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  1. Carolus

    Über Liebe zu einer Rose

    Über Liebe zu einer Rose Willst du eine Rose - dir zu eigen - rasch und grob umfassen, wird sie dich von Stund an hassen, wird mit Dornenschärfe, sich des Peinigers erwehren. Statt unwillkommenem Begehren sinnvoller scheint, auf Augenhöhe der Liebenswerten zu begegnen, zart über ihre Blütenblätter streichen, darin ein Zauberduft fast ohnegleichen. Sobald ihr Herz sich weitet, der Blüten herrlichste sie kleidet. Male dieses stille Leben mit allen Sinnen auf eine Leinwand deiner Seele, damit in trüber Zeit ihr Bildnis dir nicht fehle.
  2. Das Tagebuch des Doktor Vesalius Dieses Buch beginne ich am 1. Mai, im Jahre des Herrn 1538. Mein Name ist Andreas Vesal und ich wurde am 31. Dezember 1514 in Brüssel geboren. Mein Vater war Leibapotheker, am Kaiserhof, Karls des V, in Flandern. Ich studierte 1530 alte Sprachen und Wissenschaften, um dann in das Fach der Medizin zu wechseln. Ging 1533 nach Paris und wurde dort von der strikten Befolgung Galens medizinischer Bücher und der an der Wirklichkeit vorbeigehenden Ausbildung enttäuscht. Deshalb verließ ich Frankreich 1536 und entwickle seither das Konzept einer tatsächlichen Anatomie des menschlichen Körpers. Ich hoffe in Italien meinem Ziel näherzukommen, als in den anderen unwissenden Ländern. Nun bitte ich euch, mich in Zukunft Doktor Vesalius zu nennen. 1. Mai Ich bin nun seit einigen Tagen, auf dem Schiff. Sie nennen es Hope. Hoffnung. Nichts könnte weiter von der Wirklichkeit entfernt sein. Ein klappriges, altersschwaches Gefährt das uns sicher über das Meer nach Italien bringen soll. Habe bei der Abfahrt einen, zur Mitfahrt gepressten Bauernlümmel beobachtet. Er hatte heimlich einen Hasen mit an Bord gebracht. Das war strengstens Verboten und brachte Unglück. Selbst das Wort Hase durfte man nicht verwenden. Alle Seeleute nannten es nur: Das langohrige Monster, dessen Namen wir nicht nennen dürfen. Hoffentlich ist das kein schlechtes Omen. Wir sind auf dem Weg nach Padua. Das Leben auf dem Schiff ist grauenvoll. Ich teile mir, mit dem Botaniker Alan Frey eine Kabine. Er ist ein ungehobelter kleiner Wicht. 1,59 groß, mit grauen, stoppeligen Haaren und ebensolchen Bart. Zu lange, affenartige Arme und zu kurze Beine, die in holländischen Holzschuhen stecken. Zieht er sie aus, was er so oft wie möglich tut, sehen wir alle seine ungepflegten Füße, mit den langen Nägeln, die über den Kajüten Boden schnarren. Jeden Abend redet er stundenlang auf mich ein, um mich von der Göttlichkeit seiner Pflanzen zu überzeugen. Dieser Narr, ist ein nervender und langweiliger Zeitgenosse und macht mir die Zeit auf diesem Kahn zur Hölle. Gott schickte dem Pharao 10 Plagen, um Moses bei dem Auszug der Israeliten zu helfen. Frey ist die 11. und die Schlimmste. Wenn es einen Gott gibt, scheint er mich zu prüfen. Doch auch meine Leidensfähigkeit hat ihre Grenzen. Vielleicht könnte er eines Abends einfach über Bord fallen. Die Dankbarkeit der Offiziere, wäre mir gewiss sicher. Habe mich, aufgrund eines schlechten Lammspießes, dreimal übergeben und dabei mein bestes Hemd ruiniert. Alan meinte daraufhin, er würde mir eins von seinen überlassen. Verzichtete, da sein Schneider sie ganz fürchterlich zusammengefügt hatte. In Brighton – England, gab es offensichtlich nur Deppen. Ich kann nicht verstehen, warum bestimmte Berufsgruppen, so viele Stümper aufweisen. Meine eingeschlossen. Es gibt mehr schlechte, als gute Chirurgen. Muss beim Wasser lassen an Maria denken. Sie war unsere Magd und ich habe ihr immer heimlich beim Waschen zugesehen. Sie war auch die Erste. Maria wies mich in die Liebe ein. Ihre stämmige, reichliche Figur und ihre weichen Formen gaben mir Sicherheit und das Gefühl alles richtig zu machen. 7. Mai Haben gestern, beim Kapitänsdinner, über das Leben und die Fortpflanzung der Frösche gesprochen. Ich sagte, das sie es sehr viel leichter hätten, als wir Menschen, da sie die ganze Gefühlsduselei überspringen würden, um gleich zur Sache zu kommen. Der Erste und der zweite Offizier schlossen sich meiner Meinung an. Doch Alan überzeugte den Kapitän, das Gott ja für die Liebe gesorgt hätte und deshalb auch unentbehrlich für die Partnerwahl wäre. Das, war dann wohl auch der Grund, weshalb Mr. Frey kurz vor der Abfahrt noch ins Hurenhaus ging und sich bei einer der Damen einen Tripper holte. Würde mich nicht wundern, wenn diese Erkrankung, bei ihm zu Wahnsinn führen würde. Naja schlimmer, als jetzt kann es wohl nicht werden. 8. Mai Die Matrosen sind sehr unzufrieden. Im Fleisch befinden sich fingerdicke Maden und der Schiffszwieback hat eine weiß-blaue, schimmelige Färbung angenommen. Einige Seeleute haben Furunkel so groß wie Hühnereier auf ihrem Körper. Ich schneide sie auf, um ihnen etwas Linderung zu schaffen. Der beißende Geruch unter Deck ist nicht zu ertragen. Es riecht nach Meuterei auf dem Schiff. Versuche, die ein oder andere Mahlzeit, mit dem größten Maulhelden zu teilen, um mein Leben zu retten, wenn es zum Äußersten kommen sollte. Heute Morgen gab es eine Bestrafung durch den ersten Offizier, Herrn Fisterdahle. Er ist ein fetter, dummer Mann, dem die Gefühle und Meinungen anderer nicht interessieren. Seine gelben Augen sehen sonderbar aus. Er schwitzt sehr stark und trinkt übermäßig viel. Obwohl das kein Hinweis auf eine exotische Krankheit ist, denke ich, das ihn das Gelbfieber erwischt hat. Er stand an Deck, wie der Teufel persönlich. Ein Lächeln und Glitzern war in seinem Gesicht zu sehen. Die Haut des Matrosen, wurde durch die neunschwänzige Katze aufgerissen. Nur, weil sich der Bauernlümmel Hamilton klares Wasser zum Trinken holen wollte, bekommt er jetzt die harte Hand des Herrn Fisterdahle zu spüren. Ohne Gnade sausen die Lederriemen auf den aufgeplatzten, roten Leib des Leichtmatrosen herunter. Anfangs schreit er noch. Doch dann sinkt er in eine gnädige Bewusstlosigkeit. Der Kapitän erklärte mir, die Auspeitschung sei notwendig, um die Disziplin aufrecht zu erhalten. Armer, armer Hamilton. Freue mich auf das Abendessen. Es gibt Schweinebauch. 10. Mai Stürmische See. Verloren zwei Beiboote, die nicht richtig vertäut waren. Der Kapitän wütete und schlug dem Smutje ein Auge aus. Wer soll uns jetzt das Essen kochen? Oh, dieser vermaledeite Kahn. 15. Mai Fünf Tage in einem Sturm gewesen. Zwei Mann über Bord gegangen. Ich bete für die armen Seelen. Josh Percussion, der Bootsmann, sagte, das Schiff sei verflucht und erst, wenn es eine Gabe für das Meer gäbe, würde Gott uns wieder gnädig sein. Ich meinte, zwei wären doch schon bei ihm. Da antwortete er, die sind in der Hölle, weil sie kleine Kinder gefressen hätten. Die gelten nicht. Dann lachte er sein Zahnloses Lachen. Im Flüsterton sprach er weiter: „Es muss eine Gabe für das Meer geben, sonst sind wir verloren. Denkt an meine Worte Meister Vesalius.“ Es lief mir kalt den Rücken runter und ich bekreuzigte mich vorsichtshalber dreimal und rieb an meiner Hasenpfote. 16. Mai Habe heute Morgen meine Haare gekämmt und bemerkte zwei Graue. Habe sie sofort herausgerissen. Endet die Mühsal denn nie. 17. Mai Das Fock knallte am Nachmittag herunter und begrub zwei Matrosen unter sich. Einer starb, unter furchtbaren Schmerzen, an einem eingedrückten Brustkorb. Wenn der Schwund der Mannschaft so weitergeht, müssen wir bald selbst die Segel hissen. Der Kapitän lud am Abend zum Dinner und erbrach sich auf dem Teller von Frey. Empfand Schadenfreude und lachte mir ins Fäustchen. 18. Mai Habe heute zwei Leichtmatrosen, die eine Ratte fingen und ihr mit einem Totschläger das Lebenslicht ausbliesen, beobachtet. Sie schlugen ihr den Kopf ab, zogen das Fell vom Leib und befreiten sie von den Innereien. Dann überredeten sie den Koch sie zu braten und aßen, voller Lust, das Fleisch des Nagetiers und ließen nur die Knochen übrig. So müsste man auch das Fleisch der Menschen von ihren Knochen schaben, um das komplette Skelett erkennen zu können. Was, wäre das für ein Gewinn für die Medizin und die der Menschen. Natürlich dürfte man keine rechtschaffenen Menschen dafür töten. 19. Mai Auch heute beseelt mich die Idee ein komplettes menschliches Skelett zu erschaffen und die Lügen und Unwahrheiten des Arztes Galen aus der Welt der Medizin zu verdammen. Dieser Trottel und auch heute viele meiner Kollegen, glauben tatsächlich immer noch an die vier Säfte Leere. Blut – Schleim – gelbe Galle – schwarze Galle. Diesem ordnen sie alles unter und übersehen die tatsächlichen gründe menschlicher Krankheit. 20. Mai Habe heute mit dem Schiffsarzt gesprochen. Der meinte das Kolumbus einen neuen Kontinent entdeckt habe und das sie ihn wohl Amerika nennen werden. Nach einem gewissen Amerigo Vespucci. Angeblich waren es sogar zwei Kontinente. Und zwar Nord- und Südamerika. Aber vielleicht ist es doch nur Indien, wie Kolumbus sagte. Nun ja. Es wird viel geredet. 1492 war ohnehin das Jahr der Dummköpfe. Gut möglich das der Arzt sich auch nur wichtig machen will. Vom Heilen versteht er jedenfalls nichts. Nur vom Saufen. Hatte drei Tage keinen Stuhlgang und fühle mich aufgebläht und schwer. 22. Mai Endlich wieder Stuhlgang. Das Leben ist wundervoll und sonnig. 23. Mai Der Schiffsarzt ist heute bei ruhiger See über Bord gefallen und ertrunken. Keiner hat ihm eine Träne nachgeweint. Er war ein stinkender Trunkenbold und hat sich hauptsächlich um sein Hobby und seine Käfersammlung gekümmert. Er sagte mir mal in einer stillen Minute, das er glaube die Arten seien nicht von Gott geschaffen, sondern hätten sich über eine lange Zeit entwickelt. Was für ein Narr. 30. Mai Ein Matrose hat sich den Arm, bis auf den Knochen aufgerissen. Es ist eine schwere Verletzung, aber solange sie nicht eitrig wird und der Wundbrand hineinfährt, hat er gute Chancen seinen Arm zu behalten und zu überleben. Sein Name ist Françoise Hardy. Ein aufgeweckter junger Mann mit blauen Augen. In Paris geboren. Er wurde von der Mutter, an der Abtei in Cluny vor der Tür abgelegt und dort von den Mönchen aufgezogen. Von kräftiger Figur und wachen Verstand ist er mir schon oft zur Hand gegangen. Er ist bei jedermann beliebt und alle beten für ihn. Ich werde alles tun, um ihn am Leben zu erhalten. 6. Juni Nach schwerem Fieber ist Françoise auf dem Weg der Besserung. Haben heute das letzte genießbare Fleisch gegessen. Nun müssen wir das gleiche Nahrung zu uns nehmen, wie der Rest der Mannschaft. Ekelhaft. Hoffentlich landen wir bald an, sonst befürchte ich schlimme Dinge. 11. Juni Einige der Männer leiden furchtbar. Sie sind sehr schwach, die Zähne fallen ihnen aus und sie erbrechen sich. Habe von dieser Krankheit gehört. Skorbut. Weiß, aber nicht, wie sie zu behandeln ist. 18. Juni Sind an einer Insel vor Anker gegangen und wurden mit Pfeilen empfangen. Zwei Mann tot. Sechs Insulaner erschossen und erschlagen. Endlich frisches Wasser und Obst. Die Leute an Bord haben sich aufgrund dessen schnell wieder erholt. Erkenne das die Krankheit mit fehlendem Obst und sauberen Wasser zusammenhängt. 30. Juni Ankunft in Padua. Ich habe Françoise in meine Dienste genommen. Er weicht mir nicht von der Seite und ist in vielen Belangen meines Lebens eine große Stütze. Sowohl in meinen medizinischen Studien, als auch in der Herrichtung meines Zimmers. Er schläft auf dem Boden vor meinem Bett. Der Sicherheit wegen, wie er meint. 30. Juni Nicolo Branduardi, der Gouverneur von Padua, lud uns zu einem Fest in seine Villa. Ein prachtvoller Bau, mit erlesenen Weinen und wertvollen Möbeln. Er erzählte mir von seiner Geliebten und das sie allerlei erotische Spielereien aus Frankreich mitgebracht hätte. Mehr, wollte er mir nicht sagen. Ich dachte ein weiteres mal an meine Magd Maria. Nicolo besitzt auch einen Zwerg, der für kurzweilige Späße sorgte, wenn wir an der reich gedeckten Tafel speisten. Ein lustiger kleiner Mohr mit langen schwarzen Haaren. Ich hatte starke Blähungen, die ich einem Diener unterschub, die Zuhauf für kühle Luft, durch das Bewegen eines großen Fächers sorgten. Um Mitternacht traf Gräfin Maritza ein. Eine wunderschöne Frau, mit einer liebreizenden Gestalt. Wir unterhielten uns über Gutenberg, welcher die beweglichen Lettern zum drucken von Büchern erfand. Ich sagte, das dies bereits im 11. Jahrhundert die Chinesen erfunden hätten. Darauf hin meinte die Gräfin: Wer auch immer sie erfunden hat, gehört ans Kreuz genagelt, denn zu viel Wissen für das gemeine Volk sei schädlich für den Adel und die Ruhe im Land. Das führe zu Aufständen, mit dem Ruf nach besseren Lebensumständen. Doch der Pöbel brauche die Peitsche und nicht mehr Stimmrecht. Ich empfand tiefe Verachtung, für dieses Begahren und diese Frau. Dennoch vergnügten wir uns einige Minuten später aufs allerköstlichste in einem Separee. Ihre Haut war weiß wie Schnee und die Spalte in die ich hineinstieß, haarlos. Das hatte ich nie zuvor gesehen, aber es gefiel mir. Später nahm ich das Thema des Volkes noch mal auf und meinte: „Panem et circenses. Brot und Zirkusspiele.“ Sie lachte und sagte ich sei ein Holzkopf. Dann zeigte sie mir was sie in Frankreich gelernt hatte. 1. Juli Heute Morgen sprach ich mit Nicolo über meinen Wunsch, mehr über den menschlichen Körper zu erfahren. Er sicherte mir ein paar Leichen zu, indem er einige Begnadigungen rückgängig machte und die Gehängte bereits am Nachmittag zukommen ließ. Einen Mann, der Brot für seine sieben jährige Tochter stahl. Einen Priester der sich an einem Jungen vergangen hatte. Störte sonst eigentlich keinen, aber es war der Sohn von Nicolo, und eine Hure, die ein Freier angezeigt hatte, weil sie ihn bestohlen hatte. Welch ein großer Tag für mich und die Wissenschaft. Ich verbrachte zwei Tage in meinem Laboratorium und war der glücklichste Mensch auf Erden. Françoise musste sich nur zweimal übergeben. Einmal, als ich den Brustkorb öffnete und beim Zweiten mal, als ich sagte er solle mal kurz das Herz halten. 5. Juli Habe viel gearbeitet und geschrieben. Der Entschluss, über den Knochenaufbau des Menschen eine anatomische Studie zu verfassen, weckt alle Lebensgeister in mir. Habe seit drei Tagen nicht geschlafen. Manchmal, des Nachts, sehe ich kleine Gnome durch die Gänge huschen. Sie halten Fackeln in ihren winzigen Händen. Wenn ich nicht wüsste, das es der Schlafentzug ist, würde ich meinen, das der Wahnsinn nach mir greift. Denke gerade an Kolumbus und die armen Wilden. Es sollen ja schon viele umgekommen sein. Spanien hat es reich gemacht. Gold fließt in Hülle und Fülle ins Land. Die Gräfin nervt mich mit anzüglichen Briefen, die ich allesamt verbrenne. 11. Juli Es ist sehr heiß. Ich wechsle meine Kleidung alle zwei Stunden. Trotzdem fühle ich mich durch die Hitze äußerst unwohl. Am Abend lasse ich mich von Gabriele, der Hausdame, mit Zitronensaft abreiben. Danach gibt sie mir eine französische Kostprobe. Dies hat sie bei der Gräfin Maritza gesehen. Daran könnte ich ich gewöhnen. Das gewaltige Hinterteil der Gräfin passt so garnicht zu dem grazilen Rest ihres Körper. Dennoch empfinde ich es als sehr erregend sie, beim Waschen zu beobachten. Habe Gabriele freigegeben, um ihren Bruder zu besuchen, der im Sterben liegt. Vielleicht überlässt sie ihn mir danach für meine Studien 12. Juli Ich brauche neue Leichen, um meine Studien fortzusetzen. Habe, so lange es möglich war, an der alten Ware gearbeitet, doch irgendwann fingen sie an zu faulen und zu stinken. Der Barbier, bei dem ich mich rasieren lasse, kennt einen gewissen John Bishop, einen Leichenräuber. Sicher, es ist nicht billig, aber ich muss es tun. Um der Wahrheit willen. Werde, also erst mal nicht zu den Huren gehen können und es mir, zwangsweise, von meiner Hausdame Gabrielle besorgen lassen. Sie ist nicht sehr schön, aber darauf kann und will ich jetzt keine Rücksicht nehmen. Ihren Bruder hat sie mir nicht überlassen. Werde ihr wohl für diese Frechheit den Lohn kürzen müssen. 13. Juli John Bishop hat mir wunderschöne Leichen geliefert. Sie weisen kaum Gebrauchsspuren auf und machen einen neuen Eindruck. Italien ist wirklich eine Reise wert. Die Sitten und Gebräuche dieser Stadt sind sehr modern. Françoise hat sich zu einem bemerkenswerten Assistenten entwickelt. Das Blut und die weichen Organe machen ihm nichts mehr aus. Seine Zeichnungen sind sehr detailliert. Ich muss ihn ein bisschen bremsen, sonst überflügelt er mich noch. Denke an die Amputation seiner rechten Hand. 16. Juli Die Leichen verwesen, aufgrund der Hitze, rascher als ich sie bearbeiten kann. Ich brauche schnelleren Nachschub. Habe schon mit Bishop gesprochen. Er hat einen zweiten Mann angeheuert. Den Cousin seiner Frau. Thomas Williams. Ein ekelhafter, kleiner Mann mit dreckigen Haaren. Seine Augen irritieren mich. Sie stehen niemals still. Lese gerade einen Bericht über Cortés. Dieser miese Eroberer hat die Kultur der Azteken in Südamerika erobert und wird ihre Kultur sicher zerstören. Schade. Was könnte ich in diesem Land alles für die Medizin erreichen. In einem Teil der Stadt ist die Pest ausgebrochen. Der Bezirk wurde abgeriegelt. Keiner darf hinein und keiner heraus. Ich hoffe, das sich alle daran halten und uns nicht mit dieser Arme Leute Krankheit behelligen. Der Wein ist uns ausgegangen und die nächste Lieferung erfolg erst am Donnerstag. Was für ein Unglück. Soll ich etwa Wasser trinken? 21. Juli Bin ein wenig beunruhigt, das die gebrachten Leichen, von Bishop, noch warm sind. Ich habe mit meinem Freund, den Gouverneur, darüber gesprochen und er hat beide Leichenräuber des Mordes überführt. So eine Schande, jetzt muss ich mir neue Lieferanten suchen. Habe ich nicht schon genug andere Probleme? Am Montag ist die Hinrichtung von Bishop und Williams. Ich werde mit Gräfin Maritza hingehen und danach ein wenig mit ihr feiern, denn ich habe immer noch kein Geld für die Huren. Werde vielleicht Françoise verkaufen müssen, um meine Studien weiterführen zu können. 25. Juli Die Pest hat sich weiter ausgebreitet. Der Adel und die Oberen ziehen aufs Land. Gräfin Maritza hat Gefallen an mir und Françoise gefunden und nimmt mich mit auf ihr Gut. Also muss ich ihn doch nicht verkaufen. So hat die Pest doch noch etwas Gutes. Ich brauche dringend neue Beinkleider und Hemden. Meine sind verschlissen und alt. 27. Juli Die Gräfin nervt alle mit ihrer bloßen Anwesenheit. Und mich besonders. Habe noch nie so viel Dummheit auf einen Haufen gesehen. Mir wird schon übel, wenn ich nur ihren Gang im Hause höre. Diesen schlurfenden, törichten, nichtsnutzigen Gang. Was hat diese Frau in ihrem Leben geleistet? Was hat sie beigesteuert? Nichts. Sie atmet anderen die Luft weg. Unnütz! Unnütz! Unnütz! 28. Juli Fühle mich wie ein Gefangener auf dem Gut der Gräfin. Das Schlimmste ist, das sie glaubt ich wäre ihr zugetan, dabei geht es nur darum mein Leben und das von Françoise zu retten. Die Pest wütet weiterhin in Padua und hat tausende Opfer gekostet. Meine neuen Beinkleider sind heute fertig geworden und stehen mir ausgezeichnet. Heute Abend spielen wir Karten und ich hoffe, ein hübsches Sümmchen für mich herauszuholen. 29. Juli Habe gestern Abend alles verloren, was ich hatte und noch mehr. Die Gräfin hat für mich gebürgt. Ich wäre sonst wohl in den Schuldenturm gekommen. Stehe nun in ihrer Schuld. Werde wohl in den nächsten Nächten, bei ihr liegen müssen und ihr beischlafen. Mittlerweile empfinde ich großen Hass und die Kehle schnürt sich mir zu, wenn sie in meiner Nähe ist. Ich weiß nicht wie lange ich das noch aushalte. Habe ein paar Tropfen der Alraune zu mir genommen, um diese Abscheu und das triste Leben ein wenig zu vergessen. Fühlte mich leicht und ungezwungen. Muss vorsichtig im Umgang mit der Droge sein. 6. August Ich habe nun jeden Tag die Leichtigkeit genossen und leide an furchtbaren Kopf und Gliederschmerzen, wenn ich sie nicht zu mir nehme. Oh Himmel hilf mir!!! Was bin ich für ein Narr, zu glauben, ich könnte mich über die Natur erheben. 7. August Hatten heute Besuch vom Gouverneur. Er sah schrecklich bleich aus. Später stellte sich heraus, das er die Pest hat. Alle erschraken fürchterlich und in ihrer Todes angst, warfen sie ihn von der Klippe ins tosende Meer. Nun ist es also soweit. Die Angst regiert. Und die alten Werte und die alte Ordnung gilt nichts mehr. Françoise und ich flohen auf gestohlen Pferden nach Rubano. Dort wurden wir von Wegelagerern überfallen. Da wir nichts, als die Pferde besaßen, nahmen sie uns diese. Sie stahlen uns die gestohlenen Pferde. Welche Ironie. Den Rest mussten wir zu Fuß gehen. Wir litten Durst und unsere Zungen schwollen in der Mittagshitze an. 8. August Ich sitze im Gras unter einem Apfelbaum und denke an meine Mutter. Ich weiß auch nicht warum. Ich muss weinen und spüre ihre liebe Hand an meiner Wange und höre ihre zärtlichen Worte die mir Mut machen. Die mir klar machen, nicht aufzugeben, egal wie schwierig es auch ist. Mein treuer Freund Françoise ist von mir gegangen. Er fiel in eine Felsspalte und brach sich das Genick. Schade das ich mein chirurgisches Besteck nicht dabei habe. Hätte ihn gern seziert, um mir seine Sehnen und Muskeln anzuschauen. Wie wohl sein Gehirn aussieht. Vielleicht doch anders, als bei Mördern und Huren, da er von schneller Auffassungsgabe und reinen Herzens war. 28. Oktober Es ist viel Zeit seit meinem letzten Eintrag vergangen. Ich erkrankte an der Pest und genas. Nun lebe ich seit längerem bei einer armen Bauernfamilie. Ich versuche es ihnen zu vergelten, indem ich ihre kleinen und größeren Wehwechen heile. Gestern rettete ich ihrer neunjährigen Tochter das Leben. Vorgestern ihrem Hahn. Er hatte sich in einer Schlinge verfangen und lag, halb erdrosselt, neben dem Misthaufen. Am Abend gab es Hähnchen. Das war lecker. 29. Oktober Kann nun endlich meine Studien beenden. Gut das ich meine Aufzeichnungen gerettet habe. Erfahre gerade, das die Gräfin gestorben ist. Der schwarze Tod hat sie geholt. Habe mir in der Scheune ein kleines Studierzimmer eingerichtet und mit dem Pfarrer, für ein paar Goldstücke, die ich mir seinerzeit von der Gräfin lieh, ein paar Sünder besorgen lassen. Die Leiber lagen, steif gefroren, auf dem Tisch neben mir und es dauerte einige Zeit, bis sie aufgetaut waren. Die Haut und das Fleisch ließen sich dann aber gut durchtrennen. Aufgrund der Kälte halten die Leichen länger durch und ich hoffe, bis zum Ende des Jahres mein Projekt abschließen zu könne. Zum Wohle der Menschheit und meiner eigenen Person. 6. Dezember Bin zurück in Padua. Viele Menschen sind tot. De humani corporis fabrica libri septem. Mein erstes Buch, über die Anatomie, ist fertig. November 2019 von Axel Bruss
  3. An der Klappe... Hastet schnell. Will es geben. Kann so keine Zukunft leben. Ist verzweifelt. Hält es fest. Gibt es aus dem kleinen Nest. An der Klappe steht sie da. Tränen fließen. Geht ihr nah. Bernd Tunn -Tetje
  4. Ich habe versäumt: Dich zu achten. Dich zu umarmen. Dich zu ehren. Dich zu bedenken. Dich zu betrauern... Mutter! Bernd Tunn - Tetje
  5. Quasar

