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Derzeit habe ich Schwierigkeiten. Ich will Ordensgeistlicher werden und ins Kloster eintreten. Aber ich kann mich nicht ordentlich darauf vorbereiten. Ich erzähle es zwar nicht herum, aber mein Verlangen nach Mädchen bereitet mir einige Probleme.
Wenn es wieder einmal so ist, suche ich nach einem Ausweg. Zweifel überkommen mich, es geht mir schlecht. Ich kann mich nicht auf  meine normalen Aufgaben konzentrieren. Also gebe ich nach und befriedige mich selbst. Ich weiß, dass solche Handlungen nicht vereinbar sind mit einem   Leben im Zölibat. Dafür habe ich mich ja entschieden.
Zu Pater Theodor, den ich mir zum Beichtvater ausgesucht habe, habe ich viel Vertrauen. Ihm beichte ich – manchmal zwei- bis dreimal in der Woche – meine Sünden. Jedes Mal gibt er mir die Absolution. Jedesmal spricht er mir Mut zu. Damit kann ich  mein  Schuldbewusstsein ohne öffentliches Eingeständnis und ohne großes Aufsehen loswerden. Ich kann damit meine Fehler aus dem Bewusstsein streichen.
Kurzfristig funktioniert das ja, aber auf Dauer ist das keine Lösung. Ich  bin nicht erleichtert. Das Vertrauen auf dieses Mittel der katholischen Religion ist meiner Meinung nach kaum dafür geeignet. Das ist zwar beruhigend, aber weiterbringen tut es mich nicht. Ich bin verzweifelt.
Da fallen mir Details aus der Geschichte des Servitenordens ein, dass nämlich früher deren Obere im Kloster den Teufel durch Selbstgeißelung ausgetrieben haben. Wenn es denen etwas genützt hat, warum sollte das  nicht auch mir gelingen? Wie stelle ich das aber konkret an? Ich finde eine Kette zum Auf– und Zuziehen von Vorhängen. Am Ende hat sie eine hölzerne Kugel mit spitzigen Ziernägeln. Das ist es. Vielleicht komme ich so eher ans Ziel. Freilich schlafe ich in einem großen Raum zusammen  mit fünf Kollegen, sodass ich darauf Rücksicht nehmen muss. Wie ich dieses Folterwerkzeug zum ersten Mal verwende, stellt sich zu meiner Beruhigung heraus, dass mein massiger Rücken das Geräusch des Zuschlagens abdämpft, sodass keiner von ihnen aufwacht. Aber diese Rücksichtnahme veranlasst mich, nicht mit ungebremstem Schwung auf mich einzudreschen. Auch nach mehrmaliger Anwendung ist klar, dass diese Methode nicht funktioniert. Sie hilft mir nicht, Versuchungen zu widerstehen. Wie wird das weitergehen?

 

Geschrieben und gesprochen von Egon Biechl

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Dieser Kampf gegen den geschlechtlichen Naturtrieb, gegen den Instinkt... Darauf hat die Kirche 2000 Jahre aufgebaut. 

Wozu so viel Opfer, soviel Verzicht auf das, neben dem Essen das schönste Freude im Leben! 

Schon in der Antike gab so etwas, in altem Rom, zum Beispiel, mussten die Vestalinnen ewig jungfräulich bleiben. Wenn eine gegen diese Regel verstieß, wurde lebendig begraben. 

Die Kirche hat Knaben kastrieren lassen, damit sie ihre helle singende Stimme erhalten blieb. 

In arabischen Ländern Eunuchen als Wächter für die Harems gebraucht. Warum? Weil sie wussten, dass man nicht gegen die sexuelle Kraft erfolgreich kämpfen kann. 

Abelard wurde kastriert, aus Rache, weil er mit Eloise geschlafen hatte. 

Es muss schrecklich gewesen sein, der arme Kerl wurde mitten im Schlaf gepackt und festgehalten... 

Und dann, dass man sich selbst kasteit... 

Gut, dass das nicht funktioniert hat.

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vor 49 Minuten schrieb Ostseemoewe:

Ich meine, deine kleine Geschichte ist so ehrlich, ich kann sie nur ernst nehmen.

Es ist tatsächlich Teil meiner Autobiografie. Natürlich hat mich das zerrieben, aber nicht abgehalten, den eingeschlagenen Weg weiterzuverfolgen.

Alles Liebe Egon

vor 18 Minuten schrieb Herbert Kaiser:

Für mich klingt das mittelalterlich und traurig!
Der Geschlechtstrieb ist etwas Natürliches und die Vorschriften der Kirche sind absurd. Selbstgeißelung ist beinahe schon pervers und setzt den Körper mit Sünde gleich.

Du hast recht, aber erkläre das einem Geistlichen, der in so einer Situation aufgewachsen ist (so wie ich).

Liebe Grüße Egon

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Lieber Egon,

 

meinen großen Respekt für deine Ehrlichkeit.

Deinen Zwiespalt kann ich gut verstehen und die Selbstgeißelung erschien als probates Mittel - seinerzeit - in der eher weniger aufgeklärten Gesellschaft und erst recht für einen Menschen der in einen Orden eintreten will. Ein großes Dilemma!

 

Kleine Einblicke habe ich in das Klosterleben,

dennn ich ging als externe Schülerin zwei Jahre auf eine Klosterschule und später arbeitete ich drei Jahre in einem von Nonnen geleitetem kleinen Seniorenstift für Frauen.

 

LG Sternwanderer

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vor 7 Minuten schrieb Sternwanderer:

Kleine Einblicke habe ich in das Klosterleben,

dennn ich ging als externe Schülerin zwei Jahre auf eine Klosterschule und später arbeitete ich drei Jahre in einem von Nonnen geleitetem kleinen Seniorenstift für Frauen.

Ein bisschen mehr Einblick kann ich noich verschaffen.

Alles Liebe Egon

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