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Schmuddelkind

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Alle erstellten Inhalte von Schmuddelkind

  1. "Verzeih mir", sagte einst ein Narr, "dass ich dir nicht verzeihen kann!" und fügte sich, so klar er sah, in seine Schuld bei jenem Mann. (Aus dem Fundus)
  2. Liebe Gina, ja, diese Geschichte erzählt von Missverständnissen, die in Beziehungen wohl allzu häufig sind - wegen mangelnder Kommunikation, wegen zu viel Kommunikation, "falscher" Kommunikation, Kommunikation über Kommunikation... Ach, es ist ein Fass ohne Boden, in das ich hier so tief blicken wollte, wie ich es mit meinen bescheidenen Mitteln konnte. Freut mich sehr, dass du das Resultat als lesenswert werten kannst. Liebe Letreo, wow! Deine intensive Reaktion geht mir jetzt wiederum unter die Haut. Ja - Lachen und Weinen sind im Leben oft nah beieinander und so habe ich meine Gedichte und Geschichten daher auch am liebsten. Nur durch den Humor sind die alltäglichen Tragödien zu verkraften und durch die Tragik lässt es sich viel besser lachen, wenn es etwas zu lachen gibt. Eines meiner liebsten Zitate: "Komik ist Tragik in Spiegelschrift." Jedenfalls danke für deine offenen, empfindsamen Worte zu meinem Gedicht. Ich hab schon so manche längere Kurzgeschichte geschrieben - manchmal brauchen die Dialoge einfach Raum. Zuweilen schreibe ich aber auch Kürzestgeschichten - je nachdem, wie sich die Handlung mir anbietet. Ich durchforste ja z.Z. sowieso mein Gesamtwerk, damit ich irgendwann mal (fast) alles hier habe - da wir bestimmt noch die ein oder andere Kurzgeschichte abfallen. Aber eigentlich bekomme ich jetzt auch gerade Lust, mal wieder neue Prosa-Texte zu schreiben. Deine lobenden Worte machen das umso attraktiver. LG
  3. Vielen Dank für die zahlriechen Reaktionen zu meinem kleinen, zugegeben etwas albernen Gedichtchen, ihr Lieben! Lieber Markus, cool, dass dir nicht nur mein Gedicht gefällt, sondern es dir auch Gelegenheit gab, Tiecks Gedicht kennenzulernen. Lieber Cheti, es freut mich sehr, dass du meine Parodie für gelungen hältst. Dafür gibt es wohl keinen besseren Ausdruck als der Wunsch nach mehr Strophen. Aber vier weitere Strophen - dazu wäre mir wohl nichts Vernünftiges eingefallen - ohne behaupten zu wollen, dass meine vier Verse vernünftig gewesen wären. Schön, wieder von dir zu lesen! Liebe Sonja, ja, es gibt unter den Gedichten der Romantik einen gewalten Fundus an großartigen Gedichten, die unter die Haut gehen, bevor sie das Gehirn erreichen. Ich liebe es, mich von Lyrik berauschen zu lassen, noch ehe ich sie verstehe. Freut mich, dass meine kleine augenzwinkernde Hommage dir gefällt. LG
  4. Liebe Sonja, vielen Dank für dein positives Feedback und deinen Verbesserungsvorschlag! Das würde metrisch wiederum gut passen. Allerdings hätte ich die Aussage dann ja nur auf den Tod reduziert. Die Geburt sollte eigentlich schon auch mit in den Blick genommen werden - daher ist das mit dem Busen mir schon relativ wichtig. Dennoch danke, dass du dir die Mühe gemacht und deine Hilfe angeboten hast. LG
  5. "Man braucht den Dativ, um mit jemandem zu schlafen. Man braucht den Genetiv, um jemandes Partner zu sein. Man braucht den Akkusativ, um jemanden zu lieben. Mehr braucht man nicht", sagt der Schriftsteller und erzählt seine Geschichte: Freitags trennen sich am Abend die Paare, um über die Probleme zu reden, die sie gemeinsam nicht sehen. So kommt es, dass sich Tonia mit ihrer zweitbesten Freundin Anette in einem modern eingerichteten Yuppie-Café in Berlin-Mitte trifft. Die beiden gerade noch jungen Frauen waren so vorausschauend zu reservieren und lassen sich zu einem kleinen, nierenförmigen Glastisch führen, der nach Anettes Ansicht zu weit und zudem unverrückbar vom Ecksofa entfernt steht. Nach einigem Hin und Her, ob denn nicht noch ein anderer Platz frei sei, begnügen sich die beiden damit, die sich seit den ersten Uni-Tagen kennen und lassen sich schließlich langsam auf das glatte Leder sinken. Anette blickt durch den hell ausgeleuchteten Raum, die weißen Wände vereinzelt mit abstrakten Gemälden verziert, zwischen den Tischen stets Platz für drei der vier schlanken weiblichen Bedienungskräfte: "Dass hier nicht mehr Pärchen hinkommen." Nach kurzem Augenrollen entgegnet Tonia: "Hör auf! Robert kriegen doch keine zehn Pferde hier herein. Nur wenn die Kneipe völlig verraucht ist, der Wirt ihn duzt und er sein Bier bestellen kann, ohne ein Naserümpfen vom Nachbartisch zu befürchten, ist er überhaupt mal zum Rausgehen zu bewegen." "Ja, Robert ist ein sehr direkter