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  1. Der Weg zum andren Leben Jenseits der Stürme unsrer Zeit, befreit für Augenblicke, regt machtvoll sich die Kraft des unerfüllten Lebens. Erwacht zerreißt sie das Netz aus Konventionen und Gewohnheit, dehnt weit die schützende Haut. Die Arme breiten ihre Schwingen aus und schweben, gelöst von Erdenschwere, über Zurückgebliebenes, wo Tage, Wochen, Jahre geblüht, und welk in der Erinnerung versunken. Angezogen vom Licht gleitet die Kraft auf Wellen von Energie. Hingerissen von der Glut allen Lebens, erfährt sie jenes „Wandle dich und werde neu!“ Und wie ein Phönix steigt sie aus der Asche auf, gestärkt für ein Dasein, das sich in einem fort verzehrt und neu sich bildet.
  2. Passagier Schau, wie leise alles schläft Wie Pianoklänge über Dächer streifen Und der Wind sie Bis zu den Sternen trägt So unberührt, gutherzig Unschuld in jedem Moment Das ich hoffte Wir wären nur ein einziges mal Wie dieser unbedeutende Augenblick Unbedeutend, weil bald alles zerbricht Unbedeutend, weil es nicht Genug ist uns aufzuschrecken Unbedeutend, weil er etwas verspricht Das wir nicht halten werden Unbedeutend, weil die Zukunft Längst geschrieben ist Das Blut der Gesellschaft Zeile um Zeile, Lüge um Lüge Dem zynischen Epilog Mit uns im Arm Entgegen schreitet
  3. Du hast dich in mein Herz gesetzt hast du mich denn zuvor gefragt? So vieles was bislang entsetzt, kein Wunder wenn ich mal verzagt. Obs gut obs schlecht wer sagt es mir, wer sagt es mir wenn ich nun frag? Du hast dich in mein Herz gesetzt mit solcher Selbstverständlichkeit wie oft wurd ich bislang verletzt wie oft in all der langen Zeit. Gesetzt hast du dich in mein Herz mein wundend Herz, das doch so weit. Sein Herz kann man nur einmal schenken Der Schmerz ist es, der es zerbricht. Es nutzt nichts vorher nachzudenken, es heilt trotz langer Zeit wohl nicht. Du hast dich in mein Herz gesetzt, mein Herz, das so leicht doch zerbricht. © Uschi R. Bild:Carolynda Mcdonald Herzenswund1.mp4
  4. Sag, wie lange muss ich warten? Entfernt höre ich den Ruf aus Kindertagen, der Strandhafer säuselt dem Kiebitz den Brutplatz zu und ich zähle für jedes „kiewitt“ einen Winter. ©Ilona Pagel
  5. Hera Klit

    Wiederkehr

    Wiederkehr Wie frei und leichtherzig strich ich durch dein abenteuerliches Uferschilf. Still lauschte ich den Sagen über dich mächtig dahingleitender Rhein, der schon zu meiner Zeit eingedämmt, nicht mehr ins fruchtbare Land weit hinaus drang. Bedurfte doch der Großvater noch viel des rettenden Bootes. Gerne sangen wir deine Lieder und ich lernte dich als freundlichen ewigen Begleiter kennen und lieben. Weit wanderte ich mit dir an der Seite und blickte staunend über dein Wasser hinauf zu Burgen und Sagenorten. Du warst nie überschrittene Grenze wie schützender Wall und schwer lastende Kähne brachten mit dir Waren von weit her, hin zum fernen Meer, du allzeit Geduldiger. Nun bin ich manche Stunde fort von dir in flusslosem Land. Deine segnende Gegenwart blieb blasse Erinnerung nur. Weit fuhr ich in freier Zeit zu den Ufern von Main und Neckar, um zu wandern und zu ruhen. Doch kein Ersatz waren sie mir und meine Sehnsucht nach dir vermochten sie nie zu stillen du heiterer, erhabener Freund, dessen Ufer sich so fern sind, dass das schweifende Auge sie kaum fasst. So gab ich mir längst im Stillen den Schwur zur Heimkehr, wenn mich die Pflicht entbindet, um meine letzten Wanderungen neben und mit dir zu tun hoffend, du mögest den verlorenen Sohn mit Verzeihung empfangen, du zuverlässiger ewiger Vater. Dein Fortbestehen wird mir Trost sein, wenn ich das Abendsonnenspiel in deinen Wellen zuletzt bestaune, wie ich es als freudiger Knabe einst tat.
  6. Wenn ich eine Weile schweige und die inn´re Stimme fragt warum ich keine Regung zeige hat sie schon zuviel gesagt Wenn ich wieder grübelnd sitze weil sich Sorgen aufgestaut frage ich, wem ist das nütze und Gedanken werden laut Wenn ich unterm Wechsel leide meine Stimmung heftig schwankt wünscht ich, dass ich unterscheide bin ich gesund oder schon krank Wenn ich aber für mich sinne Gedanken kommen und sie gehn hilft mir meine innre Stimme Dinge klärend zu verstehn
  7. Thomkrates

    Geist

    Geist, gewöhnlich vollkommen, sucht nörgelnd nach Lücken und Fehlern, Unvollkommenheit tragisch bei sich nicht erkannt.
