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Egon Biechl

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Alle erstellten Inhalte von Egon Biechl

  1. Liebe Ilona, man weiß so Vieles, aber will man es wirklich wissen? Nein, aber vergessen darf man es trotzdem nicht. Liebe Grüße Egon
  2. Die Lebensmittel, die sich Papa verdient, bestehen in manchem Liter Milch, ab und zu auch in Butter aus einer hölzernen Form mit Edelweiß-Design oder gar in einem Stück Speck. Ich bin stolz darauf, dass Mama mich diese Dinge von den Bäuerinnen holen lässt. Was ich, allerdings nicht weiß, ist, dass hier Leute aus dem nur 70 km entfernten Innsbruck auf Tirolerisch als Zuagroaste (Zuwanderer) bezeichnet werden. Als Mitglied einer solchen Familie erlebe ich Anfeindungen von Kindern. Sie zeigen mir die Zunge und werfen nach mir. Ich fürchte mich, weiterhin solche Botengänge zu machen. Erst dann, als sich mein Papa bei der Ortsbevölkerung beschwert, hören die Kinder auf, mich zu drangsalieren. Die Hubener Bäuerinnen bemerken, dass Mama aufgrund ihrer enormen Sehschwäche die erwähnte Spezialbrille mit den unterschiedlichen Lupenaufsätzen links und rechts trägt. Sie wundern sich, dass sie sich trotzdem mit Spielkarten beschäftigt. Auf Nachfrage erklärt sie ihnen, dass ihr eben diese spezielle Brille die Möglichkeit gibt, zum Vergnügen Karten zu legen und damit die Zukunft zu deuten. Das weckt das persönliche Interesse der Dorfbewohnerinnen. Sie lassen sich gegen die Zusage der Lieferung von landwirtschaftlichen Produkten – ein ziemlich entsprechendes Pendant zu den väterlichen Entlohnungen – die Zukunft voraussagen. Die Entlohnung geht einmal sogar so weit, dass sie meine Mama zusammen mit mir zum Mittagessen einladen. Dort sitzt eine achtköpfige Bauernfamilie auf fünf Bänken um einen riesigen runden Tisch. Meine Mutter darf sich dazusetzen und ich – als Einziger – auf einer Bank stehen, weil ich sonst das Mus in der riesigen Pfanne nicht erreichen könnte. Mir gefällt diese Sonderstellung. Begleitet vom Kichern der anderen Kinder mampfe ich mit und lasse es mir schmecken. Die Mitglieder der Familie, speziell die jüngeren Mitesser, haben auf einem Bord knapp unter der Tischplatte ihren eigenen Löffel liegen, den sie auch selbst reinigen oder – besser gesagt – abschlecken. Ab da ist Mama die Hexe.
  3. Liebe Uschi, ich weiß nicht, ob ich nicht genüsslich zu langsam vorgehe. Zum Einstimmen versuche ich es halt einmal. Ereignisse gibt es - wie Du weißt - noch ausreichend viele. Herzliche liebe Grüße Egon
  4. Liebe Donna, habe spät aber doch Gedichte zu schreiben (nicht) gelernt. hab's getan, aber Prosa ist mir lieber. Liebe Grüße Egon
  5. Lieber Perry, gerne folge ich den Worten deiner Poesie. LG Egon
  6. Danke liebe Ilona, der Speicher ist noch voll. Liebe Grüße Egon
  7. Bei einer der Fahrten von Innsbruck retour ins Ötztal passiert wieder etwas Außergewöhnliches. Ein entgegenkommender PKW drängt den Postbus, der uns nach Huben zurückbringen soll, an den Rand der schmalen Straße. Ein Stück Asphalt bricht weg. Der Postbus kippt zur Seite und überschlägt sich in den Straßengraben. Als ich wieder zu mir komme, liege ich in den Armen meiner Mutter und sehe, wie einige Insassen unter dem Postbus hervorgeholt werden. Jetzt lenkt meine Mama die Aufmerksamkeit auf mich, das heftig blutende Kind. Da noch kein Rettungsfahrzeug zur Stelle ist, erklärt sich ein Privat-PKW-Lenker bereit, uns beide zurück nach Innsbruck ins Spital zu bringen. Als dieser freiwillige Helfer mit seinem Auto auf der schmalen Straße umkehrt und deswegen wieder an den Rand der Straße fährt, über den wir gerade hinuntergefallen sind, beginne ich, mich in panischer Angst zu wehren und zu schreien. Der Lenker des Fahrzeugs und sogar meine Mutter, die sonst nicht so nervenstark ist, beruhigen mich, es würde mir nichts passieren. Im Spital in Innsbruck angekommen, stellt man bei mir eine Schnittwunde knapp unterhalb des Brustbereichs und – wie könnte es anders sein – eine Gehirnerschütterung fest. Man behält mich für ein paar Tage zur Wundbehandlung und Beobachtung da und tröstet meine Mutter, dass keinerlei Folgeschäden zu erwarten seien. Erst jetzt erinnere ich mich, dass man mir bedenkenlos zugebilligt hatte, vorne rechts neben dem Fahrer gänzlich ungeschützt auf einigen Autoreifen zu stehen, damit ich die Aussicht besser genießen kann.
