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Schmuddelkind

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Alle erstellten Inhalte von Schmuddelkind

  1. Lieber Lé, liebes Nesselröschen, vielen Dank für euer Feedback - und dass es so positiv ausgefallen ist, darüber will ich mich auch nicht beschweren. Cool, dass dir das aufgefallen ist! Ich denke, insbesondere auch dadurch, dass die kurzen Verse männliche Kadenzen und die langen Verse weibliche Kadenzen haben, erzeugt es so ein Gefühl des Wechsels zwischen spontanem Einfall (bzw. blitzartig aufflackernder Erinnerung) und langem, verzweifeltem Sinnieren. Ich mag solche halboffenen Endverse, die den Leser dazu anhalten, sich genauer damit zu beschäftigten und dabei unwillkürlich das Gedicht in seinem eigenen Erfahrungsschatz aufzuspüren. Insofern bin ich wirklich erfreut, dass du dieser Einladung gefolgt bist und dabei so interessante Deutungen zutage gefördert hast. Auch mir liegt diese Deutung nahe, dass man im Rausch des Moments die Gefahren nicht sieht, weil man sie vermutlich gar nicht sehen will. Manchmal bilde ich mir ein, dass diese in kurzen flackernden Zukunftsbildern vor Augen geführt werden - zu hastig und zu kurz, um sich nachhaltig damit beschäftigen zu können. LG
  2. Liebe Lichtsammlerin, liebes Sternenherz, vielen Dank für eure ausführlichen und gut reflektierten Kommentare. Lichtsammlerin hat einige wichtige Fragen aufgeworfen, die ich in Sternenherzens Kommentar hervorragend beantwortet finde; deswegen fange ich mal mit diesen Antworten an. Vielen Dank, dass du diese doppelte Bedeutung des Wortes "kennen" herausgestellt hast, liebes Sternenherz. Es ist das zentrale Thema des Gedichts. Wen kennt man wirklich? Wen glaubt man zu kennen? Wem vertraut man, weil man ihn noch nicht gut genug kennt? Welche schmerzhaften Erfahrungen werden von uns abverlangt, wenn wir Menschen besser kennenlernen? Das alles muss man natürlich nicht auf die im Gedicht beschriebene Vergewaltigung reduziert sehen. Es ist vielmehr eine universelle Begleiterscheinung des menschlichen Miteinanders, hier in seiner schlimmsten Form auf die Spitze getrieben. Insofern ist es gerade die vermeintliche Ähnlichkeit von Anfangs- und Endstrophe, die einen auf die veränderten Umstände und die Doppeldeutigkeit des Bekanntseins stoßen. Manchmal finden wir ähnliche Worte für zwei völlig verschiedene Dinge und wenn Menschen aus dem Kontext dennoch deuten können, wie es gemeint ist, verdeutlicht dies, welche Wahrnehmungen, Sichtweisen und Werte wir miteinander teilen, denn ohne diese geteilte Weltsicht ist ein solches Verständnis nicht möglich. Sätze sind mehr als Aneinanderreihungen von Worten. Sie beziehen sich immer auch auf allgemein Bekanntes oder auf ein geteiltes Wissen der Gesprächsteilnehmer. In diesem Subtext zu gründen, das ist wohl allervorderst die Methode der Lyrik. Doch da der Subtext immer etwas ist, das sich verändern kann, das vielleicht nur zwischen Person A und B gilt, nicht jedoch für Person C, das neu ausgehandelt werden muss und auf das zwei Menschen beim Hören derselben Worte in unterschiedlicher Weise zurückgreifen, bleibt Lyrik auch immer ein Stück weit vage und uneindeutig und das ist auch OK so und damit sei dann auch schon Lichtsammlerins Lesart angesprochen: Interessant, dass du ein Gefühl der