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Der Herbst meiner Wünsche klopft laut an die Tür,
so schnell hab ich ihn nicht erwartet.
Für mich war das Leben stets zwanglose Kür,
bin ich denn nicht grad erst gestartet?

Wie hilflose Blätter im frostigen Wind
umkreisen mich wirre Gedanken.
War ich nicht bis gestern noch sorgloses Kind,
fernab aller Hürden und Schranken?

Die Frucht meines Ackers ist restlos verzehrt,
mir bleiben nur Hülsen und Schalen.

Die Leiter ins Glück ist mit Dornen bewehrt,
ich hör Gottes Mühlstein schon mahlen.

Nun schau ich dem Winter direkt ins Gesicht,

verspüre des Nachts seinen Atem -
und stehe ich dann vor dem Jüngsten Gericht,
fühl ich mich vom Schicksal verraten.

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Lieber Sid,

 

Für meine Verständnis ein schönes 3-silbiges Metrum, liest sich wohl und gut. Bzgl. Textarbeit wäre die Frage, was du erhoffst. Findest du manche Wortwahl nicht passend? Oder zweifelst du am Metrum? Du willst ja keinen inhaltlichen Trost, daher die Frage: woran zweifelst du am Text?

 

Herzlichen Gruß, 

Thomkrates

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Hei Thomkrates,

 

Zweifel habe ich eigentlich nicht, höchstens hier:

vor 1 Stunde schrieb Sidgrani:

verspüre des Nachts seinen Atem -
und stehe ich dann vor dem Jüngsten Gericht,
fühl ich mich vom Schicksal verraten.

Ich hätte wohl besser "feedback jeder art" ausgewählt. Danke, dass du nachgefragt hast.

 

Lieben Gruß

Sid

 

 

Hei Endeavour,

 

vor einer Stunde schrieb Endeavour:

Als Lied zur Klampfe indes sollte es funktionieren.

daran habe ich beim Dichten nicht gedacht, ich spiele ja auch kein Instrument. Und zweisilbige oder gar einsilbige Wörter schleichen sich bei mir leider allzu häufig ein.

 

Danke und einen lieben Gruß

Sid

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Hallo Sid,

 

mein Fehler, als lausiger "Pädagoge" stolpere ich auch schon mal in die falsche Klasse; hoffe, Claudi liest mit und erklärt notfalls meine Erklärungen.

 

Du zweifeltest zu Recht; Atem/verraten reimen nicht, sie assonieren. Assonanzen sind Halbreime, die in der deutschen Sprache für gewöhnlich als misslungene Reime angesehen werden. Im Spanischen oder im Portugiesischen gehören sie zur Grundausstattung jeder Romanze.

 

Das Versmaß ◡ — ◡ ◡ — ◡ ◡ — ◡ ◡ — / ◡ — ◡ ◡ — ◡ ◡ — ◡ ist kein regelmäßig alternierendes, in dem sich betonte und unbetonte Silben in immer gleicher Reihenfolge die Klinke in die Hand geben; sollte nun ein zweisilbiges Wort wie meiner, aller, meines, Gottes oder seinen in eine dieser Doppelsenkungen geraten, hieße das irgendwie auch, dass es aus zwei unbetonten Silben besteht, was unmöglich ist, und also schwierig.

 

Drei- und vierhebige Verse im Verein sind oft in Liedern zu finden; Lieder sollten gesungen werden; der Gesang, der Vortrag, die Begleitung usw. sind Bestandteil des Werkes – wie Reim und Metrum, was dazu führt, dass letztlich nur das Gesamtkunstwerk zählt.

 

Gruß

 

E.

 

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Lieber Sid,

 

vorweg wieder mal die Aufklärung eines Missverständnisses bzgl. des roten Labels. "Textarbeit erwünscht" ist das richtige Label für alle, die sich ein Feedback zur Gestaltung des Textes wünschen und sich dabei den üblichen "Spam" vom Hals halten wollen. Ob man sich bereits sicher ist und eine Besprechung wünscht oder noch nicht und es evtl. mehr auf eine Beratung hinauslaufen soll, spielt dabei keine Rolle. Falls noch Unsicherheiten vorhanden sind, wäre es natürlich hilfreich, diese konkret zu benennen, damit die Kritiker:innen darauf eingehen können. Meistens ist dies aber, wie auch bei deinem Gedicht, nicht der Fall.

 

Dein Gedicht gefällt mir sowohl sprachlich als auch rhythmisch! Der Wechsel von vierhebigen und dreihebigen Versen und die kluge Wahl der männlichen Kadenz bei den vierhebigen Versen bringt eine angenehme Abwechslung für das Ohr und wirkt dem Leiern entgegen, das im amphibrachischen Versmaß ja meist schon vorprogrammiert ist.