  8. Ich möchte zu Deinem Honorar beitragen - Du verdienst es Dir. Liebe Grüße Egon
  9. Ich lass mir Zeit, aber ich bin dabei Liebe Grüße Egon
  10. Habe ich mich da geirrt? Wenn ja, bitte ich um Nachsicht. Liebe Grüße Egon
  11. Liebe Uschi, Dein Kommentar veranlasst mich, eine weitere positive Erinnerung an meinen Vater zu beschreiben. Er, der Handwerker, der uns als "Ehebaar" gratuliert, schreibt uns unter anderem: "Darum macht es beide richtig, das ist im Leben immer wichtig, Euer Aufenthalt ist nur kurz und klein, dafür soll er in guter Erinnerung sein." Das war sein Hochzeitsgeschenk. Alles Liebe Egon
  12. Liebe Donna (ich trau mich ganz einfach), danke für Dein Einfühlungsvermögen, das Du mir mit Deiner Parallelschilderung zeigst. Ich freu mich über Deine positive Reaktion. Allerdings: wenn ich in der Kindersprache schreiben würde, müsste ich meine Empfindungen von außen interpretieren, sonst bliebe manches, meiner Meinung nach Wichtiges ungesagt. Liebe Grüße Egon
  13. Egon Biechl

    Holzen

    Ein Jahr später geht Papa trotz seines künstlichen Beines in den Wald, um Bäume umzuschneiden, zu holzen. Ich schwelge in großer Freude, weil er mich, den erst Vierjährigen, zum Zusammentragen der Äste mitnimmt. Wie er das seiner Frau, meiner Mutter, erklärt hat, das weiß ich nicht. Ich bin jedenfalls Feuer und Flamme und freue mich auf dieses Abenteuer. Folgsam – wie sonst nie – gehe ich neben meinem Vater. An der Hand kann er mich nicht halten, weil er Handsäge und Schlegel mitführen muss. Ich bin daher stolz auf diese ganz neue Selbständigkeit und trage vergnügt die zwei Keile. Weil er wegen seiner Prothese ohne Stütze nicht steil bergan gehen kann, hat er sich einen Baum am ebenen Waldboden zuteilen lassen. Ich verfolge aufmerksam, wie er es anstellt, den Baum zu fällen. Zunächst schneidet er eine Kerbe in den Stamm, damit der in die richtige Richtung fällt, wie er mir erklärt. Dann setzt er die Säge an der anderen Seite an und fällt mit unermüdlichem Schneiden und Einschlagen der von mir mitgebrachten Keile den Baum. Dabei muss er immer aufpassen, nicht selbst hinzufallen. Das könnte verhängnisvoll werden und uns beide in große Schwierigkeiten bringen. Gebannt schaue ich ihm zu und verfolge genau, wie das funktioniert. Aber ich bin auch unternehmenslustig und kraxle den Hang hinauf. Unvermutet kann ich mich nirgends mehr anhalten und stürze hinunter vor die Füße meines Vaters. Der bekommt einen riesigen Schrecken, merkt aber bald, dass ich nur einen kleinen Kratzer abbekommen habe. Da sagt er mir eindringlich: „Sag der Mama ja nichts! Die schimpft sonst wieder. Sie regt sich nur unnötig auf.“ Ich mag meinen Papa, der mir so viel mehr Freiheit lässt, sehr. Daher halte ich mich genau an seinen Wunsch und schweige bedingungslos. Das schweißt uns beide zusammen und besorgt mir manches Augenzwinkern von seiner Seite, worüber ich mich jedes Mal unglaublich freue.