und... genügsamer Mann." "Da sagst du was: diese Woche hatten wir...", setzte Tonia voller Elan an und fuhr etwas leiser fort: "...hatten wir tatsächlich mal wieder Sex und danach - er sah mir tief in die Augen und streifte mir sanft durch das Haar - da war mir so danach und ich sagte, dass ich ihn liebe." "Und was hat er gesagt?" "Gleich flutscht er raus." "Das war vermutlich nicht die Antwort, die sie gerne gehört hätte", mutmaßt Lutze 3km entfernt in einem Brauhaus in Prenzlauer Berg. Robert greift über den massiven Holztisch nach einem Käsenacho aus der Schale, die direkt unter dem dumpfen Licht stand, das eine tief hängende Deckenlampe mit engem Kupferschirm den beiden spendet. Sie wissen gar nicht mehr so genau, wie sie sich kennengelernt haben und wer die beiden beobachtet, kommt nicht umhin zu bemerken, dass sie von ganz unterschiedlichem Schlag sind. Doch das ist für sie ohne Belang. Das Einzige, was für Lutzes Antwort von Belang ist: sie sind Freunde. So einfach ist das und so einfach antwortet er: "Klar, wollte sie was Anderes hören, aber die Sauerei wollte ich auch nicht im Bett haben und du weißt ja: wer den Ball über den Zaun schießt... Und überhaupt: jetzt gehe ich mit ihr schon die Kuschelnummer - und wollte sie mit Pause über die volle Distanz gehen - und dann soll ich ihr auch noch sagen, dass ich sie liebe." "Aber du liebst sie doch, oder?" "Klar, tue ich das. Aber deswegen muss ich es ihr doch nicht extra sagen. Das ist wie mit dem ersten Pizzaabend, zu dem du bei einem Freund eingeladen bist. Wenn die Pizza gut ist, sagst du es ihm drei mal: beim ersten Bissen, wenn du aufgegessen hast und beim Telefonat am nächsten Tag. Das muss dann genügen und bei jedem weiteren Pizzaabend weiß er bescheid und man muss nicht mehr über die Pizza reden; man kann sie ja einfach essen. Wenn die Pizza scheiße ist, sagst du nur beim ersten Bissen, dass sie lecker ist und da du jeden weiteren Pizzaabend vermeiden möchtest, bist du vielleicht gezwungen, die Freundschaft auslaufen zu lassen." "Willst du damit sagen, dass die Tatsache, dass du noch mit Tonia zusammen bist, ein hinreichendes Indiz für deine Liebe sein muss?" "Vielleicht. Aber vor allem will ich sagen, dass die Tatsache, dass ich sie liebe keinen Beweis braucht und auch nicht bewiesen werden kann." "Trotzdem könntest du es ihr doch ab und zu sagen, wenn du so empfindest und ihr so viel daran gelegen ist." "Mal sehen..." "Ach, Robert ist ein richtiger Egoist. Das habe ich dir schon immer gesagt, Tonia", echauffiert sich Anette. "Ich weiß nicht", erwidert Tonia, "manchmal kann er ganz lieb sein. Letzten Samstag hat er das Derby Union gegen Hertha sausen lassen, um mich zur Geburtstagsfeier meiner Mutter zu begleiten, obwohl die beiden sich wirklich nicht ausstehen können. Vielleicht ist das seine Art, mir zu sagen: "Ich liebe dich." Vielleicht kriegt er einfach die Zähne nicht auseinander. Er hat es ja schon gesagt, aber er sagt es so gut wie nie. Höchstens mal wenn er betrunken ist." "Ich finde, du solltest ihm nicht so nachrennen. Zeige ihm die kalte Schulter! Was du ihm bedeutest, wirst du dann sehen können." "Vielleicht hast du recht." "Verführ ihn und dann zieh dich direkt nach dem Sex wieder an, um mit ihm eine ernste Sache zu besprechen! Lass ihn das spüren, was du empfindest! Du wirst ja sehen, wie er reagiert." "Wenn er sich denn mal veführen lässt." "Ich hätte gerne einen Orgasmus." "Ich auch," seufzt Tonia an sich herab blickend, bemerkt dann aber schnell, dass Anettes Wunsch an die Bedienung gerichtet war und korrigiert sich: "Ich hätte gerne einen Swimming Pool." Nachdem sie ihre Freundin eine Weile bedauernd angeschaut hat, fragt Anette: "Hattest du noch nie einen bei Robert?" "Einen was?", fragt Tonia irritiert nach. "Na, einen Orgasmus." "Ich hatte überhaupt noch nie einen." "Oh du Arme! Dann hast du bisher noch nicht den Richtigen getroffen, Tonia." "Willst du damit sagen, dass Robert nicht der Richtige für mich ist?" "Ja. Ein Mann, der eine Frau nicht zum Höhepunkt bringt, ist nicht der Richtige für sie." "Demnach hattest du auch noch keinen Orgasmus", wirft Tonia schnippisch ein. Anette belehrt sie: "Oh doch. Gerade letztes Wochenende. Es war so extatisch! Ich habe ihn gerade am selben Tag erst kennengelernt." "Huch, wie kommt das so schnell?", fragt Anette aufgekratzt. "Wir haben uns lange und gut unterhalten in einem Café - er ist über ein paar Ecken mit Tim befreundet und da haben wir uns alle getroffen, aber die Anderen haben wir schon bald nicht mehr bemerkt - und da lag schon so eine Spannung in der Luft. Beim