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Schmuddelkind

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Alle erstellten Inhalte von Schmuddelkind

  1. Liebe sofakatze, es ist kein Wunder, dass Katzen im alten Ägypten als heilige Tiere galten (wobei früher wohl fast jedes Tier mal heilig war), wenn man bedenkt, wie anmutig und zugleich drollig und niedlich Katzen sein können. Eine Katze gibt sich in einem Moment ganz dem Genuss der Streicheleinheiten hin, wo man an ihrem Gesichtausdruck meint, sie würde ihren Körper verlassen. Wenn aber im nächsten Moment irgendein Geräusch ihre Aufmerksamkeit auf sich lenkt, wird sie unmittelbar auf die Erde zurückgeholt. Dann gibt es nichts weit umher als die Quelle des Geräuschs. Starrer Blick mit großen Augen, die Ohren zum Geräusch hin ausgerichtet, enorme Körperspannung - es ist die absolute Konzentration auf eine Sache. Wenn der eigene Schwanz dann aber unversehens ihre Pfote streift, ist sie leicht zum Spielen einzuladen. Dann mag sie sich auf dem Boden wälzen mit den komischsten Grimassen und ihren Schwanz fangen, von dem sie in kurzen Momenten der Bewusstwerdung wohl weiß, dass er zu ihrem Körper gehört, um dieses Wissen dann wieder zu vergessen, um ganz in dem Spiel aufzugehen. Ja, in Katzen treffen alle bewundernswerten Eigenschaften zusammen, oft innerhalb weniger Sekunden. Schön, dass du deinen Artgenossen mit diesem schönen Gedicht ein Denkmal gesetzt hast! Mir imponiert, wie du insbesondere die Leichtigkeit der Katzenbewegungen durch den Kosmonautenvergleich beschrieben hast. In der Tat scheinen Katzen mitunter der Schwerkraft zu trotzen und dafür hast du das richtige Bild gefunden. Auch die außerweltliche, aber verständliche Kommunikation der Katzen durch Blickkontakt und den unerdenklichsten Geräuschen, die sie von sich gibt, hast du klasse umschrieben. Und da gerate ich ins Staunen, wie klar sich Katzen uns Menschen gegenüber mitteilen können, als hätten sie uns besser studiert, als wir sie. Interessant finde ich, dass es kaum auffällt, dass sich nur die "geraden" Verse reimen. Das liegt wohl an der geringen Verslänge: drei- oder vierhebig, wobei hier auch gewisse Unregelmäßigkeiten sind, die nicht stören. Insgesamt mutet es vom Klang her vertraut an, obwohl es nicht ganz dem Gewohnten entspricht. Das passt hervorragend zur Charakterisierung der Katze als vertraut und fremdartig zugleich. Tolles, zärtliches und zugleich humorvolles Gedicht! LG
  2. Hallo Lé, und danke für deine Beschäftigung mit dem Krankheitsbild samt Diagnose. Ja, es gehört zu den seltsamen Begleiterscheinungen des Liebeskummers, dass man zugleich erinnern und vergessen will. Man möchte sich gerne an die schönen Tage und das Gefühl der Schwerelosigkeit erinnern. Doch sind diese Erinnerungen eben auch mit der bitteren Erkenntnis verbunden, dass diese Tage nie wieder zurückkehren. Dann würde man gerne vergessen, um frei zu sein, aber man kann sich ja nicht vornehmen zu vergessen. Dennoch wünscht sich das LI die Fähigkeit, sich ein letztes Mal an das Schöne zu erinnern und dieses dann für immer aus seinem Gedächtnis zu löschen, um nicht immer wieder vom Liebeskummer heimgesucht zu werden. Ich würde den Ort, an dem dies gelingt, letztendlich nicht als einen Ort des Erinnerns bezeichnen, denn das Vergessen macht das Erinnern letztendlich ja hinfällig. Dass es wohl eher ein Ort des Vergessens ist, in diese Richtung deutet wohl auch der Wegweiser mit seinen abgeblätterten Buchstaben. Das Problem ist nur: Man weiß eben nicht, wo dieser Ort liegen soll. Und so bleibt das Vergessen nur ein frommer Wunsch. LG
  3. Schmuddelkind

    Wegweiser

    Da steht ein Schild am Wegesrand; es fehlen schon die meisten Lettern. Ich will zum Ort, der einst dort stand, und dort in meinen Träumen blättern und alle Seiten, die von dir noch immer künden, liegen lassen. Dort, irgendwo weit weg von hier, dort sollen sie verblassen.
