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Hallo Elmar,

ein beeindruckendes Gedicht: formal, rhetorisch wie inhaltlich auf höchstem Niveau. Es kommt mir vor wie eine Allegorie der Zeit, in der das LI die Erkenntnis über Vergänglichkeit und Unvergänglichkeit erhält.

 

Eines der besten Werke, die ich bislang gelesen habe.

 

Freue mich auf mehr!

LG Cheti

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Hallo Elmar

 

dein Gedicht bringt die Wahrheit und das wichtigste auf den Punkt. Alles was vergänglich ist vergeht, unsere Hülle, Körper sterben. Doch klammern wir und konzentrieren uns immer auf dieses vergähngliche.möchten die zeit und auch die menschen festhalten.das aber einzig unvergängliche ist die wahrheit in uns.an ihr könnten wir arbeiten damit sie besser wird.

 

habe wieder viel philosophiert,

 

Dein Gedicht ist einfach toll,spricht jeden Mensch an und ich finde jeder hier sollte es lesen und darüber nachdenken

 

liebe grüsse

 

lena

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  • 1 Monat später...
  • 3 Monate später...

Liebe Sonja,
freut mich, dass du diesen Text im Archiv gefunden hast und er dich anspricht. Es war jetzt auch interessant, einen eigenen älteren Text, mit etwas zeitlichem Abstand, wieder zu lesen. Bei vielen meiner Texte - so auch bei diesem hier- stehen religionsphilosophische Überlegungen und Gedanken der christlichen Mystik Pate. Hier war es der Gedanke der Selbstfindung durch Transzendenz oder im christlichem Sprachgebrauch: Die Überwindung der Welt. Bei Meister Eckhart findet sich der christliche Gedanke, dass menschliche Schwäche und Fehlbarkeit uns nicht zu schwachen und fehlbaren Menschen macht, solange wir uns nur unsere Ideale in unseren Herzen bewahren. Dieser Gedanke beinhaltet eine klare Unterscheidung zwischen einerseits den Idealen, die wir von Herzen wollen und wünschen und andererseits den Gegebenheiten, denen wir durch unser Menschsein ausgeliefert sind. Beide Seiten bedingen momentan einander, aber eines davon wird aufgegeben werden: Entweder das Ideal in uns und durch uns - oder aber das Äussere und zeitlich Gebundene durch den Lauf der Zeit.
Herzlichst Elmar

 

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Hallo Nina,
vielen Dank für deine positive Einschätzung und vor allem für deine inhaltlichen Gedanken. Du schreibst:

Am 3.10.2020 um 15:00 schrieb Nina K.:

Warum sollte man eines von beiden aufgeben? Könnte das Ideal denn nicht zeitlich ungebunden existieren?

Da bin ich inhaltlich voll und ganz bei dir. Zeitlose Ideale existieren ungebunden und unabhängig davon ob wir sie aufgeben oder nicht. Die Botschaft Jesu verdeutlicht jedoch, dass Ideale, die wir aufgeben, indem wir sie nicht wertschätzen, für uns verloren gehen. Objektiv können zeitlose Ideale selbstverständlich nicht verloren gehen aber eben subjektiv und das ist hier von Relevanz.  In unserer persönlichen Wertschätzung zeitloser Ideale gegenüber werden wir zu deren Teilhabern, werden wir eins mit  ihnen und nehmen dadurch etwas von ihrer Zeitlosigkeit an. Nicht also die zeitlosen Ideale an sich gehen verloren, wenn wir sie aufgeben, sondern ein Stück von uns Selbst, indem wir etwas, das unsere geistige Existenz und Identität ausmacht, willentlich aufgeben. Die zweite Möglichkeit, die ich erwähnt hatte, bezieht sich auf das, was unabwendbar auf uns zukommen wird: Der Verfall bzw. das Ende aller zeitgebundenen Dinge. Ihre zeitliche Begrenzung ist besiegelt d. h.  diese Dinge werden unumkehrbar aufgegeben werden. Wenn ihr Ende gekommen ist bleibt nur noch das Ideal, in welchem und durch welches wir einst existieren wollten bzw. werden, oder eben auch nicht. 


"Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile"  - Aristoteles
 

Herzliche Grüße
Elmar
 

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Tolles Gedicht, lieber Elmar!

 

Zur Ruhe kommen ist nötig für den Wandel zum Eigentlichen, und die Prozesse, die ihn gestalten, hast du sehr gut ausgedrückt. Ich habe dennoch an ein paar Formulierung Änderungen vorgenommen, damit du prüfen kannst, ob die angebotenen Alternativen noch eines Überdenkens wert sind.

 

Sehr gern gelesen.

Liebe Grüße von gummibaum

  

 

Wenn alle Sinne endlich ruhn
und aller Tränenfluss versiegt,
die Welt geeint in einem Nun
den letzten Widerspruch besiegt,

 

und jeder Ruf nach Licht und Raum
besänftigt wird vom Augenblick,
zusammensinkt wie Gischt und Schaum,
ein Hin nur bleibt und kein Zurück,

 

dann leg ich ab, was ich nicht bin,
und was ich bin, wird offenbar;
Was ich nicht sein will, geht dahin,
und Unvergängliches wird klar,

 

da Licht von innen mich erhellt,
und alle Masken offenbart,
die ich oft trug vor dieser Welt,
und die mich drückten, eng und hart,

und nun erleuchtet ist mein Sinn,
der dunkel war und nur blasiert,
und mir bewusst wird, wer ich bin,
weil aller Schein den Glanz verliert,

 

dann werf ich fort, was ich nicht bin,
was zeitlich war und arm und schwach;
Was ich nicht sein will, flieht dahin
und was im Schlummer lag, wird wach.