Abschiedsküsschen hat er mir dann ins Ohr geflüstert, dass er mir ein Geheimnis verrate, wenn ich mit ihm schlafe." "Und darauf bist du eingestiegen?!" "Na ja, früher oder später hätte ich so wie so mit ihm geschlafen und dieses Geheimnis hat mich dann so neugierig gemacht - da hab ich mich eben für früher entschieden". Ein verschmitztes Lächeln steht Anette im Gesicht, während sie Tonias nächste Frage abwartet: "Aber nur wegen dieses Geheimnisses? Das hätte ja sonst was sein können." "Ja, eben. Ist es nicht überhaupt so, dass man mit jemandem deswegen zum ersten Mal schläft, weil man neugierig ist, ein Geheimnis zu lüften? Und dann schläft man wieder und wieder mit demjenigen, weil man das Gefühl, ein Geheimnis zu lüften wieder sucht. Aber dann gibt es keins mehr. Zumindest keins, dem man dadurch auf die Spur kommt und eh man sich versieht, steckt man mitten in einer Beziehung zu einem Menschen, den man sich gar nicht mehr mit einem Geheimnis vorstellen kann und pflegt die gemeinsamen Geheimnisse nach außen hin und das ist alles eine langweilige Geheimnispflege." "Und, was war sein Geheimnis?" "Das habe ich ihn danach auch gleich gefragt. Er meinte nur, er habe es vergessen." "Wann trefft ihr euch wieder?" "Gar nicht", seufzt Anette "ihm war das Geheimnis, das mich in seine Arme trieb offensichtlich nicht so wichtig. Dann darf es mir auch nicht wichtig sein." "Weißt du", erklärt Lutze "ich denke, sie könnte es so verstehen, dass es dir nicht wirklich wichtig sei - die Frage nach der Liebe - dass Tonia dir nicht wichtig sei. Versetz dich mal in ihre Lage: in der besagten Situation mag sie sich vielleicht auf ihre Sexualität reduziert fühlen. Dabei geht es beim Sex doch um so viel mehr und besonders in dem Augenblick danach, in dem man die Chance hat, seine Liebste in den Arm zu nehmen und ihr zu signalisieren, dass sie auch nach der Befriedigung dieses Bedürfnisses die zentrale Rolle in deinem Denken spielt." "Das Problem ist doch, dass der Sex die Beteiligten zwangsläufig auf ihre Sexualität reduziert", entgegnet Robert, doch Lutze unterbricht ihn: "Nicht notwendiger Weise." "Ich habe noch nie eine Vulva berührt, die nicht feucht war - dafür beneide ich dich übrigens als Gynäkologen. Ich meine, so hatte ich doch einfach noch nie die Chance, eine Frau so zu sehen, wie sie ist - völlig entblößt - ohne gleichzeitig an Sex und nichts als Sex zu denken. Ich würde das alles gerne glauben und erleben, die Sache, dass Sex mehr sei als Sex. Aber zumindest soweit es mich betrifft, muss ich sagen: Sex ist Sex - nichts Anderes und wenn er vorüber ist, ist mir die Intimität zu groß, weil es eine Zwangssituation ist, als wolle meine Partnerin mir sagen: "Jetzt bleibe mit mir hier liegen und empfinde etwas!" Aber da ist nichts. Keine besondere Empfindung, außer der zufriedenstellenden Erschöpfung, die sich immer nach dem Sport einstellt. Was da sonst noch dran sein soll, wird mir wohl immer ein Geheimnis bleiben." "Apropos Geheimnis: es gibt eine... na ja, sagen wir Neuigkeit", setzt Tonia in einem an Beichte erinnernden Tonfall an: "Gut, ich sag es, wie es ist, denn an dem Satz komme ich ja nicht vorbei: ich bin schwanger." Ihre Gesprächspartnerin schaut sie mit erfrorener Miene an: "Scheiße!" "Allerdings." "Von Robert?" "Allerdings. Von wem denn sonst?" "Wirst du es ihm sagen?" "Ich denke darüber nach. Vielleicht werde ich es sogar behalten. Je nachdem, wie er reagiert." "Wie er reagiert? Das kannst du dir doch denken. Du kennst ihn ja." "Allerdings." Da bringt die Bedienung den jungen Damen ihre Cocktails, die die Gelegenheit gleich zu einer kurzen Denkpause nutzen, indem sie sich weit nach vorne beugen, um die Gläser von dem nicht einmal kniehohen Tischchen zu nehmen. "Auf das Wunder des Lebens!", stößt Anette in halbironischem Ton aus und fügt nach dem Anstoßen hinzu: "Und du bist dir sicher, dass du dich noch nicht entschieden hast? Sieht nämlich gerade anders aus." Tonia zieht an ihrem Strohhalm und erläutert salopp: "Ist ja noch nicht offiziell. Wie gesagt, ich will abwarten, was Robert dazu sagt." "Ja, weißt du, du solltest es als Test ansehen! Danach hast du Klarheit, wo du bei Robert stehst und wie eure Zukunft aussehen kann." Nickend schaut Tonia in ihr Glas. "Für mich sieht das fast so aus, als ob du so gut wie gar nichts für sie übrig hast, Robert. Empfindest du denn wirklich so wenig für sie?" "Nein, nein. Ganz im Gegenteil: sie ist das Wertvollste, das ich habe und das Beste, das mir in meinem ganzen Leben passiert ist (außer dass mir der große Marco Rehmer seinen alten VW verkauft hat) und