  8. Donna

    Sad Trees

    The parks maple leaf canopy yellows prematurely. Dropping wilted leaves and Summer way too early. Tree trunks that call to mind elongated giraffe's spotted necks. Rough, drought beaten, clearly demonstrating this year's climate wreck. Peeling bark, scabbed over sun scorched wounds. My heart cries for those mild tempered Seasons that brought tender tunes. Where Nature was able to take her time. And wasn't rushed into climate grime. When trees didn't droop so soon. A beaming sun kept smiling beyond noon. While temperatures still remained steady. Not fierce and deadly. Now I see the sad trees shed leaf tears before Autumn's command. Buckling under unjust severe climate changes demand. ©Donna H. September 1, 2022 (Bild/Text)
  9. so mild und sanft und traurig: das abendlicht über dem küchentisch bei meiner mama; und zwischen uns wie ein äquator die bedienungsanleitung der neuen telefonanlage der limes zwschen den generationen ich will das nicht mit dem anrufbeantworter und dann diese lange nummer und was kann ich alles falsch machen nichts mama das ist ganz einfach aber ich will das nicht ich bin mit dem ganzen computerzeug nicht groß geworden und hilflos waren diese lieben augen einundachtzig jahre blickten mich aus übersee an dem sohn der von ihr das leben bekam und ich nahm ihr den schrecken der neuen alltäglichkeit wir erzählten noch ein wenig von einst von der heuernte und tante hedwig und opa als er noch lebte und dem selbst gemachten rharbarbersaft und wir schlenderten über den äquator eine endlose stunde am abend
  10. Durch all die Zeit durch die wir bislang wohl gemeinsam sind. Ich gebe zu die Zeit sie fliegt so schnell dahin und so geschwind. Was wollten wir nicht alles wagen, wie hochgesteckt manch Plan doch war. Erkenntnisreich manch Neidgebaren und viel zu spät wurd manches klar. Das was im Leben wirklich wichtig und das worauf man wollte bauen. So vieles ist doch null und nichtig, wenn es dir fehlt wohl an Vertrauen. So viel an Zeit, die man vergeudet bemerkt man oft wenns fast zu spät So viel an Werten, die verleugnet bis es vielleicht dann nicht mehr geht. © Uschi R. Bild:Carolynda Mcdonald Zeitenspiel1.mp4
  11. Onegin

    Rot

    Rot Du schläfst in den Schuhen du eilst bei Grün auf die sonnige Seite du singst deine Lieder dem Nichts mit den Fingern schabst du den Rost vom Geländer und mit fleckiger Hand teilst du dein brüchiges Haar Im Dorf wächst ein riesiger Baum dessen Name dir fremd bleibt Und die Hütten die lannge Straße hinauf sind verlassen und unfassbar hässlich Und du trittst vor die Tür auf die Blätter im Garten und hast deinen Seesack gepackt und schläfst in den Schuhen bis dich die Stimme im Rundfunk nachts aufwecken wird dann gehe bei Rot
  12. Ich fliege einmal um die Welt. Ich habe unbegrenzt viel Geld. Ich reise zu anderen Planeten. In meinen selbstgebauten Raketen. Ich bin so groß wie ein Haus. Ich bin auch so klein wie eine Maus. Kein Mensch muss jemals wieder leiden. Alle Tiere können auf einer Wiese weiden. Das alles mache ich beim warten vor dem Schranken. Das ist die fantastische Kraft unserer Gedanken.
  13. Ostseemoewe

    Altweibersommer

    Altweibersommer Aus Frühlingsträumen mach ich heut ein Quittenmus und Pflaumenkuchen. Und wenn´s das Nachbarkind erfreut, so gehen wir noch Eicheln suchen. Der weiße Zuckerstaub im Haar verschwindet nicht durch einmal Pusten. Der Herbst verkündet jedes Jahr, der Winter kommt mit Weh und Husten. Noch sind es heitre, goldne Tage. Der Blättertanz ist lustig, wild. So wünsche ich mir, ohne Klage zu sterben, mit dem Herbst als Bild. © Ilona Pagel 2022
  14. Schorschi Schlimm

    Der Bademeister

    Ein Bademeister zum hassen, wollt' keine Versinkenden fassen. Er war Nichtschwimmer und ließ dann immer erstmal das Wasser ablassen.
  15. Unbearable heat has made us thirsty. We've been searching for relief's mercy. Fire-slapping sun a blistering 105°F in the day. Nights suffocating 86°F, tropical humidity's way. Who am I to complain? When wars, when famines, when killings.... I can't even imagine their daily pain. So many in this world not able anymore to dance in the rain. Cool air finally rushes at me as I step into early morning in haste. 48 hours ago our fifth heat wave laid wilted waste. Jarring how quick and extreme things can reverse. At utter whim of what the adverse does disperse. Knowing the dire effects of negatives. I choose to search daily for positives. ©Donna H. August 15, 2022
  16. Sie lag in ihrem Bettchen und schrie niemand kam sie schrie lauter niemand kam sie schrie sich die Seele aus ihrem Leib die sichtbar wurde Licht Geborgenheit vergangener Leben für einen Moment jenseits aller Töne niemand nahm Notiz von ihr so weinte sie still in die neue Dunkelheit hinein klick die Weichen waren gestellt. ------ Er lag in seinem Bettchen und schrie niemand kam er schrie lauter niemand kam er schrie sich die Seele aus seinem Leib doch bevor diese sichtbar wurde kam jemand und legte Hand an anders als erwartet klack die Weichen waren gestellt. ------ Später machten Sie und Er ein Kind. Klickklack liegt in seinem Bettchen und schreit Hör nicht vorbei!
  17. The birds are moving southwards The birds are moving southwards Lately I saw a swarm of geese Pass by above little me Resting on the sunburnt grass A certain wistfulness Settled in my heart Causing chaos In naive me, who had believed Summer would never end... In the mornings I still step out in underwear As I did in August Only to find an icy eye and aching throat Holding back tears Frosty air greeting the day I wonder: when did it happen? When did it end? When was it that the lavender lost its purple The bees disappeared The bush crickets stopped chirping The gold faded the lovers said goodbye? I must have missed the moment That summer left, for I did not see her go Did you? Don't you wish to always be where summer is? But would you then still love her just as much? Sometimes I wish I was a bird So I could leave with summer But then I think: who would be there to cry When the leaves turn red Who would catch them as they fall If you and I had wings to flee? So I stay To love summer when it's there And cry for it with a smile When the birds are moving southwards.