    Einfach so

    Lass uns einfach so zur Sonne fliegen und uns einfach so eine Wünschelrute biegen. Wenn es dunkel wird die Sterne einfach so zählen und uns einen bestimmten auszuwählen. Das eine oder andere Licht anzuklicken, völlig frei und angstlos in die Zukunft blicken. Und das alles einfach so. © Quasar (11.01.2021)
  6. Trixi und die sechs Eisbären Das neue Jahr hatte begonnen und der Himmel hing voller Geigen. Die Liebe war ins Nebenhaus, in Form einer Norfolk Terrier Hündin, eingezogen. Ihr seidiges Fell glänzte rötlich in der Sonne. Ihr lieblicher Blick schaute gedankenverloren in unsere Welt und sie war das Schönste, was ich je gesehen habe. Ich war ihr sofort verfallen. Natürlich völlig unerreichbar. Weiter weg, als der Mond. Also konzentrierte ich mich wieder auf die wesentlichen Dinge. Die Sonne ging auf und mein Kauknochen, für saubere Reißzähne, schrabbelte in meinem Maul hin und her. Der Sabber tropfte auf den Teppich und Timmy`s Mama würde sicher wieder mit mir meckern, ob ich nicht im Flur meine Zahnhygiene ausführen und dort das Linoleum vollschleimen könnte? Aber darauf konnte ich jetzt keine Rücksicht nehmen! Wer will schon zum Mond, mit Fleischresten zwischen den Beißerchen? Dann dachte ich wieder: So eine kleine Liebelei mit der Nachbarin würde ja auch meine Bereitschaft, heil zurückzukommen, ins Unermessliche steigern und wäre für alle zukünftigen Mondfahrten unverzichtbar. Gut, das ich so schlau war. Also doch erst mal zu meiner großen Liebe. Schnell noch das Fell sauber schlecken und die Krallen an der elektrischen Schuhbürste polieren. Ich wollte schließlich einen exzellenten Eindruck bei ihr hinterlassen. Wo war Timmy, wenn man ihn brauchte? Mein Rücken musste unbedingt gebürstet werden. Wie sollte ich jemals eine feste Freundin finden, wenn mir niemand das Fell bürstete? Boah, war ich genervt. Musste wieder runterkommen. Im Wohnzimmer flimmerten gerade die aktuellen Nachrichten von Spock und Co. über den Bildschirm. Ein geleckter Typ, mit blendenden, schneeweißen Zähnen stand in Uniform, auf dem Deck der Enterprise. Seine, in der Mitte gescheitelten Haare glänzten im Neonlicht. Er lächelte eine Frau, mit roten Haaren an und beide Lachten. Das war mega peinlich, aber so ein Mittelscheitel würde mir auch gut stehen. Genau genommen, sogar besser als ihm. Tja. Hatte wirklich alles versucht, meine Haare wachsen zu lassen: Schlammbäder. Sonnenschein. Beten. Keine Chance! Dann griff ich auf zusätzliche Mittel zurück, die ich im Bad fand. Profolan für die innere Anwendung und Regaine für die Äußere. Der Papa von Timmy haute sich alles auf die Glatze was nach Matte aussah. Er wollte so lange Haare, wie Günter Netzer in den 70ern. Ja. Gute Idee. Aber, wer zum Teufel war Günter Netzer? „Kümmer dich nicht um solche Sachen, Spiky. Bleib auf dein Ziel fokussiert!“ ,sagte ich zu mir. „Keine Hundedamen und keinen Pelz, der vielleicht auch noch auf dem Boden schleift. Deine Hauptaufgabe ist die Reise zum Mond. Sonst nichts!“ Ok. Das hatte ich geklärt. So. Mal sehen: Rechtzeitig aufstehen. Check! Zahnreinigung. Check! Fellreinigung. Check! Vorher pubsen, um mehr saubere Luft im Raumschiff zu haben. Check! Hugo einen obszönen Pfoten Abdruck schicken. Check! Norbert und Fritz benachrichtigen. Hääääääääääääh. Wo war der Check? Ja spinn` ich? Sollte ich vielleicht alleine fliegen? Ich geriet ein bißchen in Panik. Meine Herren, um 0800 sollte der Start sein. (0800 war Astronauten Sprache und bedeutete 8 Uhr morgens.) Meine Nackenhaare richteten sich im Nacken auf. Also, sie hätten es getan, wenn ein Nacken da gewesen wäre, aber da mein Kopf direkt auf den Schultern lag, hatte ich weder einen Hals noch einen Nacken. Schade. Aber ich hatte einen Spruch, den ich an alle Möpse weitergab: Ein schöner Nacken, kann dich packen und auch runter ziehen, doch wenn du eine Dame bist und der andere Spike, dann warte nicht auf Mike. „Komm zum Wesentlichen. Du lässt dich einfach zu leicht ablenken.“ ,dachte ich. Also, jetzt erst mal zu Norbert und Fritz. Die fand ich nach längerer Suche auf dem Spielplatz in der Wintersonne auf dem Dach der Villa Kunterbunt. „Echt jetzt?“ ,rief ich den beiden Halunken zu. „Was issn?“ ,kam von Nobbi zurück. „Ach nix weiter. Wie wär`s mit `ner Freifahrt zum Mond?“ Sofort waren sie auf den Beinen. Selbst Fritz der immer auf Garfield machte trabte heran und lächelte. „Sag mal Spike. Müssen wir nicht irgendwelche Anzüge tragen, wenn wir auf dem Mond rumspazieren?“ „Quatsch. Das ist nur was für Looser. Wir sind schließlich Helden.“ ,meinte ich. „Oh. Klar. Können wir auch Superhelden Namen haben?“ ,fragte Norbert. „Sicher. Aber ich hab` schon einen. Spike ist der beste Superhelden Name ever.“ ,ließ ich stolz verlauten. „Du hast recht. Dann nenne ich mich nur: Der große, allwissende, gutaussehende, von allen bewunderte Fritz the Cat.“ Kam mir irgendwie bekannt vor, aber ich wollte ihm das bisschen Glück gönnen. Wir liefen zu meinem Kumpel Timmy. Der lag immer noch im Bett und pennte. Ging gar nicht. Also bellte ich ihn erst mal wach. Schlaftrunken zog er sich an und wollte mit mir Gassie gehen. Verzweifelt versuchte ich ihm klarzumachen, das der Raketenstart kurz bevor stand. Boah. Diese Menschen! Voll nervig. Als er es endlich geschnallt hatte sagte er nur: „Raketenstart ist verschoben auf den Nachmittag.“ Naja, typisch. Ich war mal wieder der Letzte der davon erfuhr. An der Informationskette mussten wir unbedingt noch arbeiten. Ok. Wir hatten also noch Zeit. Was machte eigentlich die Norfolk Terrier Hündin im Nebenhaus? Norbert und Fritz trotteten nach Hause. Für Nobbi hieß das, ein Pappkarton unter der Brücke. Fritz der Große, würde sicher neben der Heizung auf seiner Lammfell Decke liegen. Aus dem Nachbarhaus hörte ich laute Musik und eine schräge Stimme die einen Song von Sinatra zersägte. „Say it`s only a paper moon. Sailing over a cardboard sea. But it wouldn`t be make-believe. If you believed in me.“ Schade. Dann, war das Thema, neue Liebe, leider schon erledigt. Für mich als Musikliebhaber, war es unmöglich mit jemandem etwas anzufangen, wenn mein Lieblingssänger auf diese Art und Weise zerstört wurde. Mit hängendem Kopf wollte ich mich gerade auf den Weg zum Fluss machen, um mich dort zu ertränken, als der Körper zu dieser abgründigen Horrorstimme erschien. Ein Mädchen mit Zöpfen, blondem Haar und Sommersprossen, die nach einer Trixi rief, erschien auf der Bildfläche. Erhobenen Hauptes erschien meine, über alles verehrte große Liebe und sagte mit entzückender Stimme. „Ja, Vinnegred. Ich bin auf dem Weg.“ Vinnegred? Das arme Mädchen. Ihre Eltern mussten sie wirklich hassen. Wieso nicht gleich Chantall? In diesem Moment rief sie: „Kommst du raus spielen, Chantall?“ Ok. Alles klar Vinnegd war aus dem Schneider. Den ganzen Schamott würde Chantall, ich kann dich nicht leiden, Tag für Tag abkriegen. Aber Vinne (wie zum Teufel hieß der zweite Teil des Namens? Tu? Pu?) war wirklich ein nettes Mädchen. Sie gab darauf acht, das es ihrer Schwester gut ging. Beim Spielen suchte Chantall sich die beklopptesten Verstecke aus. Sie stand hinter einem dünnen Baum und meinte dort nicht gesehen zu werden. Alter Schwede das konnte sogar Isabell besser und die war auf einem Auge blind und hatte nur drei Beine. Sie sagte immer, sie wäre ein Papillon. Hugo meinte, das käme aus dem französischen und würde Schmetterling bedeuten. Ich hasste es, wenn er auf Schlauberger machte, um die Anderen zu beeindrucken. Isabell war eine äußerst nette und umgängliche Hündin. Sie konnte auf ihren drei Beinen unheimlich schnell laufen. Wir hatten nur ein mal Streit, als ich sie fragte, warum sie so große Ohren hätte. Sie meinte, damit sie meine dämlichen Fragen besser hören könnte. Diese kleinen Biester konnten manchmal so zickig sein. Würde mir mit einem Rüden nie passieren. Wenn wir Meinungsverschiedenheiten hatten, wurde erst mal laut gekläfft und dann gerauft und dann aus einem Wassernapf geschlabbert. Naja, außer, vielleicht mit Hugo. Der war voll nervig. Dackel halt. Der hatte ein Herrchen, das wie Harry Potter aussah. Nur älter. Viel älter. So um die 568. Norbert sagte: Das ginge nicht, weil Menschen höchstens 80 werden und nur manchmal 102. Alles klar. Und wieso heißt es dann immer: Wenn ich so alt werde, wie du aussiehst, erlebe ich noch das nächste Jahrtausend. Tja! Daran sieht man mal wieder das Schäferhunde höchstens was von Schafen verstehen. Also Harry hieß eigentlich Edgar, was die Sache auch nicht erträglicher machte. Diese Schlafmütze ging mit Hugo manchmal zur Jagd. Ich hab den Hugo gefragt, was sie jagen würden. Er sagte: Enten. Alles klar. Hab` mich kugelig gelacht. Jetzt machte der Spinner schon auf Flughund. Vor einiger Zeit lag ich mal so rum und zappte durchs Fernsehprogramm. Da seh´ ich plötzlich Edgar in meiner Liebling TV-Sendung, wie er über Außerirdische und Aliens und so`n Zeug spricht. Ich, also meine Lauscher aufgestellt, denn es war ja, für mich als Astronaut, enorm wichtig zu wissen, wie es da draußen im Weltraum aussah. Leider gab es kurz vorher Reste essen bei Norbert, also bin ich nach 2 Minuten eingeschlafen. Im Traum erschien mir Frank Sinatra. Er stand auf einem Raketentriebwerk und sang: Fly me to the moon, let me play among the stars, let me see what spring is like on Jupiter and Mars. Das war genau der Moment, in dem ich die Musik für mich entdeckte. Und ich fand heraus. wie der Kühlschrank mit den Pfoten zu öffnen war. Das reinste Schlaraffenland. Achtete natürlich darauf, keine Spuren zu hinterlassen. Nach kurzer Zeit hatte ich an den Hüften ganz schön zugelegt. Stand mir aber ganz gut. Machte mich ein bisschen bulliger. Besonders von vorn. Das liebten die Bräute. Wäre Casanova ein Hund gewesen, dann gäbe es nur eine Rasse. Die des Mopses. Wir sind nicht die edelsten, aber wir sind schlau. Nur ließen wir es nicht so raushängen, wie manch anderer. Ich will keine Namen nennen, aber Don Alfredo stand ganz oben. Ein aalglatter Dobermann. Riesig. Gehörte zu einer Vereinigung die dafür sorgte, das das Glücksspiel nicht aus dem Ruder lief. Er war in Italien aufgewachsen. In einer wilden Gegend, die er selbst immer als Zwinger betitelte. Don Alfredo war brutal, aber gleichzeitig wirkte er auch unglaublich traurig. Er hatte was melancholisches um die Augen. Könnten, aber auch Tränensäcke gewesen sein. Seine Gang bestand hauptsächlich aus Streunern. Man musste echt aufpassen, das man diesen Burschen nicht zu nahe kam, sonst rissen die einem glatt den geliebten Kauknochen aus dem Maul. Also, das Glücksspiel bestand hauptsächlich darin, den Metzger in der Wanitzki Straße zu beobachten und darauf zu wetten, welchem Köter er eine Extra Wurst zukommen ließ. Don Alfredo kontrollierte den ganzen Südwesten der Stadt. Natürlich wußte ich nicht wirklich, wo der Südwesten der Stadt war, aber wenn ich Trixi davon erzählen wollte, musste ich schon mit ein paar Details rausrücken. Oh, Trixi. Wie sollte ich dieses wundervolle Wesen bloß ansprechen? Jetzt kam sie heraus. Dieser Blick. Dieser Gang. Majestätisch. Ich war unwürdig sie auch nur anzusehen. Natürlich tat ich es trotzdem und da ich grad` dabei war, haute ich gleich mal einen supercoolen Gruß raus: „Hey Babe. Wir sind Nachbarn. Mein Herrchen heißt Timmy. Ist genauso eine coole Socke wie ich. Bei dir alles locker im Strumpf?“ Wo nahm ich das nur alles nur her? Mann. Ich war so..............so...........? …..........Crash Boom Bang! Und natürlich hat sie sofort entsprechend reagiert. So fast Ladylike. Sie sah mich mit ihren bernsteinfarbenen Augen, die wie tausend Monde funkelten, an und schrie, nicht mehr ganz so Ladylike: „Hast du nicht mehr alle Latten am Zaun, mich so vor meinem Frauchen blöd von der Seite anzuquatschen. Was soll sie denn jetzt von mir denken? Das ich jeden hergelaufenen Penner der Stadt kenne? Und dazu noch einen Mops“ Mir blieb mal wieder nichts erspart. Hätte ich einen Schwanz gehabt, hätte ich ihn eingezogen und wäre wieder unter den Stein gekrochen, aus dem ich mich herausgewagt hatte. Musste mich wieder auf meine eigentliche Aufgabe konzentrieren. Erstmal der Mond. Dann der Rest der Welt. Schlich zu Timmy, um mich für meinen Einsatz zu melden. Der hatte gerade Besuch von Vinnegred, Chantall und Konsorten. Das dürre Ding und der durchtrainierte Typ neben ihnen, waren sicher ihre Eltern. Ich erinnerte mich nicht mehr an alles, was sie sagten. War einfach zu traurig und deprimiert. Es ging wohl, um schöne Nachbarschaft und Kuchen essen. Den konnten sie sich in die Haare schmieren. Wollte mich gerade an der Bagage vorbei drücken, als ich den Blick von Timmy auffing. Gefiel mir überhaupt nicht, wie er Vinnegred ansah. Überhaupt nicht!!! Es war der gleiche Blick, den ich für Trixi hatte. Schrie gleich zu ihm rüber, das es keinen Zweck hätte. Sie würden ihm nur das Herz brechen und dann wie einen alten Hausschuh vergraben. Aber keiner hörte auf mich. Alle lachten und meinten, was ich für ein süßer, lustiger Mops wär. Ok. das brachte jetzt nichts, aber ich würde sie alle im Auge behalten. Ein weiterer Tag, ohne Mondflug ging zu Ende. Was hätte Armstrong wohl gemacht? Er wäre sicher nicht einfach zu seiner Kuscheldecke gegangen, um ein Nickerchen zu machen. Ich war so enttäuscht von Timmy. Der Raumfahrt. Trixi. Edgar. Don Alfredo. Dem Eichhörnchen. Dem Leben. Aber am allermeisten …............... von mir. Sollte ich ein bisschen weinen? Nein. Astronauten weinen nicht. Ich tat`s trotzdem. Mann, war ich ein Weichei. Darüber schlief ich ein. ü Ein paar Stunden später klopfte der nächste Tag an meine schweren Augenlider. Der 2. Januar stolzierte in mein Ereignis freies Leben Vielleicht sollte mein kuscheliger Körper einfach liegen bleiben. Für Heute. Und Morgen. Und Übermorgen. Usw. Nein Spiky. Bewege deine gestählten Muskeln. Du hast dich lange auf diesen Augenblick vorbereitet. Steh auf! Good mornin` starshine. Another day. Another chance. Ich lief in den ersten Stock. Von da hatte ich einen wunderbaren Ausblick in ihr Zimmer. Selbst beim Schlafen sah sie entzückend aus. Sie hatte verschiedenfarbige, winzige Lockenwickler in ihrem Fell. Ihr spitzes Näschen kräuselte sich bei jedem Atemzug, den sie tat. Keine Ahnung, wie lange ich sie beobachtete. Die Sonne ging auf und mein Herz wurde wieder tonnenschwer. Erstmal an den nächsten Baum und dann mal schauen. Das Eichhörnchen erwartete mich schon. Bekam wieder eine Nuß an die Ohren. Ich nahm natürlich sofort die Verfolgung auf und schleifte Timmy hinter mir her. Dieses Fellding hangelte sich von Baum zu Baum. Ich ließ es nicht aus den Augen. Plötzlich lehnte sich dieses dunkeläugige, Nüsse knackende Säugetier so ganz lässig an den Baum und schaute mich superfrech an. Ich dachte ich spinne. „Hello Stranger.