immer wenn ich sie sehe, bin ich erfüllt von Zufriedenheit, Dankbarkeit - ja, sagen wir Glück, dass ich mir nur wünsche, dass alles einfach so bleiben möge - wer erlebt denn so etwas schon? Und dann möchte ich alles daran setzen, ihr dasselbe Gefühl zu geben, sie glücklich zu machen, wo ich nur kann und da ist mit dem Wort "Liebe" so wenig gesagt. Wenn ich sie also nach dem Sex anschaue, ist es nichts Anderes, als wenn ich ihr beim Kochen über die Schulter schaue. Aber das hat mit dem Moment nichts zu tun. Sex ist Sex und was ich für sie empfinde, ändert sich nicht dadurch, dass sie nackt und verschwitzt an meinem Bauch klebt." "Mensch, das hört sich aus deinem Mund ja schon fast poetisch an. Wenn du ihr wenigstens ein hundertstel von dem Gefühl ausdrückst, das gerade bei mir ankommt, ich glaube, sie wäre die glücklichste Frau auf der Welt." "Aber wieso denn? Das muss man doch merken. Das hat doch nichts damit zu tun, was ich sage, zumal man ohnehin auf das Meiste, das ich sage nichts geben darf. Das weißt du. Ich meine, in ihr sehe ich meine Zukunft. Ich will Kinder mit ihr, ein Häuschen, einen Garten und das ganze spießige Programm, das dazu gehört und das mich immer so angekotzt hat - wenn es sein muss, auch einen Gartenzwerg." "Aber ich dachte immer, du hasst Kinder", wundert Lutze sich. "Ja, Kinder sind körperlich und geistig deformierte kleine Gnome und immer wenn so einer mir in der Bahn gegenüber sitzt und den Mülleimer auf und zu klappt, habe ich Lust, den Eltern ihre Fehlzucht auf den Kopf zu binden, aber selbst so einen Gnom zu haben mit der Frau, die ich liebe, selbst die Verantwortung für ein ganzes Leben zu übernehmen, das wäre wundervoll. Allein schon, um meinem Vater eine Nase zu drehen und ihm zu sagen: "Siehste, geht auch anders."" Das Gespräch löst sich in Gelächter auf und erst als die zwei wieder ruhig atmen können, meint Lutze: "Du solltest mit ihr darüber reden. Es ist schön, dass du so denkst, aber lass es sie doch auch wissen. Sie kennt dich so gut wie niemand sonst, aber auch sie kann keine Gedanken lesen." "Wie du meinst." In derselben Nacht liegen Robert und Tonia einander in den Armen, nackt, verschwitzt und außer Atem. Da packt dem hörbar betrunkenen Robert gleich die Neugier und er möchte wissen: "Wasas jetz füh ain Gehaimis?" Gerade hebt sie an zu sprechen, da fällt ihm ein: "Ah, Moment, Moment! Ch mussia nochas sagen: Es iss schön, wennu verschwisst an mein Bauch klebs. Un, un, un, un ich will ein Gnom züschten." Tonia schüttelt leicht den Kopf, als wolle sie diesen Moment abschütteln, blickt an ihm vorbei ins Leere und wird aus ihrer Abwesenheit herausgerissen, als Robert nachhakt: "Wasn nu mit dem Gehaimis?" "Hab ich vergessen", sagt sie, zieht sich an und schläft neben ihm ein. (Aus dem Fundus)
  6. Süße, denk in lieben Tönen! Denn Gedanken stehn dir fern. Nur in Tönen darfst du gern alles, was du willst, verschönen. (Aus dem Fundus)
  7. Vielen Dank für die zahlreichen Kommentare und Anmerkungen! Lieber Markus, wow! Da bringst du mich ja ganz schön in Verlegenheit mit deinem vollmundigen Lob. Ich finde es (gerade jetzt auch im Nachhinein mit so vielen Jahren Abstand zur Niederschrift) nicht unbedingt wahnsinnig gut geschrieben. Aber dein Interesse am Thema kann ich gut nachvollziehen. Viele der Unterschiede, die wir für entscheidend halten, sind bei Geburt und Tod irrelevant und das sollte wohl schon der Beginn meiner Antwort auf Perrys und Karlos kritischen Einwand sein: Klar, gleich - in jeglicher Hinsicht gleich - sind Menschen natürlich weder beim Tod, noch bei der Geburt noch dazwischen; das war natürlich eher als eine Zuspitzung zu lesen. Aber es gibt gewisse Aspekte, nach denen wir Menschen gerne einteilen und die wir für ausschlaggebend bzgl. der Bewertung eines Menschen halten, die einem Baby und einem Sterbenden völlig gleich sind. Weder Wissen, noch Geld, noch Manieren stehen einem Menschen am Anfang zur Verfügung und nichts davon kann man mit auf die "andere Seite" nehmen. Alle sind wir bei der Geburt hilflos, angewiesen auf andere und dabei ein völlig unbeschriebenes Blatt. Da gibt es niemanden, der sich über andere erheben kann. Beim Tod (zumindest beim natürlichen Tod) sieht es ähnlich aus. Man ist der Situation bei Tod, wie bei Geburt, ausgeliefert, hat keine Kontrolle, unabhängig von Bildung, Intelligenz, Vermögen oder Ansehen. Der Tod lässt nicht mit sich feilschen und er lässt sich auch nicht durch Höflichkeit einlullen. Insofern ist das Gedicht ein Hinweis darauf, welche Aspekte des Lebens, entgegen landläufiger Meinung, unwichtig