wenn ich mir selbst gegenüber begründen wollte, dass das Universum endlich ist, kam ich dann immer darauf, dass das Universum eine Grenze haben müsste und um das Universum herum wäre dann nichts. Aber dann musste ich mir selbst entgegenhalten, dass dieses Nichts ja selbst ein unendlich großer Raum ist und ist das nicht eigentlich das Universum? Ein Raum, in dem etwas sein kann oder eben auch nicht. Die Vorstellung eines Nichts fand ich als Kind so abwegig, dass ich mir das Universum nur als unendlich groß vorstellen konnte, aber heute kann ich sagen: Was weiß ich schon? Dem habe ich nichts hinzuzufügen. LG
  7. Ich habe nicht geweint, als du mich nicht getröstet hast. Ich habe dir nicht zugehört, als du mir nichts zu sagen hattest. Ich habe nichts gesagt, als du mich nicht verstanden hast. Ich habe nichts verlangt, als du mir nichts gegeben hast. (Aus dem Fundus)
  8. Vielen Dank für eure Reflexionen zum Gedicht, ihr Lieben! Schön, dass du das Gefühl so präzise benennen konntest, das ich hier zum Ausdruck bringen wollte! Ich weiß noch, dass ich damals, als ich das Gedicht geschrieben habe, gefragt wurde, was ich denn genau damit sagen wollte. Da konnte ich nichts weiter antworten als: "Ich wollte wohl ein Gefühl ausdrücken, das ich nur in diesen Worten ausdrücken kann. Dank dir weiß ich nun, wie dieses Gefühl heißt, liebe sofakatze. Ja, durch die rhetorische Frage wird auch deutlich, dass die Gedanken des Gegenübers dem LI ebenfalls gleichgültig sind, denn man erwartet ja definitionsgemäß keine Antwort auf eine rhetorische Frage. Insofern passt auch hier das von dir gefundene Wort "trostlose Gleichgültigkeit" hervorragend. Ich bin froh, dass du die Stelle mit den Pappeln so deutest. Befürchtete schon, dass niemand etwas mit der Formulierung "werden allgemein" anfangen kann. Dass die Pappeln diese Allgemeinplätze von sich geben ist dabei ebenso sinnlos, wie dass überhaupt jemand in dieser Weise redet und der lustlose Ska-Tanz, der wie ein körperlicher Widerspruch wirkt verdeutlicht wohl die gesellschaftlichen Widersprüche, die das LI wahrnimmt: Leute tun ständig irgendwelche Dinge, die im Widerspruch zu ihren Haltungen und Stimmungen stehen. Freut mich, dass ich dich damit zum Schmunzeln bringen konnte. Ja, die Sterne geben zunächst Anlass, darauf zu hoffen, dass wenigstens eine Sache so ist, wie sie sein soll. Aber selbst in der Ordnung findet man ungemach. Was ist, wenn alle dort sind, wo sie sein sollen, wo sie "hingehören", aber niemand möchte dort sein? Schöne Deutung! Weiß zwar selbst nicht genau, ob ich es in erster Linie so lesen würde, aber ich finde, dass der Schluss aufgrund der von dir so schön beschriebenen Antiromantik nachvollziehbar ist und das ist mir sehr sympathisch. Vielen Dank also, liebe sofakatze, für deinen ausführlichen Kommentar, deinen tiefsinnigen Interpretationsbeitrag und deine so positive Wertung! Das freut mich, dass ich dich zum Nachdenken anregen konnte und du die Lektüre nicht bereuen musstest, liebe Josina. Was man so alles vermitteln kann, wenn man mit allgemeinen Assoziationen spielt... Schon erstaunlich, wie sehr man sich dann beim Lesen eines solchen Gedichts über den Wonnemonat Mai wundern kann, einfach nur, weil dem Leser und dem Autor bewusst ist, wofür der Monat steht. Gern geschehen, liebe Sonja! Ich mag es, wenn Dinge im Eimer sind. Da gehören sie