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Hallo Anonyma,

 

deine Zeilen wecken ein Gefühl von verlorener Heimat in mir. Eine Mischung aus Sehnsucht und Abneigung..

Die Bezeichnung "Bejahrt" ist mir persönlich neu, vielleicht ein Neologismus? Ein Haus jedenfalls, an den Jahren gereift, mit eine Geschichte und nach außen einer Wirkung von Verfall und Vergänglichkeit.

Der Willkommensgruß bleibt kläglich aus, nicht nur die Schrift ist verblichen, auch die Atmosphäre scheint das LI abzuweisen, es ist nicht Willkommen an diesem Ort. Aber aus einem Grund kehrt es dennoch dorthin zurück, wohl, um endgültig Abschied zu nehmen.

Ich denke hier an Orte, die man fluchtartig verlässt weil es keinen anderen Ausweg gibt, aber nach Jahren kehrt man noch einmal zurück, um innerlich endlich Abschied zu nehmen und den überstürzten Aufbruch zu einem Ende zu kommen. Es besteht noch eine Verbindung, die nur durch eine erneute Konfrontation aufgehoben werden kann.. aber das Bild muss hier nicht passen, mir kam es in den Sinn.

Und jenseits dieses Hauses, gibt es einen anderen Ort, der das LI erwartet, vielleicht mit einer Matte, die mit "Will" und "komm" und "en" aufzeigt, wo die neue Heimat liegt.. vielleicht.

Die Geschichte die deine Zeilen erzählen, ist in meinen Augen sowohl eine innere wie äußere Reise zwischen Vergangenem und Gegenwärtigem. Und wer könnte schon im Vorraus wissen, was einen auf solch einer Reise erwartet?

Bin gerne in die Bilder eingetaucht.. hoffe nur, ich habe dir deine Zeilen nicht komplett ver-interpretiert

 

Liebe Grüße, Lichtsammlerin

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Hallo Anonyma,

 

Zeilen vom wehmütigen War und schwermütigen Ist gibst du mir zu lesen und über allem das ablehnende Sein für Kommendes.

 

 

Die Zeile finde ich bespnders schön:

vor 21 Stunden schrieb Anonyma:

es wichen die Mimosen Herbstzeitlosen.

 

Das empfindliche RührMichNichtAn weicht dem immer(ab)währenden Gift - 

 

 

 

LG Sternwanderer

 

 

 

 

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Hallo Lichtsammlerin,

 

vor 7 Stunden schrieb Lichtsammlerin:

Die Bezeichnung "Bejahrt" ist mir persönlich neu, vielleicht ein Neologismus?

Nein, kein Neologismus, nur eine ungebräuchliche Bezeichnung. 'Betagt' ist gebräuchlicher, aber ich wählte bejahrt, um eine ungewollte und daher ungünstige Wortwiederholung mit den 'Tagen' in Vers 2 zu vermeiden und auch, weil ich fand, dass es auf den Inhalt bezogen einfach noch ein bisschen besser passt. (Zwar verwende ich an anderen Stellen im Gedicht Wortwiederholungen, aber da sind sie von mir so gewollt, d. h. sie dienen einem bestimmten Zweck.)

 

vor 7 Stunden schrieb Lichtsammlerin:

deine Zeilen wecken ein Gefühl von verlorener Heimat in mir. Eine Mischung aus Sehnsucht und Abneigung..

Verloren - das ist eine Möglichkeit der Auslegung, ja. Ebenso wie die Mischung aus Sehnsucht und Abneigung. Obwohl die Heimat nicht unbedingt 'verloregegangen' sein muss, das LI könnte auch gezwungen worden sein, zu gehen - ob nun aus einem inneren oder äußeren Zwang heraus. Oder das LI könnte eine Entscheidung getroffen haben, die Heimat zu verlassen und diese später eventuell bereut haben. 

Es gibt hier verschiedene Deutungsmöglichkeiten und alle sind 'richtig', das wollte ich auch dem Leser/der Leserin überlassen, was er/sie für sich im Gedicht finden kann. Der 'Besuch' ist konkret, der 'zeitliche Abstand', versinnbildlicht durch Begriffe wie Ofenrohr, Holz, Eierkohle, deutet auf 'ferne(re) Vergangenheit' hin, der 'Hintergrund' aber ist offen.

 

vor 7 Stunden schrieb Lichtsammlerin:

Der Willkommensgruß bleibt kläglich aus, nicht nur die Schrift ist verblichen, auch die Atmosphäre scheint das LI abzuweisen, es ist nicht Willkommen an diesem Ort. Aber aus einem Grund kehrt es dennoch dorthin zurück, wohl, um endgültig Abschied zu nehmen.

Ich denke hier an Orte, die man fluchtartig verlässt weil es keinen anderen Ausweg gibt, aber nach Jahren kehrt man noch einmal zurück, um innerlich endlich Abschied zu nehmen und den überstürzten Aufbruch zu einem Ende zu kommen. Es besteht noch eine Verbindung, die nur durch eine erneute Konfrontation aufgehoben werden kann.. aber das Bild muss hier nicht passen, mir kam es in den Sinn.

Doch, das Bild kann durchaus passen. Wie gesagt, ich wollte Leserinnen und Lesern hier, trotz allem 'Konkreten', zugleich möglichst viel 'Interpretationsspielraum' lassen. Es freut mich, wenn du deine eigene Deutung darin finden konntest. Vielleicht ist es auch sinnvoll, das einmal zu erwähnen - 'hermetisches Schreiben', das ist so überhaupt nicht meins. Für mich ist es wichtig, dass alle Leser sich 'gut bewegen' können, in dem Sinne, dass sich ein Gedicht nicht 'verriegelt'. Denn ein hermetisches Gedicht wird, so denke ich, nicht wirklich für andere geschrieben - für mich ist es sogar so, dass es nie wirklich den 'Kopf' des Autors/der Autorin verlässt und jemand eher für sich selbst schreibt. Daran ist zwar überhaupt nichts Falsches, aber ob so ein Text dann in ein Gedichteforum eingestellt werden sollte, ist für mich eher fraglich.

 

vor 7 Stunden schrieb Lichtsammlerin:

Und jenseits dieses Hauses, gibt es einen anderen Ort, der das LI erwartet, vielleicht mit einer Matte, die mit "Will" und "komm" und "en" aufzeigt, wo die neue Heimat liegt.. vielleicht.

Ah, das ist interessant. Daran hatte ich tatsächlich selbst nicht gedacht. Umso erfreulicher, wenn du das 'herausgefunden' hast. Ich finde das wirklich immer schön, wenn in einer meiner 'Wundertüten' etwas steckt, von dem ich gar nicht wusste, dass ich es hineingesteckt hatte. :classic_happy: 

Vielleicht erwähne ich den kleinen Hinweis, den das Gedicht am Schluss gibt: Zwischen 'Will' und 'en' fehlt das 'komm' ... 

Willkommen und Abschied ... :wink: (In Verbindung mit dem Titel ist es auch ein kleines 'Easteregg', wie es die jungen Leute nennen würden. Nur beginnt es hier mit dem Abschied und endet mit dem Willkommen, gewissermaßen, denn das 'komm' fehlt ja, nur der 'Will-en' bleibt ...) So eine Tür ist ja auch 'zuständig' für das Kommen und Gehen. Und kann offen oder verschlossen sein. 

Im Gedicht bleibt das LI vor der Tür stehen, betrachtet die alte, verblichene Matte - hier ist auch das Ende offen, der Leser/die Leserin kann hier weiterdenken und dadurch 'selbst entscheiden', ob die Tür verschlossen oder offen ist oder das LI noch den alten Schlüssel hat oder ob er/sie ihn verwendet oder nicht, das Schloss verrostet ist oder noch funktioniert, ob das LI sich umdreht und weggeht oder das Haus doch noch einmal betritt ...

 

vor 7 Stunden schrieb Lichtsammlerin:

Die Geschichte die deine Zeilen erzählen, ist in meinen Augen sowohl eine innere wie äußere Reise zwischen Vergangenem und Gegenwärtigem. Und wer könnte schon im Vorraus wissen, was einen auf solch einer Reise erwartet?

Ja, und auch nicht, wie die Reise weitergeht. Das entscheidest hier nämlich 'du'. :classic_happy:

 

vor 7 Stunden schrieb Lichtsammlerin:

Bin gerne in die Bilder eingetaucht.. hoffe nur, ich habe dir deine Zeilen nicht komplett ver-interpretiert

Wenn du gerne in die Bilder eingetaucht bist, dann freue ich mich sehr, mehr kann man sich ja gar nicht wünschen.