  18. Der Sommer klingt behutsam aus. Ist an der Zeit Lebwohl zu sagen. September hält die Tür ihm auf, kein Grund darüber groß zu klagen. Denn reich die Ernte, die nun winkt füllt Vorratskammern uns geschwind. So ist der Jahreszeitenlauf, die Landschaft lässt er bunt gestalten. Die Drachen steigen hoch hinauf, an farbig Schnüren festgehalten. In sanftem Abendlicht erstrahlt manch Blattwerk beinah wie gemalt. Der Sommer macht sich langsam auf. Hoch an der Zeit, Lebwohl zu sagen. Verändert auch der Sterne Lauf wo morgens Nebelschleier lagen. Die Himbeeren noch schnell gepflückt, ein Herbst, der uns grad schier beglückt. So zärtlich klingt der Sommer aus. Die Schwalben sammeln sich nun leise und abends sitzt man noch vorm Haus, erinnert sich manch schöner Weise. Gedankenflügel in uns schweben, wird es den nächsten Sommer geben? © Uschi R. Bild:Corine Dias aus meinen Monatsgedichten als Hommage an E.K. Der September1.mp4
  19. Widerwillig folg ich dir Angst und Kummer sind in mir mit Worten und mit deinem Blick sitzt du mir ständig im Genick mich zu brechen, klein zu halten lässt du keine Gnade walten lächelst, wenn ich aufbegehre wartest nur, dass ich mich wehre um auf´s Neue abzustrafen Ängste schürn, die in mir schlafen wie soll ich nur zu mir finden Vertrauen wachsen, ich mich binden wenn mir jede Basis fehlt ich bin von Traurigkeit beseelt worunter meine Liebe leidet bin ich nur zu zartbesaitet?
  20. Wer nicht zufrieden im Herz-Geist Leben und Welten betrachtet, wird wohl, hart mit sich, andere besprengen mit Schuld.
  21. Während die anderen wie erstarrt in ihren Sitzen festklebten wußte ich, der schon viele Kneipengänge aus dem berüchtigten Köln-Kalk zur tiefsten Nachtzeit mitten in die City überlebt hatte, dass man niemals, aber wirklich niemals in das Auto eines Entführers einsteigen durfte. Man musste seine Chance, die einzige Chance die man überhaupt hatte, nutzen. Wenn man einmal auf den Rücksitz eingestiegen war, auf den Rücksitz, wo es keine Türen mehr gab, auf den Rücksitz wo die Türen verschlossen worden waren, auf den Rücksitz, wo die Fenster aus Blei waren, die Türgriffe aus Knete, war man verloren. Dann läuft es immer nach demselben Schema: Ted Bundy, Edmund Kemper, John Wayne Gacie: Erst vergewaltigen sie dich, dann töten sie dich ! Oder sie fressen dich gleich bei lebendigem Leibe auf: Jeffrey Dahmer! Wie ein junger Panther sprang ich aus dem großen Sessel, der kußmundroten Lippen nachempfunden worden war, auf, in einer Eleganz, die es geradewegs so aussehen ließ, als habe eben dieser überdimensionale Mund ganz lässig bloß einen Kirschkern ausgespuckt und dabei „Love me Tender“ gesungen, also mit einer derartigen Grazie, als sei hier nicht ein drittklassiger Aktfotograf in einer im Schritt deutlich zu engen, pechschwarzen Slimfit-Jeans aufgesprungen -die dabei bedenklich gespannt worden war- sondern ein leibhaftiger Spiderman einem Marvel-Comic entstiegen! Aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, dass die Geiselnehmer offensichtlich nicht damit gerechnet hatten, auf Gegenwehr zu stoßen. Helmut Kohl 1 und Helmut Kohl 2 sprangen nervös etwas nach vorne und Helmut Kohl 3, der auch den Tischtennisball im Mund zu haben schien, versuchte mir auszuweichen, indem er in die Knie ging und die Waffe bedrohlich in meine Richtung schwenkte. Dabei wuchtete er seinen gigantischen, fetten Körper, der in einem lächerlich engen Blaumann steckte, in einer beeindruckenden Halbdrehung um den vor ihm stehenden Eileen-Grey-Tisch und gab einen Laut von sich, der an das Husten eines Nilpferdes erinnerte. Mit Nilpferden hatte ich als Kind schlechte Erfahrungen gemacht, weswegen mich der Schrei für einen kurzen Moment aus der Konzentration riß und bewirkte, dass ich -entgegen meines vorherigen Planes -den mitten im Raum stehenden stark gepolsterten Sybian der Influencerin als Sprungkraftverstärker zu nutzen, was ich besser getan hätte- auf den roten Teppich daneben auswich, welcher bedauerlicherweise nicht mit einem Teppichstopper untersetzt war, was nun dazu führte dass ich ins Trudeln geriet und meinen Karatesprung nicht vollenden konnte. Statt dessen krachte ich geradewegs in Helmut Kohl 1, riß diesen mit mir um und landete sodann so heftig auf dem Rücken, daß mir der Atem versagte und mein Bewusstsein erlosch. Ich kam zu mir auf der Couch liegend, auf der mir die Influencerin eben noch gegenüber gesessen hatte, allerdings nun mit Seidenschals an Händen und Füßen gefesselt. Beim Anblick der Schals musste ich seufzen, weil ich unweigerlich an meine Romanze mit der wunderbaren Seidenschalbändigerin Zeynep K. Aus Köln Bayenthal denken musste .. und all die schönen Fotos! Doch dies ist eine andere Geschichte und muss ein anderes Mal erzählt werden. Die Anwesenheit gleich dreier Helmut Kohls, von denen einer zwar nicht bis an die Zähne, aber immerhin mal grundsätzlich bewaffnet war, riß mich schnell wieder zurück in die bedrohliche Gegenwart. Neben mir saßen die ebenfalls gefesselte Daphne und ihr Diener Louis. Daphne diskutierte ziemlich wütend und aufgebracht mit Helmut Kohl 3, den man immer noch nicht verstehen konnte. Zwischenzeitlich war Helmut Kohl 1 offensichtlich aufgewacht und ich staunte nicht schlecht, als ich ein junges Mädchen erblickte, das eine zerrissene Helmut Kohl Maske in Händen hielt. Die kleine hatte raspelkurze, weißblonde Haare, einen fetten Nasenring und ziemlich viele Tattoos. „Ich versteh kein Wort du Fettsack“, hörte ich Daphne schreien: „Nimm die verdammte Maske ab du fette Sau, sonst versteht Dich doch keiner!