hin. Freut mich, dass du dennoch eine besondere Sichtweise darin erkennen und wertschätzen konntest, auch wenn der Monat Mai darunter leiden musste - dein Lieblingsmonat? Meiner vielleicht auch, wobei ich auch den Oktober sehr mag. Gerne: Hast du denn schon die Nacht gekostet? Sie treibt so träg im März. Der Mond klingt heute so verrostet, als wär's ein seichter Scherz. Oder: Hast du denn schon die Nacht gekostet? Sie treibt durch den April. Der Mond klingt heute so verrostet; ansonsten alles still. Oder: Hast du denn schon die Nacht gekostet? Sie leidet am August. Der Mond klingt heute so verrostet, als hätt er keine Lust. LG
  9. Noch nicht einmal nichts
  10. Liebes Sternenherz, den Nachtrag hätte ich nicht gebraucht, um zu verstehen, was dein Gedicht erreichen will. Bei so schönen Gedichten finde ich es manchmal ein wenig bedauerlich, wenn eine Erklärung beigefügt wird, weil der Lesespaß ja darin besteht, selbst herauszufinden, worum es geht, selbst diese Gedanken aufzubringen. Das soll aber keine Kritik sein und schon gar nicht dich dazu animieren, den Nachtrag zu löschen. Durchaus kann ich den Wunsch verstehen, bei einem so sensiblen und wichtigen Thema, nicht falsch verstanden zu werden. Im Grunde soll diese Einleitung wohl nur dazu dienen, dir zu versichern: Ja, die Botschaft verstehe ich und heiße sie gut. Denn in der Tat sind Geschlechterrollen ja Ausdruck gesellschaftlicher Erwartungen an Geschlechter, deren Unterscheidung mehr Wichtigkeit beigemessen wird als biologisch notwendig und gesellschaftlich nützlich. Kein Mensch kommt auf die Welt und denkt: "Ich bin ein Mädchen. Ich will mit Puppen spielen." Durch den gesellschaftlichen Druck, sich in diese Rollen zu fügen, geht unermesslich viel an Individualität, Freiheit und Ausdrucksvermögen verloren und es trägt dazu bei, Menschen, die man in zwei willkürliche Schubladen steckt, voneinander zu isolieren. Diesen Gedankengang kann ich in deinen Beschreibungen der Interessen und Sehnsüchte von Kindern (also den Menschen, teils vor der Vergesellschaftung) nicht nur wiederfinden und intellektuell fortspinnen, sondern er wird hier gerade aufgrund der konkreten Bilder von ganz speziellen Gefühlen begleitet: Da ist die Hoffnung, dass diese willkürlichen Grenzen überwunden werden können, da ist die Bewunderung des weitgehend rollenungebunden reinen Menschseins, wie man es bei Kindern beobachten kann und das Bedauern darüber, dass diese Kinder, wie so viele Kinder vor ihnen, auch nicht an den sozialen Mechanismen zur Desintegration vorbeikommen werden und vielleicht irgendwann ein solches enges und starres Bild von ihrem eigenen Geschlecht (und "dem anderen" Geschlecht) entwickeln, das in unserer Gesellschaft vorherrscht. Die Frage stellt sich, wie du dieses Gefühl hier so gekonnt zum Ausdruck bringst und auch wenn die Antwort darauf sicherlich viel komplexer sein dürfte, sticht ein Wort für mich hervor, das den Unterschied macht - "wollen". Wiederholt schreibst du davon, was die Handelnden wollen, betonst dieses Wort dadurch sehr stark, überbetonst es vielleicht sogar - wenn dann aber aus guten Gründen. Denn es lässt den Leser unweigerlich darüber nachdenken, wieso diese Kinder so etwas wollen können und wir "alten Hasen" nicht mehr. Wie kommt das Wollen überhaupt zustande. Bei den Kindern scheint es aus ihnen heraus zu kommen. Bei uns Erwachsenen, glaube ich, ist es zu einem großen Teil in uns hineingeraten, hineingetragen worde, mitunter vielleicht auch hineingeprügelt worden. Man spürt die Freiheit des Denkens und Empfindens der Kinder, beneidet sie, ohne sie ihnen wegnehmen zu wollen und bedauert, wie oft diese Freiheit abhanden kommt, indem man "reifer" wird, sich anpasst und sich dabei selbst aus den Augen verliert. Klasse auf den Punkt gebracht! Chapeau! LG
