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Schmuddelkind

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Alle erstellten Inhalte von Schmuddelkind

  1. Abends flüstert mir der Fluss deine Worte in mein Sehnen, dass ich von dir träumen muss und mich kühlen deine Tränen.
  2. Des Winters Tränen festgefroren an jener Tanne schönstem Ast, so wie das Wort, das du verloren und mir dereinst belassen hast. Das Seufzen des Waldes umklingt mein ganzes stummes Sein und trägt deine Worte und dringt ganz tief in mich hinein. Doch ich, ich steh nur sprachlos hier. Dann seufze ich auch tief und leise und schau, ich meine fast zu dir, hinunter nach dem trüben Eise.
  3. Aus dem Erinnern Vor mir gegangen, bester Freund! Und tot wohl auch die erste Liebe. Was wohl von ihrem Leben bliebe, wenn ich nichts bin als bloß geträumt? Mit mir wohl werden die Gedanken, die letzten an die zwei verscheiden: Ihr erster Kuss, sein schlimmstes Leiden - wie Tropfen, die im Meer versanken. Und irgendwann wird auch mein Leben noch nicht einmal zu ahnen sein und in ein Nichts, getreu und rein sich ganz aus dem Erinnern heben.
  4. Hey, das ist ja ein cooles, nachträgliches Geburtstagsgeschenk, liebe Letreo, wa? Herzlichen Glückwunsch an dich! Da hat doch sogar glatt mein Lieblingsgedicht gewonnen. An Elmar und Berthold gingen meine zwei anderen Stimmen. Diese drei Gedichte waren für mich wirklich klasse, gerade wenn man bedenkt, wie schwierig das Thema war (mir ist dazu nichts eingefallen). Aber es gab auch ein paar andere gute und lesenswerte Gedichte. Das ist überhaupt das Schönste an so einem Wettbewerb, dass Gedichte entstehen, die es sonst nie gegeben hätte. LG
  5. Vielen Dank, lieber Carlos! Ich freue mich riesig über dein Lob, auch wenn ich meine, dass es zu viel der Ehre sei, denn es gibt viel schönere deutschsprachige Sonette (und nicht alle wurden von mir geschrieben). Ganz streng genommen, ist es wohl auch kein richtiges Sonett, aber die Freiheit nehme ich mir gern. Mir macht es Spaß, mit der Form zu spielen, über ihre Grenzen hinauszugehen, ohne sie ganz zu verlassen. Eines der schönsten Sonette nimmt sich an entscheidender Stelle eine ganz große Freiheit heraus: "Die beiden" von Hugo von Hofmannsthal. Hier habe ich mich der Form des Sonetts bedient aufgrund ihrer Affinität zur Dialektik, denn inhaltlich wird ja in der ersten Strophe eine Bewegung beschrieben, in der zweiten Strophe eine Gegenbewegung und in den Terzetten eine Bewegung als Synthese der beiden vorangegangenen Bewegungen. Da fand ich das Sonett intuitiv als passende Form. LG
  6. Schmuddelkind

    30.7.2012

    Liebe Babsi, man könnte glauben, es sei gut, dass die Zeit vergeht. Du weißt, Babsi, was der Volksmund über die Zeit und die Wunden zu sagen weiß. Aber es ist Unsinn, der nur deshalb aller Orten zu hören ist, weil diejenigen, die unter unheilbaren Wunden leiden vor Schmerz und Resignation stumm geworden sind; in ähnlicher Weise verbreitet sich übrigens allerlei Unsinn in der Welt. Oft ist die Zeit in solchen Fällen eine zweite Wunde, da sie dem Gefühl der Unerträglichkeit das kalte Diktat, diese selbst zu ertragen zur Seite stellt. Dass ich das kostbarste Privileg verloren habe, kann ich jedenfalls, selbst wenn ich mich eines wunderlichen Tages nicht mehr daran erinnern sollte, in meiner unerfüllten Seele spüren. Manchmal versuche ich mich darüber hinweg zu trösten, indem ich mir in all den schönen Bildern einer dahin geschiedenen Seligkeit vergegenwärtige, dass ein erhabener Geist von mir Besitz ergriffen und eine einzigartige, nicht wiederholbare Entität sich nur mir allein offenbart hatte und dass es mich mit Dankbarkeit und Sinn erfüllen sollte. Doch wie ist es mit den Geistern? Wenn ich näher an mich heranfühle, dann weiß ich, dass selbst die wahrhaftigste, glücklichste Erscheinung, dass, nur um den Abstrakta zu entkommen, etwa das Genie eines Shakespeares, das seiner Zeit wie ein befreiender Atem die ganze Menschheit erfüllte, zu einer anderen Zeit wertlos sein muss.