“ ,piepste das Ding. Meine Pfoten gingen sofort in die Eisen. „Mein Name ist Schokolade. Ich kann dir helfen. Du scheinst nicht besonders helle zu sein.“ ,piepste das Ding weiter. „Wüßte nicht wie. Außerdem rede ich nicht mit Eichhörnchen.“ ,gab ich zurück. „Machst du doch grade.“ „Mach ich gar nicht.“ „Doch machst du.“ „Nein.“ „Doch.“ „Nein.“ „Doch.“ Hätte nicht viel gefehlt und ich hätte dieses Hörnchen von der Eiche gezogen. Aber durch meine wöchentlichen Yoga Übungen, fand ich sofort meine Mitte und markierte nur meinen Baum. Dann lud ich es zum Knochen kauen, auf neutralem Boden, am Nachmittag ein. Wenn das so weiterlief, würde dieser Tag voll in die Grütze gehen. Auf dem Nachhauseweg trafen wir Isabell. Sie machte an der Ecke Fasanenweg und Elbschlösschen auf traurig und versuchte so ein paar Häppchen zu ergattern. Aufgrund der drei Beine und des fehlenden Auges war das leicht. Wusste nie, wie ich mich ihr gegenüber verhalten sollte. „Hi Isi du siehst blendend aus.“, schrie ich aus lauter Kehle zu ihr rüber.“ „Mann. Du bist wirklich der letzte Penner.“ ,brüllte sie zurück. Jetzt wisst ihr was ich meine. Ich hab`s einfach nicht drauf. Mist. Eisiger Wind durchschnitt die Luft im Vorgarten, wie mit rasiermesserscharfen Rasiermessern. An den Vergleichen musste ich noch arbeiten. Schokolade erwartete mich schon. Er hockte ganz entspannt auf einem verschneiten Ast. „Hi Kumpel.“ ,rief er mir freundschaftlich zu. „Kumpel? Ich glaube du verwechselst da was.“ ,rief ich zurück. „Kein Problem.“ Schokolade kletterte flink, wie ein Wiesel vom Baum und baute sich vor mir auf. „Also. Es ist so. Wir beobachten Don Alfredo und Luigi schon seit geraumer Zeit.“ „Wir?“ „Ja. Wir gehören zu der örtlichen, geheimen Eingreiftruppe. Wir nennen uns die sechs Eisbären.“ „Das heißt, ihr seid sechs Eichhörnchen, die sich die Sechs Eisbären nennen.“ „Du bist ja ein richtiger Blitzmerker.“ „Aber, wäre es nicht sinnvoller, ihr würdet euch gleich die sechs Eichhörnchen nennen?“ „Was verstehst du an dem Wort geheim nicht?“ „Du bist gemein und frech. Und das kann ich gar nicht leiden.“ ,schnauzte ich. Ich machte mich vom Acker. Das brauchte ich wirklich nicht in meinem Leben. Es war schon so kompliziert genug. „Du hast recht. Tut mir leid. Ich schieße manchmal über das Ziel hinaus.“ „Ok. Entschuldigung angenommen. Bin ganz Ohr.“ „Also. Don Alfredo kontrolliert die Stadt und beschränkt das Leben der anderen Tiere. Luigi hängt auch mit drin. Wie, wissen wir noch nicht genau. Aber wir würden es gerne wissen. Und genau da, kommst du ins Spiel.“ „Tja, Freunde. Ich würde euch gerne helfen, aber ich fliege in den nächsten Tagen zum Mond und da wäre es ungünstig, wenn ich was anderes machen würde.“ „Aber hier geht es um ein höheres Ziel. Es geht um die nationale Sicherheit.“ „Ja, das verstehe ich schon, aber jetzt muss ich leider los, das Essen liegt sicher schon im Napf und Timmy wird schnell ungehalten, wenn ich nicht pünktlich zum Fressen erscheine. Also, so long oder Halali oder wie auch immer ihr Geheimagenten euch verabschiedet.“ Und schon machte ich mich aus dem Staub. Ich schlenderte also nach Hause und dachte so über das Geheimagenten Leben nach. Natürlich, wäre es schon irgendwie cool, wenn ich zusätzlich zu meiner Astronauten Laufbahn, noch Spion in meinen Lebenslauf schreiben könnte. Schokolade tippte mir von hinten auf die Schulter. „Schau mal, wir bieten dir freien Zugang zu allen Ressourcen.“ ,bettelte er. „Das heißt.“ „Walnüsse, Haselnüsse, Eicheln, Fichtensamen, Kiefernzapfen, Pilze, Rinde, junge Zweige, Beeren und Obst.“ „Das klingt verlockend. - Für ein Eichhörnchen. Aber Hunde stehen dann doch auf andere Dinge.“ „Mmh. Ok. Das sehe ich ein. Ich kümmer mich drum. Und ich besorg dir ein Date mit Trixi.“ Meine Lauscher stellten sich auf. Trixi? Date? Wie konnte ich da nein sagen? „Ok. Ich bin dabei.“ „Du wirst es nicht bereuen. Ab jetzt gibt es die Instruktionen nur noch über einen hohlen Baum in der Wandergasse.“ „Du kannst schreiben?“ „Kannst du lesen?“ „Nein.“ „Also. Was soll die Frage?“ ,gab Schokolade gereizt von sich. „Naja. Du hast doch gesagt: Instruktionen über...“ „Ja. Ja. Ich weiß was ich gesagt habe. Jedenfalls nichts vom Schreiben.“ „Ok. Aber wie...?“ „Jeden Morgen um 0700 am Baum in der bereits erwähnten Gasse. Alles verstanden?“ „Jaha.“ ,ich verdrehte die Augen und war reichlich genervt. War ja jetzt nicht so schwierig. Wir trennten uns mit einem verschwörerischen Augenzwinkern. Jetzt musste ich aber los. Wo war Timmy eigentlich? Mein Gang war stolz und voller Vorfreude. Ich ging alles noch mal durch. Also, da war dieser Baum und der war hohl. Was war das für ein Baum? Klang gefährlich, wenn der schon hohl war, bestand sicher Bruchgefahr. Galt das Treffen auch bei Sturm? In welcher Straße war es doch gleich? Wie wollte er das Date mit Trixi zustande bringen? War der Baum in der Winterstraße? Oder der Wagendörfer? Aber da gab es keine Bäume. Das war Industriegebiet. Ging es überhaupt um einen hohlen Baum? Oder sagte er hohlen Raum? Wie weit war Timmy eigentlich mit dem Raumschiff? Mann war ich hungrig. Als ich endlich zu Hause war hörte ich wie Timmy und Schrappnel zusammen sprachen, das sich der Start der Rakete noch verzögern würde, wegen Schwierigkeiten im Materialbereich. Na dann. Ab in die Falle, wie es bei uns Kosmonauten hieß. Der Schlaf war traumlos und erholsam. Nach einem ausgiebigen Frühstück aus dem Kühlschrank, bei dem ich wieder sorgsam die Spuren verwischte, machte ich mich auf den Weg zu diesem hohlen Raum in der Wagendörfer. Die Schneeverwehungen machten meinem Körper ein bisschen zu schaffen. Aber schließlich kam ich doch an und zwängte mich durch den Spalt eines Tores in diesen hohlen Raum. Sofort erkannte ich einige Stimmen. Da war Luigi. Er sprach von seinem Großvater, der bei einem Metzger lebte und jeden Tag wundervolle Würstchen zum Frühstück bekam. Mein Magen knurrte. Don Alfredo`s Stimme rollte klar und gebieterisch durch die Halle. „Also. Alle Tiere arbeiten ab sofort, nur auf dieses eine Ziel hin. Die Produktion läuft schon seit Wochen auf Hochtouren. Wir werden mit unserem Produkt die Stadt überschwemmen. Heute Hamburg. Morgen die ganze Welt.“ Applaus und Gejohle brandete zu mir herüber. Wie war ich nur hier rein geraten? Wo war die Nachricht von Schoko? Warum war ich nicht einfach liegen geblieben? Offensichtlich hatte ich etwas durcheinander gebracht. Vorsichtshalber verhielt ich mich Mucksmäuschen still. „Der Transport passiert am 4. um 0900 die Wandergasse.“ ,sagte Isabell. „Meine Jungs werden da sein und die Ware abladen.“ ,meinte Don Alfredo. „Ich werde die Ware an die entsprechenden Standorte verteilen.“ ,flüsterte Luigi. Ich pieselte mich ein bisschen ein, weil ich so aufgeregt war. Plötzlich hörte ich das Knurren eines Zwergpinschers hinter mir. Tomaso war einer von Alfredos Hunden. Ein ganz gefährlicher. Die Kleinsten sind die gemeinsten. Das Fletschen seiner Zähne setzte sich in meinen Ohren fest und verursachte mir eine superkrasse Gänsehaut. Ich drehte mich ganz langsam um. Tomasos Augen waren blutunterlaufen und hatten diesen gruseligen Glanz. Versuchte ruhig zu bleiben, bemerkte aber, wie sich meine Fußnägel aufrollten. „Hi. Ihr habt hier eine superschöne Location. Wollte nur mal kurz reinschauen und Hallo sagen. Und schon bin ich wieder weg.“ ,sagte ich. „Keine Fiesematenten.“ ,zischte Tomaso. „Fiesematenten? Was, zum Teufel, soll das heißen?“ „Das heißt, wenn du auch nur mit einem Muskel zuckst, verarbeite ich dich zu Fleischmehl.“ Seit Tagen hatte ich schon diesen Blähbauch. Zuviele Karotten. Ich schwöre, es war nur ein ganz kleiner. Ein ganz leiser. Aber Tomaso verdrehte die Augen und machte gleich ein Drama daraus. Hilfe Erstickungsgefahr. Gasmaskenalarm. Röchel. Röchel. Boah. Das war ja wohl echt `n Scherz. Ich nutzte die Gelegenheit, mein Körper vollzog eine Kehrtwendung und raste Richtung Ausgang. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie der Zwergpinscher wieder zur Besinnung kam und hinter mir her hechtete. Ich schaffte es aus der Halle und lief, so schnell ich konnte, die Straße runter. Unter einem Holunderbusch fand ich ein perfektes Versteck. Es war ein gemütliches Fleckchen, bis ich bemerkte, das sich ein Dachs, dort eine Mulde gegraben hatte und laut vor sich hinschnarchte. Aus dem Vormittagsprogramm, - Wilde Tiere aus dem Kaukasus - ,kannte ich diese Marderart und wusste das sie mega gefährlich war. Stellte also, vorsichtshalber, das Atmen ein und trotzdem öffnete er die Augen. Meine Zunge troff vor Angst. Ein Wasserfall voller Panik. Oh, wie ich diese Menschen beneidete. Die schwitzten auch über die Haut. So 2 bis 4 Sekunden später, gähnte er herzhaft, drehte sich auf den Rücken und kratzte sich ausgiebig mit seinen scharfen Krallen den Bauch. Dann schaute er mich an und sagte: „Oh, Besuch. Guten Tag. Darf ich mich ihnen vorstellen? Egon. Egon Grimbart. Neu zugezogen.“ „Ähm ja.“ ,stotterte ich. „Angenehm. Aus Armenien? Mein Großvater Mütterlicherseits, kam auch aus Armenien. Ein großer, zotteliger Tierfreund, der es liebte während, einer hellen Mondnacht im nahen See zu baden.“ „Nein... ich...also...“ Sehr verehrter Ähm ja, sie brauchen sich keine Sorge zu machen. Ich bin Vegetarier.“ Wieder entfleuchte ein klitzekleiner. Das alles war mir unsagbar peinlich. „Oh. Zuviel Karotten? Ich empfehle ihnen einen Tee. Kümmel und Anis. Wirkt Wunder.“ ,teilte er mir mitfühlend mit. Ich lächelte dieses peinliche Erlebnis einfach weg. Egon war ein ganz schön schräger Typ. Aber nett. Er erzählte von seiner Jugend in den Karpaten und seiner Flucht. Vom Krieg und den Tränen. Das er seine Eltern und Geschwister zurücklassen musste. Das kein Tag verging, an dem er nicht an sie dachte. Er sang ein altes Lied aus seiner Heimat und fing fürchterlich an zu flennen. Ich musste auch weinen. Nahm ihn mit nach Hause. Was sollte ich sonst tun? Erstmal zu Norbert und Fritz. Die waren gleich begeistert von Egon. Unter dem Haus richteten wir ihm einen schönen Platz zum Wohnen. Ich spendete eine von meinen zwei allerliebsten Lieblingskuschelmuscheldecken. Norbert verschenkte seine Pfeife mit Tabak drin, obwohl niemand von uns Vieren rauchte. So als Willkommensgeste halt. Fritz hatte aus seinen ausgefallenen Haaren ein Deckchen gehäkelt. Bisschen schräg, aber passte auch irgendwie. Der Platz unter dem Haus wurde auch gleich unser Hauptquartier. Weil, so ein Hauptquartier nämlich eine ganz wichtige Sache ist, wenn man ein Astronaut und Geheimagent war. Am Abend trafen wir uns alle bei Egon, quatschten die ganze Nacht und erzählten uns gruselige Geschichten. Ich wusste, das man das so machte, weil mir Timmy davon erzählt hatte, als sie im Sommer bei den Pfadfindern waren. Fritz hatte ein bisschen Angst, als Egon die Geschichte vom gestiefelten Kater erzählte. Aber wir beruhigten ihn und erschreckten ihn danach sechs mal. Aber nur, weil er so schön plüschig aussah, wenn seine Haare vor Schreck von ihm abstanden. Norbert holte seine Pappkartons zum unterlegen, damit wir nicht so froren. Ich besorgte Kümmel-Anis Tee, der uns allen nicht schmeckte. Egon Grimbart erzählte von seiner Mama und das sie immer sagte, wenn es mal ganz schlimm kommt, wird die Sonne am nächsten Tag umso heller scheinen. Da mussten wir alle einen großen Kloß hinunterschlucken, weil wir genau wussten, was er meinte. Und insgeheim wünschten wir, das wir auch gerne so eine Mama gehabt hätten. Dann schliefen wir ein, aber Egon schnarchte so laut, das ich Petersilie für unsere Ohren besorgen musste. Am nächsten Morgen holte Norbert das Frühstück und wir waren sowas, wie eine richtige Familie. Wir konnten unser Glück kaum fassen und fast hätte ich ihnen von meinem neuen Job, als Spion erzählt. Plötzlich hörten wir ein leises Trippel-Trappel, das ums Haus schlich. Vorsichtig steckte ich mein Näschen heraus und entdeckte Tomaso. „Freunde. Ich hab da ein kleines Problem.“ ,sagte ich schuldbewußt. „Meine Mama sagte immer, es gibt keine Probleme, nur Herausforderungen.“ meinte Egon. „Meine Herausforderung heißt Tomaso und gehört zur örtlichen kriminellen Vereinigung.“ ,erkläre ich. Fritz und Norbert gerieten sofort in Panik. Egon meinte, Panik sei nur die Abwesenheit von Mut. Naja, da konnte wir ihm 1000 prozentig recht geben. Nach 3 Minuten, wich die Panik der Verzweiflung und die wich der Hoffnungslosigkeit. Es gab zwei Optionen: Südamerika oder der Mond. Aber keiner von uns sprach portugiesisch oder spanisch. Da fiel die Wahl leicht. Ab zum Mond. Aber jetzt waren wir schon zu viert. Wenn das so weiterging, konnten wir da oben bald eine Kolonie gründen. Vorsichtshalber machte ich mir schon mal Gedanken über eine Flagge und die Nationalhymne. Ein weißer Adler auf weißem Grund hätte was. Oder Bäume. Große grüne Bäume. Na super. Jetzt musste ich auch noch pieseln. Also, ab zum nächsten Baum. Vorsichtig steckte ich mein Näschenraus und schnupperte nach Tomaso. Die Luft war rein, wie wir im Geheimagentenjargon so sagten. Auf einmal schepperte es ganz gehörig in meinem Kopf. Eine Nuss prallte an meiner Schädeldecke ab und landete an der Hauswand. Schokolade stand breitbeinig und herausfordernd auf dem dicksten Ast und machte auf ebensolche Hose. Nun ging das Erklären los. Es dauerte eine ganze Zeit bis Schoko begriffen hatte, um was es ging. Logisch so ein Eichhörnchen Gehirn ist ja viel kleiner, als das von uns Möpsen. Er meinte, ich hätte mehr Glück, als Verstand gehabt. Das machte mich ganz schön stolz. Aus unserer Familie, war ich der erste, der es zu etwas gebracht hatte. Schokolade pfiff gaaaaaaanz schrill und sofort tanzten fünf weitere Eichhörnchen an. „Darf ich vorstellen? Wir sind die Sechs Eisbären: Das sind Rixi und Raxi.Dann Flutschi und Lutschi. Neben mir das kleine Kerlchen heißt Schaka und mich kennst du ja schon. Ich bin Schoko. Wir finden, das du das gut gemacht hast.“ Ich wurde ganz verlegen, bei soviel Lob, also brachte ich schnell die Sprache auf das Versprechen, Trixi kennenzulernen. „Hello Stranger.“ hörte ich eine Stimme sagen, die eindeutig meiner Angebeteten gehörte. Sie stand auf der Treppe und sah mich an. „Wie wär`s mit einem Spaziergang?