  11. Liebe Letreo, ja - das sind gute Freunde: mit dem Strohhalm durch den "Pulverschnee" ziehen! Aber im Ernst - deine kleine Parabel über Freundschaft und Selbstlosigkeit kommt so sympathisch und süß daher und macht damit das Herz umso mehr empfänglich für die Botschaft. An dieses Gedicht kann ich mich noch gut erinnern. Generell mag ich deine Personifizierungen von kleinen Dingen und Tieren und du hast deinen ganz eigenen Stil, dabei eine unbekümmerte, leichtfüßige Stimmung zu erzeugen - gerade an der Schnittstelle zwischen einem herzigen Kindergedicht und einem anspruchsvollen Gedicht für Erwachsene (wobei ich der Unterscheidung zwischen "Kinder-" und "Erwachsenengedicht" ohnehin wenig abgewinnen kann. Was mir hier auffällt: Wie du sprachlich den Übergang von der Einsamkeit zur Gemeinschaftlichkeit verdeutlichst. Die ersten beiden Strophen handeln je nur von einem der beiden Individuen und durch die ähnliche Einleitung ("Ein Strohhalm" + Bewegung, "Ein Grashalm" + Bewegung) wird deutlich, dass sie getrennt, aber in ähnlichen Situationen sind. In der dritten Strophe, ohne diese Begegnung wirklich einzuleiten, findet dann ein Dialog statt und damit eben eine Begegnung. Gut, nach einer Begegnung kann man sich auch wieder trennen, aber mit dem ersten Wort der vierten Strophe ("Gemeinsam") machst du deutlich, dass es eine bewusste Entscheidung zum Zusammensein gab (klar, das wurde natürlich inhaltlich schon durch den Dialog deutlich, aber es ist eben cool, da auch eine sprachliche Entsprechung zu sehen). Ich denke, diese kleinen Signale verstärken unterbewusst auch die positive Wendung vom Alleinsein zum gemeinsamen Weg - das geht ins Herz, ohne den Umweg durch das Rechenzentrum zu nehmen. LG
  12. Und wenn ich's niederschriebe, dass ich nicht an dich dächt, so schrieb ich es mit Liebe und schrieb es allzu schlecht. Ich kann es auch nicht sagen und denken nicht einmal und will es nicht beklagen, fehlt mir doch jede Wahl. (Aus dem Fundus)
  13. Diesen Gedanken hatte ich auch zunächst und man kann das gewiss auch so sehen. So wie ich das Gedicht lese, gibt es zwischen einem Plan und einer Hoffnung aber den hier entscheidenden Unterschied, dass man (zumindest meint man das) an der Umsetzung eines Planes selbst beteiligt - da hat man sein Schicksal bis zu einem gewissen Grad in der Hand (wobei ich meine, gelernt zu haben, dass sich das Leben nicht planen lässt). Klar ist ein solcher Plan auch mit der Hoffnung verbunden, dass er klappt. Aber bei der reinen Hoffnung gibt es eben nicht mehr als einen Wunsch, dass es klappt ohne eine Idee, wie man diesem Wunsch näher kommen sollte. So lese ich zumindest das Gedicht und daraus auch den Unterschied zwischen Plan und Hoffnung. Hoffe, MaerC ist mir nicht böse, dass ich jetzt geantwortet habe, aber ich fand deine Frage so interessant, Josina (eben weil mir der Gedanke auch gleich gekommen ist, dass ich darauf sofort antworten musste.