  7. Vielen lieben Dank für eure Kommentare! Ich musste mich erstmal erholen von der Begeisterung, die ich in euren Worten zu erkennen glaube. Klasse Gedicht, lieber gummibaum! Ein wenig verlegen bin ich, dass mein Gedicht dich wohl dazu inspiriert hat. Wieder und wieder? Ach, welch schöneres Lob kann man erhalten, als dass ein Gedicht nicht nur einmal gelesen wird, lieber Elmar? Liebe Lichtsammlerin, ich freue mich sehr, dass du die Nähe aus dem Gedicht aufgespürt hast und offenbar deine Freude an der Lektüre hattest. Auch hast du das zentrale Thema ganz in meinem Sinne gedeutet: Ein Mangel ist nicht nur etwas, das nicht da ist, sondern es ist allgegenwärtig, ständig spürbar. So sehe ich das auch. Das LI versucht ein Stück Welt zu finden, das von dem fehlenden, geliebten Menschen absieht. Aber eine solche Luftblase scheint es nicht zu geben. In der Tat! Gut aufgefasst! Insofern muss man sich seinen Dämonen stellen, um sie besiegen zu können. Nur das volle Empfinden kann zur Überwindung des Schmerzes beitragen. Dankeschön! LG
  8. Schmuddelkind

    Teich im Herbst

    Geheimnisvolle Hieroglyphe! So schwebt ein Blatt und sinkt doch wieder und lässt sich auf dem Weiher nieder, beinah als ob es friedvoll schliefe. Zugleich aus Traumes dunkler Tiefe entsteigt ein Blatt dem Sog zuwider den Teich empor - nun sind sie Brüder - als ob man es zu Lichte riefe. Doch wie der Augenblick vergeht, zwar widerwillig, fast schon spät, doch wie die Abkehr guter Zeiten, so werden beide eins und gleiten in jene Dunkelheit hinab, worin ich keine Einsicht hab. (Aus dem Fundus)
  9. Hui, vielen Dank für eure intensive Beschäftigung mit dem Thema Zarathustra und DD! Bin ganz geplättet und weiß gar nicht, ob ich auf alle Gedanken wirklich adäquat eingehen kann. Aber ich schreibe einfach mal, was mir dazu einfällt: Dieser Vergleich wird ja oft benutzt. Und ich denke, er funktioniert ähnlich wie der Vergleich, den ich gerne verwende, nämlich, dass der Geist ein Lied ist und der Körper ein Instrument. Gibt es ein Lied ohne Instrument, also ohne dass es gespielt wird? Ich denke schon: Die Idee des Liedes kann existieren, die Melodie, der Rhythmus, die Harmonie etc.. Um aber wirklich manifest zu sein, braucht ein Lied ein Instrument, muss gespielt und gehört werden. Das könnte man ja auch so ähnlich beim Hardware/Software-Vergleich sagen. Und so ähnlich sehe ich die Beziehung zwischen Geist und Körper. Es gibt eine Wechselwirkung und der Geist braucht wohl auch den Körper, um wirklich manifest zu sein (weswegen ich eher skeptisch bin, ob es ein Leben nach dem Tod gibt, zumindest so, wie es meist kommuniziert wird), aber zunächst sind Geist und Körper aus meiner Sicht zwei verschiedene Dinge wie Musik und Instrument. So sehe ich das zumindest, aber das ist ein sehr tiefer Gedankenraum, den man in stundenlangen Diskussionen auch nicht durchdringen kann. Ein Argument für die dualistische Position (also die Position, dass eine Person aus zwei "Dingen" besteht - Körper und Geist), das ich wirklich bemerkenswert finde, stammt von Descartes: Da man sich sein Denken und Fühlen ohne Körper vorstellen könne, sei bewiesen, dass Körper und Geist getrennte Entitäten seien. Was