“ ,fragte sie. Konnte leider, weder atmen, noch reden. Mein Kopf nickte und meine Beine bewegten sich. Doch mein Magen rebellierte und war kurz davor überzuschwappen. Hatte mir noch nie so sehr gewünscht, ein Pferd zu sein, denn die können ja bekanntlich nicht kotzen. Alles in allem war ich dennoch, der glücklichste Mops auf Erden. So flanierten wir, mehr oder weniger, entspannt um den Häuserblock. „Tja.“ ,sagte ich so beiläufig, wie möglich. „Da sind wir nun.“ Sie sagte nichts, also fuhr ich weiter fort. „Das Wetter ist...also...so...der Wind weht...und die Sonne.“ Spiky, reiß dich zusammen. Du kannst das. Sagte ich zu mir. Also so innerlich. „Also. Ich flieg in den nächsten Tagen zum Mond. Soll ich dir was Schönes mitbringen?“ ,brachte ich dann heraus. „Kannst du mir einen Fußabdruck von Neil Armstrong mitbringen?“ ,fragte sie. „Na klar. Der Junge war ja richtig viel da oben unterwegs. Links oder rechts?“ „Was?“ „Linker oder rechter Fuß?“ „Rechter.“ „Wird gemacht. Kein Problem.“ Ich hatte keine Ahnung, wie ich das machen sollte. Mondstaub in den Eimer und zu Hause, als Fußabdruck ausschütten? Wir liefen einige Zeit auf und ab, bis sie sagte, sie müsse jetzt zur Maniküre. „Jo. Das war schön und sollten wir unbedingt wiederholen.“ ,meinte ich zuversichtlich. „Ja. Du bist nett.“ „Nein. Ich bin nicht nett. Chihuahuas sind nett. Oder ein warmer Regen im Sommer. Ich bin Spike. Astronaut und Geheimagent.“ So. Das hatte ich klargestellt. Wütend stapfte ich durch den Schnee davon. Musste an die sechs Eisbären denken. Hah. Sechs Eisbären? Das sollte ja wohl ein Witz sein! Warum nicht gleich sechs Einhörner! Boah. War ich genervt. Langsam wurde mir das alles zu viel. Erstmal sortieren. Also was hatten wir hier: Sechs Eichhörnchen. Don Alfredo. Luigi. Tomaso. Egon Grimbart. Trixi. Wie hing das alles zusammen? Mein Weg führte mich nach Hause. Erstmal eine Runde schlafen. Morgen war auch noch ein Tag. Zu Hause schaute ich mir nochmal die Rakete genau an. Weiß. Groß. Übermächtig. Aber! Wie, zum Teufel, sollten wir alle in diesem Teil Platz haben? Es hatte nicht mal die Maße von Timmy`s Zimmer. Und das war schon winzig. Da passte grade mal sein Bett und meine Fluschelkuschelmuscheldecke rein. Ohhhhh. Das sah gemütlich aus. Mann, war ich müde. Ich haute mich aufs Ohr und schlief sofort ein. Mein letzter Gedanke galt Trixi. Süße Trixi. Mann, war ich verknallt. Ich träumte von einem Spaziergang auf dem Mond. Nur wir zwei, auf dem Weg zu unserem Lieblingsbaum. Irgendjemand pfiff Moon River. Sehr romantisch. Trixi schaute mir überglücklich und liebevoll auf meine breite Hüften. Im Hintergrund plätscherte der Wasserfall. Alles war, wie es sein sollte. Aber jetzt musste ich unbedingt pieseln. Also. Wo, zum Teufel, war der nächste Baum? November 2018 von Axel Bruss
  7. Spike und die Raketenmänner Es war ein schöner, eiskalter Tag im Dezember. An den Zweigen hing der Schnee, wie Zuckerwatte. Das Wasser lief mir im Maul zusammen und tropfte auf den steinhart, gefrorenen Boden. Mein letztes Essen lag schon sehr, sehr lange zurück. Hatte mich schon ein paar mal umgeschaut, um das Knurren zu lokalisieren, das mir folgte. Es dauerte ein bisschen, bis ich merkte, das das Grummeln von meinem Magen kam. Also, mal sehen. Wie spät war es denn? Der Blick auf die Kirchturmuhr zeigte mir irgendetwas. Da war ein großer Zeiger der auf einer Zahl stand und ein kleiner auf einer anderen Zahl. Böhmische Dörfer. Leider sagte mir das alles gar nichts. Ich konnte die Uhr nicht lesen. Fragezeichen tanzten vor meinen lieblichen, dunklen Augen. Ein Eichhörnchen beäugte mich neugierig. Um genau zu sein: Es glotzte mich schon minutenlang unverschämt an. Versuchte mir nichts anmerken zu lassen und schaute grimmig woanders hin. Dieses winzige Felldings, war allerdings mega frech. Es warf eine Nuß nach mir. Kann man das glauben? Eine Nuss. Wer war ich? Pinocchio? Ich tat so, als hätte ich es nicht bemerkt, nahm mir aber vor, dieses Gesicht in meinem Gedächtnis abzuspeichern und das Pelz besetzte Geschöpf, später um den Baum zu jagen. Im Winter waren diese Biester besonders nervig. Ich stand bis zum Bauch im Pulverschnee, und meine kurzen Beine zitterten vor Kälte. Mir fiel ein, das ich Fritz lange nicht gesehen hatte. Das war der schwarze Kater von unserem Nachbarn. Wir waren die besten Freunde, mußten aber natürlich immer so tun, als würden wir uns hassen. Image und so. Ihr wißt schon was ich meine. Mit bestimmten Tieren durfte man sich einfach nicht sehen lassen. Wieso war es mir eigentlich so wichtig, was die anderen dachten? Timmy beobachtete das Eichhörnchen und machte ein fröhliches Gesicht. „Das ist soooooo niedlich.“ ,flüsterte er. „Meine Herren, Timmy, das ist ein Eichhörnchen. Welpen sind niedlich oder ein gemaltes Bild von Welpen. Eichhörnchen sind einfach nur nervig.“ ,flüsterte ich. Timmy warf ein Stöckchen und erwartete tatsächlich, das ich es holte. Echt jetzt, Timmy? Darüber waren wir doch wohl schon hinausgewachsen. Mann, das war sooooo langweilig. Ich hatte keine Lust hinter einem Stück Holz herzulaufen. Oder Männchen zu machen. Oder so zu tun, als würde ich mich freuen, morgens, bei Regen eine halbe Stunde durch die Gegend zu laufen. Und wieso sah er mir immer zu, wenn ich mein Geschäft erledigte? Das war so entwürdigend. Ich tat wenigstens so, als würde ich nicht zusehen, wenn er sein`s verrichtete. Aber sonst war Timmy ein tolles Herrchen, auch wenn er erst elf Jahre alt war. Er kannte tolle Spiele. Toter Mann zum Beispiel. Timmy war ein Revolverheld und erschoß mich. Ich ließ mich fallen und machte auf sterbend. Meistens schlief ich dann eine Runde, während er versuchte mich zum Leben zu erwecken. Mein Herrchen war immer glücklich, wenn er machen durfte, was ich von ihm wollte. Das Zusammensein mit ihm war herrlich. Nur baden fand ich blöd. Wer, zum Teufel, kam eigentlich auf die bekloppte Idee, zu glauben, Hunde würden ein Schaumbad brauchen? Ich möchte ein für allemal feststellen: Hunde hassen es gewaschen zu werden. Leute, ich roch danach, als hätte ich eine Freikarte bei Douglas gewonnen. Alle Fliegen im Umkreis von 2 Kilometern stürzten sich auf den Geruch und piesackten mich so lange, bis ich mich in die nächste Pfütze stürzte und im Schlamm wälzte. Das hatte automatisch zur Folge das ich gebadet wurde und das Spiel von vorn begann. Eine never endig Story. Mein Heim war sauber und gemütlich. Mein Schlafplatz kuschelig und mein Fressen üppig, was man an meinen Hüften sah. Aber das war nicht schlimm, denn alle liebten Spike. Das ist mein Name und ich bin ein Mops. So nun ist es raus. Der Papa von Timmy, hatte auch ein breites Becken, genauso wie seine Mama und seine Schwester. Ganz gemütliche Menschen. Keiner von denen kam je darauf zu Joggen oder zu Turnen. Die saßen meistens vor dem Fernseher und aßen Chips und tranken Cola. Das waren voll die Schlaffis. Nur Tim war so ein bisschen aus der Art geschlagen. Immer in Action. Immer irgendeine Wahnsinns Idee die er umsetzen mußte. Ich konnte mich meistens irgendwie raushalten, oder abseilen. Ein wunderbares Leben. Alles hätte so schön sein können. Bis in alle Ewigkeit. Aber nein. Ich musste mir ja auf N 24 einen Bericht über den Weltraum anschauen. Es ging um diesen Hund: Am 03. November 1957 schickten die Russen Laika in den Weltraum. Ja, Freunde. Ein Hund war das erste Lebewesen da draußen. Kein Mensch. Oder `ne Kuh. Oder ein Wiesel. Nein. Ein Hund. Das wollte ich auch. Ich wollte da hoch. Die Erde von oben betrachten. Schwerelos. Glücklich. Frei. Diese Gedanken machten mich zum glücklichsten Hund der Welt. Für genau 43 Sekunden. Dann wurde mir bewusst, das es nie geschehen würde. Das stieß mich in eine Depression, die dazu führte, das ich drei Stunden nichts essen konnte. Dann gönnte ich mir ein Steak das Timmy`s Vater versehentlich auf dem Stuhl liegengelassen hatte. Das Leben hatte mich wieder und sah großartig aus. Es gab keinen Grund weshalb ich nicht der erste Mops im Weltall sein sollte. Spike der Weltraum Abenteurer. Klang Super! Ok. Erstmal zurück zum Fernseher. N 24. Mist. Jetzt gab es, Luxus Autos. Interessierte mich nicht die Bohne. Und danach. Berühmte Skelette der Geschichte. Schon besser. Für einen Knochen war ich immer zu haben. Lecker. Nein Spiky. Lass dich nicht ablenken. Bleib auf dein Ziel fokussiert. Also. Welches Datum hatten wir? 1. Dezember! Ok! 24 Tage bis Heiligabend. Ist machbar. Ich checkte erstmal meine Möglichkeiten. Timmy baut ein Raumschiff und schießt mich nach oben. Timmy kennt jemanden, der ein Raumschiff baut und der schießt mich nach oben. Ich schleiche mich in das Nasa Camp und mache auf blinder Passagier. Ich ändere meinen Namen in Neil und versuche mit Armstrong Kontakt aufzunehmen. Ich gebe eine Anzeige in der berühmten Zeitschrift, Space Invader, auf. Plötzlich fiel mir ein das ich Pfoten und keine Finger hatte. Also kein Internet. Außerdem konnte ich weder lesen noch schreiben. Mmh. Das ganze war schwieriger, als ich dachte. Also, tat ich das einzig richtige in dieser Situation. Ich ging schlafen. Sofort ergriff mich ein Traum, der wundervoll und erschreckend zugleich war. Ich bestieg ein selbstgebautes Raumschiff aus Knochen. Sehr schmackhaft und soooooo praktisch. Die Hebel und Pedale waren Hunde gerecht angebracht. Alles in einem blasslila. Wunderschön. Der Start war etwas holprig. Naja, war mein erster Flug. Ich schaute so aus dem Fenster, der Sabber tropfte von meiner Schnauze und ich lächelte blöd vor mich hin. Auf einmal ruckelte und zuckelte die Kabine. Hinter mir fing die Konsole mit den Instrumenten Feuer. Vor mir gab es einen lauten Knall mit Rauchentwicklung. Voller Angst, begann ich laut zu bellen und zu strampeln. Es ging mit 1523 Stundenkilometern abwärts. Ich machte mich bereit für den Hundehimmel und schickte schnell noch ein Gebet zum Heiligen Knochen. Da wurde ich wachgerüttelt und Timmy nahm mich in den Arm . Er streichelte mich und sprach leise und beruhigend auf mich ein. Guter, lieber Timmy. Er war ein wunderbares Herrchen. Der Beste, den man sich wünschen konnte. Ich holte die Leine und wir gingen eine Runde um den Block. Es war ja schließlich schon 3:00 morgens. Wir spielten Fangen. Mann war ich schnell. Ich war der rote Blitz unter den Möpsen. Mein Versteck unter der Eiche, war großartig. Als er mich 2 Stunden später fand, war er überglücklich. Tim mußte dann zur Schule und gähnte die ganze Zeit. Das machte mich ganz schön müde, also haute ich mich noch ein paar Stunden aufs Ohr. Ja, so ein Alptraum konnte echt anstrengend sein. Nach meinem Erwachen zerrte ich ein paar gemütliche Kissen vor den Fernseher und endlich kam die gewünschte Sendung. Das Weltall. Unendliche Weiten. Es ging um einen Captain Kirk und eine Typen mit spitzen Ohren. Spock. Hat man schon mal so einen bekloppten Namen gehört? Erinnerte mich an meinen besten Kumpel Norbert. Ein bißchen unterbelichtet. Schäferhund. Hatte so einen treudoofen Blick. Aber ich konnte mich immer auf ihn verlassen. Und er sich auf mich. Ich nannte ihn immer Robert, weil er mich irgendwie an Bob Dylan erinnerte. Das nervte ihn und er bekam dann immer grüne Pickel um seine graue Schnauze. Mein Besuch bei ihm kam unerwartet. Er erschreckte sich, wie ein Nasenbär vor seinem Spiegelbild und pieselte sich ein bißchen ein. Kam in den besten Familien vor. Meine Idee mit dem Raumschiff, kam jetzt nicht so gut bei ihm an. Er würde sich um mich sorgen, meinte er. Ich erklärte ihm, das ich alles über die Raumfahrt wußte. Die Enterprise stünde zwar im Moment nicht zur Verfügung, weil ein anderer Typ damit unterwegs wär und auch die medizinische Versorgung, war noch nicht geklärt, weil Pille woanders unterschrieben hatte, aber ich war sowieso nie krank. „Ach ja? Und was war letzte Woche als du den Splitter in deiner Pfote hattest. Wer konnte stundenlang rumlaufen und einen Spatz suchen, der in dir wieder rauszog?“ ,ließ er vom Stapel. „Du.“ ,sagte ich. „Und wer besorgt dir einen Underberg, wenn du Verstopfung hast?“ „Du.“ „Und wer schleckt dich trocken, damit du dich nicht erkältest?“ „Du.“ „Genau. Du fliegst auf keinen Fall allein. Ich komm mit.“ „Meine Güte. Du benimmst dich wie meine Mutter.“ „Du kanntest deine Mutter garnicht.“ „Ja. Aber genauso nervig stelle ich sie mir vor.“ „Red` nicht so schlecht über deine Mutter.“ „Ok.“ „Wie jetzt ok?“ „Du kannst mitkommen.“ Norbert freute sich wie ein Schneekönig. Was hatte ich mir nur wieder aufgehalst? Er ging schon mal seine Sachen packen. Ich wußte nicht was er meinte. Er hatte keine Sachen. Er war ein Streuner und lebte auf der Straße. Nun ja, des Hundes Glaube ist sein Himmelreich. Ich wußte nicht genau was das bedeuten sollte. Hatte es mal im Zusammenhang mit Nietsche im Fernsehen gehört. Sehr spannend und lehrreich. Aber. Wer zum Teufel war Nietsche? Als ich noch so darüber nachdachte fiel der erste Schnee. Dicke weiße Flocken. Sah super aus. Stellte mir vor, das es auf dem Mond auch schneien würde. Mmh. Da gab es nicht mal Wasser. Auch keine Bäume. Oh, Mann. Wie sollte ich dann Pipi machen. Ich mußte unbedingt trainieren, so lange wie möglich anzuhalten. Morgen wollte ich damit anfangen. Jetzt erst mal zum nächsten Baum. Mit der Zunge fing ich noch ein bißchen Schnee und schlenderte dann zu meinem Katerkumpel Fritz. Mein Körper zwängte sich durch die enge Katzenklappe, was mich völlig außer Atem brachte. Hatte ich zugenommen? Mein Spiegelbild sagte: „Ja!“ Mann, mir blieb wirklich nichts erspart. Fritz hatte sich vor der Heizung eingerollt und gähnte herzhaft, als er mich sah. „Jo, Digger. Alles klar?“ ,fragte ich völlig relaxed und versuchte zu verbergen das ich mir einen Happen aus seinem Napf genehmigt hatte. „Ja. Doch. Sicher. Ist schon Weihnachten?“ „Nein. Ich hab ein Geheimnis.“ ,flüsterte ich so geheimnisvoll wie möglich. „Ich liebe Geheimnisse.“ ,posaunte Fritz heraus und war mit einem Mal hellwach. „Also. Es ist so.“ Ich blickte mich nach allen Seiten um, ob auch keiner in der Nähe war. „Ich werde zu Weihnachten ins Weltall fliegen.“ ,stellte ich fest. „Zum Heiligen Knochen?“ ,schrie er voller Begeisterung. Mann dieser Kater war ja noch dämlicher als Norbert. Ich schüttelte den Kopf und rollte genervt mit den Augen. „Jeder Hund und Jede Katze weiß ja wohl, das der Heilige Knochen nicht im Himmel wohnt, sondern in Florida.“ „Wieso.“ „Na weil`s da warm ist! Muss ich denn wirklich alles erklären?