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Lustbarkeit in Saluzzo


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     Außer der Lustbarkeit, die ich mit meinem stümperhaften Italienisch bei unserer Tischlesung zu bieten habe,  machen mich meine Fotokünste zur Attraktion unserer Studentengemeinschaft. Gerne lassen sich meine interessierten Berufsgenossen fotografieren, gerne lasse auch ich mich von ihnen mit meinem Fotoapparat ablichten.
     Der professionelle Touch kommt dazu, als ich von Blumen und Obstbäumen im Klostergarten und von   Gemälden und Statuen im Klosterhof und in der Kirche Aufnahmen mache. Diese meine Beschäftigung findet Anklang bei meinen Mitbrüdern. Einer von uns, Fra  Domenico, interessiert sich besonders. Er lässt sich von mir die   vollautomatische Kamera erklären und ist begeistert, als ich ihm vorschwärme, dass wir Fotos auch selbst entwickeln könnten.  
     Zu zweit gelingt es uns, unseren Pater Magister, den Pater Prior und andere im Universitätsbetrieb lehrende Geistliche davon zu überzeugen, dass es vorteilhaft wäre, uns die Möglichkeit dazu zu geben. Es wird also unserem Ansuchen nach einem Vergrößerungsgerät und einer Dunkelkammer stattgegeben. Das fototechnische Gerät ist von der weltbekannten Marke Durst und die Dunkelkammer eine leerstehende Zelle im Dachgeschoß.

     Jetzt beginnt die eigentliche Lustbarkeit für mich und Fra Domenico, mit dem ich zusammenarbeite. Statt Boccia zu spielen oder sogar Fußball, was einige von uns vorziehen, verbringen wir und vor allem ich viele Stunden in dieser Kabause, belichten, entwickeln und  fixieren unsere Schnappschüsse. Uns fasziniert diese   Tätigkeit,  die  für  einen  Klosterbruder im Theologiestudium ziemlich ungewöhnlich ist, noch dazu in Italien. Die Dunkelkammer wird zu unserem Statussymbol. Diese Gemeinsamkeiten machen uns bald zu speziellen Freunden.
     Und  es bleibt nicht dabei,  nur irgendetwas zu fotografieren. Auch die Fresken in der Kirche sind vor uns nicht sicher. Allerdings sind wir froh, dass man uns nicht auf die Finger schaut, als wir mit angefeuchteten Spachteln Teile der Fresken in der Kirche, errichtet im Jahr 1487, von der seit ewigen Zeiten überlagernden  Tünche befreien (wollen). Unmittelbar danach kommt uns der Gedanke, dass man so etwas viel professioneller hätte machen sollen. Aber unsere chiesa und unser         monastero, Kirche und Kloster, gegründet im Jahr 1370, fotografieren wie erfolgreich und produzieren damit erstmalig einen Kirchenführer.
   Motive springen beide von uns an. Ich fotografiere und entwickle die Fotos, Domenico seinerseits sammelt die historischen Daten aus der einschlägigen Literatur und formuliert sie elegant. Mein besonderer Ehrgeiz freilich gipfelt darin, den schmiedeeisernen Aufbau des Brunnens am klösterlichen Vorplatz mit dem Kirchturm so in Einklang bringen, dass er als Kunstwerk auf die Titelseite gedruckt werden kann. Ich kümmere mich darum, den Inhalt von Domenicos Kommentaren etwas verkürzt ins Deutsche zu übersetzen.

 

Gesprochen von Ina Biechl

 

 

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Hallo Egon, 

eben habe ich bei Wikipedia über die Ordo Servorum Mariae gelesen. 

In deiner heutigen Episode erzählst du uns über deine Erfahrungen in Saluzzo, etwa 50 Kilometer von Turin entfernt. 

Jetzt verstehe ich woher deine tolle Fotos stammen.  

Sehr gerne gelesen. Vielen Dank, dass du uns einen Einblick in deinem Werdegang gewährst.

Liebe Grüße 

Carlos Larrea

 

 

 

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Es war so, wie Herbert sagt. 

Wobei es dann vollautomatische Kameras gab, das heißt, man konnte diese Funktion auswählen. Wenn ich nicht irre hatte Egon so eine.

Nun, was die wenigsten konnten war die volle Filme selbst zu entwickeln, wie Egon und Fra Domenico es machten.

Die digitalen Kameras machten das alles überflüssig. 

Jeder kann heutzutage perfekte Bilder machen. 

Früher kam man aus dem Urlaub zurück und brachte die Filme zu speziellen Geschäften, wo sie entwickelt wurden. Nach ein paar Tage holte man die Fotos und schaute sie sich zu Hause an.

Erst dann wusste man, was aus der Knipserei geworden war.

Oft war man enttäuscht über das Ergebnis, besonders bei Landschaften. Jetzt, mit den digitalen Kameras, kann man sogar bessere Landschaften als in der Realität machen. 

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vor 10 Stunden schrieb Carlos:

Eben habe ich bei Wikipedia über die Ordo Servorum Mariae gelesen. 