er damit nicht meint: Was ich mir vorstellen kann, existiert. Das wäre natürlich bescheuert. Sein Argument besagt nur, wenn ich mir A ohne B vorstellen kann, dann müssen A und B zwei logisch distinkte Dinge sein, denn andernfalls würde ich mir ja A ohne A vorstellen, würde mir also eine Sache ohne sich selbst vorstellen und das wäre ein Widerspruch. Mit einem Gegenbeispiel kann man das ganz gut veranschaulichen: Kann man sich ein Lächeln ohne Mund vorstellen? Nein*! Warum nicht? Weil Lächeln keine eigenständige Sache ist. Es ist nur etwas, was ein Mund tut. Es ist eine Funktion des Mundes (so wie die Materialisten argumentieren, der Geist sei nur eine Funktion des Körpers). Das Wort "Lächeln" ist also nur eine bestimmte Art und Weise über den Mund zu reden; es ist nichts vom Mund Unterschiedenes. *Man mag versucht sein, bei der Bemühung um die Vorstellung eines Lächelns ohne Mund auf irgendwelche Bilder zu stoßen, wie z.B. ein "lächelndes" Auto, denn manchmal sieht etwa der Motorgrill wie ein Lächeln aus, wenn er eine bestimmte Form hat. Was man dabei aber tatsächlich macht: Man erkennt in dem Gegenstand (z.B. dem Motorgrill) Ähnlichkeiten mit einem Mund, stellt sich den Gegenstand (den Motorgrill) dann also als Mund vor und dieser "Mund" kann lächeln. Man sieht also letztendlich auch nur einen lächelnden Mund und keinen lächelnden Motorgrill. Ich auch, wobei meine Bedenken nicht nur auf eine bestimmte Umsetzung beschränkt sind. Wenn eine Maschine so intelligent ist, dass sie einen eigenen Willen entwickelt, gelangt sie über die Programmierung hinaus. Das ist ja auch genau das Ziel bei KI. Man möchte ja Programme haben, denen man nicht alles explizit sagen muss, sondern die selbst lernen und sich gewissermaßen selbst programmieren. Aber genau das ist bereits das Gefährliche, weil man nicht weiß, wo man dann am Ende rauskommt, denn KI mag so intelligent wie ein Mensch werden (oder gar um einiges intelligenter), aber es bedeutet nicht, dass sie auch menschlich denken. KI könnte Entscheidungen treffen, auf die Menschen nie im Leben kämen, weil wir eine bestimmte Vorstellung von Prioritäten haben, die eine Maschine u.U. nicht teilt. Ein schönes Beispiel dafür ist das fiktive Briefmarkensammelprogramm, das sich alle möglichen Dinge einfallen lässt, um möglichst viele Briefmarken zu sammeln, dabei auch die Grenzen des Gesetzes überschreitet (sich z.B. in die Notenbank einhackt, um statt Geld, Briefmarken drucken zu lassen) und schließlich die ganze Menschheit auslöscht, um aus dem in Menschen vorhandenen Kohlen- und Wasserstoff Papier zu gewinnen, worauf sie dann Briefmarken druckt. Ja, das sind natürlich coole Simulationen, die zwar immer ein ganz kleines Stück weit Spekulation bleiben, aber die natürlich auf einer ganzen Menge Wissen aufbauen, die wir über die Wahrnehmung dieser Tiere haben. Ich denke auch gerade an eine Simulation, bei der man Musik aus den Augen einer Synästhetetikerin sehen kann, die Töne "sieht" (also Töne werden in ihrer Wahrnehmung immer mit einer Vorstellung von Farbe begleitet). Was diese Beispiele zeigen: Wir wissen, dass es eine Menge Unterschiede gibt, wie wir die Welt wahrnehmen. Die Frage ist aber auch, von