  4. Schmuddelkind

    Verbrannt

    Liebe Sali, obwohl ich selbst nie in dem bedichteten Forum geschrieben habe, habe ich die Referenz erkannt und es macht mich sehr betroffen (auch weil ich selbst in meinem alten Forum eine ähnliche Erfahrung machen musste) - allein die Vorstellung, dass so viel kreative Arbeit, so viel Gedankenaustausch, so viel Herzblut für immer verloren sind: Unfassbar! Gedichte.com war eine Institution in der deutschsprachigen Hobbydichterszene und sein Fehlen (steht es inzwischen eigentlich fest, dass es da kein Zurück mehr gibt?) reißt ein Loch in die poetische Landschaft. Dennoch ist das nicht das Ende, sondern kann genauso gut ein Neubeginn sein. Ich sehe mit Freude, wie viele talentierte und geschliffene Dichter dieses Loch hier gerade füllen. Der Austausch kommt nicht zum Erliegen. Er findet jetzt an anderen Orten statt. Ich wünsche allen "heimatlos" gewordenen Dichtern, dass ihr hier oder (wenn es hier für den ein oder anderen Autor nicht passt) in einem anderen Forum nach anfänglichem Schock und Resignation ein neues Zuhause findet und im neu gefundenen kreativen Austausch glücklich werdet. Zum Gedicht selbst: Sowohl die Trauer und Fassungslosigkeit über das Ende eines großen Forums, das für viele wichtiger war als eine Ansammlung von Gedichten, als auch die leise Hoffnung auf einen frischen Neuanfang hast du ergreifend zum Ausdruck gebracht. Dass das Verhältnis zwischen beiden Emotionen quantitativ sehr eindeutig zugunsten der Trauer geht, liegt auf der Hand und insofern darf das Gedicht wohl auch nicht viel kürzer sein. Es braucht seine Zeit, das ganze Ausmaß des Bedauerns zu entwickeln, um dann die Hoffnung nur als einen kleinen Lichtpunkt am Horizont aufleuchten zu lassen. Dieser Vers hat für mich die meiste Kraft, gerade auch weil sie als Reim noch die Vernichtung von zwei Versen zuvor mitträgt. Asche - kalte, leblose Überbleibsel einer Zerstörung. Das ist genau das Gegenteil von dem, was Dichtung für die meisten positiv Verrückten bedeutet, die sich in einem Forum zusammenfinden. Da hast du in der Realität eine Metapher für eine tiefere Wahrheit gefunden. Mir gefällt dein Gedicht ohne wenn und aber und finde es toll, ein paar Zeilen zur Aufarbeitung dieser Tragödie zu lesen. LG
  5. Alles klar. Danke für die Klärung! Freut mich, dass die Stelle dir inzwischen bekömmlicher ist.
  6. Liebe Letreo, auch ich wäre wohl überfordert. Gut, dass wir die Welt in kompetenten Gamer-Händen wissen. Freut mich, dass dir das Gedicht offenbar gefällt. Den Schluss hattest du doch von Anfang an unterstützt, Sali, oder sind es jetzt meine Gehirnwindungen, die wirr ineinandergewunden sind? Oder meinst du vielleicht den vorletzten Vers? Gehört ja vielleicht auch irgendwie zum Schluss dazu. LG
  7. Danke für dein Feedback zur Verbesserung! Ja, dann übernehme ich es wohl so. Das Ursprungsgedicht lasse ich dennoch oben so stehen, damit man den sowohl den Faden, als auch die Entstehungsgeschichte der Endfassung besser nachvollziehen kann. Weiter unten kann man ja dann die verbesserte Version sehen. LG
  8. Hallo Lina, ja, wenn man mal bedenkt, was das LI alles erdulden muss. Man stelle sich mal vor, es wäre real! Da kann man schon ein schlechtes Gewissen bekommen... und darüber schreiben. LG
  9. Einst fragte ich das "Ich" aus meinen Werken: "Wie lebt es sich denn so darin? Denn leider kam ich nicht umhin, dir deine tiefe Trauer anzumerken, wo ich doch selbst so fröhlich bin." "Ich will es dir einmal ganz deutlich sagen. Du hast mich in die Welt gesetzt, vom Anbeginn schon tief verletzt und mir bleibt nichts als unentwegtes Klagen." Darüber war ich so entsetzt... Es drängte mich, es zu Papier zu tragen.
