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Einzig wie zwei azurne Engel - Kapitel I


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Einzig wie zwei azurne Engel

Kapitel I

 

Die Nacht lag‘ zum späten Tage,

getrieben von Angst und stiller Klage,

Lichtenberg schlief‘ im Abendschein,

um warm und friedvoll wohl zu sein.

 

Das Dunkel, das Berlin still überkam,

war vermischt mit tiefem Gram,

mit tiefem Scherz und sanftem Pein,

Levena lag und schlief‘ nicht ein.

 

Sie war geprägt von schweren Leiden

und wollte bloß das Leben meiden,

sie wünschte sich, dass sie’s nicht hätte,

doch sie lag einsam still im Bette.

 

Ich saß allein in meinem Zimmer

und hörte, ihre Trauer wurde schlimmer,

ihr Weinen durch die Wände kam,

sie scheinbar erneut im Trüben schwamm.

 

Das Weinen war so bitter klagend,

eine Träne war mehr als tausend Worte sagend,

es war so, als ob das Herze litt

und ich bekam davon mit.

 

Ihr Herze stand wie in Flammen,

sie loderten wild ohne Erbarmen,

einerlei war’s, ob Tag oder Nacht,

es war eine kalte, zähe Schlacht.

 

In der Nacht war ihre Trauer am größten,

so lief‘ ich hin, um sie zu trösten,

im Zimmer roch es mild nach Zimt,

ich hatte Angst, dass sie sich Leben nimmt.

 

Ich sagte nichts, ich schaute nur,

ihre Augen leuchteten einst azur,

doch nun sie einfach rot erstrahlten

und ihre Trauer untermalten.

 

Levena: Alles gut, du musst nicht sorgen,

ich überlebe schon bis zum Morgen,

du weißt, mein Schutzengel mich bewacht,

ich wünsche dir eine gute Nacht.

 

Ich sagte nichts, ich blieb‘ stumm

und drehte mich zu Tür dann um,

Levena wollte mich zwar trügen,

doch Augen immer niemals lügen.

 

Sie wollte mich beruhigen und lindern,

 ich hatte Angst, den Suizid nicht zu verhindern,

so ich zu meiner Mutter lief,

weil ich wusste, sie noch nicht schlief.

 

Ich rannte schnell entlang den Erne,

im Fenster schimmerten die Sterne,

mich trieb‘ die Angst, ich wollte bitten

und verließ die Trepp‘ mit raschen Schritten.

 

Der Marmor schimmerte in tausend Tönen,

ich hörte die Angst in mir nur stöhnen,

es war als wär’s das letzte Mal,

doch trotzdem rieb‘ ich mein Opal.

 

Den Opal, den trug ich damals als Kette,

ich flehte, dass er Lavena bloß errette,

so hing an meiner Brust der kalte Stein,

ich dachte, er wird die Hoffnung sein.

 

Meine Schritte durch das Hause drangen,

in der Dunkelheit sie melancholisch klangen,

so verletzlich, so fremd, so verloren,

als wäre die Freude einfach eingefroren.

 

Es einem Ort ohne Zeit und Freude gleichte,

in dem der Tod so heimlich schleichte,

alles war tot, sich nichts bewegte,

ich wusste nicht, was die Depressionen so erregte.

 

Depressionen sind beängstigend, sie sind keine Kür,

ich erreichte das Zimmer und öffnete die Tür,

meine Mutter alleine im Raume saß,

im Zimmer sie ein Buche laß.

 

Wieso liest man Bücher über Schrecken,

in denen Angst und Blut beflecken?

Wir hatten Furcht im wahren Leben,

ich hätte solche Bücher längst weggegeben.

 

Ich stand im Wohnzimmer, ich stand nun hier,

es rauschte mild das gebleichte Papier,

es erinnerte mich an Luxus und Teuer,

draußen war Herbst, im Kamin knisterte das Feuer.

 

Meine Mutter saß da, sie sich zudeckte,

nur ihr Kopf aus dem Tuchent steckte,

sie war verträumt, ihre Augen waren trieft,

so sehr war sie ins Buche vertieft.

 

Ich: Mama, lesen ist für dich wie Garten Eden,

doch können wir jetzt bitte reden?

Ich habe Angst, mich hält die Bange,

ich will reden, was ich verlange.

 

Ich habe Angst vor dem Tag,

an dem ich bin dann in Prag,

ich glaube, du weißt, was ich meine,

Levena ist dann einsam und alleine.

 

Mutter: Ich versteh‘ dich, ja,

denn für sie bist du einfach nicht mehr da,

doch lass‘ dir bitte sagen,

Levena wird nicht verzagen.

 

Ich: Levena kann kaum lächeln noch lachen,

kennst du für ihre Depressionen die Ursachen?

Ihre Freude nicht da, ihre Augen frösten,

ich habe Angst zu verletzen, beim Trösten.

 

Mutter: Ich kenne die Ursachen mitnichten,

selbst Ärzte konnten den Grund nicht ersichten,

es dauert aber noch ein paar Weilen,

doch die Ärzte werden Levena heilen.

 

Ich: Nach jeder Dunkelheit kommt Licht,

ich hoffe auf deine Zuversicht,

bald verschwindet ihre kalte Glut,

ich bete, dass sie nichts tut.

 

Mutter: Ich weiß, wir das alle hoffen,

doch leider ist Sicherheit dazu wohl offen,

beten wir, der Stand wird’s winden,

sodass ihre Gedanken dann verschwinden.

 

Ich: Die Trüben sie einfach umranken,

ich hoffe, es vergehen die Gedanken,

auch wenn erstmals so nicht scheint,

weil Levena derzeit noch weint.

 

Doch ich hoffe, bei allen Dingen,

dass sie es schafft, die Krankheit umzuringen,

ich weiß es zwar nicht am besten,

aber vielleicht will Gott sie ja testen.

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