  14. Wer wird die Chefin küssen müssen? Da werden wir wohl würfeln dürfen. Das sieht sie nämlich sehr verbissen. Man soll ihr von den Lippen schlürfen. Wenn keiner sich denn opfern will, die Lippen für sie anzurunden, dann bleibt es hier nicht lange still, dann heißt das leider: Überstunden. Liebe Letreo, verzeih mir meine Verlegung des Themas ins Büro, aber irgendwie haben deine erfrischend schwarzhumorigen Verse mich dazu genötigt, selbst ein bisschen dazu zu reimen. Das Thema dahinter ist ja recht ernst und bekannt: Eine Mutter und Ehefrau findet zu wenig Anerkennung und Zuneigung in der Familie und darüber kommen ihr Gefühle der Wertlosigkeit bis hin zu Suizidgedanken. Aber die Art und Weise, wie du es bedichtet hast, ist locker-lustig und einzigartig. Mich fasziniert dieser Widerspruch besonders, denn ich liebe es, wenn Lachen und Weinen so nah beieinander sind. LG
  15. Lieber Federtanz, dein Gedicht spricht mich auf eine undeutliche Weise sehr an, auch wenn ich gar nicht genau weiß, ob ich für mich eine wirklich kohärente Deutung gefunden habe. Das heißt, was nach dem Verbrennen zwischen den Zeilen überlebt hat (sozusagen als Konzentrat), sind die Gedanken an das Verbrennen selbst? Es scheint auch ein insgesamt positiv empfundener Vorgang zu sein, weil die Haut zu Beginn kalt war und durch das Verbrennen gewärmt wurde - und klar, das Motiv dahinter war ja, die Welt vor sogenannter Weltliteratur zu retten - ein durchaus ehrbare und nachvollziehbare Motiv! Insgesamt kann ich hier dem pragmatischen Charakter des Textes viel abgewinnen. Das einzig Positive, das das LI zwischen den Zeilen verhasster Literatur findet, sind die Gedanken an den weiteren Werdegang des Buches selbst - als physisches Objekt und nicht als Geschichte. Dadurch entsteht aber wiederum Literatur (dieses Gedicht) und eben nicht nur physisch als Ansammlung von Buchstaben, sondern eben auch als etwas, das gesagt werden will und nun sitze ich hier davor und versuche zu verstehen, was da zwischen den Zeilen steht. Ist an Ironie nicht zu überbieten. Und ich glaube, dass sich das LI dessen bewusst ist (und damit auch seiner eigenen Finktionalität, was dann irgendwie das Gedicht wieder zu etwas Konkreterem, Realem macht) und dies erzeugt hier irgendwie ein Fass ohne Boden: "Ich kann nichts an einem bestimmten Buch finden, außer dem Gefallen, es brennen zu sehen; also verbrenne ich es und mache ein Gedicht daraus. Mal sehen, ob jemand mehr in meinem Gedicht findet oder ob es dem Leser nicht genauso geht." Aber wenn es einem Leser genauso geht, hat er schließlich doch etwas in dem Gedicht gefunden - sich selbst (seine eigenen Motive sind dann ja mit denen des LI identisch) und das erzeugt dann natürlich einen Widerspruch. Rein logisch ist man also gezwungen, etwas zwischen den Zeilen zu finden bei diesem Gedicht. So gesehen, ein Gedicht, das man mögen muss. LG
  16. Ja, ging mir auch so. Wie konnte Gina schon so schnell sein?! Ich hatte die ganze Zeit an etwas Abstraktes gedacht: Einsamkeit, Zuversicht... hat aber alles hinten und vorne nicht gepasst. Aber egal - ich rätsele gerne und habe auch über dein Rästel gerne gegrübelt, liebe Sonja, zumal es so schön flüssig und klar gedichtet war. LG
  17. Hallo maerC, dein Gedicht spricht mich nicht zuletzt deswegen an, weil mich die ersten beiden Verse an ein Gedicht von mir erinnern, in dem ich sinngemäß schrieb, die Hoffnung sterbe zuletzt, aber am Ende sterbe auch sie. In eine ähnliche Richtung geht es in deinem Gedicht ja auch, auch wenn sie hier schon längst zu Grabe getragen wurde und die Frage ist: "Was dann?" Was kommt nach der Hoffnung? Ist das Leben nicht schon sinnlos, wenn es es keinen Grund zur Hoffnung gibt? Diese Fragen drängen sich mir auf, wenn ich die ersten beiden Verse lese. Doch mit den zweiten beiden Versen beschreibst du ganz lapidar, wie der Pragmatismus dein Retter in der Not sein kann. Es ist