 

Über- oder verinterpretieren, wie erwähnt, das gibt es gar nicht. Nur ein 'Mehr', durch mehr Sichtweisen, was immer besonders schön ist. Wie sollte man sich auch darüber 'beklagen', wenn 'mehr' herauskommt als 'hineingesteckt' wurde? Sind eben wirklich 'Wundertüten' mit manchmal echtem 'Überraschungsinhalt', die Gedichte, denn sie können nicht nur Leser, sondern eben auch Autoren freudig überraschen. mile:

 

Herzlichen Dank für deinen Kommentar!

 

LG,

 

Anonyma

 

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Hallo Sternwanderer,

 

vor 5 Stunden schrieb Sternwanderer:

Zeilen vom wehmütigen War und schwermütigen Ist gibst du mir zu lesen und über allem das ablehnende Sein für Kommendes.

Ach, das ist so schön - und so spannend, interessant, ich könnte gar nicht genug davon bekommen, wie ich es ja bereits in meiner Antwort an Lichtsammlerin ausführte. Du interpretierst hier die Ablehnung nicht des Vergangenen, sondern des Kommenden. Eine weitere Lesart - ich sitze hier gerade und freue mich dermaßen, dass ich nur sagen kann: 'Made my day', eure beiden Kommentare! :classic_happy:

 

vor 5 Stunden schrieb Sternwanderer:

Das empfindliche RührMichNichtAn weicht dem immer(ab)währenden Gift - 

Ja, die Herbstzeitlose ist giftig. Und die Mimose ist als 'Blümchen-Rühr-mich-nicht-an' bekannt. Mit der Jugend verknüpft, lässt sich daraus u. U. auch eine schwierige Jugend und ein daraus resultierendes 'Alter', sprich ein 'giftiger/verbitterter' Herbst herauslesen. Oder eben zuerst 'Verstecken/Einrollen', das sich zur (starken, wenn nicht sogar maximalen) 'Abwehr' wandelt, mit der Zeit ...

 

Die Mimose ist aber auch etwas 'Sensibles, Empfindsames' und in Herbstzeitlose stecken sowohl der 'Herbst' als solcher, der 'Herbst des Lebens', als auch 'Zeit', 'Herbstzeit' und 'zeitlos', ganz genau genommen sogar 'lose', die wiederum 'Lose' (Glücksspiel) als auch 'lose' im Sinne von 'unbefestigt' oder 'nicht mehr fest' enthalten können ...

 

Auch dir herzlichen Dank dafür, dass du mir deine Gedanken hiergelassen hast. mile:

 

LG,

 

Anonyma

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Hallo Anonyma,

 

ein altes, allein stehendes Haus hat dem lyrischen Ich viel zu erzählen.

Nicht immer überzeugen gereimte Gedichte, oft merkt man, dass der gesuchte Reim den Verlauf des Inhalts, der Aussage bestimmt.

Nicht so bei dir.

Und die abschließenden Verse finde ich meisterhaft.

Liebe Grüße

Carlos

 

 

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Hallo Anonyma,

 

mit ungebräuchlichen Worten werde ich hier öfters konfrontiert und lerne immer wieder dazu :grin:

vor 20 Stunden schrieb Anonyma:

Obwohl die Heimat nicht unbedingt 'verloregegangen' sein muss, das LI könnte auch gezwungen worden sein, zu gehen - ob nun aus einem inneren oder äußeren Zwang heraus. Oder das LI könnte eine Entscheidung getroffen haben, die Heimat zu verlassen und diese später eventuell bereut haben. 

Das hatte ich bei "verloren" auch mit eingeschlossen, die Art und Weise oder der Grund des Verlustes kann natürlich sehr vielschichtig sein!

vor 20 Stunden schrieb Anonyma:

Daran hatte ich tatsächlich selbst nicht gedacht. Umso erfreulicher, wenn du das 'herausgefunden' hast. Ich finde das wirklich immer schön, wenn in einer meiner 'Wundertüten' etwas steckt, von dem ich gar nicht wusste, dass ich es hineingesteckt hatte. :classic_happy: 

Hihi.. das kommt mir bekannt vor. Ich fange immer an zu schreiben und habe keine Ahnung was am Ende dabei heraus kommt, erst im Lesen entdecke ich die Hintergründe, aber nicht selten entdecken andere Augen noch weitere Aspekte die einem selbst verborgen waren. Bleibt also spannend..

Ich widerum habe keinen Moment über das verbleibende "Will-en" in seiner Wortbedeutung nachgedacht. Wie automatisch fügte sich das "komm" mit ins Bild.

vor 20 Stunden schrieb Anonyma:

Über- oder verinterpretieren, wie erwähnt, das gibt es gar nicht. Nur ein 'Mehr', durch mehr Sichtweisen, was immer besonders schön ist. Wie sollte man sich auch darüber 'beklagen', wenn 'mehr' herauskommt als 'hineingesteckt' wurde? Sind eben wirklich 'Wundertüten' mit manchmal echtem 'Überraschungsinhalt', die Gedichte, denn sie können nicht nur Leser, sondern eben auch Autoren freudig überraschen. mile:

Das freut mich!!!

Ich mag es auch gerne, wenn Gedichte offen sind und Spielräume für Interpretationen lassen, werde damit aber auch häufig unsicher, weil sich die eigenen Lesart natürlich sehr von der des Autos unterscheiden kann. Wie du schon feststellst ist das kein Manko sondern eigentlich eine Bereicherung, mein Kopf suggeriert mir aber immer, ich könnte damit etwas "falsch" machen :achselzucken:.. ich arbeite noch dran!

 

Liebe Grüße, Lichtsammlerin

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Hallo Carlos,

Am 17.2.2020 um 16:39 schrieb Carlos Larrea:

ein altes, allein stehendes Haus hat dem lyrischen Ich viel zu erzählen.

Ja, jede alte Haus hat auch immer eine bzw. seine eigene Geschichte. Und manchmal erzählen sie jemandem davon. Manchmal, da werden sie saniert, manchmal aber auch abgerissen. Manchmal hat die Geschichte ein Happy-End, manchmal nicht.

 

Am 17.2.2020 um 16:39 schrieb Carlos Larrea:

Nicht immer überzeugen gereimte Gedichte, oft merkt man, dass der gesuchte Reim den Verlauf des Inhalts, der Aussage bestimmt.

Nicht so bei dir.

Dafür ein Extra-Dankeschön, denn weißt du, es ist immer schön, wenn die Arbeit eines Jahrzehnts Früchte trägt. Seit über 10 Jahren nun lerne, lese, übe und schreibe ich. Zu Anfang, als ich durch Zufall und schon nicht mehr jung, in die 'Welt der Gedichte' fand, besaß ich so gut wie gar keine Kenntnisse und selbstverständlich überhaupt keine Übung oder Erfahrung im Schreiben.

 

Was du hier erwähnst, das lernte bzw. erkannte ich relativ früh. Und ja, gerade in Lyrik-, Poesie- und Gedichteforen ist das oft so. Warum, das lässt sich erkennen, wenn man zumindest ein paar Jahre in diesen Foren liest oder aktiv war/ist. In vielen dieser Foren wird die Ansicht vertreten, dass nur ein reiner Reim ein guter Reim ist, dass demzufolge, abgesehen von lustigen Gedichten, alle andere Reime 'schlecht' sind. Was so überhaupt nicht stimmt. Außerdem ist die Meinung weit verbreitet, dass man keine 'ausgelutschten' oder zu 'einfachen' Reime verwenden soll, also möglichst ein superkompliziertes, noch 'unverbrauchtes' Reimwort verwenden soll und am besten noch ein mehrsilbiges, was dann als 'Qualitätsreim-Merkmal' betrachtet wird.

 

Nun, es gibt keine 'ausgelutschten' und keine 'zu einfachen' Reime. Es gibt nur 'falsche Anwendung'. Vor allem, wenn der Inhalt des Verses 'auf den Reim gezwungen wird'. Reime sind nicht die Hauptsache bei gereimten Gedichten - so sonderbar das klingt. Sie sind das Sahnehäubchen auf dem Kuchen, die Cocktailkirsche im Dessert. Sie sind ein Werkzeug, um den Inhalt zu unterstützen und das auch in erster Linie klanglich

Wenn ein Vers z. B. nur dann ohne Inversion (Satz'verdrehung') gelingt, wenn es am Ende einen Vokalreim, einen unreinen Reim, einen Assonanzreim etc. pp. oder einen 'supereinfachen' Reim braucht, dann - machen! Wenn der Inhalt es braucht, dann reimt Herz auf Schmerz, ein auf kein, Liebe auf Triebe - Reime sind zur Unterstützung da, nicht, um 'ein Reimgedicht auszumachen' (im Sinne von: Ohne super Reim ist es nichts). Kurz noch zum Thema Inversion - auch diese kann ein gewolltes, rhetorisches Stilmittel sein - wenn sie passt und damit nichts 'zurechtgebogen' wird; zudem ist Inversion nicht gleich Inversion, es gibt Inversionen, die so unauffällig sind, dass sie gar nicht bemerkt werden, Inversionen, die eine bestimmte Wirkung erzielen sollen und die 'schlimmen' Verdrehungen, die dann die Wirkung des Inhalts stark beeinträchtigen oder unter Umständen sogar zunichte machen können.