“ Natürlich wollte Fritz auch mit. Was sollte ich machen? Ich konnte ihn schlecht zu Hause lassen, wenn ich Norbert mitnahm. Zu Hause in meinem Körbchen arbeitete ich dann auch gleich ein Trainingsprogramm für uns aus: Jeden Morgen drei zusätzliche Runden um das Haus laufen. Auf dem Kinderkarussel, vor dem Haus, 10 x den Flieger machen. Kopfüber an der Reckstange hängen und versuchen aus einem Strohhalm zu trinken. (Hoffentlich schlossen sich meine Lippen, sonst könnte ich`s vergessen.) 10 Stunden die Luft anhalten. Auf dem Mond gibt`s schließlich keinen Sauerstoff. Das weiß doch jeder. Herausfinden, wie lang 10 Stunden sind. Zufrieden schlief ich ein. Ein paar Tage später hatte Timmy von seinem Kumpel, Schrappnel, Besuch. Eigentlich hieß er Torsten Schrappmeier, aber der Name war total behämmert, deswegen legte er sich was Cooleres zu. Das hatte ich nicht nötig. Ich hatte den coolsten Namen in der ganzen Straße. Spike. Total der Macker Name. So Dobermann mäßig. Da fiel mir ein, das ich da mal eine Pudel Dame kannte. So ein ganz niedliches, kesses Ding. Schneeweiß. Mit einem Hang zum Extravaganten. Die war auch mega beeindruckt von meinem Namen. Ich lud sie zum Reste Essen ein, aber als es zur Sache gehen sollte, machte sie auf Parfum und verduftete. Mann. Ich war unglaublich genervt, also erstmal zum Italiener, Amore und so. Vielleicht hing da ja Rita, die süße Cockerspaniel Hündin, rum. So ein schnuggeliges, entzückendes Ding. Ich liebte diese langen, puscheligen Schlappohren. War nicht ganz meine Liga, aber vielleicht...? Ist dann doch nichts gelaufen. Ich hatte den Blues. Aber kommen wir zurück zu den beiden Jungs. Sie tuschelten die ganze Zeit von Obi, Han Solo, Luke, R2-D2, C3-PO und der Matsch sei mit dir, oder so ähnlich. Hatte keine Ahnung, um was es ging, aber ich mußte dringend an einen Baum. Das war ein sicheres Zeichen, für was ganz Großes. Also nicht das mit dem Baum, sondern das Tuscheln. Ich war sooooo aufgeregt. Dann hörte ich wie Schrappnel die erlösenden Worte Rakete und Weltraum aussprach. Dem Heilige Knochen sei Dank. Wir waren im Geschäft. Die Sache lief. Jetzt aber schnell raus, das Revier mußte unbedingt markiert werden. Ich tippelte von links nach rechts und von rechts nach links. Timmy merkte mal wieder gar nichts. Auch wieder typisch Mensch. „Ich muß an meinen Baum!“ ,bellte ich Timmy verzweifelt an. ( Das menschliche Gehirn ist einfach zu klein für die komplexe Hundesprache:-) Endlich verstanden mich die beiden Hohlbirnen. Die hatten wirklich nur ihre Raumfahrt im Kopf. Gut, das Ich ein bisschen weiter dachte. Das war ein spitzen Tag für mich und alle Tiere auf der Welt. Ein großer Schritt für einen Hund und ein kleiner für die beiden Weicheier. Die Tage und Nächte rasten dahin. Sie waren angefüllt mit Training, Hunger und Essen. Es war sehr erfüllend auf ein großes Ziel hin zu arbeiten. Aber es war echt schwer, der Boss zu sein. Ich musste mich wirklich um alles kümmern. Timmy bei Laune halten. Schrappnel nicht aus den Augen lassen. Für geregelte Mahlzeiten sorgen. Und Norbert und Fritz. Meine Herren. Da konnte ich reden und reden. Die waren unglaublich untalentiert. Die konnten nicht mal Reis essen. Ok. Ich geb ja zu, das mit den Stäbchen war schwierig, aber muss man deshalb gleich jaulend zu seiner Tussi rennen und sich ausheulen. Fritz meinte, ich würde das alles viel zu eng sehen. Ich sagte, wenn ich`s eng sehen würde, käme er in die Waschmaschine. Schleudergang. 1000 Umdrehungen in der Minute. Wir sind dann alle wütend nach Hause gegangen. 2 Stunden später hab ich mich bei entschuldigt und wir sind wieder auf den Übungsplatz gespurtet. Also ich bin gespurtet und die beiden sind geschlurft. Voll die Schlaffis. Am Abend hab` ich mich mit Esmeralda auf ein Blind-Date getroffen. Das blöde Eichhörnchen hatte mir eine Walnuß auf beide Augen geworfen. Ich also halbblind vor Esmeralda gesessen und mit ihr über die Erde, die Sterne und das, was dazwischen lag, geredet. War eine schöne Nacht. Wir sprachen über Dante und den Weltuntergang und das sie an Verstopfung leiden würde. Leider hatte ich keinen Underberg dabei. Irgendwann rutschte ich dann ganz nah an sie heran, schnupperte ein bißchen an ihrem Fell und wurde ganz wuschig. Unsere Nasen berührten sich für einen kurzen Augenblick mein Herz rutschte mir in die Pfoten und es fing wieder an zu schneien. Sie tat natürlich so ,als würde sie das Ganze kalt lassen. Noch 4 Tage bis Weihnachten. Tag Morgens: Es schneite. Die Mama von Timmy hatte mir einen Hundepelz gekauft. Ich sah aus wie George, der Bulldoggentrottel zwei Straßen weiter. Das Training lief gut, auch wenn Norbert mit Esmeralda shakerte und ich ihn wohl zu einem Duell fordern mußte. Das Jucken zwischen meinen Beinen wurde immer schlimmer. Versuchte mir nichts anmerken zu lassen, da der Hundearzt ein Quacksalber erster Güte war. Hatte von Norbert gehört, das es im Basement, beim Italiener, einen Basset geben sollte, der sich auskannte. Das ganze Programm. Pflanzenheilkunde. Schamanismus. Akupunktur. Kneippen. Humangenetik und Bobfahren. Alle kannten nur seinen Künstlernamen: Doktor Fantastic. So im nachhinein, hätte mich das stutzig machen sollen! Um die Mittagszeit wollte ich einen Knochen aus der Erde holen, den ich vor ein paar Monaten, als Notration, vergraben hatte. Der Boden war steinhart gefroren, also mußte ich Heino den Bernhardiner um Hilfe bitten. Die waren ja bekanntlich alle in den Alpen großgeworden. War voll der Reinfall. Hat nicht mal was zu Trinken mitgebracht. So waren wir alle nüchtern ins Bett gegangen. In der Nacht einen wundervollen Traum gehabt. Ich saß mit Esmeralda auf einem Stern und wir haben Return to me von Dean Martin gesungen. Sole tu Sole tu Sole tu me amore. Tag In der Nacht hatte es geregnet. Alle Plätze und Straßen waren vereist. Das war gut. Ich weitete das Training auf Katastrophenschutz aus und band allen Hühnerknochen an die Pfoten, um das Bergen von, im Eis eingebrochenen Vierbeinern, zu üben. Norbert fragte, ob sie Isabell auch retten dürften, denn die hätte ja eigentlich nur drei Beine. Für diese blöde Frage, gab ich ihm `ne Schelle. Er gab mir eine zurück, das mir der Schädel brummte. Forderte ihn doch nicht zum Duell, sondern lud ihn zum Eis ein. Am Nachmittag lachten wir uns schlapp, weil Schrappnell tatsächlich in den See fiel, aber bevor wir die Hühnerknochen anhatten, war die Feuerwehr schon da und rettete ihn. Am Abend schneite es wieder. Wir versuchten eine Schneeballschlacht zu machen, bekamen aber keine Schneebälle hin. Stattdessen ärgerten wir Hugo. Der Dackel aus dem dritten Stock war ein Angeber, Sportler und Frauenliebling. Drei Dinge, die wir haßten. Besonders an Hugo. Ich hatte eine gute Idee und nannte sie: Finde den Yeti. Fritz machte den Köder und als Hugo hinter ihm herlief versteckten wir sein Lieblingsspielzeug im Schnee. Heino hatte es nach 3 Minuten gefunden. Na toll. Jetzt haßten wir auch Heino. Tag Tauwetter. Gute Möglichkeit meinen Knochen zu finden. War leider nicht an vermuteter Stelle. Dachte über Hundedemenz nach und war darüber eingeschlafen. Als ich erwachte konnte ich mich an nichts mehr erinnern. Meine Idee einen Seenotrettungsdienst für Möpse ins Leben zu rufen, fanden alle blöd. Ignoranten. In der Nacht schaute ich in den klaren Himmel und gab jedem Stern einen Namen: Esmeralda. Jeanny. Baby. Rita. Ricarda. Babette. Dolores... Ich erwachte mit meiner Kuscheldecke auf der Zunge und brauchte 20 Minuten, um alle Haare aus meinem Maul zu entfernen. Ich heulte den Mond an und weckte so die ganze Nachbarschaft. Das war ein erfolgreicher Tag. Morgen war Weihnachten! Tag Endlich. Der große Augenblick. Hatte extra lange Zeit für meine Fellpflege aufgewendet. Ich glänzte, wie das Pomadenhaar von Luigi im italienischen Restaurant in der Bananengasse. Das gehörte einem Mafia Boss. Don Alfredo. Er war ein rabenschwarzer Dobermann und Luigi war sein Bodyguard. Ein cooler Jack Russel. Der schleifte seine Zähne an einem Bleistiftanspitzer, zu messerscharfen Verteidigungswaffen. Krasser Typ. Machte auf Russel Crow. Wenn das nicht passte, wusste ich es auch nicht. Am Abend sangen alle Weihnachtslieder. Hab` mich unter dem Schrank verkrochen. Hatte noch nie so ein Gejaule gehört. Nach dem Fressen konnte ich mich kaum noch rühren. Ein Happen mehr und ich hätte gekotzt. Upps. Ich meinte natürlich übergeben. Timmy schenkte seinen Eltern selbstgestrickte Handschuhe. Selbstgestrickte Handschuhe? Echt jetzt? Timmy! Ich verzieh ihm diese Entgleisung, als ich den Riesenknochen sah, den er mir schenkte. Guter Timmy. Dann der große Augenblick. Trommelwirbel. Mann war ich aufgeregt. Hätte mich fast eingepieselt. Wo war der nächste Baum? Er riß, sehr unprofessionell, das Geschenkpapier herunter. Auf diesem riesigen Karton stand: Der Home Katalysator zum selber bauen. Wie jetzt? Welten brachen für Timmy und mich zusammen. Katalysator? Das konnte doch nicht war sein. Unser Training. Unsere Träume. Alles für die Katz. Und was zum Teufel war ein Katalysator? Plötzlich lachten sich Mum und Dad checkig. Sie prusteten und schrien vor lachen. Sie kugelten sich auf dem Boden. Ich fragte mich, ob sie wieder am Luft Erfrischer genascht hatten. Dann holte Dad ein noch größeres Geschenk aus dem Schrank. Dort, wo sonst seine Magazine und die Lackhöschen lagen. Ein Raketen Bausatz XXL. Halleluja. Das Leben war so aufregend. Auf leisen Pfoten stratzte ich zu Norbert und Fritz Und platzte in ihre Weihnachtsfeier. Beim Erzählen der frohen Botschaft verhaspelte ich mich immer wieder. Am Ende dachten sie, ein Meteoriteneinschlag stünde bevor und sie würden zum Heiligen Knochen auffahren. Ich brauchte 20 Minuten, um sie vom Gegenteil zu überzeugen. Und noch mal 20 bis sie geschnallt hatten, das Timmy eine Rakete zu Weihnachten bekommen hatte. Wir feierten bis in die Morgenstunden. Wir sangen und hielten unser Hinterteil aus dem Fenster. Nur so, um Aufmerksamkeit zu erregen. Wir schrien: „Hugo ist ein Dugo! Hugo ist ein Dugo!“ Als er am Fenster erschien, versteckten wir uns schnell und lachten uns checkig. Fritz wurde tatsächlich checkig. Vom Lachen, bekam er immer Ausschlag. Achso. Für alle Unwissenden. Dugo kommt aus dem ungarischen und heißt Stöpsel. Am frühen Morgen pupste Norbert und alle gingen nach Hause. Das war wirklich die schönste Weihnachtsfeier ever. Der 25. Dezember. Timmy und Schrappnel waren dabei die Rakete zusammenzusetzen, als sie plötzlich die Arbeit niederlegten und ganz feierlich wurden. „Wir müssen einen Namen haben.“ , sagte Timmy. „Ja. Genau. Wie wäre es mit Die Flying Saucers.“ Ging für mich gar nicht. Saucers? Saucers? Um was ging es dabei. Ein Nudelgericht? „Ne` ich dachte mehr an was Weltraummäßiges.“ ,sinnierte Timmy. „Genau Digger. Weltraum. Nicht Imbiß.“ ,dachte ich so bei mir. „Wie wär es mit Spike und die Raketenmänner!“ Das war mein Timmy. Genau so. „Was hat Spike damit zu tun?“ , meinte Schrappnell Wie jetzt? Wer hatte diesen Dummkopf überhaupt eingeladen? „Spike und du, seid nun mal meine besten Freunde.“ Ich mußte einen großen Kloß der Rührung hinunterschlucken. Das war mein Timmy. Und so bauten wir den ganzen Tag an unserer Rakete, mit dem ich und Norbert und Fritz das Universum erobern sollten und neue Welten und unbekannte Wesen entdecken würden. Nach 5 Stunden war mir allerdings so langweilig, das ich anfing meinen eigenen Schwanz zu jagen. Erst da bemerkte ich, das ich gar keinen hatte. Das deprimierte mich nicht wenig und ich unternahm einen Streifzug durch mein Revier. An der Ecke zur Kirschkoppel traf ich Esmeralda. Sie machte ein auf Zuneigung und ich ließ mich darauf ein. So nahm der Tag eine weitere Wendung. Ich will nicht ins Detail gehen, aber das Jucken war weg. Der 26. Dezember Meine Jungs bauten immer noch an der Rakete. Es war kein Ende abzusehen. Sie gaben sich alle Mühe, obwohl Schrappnel mehr Pause machte, als ihm zustand. Unter Oppenheimer hätten sie ihn, bei dieser Arbeitseinstellung, längst in der Wüste ausgesetzt. Der 27. Dezember Wir waren gut voran gekommen. Die Rakete machte einen fast fertigen Eindruck. Ich hatte einen weißen Belag auf der Zunge der ekelhaft war. Hoffentlich bekam ich keine Erkältung. Der 28. Dezember Die Jungs machten eine Pause und spielten den ganzen Tag mit der Eisenbahn. Hätte Armstrong das auch gemacht? War doch keine Erkältung, sondern ein Käsebelag, den ich am Tag zuvor gefressen hatte. Der 29. Dezember Noch ein Tag der nutzlos verstrich. Die Jungs spionierten den ganzen Tag das neueingezogene, blondbezopfte Mädchen von nebenan aus. Ehrlich Jungs. So geht das nicht. Ich würde mich das nie getraut haben. Mein alter Herr, hätte mir aber die Levieten gelesen. Ohne Knochen ins Bett, hätte er gesagt. Bei Menschen ist das wohl nicht so. Na, die könnten aber eine Menge von uns Hunden lernen. Am Abend waren wir wieder alle an Bord. Meine Jungs knieten sich voll rein und ihr Feuereifer setzte mein Herz in Flammen. Es stand kurz vor der Vollendung. Esmeralda zeigte mir die kalte Schulter. Ich war mir keiner Schuld bewußt. Pöh. Die konnte mir mal das Fell kratzen. Das große Ziel war in Sicht. Wo war eigentlich meine Brille? Wir Wissenschaftler und Kosmonauten mußten auf das Ziel fokussiert bleiben. Der 30. Dezember Würden wir es noch im alten Jahr schaffen? Die Raketenmänner gaben alles. Keine Pausen. Keine Kekse. Keine blondbezopften Mädchen. Ich war sehr stolz auf mein Team. Norbert und Fritz meckerten, wann es denn endlich losgehen würde. Sie hätten schließlich noch mehr Verpflichtungen. Was Für Verpflichtungen? Am Hintern kratzen und die Flöhe zählen? Beide rümpften nur die Nase und ließen mich im eisigen Wind stehen. Der 31. Dezember Der große Tag. Es war vollbracht. Die Rakete war fertig. Alle hatten sich schick gemacht. Timmy, Schrappnel, Norbert, Fritz und ich standen ergriffen vor unserer Rakete. Wir hatten eine Mission. Wir wollten die Erde zu einem besseren Ort für Hunde und Katzen machen. Morgen würden wir starten. Heute war aber erst mal feiern, bis zum Abwinken angesagt. Den Prosecco mußte ich diesmal aber weglassen, obwohl der Akttanz auf dem Tisch alle begeistert hatte. Esmeralda ließ immer noch nichts von sich hören, aber das würde sie schon, wenn ich als strahlender Sieger vom Mond zurückkäme. Ich war der glücklichste Hund der Welt. Aber jetzt mußte ich unbedingt pieseln. Also. Wo, zum Teufel, war der nächste Baum? Oktober 2018 von Axel Bruss
  8. Carolus