“ „Ey, kein Body-Shaming!“ protestierte die demaskierte Helmut Kohl 1, wurde aber von einer sichtlich wütenden Daphne niedergebrüllt. Louis hatte sich sitzend in sich selbst zusammengerollt und winselte ängstlich vor sich hin. „Essssch chippt cheinen Chrunt für Beleichichunchen!“ Tönte es aus Helmut Kohl 3 heraus, der nun hektisch mit den Händen über seinem dicken Bauch gestikulierte. Dabei kam ihm immer wieder der viel zu kleine Blaumann in den Weg. „Alter“ brüllte die Influencerin: „Alter merkst du was ? Man versteht kein Wort! Außerdem hat die Betty da gar keine Maske mehr auf! Wir können euch auch so identifizieren. Wenn Du was willst, nimm die scheiß Maske ab und rede normal mit uns. Man kann doch über alles sprechen, aber verständlich sprechen sollte man schon!“ „Ey ich heiß nicht Betty, klar Tussi“, schnauzte Helmut Kohl 1 und erhob drohend die flache Hand. Nun meldete sich Helmut Kohl 2 mit einer überraschend leisen, fast schon sanften Stimme und sagte: „Sie hat Recht. Maja hat doch eh schon ihre Maske runter. Mir ist auch total heiß unter dem Ding und dich versteht man leider wirklich nicht Reini.“ „Man Dede du sollst doch unsere Namen nicht nennen, bist du total verrückt ? Jetzt wissen die doch wie wir heißen!“, schnauzte der als Maja enttarnte, volltätowierte Helmut Kohl 1 . Nachdem Helmut Kohl 3 völlig unverständlich grunzend und gestikulierend versucht hatte, hier für Ordnung zu sorgen und das offensichtlich so gar nicht funktionierte, riß er sich endlich die Maske vom Kopf und zum Vorschein kam ein munteres, sehr pralles aber nicht unfreundliches rosafarbenes Gesicht, das sich wie ein selbstaufblasbares Gummiboot entfaltete und dabei sichtlich entspannte. Helmut Kohl 3 musste furchtbare Qualen unter der Maske ausgehalten haben. Und dann passierte es tatsächlich: Helmut Kohl 3 spuckte einen Tischtennisball aus ! „Heilige Scheiße!“ Entfuhr es mir schlagartig: „Ein Tischtennisball! Ich wußte es! Ich wußte es von Anfang an! Ein gottverdammter Tischtennisball“ Anerkennend nickte ich mit dem Kopf, verzog aber sofort vor Schmerzen wieder das Gesicht, weil mir der ganze Rücken weh tat. Ich war beeindruckt. Dieser Mann hatte offensichtlich über Stunden einen Tischtennisball in seinem Mund jongliert, während er sein viel zu massiges Gesicht in eine viel zu enge Helmut Kohl Maske gequetscht hatte und dabei noch rege zu sprechen, bzw. Laute auszustoßen, begonnen hatte! Das war eine nicht zu unterschätzende Alltagsleistung, die unter anderen Umständen mich dazu bewogen hätte, dem Subjekt der Bewunderung ein paar Kölsch in meiner Lieblingskneipe dem Leuchtturm im Veedel einzuflößen. Nun waren die Umstände allerdings andere, so dass ich ihn nur grimmig mustern konnte. Ich versuchte sogar kurzzeitig, den „Blick des Todes“ auf ihn anzuwenden, konnte mich aber nicht hinreichend konzentrieren, um ihn wirklich damit zu erledigen, was letztlich sein Glück gewesen war. Nun begann Helmut Kohl 3 zu sprechen: „Guuut, dass ist jetzt etwas blöd gelaufen… Einmal von Dir Dede dass Du unsere Namen gesagt hast, aber auch von dir Maja weil du deine Maske verloren hast“ „Spinnst du jetzt total Reini ? Ich hab die Maske nicht verloren. Der Wichser da..“ und dabei zeigte sie mit ihren schwarz lackierten Nägeln, von denen der Lack schon absplitterte, zitternd auf mich: „der hat mich einfach umgeknallt. Ey ich bin voll hingeknallt! Voll auf den Rücken so. Fuck.. mir tut alles weh verdammt!!“ schrie sie empört und konnte gerade noch eine Träne verdrücken. Der so angesprochene Helmut Kohl 3, der offenbar auf den sehr treffenden Namen Reini zu hören schien, zuckte mit den massiven Schultern und fuchtelte unbeholfen mit der Waffe in der Luft herum: „Herrje. Das ist jetzt alles ziemlich blöd gelaufen“ wiederholte er sich und grabschte in seiner Tasche herum, grabbelte schnaufend eine Brille hervor, die er sich stöhnend und schwer atmend auf die Nase schob. Dann wischte er sich den Schweiß aus dem Gesicht und räusperte sich: „Nungut hilft ja nun auch nichts mehr. Wir“ und dabei zeigte er mit der Waffe auf Helmut Kohl 1 und 2 und schließlich auf sich selbst: „..wir sind Thirsty for Fridays!“ Nachdem er das gesagt hatte, machte er eine künstliche Pause und grinste stolz und groß über die rosigen Bäckchen, offenbar um abzuwarten, welchen epischen Einschlagskrater diese Worte bei seinen Gefangenen hinterlassen würden. Louis war mittlerweile dazu übergangen wie ein Baby in Embriostellung auf der Couch hin und herzuschaukeln, während Daphne mich mit einem Blick ansah, den ich später unbedingt in einem Foto verewigen wollte: „Durstig nach Freitagen ?“ fragte ich ungläubig und konnte trotz der durchaus nicht ungefährlichen Umstände -immerhin hatte der als Helmut Kohl 3 getarnte Reini immer noch eine Waffe in der Hand- kaum ein Lachen unterdrücken. Helmut Kohl 3 schien enttäuscht, fast beleidigt, dass wir nicht ehrfürchtig die Augen aufrissen bei dem mehr als lächerlichen Namen „Thirsty for Fridays“ und sah sich offenbar genötigt, näher zu erläutern: „Ja, wir sind durstig nach Freitagen.. Also das ist so ein Metapher-Ding.. Also wir sind eben durstig danach, dass die Leute auf die Straße gehen für ihre Rechte und für die Rechte ihrer Kinder auf eine intakte Umwelt auf die Straße gehen: an Freitagen eben… aber auch an Feiertagen oder auch an Arbeitstagen, also an sonstigen Arbeitstagen außer Freitagen! Wir wollen damit unser totales commitment mit Fridays for future ausdrücken und sind total besorgt wegen des Klimawandels!