wievielen Unterschieden haben wir keinerlei Kenntnis? Wieviele Unterschiede werden für immer verborgen bleiben und werden daher für Gemeinsamkeiten gehalten? Wie einsam sind wir tatsächlich? Ja, das ist natürlich auch eine zusätzliche Eigenschaft von Wahrnehmung, dass sie selektiv ist. Bewusst und unbewusst filtern wir 99% dessen aus, was wir wahrnehmen könnten. Wir sortieren je nach Kontext, Erfahrung, Grundhaltung, Empfinden etc. heraus, was wir für relevant halten und was nicht. Insofern sehen niemals zwei Menschen exakt dasselbe. Daher hat sich Sprache auch als kleinster gemeinser Nenner herausgebildet. Mit der Sprache können wir das benennen, was sowohl du als auch ich sehen. Insofern ist Sprache zugleich ein Werkzeug, unsere Wahrnehmungen ein wenig anzugleichen, sie engt aber auch unseren Blickwinkel ein, weil wir dazu neigen, Dinge zu sehen, die wir benennen können und das ist nur ein kleiner Teil der komplexen Sinneseindrücke, die uns umgeben. Also, was ich mit der Frage suggerieren wollte: Vor dem Tod werden wir diese Unterschiede nicht erfahren können. Ob dies nach dem Tod möglich ist, bleibt eine offene Frage, die ich aber aus dem Bauch heraus auch eher mit "nein" beantworten würde. Ich kann zwar ein Leben nach dem Tod nicht ausschließen, bin aber eher geneigt, nicht von einem Leben nach dem Tod auszugehen (zumindest nicht in der klassisch tradierten Form). Interessanterweise sagen ja Einige, dass die Vorstellung eines Lebens nach dem Tod eine Erfindung unseres Geistes sei, um Trost zu finden und dieses schwer verständliche Ereignis besser akzeptieren und sinnhaft einordnen zu können. Aber bei mir ist es eher so, dass ich dazu neige, mich zu verdächtigen, aus psychologischen Gründen nicht an ein Leben nach dem Tod zu glauben, weil ich mir die Ewigkeit an sich als etwas quälend Langweiliges vorstelle und diese dann rein geistig, nur im Denken und Fühlen zu verbringen, ohne einen Körper (denn der ist ja nachweislich beim Tod kaputt gegangen - das ist ja eben die Bedeutung von "Tod") - das ist kaum auszuhalten. Wenn ich mich in einem solchen Zustand wiederfände, hätte ich spätestens nach 10.000 Jahren (was nichts im Vergleich zur Ewigkeit ist) eine Todessehnsucht, der ich nicht nachgehen könnte, weil ich tot wäre. Insofern fällt es mir auch schwer, etwas Tröstendes in einem Leben nach dem Tod zu erkennen und ich kann von diesem Standpunkt aus nicht ganz nachvollziehen, warum es psychologischer Selbstschutz sein soll, an ein Leben nach dem Tod zu glauben. Ja gut, solche Nahtodmomente sind für mich auch ohne wissenschaftliche Erklärung kein gutes Argument für ein Leben nach dem Tod. Schließlich berichten sie ja nicht von Wahrnehmungen nach dem Tod (sonst gäb es diese Berichte ja nicht, weil die Leute tot wären), sondern von Wahrnehmungen nahe des Todes. Das sind aber dennoch ganz interessante Berichte, auch weil sie sich oft in den krassesten Sachen ähneln. Gut, Vakuum würde ich jetzt schon als Nichts durchgehen lassen, aber tatsächlich ist es deshalb nicht möglich, sich das Nichts vorzustellen, weil das Nichts bedingt, keine Vorstellung zu haben. Jede Vorstellung vom Nichts ist eben... eine Vorstellung, ist Denken und vielleicht