    am roten faden entlang

    am roten faden entlang ertaste ich den weg durch das dunkel im labyrinth meiner seele meine rettung vor schmachvollem ende liebevoll verknotet am eingang irrend hoffend abgelenkt von lieblichen bildern spür ich ihr sehnen ihr zauberhaftes lächeln ihre einladende Geste die mein herz umarmt der faden gleitet durch meine hand meine schritte beschleunigen sich wir würden gemeinsam weitergehen plötzlich geblendet von licht
  9. Schwarz-weiß Schwarz-weiß aber alles ist schwarz und wer braucht schon Farben ich dachte ein Licht könnte mich retten aber alles ist dunkel Atmen heißt den Körper am Leben zu halten aber er nährt nicht die Seele weckt nicht die Toten ich glaubte dass Worte eine Stimme werden aber sie schweigen und niemand hört hin Einsamkeit ist wenn da Menschen sind aber sie sind nicht da ich hoffte irgendwann könne ich lernen zu Leben aber ich kann nur mein Scheitern eingestehen wozu - sag mir nur einen Sinn und wir wissen beide es gibt ihn nicht dieser Atem hält mich im Leiden gefangen und alles wird schwarz
  10. Angie

    Leben eben

    Anfangs klein und niedlich und immer die Hosen voll. Später neugierig auf die Welt und manchmal verzweifelt moll. Erwachsen geworden zufrieden und irgendwie doch alles fad. Immer weiter fahren das Rad? So ist es das Leben eben: geil und beschissen. Du bist ehrlich und gerissen. Immer beides zugleich Hart und weich Uni und bunt Eckig und rund Wie das Leben eben sind wir gestrickt voll genial und nen bisschen verrückt.
  11. Angie

    Liebeserklärung

    Sand auf der Haut, Salz auf den Lippen Wellenrauschen im Ohr, Wind in den Haaren Muscheln in der Hand, Strand unter den Füßen Möwenschrei in der Luft, Sonne im Gesicht Segel am Horizont Sehnsucht ruft Glück Glück ruft Liebe Liebe ruft Du Du ruft Wir Wir jubelt Freiheit Ausgelassen Wasser spritzen, gegenseitig Eis stibitzen Mein Gesicht in deinen Händen, kleine Kosezettel senden Miteinander in den Abend fahren Himmel erdet Licht
  12. Aus der Tiefe.... Abends werden Wälder dunkeln. Aus der Tiefe Geister munkeln. Wege wirken arg verschlungen. Als Legenden oft besungen. Mondschein silbrig stille steht. Mystik so die Stimmung prägt. Bernd Tunn - Tetje
  13. Axel