  10. Mich dünkt beim Blick der Storchenreise: Das Leben fiel mir in den Schoß, so unverhofft wie Vogelscheiße. Ich bat nicht drum. Wie werd ich's los? Die Schwerkraft bietet kein Pardon und nimmt kein Wesen davon aus. Da sagt die Frau vom Waschsalon: "Das trägt sich von alleine raus."
  11. Vielen Dank für das große Interesse an meiner Schöpfung, lieber Lé, lieber Yeti und liebe Sali. Jetzt stehe ich zwischen so vielen Meinungen und habe nun das Problem, eine eigene Position finden zu müssen. Wenn ich euch, Lé und Yeti, richtig verstehe, bleibt am Ende der große Knall aus, wa? Das liegt wohl daran, dass das Gedicht mit der an sich recht nüchternen Feststellung endet, das LI komme nicht mehr weiter. Ich kann nachvollziehen, dass man sich da so etwas wie eine klarere Pointe wünscht. Allerdings habe ich das Gedicht zum Einen nicht in die Humorrubrik eingestellt, weil es zwar witzig geschrieben ist, aber nicht im klassischen Sinne einen Witz darstellt. Zum Anderen liegt so etwas wie eine Pointe ja darin, dass das LI nicht irgendwer ist, sondern Gott. Wenn Gott am Ende aufgibt, weil ihm "die Krone seiner Schöpfung" aus der Hand gleitet, ist das ja schon recht bezeichnend. Insofern bin ich da wohl insgesamt eher auf deiner Seite, SalSeda. Der Bauchmuskelkater muss dann am Ende auch nicht unbedingt sein, wenn man nach einem Lacher empfänglich dafür ist, über das Theodizee-Problem zu sinnieren oder über welche Fragen auch immer man in diesem Gedicht findet. Jedenfalls freue ich mich aber, dass das Gedicht allseits für Lacher sorgte. Freut mich sehr, dass ich dich unterhalten konnte, Lé. Letztendlich ist es ja das, was Gedichte tun sollen (was auch immer sie sonst vielleicht noch wollen). Nein, ein Komma kommt da nicht hin: Da bot (Prädikat) der Teufel (Subjekt) eine Mod (Objekt). Ist ein ganz normaler Hauptsatz ohne irgendwelche Specials. Vermutlich hast du da irgendwas anderes in dem Satz gesehen. Passiert mir auch oft, weil ich dann schon eher in meinem Kopf schreibe, als dass ich passiv lese. Danke für dein Lob, Yeti! Die Spannung stellt sich wohl schon fast von alleine ein bei der Konstellation. Kann nur jedem Autor empfehlen: Wenn man mal nicht weiß, worüber man schreiben soll, einfach mal zwei interessante Figuren in den Dialog treten lassen (Gott - Teufel, Hitler - Jesus, Trump - Einstein). Das schreibt sich dann von allein. Da hast du natürlich recht, Sali. Ich bin tatsächlich viel zu positiv gestrickt, um die Welt so einseitig zu betrachten. Natürlich müsste eine anthropologische Abhandlung auch die positiven Seiten des Menschseins ansprechen und allein die Poesie wäre schon Grund genug, eine Welt zu erschaffen. Insofern war das hier natürlich überspitzt ausgedrückt. Ich meinte allerdings, dass es zur Situation des LI passt. Schließlich ist er so enttäuscht von seinem verbuggten Spiel, dass er nur noch das Negative sieht. Klar, wenn der Spielspaß so gering ist, dass man gar das Spielen einstellen möchte. Cool! Freut mich, dass die Beiläufigkeit dieses folgenschweren Geschehens deine Zustimmung findet. Das ist generell ein schönes Stilmittel, das eigentlich Wichtige so ganz nebenbei zu erwähnen. Passt halt nicht in jedes Gedicht. LG