zwecklos, sich an Hoffnungen zu klammern, die sich nicht mehr erfüllen lassen. Das einzige, was einem dann nützt, sind die eigenen Mittel, die man hat, um eine Lösung zu finden. Und das ist natürlich alles andere als sinnlos. Schön, wie du diese Hommage an den Pragmatismus so pragmatisch in vier überschaubare Verse gegossen hast! Ich mag generell kürzere Gedichte, aber hier ist es überdies noch so, dass die Kürze selbst auch die Botschaft mitträgt. Auch finde ich, dass das Gedicht gut geschrieben ist. Es fließt ganz natürlich und aus irgendeinem unbekannten Grund spricht mich der Einschub im ersten Vers sehr an. LG
  18. Da bin ich auch schon. Liebe sofakatze, dein Gedicht lässt den Leser an der enormen Sehnsucht des LI teilhaben und ich fragte mich zunächst, wie du das angestellt hast. Ich glaube, dass es viel damit zu tun hat, dass du Deutungsräume schaffst und sie nur nach und nach einengst. Zuerst lese ich nur einen kurzen Satz: "ich schlafe nicht." Die parataktische Struktur ist hier gut gewählt, denn sie lässt mich innehalten und den Satz in mir niedersinken. Da komme ich nicht umhin, darüber nachzudenken, warum das LI nicht schlafen kann. Dafür kann es viele Gründe geben, aber eben nur endlich viele Gründe. All diese Gründe haben aber wohl mit einem gewissen Mangel zu tun: Etwas fehlt, jemand fehlt, Ruhe fehlt, Geduld... Irgendwas fehlt zum Schlaf. Die Welt, wie sie ist, ist unzureichend. Woran auch immer das liegt - schon mit diesem ersten Satz ist ein ungefähres Gefühl umrissen, ohne dass die Ursache dafür klar wird. Das finde ich wirklich faszinierend, weil schon das Gefühl im Leser vorhanden ist, ehe man sich einen Reim darauf machen kann. Dann wieder nur ein kurzer Satz: "ich warte auf das morgen" - die Parataxe bewirkt inzwischen eine gewisse Langsamkeit des Denkens und ein Gefühl der Resignation stellt sich ein. Sprachlich werden keine Bezüge der Gedanken verdeutlicht - was sonst durch Konjunktionen, Relativpronomen etc. der Fall wäre. Diese Erfahrung mangelnder Verbundenheit vermittelt Einsamkeit, Distanz, und melancholische Schicksalsergebenheit, noch ehe das Thema zur Sprache kommt. Inhaltlich wird das LI nämlich nur insofern etwas klarer, dass das Nichtschlafen mit Warten gefüllt wird. An sich ja auch naheliegend und insofern kein Gedanke, der unbedingt verbalisiert werden muss. Das LI tut es dennoch und gewährt damit Einblick in die Leere, die durch Gedanken gefüllt werden muss, auch wenn diese Gedanken nicht wirklich vorankommen. Das LI selbst kommt schließlich ja auch nicht voran, muss diese Situation erdulden, ohne sie beeinflussen zu können. Insgesamt ermöglichen die ersten beiden Verse es dem Leser, Gefühle nachzuempfinden, für die er keine Erklärung hat. Durch die Langsamkeit, die auch durch den gleichförmigen Zweiertakt betont wird, hat der Leser Zeit, seine Gedanken auf ein Karussell zu schicken. Alle möglichen Szenarien werden aufgeworfen und verbinden sich mit konkreten Erfahrungen, die der Leser gemacht hat und die ihm zum Einen das vermittelte Gefühl plausibilisieren und zum anderen aufzeigen, dass dieses Gefühl nicht auf diese Plausibilität angewiesen ist. Empfindungen haben nämlich durchaus ihr Eigenleben. So langsam wird es inhaltlich konkreter und durch die Andeutung, die "im Kissen neben mir" steckt, mag man schon ahnen, dass hier ein geliebter Mensch vermisst wird, der sonst seinen Kopf auf besagtem Kissen liegen hätte. Hier scheint also v.a. das wirkmächtig zu sein, das nicht ist. Meistens sehen wir die Welt ja als ein Positivbild in dem Sinne, dass wir in erster Linie das sehen, was da ist. Das leere Kissen ist aber ein Verweis auf das, was nicht da ist. Für das LI scheint die Welt in erster Linie aus dem zu bestehen, das nicht ist, das sein sollte und nicht sein kann. Interessant auch, wie hier Raum und Zeit miteinander verbunden werden: Das leere Kissen ist ja, wie eben beschrieben, zunächst ein