 

Wenn es etwas gibt, das ich gelernt habe, dann: Gedichte schreiben, das ist keine einfache Sache, sondern genau das Gegenteil trifft zu - es ist hochkompliziert und hochkomplex. Das kann man nicht 'einfach so'. Wenn man es 'ernst' meint, dann muss harte Arbeit und viel Zeit investiert werden. Übung, Übung, Übung ist das Zauberwort. Mein Ziel war es seit Jahren, zu reimen ohne dass ich beim Schreiben auf Reime achten muss. Und ich mache Fortschritte damit, verwende, was immer aus mir 'herauskommt' und wenn ich ändere, dann wähle ich nach dem Kriterum 'unterstreicht/wirkt/unterstützt am besten' einen neuen Reim aus, eventuell, falls nötig. Ob dieser Reim eine, zwei, drei oder mehr Silben hat, ob er schon zig Mal verwendet wurde oder nicht, das ist irrelevant. Er muss passen. Das ist das 'Geheimnis' dabei, das gar keines ist: Der Reim muss zum Inhalt passen - nicht der Inhalt zum Reim.

 

Am 17.2.2020 um 16:39 schrieb Carlos Larrea:

Und die abschließenden Verse finde ich meisterhaft.

Ach, Carlos - vielen, lieben Dank. Du schaffst es erneut, mich erfreut lächeln zu lassen und mich gleichzeitig in Verlegenheit zu bringen. :classic_laugh:

 

Herzlichen Dank für deinen Kommentar!

 

LG,

 

Anonyma

 

 

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Hallo, Lichtsammlerin,

 

schön, dass du dich noch einmal meldest. :classic_happy:

 

Am 18.2.2020 um 12:13 schrieb Lichtsammlerin:

mit ungebräuchlichen Worten werde ich hier öfters konfrontiert und lerne immer wieder dazu :grin:

Ja und ja. Ging und geht mir ebenso und ich freue mich auch genauso darüber - schließlich kann man nie genug lernen, das ist ja gerade mit das Schöne dabei, nicht wahr? 

 

Am 18.2.2020 um 12:13 schrieb Lichtsammlerin:

Das hatte ich bei "verloren" auch mit eingeschlossen, die Art und Weise oder der Grund des Verlustes kann natürlich sehr vielschichtig sein!

Danke für das Ergänzen deiner Gedanken dabei, das ist immer eine wertvolle Information für mich.

 

Am 18.2.2020 um 12:13 schrieb Lichtsammlerin:

Hihi.. das kommt mir bekannt vor. Ich fange immer an zu schreiben und habe keine Ahnung was am Ende dabei heraus kommt, erst im Lesen entdecke ich die Hintergründe, aber nicht selten entdecken andere Augen noch weitere Aspekte die einem selbst verborgen waren. Bleibt also spannend..

Ich widerum habe keinen Moment über das verbleibende "Will-en" in seiner Wortbedeutung nachgedacht. Wie automatisch fügte sich das "komm" mit ins Bild.

Das ist offensichtlich nicht nur auf Gedichte beschränkt, sondern auch auf Romanautoren, jedenfalls las ich das mal. Geschichten entwickeln sich, während sie geschrieben werden. Und manchmal, ja, da kommt am Ende auch etwas komplett anderes dabei heraus, als es 'anfangs geplant war'. Tja, diese Wundertüten, die haben es in sich! :wink:

 

Ich 'spiele' gerne mit Wörtern und ihren Bedeutungen, primär, sekundär ... das bietet auch beim Schreiben, nicht nur beim Lesen mehr 'Gedankenspielraum'. Ich beobachte bei mir, dass zunehmend nicht nur ein Gedicht als Ganzes relativ oft eine 'zweite oder sogar dritte Ebene' besitzt, sondern auch Strophen, Verse und einzelne Begriffe. Und insgesamt werden meine Gedichte 'komplexer'.

 

Das liegt, meiner Meinung nach, nicht nur an Übung, sondern an etwas, das ich persönlich 'Fundus' nenne. Damit meine ich die 'Summe' aller Erfahrungen, aller Wahrnehmungen, alles Erlernten. Der Fundus ist die 'Quelle', aus der wir beim Schreiben 'schöpfen'. Je größer sie ist, desto mehr können wir aus uns 'herausholen'. Deshalb erkannte ich, wie wichtig es ist, immer weiter zu vergrößern. 

Für mich ein wichtiger 'Erkenntnis-Knackpunkt', auf den ich im Laufe der Zeit stieß. Was nicht drin ist, kann nicht herausgeholt werden. Wenn ich nicht weiß, was etwas ist, kann ich es nicht verwenden - höchstens, und dann meist auf ungünstige Weise, per purem Zufall. Ja, da ist sie - die künstlerische Freiheit. Je mehr ich weiß, desto mehr kann ich 'machen', mich immer freier beim Gestalten 'bewegen'. Das ist für mich der große Irrtum im Bezug auf 'künstlerische Freiheit'. 

Wenn ich nur rudimentäre Kenntnisse habe, dann kann ich mich kaum bewegen, als ob ich in einem engen Raum sitze, in dem mich die Wände fast berühren. Dieser Raum lässt sich beständig erweitern, ausbauen - manche der großen Dichter hatten sicher ein ganzes 'Schloss' mit ungezählten Räumen. Also baue ich an, was ich nur bauen kann, selbst wenn das 'Traumschloss' ein Traum bleiben sollte - der Weg ist das Ziel, hier wirklich. Ich würde sagen, also eine geräumige Mehrzimmerwohnung steht mir mittlerweile zur Verfügung, mit viel mehr Bewegungsfreiheit, als ich zu Beginn hatte, in der kleinen, engen Kammer, in der ich mich damals befand, mich nicht einmal hinsetzen oder hinlegen konnte ...

 

Am 18.2.2020 um 12:13 schrieb Lichtsammlerin:

Ich mag es auch gerne, wenn Gedichte offen sind und Spielräume für Interpretationen lassen, werde damit aber auch häufig unsicher, weil sich die eigenen Lesart natürlich sehr von der des Autos unterscheiden kann. Wie du schon feststellst ist das kein Manko sondern eigentlich eine Bereicherung, mein Kopf suggeriert mir aber immer, ich könnte damit etwas "falsch" machen :achselzucken:.. ich arbeite noch dran!

Nicht alle meine Gedichte sind gleichermaßen 'offen', lediglich sind es im Laufe der Zeit mehr geworden - es ergibt sich einfach und ist jeweils verschieden ausgeprägt. 

 

Falsch machen könntest du es lediglich, wenn du versuchen würdest, Offenheit zu erzwingen. Sie entsteht beim Schreiben oder nicht. Aus deinem 'Fundus', der dich immer offener und freier in deinen Möglichkeiten macht, je mehr er anwächst und dann - nimmt sich entsprechend auch ein Gedicht seine Freiheit und bleibt für viel mehr Möglichkeiten offen. Das eine bedingt das andere. 

 

Ich hätte früher nie gedacht, dass mich das so in seinen Bann ziehen, eine solche Faszination auf mich ausüben könnte - was als Hobby begann, ist ja, auch wenn es pathetisch klingen mag, zu einer Passion geworden. Ich habe keine Zeit mehr für Hobbys - aber ich vermisse sie überhaupt nicht, alles was ich will und brauche, bietet mir die 'Welt der Gedichte'. Ich lernte in den letzten zehn Jahren hundert Mal mehr, ohne Übertreibung, als in meinem gesamten Leben davor. Von der Dichtkunst führte mich mein 'Lernweg' zur Sprache, zur Philosophie, zu den Naturwissenschaften, zur Musik und, und, und. Ich wünschte mir oft, ich könnte mich in einen Schwamm verwandeln und jedes noch so winzige Fitzelchen an Information einfach in mich aufsaugen, ohne Übertreibung. Es hat mich fest im Griff und ich sage offen - umarme mich, so fest wie es nur geht, kann nicht fest genug sein, ich liebe das! Rilke hat das so wunderbar in seinen Briefen an einen jungen Dichter ausgedrückt.Mein persönliches Glas Wermut (leider mehr als nur ein Tropfen) ist die Zeit, denn ich weiß nicht, kann nicht wissen, wie viel ich noch habe - und ich begann so spät. Auch von Rilke stammt die Aussage, aus "Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge": 

 

…mit Versen ist so wenig getan, wenn man sie früh schreibt. Man sollte warten damit und Sinn und Süssigkeit sammeln ein ganzes Leben lang und ein langes womöglich, und dann, ganz zum Schluss, vielleicht könnte man dann zehn Zeilen schreiben, die gut sind. Denn Verse sind nicht, wie die Leute meinen, Gefühle (die hat man früh genug), - es sind Erfahrungen.

