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(mein erstes pantun)
 

Im Herbst des Lebens möcht ich sagen,
man wird nach all der langen Zeit,

nach all den vielen, vielen Jahren

empfindsam aus Verletzlichkeit.

Man wird nach all der langen Zeit,
die Zeit in der so viel geschehen,
empfindsam aus Verletzlichkeit.

Wie weit bereit denn noch zu gehen?

 

Die Zeit in der so viel geschehen,

um sich alsbald dann zu besinnen.

Wie weit bereit denn noch zu gehen?
Wird sie uns durch die Finger rinnen?

 

Um sich alsbald dann zu besinnen

nach all den vielen, vielen Jahren.

Wird sie uns durch die Finger rinnen

im Herbst des Lebens - möcht ich sagen...

 

© Uschi R.

https://de.wikipedia.org/wiki/Pantun

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Liebe Uschi,

Ein sehr berührendes Gedicht,das einen traurig stimmen könnte,wenn es nicht so schön wäre.

Du hast geschrieben: "Empfindsam aus Verletzlichkeit"...ich würde das umdrehen wollen:

"Verletzlich aus Empfindsamkeit". Das hätte dann auch einen sehr positiven Aspekt, weil ich

Empfindsamkeit oder Sensibilität als eine große menschliche Stärke ansehe, ohne die tiefes Verständnis oder mitmenschliche Gefühle garnicht möglich wären. Deshalb scheint es mit auch unwahrscheinlich, dass die Zeit im Herbst unseres Lebens uns durch die Finger rinnen könnte.

Ich schreibe gerade viele Geschichten aus meinem "bunten Leben" und stelle fest, das mir viel mehr geblieben ist, als ich dachte und ich auch vieles noch besser verstehe, als zu der Zeit als ich es erleben musste oder durfte.

An deinen Gedichten sehe ich,das noch viel Kraft in dir steckt.

Tobuma

 

 

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Lieber Tobuma,

ich denke manchmal wo ich denn wäre, hätte ich schon vor vielen vielen Jahren zu schreiben begonnen... Du bist noch nicht solange hier vertreten. Ich bin sozusagen 'eine Spätberufene' 😉 die erst vor etwas mehr als drei Jahren überhaupt begonnen hat, Gedanken fließen zu lassen.

Meine Großmutter hatte schon Gedichte geschrieben, davon wusste ich jedoch all die Jahre nichts. Erst durch eine Erzählung einer Tante (96!) wurde ich darauf aufmerksam gemacht. Es ist nunmehr, als hätte sich ein Tor geöffnet aus dem es unaufhörlich strömt und strömt.
Ich schreibe nahezu niemals vorsätzlich und beinahe ausschließlich nächtens... auch so eine eigenartige Sache wie ich finde. Meine Texte nunmehr auch vorzutragen, ist mir ein Anliegen und bereitet unendliche Freude.
Mag sein, wenn du reflektierend aus dem Leben schreibst, dass es möglicherweise ein 'Kokettieren' mit dem Alter ist? Aber es ist einmal so, dass man im Laufe eines Menschenlebens viel erlebt was lohnenswert ist, in welcher Form auch immer, festgehalten zu werden.
Dein Vorschlag 'Verletzlich aus Empfindsamkeit' wäre vermutlich logischer, da gebe ich dir recht. Aber ich denke, dass das eine das andere bedingt und umgekehrt. Selbst wenn behauptet wird, dass man im Laufe von Jahren wohl eine dickere Haut bekäme, es stimmt nicht!

Herzlichen Dank für dein Reflektieren!

LG Uschi

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Moin @Uschi R.,

 

dein erstes Pantun? Ja wie schön 🙂 
Das ist aber auch eine spannende Form, die mit ihrem wiederholenden Charakter zu so mancher Spielerei einlädst. 
Das hast du hier ja auch gezeigt, nur ein paar veränderte Satzzeichen und schon steht der Vers, die Strophe in einem ganz anderen Licht. Formal muss ich dazu nicht viel sagen, die Wiederholungen sind korrekt gesetzt, die Reime sind sauber und das Metrum weist keine Schwachstellen auf (4-hebiger Jambus, teils mit weiblicher Kadenz).

 

Bilderebene:

 Du arbeitest mit recht wenigen Bildern. Da haben wir den "Herbst des Lebens", was blumig das Alter bzw. Altsein beschreibt. Wir haben das "durch die Finger rinnen", etwas geht ungewollt verloren, verbraucht sich selbst. Das war es in der Tat, der Rest deines Textes sagt recht gerade heraus, was Sache ist. 
Das muss nichts Schlechtes sein, tatsächlich macht das die Kombination der wiederholenden Verse ja auch einfacher und das ist für das erste Herantasten an eine neue Form doch überaus smart 😉 

 

Die Gefahr solcher Klartextverse ist dann aber auch, dass die inhaltlich beliebig werden. Und so betrachte ich Vers 2 und 3, die beide leider in keiner Nuance voneinander abweichen, sie haben exakt dieselbe Aussage und das stößt mir auf, nachdem jeder Vers im Pantum ja auch nochmal wiederholt wird und dann schon ein winzig kleines Feuerwerk für sich sein sollte 😉

 

Inhalt:

Inhaltlich thematisierst du in Strophe 1 die vielen schmerzlichen Erfahrungen des lyrischen Ich. 
Man könnte hier noch überlegen, ob das "möcht ich sagen" hier in Strophe 1 noch eine andere Bedeutung als in Strophe 4 hat. 
Man könnte es hier auch lesen als einen Wunsch, als einen Ausblick, wie man im Alter zurückblicken will. Dafür spricht das fehlende Komma, was du im letzten Vers ja gesetzt hast. 
Dann wäre aber fraglich, warum das lyrische Ich sich wünschen sollte, verletzt worden zu sein^^