räumliches Phänomen. Aber durch die personifizierte Zeit, die in ihrer Schwerfälligkeit, den Raum füllt, wird auf das verweisen, das einem bei räumlicher Distanz trösten könnte - Zeit. Alles ist vergänglich und auch die räumliche Distanz mag vergehen. Allerdings bleibt selbst dieser Trost wohl aus, da die Zeit ruht, was wiederum ganz im Sinne der Langsamkeit ist, die du bisher sprachlich schon so gekonnt etabliert hast. Überhaupt scheint dieses Gedicht ein Gedicht des "Stattdessen" zu sein. Da ist ein leerer Raum statt eines geliebten Menschen, da ruht die Zeit, statt zu vergehen, da ruht die Zeit, statt dass das LI ruhen würde. Diese Sichtweise des "Stattdessen", dieses Negativbild der eigenen Lebenswirklichkeit verstärkt das Gefühl des Mangels ungemein. Die ganze Welt ist dem LI ein einziger Mangel und mit zwei unscheinbaren, einfachen Versen ist die ganze Trauer erfahrbar, die ein Mensch in so einer Situation verspürt, die bisher nur angedeutet wurde. Dennoch gelingt es dem LI diese unerträgliche Situation zu akzeptieren und man fragt sich zunächst bei dem Satz "ich weck sie nicht", wie diese Selbstbeherrschung möglich ist und ob dies dem Gedicht guttut, diese so sensibel aufgebaute Melancholie mit einem Zeilenumbruch in Hoffnung zu verwandeln. Die Antwort darauf kann freilich nur in dem geliebten Menschen liegen. Klasse, dass erst hier das LD angesprochen wird! Zum ersten Mal wird konkret der vermisste Mensch erwähnt (und zugleich das Vermissen selbst ganz konkret thematisiert) und mit dem Gedanken an ihn ändert sich die Stimmung schlagartig. In der Liebe selbst ist Hoffnung begründet, die über räumliche und zeitliche Grenzen erhaben ist. Schön dabei auch die Formulierung "nicht mehr weit", weil dabei die Auflösung sowohl der räumlichen, als auch der zeitlichen Begrenztheit angesprochen wird. In den Gedanken ist man dem anderen nah. Wenn weder Raum, noch Zeit Anlass zur Freude bieten, kann man wenigstens in seinen Gedanken Trost finden. Da mag man schon fast jenen Physikern und Philosophen zustimmen, die mutmaßen, das Bewusstsein könne neben Raum und Zeit zu den fundamentalen Größen der Erfahrungswelt zählen. Aber davon verstehe ich zu wenig und vielleicht führt es auch zu weit vom Gedicht weg. Nur hat es mich daran unmittelbar erinnert. Und da sich die Hoffnung Bahn bricht, ändert sich die gesamte Stimmung des LI und dies wird nicht zuletzt im Modus des Denkens deutlich, z.B. auch daran, dass in der zweiten Strophe zum ersten Mal hypotaktisch geschrieben wird, dass Konjunktionen zu sehen sind, Einschübe wie "viel heller" etc.. Die Sprache wirkt wie von der Leine gelassen, das Denken viel freier und weitschweifiger und das alles nur durch den Gedanken an morgen und an das Wiedersehen. Ach, das ist so süß, dass ich spontan Diabetes bekomme! Interessant auch, dass hier das "Stattdessen" fortgesetzt wird, aber ins Positive umgedeutet wird: Statt heute in der Nacht zu träumen, werden morgen in der Wachheit Träume wahr. Hier wird der Traum also zu etwas Realem und dann mag man dem LI auch glauben, wenn es den Traum augenzwinkernd zur Realität erklärt, die Zeit durch Manipulation der Zeitmessung zu beeinflussen. Was ich damit nur sagen will: Ich verstehe das Gedicht und bedauere, dass es zu Ende gehen musste. Wer hat da an der Uhr gedreht? LG
  19. Schmuddelkind

    Einerlei

    Hast du denn schon die Nacht gekostet? Sie treibt so träg im Mai. Der Mond klingt heute so verrostet, als wärs ihm einerlei. Die Pappeln tanzen lustlos Ska und werden allgemein. Die Sterne funkeln hell und klar und fügen sich nicht ein. (Aus dem Fundus)
  20. Vielen Dank für deine maskulinen Anfeuerungstänze, lieber Markus! Habe gerade mal gegoogelt, wie man maskulin tanzt und das Internet hat mir versichert, das gehe so. Wusste gar nicht, dass Maskulinität so schwer ist. Und seine Worte sind fatal - leider nicht zum letzten Mal. Dankesehr! Ist zwar nur eine ganz kurze Szene mit begrenzter Wirkkraft, aber ich freue mich, dass sie diese offenbar entfalten konnte. LG