 

LG,

 

Anonyma

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Hallo Anonyma,

 

ich kann nicht anders und muss noch mal schreiben..

Du verwendest hier so wunderbare Wortbilder, das ist ja schon Stoff für neue Gedichte!

vor 51 Minuten schrieb Anonyma:

Für mich ein wichtiger 'Erkenntnis-Knackpunkt', auf den ich im Laufe der Zeit stieß. Was nicht drin ist, kann nicht herausgeholt werden. Wenn ich nicht weiß, was etwas ist, kann ich es nicht verwenden - höchstens, und dann meist auf ungünstige Weise, per purem Zufall. Ja, da ist sie - die künstlerische Freiheit. Je mehr ich weiß, desto mehr kann ich 'machen', mich immer freier beim Gestalten 'bewegen'. Das ist für mich der große Irrtum im Bezug auf 'künstlerische Freiheit'. 

Wenn ich nur rudimentäre Kenntnisse habe, dann kann ich mich kaum bewegen, als ob ich in einem engen Raum sitze, in dem mich die Wände fast berühren. Dieser Raum lässt sich beständig erweitern, ausbauen - manche der großen Dichter hatten sicher ein ganzes 'Schloss' mit ungezählten Räumen. Also baue ich an, was ich nur bauen kann, selbst wenn das 'Traumschloss' ein Traum bleiben sollte - der Weg ist das Ziel, hier wirklich. Ich würde sagen, also eine geräumige Mehrzimmerwohnung steht mir mittlerweile zur Verfügung, mit viel mehr Bewegungsfreiheit, als ich zu Beginn hatte, in der kleinen, engen Kammer, in der ich mich damals befand, mich nicht einmal hinsetzen oder hinlegen konnte ...

Wow. Treffender geht es kaum, woher weißt du, was in meinem Kopf für Gedanken sind? cared:

Ein tolles Bild! Wo ich sogleich an die Häuser des Schattenkönigs denken musste, die allein in seiner Vorstellung Gestalt annahmen, aber mehr beherbergten als ein Menschenleben zählen könnte..

vor 54 Minuten schrieb Anonyma:

Ich hätte früher nie gedacht, dass mich das so in seinen Bann ziehen, eine solche Faszination auf mich ausüben könnte - was als Hobby begann, ist ja, auch wenn es pathetisch klingen mag, zu einer Passion geworden. Ich habe keine Zeit mehr für Hobbys - aber ich vermisse sie überhaupt nicht, alles was ich will und brauche, bietet mir die 'Welt der Gedichte'. Ich lernte in den letzten zehn Jahren hundert Mal mehr, ohne Übertreibung, als in meinem gesamten Leben davor. Von der Dichtkunst führte mich mein 'Lernweg' zur Sprache, zur Philosophie, zu den Naturwissenschaften, zur Musik und, und, und.

Sprache ist so unglaublich reich. Nicht nur eigene Erfahrung in Sprache zu verwandeln, sondern die Erfahrungen anderer darüber aufzusaugen wie ein Schwamm und zu lernen lernen lernen.. ich liebe das auch. Aber scheitere jedes Mal daran, es anderen zu erklären. Und da kommst du und vollbringst das mal eben.

Ja, Sprache, umarme mich!!! Das ist so schön ausgedrückt.. Denn die Sprache ist allumfassend wenn mensch in sie eintaucht, und in ihrer Umarmung blüht die Seele auf.. denke ich.

 

Das Rilke Zitat gibt mir zu Denken. Sicher sind es Erfahrungen die auch mit Gefühlen zusammen "gute" Verse hervorbringen.. aber inwieweit das Alter da hineinspielt.

Ja, soll ich denn noch 70 Jahre warten, bis ich schreiben kann?!?!  :panik:Das wäre ja eine Qual!!!

Ich denke es muss nicht unbedingt die Summe aller Lebenserfahrungen sein, die wichtig ist. Auch aus einzelnen Erfahrungen kann mensch große Worte schöpfen, unabhängig von Alter oder sonstiger Erfahrung.

Aber vielleicht bin ich zu jung, um darüber urteilen zu dürfen. Es wäre bloß überaus schade, wenn ich so lange warten müsste..

vor einer Stunde schrieb Anonyma:

Mein persönliches Glas Wermut (leider mehr als nur ein Tropfen) ist die Zeit, denn ich weiß nicht, kann nicht wissen, wie viel ich noch habe - und ich begann so spät.

Wie könnte es ein "zu spät" geben, wenn du jetzt die Reiche und Schönheit erleben kannst? Die Zeit mag ihren Gesetzen folgen, aber letztlich kennt niemand die eigenen Zeitgesetze, wir wählen weder Anfang noch Ende (Suizide mal ausgenommen), treiben nur durch ein Dazwischen. Manche leben lange und ihr Dazwischen ist dennoch karg, wie leer.. andere leben kürzer und haben ihr Dazwischen reich gefüllt.. Das liegt bei uns.  Ganz gleich, wo und wann mensch damit beginnt.

 

Liebe Grüße, Lichtsammlerin

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Hallo Lichtsammlerin,

 

ich wollte nur kurz schreiben, dass ich auf jeden Fall noch einmal antworten werde, aber ich muss jetzt leider weg und weiß nicht, ob ich morgen Zeit finde - jaja, die Familie. Die Arbeit. Der Alltag. Manchmal, da würde ich die schon ganz gerne - gut, okay, die Familie nicht. Aber den Rest. :wink:

 

Bis bald!

 

LG,

 

Anonyma

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Am 19.2.2020 um 14:36 schrieb Lichtsammlerin:

ich kann nicht anders und muss noch mal schreiben..

Hallo Lichtsammlerin,

 

ich kann auch nicht anders und muss noch mal antworten. :whistling: (Erstens kommt es anders und zweitens, als man denkt - das hat sich heute bei mir mal wieder als Tatsache herausgestellt und deshalb habe ich jetzt Zeit.)

 

Am 19.2.2020 um 14:36 schrieb Lichtsammlerin:

Wow. Treffender geht es kaum, woher weißt du, was in meinem Kopf für Gedanken sind? cared:

Ein tolles Bild! Wo ich sogleich an die Häuser des Schattenkönigs denken musste, die allein in seiner Vorstellung Gestalt annahmen, aber mehr beherbergten als ein Menschenleben zählen könnte..

Das weiß ich tatsächlich natürlich nicht, da bekäme ich ja selbst Angst! :scared: 

Aber so etwas kann ja nicht ausbleiben, wenn man Interessen teilt. Dann finden sich auch immer mal wieder gedankliche Übereinstimmungen, werden bestimmte Ansichten geteilt u.s.w. 

Und ich gebe offen zu, dass ich mit dem 'Schattenkönig' nichts anzufangen wusste, da half mir die Suchmaschine. Aha! :grin:

 

Am 19.2.2020 um 14:36 schrieb Lichtsammlerin:

Sprache ist so unglaublich reich. Nicht nur eigene Erfahrung in Sprache zu verwandeln, sondern die Erfahrungen anderer darüber aufzusaugen wie ein Schwamm und zu lernen lernen lernen.. ich liebe das auch. Aber scheitere jedes Mal daran, es anderen zu erklären. Und da kommst du und vollbringst das mal eben.

Ja, Sprache, umarme mich!!! Das ist so schön ausgedrückt.. Denn die Sprache ist allumfassend wenn mensch in sie eintaucht, und in ihrer Umarmung blüht die Seele auf.. denke ich.

Ja, die Sprache ist so viel mehr als nur sprechen, nicht wahr? Sie ist ein - Phänomen, das in seinen Bann ziehen kann. Und, wer sie liebt, der fügt sich - freudig. 

 

Ich selbst denke nicht, dass ich es wirklich erklären kann. Und selbst wenn ich es könnte, dann müsste ich viele, sehr dicke Bücher schreiben und ein paar hundert Jahre alt werden :biggrin: ... aber es ist natürlich schön, wenn ich dir etwas (mit)geben konnte! 