In deiner heutigen Episode erzählst du uns über deine Erfahrungen in Saluzzo, etwa 50 Kilometer von Turin entfernt.

Sehr gerne gelesen. Vielen Dank, dass du uns einen Einblick in deinem Werdegang gewährst.

Lieber Carlos,

danke für die Mühe, die Du Dir gemacht hast, um diese Episode zu verstehen.

 

vor 10 Stunden schrieb Herbert Kaiser:

Eine kreative Lustbarkeit - vom heutigen technischen Stand aus betrachtet, war das quasi eine Pionierleistung der Fotografie - Belichtung, Filter, Blitz, Vorsatzlinsen etc. waren doch damals händisch einzustellen oder irre ich mich?

Lieber Herbert,

ja, damals war die Automatik eher die Ausnahme. Danke für Dein reges Interesse. LG Egon

 

vor 2 Stunden schrieb Carlos:

Es war so, wie Herbert sagt. 

Wobei es dann vollautomatische Kameras gab, das heißt, man konnte diese Funktion auswählen. Wenn ich nicht irre hatte Egon so eine.

Nun, was die wenigsten konnten war die volle Filme selbst zu entwickeln, wie Egon und Fra Domenico es machten.

Die digitalen Kameras machten das alles überflüssig. Jeder kann heutzutage perfekte Bilder machen. 

Früher kam man aus dem Urlaub zurück und brachte die Filme zu speziellen Geschäften, wo sie entwickelt wurden. Nach ein paar Tage holte man die Fotos und schaute sie sich zu Hause an. Erst dann wusste man, was aus der Knipserei geworden war.

Oft war man enttäuscht über das Ergebnis, besonders bei Landschaften. Jetzt, mit den digitalen Kameras, kann man sogar bessere Landschaften als in der Realität machen. 

Du hast in jeder Beziehung recht. Dein reges Interesse freut mich.

Was heute bereits anders ist: Man braucht kein Fotogeschäft mehr, sondern kann sich sogar selber aus Negativen und Dias digitale Fotos machen.

Ich bin gerade dabei. Ich habe das bisher von 500 Exemplaren gemacht, kann mir jedoch aus mehreren Tausend Negativen interessante Ablichtungen aussuchen.

LG Egon

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Deine Episoden sind von einer wunderbaren Kürze, und immer darin und in der Präzision konstant. Man merkt, dass dahinter ein disziplinierter Mensch steckt.

Es eine Autobiographie auf Raten. 

Ich glaube, jener Unfall mit dem Jeep des Amerikaners prägte entscheidend dein Leben. Eine Art Zusammenstoß mit dem Schicksal. 

Die Leser wissen, dass du irgendwann das klösterliche Leben aufgibst und warten darauf, zu erfahren, wann und unter welchen Umständen die Frau auftaucht, die dein Leben veränderte.

Sehr wahrscheinlich ist es für dich selbst ein Höhepunkt, es kann sein, dass damit deine Erzählung endet, es kann aber auch sein, dass du über dein neues Leben, bis zum jetzigen Zeitpunkt, erzählst. 

Wie dem auch sei, für mich persönlich sind alle kleine Episoden lesenswert, nicht nur jene mit der jüngeren Nonne.

Ich selbst war Jahrelang bei den Salesianern im Internat, in Quito. Du weißt, dass dieser Orden von Don  Bosco, in Turin, gegründet wurde. Allerdings erst Ende des 19.jahrhunderts. 

Dein Orden stammt aus dem 13. Jahrhundert.

Eine meine Lieblingslektüre im Internat war eine Biographie von Giovanni Bosco, dem Gründer jenes Ordens. Immer wieder habe ich es gelesen. 

Ich war der beliebteste Messdiener bei der täglichen Messe.

Ich wurde mitgenommen zur Sonntagsmesse in einem Nonnenkloster.

Einmal nahm mich ein Priester mit zum Präsidenten der Republik bevor wir zu einem seiner Großgrundbesitze aufbrachen, um dort eine Messe zu halten, zum Dank, weil es nach langer Zeit wieder geregnet hatte.

Ich erzähle dir dies, damit du weißt, warum mich deine Episoden begeistern.

Liebe Grüße 

Carlos Larrea

 

 

 

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vor 7 Stunden schrieb Dionysos von Enno:

Eine wunderbare Episode ! Das göttliche leichte ist doch in der Kreativität so spürbar !! In deiner Erzählung auch 

 

Verehrte Frau Biechl: eine lebendige und fröhliche vorlesestimme mit angenehmen betonungen und schönen Nuancen haben sie ! Bravo !

 

Mes compliments

 

Dio

Lieber Dio,

herzlichen Dank für das 'Leichte' und 'Kreative'.

Und meine Frau Ina lässt sich ebenfalls für Dein Kompliment bedanken.

Auch ich weiss immer mehr, die von Dir genannten Eigenschaften zu schätzen. An sie niemand anderer aus meiner Umgebung und schon gar nicht selber heran.

Liebe Grüße

Ina & Egon

 

Danke sagen mit Herzen aus Holz.jpg

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