sind, ein Hinweis darauf, dass die Unterscheidungen, die "wir" treffen (die gesellschaftlich tradiert werden), keine relevanten Unterschiede darstellen. Implizit soll es natürlich auch dazu anregen (und nicht zuletzt an Karlos Kommentar sehe ich, dass es gelungen ist), über die tatsächlich wichtigen Unterschiede nachzudenken, über die Aspekte des Lebens, die wichtig sind: Ein guter Mensch zu sein kann zwar auch nicht den Tod aufhalten, hilft aber sicherlich, ihn zu verdauen. In dem Bewusstsein zu sterben, dass man sich nichts zu schulden kommen ließ, bzw. (weil es wohl streng genommen unmöglich ist, sich nie schuldig zu machen) seine Schuld beglichen zu haben, ist unvergleich viel mehr wert, als jedes Geld, jede Bildung, jede Etikette. Lieber Perry, vielen Dank für deinen Verbesserungsvorschlag! Das mit dem Sexismus habe ich nicht ganz verstanden: Warum sollte die "Brust" ein weniger sexistischer Ausdruck sein als der "Busen". Beide Worte bezeichnen dieselbe Sache (zumindest, wie sie hier verwendet werden), beide sind gleich explizit und keines davon ist wertend aus meiner Sicht. Dennoch danke, dass du dir Gedanken gemacht hast, wie man das Gedicht sprachlich verbessern kann und tatsächlich klingt dein Vorschlag auch intuitiv besser. Das Problem, das ich dann nur sehe, ist die Metrik. Mir fällt jetzt auch nichts ein, wie ich den Vers ändern könnte, um dem Metrum treu zu bleiben. Vielleicht fällt da jemandem ja noch was ein... LG
  8. Hallo Darkjuls, da hast du natürlich auch wieder recht. Worte, die in einem gewissen Kontext "dumm" erscheinen, mögen in einem anderen Kontext genau richtig sein oder vielleicht sogar im Nachhinein als klug gewertet werden. Wer weiß, vielleicht dachte Neil Armstrong nach seinem "a small step for a man" auch: "Mist! Was für ein blöder Spruch!" Heute gilt der Spruch als Ausdruck des Zeitgeistes. LG
  9. Am Anfang und am Ende sind alle Menschen gleich. Nun, wenn man mag, man fände dazwischen arm und reich, genügsam und begierlich. Auch fänd man dumm und klug, unzähmbar und manierlich. Man fände wohl genug Nuancen, wenn man mag. Doch stimmt's mich nicht zufrieden: am Busen und am Sarg sind wir doch nicht verschieden. (Aus dem Fundus)
  10. Vielen Dank, Carlos! Ja, genau das ist der Kontext - man geht mit guten Absichten in ein Gespräch, alles läuft für beide gut, bis man ein dummes Wort sagt und das ganze Gespräch kippt. LG
  11. Liebe Lichtsammlerin, danke für dein klasse Fortsetzungsgedicht. Klar, mit der 8 geht es natürlich auch. Dann hat der Lockdown mich zum Zauberer gemacht. So ein Spruch, der die Barthaare entfernt, wäre jetzt echt praktisch. Aber ich will natürlich nicht das Alphabet gefährden. Freut mich, dass es dich so erheitert. Sollte auch leichtfüßig und nicht so bierernst daher kommen, da ich es vor einigen Jahren als Rechtschreibübung für Grundschüler geschrieben hatte. Danke für den Vorschlag. Der würde funktionieren. Du hast natürlich recht, dass die korrekte Aussprache von "Magier" dreisilbig ist. Aber ich finde, Magier gehört zu den Wörtern, die man zumindest umgangssprachlich so oder so sprechen kann. Ich spreche es selbst immer zweisilbig - "Mag-jer". Würde mich mal interessieren, ob andere bei dieser Aussprache mitgehen würden. Dann würde ich diese Stelle wohl so lassen. Ansonsten nehme ich deinen Verbesserungsvorschlag gerne an. LG
  12. Liebe Grina, freut mich sehr, dass dir mein Gedicht so zusagt. Was die von dir zitierte Stelle angeht: Wahrscheinlich wirkt sie flott aufgrund des Binnenreims "Diebe" - "Liebe" und dadurch kommt vermutlich eine überspielte Coolness rüber - das LI möchte nicht lange darüber reden, denn es soll so aussehen, als würde das alles das LI nicht wirklich berühren, als hätte es sich damit abgefunden. Lieber Carlos, danke für deine wieder einmal mehr als gelungene Übersetzung! Das möchte man zumindest gerne glauben. Danke für die positive Wendung! Aber ich glaube, das ist etwas, das Liebe für viele Menschen zu einem schwierigen Feld machen. Man muss ja dem anderen vertrauen. Das kann man aber nur, wenn man (vielleicht trotz gegenteiliger Erfahrungen) davon ausgeht, dass der andere das Vertrauen nicht missbraucht. Vertrauen setzt also Vertrauen voraus und muss daher letztendlich absolut sein (zumindest vorserst, bis sich vielleicht Indizien häufen, dass Vertrauen nicht mehr gerechtfertigt ist). Absolutes Vertrauen bedeutet aber auch Naivität und dass man sich in höchstem Maße verletzlich macht. Naja, ist jedenfalls ein gewisser Drahtseilakt. Liebe Sonja, ich freue mich zu lesen, dass dir mein Gedicht samt des verborgenen Schmunzelns wieder zusagen konnte. LG