 

Das ist ja mit das Schöne daran - dass es so viel zu lernen gibt, dass man niemals damit aufhören muss! Das klingt jetzt vielleicht 'merkwürdig', aber ich möchte es mit Häkeln vergleichen. Vor ca. 20 Jahren hatte ich daran mal Spaß. Ich begann mit ganz einfachen Topflappen, ging dann zum Filet- und schließlich zum Spitzenhäkeln über. Zuerst richtete ich mich nach vorgegebenen Mustern, dann begann ich, auch eigene zu entwerfen. Zuletzt häkelte ich mit Nadelstärke 0,75 eine komplette Tagesdecke fürs Bett, deren Musterung ich selbst entworfen hatte. Und dann - war 'die Luft raus'. Es gab nichts Neues mehr, nichts, was ich noch hätte dazulernen können, ich hatte tatsächlich 'ausgelernt'. Irgendwie, ja, langweilte ich mich dann tatsächlich und - lernte das Knüpfen ... ich habe so einiges 'durchprobiert' in meinem Leben.

 

Dann stolperte ich, per purem Zufall, in die 'Welt der Gedichte' hinein. Es ging um eine Jubiläumsfeier. Ich wurde angesprochen: "Du kannst doch so gut mit Worten umgehen - schreib doch ein Gedicht!" Erfreut, das gebe ich unumwunden zu, obwohl auch ein bisschen verlegen, ließ ich mich überreden und - so fing alles an. Gut, heute würde ich das, was ich schrieb, nicht als ein Gedicht bezeichnen *Räusper*, aber immerhin - wo's reimte, war hinten. :biggrin: Und ich stellte fest, dass mir das Schreiben sehr, sehr gefiel. Fast ein Jahr später, als ich meinen ersten PC besaß, entdeckte ich, dass es Online-Gedichte-/Lyrik-/Poesieforen gab und nach ein bisschen Zögern meldete ich mich in einem an. Nahm den Text, den ich damals für meinen besten hielt und postete diesen recht optimistisch. Ja nun, wie soll ich sagen, ich traf dann gleich auf jemanden, der eine komplette Textrezension und -analyse unter meinem Text hinterließ. Und - nicht viel davon übrigließ ... kurz gesagt, mein 'Forums-Erstling' wurde, freundlich, höflich, sachlich - aber trotzdem komplett in den Boden gestampft.

 

Da saß ich nun - auf dem Trümmerhaufen. Und dachte nach. Ich musste mich also der Erkenntnis stellen - das war nix. So geht es nicht. Nicht jede(r) kann mit so etwas 'fertigwerden', aber ich dachte mir so: Das gibt mir so viel, das Schreiben ist so schön - ich möchte nicht damit aufhören. Also muss ich damit - anfangen! Besonders die ersten zwei, drei Jahre lernte ich wie eine 'Verrückte', bis mir manchmal wirklich der 'Rauch aus den Ohren quoll'. Und je weiter ich lernte und übte, desto heißer brannte die Flamme. Auch hier, ein Phänomen - sie brennt, aber sie verbrennt nicht. Und brennt auch nicht aus, weil der 'Brennstoff' nie ausgeht. Je länger ich lerne, desto klarer wird mir, wie wenig ich bisher gelernt habe und wie viel es noch zu lernen gibt

 

Am 19.2.2020 um 14:36 schrieb Lichtsammlerin:

Das Rilke Zitat gibt mir zu Denken. Sicher sind es Erfahrungen die auch mit Gefühlen zusammen "gute" Verse hervorbringen.. aber inwieweit das Alter da hineinspielt.

Ja, soll ich denn noch 70 Jahre warten, bis ich schreiben kann?!?!  :panik:Das wäre ja eine Qual!!!

Ich denke es muss nicht unbedingt die Summe aller Lebenserfahrungen sein, die wichtig ist. Auch aus einzelnen Erfahrungen kann mensch große Worte schöpfen, unabhängig von Alter oder sonstiger Erfahrung.

Aber vielleicht bin ich zu jung, um darüber urteilen zu dürfen. Es wäre bloß überaus schade, wenn ich so lange warten müsste..

Das Rilkezitat, ja. Es ist nicht wörtlich zu verstehen. Noch vor ein paar Jahren hätte ich wahrscheinlich ganz genauso wie du darüber gedacht. Aber heute kann ich erkennen, was er mit dem Gesagten meinte.

 

Es gibt einen Traum, den Traum aller Dichter/-innen: DAS Gedicht zu schreiben. Einmal etwas Außergewöhnliches zu schreiben, einmal über sich selbst hinauszuwachsen und etwas zu schreiben, das überdauert, das besteht, auch wenn man selbst längst vergangen ist. Vielleicht, als Beispiel, können das auch nur 10 Zeilen sein. Die wirklich gut sind.

 

Das wirklich Wunderbare ist, dass sich dieser Traum gar nicht erfüllen muss. Wichtig ist nur, nicht aufzuhören, ihn zu träumen! Den 'Weg' zu diesem 'Ziel' immer weiter zu gehen, nicht stehen zu bleiben. Darum geht es. Wenn ich es nicht bis zum 'Gipfel des Parnass' schaffe - nun, ich war immer auf dem Weg zu ihm und das ist alles, was zählt, was wichtig ist, denn schließlich werden auf diesem Weg alle Zeilen, die ich schreibe, mit der Zeit immer - besser. :classic_happy: 

 

Für mich ist das Glas Wermut deshalb da, weil ich oft denke: Ach, wenn ich doch den Weg nur 40, 30, 20 Jahre früher gefunden hätte, dann ... aber ich trinke auch aus diesem Glas, obwohl Wermut bitter schmeckt. Ich habe den 'Geschmack' akzeptiert, er gehört nun mal dazu also habe ich 'meinen Frieden' mit ihm gemacht.

 

Und, vergiss nicht, dass es da noch etwas gibt, das 'Talent' genannt wird. Für sich alleine kann es nichts, es braucht 'Können, um zu können'. Und Lebenserfahrung(en), um Können und Talent in ein Werk 'umzusetzen'. Wichtig ist - dabei zu sein, dabei zu bleiben. Manchmal ist der Weg eben und frei, manchmal uneben und steinig, manchmal stolpert man auch und fällt hin - wie im Leben, nicht wahr? Aufstehen und weitergehen heißt die Devise. Wenn das, was jemand schreibt, in dem Moment das Beste ist, was er/sie schreiben kann, dann - ist es gut. Das nächste, das besser ist als das vorhergehende, ist ebenfalls, im Moment, gut. 

 

Wichtig ist, dass aus Zufriedenheit nie Selbstzufriedenheit wird. Das würde bedeuten, stehen zu bleiben. Den Weg nicht weiter zu gehen - und diese 'Stagnation' ist das Schlimmste, was passieren kann. Solange man weiter geht, ist alles - gut. :classic_happy:

 

Ich wünsche dir von Herzen alles Gute für deinen Weg! :knuff_yellow:

 

LG,

 

Anonyma

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Hallo nochmal :whistling:

 

Am 20.2.2020 um 14:30 schrieb Anonyma:

Und ich gebe offen zu, dass ich mit dem 'Schattenkönig' nichts anzufangen wusste, da half mir die Suchmaschine. Aha! :grin:

Uiuiuii.. ich glaube, diese Lektüre könnte dir gefallen. "Die Stadt der träumenden Bücher" ist mE ein Meisterwerk, an Komik und Raffinesse und Liebe zum Wort schwerlich zu überbieten. Und tatsächlich eines der Bücher die ich als Hörbuch sehr empfehlen kann, Dirk Bach hat diesem Werk meisterhaft zur Entfaltung verholfen.

Aber: Auf keinen Fall den zweiten Band anfangen!!!!! (Das Labyrinth der träumenden Bücher). Denn, an der spannendsten Stelle hört es auf und es ist ungewiss ob und wann Walter Moers die Fortsetzung schreibt.. das treibt mich nervlich wirklich an den Rand der.. na du weißt schon.

 

Am 20.2.2020 um 14:30 schrieb Anonyma:

Und je weiter ich lernte und übte, desto heißer brannte die Flamme. Auch hier, ein Phänomen - sie brennt, aber sie verbrennt nicht. Und brennt auch nicht aus, weil der 'Brennstoff' nie ausgeht

Ein sehr schönes Bild.

Es gibt ja verschiedene Zugänge über die mensch in die Poesie eintauchen kann.. vermutlich gilt es den richtigen für sich zu finden, oder eine Mischung aus mehreren.

Ich kann zum Beispiel wenig mit abstrakter Lyrik-Theorie anfangen, ich tue mir schwer in diesem Kontext zu "lernen", bzw. etwas mit diesem Wissen anzufangen. So gern ich in anderen Bereichen Wissen aufsauge, so wenig finde ich Sinn in Schreibtheorien. Für mich ist es eigentlich immer ein Lernen aus Erfahrung, aus Ausprobieren und Experimentieren, auch Inspiration und Erleben.. das sind meine Zugänge. Die üblichen Dinge sind mir zwar alle bekannt, ich kenne Versmaß, Rhytmus, Reimarten, stilistische Mittel etc., aber ihre Anwendung erfolgt unbewusst aus einem natürlichen Impuls heraus. Jeder Versuch einem Gedicht von vornherein ein bestimmtes Maß "überzustülpen" mündet in einem Gefühl von Enge und zu ersticken - als könnten die Worte nicht mehr atmen!

