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erschöpft, zerschlissen und verdrossen,

so habe ich mich jüngst entschlossen,

zum wohlklang der mir liebsten lieder,

zum wald, umflort von sommerflieder,

 

aufzubrechen. er soll mein grab mir werden -

denn ich bin es so leid - dieses leben auf erden.

ich werd inmitten immertoter fichten

mein letztes lager mir errichten

 

und hungernd aus dem körper fahren.

werd ganz des hungers kuss erfahren.

mit mir dabei sind radio, sind kerzen -

die bunten bilder, tief im herzen.

 

hier hängt die welt an dünnen fäden,

in mir - und meinem garten eden -

es bleibt zurück, der leib, der leere -

die seele dann, weht frei von schwere

 

hoch. noch rauscht gelächter, leise

vom radio und in schauderhafter weise,

stehn sterne um mich her, wie wärme,

scheint mir ein rauschen, in der ferne.

 

einsam ists, doch ich bin nie alleine,

hab mondlicht und der sternen scheine,

der tau, die schleier der befleckten,

und das gesumme der insekten.

 

mein ungesicht, derart verblichen,

weist auf all die tage, die verstrichen -

ein könig stirbt auf seinem thron.

fährmann, komm. ich warte schon.

 

nachts träum ich oft von wilden pferden,

so frei wie sie sind - will ich werden!

lustlos stöhnt im wind die föhre,

wie ich statt lachen - knistern höre.

 

verzweifelt - reicht kaum zu beschreiben,

die mücken und ihr fieses treiben.

ach... niemals werd ich mehr bestohlen -

wenn sie dann kommen und mich holen.

 

mild ists heut, bedrückt vom regen,

hab kaum noch kraft mich zu bewegen,

ich seh, von licht durchdrung'ne hallen

und blätter, die vom himmel fallen.

 

ums leben - werd ich nicht mehr kämpfen.

ich geb mich hin, den schweren krämpfen,

und bald, aus abertausend stimmen

scheint mir ein letztes lied zu klingen.

 

ich lös mich aus den eingeweiden,

ein letzter ruck, wie ein zerschneiden

und seh - durch dichte nebelschwaden bricht

ein fluss herein,

den fährmann aber seh ich nicht.

 

doch im engelsgleichen glanz: ein schimmel.

oh weh, vielleicht: mein weg zum himmel -

die bilder bersten um mich her - in stücke

und bilden seltsam eine brücke.

 

und über diese brücke, da reite ich zu pferde,

während ich auf der erde zur mumie werde.

viele leute sind da, ich reite schnell -

ich lasse alles hinter mir -

auf wiedersehn

und es wird hell.

 

// bis ich zur Mumie werde

// Mai 2013

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Hallo Zwischenzeit, das ist wirklich klasse dargeboten. Wen zieht es nicht in den Wald als letzte Ruhestätte? In Strophe Sieben soll es da heißen: "mein Angesicht" oder schreibst Du absichtlich "ungesicht"? Warum also nicht auf einem Pferd ins Licht reiten? Doch bis es soweit ist (in der Zwischenzeit) leben wir noch ein wenig und geben uns noch nicht verdrossen dem Abschied in die Arme, nicht wahr?!

 

Gern gelesen. Liebe Grüße Darkjuls

  • 2 Wochen später...

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