damit verbundene Gefühle. Ist also keine wirklich gute Annäherung an das Nichts. Es gibt eben keine Erfahrung, die wir gemacht haben, in deren Mitte wir nicht standen. Wir kennen die Welt nur in Bezug auf uns selbst und es ist in der Tat schwierig, geistig zu akzeptieren, dass es eine Welt ohne uns gibt. Dennoch habe ich bei dieser Erklärung meine Zweifel. Ich meine, jede Nacht schlafe ich und die meiste Zeit träume ich nicht (ich weiß, ich weiß: Vermutlich träume ich schon, aber kann mich nicht erinnern, läuft aber auch darauf hinaus, dass ich meiner Wahrnehmung nach für ein paar Stunden "weg" bin). Das heißt, jede Nacht wird mein Bewusstsein für sieben oder acht Stunden abgeschaltet, als wäre ich in der Zeit nicht existent. Das ist eine Erfahrung, die wir täglich machen und vor der wir absolut keine Angst haben. Es ist doch schon so etwas wie ein Tod, den wir jede Nacht "erleben", ohne dass wir das Gefühl haben nach dem Aufwachen, es wäre schrecklich gewesen, nichts wahrzunehmen, nicht zu denken oder zu fühlen. Das heißt im Grunde müssen wir wissen, dass der Tod nichts Schlimmes ist und etwas, das sehr wohl stattfinden kann, ohne dass wir eine Vorstellung davon haben müssen. Ich denke nicht, dass es von dieser Perspektive aus wirklich notwendig ist, ein Leben nach dem Tod zu erfinden, nur weil das Nichts nicht vorstellbar ist. LG
  10. Die Kunst ist eine Meerjungfrau und nur in ihrem Reich gefunden. Nur wenn ich mich zum Grunde wage, wenn ich in ihre Augen schau, so sind mir jene seltnen Stunden ein Blick in alle meine Tage. Nur in geheimnisvoller Tiefe, nur wenn ich ihr mein Leben schenke, gewährt sie mir die Ewigkeit, die sonst in meiner Seele schliefe. Doch wenn ich ihr an Land gedenke, so stirbt sie in Vergessenheit.
  11. Vielen Dank, ihr beiden! Der Widerspruch zwischen der Leichtfüßigkeit und Erhabenheit Maradonas als Spieler und sein Scheitern als Mensch ist in der Tat äußerst faszinierend. Damit hast du diesen Widerspruch gut auf den Punkt gebracht, lieber gummibaum. Danke! Jetzt, da du es sagst: Stimmt! Klingt tatsächlich irgendwie nach Rilke, obwohl ich das so gar nicht angepeilt hatte. Richtig! Aber wie bei allen Dingen kommt es wohl auf die Dosis an. Zu viel Anerkennung ist einer gesunden Persönlichkeitsentwicklung wohl auch hinderlich. Es ist verdammt schwer, ein Mensch zu bleiben, wenn man als Gott verehrt wird und bei Maradona führte das vielleicht auch dazu, dass er einige sehr unglückliche Entscheidungen getroffen hat. Insofern kann man seine Geschichte wohl auch stellvertretend betrachten für all jene, die Großes leisten und deren größte Herausforderung es jedoch ist, weder an dem damit verbundenen Druck zu zerbrechen, noch der Versuchung zu erliegen, sich für einen Übermenschen zu halten. LG
  12. Der Ball umspielte seine Beine, beinahe schon sich selbst belassen, und folgte gleichsam seinem Willen. Und in des Flutlichts grellem Scheine, beim Jubel der gebannten Massen fand er zu sich ganz tief im Stillen. Doch trennte man ihn von dem Ball, als wär das Leben ihm versprungen, so trennte man ihn gar von sich. Für einen Mann zu laut der Hall, als Gott nicht laut genug besungen. Ein Freund nur, der von ihm nicht wich.