“ „Ja und wegen der ganzen anderen Sachen, Scheiße mann, wegen der ganzen anderen Scheiß Sachen halt auch mann, fuck, fuck !!“ raunte die tätowierte Kleine und Helmut Kohl 2 ergänzte mit seiner zarten, fast gehauchten Stimme: „Ja genau.. Mann, genau!!“. Plötzlich begann das Sofa unwirklich zu vibrieren und ich dachte schon, Daphne hätte auf irgend eine magische Weise ihren gigantischen Sybian unter uns gewuchtet und würde nun -grausam Rache nehmend- mit dem kussmundroten Sofa aus dem der Gott der Sybians hämmernd, vibrierend und trommelnd aufsteigen würde alle Helmut Kohls zur Besinnungslosigkeit penetrieren, als ein fürchterlicher Schreckenschrei, von Daphne und Helmut Kohl 2 gleichzeitig entäußert, mich alle Schmerzen überwinden und mich aus dem Liegen hochstoßen ließ, um an Daphne vorbei zu schauen, wohin beide nämlich schreiend blickten. Und da sah ich das ganze Drama: Louis, der treue Diener der Influencerin, der devote Louis, war offensichtlich ob der für ihn traumatisierenden Umstände in eine derartige Erregung verfallen, dass diese nun in einer Art Anfall geendet war. Zuckend und Schaum spuckend wälzte er sich mit aufgerissenen Augen auf dem Sofa hin und her und drohte wahlweise zu ersticken oder sich das Genick zu brechen. „Macht ihn los! Verdammt - er stirbt!“ Schrie Daphne und augenblicklich sprangen alle drei Helmut Kohls auf und waren sofort bei dem Diener. Hektisch fuchtelten sie an den Seidenbändern herum, schienen diese aber nicht aufgeknotet zu bekommen, einerseits, weil Louis keinerlei Anstalten machte, seinen krampfenden Körper still zu halten, andererseits weil irgend einer der Helmut Kohls die Seidenschals so festgezogen hatte, dass sie mit normaler Technik nicht mehr loszumachen waren. „Scheiße, ich krieg die Dinger nicht auf“ schrie ein sichtlich verzweifelter Helmut Kohl 2 und strich dem krampfenden und spuckenden Louis zitternd mit der Hand über den Kopf, weil es die einzige Geste menschlicher Nähe war, die ihm einfiel und Helmut Kohl 1 und 3 zerrten wie Verrückte an den Schals. Meinen Umgang mit Seidenschals hatte ich von Zenyep gelernt, die ihrerseits diese Kunstfertigkeit von ihrem jüdischen Kindermädchen erlernt hatte. Wenn einer in der Lage wäre, diese Höllenknoten zu öffnen, dann ich, doch es gab ein Problem: Ich selber war ebenfalls derartig gefesselt worden! Also nahm ich all meine Fingerfertigkeit zusammen und begann ein interdimensionales Bild des Knoten, mit dem meine Hände auf meinem Rücken fixiert worden waren, vor meinem dritten geistigen Auge entstehen zu lassen. Hierbei wiederum kam mir meine Beziehung mit einer japanischen Künstlerin namens Midori zu Gute, bei der ich den richtigen Umgang mit Fingern und Zunge einstmals erlernt hatte. Ich hatte sozusagen bei ihr den Waffenschein für diese unscheinbaren Werkzeuge tiefster Befriedigung machen dürfen, inklusive verschiedener Intensivworkshops bei denen wir Stellungen aus dem Kamasutra für Hand und Zunge abwandelten und neu interpretierten. Die Krönung fand unsere Beziehung in einer öffentlichen Ausstellung, die bedauerlicherweise auch das Ende derselben einläutete. Es war nämlich diese Ausstellung gewesen bei der Midori ihren zukünftigen Ehemann Ralf kennengelernt hatte. Ralf war mit zwei Zungen und je sechs Fingern an jeder Hand geboren worden, was ihn auf der Schule und in der Schrauberbude, wo er gelernt hatte zu einem Freak, im künstlerischen Terrain von Midori allerdings zu so einer Art Halbgott gemacht hatte, dem ich nicht würdig war die Schuhe zu binden. Kurze Zeit später nannte er sich nur noch „Han-Zun“ und machte eine Karriere in der Tantraszene, wo ich den Kontakt zu ihnen dann auch ganz verlor. Bedauerlicherweise konnte ich meine Vermutung, dass „Han-Zun“ nichts weiter als eine profane, ja man möchte sagen, geradewegs einfallslose Abkürzung für „Hand-Zungen-Guru“ war daher nicht verifizieren. Die Zeit drängte offensichtlich. Louis gab mittlerweile Geräusche von sich, wie sie kein Mensch entäußern können sollte. Was auch immer mit dem armen Kerl nicht stimmte, es stimmte offensichtlich in erheblichem Ausmaß nicht mehr und der arme drohte jeden Moment an seinem eigenen Schaum oder seiner eigenen Zunge zu ersticken. Gerade jetzt, wo um mich herum alle in Chaos und Wahnsinn zu verfallen schienen, mahnte ich mich dazu, ruhig zu werden und meinen inneren Jedi-Ritter zu kanalisieren. Ich atmete drei Mal ruhig ein und aus und dann begannen meine Finger ihren so gerühmten Zauber zu vollführen, wurden fast selbständig und meine Zunge begann, obwohl sie eigentlich gar nichts zu tun hatte, fast schon instinktiv aus meinem Mund heraus- und in der Gegend herumzuwandern, in der Luft herumzutanzen wie ein junger Flaschengeist, der zum ersten Mal drei Wünsche erfüllen durfte. Der erste Wunsch war meine Fesseln zu lösen, der zweite Louis Fesseln zu lösen und den dritten Wunsch wollte ich mir noch etwas aufheben. Ich war mir sicher, dass es noch schlimmer kommen würde.
  22. Die Vorwahl von Gelsenkirchen Da wo ich herkomme trinkt man Pils und Korn ich wohne nicht mehr da und bin dort nicht gebor’n Viele lange Jahre geprägt und abgeschreckt und dennoch tief verbunden weil es Gefühle weckt Die Guten wie die Bösen vom Leben und Vergeh’n und vieles noch dazwischen von Stolpern und Aufsteh’n Das gibt es auch woanders die Stadt kann nichts dafür doch diese war meine als Heimat, die ich spür’ So wollte es das Schicksal wenn es so etwas gab dass ich am zweiten Neunten nunmal Geburtstag hab.