Fremdheit erwartet hattest, es aber nicht in der Dopplung des "Kennens" gefunden hast, liebe Lichtsammlerin. Das zeigt wieder, wie unterschiedlich Sprache wirken kann, selbst wenn man in eine ähnliche Richtung denkt. Schön, dass du aus der Überraschung für dich dennoch eine nachvollziehbare Deutung gestalten konntest. Der Gedanke, dass das Opfer zur Routine übergeht, indem es das Geschehene leugnet bzw. verdrängt, kam mir noch nicht, könnte aber ebenso in den angesprochenen Stellen zu lesen sein. Da dies, wie du ja auch schriebst, nicht ganz an der Realität vorbeigeht, habe ich auch gewisse Sympatien für diese Interpretation. Allerdings ginge dann ein anderer interessanter Aspekt des Gedichts verloren, den Sternenherz aufgespürt hat: Vielen Dank, liebes Sternenherz, dass du die Lichtsymbolik so schön zerlegt und dann wieder zusammenhängend erklärt hast! Genau das waren auch meine Gedanken beim Schreiben. Wieder erkennt man den Gegensatz im scheinbar Ähnlichen und wieder meint man, etwas zu erkennen (indem man es wiedererkennt) und sieht doch, dass man sich erst intensiver mit den Worten auseinandersetzen muss, um sie richtig kennenzulernen. Der Mond steht wohl eher für die Ahnung, die Intuition etc.. In diesem blassen Licht meint das sie, ihn gut genug zu kennen, um zu wissen, dass man ihm vertrauen kann, dass man eine Nacht an seiner Seite verbringen kann, ohne das Schlimmste befürchten zu müssen. "Was soll schon passieren? Er ist doch ein netter Kerl." Diese Vertrautheit spürt man ja hin und wieder, wenn man jemanden kennenlernt, ohne dass dieses Vertrauen durch ausreichend Erfahrung untermauert wäre. Damit will ich auch nicht die Intuition verdammen. Auch auf die Intuition muss man sich im menschlichen Miteinander zuweilen verlassen. Aber in diesem Fall war es die falsche Entscheidung. Erst bei Lichte betrachtet, wenn alles durch die Erfahrung klarer wird, erkennt sie den wahren Menschen hinter Wunschvorstellung. Insofern steht das Sonnenlicht tatsächlich für die Erkenntnis, die Bewusstwerdung, die Ent-Täuschung, während der Mond das Urvertrauen, das Bauchgefühl, vielleicht auch die Unbedarftheit symbolisiert. Darf ich fragen, ob du deine Assoziationen inzwischen für vorzeigbar hältst? Bin jedenfalls sehr gespannt nach deiner tiefen Betrachtungsweise des Gedichts, wie du sie bisher offenbart hast. Ich denke, der unschuldige Schreibstil rührt von der reinen, teilnahmslosen, nüchternen Beschreibung der Handlung. Das LI nimmt sich hier völlig raus, um dem Leser das Denken, Urteilen und Fühlen zu überlassen. Dabei wirkt das LI vielleicht auch etwas abgeklärt, als hätte es so etwas schon dutzende Male erlebt. Aus meiner Sicht unterstreicht es auch irgendwie die Tragik, dass wir alle wissen, dass es täglich passiert und dass es auch in Zukunft nicht verhindert werden kann und man kann dann kaum mehr tun, als das Unrecht zu beschreiben, denn ungeschehen kann man es nicht machen. Das sind zumindest meine Gedanken zum Text. Danke noch einmal für euren tollen Input, der einen richtigen inneren Dialog in mir nach sich zog. Deswegen hat es auch eine Weile gedauert, bis ich es verschriftlichen konnte. Das waren schon sehr viele Gedanken auf einen Schlag. So macht es aber richtig Spaß, sich mit Literatur auseinanderzusetzen. LG