  13. Vielen Dank, liebe Lina! Zu der Zeit habe ich viel Georg Heym gelesen und habe mich wohl von seiner Großstadtlyrik ein wenig anstecken lassen. Cool, dass du darin also auch genre-typische Aspekte erkennen kannst. LG
  14. Lieber Carlos, vielen Dank für deine wirklich gelungene Übersetzung! Dadurch konnte es vielleicht jetzt auch so mancher User verstehen, der sonst keine Chance gehabt hätte. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Übersetzungen von Gedichten brutal schwer, wenn nicht im Grunde unmöglich sind. Aber deine Übersetzung gefällt mir richtig gut, weil es dir gelungen ist, auch die Stimmung mit zu übersetzen. Das ist wieder so ein Beispiel, weswegen Übersetzungen (fast) unmöglich sind. Inhaltlich hast du es klasse übersetzt; dazu kommt halt noch (und man kann nicht beide Aspekte zugleich bewahren bei der Übersetzung), dass "visage de marbre" ein Idiom im Französischen ist und im Deutschen in etwa dem "versteinerten Gesicht" entspricht. Das würde ich so nicht sagen. Klar, Ästhetik kann in Übersetzungen nie ganz bewahrt werden, aber wenn ich deine Übersetzung lese, stellt sich im Grunde das gleiche Gefühl ein, das mich beim Schreiben des Originals begleitet hat. Wie gesagt, bin ganz begeistert von deiner Übersetzung. Das freut mich, dass Carlos' Übersetzung es für dich möglich gemacht hat, liebe Gina. Merci pour la réponse poétique, cher Elmar! Mais il n'y a aucune raison d'envie, comme tes poèmes sont au moins aussi beaux que mes poèmes. LG
  15. Vielen lieben Dank, liebe Gina und lieber Joshua! Die unglaublich frühlingshaften Erscheinungen letzte Woche haben mich zu diesem Gedicht inspiriert. Habe eine lange Wanderung über die Hügel gemacht und einerseits noch Schnee zu sehen, andererseits bereits Blumen und Zitronenfalter, den warmen Wind um die Ohren zu spüren und zu ahnen, dass sich was bewegt, war irgendwie surreal. Ein solcher Wandel ist mir immer unbegreiflich. Plötzlich ist da so viel Energie da und wenn man spazieren geht, fühlt man diese Energie. Ja, das wollte ich gerne festhalten, auch mit dem letzten Vers, denn Bäume leben ja auch vom Sonnenlicht. Dann könnte man zwar meine Gedichte nicht mehr lesen, aber dann dürftet ihr eure Gedichte in meine Rinde ritzen. Ja, Wahnsinn! Hier wurde es innerhalb einer Woche einfach mal 30 grad wärmer. 30 grad! Unfassbar! Da gerät ja jedes Atom in einem in Wallung. LG
  16. Wow! Liebe Sonja, liebe Gina, fast bin ich wieder sprachlos, erschlagen von so vielen Worten des Lobes. Das Wichtigste ist mir natürlich, dass die Melancholie zu dir vorgedrungen ist. Ich liebe melancholische Texte und oft habe ich den Wunsch, dieses Gefühl auszudrücken, auch wenn nie hinreichend ist, was ich schreibe. Dennoch tröstet es, wenn meine Worte eine gewisse Wirkung entfalten und ich hier davon lesen darf. Danke! Dir daher ein ebenso großes Danke! LG
  17. Vielen Dank, liebe Sonja und liebe Lina! Ach herrje! Ich bin ganz hin und weg und weiß nicht wirklich, was ich dazu schreiben kann, außer "danke"! So viel zu meiner Gabe zu schreiben. Danke. Das freut mich sehr. LG
  18. Vielen Dank für eure tiefgründigen Gedanken zu meinem kleinen Schmunzel-Dialog, liebe Gina, liebe Sonja und lieber Carlos! Ich sehe gar keinen Widerspruch zwischen Humor und Melancholie, zwischen Witz und Ernsthaftigkeit. Um zu lachen, muss man ja zum Glück nicht glücklich sein und ein Witz muss ja nicht albern sein. Insofern finde ich dein Lachen ebenso passend wie deine ernstere Betrachtung des Inhalts. Ja, absolut. Ich denke, das verrät Einiges über die Leere in seinem Leben. Katzen sind wundervolle Tiere, die ich selbst sehr mag - sie können erhaben und trollig zugleich sein und ich kenne sonst kein Lebewesen, dass dieses Kunststück fertig bringt. Von daher kann ich jede Wertschätzung für diese Tier mehr als nachvollziehen. Aber wenn man die Gesellschaft einer Katze nur sucht, weil man der Gesellschaft der Menschen nicht gewachsen ist, tut man weder der Katze, noch sich selbst einen Gefallen. Oh ja, Katzen haben einen starken Willen und in aller Regel tun eher wir Menschen, was die Katze will, als umgekehrt. Irgendwie ist das ja auch sehr sympathisch und eine mir willkommene Abkehr vom gewohnten Anthropozentrismus. Problematisch wird es wohl erst dann, wenn man sich einer Katze anheftet, weil man es mit Menschen nicht aushält und sich der Katze dann so bedient, wie man sich seiner Ausflüchte bedient. Lustigerweise meine ich, niemanden persönlich zu kennen, der sich so verhält. Aber geschrieben habe ich den Text schon aus einer gewissen Ahnung heraus, dass solche Verhaltensmuster existieren müssen und vielleicht nicht so selten sind. LG