  23. Alle Lust braucht stete Steigerung (Kurzbiografie der Untergrunddichterin und Genderaktivistin Hera Klit) Untertitel: Warum ich so gut bin, trotz meines dornenreichen Weges. Geboren im Getto eines unscheinbaren Rieddorfes in der Nähe von Büchners Geburtsort unweit des mächtig strömenden Vater Rhein, pulsierten in meinen Adern schon von früh auf ähnlich revolutionäre Wallungen, wie sie schon den großen Dichter des Danton auszeichneten. Wie oft pilgerte ich zum Geburtshaus des hohen Ahnen, um die richtige Gesinnung in meinem Herzen und meiner Seele zu pflegen und zu fördern, und auch ich gedachte der Obrigkeit im nahen Darmstadt mit tiefem Groll und ich sehnte die Revolution herbei. Gleichzeitig verdiente ich mir auf den Feldern meines Herrn Vater die nötigen Groschen, um per Bahn nach Tübingen reisen zu können. Dort besuchte ich den Turm meines zweiten Idols und Ahnherren Hölderlin. Darin geschah mir ein Erweckungserlebnis der besonderen Art und folglich formte sich mein Charakter unter der Richtschnur dieser beiden großen Deutschen. Auf der einen Seite das dramatisch kämpferische Element des gottgleichen Georg Büchner und auf der anderen Seite das träumerisch lyrische Element des nicht im mindesten weniger göttlichen Hölderlin. Diese beiden disparaten Strömungen meines inneren Geistes- und Seelenflusses wurden Säulen meines sich unaufhaltsam entwickelnden Genius. Einem Menschen mit einem solchermaßen riskant geprägten Innenleben ist es unmöglich, den Weg des bigotten Bürgers oder des einfältigen Bauern zu beschreiten, denn der Ruf nach dem Höheren und nach Gerechtigkeit klingt in ihm und zwingt ihn unablässig, den Griff nach den Sternen zu wagen, um manch heiligen Lorbeer auf die gedankenschwere Stirn herab zu ringen. Auf dem Felde der Liebe - soweit mir die Dichtkunst überhaupt Raum dafür ließ- versuchte ich manches Weib meinem Charakter und meiner unsteten Seelenlage anzupassen, was leider letztlich von wenig Erfolg gekrönt war. Ich musste erkennen, dass es zwischen mir - der ahnungsschweren Dichterin des kommenden Zeitalters- und dem flatterhaften Frauenvolk leider an dem nötigen Klebstoff mangelt. Wie lang und bang wurden mir die Stunden an der Seite dieser herausgeputzten Kleiderständer, die zu meinem großen Verdruss zumeist mit schnatterndem Unsinn und dem kramen in depressiven Stimmungen zugebracht werden mussten. Enttäuschung reihte sich an Enttäuschung, bis ich endlich feststellte, dass ich doch das rechte Weib für mich selbst sein sollte, das nur heraus muss ans Licht der Welt. Doch genau wie ich einst den Weg zwischen den Titanen Büchner und Hölderlin als den mir gemäßen erkannte, erkannte ich nun unter dem hilfreichen Einfluss der international bekannten Videokünstlerin Caiden Hall, dass ich auch auf dem Sektor des Geschlechtlichen, den Zwischenweg zu wählen, gut beraten sei. Das Dazwischen, wurde somit zu meinem eigentlichen Element. Fortan stellte ich mit einigem Erfolg dem Manne nach und eine nicht eben ruhige, aber erfahrungsreiche Zeit begann, in deren Verlauf ich erkennen musste, dass alle Lust steter Steigerung bedarf. Diese neuerliche Erleuchtung und Erweckung rückten endlich wieder die Dichtkunst in das Zentrum meines Wollens und Wirkens. Doch ich ging in den Untergrund, denn nur von dort, so hoffte ich, ist eine Revolution und/oder Reformierung der darniederliegenden Dichtkunst und der maroden Gesellschaft möglich. Das Tageslicht der Verlage, Literaturpreise und der marktschreierischen sogenannten Kritiker kann nichts als aufgeblähte oder niedergeschmetterte Egos hervorbringen. Gesegnet, wer das frühzeitig erkennt. Dass ich während meines irrlichternden Suchens auch für ein Brotstudium und für ein Studium Universale zu eigenem Vergnügen vielfach an den Darmstädter Universitäten Station machte, hätte hier eigentlich unerwähnt bleiben können. Ich setze es aber der Vollständigkeit halber hinzu, ohne mir auf derartige Landläufigkeiten auch nur das Geringste einzubilden. Meine Feinde mag es warnen, meine Freunde mögen es mir verzeihen. Ob diese Studien meinen Geist und meine Seele mehr hemmten als förderten, vermag ich schlechterdings nicht zu sagen, aber sicher haben mir meine Theologiestudien, die ich leider auch betrieb, schwere Gewichte an die Füße gehängt, die womöglich noch heute meine Schritte hemmen. Wie sagte schon Bukowski, ein Freund aus jüngeren Tagen, sinngemäß, „Bis ein Genie die Kurve kriegt, rennen hundert Unglückliche ins Verderben.“ Wie wahr! (Eine Fortsetzung muss evtl. folgen)
  24. Endeavour

    Rubāʿī

    DIE ZEIT, mein Freund, ist um; er zeigt zum Ausgang stumm. Erzittern macht ein Hauch mich von Präteritum..