  3. Scheinbar ohne einen Grund haben deine Wangen deine Tränen, dick und rund, sorgsam aufgefangen. Gefangen darin schaut ein Mann zu mir und leidet stumm und fängt sogleich zu weinen an und weiß nicht recht, warum. (Aus dem Fundus)
  4. Du meinst wohl eher so Kindergeschichten um 1968 herum, MonaLena. ...Schmuddelkind, Pissnelke und Rotznase machten sich über die langweiligen Uniformen der Bullen lustig. Plötzlich umstellten 100 Mann die drei Kinder und setzten ihre Wasserwerfer ein. Als sie nach Hause kamen, bereitete Mama ihnen ein warmes Bad auf dem Herd vor. Sofort beschlossen die Männer in der Kommune die Gründung einer Aktionsgruppe. "Ach, ihr Männer immer mit eurem blinden Aktionismus! Damit offenbart ihr immer wieder auf's Neue die der Sozialisation im patriarchalischen System erwachsene, männliche Angst, die Kontrolle abzugeben", warf Mama ihnen vor. Ein großer Streit brach zwischen den Erwachsenen aus. Die Kinder verstanden nur jedes zweite Wort, wussten aber, dass die Wörter, die sie nicht verstehen konnten, die wichtigsten Wörter waren - Wörter wie "Revolutionsbewusstsein", "struktureller Sexismus", "faschistischer Polizeistaat" und "radikale Emanzipation". Nach dem Streit fragte Schmuddelkind Onkel Dutschke, worüber die Erwachsenen gestritten haben. Onkel Dutschke konnte immer alles so erklären, dass die Schmuddelkinderbande es verstanden hat. "Manchmal", sagte Onkel Dutschke "sind Menschen sich so ähnlich, dass die kleinsten Unterschiede sie ärgern. Aber ihr habt uns heute gezeigt, dass wir doch alle dasselbe wollen: uns wehren. Wir wollen uns wehren gegen die imperialistische Aggression der NATO und den faschistischen Polizeistaat, der diese Aggression sowohl ermöglicht, als auch symbolisiert." Schmuddelkind war sich zwar nicht sicher, ob es das war, was die drei wollten, aber er ahnte, dass er eines Tages so weit sein würde, es zu verstehen und akzeptierte daher die Erklärung, während er von dem "Wir" zu träumen begann, das dem Onkel Dutschke so wichtig war. ...Sorry! Ist irgendwie gerade mit mir durchgegangen. LG
  5. Der ganze Mensch, das ist das Kind und erst im Streben nach Vollkommenheit hält Mangel Einzug in sein Leben. Erst wenn wir nah dem Tode sind, zum Leben dann aus tiefstem Grund bereit, gewillt für wenig viel zu geben, erahnen wir des Ursprungs Glück und können nimmer mehr zurück. (Aus dem Fundus)
  6. An dich denken, wie ich noch nie an jemanden gedacht habe, wie noch nie jemand an dich gedacht hat. Dich berühren, wie ich nur dich berühren will. Mich ausdrücken, wie nur du mich verstehst. Empfinden, wie ich nur durch dich empfinden kann. Und beinahe verstehen. (Aus dem Fundus)
  7. Sag, war es ein Phantom, als wir im Taumel Blicke tauschten, beinahe wie ein Strom im Strudel unsrer Sehnsucht rauschten? Da war der Augenblick, verborgen zwischen zwei Gedanken, da blickte ich zurück - mir war, ich sah, wie wir ertranken. (Aus dem Fundus)
