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Die Oma brachte mich vor Jahren

zum Bahnhof, wo ich sollt erfahren,

daß auf mich wartet jemand sehr,

der mit dem Zug kommt von weit her.

 

Ich wußte nicht, wer sollt das sein.

Mir fiel niemand besondres ein.  ̶

Die Züge fuhren ein und aus,

mir wurde langsam bang und Graus.

 

Doch meiner Mutter Mutter sprach:

„Wart nur, jetzt kommt was schönes nach.

Ich hab ‘ne Freundin dir bestellt

und hoffe, daß sie dir gefällt.“

 

Aus München kam der nächste Zug.

Ich fragte mich, wie ‘s sich zutrug.

Denn schließlich gab es doch zwei Länder

und zwischen diesen Grenzgewänder.

 

Kaum, daß der Zug hat angehalten,

strömten heraus erste Gestalten.

Und andere, die blieben stehen,

um später ins Abteil zu gehen.

 

Mich hielt’s hingegen kaum am Ort.

Ich wollt nur eins: ich wollte fort.

Ich wollte von dem Bahnsteig weg;

nicht warten auf des Hierseins Zweck.

 

Sah ich das Mädel zu uns kommen?

Ich weiß es nicht, bin rasch entronnen.

Und stürzte durch des Bahnhof Hallen,

Nicht jedem hat mein Tun gefallen.

 

Jetzt draußen, auf den engen Straßen,

sah man mich weiter heillos rasen,

bis endlich dann nach dieser Hatz

ich stoppte auf ‘nem Campingplatz.

 

Es dämmert schon und ich konnt hoffen,

daß weiterhin mein Fluchtweg offen.

So suchte ich an vielen Ecken,

den rechten Platz mich zu verstecken.

 

Recht praktisch schien mir da ein Zelt.

Vielleicht das sicherste der Welt?

Weil es leer war, stieg ich hinein

und glaubte wohl, geschützt zu sein.

 

Doch kaum, daß ich mich hingelegt,

wurde der Eingang weggefegt.

Verständnislos stand Oma da;

das fremde Girl wahrscheinlich nah.

 

„Was hast du nur?“ fragt die Verwandte,

die auf ‘ne Antwort von mir spannte.

„Ich will kein Mädel! Ich will nicht!

Und wär ein Engel sie im Licht.“

 

Das alles ist schon lange her

und ich erinnre mich nur schwer.

Doch dann, nach vielen, vielen Jahren

ist mir was schönes widerfahren.

 

Ich lernte mein Herzweibchen kennen.

Kann meine Freude kaum benennen.

Sie kam aus München nicht, oh nein.

In Hamburg stand ihr Kämmerlein.

 

Sind zwanzig Jahr seitdem vergangen

und in uns lebt noch das Verlangen,

stets miteinander lustzuwandeln.

Kein andrer könnte je anbandeln.

 

Nur manchmal denk ich, was wohl wäre,

wäre real des Traumes Sphäre

damals gewesen, mit Oma.  ̶

„Komm her, mein Liebling. Sei mir nah!“

 

 

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