  13. Wenn meine Tage abwärts wanken, so flücht ich mich in die Gedanken, die seither ins Erinnern sanken und finde doch nur wieder dich. Und wenn ich denn im Deingedenken nur Anlass finde, mich zu kränken und ich begehr mich abzulenken, so find ich doch nur wieder dich. Und leg die Hände ich in Falten, um dich vor mir geheim zu halten, kann doch das Feuer nicht erkalten: ich finde doch nur wieder dich. Und wenn ich noch so zornig poch, so find ich doch nur wieder dich. (Aus dem Fundus)
  14. Vielen Dank, liebe Lena! Ich freue mich sehr über dein Lob. LG
  15. Danke, lieber Joshua! Deine subjektiven Eindrücke von der Schule aus der Erinnerung an das Schülerdasein kann ich sehr gut nachvollziehen. Es ist an sich schon etwas sehr Merkwürdiges, dass die Schule es schafft, aus dem Begriff des Lernens, etwas, das uns ureigen ist und von Kindheitstagen an mit Freude und Spannung verbunden ist, etwas zu machen, was im besten Falle langweilig, im schlimmsten Falle quälend ist. Kinder stellen den ganzen Tag Warum-Fragen, haben einen ungeheuren Wissensdurst. Wenn sie in die Schule kommen, ist diese ganze Neugier und Entdeckungsfreude wie weggeblasen, weil das Lernen nun etwas ist, das man nicht nur tun darf, sondern tun muss und zwar nach einem festen, vom Bedürfnis der Schüler entkoppelten Plan, verbunden mit dem ständigen Gefühl, bewertet zu werden und dem Druck, erfolgreich sein zu müssen. Die Schule sei kein Ort für kluge Leute schreibst du. Da stimme ich dir zu. Ich sage immer, was noch ein wenig weiter geht: Die Schule ist kein Ort für Kinder. Und an einen solchen Ort ist man dann mind. zehn Jahre lang gebunden, tagein, tagaus, muss diesen enormen Anpassungsdruck über sich ergehen lassen. Da entwickelt sich mitunter eine ungeheure Verzweiflung, der eine sensible Kinderseele u.U. nur durch verzweifelte Taten begegnen kann. Amokdrohungen sind an deutschen Schulen weiter verbreitet, als man sich eingestehen mag. Zum Glück sind tatsächliche Amokläufe in Deutschland, im Gegensatz zu den USA, die krasse Ausnahme. 20 bis 25% aller Kinder in Deutschland haben Suizidgedanken - Tendenz steigend. Statt das bestehende, seit dem 19. Jahrhundert im Wesentlichen unberührte und auf überholten lernpsychologischen Annahmen beruhende Schulsystem in Frage zu stellen, werden alle paar Jahre irgendwelche oberflächlichen Reförmchen gemacht, damit es so aussieht, als nähme man sich des Problems an. Als ob die Herausnahme des Themas "trigonometrische Funktionen" aus der MSA-Prüfung in Berlin und Brandenburg irgendetwas an der Burnoutrate ändern würde (15% aller Schüler leiden an Burnout-Syndrom)! Naja, ich rege mich schon wieder zu viel auf. Das ist leider ein Thema, bei dem es mir schwerfällt, cool zu bleiben... LG
  16. Vielen Dank für eure Sichtweisen zum Thema, lieber gummibaum und liebe Sonja! Die Nuancen bzw. Unterschiede sind es in der Tat, die das Leben wertvoll machen. Gleichförmigkeit bedeutet Tod - deshalb spricht man ja auch davon, dass das Universum irgendwann einen Kältetod stirbt, wenn es sich so weit ausgedehnt hat, das keine Strukturen mehr aufrecht erhalten werden können und das Universum sich der maximalen Kälte und Leere annähert. Dieses Gedankenexperiment war ein Versuch, sich dem philosophischen Begriff der Qualia anzunehmen. Es ist schwierig, intersubjektiv nachvollziehbar über diesen Begriff zu reden, weil er eben ganz nah an unseren unmittelbaren, subjektiven Erlebnissen ansetzt. Da kam mir dieses Gedankenexperiment in den Sinn, das vielleicht dazu helfen kann, dieses Phänomen klarer zu fassen. Immer wenn ich die Farbe von Gras bestimmen soll, sage ich, so wie ihr wohl auch, "grün". Grün ist für mich, wie für euch immer mit dem Wort "grün" verbunden und, wenn wir uns näher mit der Physik dahinter beschäftigen, stets mit demselben