  21. Vielen lieben Dank für euer positives Feedback, liebe Sonja, liebe Ursula und liebe Lina! Oder mein Gehirn ist einfach komisch verdrahtet und ich kann Gedanken denken und Gefühle fühlen, von denen ich nicht weiß, woher sie kommen. Vermutlich irgendwie beides. Erlebt habe ich tatsächlich auch schon so Manches und das kommt dem Schreiben vermutlich zugute. So oder so bin ich jedoch begeistert, dass das Empfinden des LI dich erreicht hat. Ja, Gedichte kann man nur dann verstehen, wenn man sie vor dem Lesen schon verstanden hat. Der Text selbst kann dann nur ein Anlass zur Erinnerung sein. Daher kann es natürlich auch kein objektives Maß für die Bewertung eines Gedichts lesen. Ein Gedicht, das mir die Welt bedeutet, weil ich mich darin wiederfinde, mag für einen anderen Menschen völlig belanglos sein, weil er das Gefühl nicht kennt - oder die Situationen, die ein solches Gefühl hervorrufen. Schön, dass die Stimmung des Gedichts bei dir ankam! So langsam gewinne ich den Eindruck, dass diese enorm intensiven Empfindungen, die man fast nur durch drastische Bilder wie der beschriebenen Selbstverstümmelung ausdrücken kann, nicht nur Einzelne angehen. Ich bin froh, hier so viele Menschen zu finden, die sich darin - trotz des repulsiven Charakters des Gedichts - wiedererkennen können und dass auch du das Gedicht mitfühlen kannst. Das ist manchmal eine ganz sensible Angelegenheit in der Lyrik: Leid wird durch Bilder plastisch, die zunächst abschrecken, verunsichern etc.. Und dennoch kann man sich durch das Erspüren des Leides selbst in dem Gedicht einfinden. LG
  22. Wobei mein Profilbild aus der Lockdownzeit stammt - also aus dem Lockdown von letztem Jahr (oder ich glaube, kurz danach oder so). Ich schätze, das hat auch viel mit regionaler und soziokultureller Sprachprägung zu tun - und wohl auch mit bestimmten Vorlieben. Ich glaube z.B., dass ich dazu neige, generell etwas schneller zu sprechen und irgendwie mag ich es auch, wenn Worte aneinander gebunden werden, wie im Französischen. Das versuche ich wohl unterbewusst auch im Deutschen zu erreichen und verschlucke dabei gerne mal den ein oder anderen Laut oder eben auch mal eine ganze Silbe. Ist ja ein interessanter Vorgang, wenn man mal darauf achtet, wie unterschiedlich die Aussprache von Deutsch-Muttersprachlern sein kann und dass man einander dennoch versteht. LG
  23. Vielen Dank, Elmar! Genial ist mein kleiner Wortdreher sicher nicht, vielleicht nicht ganz unoriginell, aber ich denke, das wolltest du wohl damit sagen. Jedenfalls freue ich mich, dass der Wortwitz dich erreicht hat und dir gefällt. LG
  24. Schmuddelkind

    Die Kriegsunversehrten

    Als die Kriegsunversehrten müde heimkehrten, empfing sie der General persönlich am Bahnhof und hielt eine Rede: "Kameraden, lasst den Kopf nicht hängen! Ihr habt keine Ader gelassen für das Vaterland. Aber ihr werdet eure Chance bekommen." (Aus dem Fundus)
  25. Ich habe den Stuhl verbrannt, auf dem du morgens zu Tisch saßest, um die Vögel zwitschern zu hören. Das machte eine Flamme, blau wie die Bluse, die du so gerne getragen hast, wenn du zuversichtlich warst. Die habe ich freilich auch verbrannt. Da hats geknistert, wie damals - weißt du noch, damals? Jedenfalls habe ich den Kamin kurz und klein geschlagen. Und das Buch, das du immer so gerne gelesen hast... ich habs umgeschrieben. Schließlich habe ich das Haus verschenkt. Und den Arm mit der kleinen Narbe von unserem ersten Rendezvous - weißt du noch, im Zoo? Du wüsstest und müsstest jetzt gewiss lachen. Den Arm habe ich mir abgeschnitten. Und dennoch tropft mir das Auge aus, wenn ich in die Leere starre und dich sehe, weil mich das Fehlen der Dinge an dich erinnert, die mich an dich erinnert haben. (Aus dem Fundus)
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