  12. Vielen Dank, liebe Letreo, für dein konstruktives Feedback! Du meinst "Offenheit" im Sinne von "Uneindeutigkeit". Ja, die hätte dem LI wohl das Leben gerettet. Hätte es keine Aussprache gegeben, hätte es sich immer noch an dem "Vielleicht" festhalten können. Kann ich verstehen. Vermutlich wegen der eingeschobenen Klammer, wa? Einerseits fand ich den Spruch "Tu's nicht" auf ausgerechnet diesem Stein ganz cool. Andererseits konnte ich ihn irgendwie nur so unschön einbauen. Wenn ich mich dazu überwinden könnte, auf den Spruch zu verzichten (wobei er ja auch erklärt, warum der Stein "Stein der Weisen" genannt wird), könnte ich eine klarere Version der zweiten Strophe anbieten: Es muss der Stein der Weisen sein, an meinen Fuß gekettet, der augenscheinlich mit dem Rhein um meine Seele wettet. Wäre das besser? LG
  13. Ich lud ein Spiel von einer Cloud und hab darin die Erde und Tier und Wald und See gebaut, auf dass es lebhaft werde. Die Grafik schön, das Gameplay leicht, doch auch so schrecklich still. Ich fragte mich, ob ich vielleicht ein Level-Upgrade will. Da bot der Teufel eine Mod: "Der Mensch - das volle Leben" Er sprach zu mir: "Mein lieber Gott, da wird es Action geben." Doch leider ist das Spiel verbuggt. Ich glaub, dass ich bald scheiter. Nur Krieg und Hass - total beknackt! Da komm ich nicht mehr weiter.
  14. Wenn man nicht will, sollte man auch nicht müssen. Man muss auch mal was wollen dürfen. Schöne Gegenüberstellung, liebe Sternwanderer! Das erinnert mich ein wenig an die Schule. Da werden Kinder ja auch dazu gezwungen, sich zu einem bestimmten Zeitpunkt mit einer vorgegebenen Thematik zu beschäftigen und überraschenderweise verlieren sie am Lernen sehr schnell die Lust, wo sie doch so neugierig in die Schule kamen und so Vieles wissen wollten. Man sollte wohl generell den Menschen mehr Freiraum lassen. Ich denke, die meisten würden es nicht ausnutzen, sondern sich sinnvoll beschäftigen und mehr erreichen, als wenn man sie durch äußere Anreize steuert. Weiß nicht, ob das noch zu deinem Gedicht gehört, aber diese Gedanken kamen mir beim Lesen deiner Zeilen. Gern gelesen. LG
  15. Vielen lieben Dank für euer Feedback, liebe Gina und lieber Carlos. Danke für dein Lob. Freut mich, dass es dir gefallen hat. In deiner Interpretation haben sich die Gefühle des LI für das LD nach dem Versprechen entwickelt, richtig? Ich selbst hätte es so gedeutet, dass es zum Zeitpunkt des Versprechens schon diese Gefühle hatte und lügen musste, um sein Gesicht zu wahren. Die Endgültigkeit, die darin liegt und ihre erleichterte Reaktion haben ihm dann wohl das Herz gebrochen. Aber klar, man kann es auch so lesen, wie du schreibst. Ich glaube, der Unterschied ist am Ende minimal. In beiden Fällen geht es wohl darum, dass des Einen Erleichterung des Anderen Balast sein kann. Jetzt bringst du mich zum Nachdenken. Ein Teil von mir möchte das gerne tun, weil ich tatsächlich auch erkenne, dass das Abbrechen des Gedichts nach der ersten Strophe eine interessante Offenheit kreiert. Ein anderer Teil von mir möchte, wie oben Gina gegenüber erläutert, diesen interessanten Bezug verdeutlichen, dass (hier durch den Stein verbildlicht) man manchmal schwer daran zu tragen hat, wenn ein anderer Mensch erleichtert ist. Auch wollte ich hier die Wandlungsfähigkeit der Steinmetapher austesten und, wenn möglich, überstrapazieren. Ach, wäre eigentlich cool, wenn ich zwei Fassungen des Gedichts einstellen würde. Aber das macht natürlich keinen Sinn, wenn die eine Fassung ein Teil der anderen Fassung ist. Naja, ich lass das mal so und überlasse es dem Leser, nach der ersten Strophe weiterzulesen oder aufzuhören. LG
  16. Solche Frauen sind gewiss nicht leicht zu finden, lieber Joshua. Der Zeitgeist verlangt wohl, nicht anzuecken, nicht kantig zu sein. Falten stören da, denn sie erzählen vom Leben. Wer möchte schon daran erinnert werden, dass er lebt? Dann doch lieber ein Kosmetik-Tutorial auf Yotube oder ein Let's play. Daher kann ich den Wunsch deines LI ebenso nachvollziehen wie sein Bedauern. Dein Gedicht mit der zugrundeliegenden Weisheit habe ich gerne gelesen. LG