Wellenlängenspektrum, wird von uns allen, die wir dieses kulturelle Wissen erlernt haben, als Symbol für Hoffnung gesehen, ist eine kalte Farbe etc.. Aber was, wenn ich dieses Grün so sehe, wie ihr die Farbe rot? Könnten wir jemals herausfinden, dass dem so wäre? Ich schätze, dieser Unterschied im unmittelbaren Erleben der Farbe grün würde uns für immer verborgen sein müssen. Uns sind also exakt dieselben Informationen zur Farbe von Gras zur Verfügung und dennoch gibt es einen himmelweiten Unterschied in der Wahrnehmung. Es scheint also Wahrnehmungsqualitäten jenseits der reinen Informationsaufnahme zu geben und ich behaupte, dass darin der Qualia-Begriff seine Berechtigung findet und dass dies etwas ist, das maßgeblich unser Bewusstsein konstituiert. Was ich dann als Folgefrage interessant finde: Computer können ja mehr und mehr unserer geistigen Fähigkeiten erwerben: Wahrnehmen, Denken, Kreativität, sogar für irgendeine Form von Fühlen könnte man u.U. argumentieren. Aber könnten Maschinen jemals die Fähigkeit aufbringen, diese Qualia zu erleben? Ich bin da relativ skeptisch und das, obwohl ich im Großen und Ganzen wohl nicht dazu neige, das Potential künstlicher Intelligenz zu unterschätzen. Falls es einem reinen Körper (und Computer bzw. Maschinen sind ja nichts anderes als komplexe Körper) nicht möglich sein sollte, empfänglich für Qualia zu sein, wäre das aus meiner Sicht ein Indiz dafür, dass Geist und Körper zwei logisch distinkte Entitäten wären und dass der Geist nicht bloß (zumindest nicht vollständig) eine Körperfunktion wäre. Der Geist wäre etwas, das durch Gehirnaktivität nicht vollständig beschrieben oder gar erklärt werden könnte. LG
  17. Vielen Dank für deine empfindsamen Worte, liebe Sonja! Du hast es ganz gut auf den Punkt gebracht mit deiner Ausführung über das Unwiederbringliche. Das Leben ist eine Einbahnstraße. Man kann kein Wort wirklich zurücknehmen und muss mit den Konsequenzen seiner Handlungen leben. Das ist manchmal verdammt schwer zu schlucken, aber es kann uns auch dazu anhalten, das Beste aus dem Augenblick zu machen, in dem Bewusstsein, dass es einem sonst noch lange verfolgen könnte. LG
  18. Schmuddelkind

    26.7.2012

    Liebe Babsi, es ist nun schon über eine Woche vergangen, seitdem ich sie angeschrieben habe und noch immer kein Wort von ihr. Doch ich kann es ihr nicht verdenken, nach all meinen verzweifelten Ausbrüchen in alle Richtungen, in denen doch auch ein Wunsch des Vergessens geäußert wurde. Ich schrieb ihr, dass es mir Leid tue, was ich darüber in der geistigen Getrübtheit meinte, erkundigte mich nach ihrer Großmutter und ließ erkennen, wie wichtig mir der Austausch mit ihr nach wie vor sei. Ihr Schweigen war ein heftiges Beben, das alles um mich herum und in mir erschütterte. Obgleich ich ahnte, dass ich ihr Ruhe hätte einräumen müssen, schrieb ich ihr noch einige Male, vergeblich, wie du dir sicher denken kannst. Wie kann ein Mensch die Freiheit eines Anderen ertragen, die ihm doch alles nimmt, was Freiheit erst wertvoll macht? Noch nie, seit wir uns kennen, habe ich derart lange ohne einen Gedanken von ihr überlebt. Überhaupt kann ich mich an keinen Tag erinnern, an dem wir nicht den mindesten Kontakt hatten und die Möglichkeit eines Tages ohne sie - dies war eine in ihrer Selbstverständlichkeit nie gedachte Gewissheit - hätte mir absurd erscheinen müssen. Das Leben hat eine nie erdachte Seichtheit und die Zeit eine undurchdringliche Verschlossenheit. Mir ist, als habe man mir das Wesentliche genommen. Es ist die größte Ungerechtigkeit von allen, dass es keinen anderen Umgang unter den Menschen geben kann, als sie an ihren Worten und Taten zu messen, die doch so wenig von dem wahren Gefühl vermitteln, welches sich in unserer Unbeständigkeit nur schwerlich einfangen lässt.