Die von Tobuma angeregte Vertauschung von 

vor einer Stunde schrieb Uschi R.:

empfindsam aus Verletzlichkeit.

wäre sicher logisch richtig, aber deine Variante bringt den Schmerz deutlicher zur Geltung. Der Vollständigkeit halber sei aber auch gesagt, dass es in dieser Konsequenz eigentlich nicht die Verletzlichkeit ist sondern die "Verletztheit" oder das "Verletzgewordensein". - das macht sich nur metrisch und reimlich nicht so gut und klingt auch doof 😄

 

Strophe 2 nimmt die Zeit in den Fokus, derer jemand im Herbst seines Lebens ja schon reichlich ausgesetzt war. 
Die Frage im letzten Vers hat dabei eine gewisse Bitterkeit bzw. Verbitterung in sich. 
Da denke ich direkt an meine Oma, die einfach irgendwann auch gar nicht mehr leben wollte.

 

Strophe 3 markiert dann das Zurückbesinnen auf all das Erlebte. Man stellt vielleicht auch das ein oder andere in Frage. 
Die Frage im letzten Vers hingegen kommt mir obsolet vor. Es ist ja nunmal eine unumkehrbare Tatsache, dass man sich, besonders im Herbst des Lebens, mit dem Verstreichen der (Lebens)Zeit auseinandersetzen muss.

 

Strophe 4 gibt dann auch genau diese Antwort. Das ist entsprechend keine allzu große Überraschung. 
Allerdings ist der letzte Vers ansprechend, da er im Vergleich zum ersten Vers die Möglichkeit gibt, diesen Reflektionsprozess über die eigene Zeit auch als "könnte" zu lesen, was ja ein "man möchte sagen" auch ausdrücken kann. 

 

Insgesamt finde ich es nur schade, dass SO viele Verse auf die "Zeit" referieren, ich fände für das lyrische Ich durchaus auch die Erfahrungen und insbesondere den angesprochenen und nicht weiter vertieften Schmerz erwähnenswert.

 

Sprachliches:

vor 58 Minuten schrieb Uschi R.:

die Zeit in der so viel geschehen,

Hier gefällt mir die Ellipse nicht. Solche reimverschuldeten unvollständigen Sätze sind immer schade.
Und es gäbe ja - trotz engem Pantun-Korsett durchaus Möglichkeiten, den Vers vollständig zu gestalten. Mein erster Gedanke hier war etwas wie: "So viel ist einem doch geschehen" / "So viel ist in der Zeit geschehen" - das passt nach wie vor in beiden Strophen in der Kombination.

 

Auch hier:

vor einer Stunde schrieb Uschi R.:

Wie weit bereit denn noch zu gehen?

finden wir eine Ellipse. Finde ich hier aber nicht so schlimm wie oben, da es ja nicht allzu unüblich ist, Fragen dieser Art elliptisch zu stellen (Wer denn, wenn nicht wir? Woher nehmen und nicht stehlen? etc.).

 

 

Ansonsten bleibt mir nur zu sagen, dass ich es ganz wunderbar finde, dass du eine neue Form für dich entdeckt hast und bin schon gespannt, was da in Zukunft noch so kommt 🙂

 

LG Dali Lama

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Nun, liebe Uschi, hast du ja erfahren, wie es momentan um mich steht.

Da hatte ich ganz andere Gedanken, die meines Lebens Herz bewegen.

Nicht missen möcht ich dennoch dir zu sagen, daß schon ganz gut gelungen dir das Werk.

Ob's fachlich recht, tat oben man schon sagen. Ich schweig, noch neu für mich ist derart Berg.

 

Bis denn und liebe Grüße, Heiko

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Und nicht nur das, meine liebe Uschi. Ich habe mir erlaubt, deinen Versuch in dieser Gedichtsform gleichsam für mich zu entdecken. Ich kannte es vordem noch nicht und bin mal gespannt, wie es ankommt. Wenn ich heute Abend wieder etwas einsetzen kann, kannst du, wenn du magst, auch mal vorbeischauen.

 

LG, Heiko

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Am 14.9.2022 um 14:15 schrieb Uschi R.:

Damit auch jeder es versteht,
so zeig uns doch,
wies besser geht! 😉

 

Moin @Uschi R.,

 

ich muss gestehen, dass deine Rückmeldung mich ein Stück enttäuscht. 
Ich hab mir mit dem Feedback für deinen Text durchaus Mühe gegeben und nicht nur ein "Zeig erstmal, wie's besser geht" erwartet, wenngleich es ganz wunderbar gereimt ist^^

 

Also klärt mich sonst gern auch auf, bin ja noch neu hier. Aber "Feedback jeder Art" meint damit doch sicher auch einen Kommentar wie meinen, nicht?

 

Falls du dir auf die Füße getreten fühlst, tut mir das leid. Mir liegt an einem produktiven Austausch^^
LG Dali Lama

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@Dali LamaHallo Dali Lama! Ich schreibe auch in meinen Antwortkommentaren üblicherweise immer direkt an den jeweils Kommentierenden, wenn du dich angesprochen fühlst, so freut mich dies jedoch. 😉 Ich konnte keine wie immer geartete formale Schwäche in meinem Text entdecken. 
Nun, ich zähle aber auch nicht zu den bleistiftkauenden Poetinnen die nächtelang an einem Text basteln...
So eine Anregung gerechtfertigt ist, bin ich an konstruktiver Kritik natürlich stets interessiert. Diejenigen die sich meine Texte auch in der vorgetragenen Version anhören ,werden möglicherweise auch den feinen Unterschied in der Betonung der in diesem Fall selbst gleichen Textzeilen herauszuhören vermögen. 😉

 

LG Uschi

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