  17. Schön, Yeti! Ich muss gestehen, dass ich zunächst auch Pegasus' Deutung im Sinn hatte und eben an das Phänomen dachte, für das es im Englischen sogar einen Begriff gibt: distracted walking. Die Interpretation, die du im Sinn hattest, ist aber nicht minder interessant. Für mich steht das Gedicht daher für beide Phänomene: soziale Distanz und permamente seelische Abwesenheit. Die Offenheit und Undeutlichkeit deines Gedichts steht ihm daher gut zu Gesicht. LG
  18. Nun sitze ich auf jenem Stein, der dir vom Herzen fiel, als ich versprach, dein Schatz zu sein, das wäre nicht mein Ziel. Es muss der Stein der Weisen sein, an meinen Fuß gekettet ("Tu's nicht!" steht drauf), der mit dem Rhein um meine Seele wettet. Dass mir nun auch mal etwas glücke, verspricht mir der Instinkt. Drum werfe ich ihn von der Brücke. Mal sehn, wie weit er springt.
  19. Hallo Mensch der Vergangenheit, ich spreche zu dir aus der Zukunft, weil unsere Technologie mir dein Gedicht empfohlen hat - warum, konnte sie mir nicht sagen; die Wege der KI sind unergründlich. Ich weiß nicht, ob meine Worte bis ins Jahr 2012 zurückdringen können, aber ich wollte dein interessantes Gedicht dennoch kommentieren, weil es mich sehr anspricht und weil ich wegen der Pandemie (frag lieber nicht! Aber ein Tipp: Investiere dein Geld in Klopapier! Das könnte dich im Jahre 2020 reich machen. Zoom-Aktien wären auch eine Option, sobald sie erhältlich sind) ohnehin fast nur zuhause bin. Du thematisierst einen (auch im Jahre 2021) gemeinhin bekannten Vater-Sohn-Konflikt in originellen Worten, lieber Wolfgang. Pointiert dabei ist die Verwendung des Adjektivs "wichtig" im vierten Vers der ersten Strophe. Was ist wichtig? Das liegt natürlich im Auge des Betrachters, aber wenn ein Vater (und so sticht es zwischen den Zeilen hervor) einem Sohn seine Maßstäbe von Wichtigkeit als die allgemeingültige Messlatte vorlegt und man selbst nicht das vom Vater gewünschte Interesse an diesen "wichtigen" Dingen aufbringen kann, kommt man wohl zum Schluss, dass die eigenen Interessen unwichtig seien. Das ändert freilich nichts daran, dass man sich für diese Dinge interessiert. Interesse kann man ja nicht planen oder steuern. Es bildet sich doch von innen heraus und so beschäftigen wir uns hier alle mit der unwichtigen und höchst überflüssigen Poesie - mit viel Leidenschaft und vielleicht in manchen Fällen auch mit Schuldgefühlen, weil wir doch unsere Zeit mit Nichtigkeiten verschwenden. Jedenfalls: Wenn man also schon dazu übergeht, sich mit vermeintlich unwichtigen Dingen zu beschäftigen, öffnet es Tür und Tor für Weltsichten, die der Bedeutung selbst keine Bedeutung mehr beimessen - so könnte man zum Nihilismus finden; dein LI gelangt hier zum Dadaismus. Und klar - das ist nur konsequent. Wenn per definitionem ohnehin unwichtig ist, was ich tue, kann es mir auch völlig egal sein, was wichtig und was unwichtig ist und am Ende hat die Strenge des Vaters genau das Gegenteil der ursprünglichen Absicht erreicht. Das ist so oft das Schicksal von Vater-Sohn-Beziehungen. Lustigerweise werden diese Väter dann oft die lockersten und coolsten Großväter, weil sie nicht mehr diese enorme Verantwortung spüren. Auf jeden Fall hat mir die Lektüre viel schmerzhafte Freude bereitet. Danke dafür! Und grüß mir das Jahr 2012 - das war mein kreativstes Jahr. LG
  20. Schmuddelkind

    Au fein!