  25. Ich war auf die Vernissage eines Künstlerkollegen eingeladen worden, der ich unwillig Folge leistete. Meine Versuche, die Einladung auszuschlagen, waren nicht erfolgreich gewesen. Mein Bekannter hatte mich nach meiner ersten Absage mit Nachrichten und Anrufen so lange genervt, bis ich endlich aufgab und zusagte. Wir pflegten eine sehr offene Kommunikation und so wunderte es mich nicht, dass er mir nach meiner zweiten Absage schon offenlegte, warum er mich unbedingt dabei haben wollte: „Ich erhoffe mir von Deiner Anwesenheit diese gewisse Form verruchter Publicity, wie nur du sie mir verschaffen kannst“. Ich antwortete nicht, ließ eine lange Pause entstehen, die er offenbar mit einer Vertiefung seiner Ausführung beenden wollte: „..komm schon, wenn der Lieblingsaktfotograf von Daphne Rimbling kommt, dann kommt auch dieses ganze junge Hipsterpublikum, die gar nicht warten können das Geld ihrer Valium-Oberschicht-Mamas für echte Kunst auszugeben“. „Dir gehts also nur ums Geld?“ Ich ließ erneut eine künstliche Pause entstehen und seufzte dann völlig überzogen: „okay. Das kann ich verstehen. Ich mache es nur, weil Du mich ab und zu mit Jenna schlafen läßt“. Schockierte Stille am anderen Ende. „Das war ein Scherz EEvil, nur ein Scherz“. Edmund-Egon-Valentin, den wir alle nur EEvil nannten und der seine künstlerische Laufbahn wie wir anderen eher auf dem zweiten Bildungsweg, dem Weg der Straße, entdeckt hatte, keuchte erleichtert: „Hast du wirklich gedacht, ich würde mit deiner Transen-Freundin schlafen und es dir erzählen?“. Ich lachte ein letztes Mal laut auf und grummelte dann ins Handy: „also gut du Nervensäge. Ich komme. Bin heute Abend dabei. Aber ich bleib nur auf ein paar lobende Worte und einen Absinth“. „Danke, Mann. Du bist ein echter Freund. Nicht so eine Konkurrenzkacke bei Dir. Find ich prima Dio. Vielen Dank!“ Ich nickte und legte auf und schob mir eine reife dunkelrote Kirsche vom Markt frisch aus der Papiertüte in den Mund. Im Grunde hatte EEvil meine volle Unterstützung verdient. Er und Jenna, eine sehr sinnliche junge Frau, die im Körper eines Jungen geboren worden war und sich nach und nach durch die Hormontherapie auch körperlich zu einem weiblichen Wesen hin entwickelte, hatten mich mehr als einmal aus irgend einer dunklen Kaschemme gezogen, als ich im Vollrausch von irgend einer Theke getorkelt war. Vordergründig ging es mir natürlich immer nur darum, neue Models für meine Aktfotografien zu suchen. Warum diese Suche immer besoffen in den Armen fremder Frauen endete, war mir damals egal. Ich wußte, wenn ich nicht mehr konnte, konnte ich immer noch EEvil und Jenna anrufen und die beiden würden schon kommen oder jemand schicken, der sich kümmerte. Von daher war es für mich auch selbstverständlich, dass ich EEvil und seine abstrakte Malerei mitzog, als meine Fotos von einem jungen, aber wie ich später erfahren sollte, extrem erfolgreichen und bekannten YouTube-Sternchen entdeckt und gehypt worden waren. Eines Tages trudelte eine Email von einer gewissen Daphne Rimbling ein. Sie war recht kurz: „Hi Dionysos, hab ein Foto von Dir bei einer Freundin gesehen und bin total begeistert. Ich will unbedingt, dass Du mich auch fotografierst. Ruf mich bitte mal an, um einen Termin zu vereinbaren. Xoxo Daphne Rimbling“. Da ich zu dieser Zeit nichts besseres zu tun hatte und vom Erbe meines verstorbenen Großvaters Hamza-Dionysos mehr als auskömmlich leben konnte rief ich sie am nächsten Tag zurück. Von ihrem schwulen Manager, der den Hörer abnahm, erfuhr ich in einem nicht enden wollenden Monolog, dass Daphne eine der erfolgreichsten Youtuberinnen und Influencer in Deutschland sei und das jetzt die Chance auch für mich bestehen könnte, endlich etwas aus meinem sinnlosen Leben zu machen. Im Schatten von Daphne, die man wirklich, wirklich nur als Naturgewalt, als Genie, als "eine unter Millionen" bezeichnen konnte, so erfolgreich sei sie mit ihren 23 Jahren schon jetzt, würde jedes Unkraut wachsen und zu einer schönen Blume gedeihen können. Er selber habe das am eigenen Leib erlebt. Bevor er in den Dunstkreis von Daphne Rimbling aufgenommen worden sei, sei sein Leben nicht viel Wert gewesen, er selber nur ein Unbekannter, total unsicherer Schwuler voller Angst ein verspießtes Leben als Steuerfachangestellter führen zu müssen. „Kommen Sie aber ja pünktlich Morgen dann zum Termin. Daphne hasst Unpünktlichkeit“ herrschte er mir noch entgegen, als wir uns verabschiedeten. Ich hatte eingewilligt einen ersten Kennenlerntermin in der Villa der Influencerin in Berlin wahrzunehmen. Daphne, so erklärte mir ihr Manager, wolle immer gerne schnell die Dinge erledigt haben und um den Job für das Fotoshooting zu bekommen, müsste ich schon morgen in Berlin auf der Matte stehen. Eigentlich hatte ich ganz andere Pläne, denn morgen war der erste Samstag im Monat und zu dieser Zeit lud ich immer eine Gruppe ähnlich erfolgloser Junggesellen, die ich teilweise noch aus der Schule und dem Studium kannte, in meine Porzer WG ein, denn am ersten Samstag eines jeden Monats tagten schon seit Urzeiten „die Herren des ominösen Samstag“, verbrachten den Abend mit Wein, Musik, guter Salami und französischem Käse und immer einem Thema, das sich der Teilnehmer, der gerade an der Reihe war, aussuchen konnte. Morgen war ich eigentlich an der Reihe gewesen und mein Thema hätte „die Zeit“ gelautet. Aufgrund der Verpflichtungen unserer Mitglieder hatten die Herren vom ominösen Samstag natürlich eine Regelung für solche Kollisionsprobleme. Diese wurde auch in meinem Fall angewendet und so würde die Runde dieses Mal ohne mich tagen. Vermutlich