Ich untersuche gerne das Wirken von Worten. In vielen Bereichen, und was darauf Einfluss nimmt.. das lerne ich auch wenn ich andere Gedichte lese, genauso wie wenn ich eigene Gedichte reflektiere oder hier durch fleißige Leser reflektiert bekomme :biggrin:

 

Am 20.2.2020 um 14:30 schrieb Anonyma:

Es gibt einen Traum, den Traum aller Dichter/-innen: DAS Gedicht zu schreiben. Einmal etwas Außergewöhnliches zu schreiben, einmal über sich selbst hinauszuwachsen und etwas zu schreiben, das überdauert, das besteht, auch wenn man selbst längst vergangen ist.

Ich muss gestehen - dieser Traum ist mir neu. Ich wachse an jedem Wort das ich schreibe und die Worte wachsen mit, aber es gibt dabei für mich kein Ziel, auch das scheint mich allein schon in der Vorstellung einzuengen. Ich will für mich schreiben und mich hin und wieder darüber austauschen. Ob dabei irgendwann etwas "geniales" heraus kommt oder nicht bleibt dem Zufall überlassen. Aber ich strebe nicht danach.

Alles ist vergänglich, auch die tausenden Gedichte die ich schon geschrieben habe. Sie erfreuen mich solange ich lebe und geben mir Kraft, aber wenn ich vergangen bin werden auch meine Worte vergehen. Vielleicht erfreuen sie zu Lebzeiten sogar den ein oder anderen und zaubern vielleicht irgendwem einmal ein Lächeln ins Gesicht. Das wäre schön, aber im Grunde irrelevant. Und ob nun in hundert oder zweihundert Jahren irgendeiner auch nur eine Zeile von mir kennt - spielt das eine Rolle? Ich hoffe doch, dass es dann immer noch Menschen gibt, die selbst schreiben und darin etwas finden.

Mein Name hat der Wind zufällig an diesen Ort getragen und trägt ihn irgendwann auch wieder fort, meine Worte haben ebensowenig Bestand wie ich, sie verblassen vermutlich schon während ich sie noch schreibe. Die Idee, die dahinter glühte, die bleibt in mir, bis ich gehe. Und ja, natürlich könnte es das Ziel sein, das Glühen dieser Idee an andere weiter zu tragen - aber das möchte ich nicht, denn dieses Glühen ist nur für mich. Es würde mit den Jahren nur schwächer werden und seine Bedeutung hergeben, die es für mich hatte, es ist eines der Dinge, die nicht zu bewahren sind, nur auszukosten. Und danach zu streben dieses Glühen zu bewahren, käme mir wie Verrat vor, weil es der eigentlichen "Magie" ihre Einzigartigkeit nimmt. Ich kann es nicht besser beschreiben. Meine Worte jedenfalls schreibt das Leben.. in allen Facetten. Ich bin nur der Überbringer, ich habe keine Forderung und stelle keine Ansprüche auf. Es kommt was da kommt..

 

Aber natürlich sind die Erfahrungen auf dem Weg wichtiger als das Ziel selbst. Vielleicht habe ich deswegen beschlossen diesem Weg kein Ziel zu geben, die Sprache einfach treiben zu lassen. Dennoch ist und war der Weg nie "ziellos", nur einfach offen, in welche Richtung es als nächstes geht.

Am 20.2.2020 um 14:30 schrieb Anonyma:

Manchmal ist der Weg eben und frei, manchmal uneben und steinig, manchmal stolpert man auch und fällt hin - wie im Leben, nicht wahr? Aufstehen und weitergehen heißt die Devise.

Ja, und das sind die bekannten Worte, die das Leben schreibt. Und wer darin lebt, der wird sie ERleben und vielleicht Worte dafür finden.

Das Jetzige "gut" muss nicht das "gut" von morgen sein, aber wieso versuchen wir denn überhaupt in "gut" und "schlecht" zu unterscheiden, wenn es in einem Moment "richtig" war? Wenn ich heute auf viele Gedichte schaue, die ich mit 11, 12 geschrieben habe.. nun ja, seltsames Zeug überwiegend. Literarisch vermutlich "für die Tonne" - aber für mich unfassbar wichtige Stücke meiner Selbst. Und darin, und nur darin, liegt für mich der Wert. Denn andere Augen werden und können niemand bemessen welchen Wert ein Gedicht hat, für mich selbst.

Am 20.2.2020 um 14:30 schrieb Anonyma:

Den Weg nicht weiter zu gehen - und diese 'Stagnation' ist das Schlimmste, was passieren kann. Solange man weiter geht, ist alles - gut. :classic_happy:

Wieder Ja. Aber auch - es gibt natürlich auch Phasen der Stagnation, schließlich ist es kein beständiger Weg. Manchmal harrt man mehrere Jahre an der selben Stelle oder bewegt sich sehr langsam, dann kommen plötzlich große Sprünge. Manchmal braucht es glaube ich auch die Phasen des Innehaltens, bevor mensch bereit für das Neue ist..

Aber natürlich sollte mensch sich nie "verweigern" weiter zu gehen, sondern offen bleiben für neues.. Ansonsten gibt es keine Entwicklung mehr, auch das Selbst bleibt im gleichen Zustand, die Empfindungen verlieren sich..

Am 20.2.2020 um 14:30 schrieb Anonyma:

Ich wünsche dir von Herzen alles Gute für deinen Weg! :knuff_yellow:

Das kann ich dir nur zurück wünschen! Und dass der Wermut nicht die Zeit bitter werden lässt, sondern die Tropfen, jeder Einzelne, neue Erfahrungen und Möglichkeiten entfalten. Der Wermut mag bitter sein, aber die Freude am Augenblick darf dadurch nicht getrübt werden, so kostbar ist der Weg. Auch die Erfahrungen, die du jetzt vielleicht als nebensächlich ansiehst, bevor du zur Poesie gefunden hast, sind doch eine Bereicherung und ergeben ein Ganzes. Und alles auf diesem Weg hat irgendwie dahin geführt, wo du nun hingefunden hast.. Also, du auch: :knuff_yellow:

 

Liebe Grüße, Lichtsammlerin

 

PS: Sorry, irgendwie bin ich thematisch gar nicht mehr bei deinem Gedicht, um das es eigentlich ging. Dennoch scheint dieser Austausch mir gerade sinnvoll. :saint:

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Hallo Lichtsammlerin,

 

vor 15 Stunden schrieb Lichtsammlerin:

PS: Sorry, irgendwie bin ich thematisch gar nicht mehr bei deinem Gedicht, um das es eigentlich ging. Dennoch scheint dieser Austausch mir gerade sinnvoll.

ich möchte zuerst auf dein PS eingehen. Ja, unseren Austausch finde ich auch sinnvoll, aber es ist, wie du sagst: Wir 'entfernen' uns vom Gedicht. Und deshalb möchte ich vorschlagen, dass diese Antwort von mir den Faden hier abschließt. Mir ist ein bisschen 'unangenehm', wenn unser Austausch (an dem ich viel Freude habe!), dafür sorgt, dass mein Gedicht immer wieder nach oben auf Platz 1 'rutscht'. :classic_blush: 

Was nicht bedeutet, dass wir unseren Austausch beenden müssen. Wir können ihn 'woanders' fortführen, es gäbe verschiedene Möglichkeiten. Wir könnten unseren Austausch per PN fortführen. Oder wir könnten auch im Community-Bereich fortfahren, dort würde sich die Unterrubrik 'Poeten-Cafè' dafür anbieten, dort könnten wir ein Thema eröffnen, vielleicht, damit der 'Zusammenhang' erhalten bleibt, auch unsere Beiträge, die sich um das Thema Dichten drehen, dort hineinkopieren - würde ich auch machen, wäre kein Problem. Oder wir könnten uns auch sagen, dass es, für jetzt, genügt und wir uns bei anderer Gelegenheit wieder 'treffen'. Ich würde mich freuen, wenn du mir per PN deine Ansicht dazu mitteilst, einverstanden? :smile:

 

So, dann gehe ich jetzt hier abschließend noch einmal auf deinen letzten Beitrag ein.

 

vor 16 Stunden schrieb Lichtsammlerin:

Uiuiuii.. ich glaube, diese Lektüre könnte dir gefallen. "Die Stadt der träumenden Bücher" ist mE ein Meisterwerk, an Komik und Raffinesse und Liebe zum Wort schwerlich zu überbieten. Und tatsächlich eines der Bücher die ich als Hörbuch sehr empfehlen kann, Dirk Bach hat diesem Werk meisterhaft zur Entfaltung verholfen.