    Au weia! Manches sollte allerdings lieber unausgesprochen bleiben.
  21. Vielen Dank, liebe Seele! Über dein Lob freue ich mich sehr. Und ja: Etwas Mysteriöses hat das Gedicht wohl auch - liegt wohl auch an dem Traumambiente. Als Liedtext? Dann wohl mit Akkordeon-Begleitung, wa? LG
  22. Das wären dann "vers libres classiques". Dort wird gereimt, aber ohne Versmaß (also ohne einen Rhythmus zu erzeugen). Im Gegensatz dazu wird bei den "vers libres" weder gereimt, noch auf Versmaß geachtet. Allerdings sind mir persönlich die vers libres classiques zu sperrig, weil die Reime durch den fehlenden Rhythmus nicht richtig zur Geltung kommen und dann wirkt es auf mich irgendwie wie ein Gedicht, das das Gleichgewicht verliert. Da bevorzuge ich entweder Gedichte mit Reim und mit Versmaß oder Gedichte ohne Reim und ohne Versmaß. Aber das ist natürlich Geschmackssache, wobei ich glaube, dass die meisten Geschmäcker (auch in diesem Forum) wohl eher zu einem der Pole neigen. Jedenfalls wünsche ich dir gutes Gelingen für das Überarbeiten und für deine nächsten Werke.
  23. Hallo Carlos, vielen Dank für deinen schönen Kommentar, der auf eine differenzierte Sichtweise schließen lässt. Ein Daumen nach oben ist doch auch ein schönes Zeichen des Zuspruchs. Vielleicht ist es ja sogar beides. Das "er" lässt bewusst offen, um wen es sich handelt. Im sprachlichen Zusammenhang könnte es Gott sein, weil dieser ja die einzige "Person" war, die vorher erwähnt wurde, auf die sich das Subjektpronomen beziehen könnte. Inhaltlich liegt hingegen wohl eher der Ehemann nahe. Meine Deutung: Wenn das LI sich selbst als "Teufel" bezeichnet, wäre es dann nicht konsequent, wenn er seinen Antagonisten, also den mutmaßlich gehörnten Ehemann, als "Gott" bezeichnet? Konsequent ja, aber zunächst auch ein bisschen seltsam. Warum sollte man seinen Gegenspieler mit so einem positiven Begriff belegen, zumal der Ehemann ja offenbar einige charakterliche Schwächen hat, um es milde zu sagen? Ich schätze, gerade die charakterlichen Schwächen verdeutlichen, warum "Gott" für das LI der passende Begriff für den Ehemann ist. Der Ehemann erscheint herrschsüchtig, möchte seine Frau kontrollieren, betrachtet sie als seinen Besitz und offenbart damit gewisse Allmachtsfantasien. Er fühlt sich wohl selbst als Gott, spielt sich auf wie ein Gott. Insofern erfahren hier die althergebrachten Symbole "Teufel" und "Gott" eine Umdeutung, die im Kontext des Gedichts hoffentlich verständlich ist. Vielen Dank, dass du auf diese Uneindeutigkeit hingewiesen hast. Ja, sich gegen althergebrachte Werte zu stellen, ist ein zweischneidiges Schwert. Manachmal erscheint es einem Menschen notwendig; zuweilen ist es die Verzweiflung, die einem keine andere Wahl lässt. Aber wenn man alte Werte über Bord wirft, was tritt dann an deren Stelle? Kann man das bis zum Ende durchdenken? Darf man sich selbst anmaßen, Werte zu definieren? Wenn ja, nach welcher Richtschnur? Das Machtvakuum in Sizilien, verbunden mit alltäglichen Ungerechtigkeiten, hat seiner Zeit zur Gründung und dem Aufstieg der Mafia geführt. Diese hat einerseits für "Ordnung" gesorgt, aber andererseits eben auch Gewalt zum Mittel der Durchsetzung von Ordnung angewandt (das wäre auch ein schönes Thema für den aktuellen Wettbewerb). Wenn man erst einmal die Büchse der Pandora öffnet, weiß man nie, was dies alles nach sich zieht. Andererseits habe ich letztes Jahr einen Bericht darüber gelesen, dass in Süditalien die Polizei nicht für die Einhaltung der Corona-Regeln sorgen konnte - die Mafia hat das dann erledigt. "...Ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft." Ja, das passt gut zu meinem Gedicht. LG