 

Unreine Reime sind auch für mich immer ein Makel. Hier, in deiner letzten Strophe, finde ich ihn aber nicht gravierend, da er ja auch durch den Kreuzreim etwas kaschiert ist. Ich würde mir deswegen keine allzu großen Sorgen machen!

 

Zu den von Endeavour angemerkten Zweisilbern in den Doppelsenkungen bin ich gespalten. In einem regelmäßigen dreisilbigen Versmaß ist es für Lesende/Hörende leicht, dem Gewohnheitsmetrum zu folgen. Deswegen rutschen die leichtgewichtigen zweisilbigen Pronomen ohne Schwierigkeiten in die Doppelsenkungen. Bei zweisilbigen Substantiven, Adjektiven und Verben klingen die Stammsilben zu stark heraus. Ein Brummer wie "Gottes" lässt sich hier nicht in die Doppelsenkung drücken. Ich kann es zwar lesen, wie von dir beabsichtigt, aber es klingt nicht mehr natürlich. Da würde ich nachbessern.

 

Was mir auch nicht leicht über die Zunge will, ist das betonte "ich" in diesen drei Versen

 

bin ich denn nicht grad erst gestartet? - ich bin doch grad eben gestartet

 

War ich nicht bis gestern noch sorgloses Kind, - ich war doch ...

 

fühl ich mich vom Schicksal verraten.

 

Die beiden Fragesätze ließen sich leicht auflösen. Für den letzten Vers fällt mir so schnell auch keine Lösung ein. 

 

Das liest sich jetzt nach so viel Mäkelei, dass man den Eindruck gewinnen könnte, die Verse würden mir nicht gefallen. Das täuscht! Ich mag dieses Gedicht sogar sehr und es war mir eine Freude, mich damit zu beschäftigen.

 

LG Claudi

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  • 2 Wochen später...

Hei JoVo,

 

Am 28.8.2022 um 13:31 schrieb JoVo:

sehr treffliche Verse

Das ist für mich das Wichtigste an solchen Zeilen.

Danke, ich bin erst zufrieden, wenn auch die Form (nahezu) perfekt ist.

 

LG Sid

 

 

Hei Endeavour,

 

Am 28.8.2022 um 15:00 schrieb Endeavour:

Assonanzen sind Halbreime, die in der deutschen Sprache für gewöhnlich als misslungene Reime angesehen werden.

wobei sie fast in jedem Lied vereinzelt oder gehäuft vorkommen, das fällt kaum auf, weil eben nur das Gesamtkunstwerk zählt. Zum Thema zweisilbige Wörter hat Claudi einige interessante Bemerkungen gemacht

 

Am 28.8.2022 um 18:06 schrieb Claudi:

Bei zweisilbigen Substantiven, Adjektiven und Verben klingen die Stammsilben zu stark heraus.

Das gilt es zu beachten.

 

Danke für deine ausführliche Stellungnahme.

Liebe Grüße

Sid

 

 

Liebe Claudi,

 

danke für deine Aufklärung zu "Textarbeit erwünscht".

Am 28.8.2022 um 18:06 schrieb Claudi:

Ein Brummer wie "Gottes" lässt sich hier nicht in die Doppelsenkung drücken.

Da werde ich etwas knobeln müssen, wenn ich bei der gewünschten Aussage bleiben will.

 

Am 28.8.2022 um 18:06 schrieb Claudi:

Was mir auch nicht leicht über die Zunge will, ist das betonte "ich" in diesen drei Versen:

Ich lese deine Anmerkungen wohl, nur will das nicht so recht zu meinem Rhythmusgefühl passen, mal sehen.

 

Du hast dich intensiv mit meinem Gedicht auseinandergesetzt, das allein ist mir schon Lob genug. Danke, für den Blumenstrauß, den du noch obendrauf gesetzt hast.

 

Liebe Grüße

Sid

 

 

Hei Carlos Larrea,

 

Am 28.8.2022 um 18:41 schrieb Carlos:

Die erhaltene Musik und die Botschaft erreichen mich.

Das hast du sehr schön gesagt, ich danke dir.

 

Liebe Grüße

Sid

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vor 2 Stunden schrieb Sidgrani:

Ich lese deine Anmerkungen wohl, nur will das nicht so recht zu meinem Rhythmusgefühl passen, mal sehen.

 

Lieber Sid,

 

vielleicht gibt es eine Methode, dich den Unterschied hören zu lassen. Sag mal laut:

 

ich fühl mich, ich fühl mich - Das ist sehr deutlich xXx xXx

 

Jetzt sag laut:

 

fühl ich mich, fühl ich mich - Hörst du, dass das etwas unnatürlicher klingt? Man würde eigentlich lieber das Verb betonen, oder?

 

LG Claudi

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