  19. Vielen Dank, lieber Trollbär. Dass der Text nachdenklich macht, bedeutet ja auch, dass du darüber nachgedacht hast und das ist mindestens ebenso viel Wert wie der Text selbst. Und ja, du hast recht: Ein Teil des Ewigkeitscharakters dieser Szene ist wohl in der traurigen Tatsache begründet, dass dies kein Einzelfall ist und dass dieses Thema weit über die Fiktion hinausreicht. LG
  20. Ein kluger Vorsatz. Ein intelligenter Dialog. Ein dummes Wort. Eine blöde Situation. (Aus dem Fundus)
  21. Vielen Dank, liebe Sonja, liebe Letreo, lieber Elmar und lieber Flutterby! (Wollte übrigens ohnehin mal anmerken, dass der Name "Flutterby" sehr schön ist - ein Butterfly flattert herbei etc.) Ich hab zu danken. Du kommentierst ja fast all meine Gedichte und ich weiß gar nicht, ob mir so viel Anerkennung zusteht. Definitiv ist das Schreiben etwas sehr Intimes, das wir in einem Forum mit anderen teilen. Über die inneren Beweggründe des Schreibens hat dabei niemand zu richten, der einen nicht näher kennt. Über das schriftstellerische Geschick hingegen schon, wenngleich dieses nicht ganz ohne Dialog zu erkennen ist. Oft lese ich eine Kritik und denke mir: "Wäre es nicht besser gewesen, den Autor bzgl. eines Aspektes des Gedichtes zu fragen, ehe man eine bestimmte Absicht unterstellt, weil man evtl. selbst etwas übersieht?" Ich weiß, wie du das findest, weil ich dich besser kenne. Nein, im Ernst. Ich kenne zumindest auch das Gefühl, bevormundet zu werden und es ist auch nicht immer leicht, adäquat darauf zu reagieren. Umso bemerkenswerter, dass ich mit diesem älteren Gedicht von mir Jahre später bei dir einen Nerv getroffen habe. Aber auch kein Vers zu kurz, schätze ich. Vielen Dank für deine wertschätzenden Worte, liebe Letreo! Danke! Ich schätze, die letzte Strophe wirkt insbesondere durch den Schlussvers, der ursprünglich von einem ehemaligen, von mir sehr (als Poeten und als Mensch) geschätzten Forendichter namens Jack. Dieses Gedicht ist auch als Respektsbekundung für jenen Jack zu verstehen. Weiß allerdings nicht, wie vielen Usern hier der Name noch was sagt. Jedenfalls freut es mich, dass du so tief in das Gedicht geblickt hast, denn ein Gedicht kann nur so tief sein, wie der Leser sehen kann. Vielen Dank für dein großes Lob, lieber Elmar! Freut mich sehr, dass dich das Thema so anspricht. Hin und wieder schreibe ich gerne Gedichte über das Schreiben bzw. den kreativen Prozess, obwohl es ja letztendlich zu einer so reflektierten Perspektive führt, wie ich sie nur ungerne meinem LI zugestehe. Sehr klug gesprochen! Eine Wahrheit kann ein literarischer Text nur für denjenigen erhalten, der sich in dem Gedicht wiederfindet, weil er die beschriebene Situation oder das ausgedrückte Gefühl kennt. Ansonsten sind Gedichte in höchstem Maße deutungsoffen und es ist absolut legitim, wenn zwei Leser etwas anderes darin finden, solange es nicht gewisse Grenzen des gesunden Menschenverstandes überschreitet. LG
  22. Vielen Dank, ihr Lieben, für eure Gedanken zum Gedicht! Ein besonders dickes Dankeschön dabei an sofakatze für deinen ausführlichen Kommentar, der mehr zum Gedicht beiträgt, als wohl meine Gedanken. Danke, Sonja. Deinen Kommentar werde ich auch so schnell nicht vergessen. Auch dir lieben Dank, Darkjuls! Unschuldig und einfach komme ich ohnehin gerne daher; Weisheiten werden dabei aber höchst selten produziert - wenn, dann wohl eher aus Versehen. Schön, dass du in dem Gedicht eine solche Weisheit aufgespürt hast, liebe sofakatze. Schön, wie du die scheinbare Bedeutungslosigkeit des Vorgangs herausgestellt hast und ja - diese sprachlichen Mittel standen mir dabei zur Verfügung und da musste ich sie nutzen. Denke auch, dass in dem Gedicht die Reihenfolge eine große Rolle spielt. Ich erzähle den Vorgang ja quasi "rückwärts", sodass in der ersten Strophe nur die unscheinbare Konsequenz eines größeren Ganzen zu sehen ist. Ich fühle mich generell oft zu Geschichten und Gedichten hingezogen, in denen jemand mehr hinter dem Unscheinbaren sieht - oft sind es Kinder, wohl nicht ganz zufällig, weil sie einen viel "reineren", von Interessen, Werten und Annahmen der Vergesellschaftung ausgenommenen Blick auf die Welt haben. Daher kann ich auch durchaus dem Ausspruch Jesu Einiges abgewinnen: "Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen." Wow! Was du alles in dem Text findest! Macht durchaus Sinn, deine Übertragung des Bildes auf das Leben: Einer Gemeinschaft anzugehören, die einem Kontext, Sinn und ein Gefühl