hatten sie sich bereits zum gemeinsamen Kochen getroffen, als ich samstags morgens in den Zug nach Berlin gestiegen war. Sodann begann ich zunächst einmal meine Auftraggeberin zu recherchieren. Zunächst hatte Ich bei ihrem Künstlernamen an ein drittklassiges Pornosternchen gedacht. Schnell wurde mir aber klar, dass Frau Rimbling mit ihren gerade einmal 22 oder 23 Jahren schon ein kleines Imperium aufgebaut hatte: Erfolgreiche Influencerin für Reizwäsche, Aufbau einer Intimenthaarungskosmetiklinie, Investition in Immobilien, ein Blog über Ästhetik, Lust und Luxus. „Interessant“ säuselte ich, während ich mir eine getrocknete Kirsche in den Mund fallen ließ und natürlich witterte ich sofort meine Chance auf einen „Breakthrough“ wie man in der Kunstbranche gerne sagte. Ich selber stammte ja ursprünglich nicht aus der Kunstszene, sondern war eher durch Zufall dort hineingerutscht. Nach dem Studium der Psychologie war mein von mir heiß geliebter Großvater, der Kölner Industrielle Hamza Dionysos von Enno im Alter von 101 Jahren in einem luxuriösen Altersheim gestorben, während er sich von seiner Krankenschwester sprichwörtlich zu Tode reiten ließ. Zu meiner anfänglich größten Freude hatte er mit dem Großteil seines Vermögens, den er bereits zu Lebzeiten in mehrere Stiftungen eingebracht hatte, seinen Lieblingsenkel Dionysos, der ja auch nach ihm benannt worden war, bedacht. Für mich bedeutete das, dass ich nie wieder würde anständig arbeiten müssen, was ich fortan auch nicht mehr tat. Statt dessen begann ich all die Dinge auszuprobieren, die mir einmal als Kind gefallen hatten. Schnell begann ich mich der Fotografie zuzuwenden. Meine Liebe zu allen Körperlichkeiten wies mir dann zielsicher den Weg zur Aktfotografie und hier, unter nackten Leibern alle auf gewisse Weise gleich und auf gewisse Weise einzigartig, fühlte ich mich mit meinem ästhetischen Empfinden angemessen abgegolten. So begann mein Einstieg in das Leben eines wahren Hedonisten. Irgendwann auf dem Weg musste ich -mehr breit als nüchtern- auch die beste Freundin der besagten Influencerin Daphne Rimbling, abgelichtet haben und hatte beiden offenbar so sehr imponiert, dass sich die Freundin nun auch ein Werk des Künstlers wünschte. Zufrieden ließ ich mich im Sitz zurückgleiten und lächelte versonnen aus dem Fenster: Was gab es denn schöneres, als dass ein 22jähriges Mädchen die Kunst eines Mittvierzigjährigen noch so attraktiv fand, dass sie ihn zu sich anreisen ließ, um die Pläne für ein -finanziell nicht gerade günstiges- Projekt zu besprechen. „Der Preis spielt keine Rolle“, hatte mir der schwule Padawan am Ende der Leitung noch zugesäuselt und ich verabschiedete mich mit einem gekonnt-diskreten: „selbstverständlich“. Ich nahm die S-Bahn nach Zehlendorf und stand bald schon vor der durchaus beeindruckenden Villa der Influencerin. „Hi, ich bin Daphne. Cool, dass das du kommen konntest. Wir können doch DU sagen ?“ „Klar, ich bin Dionysos“ „Krasser Name. Ist das Rumänisch ?“ „Griechisch“, sagte ich „Voll krass. Ich kam nur drauf, weil wir rumänische Gärtner hier beschäftigt haben. Kommst du denn aus Rumänien ?“ „Nein. Aus Köln“ „Cool. In Köln war ich schon ein paar Mal zu Drehs. Ne krass gechillte Stadt.“ Ich musste lachen Wir ließen uns in ihrem Wohnzimmer nieder und sie kam auch recht schnell zur Sache, wie man es von einer umtriebigen, erfahrenen Geschäftsfrau erwartet hätte und nicht von einem Twen. „Du ich muss dir was gestehen. Ich steh voll auf deine Kunst, auf die Fotos die du von Zoe und ihrem Ochsenfrosch Twiggy gemacht hast.. Oder sagt man da jetzt Ochsenfröschin.. hmm…egal jedenfalls die sind so.. so ..gechillt.. ne nicht gechillt.. die sind irgendwie weird.. ein bisschen cringe auch.. total intensiv… MEGA intensiv! Ich will dass du mich auch fotografierst ! Hier“ und dabei zeigte sie auf eine große schneeweiße Wand: „..hier will ich das Foto aufhängen: ich seh den Rahmen schon vor mir. Mega! Knallrot ! Ne Kussmundrot! Da kommt so eine Ausstrahlung rüber von deinem Foto. Sowas will ich auch. Das ist so eine Ausstrahlung.. so…Alive!“ „Alive?“ fragte ich „Alive.. Ja klar.. lebendig. Mega Alive! Auf dem Fotos sieht selbst Twiggy aus wie eine frisch geschlüpfte Froschgöttin“ „Hmm“ machte ich: „so ein großes Foto braucht viel Arbeit, viel Geduld, viel Hingabe“ Sie nickte und steckte sich eine Zigarette an und hielt mir die Packung hin Ich schüttelte den Kopf: „Nein danke.. hab schon lange aufgehört“. „Hingabe kann ich“, kicherte sie neckisch, warf den Kopf zurück und blies einen kleinen Kringel in die Luft, als es plötzlich an der Tür klopfte. Sie warf den Kopf wieder nach vorne und protestierte sichtlich: "Echt jetzt ? Oh mann Louis, ich hatte dir doch gesagt keine Störung! Ich arbeite hier mit einem Künstler an meinem Im.." Das letzte Wort blieb ihr sichtlich im Halse stecken, als die Tür sich öffnete und ein furchtbar nervöser Assistent mit erhobenen Händen voran das Zimmer betrat gefolgt von drei vermummten Gestalten, die allesamt Helmut Kohl Masken trugen. Der größte der Vermummten hielt eine Pistole geradewegs in den Rücken des sichtlich verstörten Assistenten während die anderen beiden sich etwas unbeholfen umschauten. Dann endlich sprach einer von ihnen und es hörte sich so an, als habe er sich vorher einen Tischtennisball in den Mund gestopft. Die Dämpfung durch die Maske machte die ganze Sentenz ungewollt komisch, fast schon lächerlich als er tatsächlich sagte: "Dach icht kein Überchall. Dach icht eine Geichelnahme. Kleiben Chie ruhig, kann chird ihnen nixxts Kekehen."
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