  8. Ui, so viele Realtionen zu meinem kleinen Späßchen! Das überrascht mich sehr und umso mehr möchte ich euch danken für eure zahlreichen Kommentare. Die ließen sich ja auch nicht lange bitten. Ja, liebe Sonja, die äußere Form ist hier das Einzige, das dem Haiku gerecht wird, wodurch die Selbstreferentialität des Gedichts zum Selbstspott wird. Diese ganzen japanischen Gedichtformen sind auch sehr schwer umzusetzen, liebe Conny, weil sie gar nicht für die deutsche Sprache konzipiert wurden. Das ist ja das Blöde an Literatur und insbesondere an Gedichten: Den Inhalt kann man vielleicht übersetzen, aber man kann den Klang nicht in eine andere Sprache herüberretten. Wer nie Shakespeare auf englisch gelesen hat, versteht deshalb nur das Wesentliche, aber er hört eben nicht, wie Shakespeare klingt. Bei japanischen Gedichten ist dies um ein Vielfaches unzureichender, weil es in der japanischen Sprache keine Betonungen gibt (jedenfalls keine lexikalische Betonung). Daher kann das Konzept des Haikus nur auf japanisch seine eigentümliche Wirkung entfalten. Im Deutschen können wir nur versuchen, die Regeln des Haikus, Senryus etc. zu übertragen und etwas zu erzeugen, das der ursprünglichen Idee nicht möglichst weit entfernt ist. Da haben Leute wie Rilke etc. (und auch die begabten zeitgenössischen Haiku-Dichter, auch in den Foren) meinen größten Respekt, dass sie diese Form im Deutschen auf eine Weise beherrschen, die auch klanglich überzeugt, auch wenn es nie das japanische Haiku ersetzen könnte. Dies geht wohl jedoch nur durch eine delikate Balance aus Flucht und Zwang. Gut ist dieses Haiku nicht - das war wohl der Witz an der Sache. Vor knapp 10 Jahren habe ich mich an einer Reihe von Haikus versucht, die im Unterschied zu diesem ernst gemeint waren, darunter auch ein paar, mit denen ich ganz zufrieden war. Es hat mir damals Spaß gemacht, diese Form zu entdecken, habe aber dann irgendwann für mich entschieden, dass ich dieses delikate Gleichgewicht in anderen Gedichtformen eher finde. Das wäre es wohl tatsächlich eher. Der Titel "erster Haiku-Versuch" ist daher wohl perfekt gewählt, liebe Sternwanderer, weil er das Scheitern impliziert. Danke, MythonPonty! Ich wollte mir selbst nicht zutrauen, das Gedicht in diese Rubrik zu stellen, weil es ja kein wirkliches Haiku ist, eher so etwas wie eine Parodie, wie Pissnelke meinte. Aber da die äußere Form ja stimmt, ist die Verschiebung wohl auch gerechtfertigt - gibt der Parodie vielleicht noch etwas Würze. Vielen Dank, liebe Pissnelke! Deine Erheiterung ist meine Freude. Ich glaube, es ist eine Parodie zum einen auf misslungene Haiku-Versuche (auch auf meine eigenen), zum anderen auf den Versuch, steinerne Wissenschaft auf sumpfigem Grund zu bauen, indem man sich im Deutschen besonders starr nach den Vorgaben einer Form orientiert, die so eigentlich nur im Japanischen richtig funktioniert, sodass man sich der Experimentierfreudigkeit beraubt, die der Weiterentwicklung dienen mag, die bei der Anpassung an die deutsche Zunge vielleicht benötigt wird. Zur Wahrheit (bzw. Ästhetik) irrt es sich am besten von zwei Seiten hervor. Jepp, so war es gemeint. Ins Schwarze treffe ich zwar meist nur nachts, aber ich freue mich, dass du den Humor in dem "Haiku-Versuch" aufgespürt und mit mir über mich lachen konntest. Dank auch dir, liebe Miserabelle (cooler Name übrigens!) für deine Einordnungshilfen! Ja, als Senryu wäre es vielleicht am besten zu beschreiben, aber der Witz ist ja in erster Linie, dass das Gedicht jeder Beschreibung spottet. Freut mich sehr, dass dir mein Sinn für Humor zusagt. LG