  14. Liebe Josina! ad 1) ein amerikanischer Arzt ist doch eine Autorität ad 2) noch einen Tag Geduld, es geht weiter. Liebe Grüße Egon
  15. Das fällt unter: "Es war einmal ..." Liebe Grüße Egon
  16. Mir gefällt Dein Gedicht, der Sinn Deines Gedichts so gut, dass ich eine Anregung anbieten möchte. Wie wär's mit: Zum Kampfgeist gehört das Wort, ... wo Menschen weinen immerfort.
  17. Liebe Ilona, wenn Du Geduld hast, erfähst Du alles. Liebe Grüße Egon
  18. Du ziehst Dich auf eine neutrale Position zurück?
  19. Zum zweiten Thema: Wir in Österreich fahren auf der Straße rechts und haben im Auto das Lenkrad links. Es gibt aber auch Länder, in denen es anders ist. In Großbritannien zum Beispiel ist das Lenkrad rechts, dafür fahren die Menschen links. Alles ist genau andersherum. Länder der EU dürfen nicht vorschreiben, wohin das Lenkrad gehört. Also auch in der amerikanischen Besatzungszone durfte 'englisch' gefahren werden.
  20. Ja, in der Kürze liegt oft die Würze. Künftige Frequenz bringt's dann an die Grenz.
  21. Es ist ein Jeep der Amerikaner, wie sie 1945 – vor dem Wechsel zur französischen Besatzungsmacht – oft und nicht zu langsam unterwegs sind. Wegen des rasch eingeleiteten Bremsmanövers werde ich zwar nicht überfahren, aber niedergestoßen. Der junge amerikanische Soldat ist äußerst betroffen, nimmt mich auf seine Arme und trägt mich zu unserem Haus. Ich bin bewusstlos, wache dann aber auf und beginne wie wild zu schreien. Daraufhin taucht meine aufgeregte Mutter auf und läuft uns entgegen. Sie sieht, dass ich aus einer Kopfwunde blute, reißt mich an sich und beginnt ihrerseits zu weinen und zu schreien. Der Jeepfahrer bietet meiner Mutter an, uns beide zum amerikanischen Militärspital im zirka 15 km entfernten Umhausen zu bringen. Sie nimmt die Kartoffeln vom Herd, die Schürze vom Leib und begleitet mich im Jeep zum Stützpunkt der amerikanischen Besatzungsmacht in deren Militärspital. Da jetzt überhaupt keine Kampfhandlungen mehr stattfinden, ist der Militärarzt sofort zur Stelle, um sich meiner anzunehmen. Er untersucht mich gründlich und lässt meiner Mutter durch den Dolmetsch sagen, dass ich eine Gehirnerschütterung hätte, diese aber keineswegs lebensbedrohlich wäre. Fachkundig versorgt er die Platzwunde auf meinem Kopf und lässt meiner Mutter die Verhaltensmaßregeln für meine baldige Genesung übermitteln: „Silence and sleep!” (Ruhe und Schlaf!) Bei der Nachuntersuchung beruhigt der Arzt meine Mutter mit viel Geschick und sagt ihr, die kleine Delle auf meinem Kopf würde mir zwar bleiben, hätte aber, zugezogen im Kindesalter, überhaupt keine Folgewirkungen. Sie glaubt es ihm vertrauensselig und macht sich offensichtlich keine Sorgen.
  22. Liebe Uschi, da müsst ich ja noch eiges lernen.
  23. Hallo Pegasus, danke für das "Flüssige". Es braucht noch ein bisschen, bis es rinnt. Ja das Foto, das ist Marketing in eigener Sache! Auch ich wünsche, dass das Schöne des restlichen Sonntags ohne Unterbrechung in die nächste Woche überschwappt. Egon P.S.: Gerade jetzt können wir Gelassenheit dringend brauchen.