  19. Ich kann nur aus dem Fenster schaun und träumen und eine leise Ahnung reift in mir von Freiheit und von leeren Klassenräumen. Wo wär ich wohl gerade, wenn nicht hier? Der Lehrer stellt mich bloß und nimmt mich dran. Die Schule sei kein Ort für Träumerei. "Ich will euch alle töten", schreib ich an und für den Rest des Tages ha'm wir frei.
  20. In der Mitte der Unendlichkeit halt ich gerne einen Platz dir frei, wo am Ende einer Ewigkeit, dein Ersinnen mein Versprechen sei. (Aus dem Fundus)
  21. Wenn du dies liest, so wirst du wissen, dass dieser Brief dir zugedacht. Doch äußerst du auch den Verdacht, so werd ich es bestreiten müssen. Nun weißt du wohl, es geht dich an und mancher Vers muss mir verbleiben. Solch Worte kann ich doch nicht schreiben, die ich dir auch nicht sagen kann. (Aus dem Fundus)
  22. Wir beide kennen rot und grün und können sicher unterscheiden. Rot, sagst du, sieht man Feuer glühn. Grün, sag ich, schimmern jene Weiden. Doch wär mein Grün so wie dein Rot, mein Rot so wie dein Grün gegeben, wie könnten wir noch vor dem Tod wohl diesen Unterschied erleben?
  23. Liebe Lena, freut mich sehr, dass meine Mischung aus philosophischen, lustigen und fehlerbehafteten Gedanken dir gefallen hat, die man in einem Betrunkenen so sehr aufeinander verdichtet sieht, wie wohl sonst nirgends. Finde es auch immer spannend, Betrunkenen zuzuhören, zumindest wenn sie die Schwelle zum Geiszversagen noch nicht überschritten haben. LG
  24. Hier am allzu stillen See "Schaut der Kranich mitgenommen." klage ich mein tiefes Weh. "Denn er weiß, der Herbst wird kommen." Noch will keine Zeit verstreichen. "Noch ein Frühling, das wär schön" Gerne wollt ich nach dir reichen "und dir in die Augen sehn. Halte mich noch einmal fest," Hör ich etwas? Röhricht, singe! "bis ich geh und du mich lässt!" Wenn der Wind nur rückwärts ginge! (Aus dem Fundus)
  25. Schön, lieber Nöck! Einfach nur schön! Ich bin begeistert, wie liebevoll du die kleinen Details dieser Morgenstimmung ausschmückst und das Schreiben selbst dann auch zum Thema machst. Was ich an Naturgedichten ja meist besonders wertschätze: Sie zeigen nicht nur die Szenerie, sondern v.a. wie der Beobachter seine Außenwelt wahrnimmt. Daher verraten solche Gedichte auch viel über die Innenwelt des Beobachters. Hier thematisierst du dies in der letzten Strophe sehr direkt, als wäre es zum Zweck des Abgleichs der Lesererwartung mit der Selbstwahrnehmung des LI geschrieben. Jedenfalls findet nicht nur das LI Ruhe bei diesen morgendlichen Eindrücken, sondern auch ich als Leser. Danke! LG
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