der Zugehörigkeit gibt, stärkt auch den Einzelnen. Man darf nur nicht aufpassen, dass man dabei komplett in der Gesellschaft verschwindet - so gesehen wäre vielleicht das Bild mit den Tropfen ein wenig schief, weil sie ja im Meer nicht mehr wahrnehmbar sind. Andererseits bedeutet diese mangelnde Wahrnehmbarkeit ja nicht die Auflösung des Individuums. Der Tropfen ist ja nur von außen nicht mehr wahrzunehmen. Hätte er ein Bewusstsein, würde er wohl immernoch sagen: "Ich bin hier." Schöne Symbolik, die du da aufspannst. Ja, Kinder haben eben noch diesen ungeheuren Wissensdurst, der leider nicht selten in der Schule abhanden kommt. Insofern könnte man vielleicht auch sagen, dass das Kind diesen Drang, die Welt zu verstehen ebenso repräsentiert, wie die Entwertung des Wissens durch den Pragmatismus unserer Gesellschaft, der Wissen immer nur im Kontext von Anwendbarkeit sieht, statt das Lernen selbst als ein freudvolles und nicht zuletzt auch ästhetisches Erlebnis zu begreifen. Das würde dann wohl noch weiter in diese Richtung gehen. Wenn alles, was in der Welt von Bedeutungs sein soll, als messbar erklärt wird, welchen Platz haben dann unmittelbare Formen des Wissens wie Poesie, Liebe und Staunen noch? Wenn das Kind bereits zur Schule gegangen ist, kann man wohl leider fast schon davon ausgehen. Raffiniert? Ich wuchs in einer Ölraffinerie auf - da lernt man die Tiefen der Lyrik kennen. LG
  23. "Hexenkraut und Zauberstein. Haar, du sollst gewesen sein." Ein Missgeschick - und weg das H! Der Zauberer, der sic rasierte, indem er Sprüce rezitierte, bedacte wol nict die Gefar. Unden felt am Anfang was, urra zu rufen, ist kein Spaß. Dem C felt's mancmal nebenan. One ___ ist "fro" nict rictig. Dem Flo selbst ist es ser, ser wictig, auc wenn man es nict ören kann. Dem Zauberer tut es so leid. Seid bitte ir so ilfsbereit und zaubert es im wieder er? Den Bucstaben, der einst gewesen, den wollen wir ier wieder lesen. Der Magier dankt euc sicer ser. (Aus dem Fundus)
  24. Liebe Lichtsammlerin, lieber Trollbär, vielen Dank für eure ausführlichen Kommentare! Dass man so viel Zeit und Mühe in das Verständnis und die Verbesserung meiner Gedichte steckt! Wahnsinn! Vielen Dank dafür! Ja, diese Schafbilder, so albern man sie ja durchaus auch finden darf, vermitteln doch recht gut und mit einem Schuss Humor diesen Weltenunterschied - die Welt mit dir/die Welt ohne dich. Und in dem Sinne sind da natürlich gewisse Ähnlichkeiten zu meinem Gedicht auszumachen. Finde ich also gar nicht abwegig, dass du bei der Lektüre meines Gedichts gedanklich dorthin gedriftet bist, liebe Lichtsammlerin. Ich finde es toll, dass deine Interpretation mehrere Standbeine hat. Die beiden Standbeine, die ich in diesem Abschnitt sehe, beschäftigen sich mit der Vagheit des Begriffs "ohne" und da kommst du ja zu zwei nicht völlig unterschiedlichen, aber eben auch nicht ganz gleichen Schlussfolgerungen. Was ich dabei aber besonders cool finde: Dass du intuitiv eher zur Lesart geneigt bist, das Blumensammeln sei in einer Welt ohne das LD grundsätzlich bedeutungslos, da das Leben selbst schon jede Bedeutsamkeit verloren hat. Denn gerade für diese Gedanken wollte ich in dem Gedicht das Ambiente bereiten, ohne dass ich mir bewusste Gedanken gemacht hatte, wie dies anzustellen sei und daher also auch nicht wissen konnte, ob es so ankommt. Umso geiler ist das jetzt, dass es dich dennoch in diese Richtung geführt hat. Und dies ist das dritte Standbein. Insbesondere in diese Richtung habe ich beim Schreiben gedacht, muss ich zugeben. Hier wird das "ohne" zu einer Untertreibung, denn ich hätte ja auch schreiben können: "für dich jedoch ließ ich sie stehn." Schön, dass du auch diese Lesart nicht ausgeschlossen hattest, auch wenn dir der Gedanke daran offenbar Unbehagen bereitet. Danke für deinen Lesemut! Vielen Dank, lieber Trollbär für dein Lob und deine Verbesserungsvorschläge! Ich sehe, dass du versuchst, V2 in einen vierhebigen und V3 in einen fünfhebigen Vers umzuwandeln und dabei die beiden Verse mit einer Senkung zu beginnen. Darf ich fragen, aus welchen Gründen dies für dich ansprechender ist? Ich sehe gerade keinen Grund, es in diese Richtung zu ändern, aber ich sehe natürlich nicht immer alles, was andere sehen. Daher wäre ich sehr daran interessiert, weswegen du diese Änderungen vornehmen würdest. LG
  25. Lieber Freiform, liebe Sonja, ich freue mich, dass ihr mir eure Meinung zum Gedicht gesagt habt, ohne um den heißen Brei zu reden. Danke für euer Interesse und euer positives Feedback! LG
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