  9. Vielen Dank, Maddy! Aus irgendeinem Grund thematisieren meine Rollenspiele oft Missverständnisse und vielleicht rufen sie deshalb auch Erinnerungen an Loriot wach. Jedenfalls ist das ein spannendes Feld für literarische Texte, weil man als Leser diese Missverständnisse quasi aus der Perspektive eines neutralen Beobachters verstehen können, die uns als Beteiligter des Missverständnisses sonst verwehrt bleibt. LG
  10. Schmuddelkind

    Erster Haiku-Versuch

    ich scheitere wohl am ersten Haiku-Versuch ist aber nicht schlimm (Aus dem Fundus)
  11. Das ist die unangenehme Befriedigung, die Lyrik uns verschafft: Dass wir uns nie ganz sicher sein können, was wir gerade gelesen haben, obwohl uns das Gedicht mit Gedanken und Gefühlen versorgt. Interessanter ist hier aber vielleicht die sprachliche Parallele zwischen der ersten und letzten Strophe (was wohl der einzige Grund war, weswegen ich dieses ältere Gedicht hier gepostet habe), die inhaltlich doch sehr verschiedene Ideen (und Stimmungen) transportieren. LG
  12. Die Nacht begann, der Vollmond schien. Er sah sie an. Sie kannte ihn. Sie wollte, dachte er. Sie tranken schweren Wein im blassen Mondenschein. Er wollte immer mehr. Und sie versank in warmen ihr zugedachten Armen. Er wollte immer mehr. Vom Busen langsam glitt die Hand ihm bis zum Schritt. Sie wollte nimmer mehr und schrie: "Hör auf! Lass los! Hör auf! Was tust du bloß?" Er wollte sie so sehr und daher nahm er sie. Sie weinte und sie schrie. Der Tag begann, die Sonne schien. Er sah sie an. Sie kannte ihn. (Aus dem Fundus)
  13. Liebe Miserabelle, vielen Dank für dein Feedback und dass du mich an deinem Lachen teilhaben lässt. Ja, durch die wechselnden Versanfänge (mal Hebungen, mal Senkungen) kann man da durchaus durcheinander kommen. Das war mir damals jedenfalls bei diesem Gedicht nicht so wichtig, weil es nur so ein blöder Einfall in der Wanne war, den ich in den Schaum gekerbt und selbst nicht wirklich ernst genommen habe. Unterm Strich passt es vielleicht auch zur etwas verwirrenden Weltsicht Nietzsches, ohne dass das von Anfang an meine Absicht war. Ist aber definitiv ein wenig unangenehm zu lesen. Aber schön, wenn das philosophische Gelächter es für dich wieder rausreißt! Sorry, liebe Lichtsammlerin! Das ist mir so rausgerutscht. Manchmal überfordern mich meine Gedichte ja selbst, wenn dich das tröstet. Ich halte es dann damit: Erst mal lachen und wenn man will, kann man sich dann ja immer noch fragen, warum. Das ist ein Satz Nietzsches, den ich auch sehr interessant finde. Manchmal ertappe ich mich selbst dabei, zu sehr der Logik anzuhängen. Dabei kann die Logik zuweilen sehr täuschen. Sie gaukelt dir sicheres Wissen vor, obwohl man gar nicht alles gesehen hat, was die Logik dazu bräuchte. Dann mag man verleitet sein, gar nicht so genau hinzusehen, seine Intuition zu übergehen etc., weil die Logik einen in einer Sicherheit wiegt, die es gar nicht geben kann. Oft ist die Obsession mit dem logischen Denken meines Erachtens ein verzweifelter Griff nach einem Strohhalm der Gewissheit, die wir um Strudel der Welt letztendlich vergeblich suchen. Nietzsches Satz war wohl sehr viel radikaler gemeint, aber man muss ja nicht die ganze Strecke mitgehen. In diesem Ansatz zumindest, dass man sich nicht zu sehr auf die Logik verlassen sollte, erkenne ich jedoch eine Portion Weisheit. Ich habe es versucht, aber irgendwie wollte niemand mitziehen. Die positivste Reaktion, die ich bekam, war ein höfliches Ignorieren. LG
