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 Komm

                       

Dies eine Wort genügt,

mein Herz zu gewinnen
                                                          

 

bitter 
wie das Dunkel am Stamm 
eurer Worte

 

wie alles
was nicht bleiben kann

 

weil ein Sturm kommt wie jener
der alles von den Bäumen fegte
in den alten Tagen

 

der Blut und Blüten vergeudete
wie eure Träume

 

bitter 
die Wahrheit von eurer Zunge

 

ich hör euch noch mahnen
der Ernst des Lebens
wird kommen

 

ach komm hab ich gedacht

 

komm Sommer 
tausendgrün
in meine Arme

 

 

Zeit

 

Das Herz deiner Zeit ist die Erinnerung,
sein Pulsschlag ist Wehmut und Schmerz.

 

 

vorbei
der rasende Zug
und du bleibst zurück 

 

mit den Worten
die du nie gesprochen hast

 

den stillen Schatten
in deinen Augenwinkeln 

 

dem Bild 
auf dem Nachttisch 

dem Blick in die Tiefe 
aus der kein Schrei entkommt

 

und wenn du schreist
weißt du schon
dass niemand dich hört

 


bleib

 

Eines gab es, das ich nicht hören wollte,

auch sprechen nicht, nur leben darin.

 

 

vielleicht wusstest du es noch nicht
doch deine Augen sprachen
nicht mehr

 

und deine Hände
spielten stumm herum
als suchte ihre Berührung 
nach Worten
die wir nicht gefunden hatten

 

und machte Platz
für die kalten Geräusche des Abschieds

das Zufallen der Tür
die Schritte im Garten
das anklagende Schweigen des Hundes

 

und dies eine Wort
sank müde
in unsere Spuren

 

 

stehen 

 

Eine Heimat findest du nur
wenn du in deiner Zeit stehen bleibst.

 

 

die Fäden 
hast du vergebens entwirrt
die Löcher geflickt
und Knoten erneuert

im alten Netz
die Zeit zu fangen

 

diese dichten Schwärme im Blau
deren Augen
nicht sprechen 

 

vielleicht bleibt sie stehen
wenn du endlich stehen bleibst 
am Grund

 

 

______________________________________

veröffentlicht in der Literaturzeitschrift Dichtungsring Heft Nr. 61

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Ich las dein Gedicht lieber Lé, und war enttäuscht, als ich die zusätzliche Bemerkung über die Veröffentlichung las. 

Warum? 

Weil das mir die Hoffnung nahm, mir die Möglichkeit nahm, zu verkünden, etwas Großartiges gelesen zu haben; mir die Möglichkeit nahm, Ich dir das sagen zu können.

Dein großartiges Gedicht braucht nicht ein amtliches Kennzeichen.

Liebe Grüße

Carlos 

 

 

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Hi Carlos,

 

vielen Dank für die amüsant verpackte Anerkennung. 

 

Ich habe mich auch gefragt, ob ich diese Anmerkung schreiben soll, oder nicht. Ich habe es getan, weil ich meine naive Freude Freude daran, dass dieser Zyklus abgedruckt wurde und physisch in der Welt ist, gerne teilen möchte. Man darf so etwas ja immer erst danach ins Internet stellen; das sind die Regeln.

 

Das heißt nicht, dass es deswegen große Kunst ist, nicht zu kritisieren wäre, oder mit einem Qualitätssiegel versehen.

 

Ich bin deswegen auch kein Jungautor und Förderpreisgewinner ;), nur ein lernwilliger alter Schreiber, der sich über jede Veröffentlichung freut.

 

Lieber Grüße,
Lé.

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Lieber Lé,

 

eine Gedichtserie über die Zeit (aber nicht nur): Komm Zeit bleib stehen? Ich bin beeindruckt! Auch die Bemerkungen neben den Überschriften sind interessant!

 

Mein Favorit ist "bleib", dicht gefolgt von "Komm". Sie drücken sehr sensibel und gekonnt das aus, womit man (ich ...) oft Schwierigkeiten hat, es in Worte zu fassen: Der Leser fühlt sich verstanden. 🙂

 

LG Nesselröschen

 

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