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Lieber Gummibaum,

vielen Dank für deine positive Stellungnahme und auch für deine Vorschläge zur Umformulierung. Ich gehe die Verse, der Übersichtlichkeit halber, einzeln durch:

vor 8 Stunden schrieb gummibaum:

Wenn alle Sinne endlich ruhn
und aller Tränenfluss versiegt,
die Welt geeint in einem Nun
den letzten Widerspruch besiegt,

In meiner Version ist die Welt passiv d. h.  es geschieht etwas mit ihr, das sie verwandelt wodurch ihr Widerspruch besiegt bzw. ihre Dualität überwunden wird. In Deiner Version ist es die Welt selbst, die den Widerspruch besiegt. Das ist (völlig wertfrei) ein anderer gedanklicher Ansatz, daher würde ich hier meine Version beibehalten.

Zitat

und jeder Ruf nach Licht und Raum
besänftigt wird vom Augenblick,
zusammensinkt wie Gischt und Schaum,
ein Hin nur bleibt und kein Zurück,

Der Vers ist damit sprachlich zweifellos runder, allerdings möchte ich das Bild des verhallenden Rufes ungern aufgeben. Da unser Ruf nach Licht und Raum sowohl diesseitig als auch im übertragenen Sinn verstanden werden kann, ist mir besänftigen nicht kompromisslos genug. Ebenso ist mir zergehen, inhaltlich näher als zusammensinken, da das Zergehen auch eine Metapher für auflösen, vergehen und verschwinden ist. Die Umstellung der letzten Zeile gefällt mir gut, eventuell werde ich sie übernehmen.

Zitat

dann leg ich ab, was ich nicht bin,
und was ich bin, wird offenbar;
Was ich nicht sein will, geht dahin,
und Unvergängliches wird klar,

Die Kleinschreibung am Anfang ist richtig, das würde ich ändern.

Zitat

da Licht von innen mich erhellt,
und alle Masken offenbart,
die ich oft trug vor dieser Welt,
und die mich drückten, eng und hart,

Auch das ist sprachlich zweifellos runder und ausgewogener allerdings setzt es auch neue, ganz andere Akzente. So ist es in meinem Text die eigene Dunkelheit, in die ein überirdisches Licht fällt, während du den Akzent auf die innere Erleuchtung setzt, was an sich auch nicht falsch ist. Das Bild der vielen Masken gefällt mir gut, allerdings finde ich meine Reduktion auf die eine Maske nicht schlechter. Auch die Gegenwartsform war mir wichtig, nicht nur weil der Moment einer bedeutsamen inneren Einsicht für mich ein Synonym für Gegenwärtigkeit ist. Auch die drückenden Masken sind an sich eine schöne Metapher, während ich den Fokus auf ein Licht, das etwas in unserem Innern kompromisslos aufdeckt, gesetzt habe.

Zitat

und nun erleuchtet ist mein Sinn,
der dunkel war und nur blasiert,
und mir bewusst wird, wer ich bin,
weil aller Schein den Glanz verliert,

Keine Frage; sprachlich viel ausgewogener, doch auch hier ist es die Vergangenheitsform, die andere Akzente setzt. Mein Text kommt auch insgesamt kantiger daher, weshalb die Glättung einzelner Passagen wohl überlegt sein muss.

Zitat

dann werf ich fort, was ich nicht bin,
was zeitlich war und arm und schwach;
Was ich nicht sein will, flieht dahin
und was im Schlummer lag, wird wach.

Ja, auch Fortwerfen wäre hier eine durchaus starke Metapher. Doch auch damit ändert sich der Aspekt des sich-entledigens. Den Begriff des Ablegens habe ich gewählt, da er gleichnishaft für Kleidung steht, die entweder alt, abgetragen oder zu klein geworden ist.

 

Unabhängig davon möchte ich mich an dieser Stelle noch einmal sehr bei Dir bedanken, vor allem dass du dir die Zeit genommen hast, meinen Text so eingehend zu betrachten. Das ist überhaupt eine der großen Stärken dieses Forums. Etwas das ich in meiner bisherigen Erfahrung mit verschiedensten Foren so noch nie gemacht habe. Nun aus Dresden die herzlichste Grüsse zur blauen Stunde.

Elmar

 

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Nun muss ich mich aber auch bedanken, lieber Elmar, denn du hast dir die Zeit genommen, meine Version genau anzuschauen und zu verdeutlichen, dass deine Gedanken stringent und die zu ihrem Ausdruck gewählten Formulierungen wohlüberlegt sind.

 

Ich wünsche dir eine gute Nacht

Grüße von gummibaum

 

     

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vor 12 Stunden schrieb Edo:

Mir gefällt die Spannung, die Du aufbaust zur dritten und zur letzten Strophe, den Refrains, hin.

Die Form überzeugt mich und der Inhalt desgleichen.

Nachdenklich, Edo.

Hallo Edo,

vielen Dank für deine positive Einschätzung aus berufenem Munde. Tatsächlich war mir dieser Aufbau während des Schreibens gar nicht bewusst. Umso mehr freut es mich, dass du ihn als stimmig empfindest.
Herzlichst Elmar

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