  24. Liebe SalSeda, was mich an den ersten beiden Strophen deines schönen (Seelen-)Landschaftsgedichts am meisten fasziniert, ist die Koexistenz von Wandel und Stetigkeit, pointiert umschrieben auch im Vers: "Gezeiten, die ihn stetig ändern." Bin mir nicht sicher, ob es ein Paradoxon ist, denn "stetig" und "ändern" stehen ja nicht wirklich im Widerspruch zueinander. Aber es ist eine interessante Zuspitzung gegensätzlich erscheinender Begriffe. An sich würde ich es als ein Spannungsverhältnis beschreiben, aber in deinem Gedicht wird die Spannung aus diesem Verhältnis genommen - es ist eine harmonische Symbiose von Veränderung und Konstanz, die in diesem Strandbild liegt. So bringst du mit den Möwen etwa das Leben ins Spiel und Leben bedeutet ja auch Bewegung, Wachstum, Veränderung. Diese Veränderung scheint aber in dem gleichförmig wirkenden Zustand der Strandlanschaft selbst eingebettet zu sein, was du im Vers darauf mit dem Vergleich zum Land klasse zum Ausdruck bringst - und dann versiehst du das Land auch noch mit dem Adjektiv "fest". Da wird die Veränderlichkeit einer Landschaft gewissermaßen in Stein gemeißelt. Dieses feste Land wiederum, dieser scheinbar geruhsame Strand hat aber, wie in der zweiten Strophe ausgeführt, schon Vieles erlebt: Sinkende Boote, ertrinkende Menschen... das steckt wieder voller Bewegung - Bewegung, die letztendlich wieder in die Ruhe mündet. Dieser Kennzeichnung der Strandlandschaft als bewegt und ruhig zugleich kann ich aus eigener Empfindung viel abgewinnen, denn paradoxerweise haben die tosenden Wellen z.B. etwas Beruhigendes für mich (zumindest vom sicheren Strand beobachtet). Und wenn man weit ins Meer hinausblickt, scheinen die Wellen still zu stehen. Für mich steht dieser Strand für einen weisen Menschen, der erkennt, dass das Leben im Wandel ist, die Veränderungen akzeptiert und daher in sich ruht. Diese Haltung findet dann in der Demut des Menschen Entsprechung, den du in den beiden letzten Strophen erwähnst. Sich eins zu fühlen mit einem größeren Ganzen, ist eine Empfindung, die voraussetzt, dass man die Bewegungen der Außenwelt als Teil seines Lebens akzeptiert und nicht dagegen ankämpft. So findet man Frieden in sich und in der Welt (zumindest, wo der Frieden zu finden ist). Diese herrliche und so sensibele Metaphorik begeistert mich und stimmt mich zufrieden - und da wäre dann wieder die Regung und die Ruhe zugleich. Was ich nur sagen wollte: Tolles Gedicht! Wenn ich dennoch eine Kleinigkeit ansprechen darf, die mir nicht ganz so gefallen hat: Die dritte Strophe wirkt durch die reimgeschuldete Inversion etwas ungelenk. Fietje hatte da einen Verbesserungsvorschlag, den du, wenn ich es richtig verstanden habe, aus inhaltlichen Gründen ablehnen musstest. Das kann ich nachvollziehen, auch wenn ich persönlich seine Version der dritten Strophe sehr schön finde. Vielleicht lohnt es sich dennoch, weiterhin ein wenig an der Strophe zu basteln. Das leicht wechselnde Versmaß wurde ja schon angesprochen, aber auch mich stört es hier nicht wirklich. Irgendwie passt es vielleicht sogar zum thematisierten beständigen Wandel. Insgesamt: Danke für den mehr als gelungenen Einstand! LG
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