  14. Ja: Einfall, Reinfall, Vorfall, Anfall, Rückfall, Ausfall, Durchfall... Kommt alles in einer Beziehung vor.
  15. Lieber Carlos, vielen Dank für deine interessante Assoziation! Ich glaube, dass die Ähnlichkeit deshalb zwischen dem Schilf durchschimmert, weil 1. beide Gedichte mit einer Wer-Frage beginnen und 2. es eine gewisse metrische Ähnlichkeit gibt, auch wenn beide Gedichte dahingehend nicht deckungsgleich sind: Der erste Vers des Erlkönigs: xXxxXxXxX Mein durchgehendes Versmaß: xXxxXxxXxxXx Der Beginn ist also identisch. Während bei mir aber dann dieses Muster fortgesetzt wird, bricht es bei Goeteh ab und wird durch den Trochäus ersetzt. Die generelle Wirkung dieser beiden Verse wird aber v.a. durch den Beginn geprägt und so kommt wohl in beiden Gedichten diese dynamische Notwendigkeit durch. Bei Goethe ist es der Drang, voranzukommen, um den Sohn zu retten. Hier ist es der Drang, sich selbst verstehen zu wollen. Danke auch für dein Adjektiv "meisterhaft"! Ich fürchte nur, es ist etwas zu hoch gegriffen, aber meine Freude darüber, dass du es so siehst, wird dadurch nicht getrübt. LG
  16. Liebe Gina, vielen Dank, dass du dich trotz seiner Uneindeutigkeit mit diesem Gedicht auseinandergesetzt hast! Ich denke schon, dass man es so interpretieren kann. Meine Deutung geht auch in diese Richtung. "Warten bis damals" beschreibt vermutlich eine irrationale Haltung, die der Vergangenheit nachhängt, obwohl sich nur die Zukunft gestalten lässt. Und ja, die Ursache dafür ist oft ein bedeutsames Ereignis in der Vergangenheit, von dem man sich mental nicht gut lösen kann. LG
  17. Vielen Dank für dein schön poetisch umschriebenes Feedback, liebe Sonja! Schöne Deutung! Ich denke, aus diesem Blickwinkel betrachte auch ich das Gedicht. Zwar wird nie ganz geklärt, warauf sich das "Wann" bezieht, aber es wird dadurch deutlich, dass das LI Klarheit sucht und sie nicht beim LD findet. Dadurch wird auch die Asymmetrie der Situation deutlich. Das LI lässt sich hinhalten, muss sich mit vagen Aussagen zufrieden geben, die alles und nichts bedeuten können, hat den weiteren Hergang, im Gegensatz zum LD, nicht im Griff. Macht gründet sich ja meist darauf, dass einer etwas will, das ihm nur ein anderer geben kann. LG
  18. Schmuddelkind

    Blind Date

    Sie: Ich habe mir dich anders vorgestellt. Er: Ich bin doch anders. Sie: Wie hast du dir mich eigentlich vorgestellt? Er: Genau so. Sie: Genauso? Er: Ja. Sie: Also anders? Er: Ja. (Aus dem Fundus)
  19. Sie: Schatz, wieso druckt der nicht? Er: Du musst den anderen Drucker anwählen. Sie: Ach, wenn man sich mit dir austauscht, fühlt man sich gleich viel klüger. Er: OK, ich werte das mal als Kompliment. Sie: Wie könnte man das denn anders verstehen? Er: Na ja, ich könnte ja auch (wenn ich dumm wäre) denken, du meintest, ich sei so dumm, dass du dich in meiner Gegenwart klug fühlst. Fallunterscheidung: Fall 1: Sie: Wie kannst du denn überhaupt in Erwägung ziehen, dass ich so was von dir denke? Fall 1.1.: Er: Ich habe ja auch gesgat: "Wenn ich dumm wäre". Sie: Habe ich gesagt, dass du dumm seist? Er: Du hast zumindest nicht gesagt, dass ich nicht dumm sei. Sie: Weil ich davon ausgehe, dass du das weißt. Er: Also bin ich dumm, weil ich es nicht weiß? Sie: Ach, das wird mir jetzt zu dumm. Fall 1.2.: Er: Das ist doch zumindest eine Möglichkeit. Sie: Du bist unmöglich! Er: Könnte ja sein. Sie: Sei nicht dumm! Ich wollte lediglich