    Die Engelmacherin

    Die Engelmacherin 1835 gab es bei uns in Süddeutschland eine Frau, die als Engelmacherin bekannt war. Besonders die feine Gesellschaft bediente sich ihrer Hilfe. Natürlich. Jede Welt und jede Generation hat ihre eigenen Gesetze. Eine Schwangerschaft, war zu jener Zeit etwas heiliges, Gott gewolltes. Doch das Leben schert sich nicht, um diese Regeln. Es findet Wege und Pfade, um der Lust zu frönen. Denn es ist so wundervoll begehrt zu sein. Dem hellen Schein zu folgen und dem Werben nachzugeben. Heimlich sich zu treffen, ohne das die eigene Ehefrau es merkt. Oh, wie süß ist das Verlangen und wie schön sich ihm zu beugen. Schade nur, wenn aus dieser Liebelei neues Leben im Leib der Geliebten entsteht. Dann kommt die Reue. Dann kam die Bitterkeit. Dann kommen sie zu Gerda. Sie lebte abgeschieden in einer Hütte auf dem Berg und ihre weißen Haare lagen, wie ein Meer aus Wolken auf ihrem Kopf. Ihr weiches Gesicht lächelte immer gütig. Ihr Körper war rund wie eine Kugel und die Finger kurz und breit. Die Haare streng nach hinten, zu einem Zopf geflochten. Ihr breiter Mund, mit den schmalen Lippen, umkränzt von kleinen Falten, gaben ihr die eiserne Disziplin eines Soldaten. Auch sie stand im Dienst einer höheren Macht. Der des Lebens und des Todes. Sie arbeitete, als Hebamme. Alles medizinische und jede Art von Kraut , war ihr wohl bekannt. Vor vielen Jahren, an einem Sonntag im Mai, kam eine Frau zu ihr aus dem Nachbardorf und erzählte von der Vergewaltigung des Gemeindevorstehers und dem Kind das sie erwartete. Sie weinte und gestand schluchzend das man sie totschlüge, wenn irgendjemand davon erfahren würde. So kam es das Gerda, diese pflichtbewusste Frau, ein ungewolltes Kind abtrieb und die Existenz einer Frau rettete. Sicher war es schändlich und gefährlich, denn erführe es jemand, wären beide wohl verloren. b Natürlich durfte niemand von diesem Geheimnis wissen und man bleute mir ein, ja nichts zu verraten, weil sonst Menschen sterben würden. Ich versprach eher in ein tiefes Loch zu fallen, als irgendjemanden irgendetwas von irgendwem zu erzählen. Ich wusste auch nicht genau, was ich hätte berichten sollen, denn keiner erklärte mir, was eine Engelmacherin überhaupt war und so füllten sich meine Gedanken mit allerlei ausgedachten, vermuteten Gegebenheiten und Unrat. Da ich viele Stunden damit verbrachte auf Hügeln zu sitzen und aufzupassen, hatte ich auch viel Zeit mir zu überlegen, wie die Welt wohl funktionierte. Ich bin der Sohn vom Bastelgreiner, einem armen Bürstenmacher, der über die Dörfer zieht, um dort seine Ware anzubieten. Meine Statur ist eher klein, als groß und mein Lachen laut und zuversichtlich. Meine Arme sind lang und die Beine kurz. Der Kopf gleicht einem Ballon und die Augen sitzen tief in ihren Höhlen und sind näher an den Ohren, als der Nase. Ich bin ein Dummkopf und das sagen mir die Leute auch. Manchmal, wenn ich in einem Bach mein Spiegelbild betrachte, wünschte ich schlauer zu sein. Dann könnte ich das Leben und die Menschen besser leiden und verstehen. So aber bleiben sie mir ein Mysterium und oft durchschaue ich ihr Verhalten nicht. Viele Fragen stelle ich mir: Warum schlagen sie die Kinder, wenn sie etwas nicht begreifen? Warum saufen die Männer, bis sie sich erbrechen? Warum ist ein Kuss verboten, aber der Griff unter den Rock der Magd nicht? Warum ist die Lüge des Gutsherrn nicht so schlimm und meine wird bestraft? Warum schickt Gerda die Kinder in den Himmel und lässt sie nicht am Leben? b In meiner Vorstellung kommt Gott jeden Sonntag zu ihr, um bei einem Plausch zu bestimmen welche von den neuen Seelen denn nun Flügel bekommen sollen und so zu einem Engel werden und welche nicht. Des weiteren dachte ich mir aus, das wir uns zu dritt bei leckerem Nussbeugel unterhielten: Gott : „Ja, also, mein lieber Franz, was wünscht du dir denn zu Weihnachten?“ Franz : „Ich wünsch mir sehnlichst und seit langem Schlittschuhe.“ Gerda: „Ja. Des kannst dem Bub scho gebn.“ ,pflichtete sie mir bei. Gott : „Hat er denn auch nichts verraten?“ Gerda: „Der Bub doch nicht. Das is a Feiner a ganz Feiner.“ Franz: „Ja. Ich achte auch Mutta und Vatta und meine kleine Schwester, obwohl die ganz schön nervt und mich jeden Tag piesackt.“ Gott : „Also, wenn die kleinen Kinder nicht geboren werden, kann nicht jedes in den Himmel, denn die Plätze sind begrenzt. Franz : „Warum?“ Gott : „Wie auf Erden gibt es auch im Himmel eine Ordnung. Erst die Wichtigen, dann die Anderen, dann das Bauernvolk und am Ende die Kinder.“ Franz : „Aber das ist gemein. Jeder hat doch den gleichen Wert.“ Gott : „Franz du bist ein Dummkopf. Wie soll das gehen?“ Franz : „Jeder könnte doch vielmehr an seinen Nächsten denken.“ Da lacht Gott und mit einem Fingerschnippen verschwindet er in den Himmel. Gerda: „Du wirs scho sehn. Zu Weihnacht hast dei Schlittschuh doa.“ ,sagt sie gütig und streichelt dem Bub über sein Haar. Da wir erst Juni haben, heißt das lange warten, aber ich freue mich wie ein Schneekönig und vergesse dabei, das es nur ein Spiel und gar nicht Wahrheit ist. Doch für den Moment ist`s mir egal und ich jauchze und schreie vor Glück und renne zu meinen Schafen den Hügel rauf. Ich heiße bei den Leuten nur der Schäferfranz. Ich bin 13 Jahre alt und lieb` die Franzi, die eigentlich Franziska heißt. Ich hab` uns ein Herz in den Eichenbaum geschnitzt. Damit wir immer zusammenbleiben. Ich werd` sie heiraten und 12 Kinder mit ihr haben. 6 Buben und 6 Mädl und am Karfreitag ziehen wir uns schöne Sachen an und gehen in die Kirche zum Pastor Edelmut. b Jedes meiner Schafe hat einen eigenen Namen. Das ist besser so, damit ich sie auseinander halten kann und sie mich verstehen, wenn ich mit ihnen über die Dinge dieser Welt spreche. Oskar, Bärbel, August, Josch, Janisch, Liesl, Bratenheinz, Leberhans, Huckenreiter und Entenbleich. 10 Schafe haben wir und ich liebe jedes einzelne, als wären es Geschwister, nur nicht meine eigenen, denn die find` ich blöd. Meine Schwester, die Traudl, ist eine Zicke. Blonde, lange Mäusezöpfe und Sommersprossen im Gesicht. Ganz wach ist sie und kann gut denken. Süß anzusehen und beliebt. Sie ist 8 und der Vatta lässt ihr alles durchgehen. Das ist gemein, wo ich doch bald der Herr im Hause bin. Denn der Vatta sagt ganz oft, wenn er mich sieht: „Der Bub, der bringt mich bald ins Grab.“ Meine Mutta ist die Beste. Sie singt mir oft was vor, wenn ich schlechte Gedanken habe oder einen bösen Traum. Manchmal weine ich auch ohne Grund und dann ist es, als wäre ich abgestorben, wie der alte Baum unten am Wiesengrund. Aber heute bin ich froh und red` mit meinen Schafen: „Holla, Entenbleich ärgere nicht immer die Liesl. Sonst komm ich gleich mal hin und geb`s dir mit dem Lederriemen, wie der Vatta.“ Dann antworten sie mir, aber ich bin der Einzige der sie versteht. Natürlich blöken sie nur, das weiß ich selbst, aber die Art, wie sie`s tun, zeigt mir ihre Stimmung. Sie wissen, das ich nur Spaß mache, wenn ich mit ihnen meckere. Ich lieb` doch meine Schafe und das wissen sie. Der Bratenheinz ist ein ganz frecher, stibitzt immer die besten Grasbüschel der Anderen, besonders auf die Bärbel hat er`s abgesehen. Die knufft und pufft er immer in die Seite und rülpst dabei ganz laut. Ich glaub die hat er gern, sonst würd` er sie nicht knuffen. Der Huckenreiter und der Leberhans kommen oft zu mir hin und stupsen mich mit ihren Nasen an. Ich umarme sie ganz fest und singe ihnen dann ein Liedl vor das die Mutta immer singt: „Schlaf Kindlein Schlaf. Der Vatta hüt` die Schaf. Die Mutta schüttelst Bäumelein, da fällt herab ein Träumelein. Schlaf Kindlein Schlaf.“ Manchmal liege ich einfach so im Gras, mit einem grünen Halm zwischen meinen Lippen und schaue den Wolken nach. Das ist schön, weil jede etwas anderes zeigt. Da gibt es große Schafe, kleine Schafe, dünne Schafe, dicke Schafe, wollene Schafe, nackte Schafe, tolle Schafe, lachende Schafe, weinende Schafe und springende Schafe. Mein Leben ist ruhig und entspannt, bis zur Langweiligkeit. Und es ist genau so, wie ich es mag und mir auserwählt habe. Manchmal denke ich, das jeder sich sein Dasein selbst aussucht. Also ich mein, ob er glücklich sein will oder nicht. Ich könnte sicher auch ein guter Bürstenmacher oder Großbauer oder König sein, aber ich bin zufrieden mit dem, was ich hab`. Ich bin gern bei meinen Schafen und der Franzi. Gestern habe ich mit ihr zusammengesessen und wir haben wilde Trauben gefuttert, da hat sie lustig geguckt, weil die meisten noch ganz sauer waren. Ich mag sie sehr und wünsche mir sehnlichst einen Kuss von ihr. b Die Sonne beginnt zu sinken und ich werde müde. Nun muss ich den langen Weg nach Hause machen. Es ist spät und der Vatta wird wieder meckern und die Mutta macht sich Sorgen um ihren kleinen Franz. Ich lieb` die Mutta sehr. Sie ist klein von Statur, aber riesig im Gefühl zu mir. Bei ihr da bin ich sicher und gut aufgehoben. Grad gestern hat sie mir geholfen. Die Kuh von unserem Nachbarn hat gekalbt und der Bauer Hubert hat mich angeschrien. Ich soll verschwinden sonst schlägt er mich tot, denn ich wäre ein Unglücksrabe und brächte die Milch zum säuern, da hab ich ihm mit einem Stiel auf den Kopf gehauen. Es gab ein kleines Loch. Da ist der Hubert dann richtig wütend geworden und mit der Mistgabel auf mich los. Mit `nem Hammer hab ich ihm, ganz leicht, mit zarter Hand, eins überzogen, das er fiel und liegenblieb. Geschnauft hat er aber noch, doch die Augen waren zu. Ich hab dann das Kalb zur Welt gebracht. „Wie ein richtiger Doktor. Wie der Vesalius.“ ,hat die Franzi gesagt. Das hat mich mächtig stolz gemacht. Später ist die Mutta zu dem Hubert rüber und hat ihn versorgt. Aus seinem Kopf lief Blut und er klagte über Schmerzen. „Hör mal. Der Franz hat dir das Kalb und die Kuh gerettet. Entschuldigen tust du dich bei ihm und einen Schinken gibst du als Wiedergutmachung.“ ,hat sie auf ihn eingeredet. Der Schinken hat uns gut geschmeckt. Der Franzi hab` ich auch was gebracht, weil die nicht viel zu beißen hat. Ihre Eltern sind Knechte auf dem Hof vom Eselshubert, wie Hubert,der Depp, bei uns zu Hause heißt. Die Mutta von der Franzi ist eine ganz hagere, die beim leichtesteten Windstoß aus den Latschen kippt und ihr Vatta ist auch nur ein schmales Hemd mit weißen Stoppeln im Gesicht. Das sind arme Leut. Die hungern viel. Dem Bauern ist`s egal. Dem schert nur sein eigener Dreck. Der haut die Leute über`s Ohr, das es nur so scheppert. Er ist ein Lump, ein hochgradiger und ich möcht` nicht der Ochs in seinem Stalle sein, denn dann wären wir schon zwei. Geleuchtet haben die Augen bei der Franzi, als ich ihr den Schinken brachte. Ganz doll umarmt hat die mich und einen Kuss auf meine Wange gedrückt, das es nur so schmatzte. Grad wie zu Weihnachten. Ich hab` ihr erzählt, das ich manchmal mit Gott rede und er auch antwortet. Da hat sie nicht schlecht gestaunt. Sie meinte das wäre toll, aber ich sollte keinem davon erzählen, weil die Leute zu dumm für solche Geschichten wären. Versprechen musste ich es ihr. Jetzt hab ich sogar zwei Geheimnisse. Wenn das so weitergeht, muss ich doch bald schreiben lernen. Soviel kann sich ja nicht mal die Traudl, merken und die ist schlauer, als wir alle zusammen, sagt der Vatta immer. Vor ein paar Tagen saß ich auf dem Plumpsklo und beobachtete die Fliegen, wie sie sich um die besten Plätze balgten, als Gott plötzlich seine Stimme an mich richtete. Gott: „Diese Johanna ist ganz schön nervig.“ Franz: „Johanna?“ Gott: „Johanna von Orleans. Die ganze Zeit redet sie auf mich ein. Ohne Unterlass. Ich bin schon ganz wirr im Kopf. Es ist ja nicht so, das ich nichts zu tun hätte. Schließlich warten ja noch mehr Menschen auf meinen Rat. Der Diesteljörg, zum Beispiel, der mit dem steinigen Acker, jammert mir die ganze Zeit die Ohren voll. Er würde Tag und Nacht arbeiten und trotzdem seien sie arm, wie Kirchenmäuse. Oder Achim aus Uppsala. Seine schwangere Frau verweigere ihm den Beischlaf und, ob es ok wäre, wenn er des Nachts mal zu der Katrin gehen würde. Denn, die sei ja auch allein. Muss ich denn nicht schon genug Dinge erledigen? Wichtige Dinge?“ Die ganze Fragerei wurde mir jetzt ein bisschen viel, also sagte ich: Franz: „Ich würd` dir da gerne helfen und auch raten, aber ich hab jetzt auch nicht so richtig Zeit. Ich muss ja gleich noch mal weg und das mit Achim ist auf jeden Fall...........Du weißt schon. Komm doch später noch mal vorbei und wir setzen uns ins Gras und palavern, so auf nett, noch in der Runde mit der Bärbel und dem Leberhans.“ Naja, ER verschwand einfach. Ohne Tschüß oder Lebwohl. Fand ich nicht so schön und unhöflich dazu. Ist aber auf der anderen Seite auch wieder ganz schön typisch für so hohe Tiere. Nachdem ich meine Schafe in den Stall gebracht habe wandere ich noch zu der Gerda hoch. Die hat gerade Besuch von dem alten Herrn Studienrat und einer jungen Dame, die ich nicht kenne. „Ist die Frau Studienrat krank?“ ,frage ich ihn. Er ignoriert mich und spricht mit der Gerda in einem leisen Tonfall. „Ich hoffe sie wissen was zu tun ist. Und kein Wort, zu niemanden. Was ist mit diesem Dummkopf hier? Wieso spricht er mich an?“ Er zeigt auf mich, mit bitterer Miene und sein gezwirbelter Bart zittert in den Spitzen. „Das is nur de Franz.“ ,sagt Gerda. Ich setze mich still und leise auf einen Stuhl, in der hintersten Ecke, und werde sogleich von allen vergessen. Der Tisch in der Küche wird freigeräumt und abgewaschen. Die Gerda macht heißes Wasser. Man sieht ihr an das sie dies alles schon 100 mal getan hat. Das Wasser kocht und sie legt ihre Instrumente hinein. Versucht sie die Dinge aufzuweichen oder gar schmackhaft zu machen? Ich weiß es nicht, schaue nur neugierig und erwartungsvoll weiter diesem Treiben zu. Ein sauberes, weißes Bettlaken kommt auf den Tisch und daneben, sorgsam aufgereiht die Instrumente: Spreizer, Klemme, längliche Zange, ein Skalpell, Abortuszange, Klemme, Drahtschlinge und andere Sachen, die ich nie zuvor gesehen habe. Nun legt sich die ängstliche Dame auf den Tisch. Untenherum hat sie sich freigemacht. Gerda gibt ihr ein Mittel. Nun ist sie halb benommen und redet wirr über einen Apfelbaum, mit großen Früchten der zu ihr spricht. Wie verrückt kann man wohl sein, denke ich und schmunzele. Plötzlich kommt Bewegung in die Szenerie. „Wo sind die Tücher und die große Klemme. Rasch Bub. Ins Schlafzimmer. Kleiner Schrank rechts oben. Ganz durch bis hinten. Da liegt noch Ersatz. Rasch sonst muss die Maid hier sterben.“ ,sagt die Gerda schnell und exakt. Ich bin sofort losgelaufen und habe im Sauseschritt alles gleich gefunden und gebracht. In letzter Sekunde rette ich so dem Mädl ihre Haut und die des alten Studienrats dazu. Der gibt mir einen Groschen für die Hilfe und klopft mir auf die Schulter. Ganz stolz hat mich das gemacht. Gleich darauf renne ich zurück nach Haus. Meine Schwester erwartet mich schon. „Na. Warst du bei der Franzi?“ ,fragt sie mich frech. „Nein.“ ,antworte ich einsilbig. „Dann hast du sicher mit Gott gesprochen.“ „Und wenn`s so wäre?“ „Hast du ihn von mir gegrüßt? Wie sieht es mit einem neuen Kleid für mich aus.“ „In deiner Größe waren sie ausverkauft.“ „Du hast also nicht gefragt.“ „Vergessen.“ „Trottel.“ „Blöde Ziege.“ „Dummer Dummjahn. Blödsinniger Blöder.“ „Nervige Johanna.“ „Wer ist das? „Gott hat gesagt sie hat mit den Franzosen gegen die Engländer gekämpft und gewonnen.“ „Eine Frau?“ „Ja.“ „Siehst du. Wir sind viel stärker als die meisten Männer.“ „Frauen sind auch viel schlauer, denn Männer haben nur eins im Kopf, sagt Gerda.“ „Du bist ein Dummkopf.“ ,sagt die Traudl wieder. „Blöde Ziege.“ ,sage ich. „Ich geh jetzt schlafen. Gute Nacht.“ ,rufe ich ihr im Weggehen zu. „Gute Nacht.“ ,lacht sie. Ganz still liege ich in meinem Bett, damit mich niemand hört. Eine bleierne Dunkelheit legt sich auf mein Gesicht. Viele Dinge gehen mir durch den Kopf: Der Studienrat hat ein Monokel vor dem rechten Auge, dass stelle ich mir schwierig vor. Wenn er auf dem einen Auge nicht richtig gucken kann, aber auf dem Anderen ja, wie entscheidet er, welches von den beiden Bildern richtig ist? Wenn ich eine Entscheidung treffen muss und ich hab` zwei Möglichkeiten, denke ich lange nach und merke meist, das die Dinge einfach sind und Probleme auch. Die sind nur schwer, weil wir sie selber zu einem Berg auftürmen. Ich nehm` immer nur den klaren Weg. Oder geh` um den Berg herum. Mit der Franzi, war`s ganz ähnlich. Die war erst viel zu schön für mich, aber dann hab` ich gemerkt das es sie freut, wenn ich schöne Sachen zu ihr sag` und plötzlich hab ich gesehen, das sie mich ganz anders anschaut. So lieb` halt. Da wurde es mir warm ums Herz und ich habe ihre Hand geküsst. Völlig lichtlos liege ich mit offenen Augen in meinem Bett und höre den Geräuschen des Hauses und des Windes zu. Sie erzählen mir Geschichten. So dunkel und gefährlich. In der Nacht kommt oft der schwarze Mann und holt die bösen die Kinder. So erzählt es uns der Pastor Edelmut. Aber nur die Sünder, fügt er stet`s hinzu, kommen in den Sack. Der Pastor hat eingefallene Wangen und eine krumme Nase, die er ständig mit dem Daumen reibt. Er fragt mich in der Beichte oft, ob ich etwas Schlimmes gemacht habe. „Nur die Schlimmen machen schlimme Dinge.“ ,erkläre ich ihm dann. Ich hab` mir vorgenommen vom schwarzen Mann zu träumen und ihn in ein tiefes Loch zu werfen. Dann mach` ich die Grube zu und die Kinder sind gerettet. b Der nächste Morgen ist grau und schwere Wolken hängen in den Bergen. Heute muss ich gut auf meine Schafe achten. Sie haben Angst bei diesem Wetter. Es ist kalt in meinen Holzschuhen. Ich hüpfe auf der Stelle, um mich warm zu halten. Langsam trotten wir über schmale Pfade und weite Wiesen, auf denen noch der Morgentau schläft, hinauf zum Berg. Beschwerlich ist die Wanderung und Mühsal sein Begleiter. Oben ist ein kleines Wäldchen. Ein umgestürzter Baum ist meine Bank. Ein dicker Ast daneben, der Tisch auf dem ich meinen Käse und den Schinken lege. Wenn ich Gott wäre, überlege ich, würde ich arm und reich abschaffen. Die Welt wäre wohl glücklicher, wenn jeder genug zu essen und einen warmen Schlafplatz hätte. Auch würde ich die echte Liebe den Menschen schenken. Nicht nur das, wo die Gerda die Kinder wegmachen muss. Ich frag` mich immer wieder, ob überhaupt die Kinder in den Himmel dürfen, weil eigentlich sind sie ja nicht getauft. Vielleicht kommen sie auch zum schwarzen Mann und müssen für ihn die Socken stopfen und den Boden kehren. Ich nehme mir vor mit Franzi darüber zu sprechen. Plötzlich höre ich ein Knacken im Unterholz. Ein abgemagerter Wolf nähert sich langsam meinen Schafen. Sein Fell ist struppig und verdreckt. Die Rippen stehen ihm heraus. Ich stelle mich ihm entgegen und schaue ihn an. Er sieht traurig aus. Ich habe Mitleid mit ihm, doch ich kann ihm keines meiner Schafe überlassen. Ich treibe sie zu Gerda auf den Berg. Die sitzt vor ihrem Kamin, mit einem Mann der seine Hände in den Kopf gestützt hat und er ist wie der Wolf. Einsam. „Das Leben ist nur eine Illusion. Wir werden geboren. Wir wachsen. Haben Glück oder auch nicht. Lieben oder hassen. Wir essen, wenn wir hungrig sind und bekommen Kinder. Wir werden alt und sterben. Es ist eine ewige Wiederholung. Es ist ein Kreis.“ flüstert der Mann. „Der is scho a bisserl hinüber.“ ,sagt Gerda zu mir. „Der is verzweifelt.“ Der Mann trägt einen grauen Anzug. Das ist sein Fell. Die Augen starren ins Leere. Seine buschigen Augenbrauen sehen verwildert aus. Ich würde sie gern nach oben kämmen, wie bei Slatko, unserem Bernhardiner. Der Mann hat schwarzes Haar. Es ist ein bisschen zu lang und die Fingernägel haben dunkle Ränder. An den Schuhen klebt zäher, dunkelbrauner Torf. Vielleicht kommt er aus dem Moor. Vielleicht ist er der schwarze Mann. „Du.“ ,sagt er plötzlich und schaut mich mit durchdringenden, kalten Augen an. Der Schreck fährt mir derart in die Glieder, das ich zusammen zucke und mich ducke. „Du bist der Auserwählte. Gott hat dich gesandt, um mich zu bestrafen.“ ,fährt er fort. „Äh, nee. Ich bin der Franz und hüte nur die Schafe.“ „Du BIST der Auserwählte!“ ,sagt er scharf. Die Gerda dreht sich zu mir und rollt mit den Augen. Ich denke an ihren Mann den Goisen, Ludwig. Den hat`s, nach kurzem Wahn, in die Irrenanstalt 13 Eichen verschlagen. Der hat gedacht er wäre der König von Frankreich und hat sich eine Schleppe aus Papier gemacht. Er hat den Hubert verprügelt, weil der ihm die Holzkrone am 1. Mai vom Kopfe schlug. Dann schnitt er ihm ein Stück vom Finger ab und warf es in den Schweinestall. „Ach so. Der Auserwählte, wie die Jungfrau von Orleans. Ja. Der bin ich.“ ,sage ich. „Wusst` ich`s doch. Ich bin ein Sünder. Die Hanna hab ich dick gemacht und jetzt ist sie bei diesem Weibe hier und die wird das Kindl umbringen. Das ist alles meine Schuld. Wie kann ich Buße tun?“ „Tja. Also fürs erste reichen 5 Ave Maria und ein neues Kleid für die Traudl, meine Schwester.“ Er sinkt zu Boden und küsst meinen Fuß. Das ist mir unangenehm, weil die ja ganz dreckig vom Laufen sind, aber ihm scheint es zu gefallen, also reiche ihm ihm auch noch den Andern. Aus dem Schlafzimmer höre ein Stöhnen. Das ist die Hanna. Gerda geht zu ihr und ich bin mit dem Mann allein. Ein Schauern fährt in meinen Körper. Er setzt sich neben mich ganz nah. „Ich hab schon viele dick gemacht. Die meisten sind nicht mehr.“ ,raunt er mir zu. „Weggefahren?“ ,frage ich ganz ahnungslos. „Eher aufgefahren.“ ,flüstert er, leise lachend und dreht sich hastig um, zur Tür. „In den Himmel?“ „Ja, in den Himmel. Blutig war das.“ ,sagt er und schaut seine Hände dabei an. Ist er nur verrückt vor Traurigkeit? Ich sehe die Qual in seinen Augen. Nein er lügt nicht. Es ist die Wahrheit. „Wie viel?“ ,frage ich. „Sieben. 1. Korinther 6, 19-20.“ Die Gerda kommt wieder und der Mann steht auf. Er legt das Geld auf den Tisch und geht. Nun sind es drei Geheimnisse. Am letzten trage ich besonders schwer. Soll ich es der Gerda sagen? „Du bleibst heut hie Bub. Es ist spät. Kümmer dich um die Hanna. Ich muss noch mal weg, ein Kraut besorgen. Sie blutet stark.“ ,sagt sie und geht. Also setze ich mich neben sie und halte ihre Hand. Die ist ganz klein. Wie ein Spatz. Plötzlich schreit Hanna auf und ihre Finger werden hart, wie Fels. Da ist viel Blut. Es läuft in einem kleinen Rinnsal aus ihr raus. Was tun? Herr Gott. Was soll ich tun? ,schreie ich innerlich. Ich erinnere mich an das Kälbchen und schaue mir die Hanna an. Da ist was offen. Ich nehme einen Spreizer und die Klemme und finde das Problem. Dann veröde ich es mit dem Feuerhaken. Ihr Schreien vertreibt den Wolf und ruft die Gerda wieder auf den Plan. Die kommt angehetzt und kümmert sich um Hanna. Später sitzen wir am vor dem Kamin. „Bub. Du hast der Hanna ihr Leben gerettet.“ ,sagt Gerda leise. Die ganze Nacht wache ich am Bett, während Gerda eine Medizin aus Kräutern braut. Meine Schafe sind sicher im Schuppen untergebracht. Der Wolf streicht wieder um das Haus. Ich sehe ihn, wenn ich aus dem Fenster blicke. b Am nächsten Morgen stürzt Hubert herein. Sein Kalb hat jemand tot gemacht und seine Frau liegt in den Wehen. Die Gerda muss kommen. Der Arzt ist nicht da. So geht die Gerda mit dem Eselshubert. Ich räume auf und bringe den Haushalt in Ordnung. Denn Ordnung ist das halbe Leben, sagt die Mutta. Ohne Ordnung sind wir, wie die Tiere im Wald und die Karpfen im Teich, beim Gutsherrn. Ich bin ganz leise, um die Hanna nicht zu wecken. Trotzdem höre ich ein leises Räuspern. „Wo bin ich?“ ,fragt sie schwach. „In Sicherheit.“ ,sage ich betont langsam. „Ich fühle mich so elend und allein.“ ,schluchzt sie. „Sei unbesorgt. Ich passe auf dich auf.“ Gerda hat eine Suppe für Hanna gekocht, damit sie zu Kräften kommt. Die flöße ich ihr ein. Sie ist dankbar. Ich seh`s in ihren Augen. Plötzlich. Polternd. Schritte. Es klopft energisch an der Tür. Der schwarze Mann will Einlass. Er ist verschwitzt. Er stinkt. In ihm ist etwas wildes. Ich blicke aus dem Fenster. Der Wolf ist weg. Der Mann setzt sich auf den morschen Stuhl und schaut die Hanna an. Der Wind aus Osten pfeift durch das Gemäuer. Er bringt allerlei komische Geräusche und ein Wispern. „Lass mich nicht allein mit ihm. Er ist der Gemeindevorsteher aus dem Nachbarsdorf. Er ist böse.“ ,erklärt sie voller Furcht. „Ich bleibe bei dir.“ ,spreche ich ihr zu. Die Stunden vergehen und vergehen auch nicht. Wir sind in einer Zwischenzeit. In einem Stillstand. Wie das Leben, wenn du krank bist oder auf etwas wartest. Zu warten ist das Schlimmste. Auf die Liebste. Das Lachen. Den Tod. „Ich bring euch um.“ ,sagt der Mann ganz plötzlich. Ganz ruhig. „Ich hab das Kalb getötet. Ich töte alle die du rettest.“ Ich stehe auf und nehme den glühenden Schürhaken aus dem Feuer. Ich schlage ihm damit auf den Kopf. Zischend verbrennt sein Haar an dieser Stelle. Sein Körper kracht zur Seite. Doch er ist schnell wieder auf den Beinen. „Du bist wahrhaftig der Auserwählte.“ ,spricht er lächelnd. Dann stürzt er sich auf mich und drückt mich auf den Boden. Seine Hände sind an meiner Kehle. Ich spüre wie das Leben langsam aus mir entweicht. Wie er es herausdrückt. Meine Hände tasten auf den Dielen und finden eine Gabel, die ramme ich ihm mit letzter Kraft in seinen Hals und drehe sie herum. Der Mann lässt ab von mir und wankt ins Freie. Dort steht er eine ganze Zeit auf der Stelle. Schwarzes Blut schießt aus ihm heraus. Die Augen aufgerissen und den Mund zum stillen Schrei geöffnet. Schließlich erlischt sein Leben, mit einem letzten flackern und er bricht zusammen. Das Grauen ist noch immer in diesem Raum. Es will nicht durch die Tür hinaus. So öffne ich das Fenster und es flieht. Frische Luft strömt herein und das Atmen kehrt zurück. Ich setze mich wieder zu Hanna und spreche leise auf sie ein. Beruhigend. Nach einer Weile schläft sie. So mag es wohl im Leben sein. Auf den Wahnsinn folgt der Schlaf. Früh am Morgen gehe ich in den Stall und schaue nach den Schafen. Prüfe, ob alle wohl auf und mir gewogen sind. Oskar, Bärbel, August, Josch, Jenisch, Liesl, Bratenheinz, Leberhans, Huckenreiter und Entenbleich. Alle sind gesund und freuen sich herauszukommen. Die Sonne scheint. Im Hof liegt der tote Körper. Ich schaffe ihn lieber fort bevor die Gerda kommt. Doch wohin? Ein tiefes Loch muss her. Nein. Besser noch die Teufelsschlucht. Ich packe ihn auf die Schubkarre und los geht’s über Stock und Stein. Hanna schläft. Ich eile, um schnell zurück zu sein. Eine halbe Stunde laufe ich über einen Feldweg. An einem schroffen Felsen sehe ich den Schatten eines Wolfes. Hier ist es richtig. Hier muss es sein. Vorbei an ihm zum Abgrund. Dort werfe ich den Mann hinunter, dann zum Bach, die Karre sauber machen. Nach schnellem Rennen erreiche den Hof. Die Gerda wartet schon. „Wo hast di rumgetriebn mit de Schubkarr?“ ,fragt sie müde. „Ich wollt` ein bisschen Holz holen für den Kamin.“ „Warum ist hier so viel Blut?“ „Der Wolf kam und hat ein Schaf gerissen.“ Damit ist sie zufrieden und geht hinein. Wir sitzen am Kamin und die Müdigkeit hat uns am Schlawittchen. „De Hubert ha an Mädl bekommen. Es is gsund.“ „So hast du ein Leben auf die Welt gebracht und nicht weggemacht?“ ,frage ich freudig. „Ja.“ ,sagt sie nur. Die Jahre sind so schnell vergangen, als wär`s ein Augenblinzeln. Gott hat nicht mehr mit mir gesprochen und die Franzi hat ein paar Jahre später geheiratet. Einen anderen. Hubert ist irgendwann gestorben und seine Frau hat den Hof geführt. Die Gerda hat noch viele Kinder auf die Welt gebracht und andere zu Engeln gemacht. Meine Schwester ist Lehrerin geworden. Ich bin immer noch Schäfer und sitze auf dem Felsen, wo der Schatten von dem Wolf gewesen ist. Dann blicke ich hinunter in die Teufelsschlucht und manchmal, wenn der Wind aus Osten kommt höre ich seine Stimme, die mir zuraunt ich sei der Auserwählte. Juni 2020 von Axel Bruss
  14. Joshua Coan