Aber: Auf keinen Fall den zweiten Band anfangen!!!!! (Das Labyrinth der träumenden Bücher). Denn, an der spannendsten Stelle hört es auf und es ist ungewiss ob und wann Walter Moers die Fortsetzung schreibt.. das treibt mich nervlich wirklich an den Rand der.. na du weißt schon.

Danke für den Tipp. :classic_happy:  Erinnert mich an wiederum an zwei von mir sehr geschätzte Bücherzyklen, die aber leider zum einen (in erster Linie durch einen klar ersichtlichen Wechsel des Übersetzers) irgendwann an 'Qualität' deutlich verloren und eines Tages fand ich auch keine neuen/anderen älteren Exemplare mehr, besonders letzere waren zuerst betroffen, da es keine weitere/neue Auflage mehr gab, denn im Original gab es 43 Bücher, aber nur 22 wurden ins Deutsche übersetzt. Leider ist mein Englisch zwar für ein Gespräch oder für einen Song ausreichend, aber für 'sprachliche Feinheiten, Details und Wortwitz' ungenügend. Der Autor heißt Piers Anthony. Die eine Serie lief unter "Die Saga vom magischen Land Xanth', die zweite unter 'Inkarnationen der Unsterblichkeit', das Genre war 'Fantasy-Abenteuer'. Auch dieser Autor verstand es meisterhaft, wie du es treffend ausdrückst, 'Komik, Raffinesse und Liebe zum Wort' zum Leser zu transportieren. Es war in mehrfacher Hinsicht ein echtes 'Lesevergnügen'. Aber leider sind die Bücher nur noch secondhand zu finden und leider entdeckte ich sie auch etwas zu spät, so dass ich mehrere auch gar nicht mehr auftreiben konnte.

 

vor 16 Stunden schrieb Lichtsammlerin:

Es gibt ja verschiedene Zugänge über die mensch in die Poesie eintauchen kann.. vermutlich gilt es den richtigen für sich zu finden, oder eine Mischung aus mehreren.

Ich kann zum Beispiel wenig mit abstrakter Lyrik-Theorie anfangen, ich tue mir schwer in diesem Kontext zu "lernen", bzw. etwas mit diesem Wissen anzufangen. So gern ich in anderen Bereichen Wissen aufsauge, so wenig finde ich Sinn in Schreibtheorien. Für mich ist es eigentlich immer ein Lernen aus Erfahrung, aus Ausprobieren und Experimentieren, auch Inspiration und Erleben.. das sind meine Zugänge. Die üblichen Dinge sind mir zwar alle bekannt, ich kenne Versmaß, Rhytmus, Reimarten, stilistische Mittel etc., aber ihre Anwendung erfolgt unbewusst aus einem natürlichen Impuls heraus. Jeder Versuch einem Gedicht von vornherein ein bestimmtes Maß "überzustülpen" mündet in einem Gefühl von Enge und zu ersticken - als könnten die Worte nicht mehr atmen!

Ich untersuche gerne das Wirken von Worten. In vielen Bereichen, und was darauf Einfluss nimmt.. das lerne ich auch wenn ich andere Gedichte lese, genauso wie wenn ich eigene Gedichte reflektiere oder hier durch fleißige Leser reflektiert bekomme :biggrin:

Meine 'Problemfälle', sind, wie erwähnt, zum einen die hermetische Lyrik, zum anderen die konkrete Poesie. Letzere kann, ohne Zweifel, eine Kunstform sein - aber ich tue mich schwer damit, sie als 'Gedichte zu verorten', denn ich würde sie eher in Richtung 'bildhafte Kunst, Malerei verorten' - aber das ist eine rein persönliche Sache, mit 'Qualität oder Wertigkeit' hat das nichts zu tun, lediglich mit der 'Kategorisierung'. Abstrakte Lyrik - da kommt es bei mir immer auf den 'Einzelfall' an, divergiert bei mir sehr stark über das ganze 'Spektrum', von 'kann ich nichts damit anfangen' bis hin zu 'sagt mir sehr viel' und alles dazwischen. :wink: (Im Bereich 'Lautmalerei' habe ich mich sogar selbst mal 'versucht', mehr oder weniger.) Ich nehme gerne alles auf meinem Weg 'mit'. Einschließlich solch aufregender Dinge wie der Wiederholung der Wiederholung von Zeichensetzungsregeln, was ja ungefähr so interessant wie der kalte Kaffee von vorgestern ist. :sleeping::biggrin: Aber - egal, her damit, Wiederholung ist Verstärkung, gehört auch zum 'Handwerkszeug'.

 

Ich verstehe, was du mit 'natürlichem Impuls' meinst. Nur, dass es diesen eigentlich gar nicht gibt. Es gibt aber etwas, das durch Wiederholung und Übung erreicht wird: Das 'Verinnerlichen'. Wir können als Menschen über das reine 'Auswendiglernen' hinausgehen und etwas 'verinnerlichen'. Es ist dann als 'ein Teil von uns' in uns und wir können, ohne dass wir bewusst daran denken müssen, darauf zurückgreifen. Ich schrieb ja bereits über den 'Fundus'. Du kannst darauf zurückgreifen, weil du es 'in dir hast' und es daher aus dir 'heraus kann'. 

 

Und ja, ich untersuche auch liebend gerne. Für mich ist das Lesen eines Gedichts immer wie eine 'Reise ins Abenteuerland', das es bis in den letzten Winkel zu erkunden gilt, es gibt so viel Interessantes zu entdecken! Ausprobieren und Experimentieren, auch Inspiration und Erleben - genau. 

Mir wurde sogar, ist ein paar Jahre her, mal in einem Forum mitgeteilt, dass ich 'überinterpretieren' würde  :biggrin:- nun, ich glaube, das ist gar nicht möglich. Aber nicht jeder Autor/jede Autorin kann sich darüber freuen, wenn Leser etwas finden, an das er/sie beim Schreiben nicht bewusst gedacht hat. Sonderbarerweise gibt es einige, die das als einen 'Affront' empfinden und dann entsprechend reagieren. Du würdest vielleicht gar nicht glauben, was ich schon zu 'hören' (lesen) bekam, mal ein besonders, ähm, interessantes Beispiel: "Ich schreibe meine Gefühle nieder. Und wenn ich dann beim Lesen dieselben Gefühle wieder habe, dann ist es ein Gedicht.Wenn du meine Gefühle nicht verstehst, dann ist das dein Problem!" Ja, ab und an weiß ich auch, wo ich dann das Kommentieren besser sein lasse ... :whistling:

 

vor 16 Stunden schrieb Lichtsammlerin:

Ich muss gestehen - dieser Traum ist mir neu. Ich wachse an jedem Wort das ich schreibe und die Worte wachsen mit, aber es gibt dabei für mich kein Ziel, auch das scheint mich allein schon in der Vorstellung einzuengen. Ich will für mich schreiben und mich hin und wieder darüber austauschen. Ob dabei irgendwann etwas "geniales" heraus kommt oder nicht bleibt dem Zufall überlassen. Aber ich strebe nicht danach.

Alles ist vergänglich, auch die tausenden Gedichte die ich schon geschrieben habe. Sie erfreuen mich solange ich lebe und geben mir Kraft, aber wenn ich vergangen bin werden auch meine Worte vergehen. Vielleicht erfreuen sie zu Lebzeiten sogar den ein oder anderen und zaubern vielleicht irgendwem einmal ein Lächeln ins Gesicht. Das wäre schön, aber im Grunde irrelevant. Und ob nun in hundert oder zweihundert Jahren irgendeiner auch nur eine Zeile von mir kennt - spielt das eine Rolle? Ich hoffe doch, dass es dann immer noch Menschen gibt, die selbst schreiben und darin etwas finden.

Mein Name hat der Wind zufällig an diesen Ort getragen und trägt ihn irgendwann auch wieder fort, meine Worte haben ebensowenig Bestand wie ich, sie verblassen vermutlich schon während ich sie noch schreibe. Die Idee, die dahinter glühte, die bleibt in mir, bis ich gehe. Und ja, natürlich könnte es das Ziel sein, das Glühen dieser Idee an andere weiter zu tragen - aber das möchte ich nicht, denn dieses Glühen ist nur für mich. Es würde mit den Jahren nur schwächer werden und seine Bedeutung hergeben, die es für mich hatte, es ist eines der Dinge, die nicht zu bewahren sind, nur auszukosten. Und danach zu streben dieses Glühen zu bewahren, käme mir wie Verrat vor, weil es der eigentlichen "Magie" ihre Einzigartigkeit nimmt. Ich kann es nicht besser beschreiben. Meine Worte jedenfalls schreibt das Leben.. in allen Facetten. Ich bin nur der Überbringer, ich habe keine Forderung und stelle keine Ansprüche auf. Es kommt was da kommt..