  24. Das seh ich auch so! Danke für die Kontaktnahme. Auch Dir einen wunderschönen Sonntag (in der freien Natur?)!
  25. Egon Biechl

    Geborgenheit in klein

    1943 bin ich ein Jahr alt. Meine Eltern lieben mich wirklich, beide! Eine Freundin meiner Mutter, für mich eine nette Tante, kommt, um mich zu fotografieren. Mich interessiert der schwarze Kasten, den sie vor ihr Gesicht hält. Dabei gefallen mir Ihre so lustigen Gebärden wirklich. Meine Augen glänzen und leuchten mitten in die Kamera. Ich bin glücklich und lache ganz ungehemmt mit sperrangelweit geöffnetem Mund, denn das Lächeln ist – ich weiß das ganz intuitiv – der Schlüssel zu allen Menschen. Es ist meine Marketingstrategie in eigener Sache als Baby. Ich bin erfolgreich und damit auch Grund zur Freude für meine Mutter, meinen Vater und jeden, der mich zu Gesicht bekommt. Ich bin auch hellauf begeistert, dass mir mein Papa altersgerechte Werkzeuge, mit denen ich ein Handwerk ausüben kann, bastelt. Als mich meine Mutter knapp vor Weihnachten fragt: „Was wünschst du dir denn vom Christkind?” und nach kurzem Zögern: „Würde dir ein Baukasten gefallen?”, stimme ich spontan zu: „Jaaa!” Sofort plane ich, den Kasten für meine Werkzeuge, den Baukasten eben, im Hausflur zwischen zwei Holzpfosten aufzustellen und dort all mein Hab und Gut, das sonst immer auf dem Boden verstreut ist, zu verstauen. Von einem Nachbarn bekommen wir ein Fichtenbäumchen. Der Papa steckt es in ein eigens angefertigtes Holzkreuz. Die Mama schmückt es mit einigen glitzernden Kugeln und roten Kerzen. Darunter stellt sie eine vom Papa gebastelte Krippe, in der das neugeborene Christkind liegt, Maria kniet, und Josef, eine Kuh und ein Esel stehen. Für mich ist alles neu. Aber Mutters Erklärungen überhöre ich trotzdem geflissentlich. Was mich viel mehr beschäftigt, ist die Ankündigung, dass ich heute das Weihnachtsgeschenk bekomme, meinen Baukasten. Endlich ist es so weit: In der Krippe schaltet mein Papa – welch Wunder für mich – ein rotes Lichtlein ein, und Mama zündet die Kerzen des Christbaums an. In Erwartung meines Baukastens bin ich schon sehr ungeduldig und quengelig. Aber meine Eltern verharren in stummer Andacht,. Die beiden wünschen sich nur alles Gute. Dann zeigen sie mir die Päckchen, die im Halbdunkel unter dem Christbaum liegen. Ich stürze mich darauf, wundere mich aber, dass sie so klein sind. Ein Baukasten ist doch viel größer! Ich fange an, das Geschenkpapier herunterzureißen. In dem einen Paket sind süße Schokoladenkekse, im anderen kleine Holzklöße. „Und wo ist der Baukasten?”, frage ich. „Das ist doch der Baukasten!”, antwortet mein Papa. Die Enttäuschung ist mir ins Gesicht geschrieben. Ich kämpfe mit den Tränen. Drei Monate später habe ich Geburtstag. Auch diesmal bekomme ich irgendwelche Geschenke von Mama und Papa. Aber all das verschwindet aus meinen Augen, als ich sehe, was mir Onkel Gottfried, Mamas Bruder, aus Innsbruck mitgebracht hat. Er, der Tischler, ist mit einem Schaukelpferd aus gebeiztem Holz mit lackierter schwarzer Mähne und klugen, täuschend echt gemalten Augen gekommen. Ich setze mich darauf, verlagere das Gewicht von vorne nach hinten, und schon wird das Schaukeln zum ungetrübten Vergnügen. Weil ich mich davon nicht trennen kann, ist der Onkel richtig stolz.
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