sagen, dass du klug bist. Er: Siehst du? Jetzt hast du selbst gesagt, dass ich dumm sei. Sie: Ach, das wird mir jetzt zu dumm. Fall 2: Sie: Das heißt im Klartext: Ich bin dumm. Fall 2.1.: Er: Nein, ich meinte, ich könnte ja denken, ich sei so dumm, dass du dich in meiner Gegenwart klüger fühlst als ich. Sie: Also bin ich nur klug im Vergleich zu einem Dummen? Er: Das heißt, ich bin dumm? Sie: Du sagst doch selbst, dass du dumm seist und ich mich deswegen klüger fühlen könnte. Er: Ach, das wird mir jetzt zu dumm. Fall 2.1.: Er: Das habe ich doch gar nicht gesagt. Sie: Halte mich nicht für dumm! Er: Das tue ich doch nicht. Sie: Doch. Er: Nein. Sie: Doch. Er: Nein. Sie: Doch! Er: Ach, das wird mir jetzt zu dumm. q.e.d.? (Aus dem Fundus)
  20. Wer blickt denn so traurig hervor aus dem Röhricht, hervor zwischen Mond und den schwimmenden Sternen? Wer blickt ihn wohl an, ganz versunken und töricht, als böte der Anblick ihm Muse zu lernen? Ein Bild bin ich nur, das sich suchend betrachtet, ein Leser und Autor desselben Gesichts. Und wenn mich Versunkenheit völlig umnachtet, versinke ich letztlich im friedlichen Nichts. (Aus dem Fundus)
  21. Schmuddelkind

    Das Nietzsche-Entchen

    Mit Nietzsche-Entchen sitze ich im Schaumbad und rasiere singend meinen Schaumbart. Und wie ich so ausgelassen singe, entgleitet mir der Plastikkamm (die Klinge) Während meine Hand im Trüben fischt, das Nietzsche-Entchen plötzlich "also" spricht und vor lauter Schreck: die Hand macht dicht und darin der Kamm (die Klinge) bricht. "Du hast den Badespaß mir ruiniert. Ich trau mich so doch vor den Spiegel kaum. Die eine Hälfte ist ganz glatt rasiert, die andre Hälfte ist noch voller Schaum." "Hast große Freude du an einer Sache, nimm Abschied! Nie kommt sie zum zweiten Mal." Während ich mir noch Gedanken mache, wird das Badewasser langsam schal. Plötzlich wird mir einfach alles klar, dass ich noch nie ein Entchen sprechen sah und schon gar nicht über Badeschaum: "Ich befinde mich in einem Traum." Das Nietzsche-Entchen jedoch erwiderte: "Das logische Denken ist das Muster einer vollständigen Fiktion." (Aus dem Fundus)
  22. Schmuddelkind

    Kreislauf

    Warten bis damals, im Kreis laufen und wieder umkehren. Neuanfang zu Ende bringen - Herzschlag! Einseins, zweizwei, dreidrei. Vorüber. Bedauern. Vorüber. Einseins, zweizwei, dreidrei. Herzschlag zu Ende bringen! Neuanfang und wieder umkehren. Im Kreis Laufen, warten bis damals. (Aus dem Fundus)
  23. Das will ich da mo glaabe un dricke die Daume, dass de dann mei saarlännische Gedichte vastehchd, wenn ich se no un no rinstelle. Ich finde tatsächlich auch jede Mundart interessant. Bei bayrisch tue ich mich manchmal mit dem Verständnis schwer, zumindest wenn so ein richtiger Urbayer spricht, der seit fünf Generationen auf der Alm lebt, wo man dann quasi gar keine Konsonanten mehr hört. Hochdeutsch mit bayrischem Akzent ist aber kein Problem für mich und es hat so einen charmant rustikalen Charakter. Ich konnte zum 1. April einmal meine eigene Mutter täuschen, als ich sie mit verstellter Stimme und bayrischem Akzent anrief - dabei gab ich mich als Ludwig Obermüller von der Polizeidirektion München aus und jagte ihr einen gehörigen Schrecken ein.
  24. Nebenan spielt ein Mann verträumt Klavier. Ich frag dich, wann - "Irgendwann" erklärst du mir, schaust mich nicht an und ich kapier. (Aus dem Fundus)
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