 

Aber natürlich sind die Erfahrungen auf dem Weg wichtiger als das Ziel selbst. Vielleicht habe ich deswegen beschlossen diesem Weg kein Ziel zu geben, die Sprache einfach treiben zu lassen. Dennoch ist und war der Weg nie "ziellos", nur einfach offen, in welche Richtung es als nächstes geht.

Vielleicht ergab sich ein kleines Missverständnis? Weißt du, mein Name, also ich, die Person, die muss nicht überdauern. Ich hätte vielleicht anführen/ergänzen sollen, dass es mir bei 'DAS Gedicht'  um das Gedicht geht. Ich sehe das sogar ein wenig 'japanisch', muss ich sagen. Es gibt in Japan auch die Ansicht, dass ein Gedicht, sobald es den 'Kopf' des Verfassers/der Verfasserin verlassen hat, nicht mehr ihm/ihr, sondern - sich selbst gehört. Und somit auch für sich selbst 'bestehen' können soll/muss. Ich wählte sehr bewusst den Nicknamen 'Anonyma', weißt du. 

 

Der 'Traum' ist also in keiner Hinsicht auf 'mich' bezogen, ich erstrebe keine 'persönliche Unsterblichkeit', die ohnehin Unsinn ist. Ich meine, wenn ich tot bin, existiere ich nicht mehr - dann 'habe' ich ja sowieso nichts mehr von irgendwas. Tatsächlich habe ich noch nie verstanden, was daran 'so erstrebenswert' sein soll. Ich würde nur gerne etwas hinterlassen, das anderen Menschen etwas gibt, auch dann, wenn ich nicht mehr bin. Die Worte sollen Bestand haben - nicht ich. Damit ich etwas 'beigetragen habe', im positiven Sinn. Ist ein bisschen schwierig zu erklären, aber ich hoffe, das kleine Missverständnis damit ausgeräumt zu haben. :smile:

 

vor 17 Stunden schrieb Lichtsammlerin:

Ja, und das sind die bekannten Worte, die das Leben schreibt. Und wer darin lebt, der wird sie ERleben und vielleicht Worte dafür finden.

Das Jetzige "gut" muss nicht das "gut" von morgen sein, aber wieso versuchen wir denn überhaupt in "gut" und "schlecht" zu unterscheiden, wenn es in einem Moment "richtig" war? Wenn ich heute auf viele Gedichte schaue, die ich mit 11, 12 geschrieben habe.. nun ja, seltsames Zeug überwiegend. Literarisch vermutlich "für die Tonne" - aber für mich unfassbar wichtige Stücke meiner Selbst. Und darin, und nur darin, liegt für mich der Wert. Denn andere Augen werden und können niemand bemessen welchen Wert ein Gedicht hat, für mich selbst.

Ja, auch meine 'Übungsstücke' des Anfangs waren wichtig, jedes davon ein Schritt auf dem Weg, zwei davon würde ich heute sogar, was ihre Bedeutung anbetrifft, als kleine 'Meilensteine' betrachten. Allerdings muss ich sagen, dass sich hier unsere Ansichten etwas voneinander 'trennen'. Hoffentlich entsteht jetzt kein neues Missverständnis, es geht hier um keinerlei Wertung einer Ansicht, sondern nur um Erklärung meiner persönlichen Sicht, die nur für mich selbst die 'richtige' ist. Was ich sagen möchte: Für mich ist der Wert, den eines meiner Gedichte bei anderen hat, ausschlaggebend. Denn ich schreibe, um zu etwas zu geben. In diesem Sinne schreibe ich 'für andere'. Es ist für mich ein bisschen wie 'Besuch zu haben'. Dann gehe ich z. B. extra einkaufen, greife immer auch 'tiefer in die Tasche', für meinen Gast ist dann immer nur 'das Beste gut genug' und ich gebe mir auch ganz besondere Mühe beim Kochen. Ich hoffe, ich konnte mich gut verständlich machen?

 

vor 17 Stunden schrieb Lichtsammlerin:

Wieder Ja. Aber auch - es gibt natürlich auch Phasen der Stagnation, schließlich ist es kein beständiger Weg. Manchmal harrt man mehrere Jahre an der selben Stelle oder bewegt sich sehr langsam, dann kommen plötzlich große Sprünge. Manchmal braucht es glaube ich auch die Phasen des Innehaltens, bevor mensch bereit für das Neue ist..

Aber natürlich sollte mensch sich nie "verweigern" weiter zu gehen, sondern offen bleiben für neues.. Ansonsten gibt es keine Entwicklung mehr, auch das Selbst bleibt im gleichen Zustand, die Empfindungen verlieren sich..

Auch wieder ja. Selbstverständlich habe auch ich solche Phasen. Diese nutze ich dann, um mehr zu lesen und weiter zu lernen. Es muss ja keine Stagnation bedeuten, denn ich entwickle mich bzw. meine 'Schreibe' ja trotzdem weiter, auch wenn ich in dieser Zeit selbst nichts schreibe. Und davon wird in jedem Fall dann das nächste Gedicht 'profitieren'. Es ist genau so, wie du schreibst: Es ist wichtig, 'offen' zu bleiben, dem stimme ich völlig zu.

 

Mit Stagnation meinte ich eher, dass jemand sich nicht mehr weiterentwickelt, wenn er oder sie meint, das wäre nicht mehr 'nötig'. Ich habe so manchen dieser 'Stillstände' mitbekommen, in meiner Forenzeit, insgesamt. Jedem 'Stillstand', also jeder Stagnation, ging immer etwas voraus, nämlich ein 'allmähliches Festfahren', so würde ich das nennen. In einem Fall war es so, dass jemand sein 'Augenmerk' auf eine Art 'Markenzeichen' verlegte - und somit vom Dichten 'weg verlegte'. Jedes Gedicht sollte 'auf den ersten Blick' Lesern zeigen, 'wer' es geschrieben hat. Jedes Gedicht wurde blau gefärbt. Danach folgte das Zentrieren in die Mitte, bei jedem Gedicht. Und ein zusätzliches 'Festfahren' bei dem, ja, leider, wie ich finde, fast 'verbissenen' Wunsch, dass auch der 'Stil' unverwechsel- und unverkennbar zeigen sollte, 'wer' der Verfasser ist. Und so wurde aus Rhetorik, die eines von vielen Werkzeugen ist/sein kann, die 'Hauptsache'. Jedes Gedicht war dann 'gespickt' mit so vielen Fremdwörtern, mehrsilbigen, schwierigen Reimen und Formulierungen, dass das Dichten 'im Gedicht' in dieser Hinsicht - gar keinen 'Platz' mehr hatte ... ich habe damals sogar versucht, mit dem Betreffenden darüber zu 'reden', aber der Versuch war vergeblich. Leider. Ich bedauere das immer noch, denn er hatte, zweifellos, wirklich Begabung und hätte so viel daraus machen können ... 

 

Ich las auch Jahre später manchmal in diesem Forum, lese auch ab und zu heute noch dort. Er schreibt immer seltener und weniger, ist oft lange inaktiv, wie ich erkennen kann. Kreativität braucht 'Bewegungsspielraum', damit sie sich entfalten kann. Und leider ist dieser Beispielfall in dichterischer Hinsicht 'in sich selbst erstarrt'. Das führt dazu, dass es wirklich traurig ist, denn wenn ich eines seiner Werke lese - dann habe ich irgendwie 'alle gelesen', denn es ist 'eins wie das andere'. Das ist traurig, aber dieser Beispielfall ist kein Einzelfall. Nur ein exemplarisches Beispiel und ich hoffe, dass ich damit vermitteln kann, was ich mit 'Stagnation' meinte und warum dieser Stillstand so fatal ist, dieses 'In-sich-selbst-erstarren' und das daraus resultierende 'Auf-der-Stelle-treten'. 

 

vor 17 Stunden schrieb Lichtsammlerin:

Das kann ich dir nur zurück wünschen! Und dass der Wermut nicht die Zeit bitter werden lässt, sondern die Tropfen, jeder Einzelne, neue Erfahrungen und Möglichkeiten entfalten. Der Wermut mag bitter sein, aber die Freude am Augenblick darf dadurch nicht getrübt werden, so kostbar ist der Weg. Auch die Erfahrungen, die du jetzt vielleicht als nebensächlich ansiehst, bevor du zur Poesie gefunden hast, sind doch eine Bereicherung und ergeben ein Ganzes. Und alles auf diesem Weg hat irgendwie dahin geführt, wo du nun hingefunden hast.. Also, du auch: :knuff_yellow:

Ganz lieben Dank! :classic_happy: 

 

LG, Anonyma

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