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Novembernacht


Draußen vor der Tür
umfängt mich kühl und feucht
gedämpftes Dunkel.

 

Regentropfen klopfen
ihre Rhythmen
auf durchnässtes Blattwerk.

 

Der Bach stürzt, schäumt,
schwingt sich 
unentwegt ins Tal.

 

Ringsum sonst Stille,
umstellt von schweigenden
Zeugen der Nacht.

 

Unerwartet reißen Wolken
über kahlen Zweigen auf, gewähren 
Einblick in das Leben am Himmel:

 

Funkelnde Bilder von Sternen.
Heller wird es um mich.
Eine Mondscheibe gleitet vorüber.

 

Ungewollt halte ich den Atem an.
Mir kommt, als ob ein rascher Wandel,
meine zerrissene Zeit, meine Vergänglichkeit 
wie ein Sturmwind über mich hinweg brausten.

 

Dazwischen ich, hilflos vor dem Unfassbaren,
der unbegreiflichen Unendlichkeit.ausgeliefert.
Plötzlich ist alles im Dunkel verschwunden.

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Möchte mich Tobuma gerne wortwörtlich anschließen.

 

Eine kleine Anmerkung hätte ich aber:

 

Bei

 

"Eine Mondscheibe gleitet vorüber"

 

stolpere ich etwas über das Wort "eine". Das klingt, als gebe es mehrere Mondscheiben, die vom Standpunkt eines irdischen Betrachters aus gesehen werden könnten. Für mein Empfinden müsste es "Die Mondscheibe gleitet vorüber" heißen. Oder "Die Scheibe des Mondes gleitet vorüber". Jedenfalls mit dem bestimmten statt dem unbestimmten Artikel. 

 

Beim Gedanken an mehrere Mondscheiben, die im Reigen am Nachthimmel vorüberziehen, muss ich unwillkürlich schmunzeln, was die ergreifende Stimmung des poetischen Mikrokosmos, den du hier heraufbeschwörst, ein wenig beeinträchtigt. Gerade weil das Gedicht im Übrigen so gelungen ist.

 

Bitte nimm das nicht als Kritik, nur als Gedanken eines bewundernden Lesers.

 

Gruß

Cornelius

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Lieber Tobuma,

 

für Dein besonderes Lob für "ein wunderbares, klares und ergreifendes Gedicht"

danke ich Dir von ganzem Herzen. Ich freue mich sehr.

Es war schon ein ungewöhnlicher Augenblick, als ich vorgestern Nacht gegen drei Uhr erwachte, weil heftiger Regen gegen die Scheiben schlug. Ich zog etwas über und trat vor die Tür. Der Schauer war gerade zu ende. Das Weitere steht im Text. Danach schlief ich wieder ein. Der besondere Eindruck ließ mich tagsüber nicht in Ruhe, so dass ich am Abend dieses Erlebnis in einem Text zusammenfasste.

 

Einen lieben zuversichtlichen Gruß

(aus dem regennassen Nordschwarzwald, wo derzeit alle 10 (!) Minuten ein kräftiger Schauer niedergeht.)

 

Carolus

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Lieber Cornelius,

 

"Kritik" ist immer willkommen und hilfreich, wenn sie sachlich angemessen und inhaltlich berechtigt und zutreffend ist. So ist sie ein Anstoß zur Verbesserung

jeglicher Kommunikation.

 

>Derartiges trifft auch in Deinem völlig berechtigten Einwand "eine" oder "die " Mondscheibe zu. Ich gebe Dir da absolut recht und hätte genauso argumentiert.

Ich erinnere mich, dass ich an dieser Stelle zögerte, ob ich den bestimmten oder unbestimmten Artikel einsetzen sollte, denn ich hatte noch immer das Spiel vor Augen, wie sich Wolken öffneten, kurz den Mond aufleuchten ließen, und sich wieder schlossen. Es ist mein Fehler, diesen Gedanken nicht einsichtig und überzeugend wiedergegeben zu haben. In diesem Falle war Deine Kritik "willkommen und hilfreich".

Dafür meinen herzlichen Dank (nicht zuletzt wegen des anerkennenden Schlusssatzes Deines Beitrags.).

 

Lieben Gruß

Carolus

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Lieber Carolus,

 

Danke für Deine Antwort. Dank Deiner Argumentation kann ich Deine Entscheidung für "eine" Mondscheibe durchaus nachvollziehen. Der Betrachter (das LI) kann durchaus den Eindruck gehabt haben, für einen flüchtigen Augenblick "eine" Mondscheibe zwischen den Wolken hervorleuchten zu sehen. So betrachtet, passt es sehr gut zur Stimmung des Gedichtes. Und, ja: Gerade in der Lyrik darf man auch mal von den ausgetretenen Pfaden sprachlicher Konventionen abweichen, wenn es inhaltlich gerechtfertigt ist...

 

Ich liebe den Gedankenaustausch über Fragen und Einzelheiten  wie diese - und ich liebe es, beim Lesen wie beim Schreiben jedes Wort auf die Goldwaage zu legen. Sollen poesielose Zeitgenossen das ruhig "Erbsenzählen" nennen... 😉

 

Gruß

Cornelius

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Lieber Cornelius,

wenn du schreibst "ich liebe es, beim Lesen wie beim Schreiben jedes Wort auf die Goldwaage zu legen." dann ist dies kein "Erbsenzählen", sondern eine poetische

Tugend, bzw. Weiterbildung, die mit der Zeit zu größerem Gefühl und Sicherheit bei der Verwendung von Wörtern führt, insbesondere bei der Suche nach Synonymen.

 

Da ich selbst wenig Zeit für das Schreiben aufwenden kann, begnüge ich mich oft

mit einfacheren, kurzfristigen Lösungen, obwohl ich weiß, dass man gute Gedichte

wie guten Wein mit Zeit reifen lassen sollte. Immerhin schaffe ich es jetzt, eine Nacht darüber zu schlafen.

Danke für Dein Statement!

 

Eine gute Nacht und gute Ruh!

Carolus

 

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