    Rosenbusch

    Wenn Säulen sich zu den Seiten weiten Und mir einen Weg bereiten Falle ich mit dem Gesicht Und lande sanft mit einem Kuss In ihrem schönen Rosenbusch
  15. Alltag... Es ist noch früh.. Leise öffnete die junge Frau die Tür. Die Straße wirkte still und friedlich. Der blaue Himmel lag wie ein schützendes Dach über diese Stadt. In der Straße lag ein paar Hundert Meter weiter ein kleiner Supermarkt. Dort wollte sie hin. Sie blieb dicht an der Hauswand. Leicht angespannt eilte sie voran. Ein lauter werdendes Zischen ließ sie erstarren. Es krachte laut als die Rakete in ein Häuserblock hinter ihr einschlug. Ganz nah bei ihrem Elternhaus. Voller Entsetzen eilte sie zurück. Den Rauchschwaden entgegen. Der Alltag hatte begonnen ... Bernd Tunn - Tetje
  16. Angie

    Lazarus

    Komm heraus aus der Höhle gebunden gefangen gebeugt verkrümmt egal Komm heraus Und ihr entfernt die Steine der Bedenken der Angst des Immerso des Kannnichtsein Löst, was hindert Lasst den Glauben frei Lebt!
  17. Im Osten geht die Sonne auf bis in den Westen ist's ein Dauerlauf. Wenn es halt mal regnet, der Himmel uns nur segnet. Farbenfroher Regenbogen von Horizont, zu Horizont, wo sich das bloße ansehen schon lohnt. In jeder Blume steckt viel mehr, nicht so wie du denkst, die Pflanze ist nicht leer. In der Dunkelheit kommt irgendwann ein Lichtlein her, das sind die Lebewesen im tiefen, dunkelsten Meer. © Quasar (05.01.2021)
  18. Ein kleiner Strich... Ich sehe mich um auf dem kleinen Friedhof. Wie friedlich er wirkt. Manche der Grabsteine sind voller Moos. Und Andere sind es noch nicht. Doch viele von ihnen haben etwas gemeinsam. Unter den Namen des Verstorbenen stehen zwei Jahreszahlen. Dazwischen ein Strich. Dieser Strich bedeutet ein Leben. Kurz oder lang. Leidvoll oder friedlich. Ein kleiner Strich für ein Leben. Mehr nicht? Bernd Tunn - Tetje
  19. Quasar

    Es gibt nichts Schöneres

    Es gibt nichts Schöneres, wenn es regnet und ein goldener Regenbogen zusehen ist, der zu allen eine Brücke schlägt. Es gibt nichts Schöneres, als im Gras zu liegen, auf einem Strohhalm kauend die Wolken zu zählen. Es gibt nichts Schöneres, wenn die Sonne einen anlacht, einen Drink laut schlürfend, auf einer Liege liegend. Es gibt nichts Schöneres, am Strand, im weißen Sand, Muscheln zu suchen und seine Fußabdrücke zu zählen. Und wenn am Horizont die Sonne untergeht, weiß man, dass sie morgen wieder aufersteht. © Quasar (05.01.2021)
  20. ( Als bekennender Westernfan war das mal fällig. ) Duell! Findet ihn nach langem Ritt, Der Gesuchte will nicht mit. In der Hitze Tod nun winkt. Langsam Heut` die Sonne sinkt. Und der Gesetzesmann murmelt leise: Endet dann. Belauern sich wie gelähmt. Instinkt geweckt und gezähmt. Hände zucken vor dem Knall, Männer stehen in dem Hall. Halunke wankt sehr erstaunt. Er noch röchelnd etwas raunt. Liegt am Boden wie ergeben. In den Augen geht das Leben. Sheriff beugt sich zu ihm nieder, Gewissen plagt aufs Neue wieder. Bernd Tunn - Tetje
  21. Quasar

    Sorgen und andere Dinge

    Lass deine Sorgen in den Socken, irgendwann kann man sie rauslocken. Haare waschen, föhn' die Locken, hoffentlich sind die bald trocken. Mit dem Auto fährt man rechts, das ist gut so und nicht schlecht. Dies gilt auf dem Fußweg nicht, Mitte, links und dicht an dicht. Wir albern hin und einfach her, das ist einfach und nicht schwer. So jetzt sind die Zeilen fertigt, werden mit dem Punkt beerdigt. © Quasar (05.01.2021)
  22. Ich sitze hier am Fenster im Treppenhaus vermutlich 3. Stock die Sonne geht unter neben mir der Himmel regenbogenfarben heiße Luft drückt durchs offene Fenster ich höre von unten frohe Menschen vorbeiziehen beneide sie still sie haben einander doch alleine bin ich auch nicht neben mir am Fenstergeländer krabbelt eine Spinne es macht Spaß sie zu beobachten während ich so schreibe kommt eine Nachricht unerwartet muss ich lächeln unten sehe ich Autos alle fahren sie ich frage mich wohin langsam wird es angenehm kühl ich habe keine Angst obwohl 10 cm weiter der Tod wäre soweit denke ich nicht genieße mehr den Moment in der Nähe des Todes trotzdem in Sicherheit ein Windhauch lässt mich Gänsehaut spüren ein Auto bremst scharf in der Ferne Autotüren klappen ich mache das Fenster zu gehe die Stufen hinauf in meine Wohnung um der Welt mitzuteilen was ich gerade erlebt habe
  23. Still... Zufrieden saßen sie nebeneinander auf ihren kleinen Balkon. Auf Grund ihres Alters und der vielen gemeinsamen Jahre hatten sie auch miteinander Schweigen gelernt. Die Nachmittagssonne schenkte ihnen ein mildes warmes Licht. Er richtete eine Frage an seine Frau. Die saß zusammen gesunken und schien zu dösen. Er fragte sie noch einmal. Da sie schwer hörte, stupste er sie an. Sie war so still... Da ahnte er das sie gegangen war. Ganz sanft nahm er ihre Hand und hielt sie eine lange Zeit. Dann rief er die Kinder an... Bernd Tunn - Tetje
  24. Carolus

    Blätter

    Blätter, gerundet, gezackt, gespitzt mit vielen Gesichtern, durchzogen von Adern, durchflutet von Energie - Sind wir anders als sie? Im Atem dunklen Lebens entsprossen schützenden Knospen, gedehnt, entfaltet, gemeinsam gebildet den bergenden Raum für den Baum, dem sie entstammen. Wenn Wind und Wärme sie im Frühling ins Leben wachsen lassen, ihnen ein Empfinden für Zartes und Grobes schenken, für Entzücken und Schmerzen, wenn kommendes Ausmaß sie erahnen, wenn Wolken sie mit Hagel durchlöchern, verletzen, verstümmeln, mit bissigen Böen von ihrem Lebenszweige reißen wollen, wenn Sommerglut sich retten heißt vor ofennaher Hitze, wenn Flammen sie versengen und verbrennen können. Leben im Kreislauf der eigenen Natur vollenden, nicht vor der Zeit zur Erde gerissen werden, ist Glück, begründet im Hoffen, der Baum wurzelt weiter tief in der Erde und seine Zweige weisen zum Licht - Sind wir anders als sie?
  25. Angie

    Eva und Adam

    paradieslicht tanzt zwischen den zweigen lockt den blick über die grenze ach, verbotene sehnsucht schlangenbiss küsst neugier wach schon liegt die frucht in beiden händen süß schmeckt das wissen herb die erkenntnis scham wendet die augen weg böses erwachen nichts gutes mehr bedecken bedecken was geschah ich nicht du nein sie das paradies vorbei die sehnsucht bleibt
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