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Den Himmel halten: Teil 10 ( -ENDE -)


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Als wir langsam die Stadtgrenze erreichten, riefst du Smitti an, um dich nach der Lage zu erkundigen. Wie Martha vorausgesagt hatte, saß Jack bereits bei Smitti zum Frühshoppen. Das Gespräch dauerte ewig lange, ohne dass du überhaupt etwas sagtest. Mit jeder Sekunde wurde ich nervöser und war wirklich froh, dass ich mich nicht auf den Stadtverkehr konzentrieren musste, den Martha spielend im Griff hatte. Eine gefühlte Ewigkeit später legtest du auf, ohne einen Laut von dir zu geben. Ein ungutes Gefühl eroberte mich, das sich schnell in die Frage mündete „Und wie stehen die Aktien, Phil?“

„Schwer zu sagen, Ken. Wie nicht anders zu erwarten hat Jack gestern noch ordentlich Dampf abgelassen und rumgepöbelt. Smitti hatte alle Hände voll zu tun, das die Geschichte nicht aus dem Ruder lief. Dementsprechend ist er auch nicht besonders gut auf uns zu sprechen!“ Augenblicklich verschlimmerten sich meine Befürchtungen und ich hakte nach “Was bedeutet das jetzt?“ „Für dich erst mal nichts, Ken. Smitti schuldet mir noch einige Gefallen und ich werde ihm einfach welche davon erlassen, dann passt das wieder. Mit Jack müssen wir abwarten. Er verhält sich im Augenblick ruhig, aber Smitti traut dem Braten noch nicht, er meinte, wir sollten einen Plan B in der Tasche haben, wenn wir bei ihm aufkreuzen. Wir sollten uns also beeilen, bevor Jack schon wieder zu viel Pegel hat und unberechenbar wird.“

„Ich muss aber erst nach Hause mein Höschen wechseln, Phil! Ich stecke schon über vierundzwanzig Stunden in den Klamotten!“ Meldete sich Martha prompt. „Das muss warten, Kleines. Ich rieche noch nichts, kann also nicht so schlimm sein.“ Stelltest du klar, während ich nicht mehr an mich halten konnte und losprustete, was mir böse Blicke und einige Boxschläge einbrachte. Die Schimpftirade blieb zu meiner Überraschung aber aus. „Männer! Euch ist es anscheinend scheißegal, wenn ihr drei Tage in derselben Unterhose rumlauft. Mir aber nicht!“ Schmollte sie lautstark. „Ach Kleines, auf die Stunde kommt es nun wirklich nicht an. Aber wenn Jack drei Bier mehr intus hat, ist das schon ein großer Unterschied!“ Gabst du zu bedenken. „Schon gut.“ Gab Martha klein bei und setzte den Blinker in die andere Fahrtrichtung.

Zehn Minuten später bogen wir in die Straße ein, in der sich Smitti Bar befand, wobei ich darüber nachdenken musste, wie man den Schuppen nur Bar nennen konnte. Martha fuhr erst an der Bar vorbei, um dann zu wenden, und bevor ich Fragen konnte, erklärte sie „Hinter uns kommt in 100 Metern eine Ampel, wenn wir doch schnell verschwinden müssen, stehen wir da bei Rot, wie bestellt und nicht abgeholt. In der Richtung hier können wir dahinten rechts abfahren und haben frei Fahrt. Außerdem siehst du von hier aus besser, Ken. Wenn wir gleich rauskommen, startest du sofort den Motor, falls wir schnell verduften müssen!“ Die Dramatik in ihrer Ausführung gefiel mir gar nicht und mein Puls beschleunigte sich umgehend. Trotzdem musste ich ihren Scharfsinn anerkennen. Ganz schön gerissen die Kleine und so langsam begriff ich, dass ich mein Bild von Martha doch etwas anpassen musste.

Die Sonne stand im Zenit, als Martha und du den Wagen verließen, um Smittis Bar zu entern, die sich ca. fünfzig Meter vom Parkplatz entfernt befand. Eine ziemliche Entfernung für den Fall der Fälle. Deshalb hatte ich angeregt, ob Martha nicht lieber im Wagen bleiben sollte, aber die Idee wurde einstimmig abgelehnt. „Jack mag Martha, und ihr erscheinen wird sich eher positiv als negativ auf seine Stimmung auswirken. Außerdem vergreift sich Jack im Allgemeinen nicht an Frauen, das muss man ihm anrechnen!“ War die Erklärung, auf die deine Entscheidung beruhte.

Als die beiden im Eingang verschwanden, war mir hundeelend zumute und ich musste unweigerlich an einige unschöne Erlebnisse meiner Jugend denken. Ich fing an zu schwitzen und ließ das Fenster runter, um mehr Luft zu bekommen. Die Minuten vergingen, wie im Zeitraffer und das frische Hemd von heute Morgen fühlte sich schon an wie drei Tage getragen. Ich vernahm ein nervöses Zittern am Körper und wäre am liebsten ausgestiegen, um nachzuschauen, warum das so lange dauerte.

Plötzlich wurde die Tür von Smittis bar aufgerissen und ihr stütztet beide taumelnd auf die Straße. Panisch startete ich den Wagen, um sofort losfahren zu können. Auf die Entfernung konnte ich Blut in euren Gesichtern erkennen und mir rutschte das Herz in die Hose. Ich war versucht sofort loszufahren, konnte dem Drang aber widerstehen. Ich hatte gerade den Gang eingelegt und die Handbremse gelöst, als auch schon die Türen aufgerissen wurden. Martha flog mehr in den Innenraum, als sie einstieg und bevor ich überhaupt losfahren konnte, küsste sich mich leidenschaftlich auf den Mund und ihr Blut schmeckte nach süßem Kirschlikör.

Du konntest dich vor Lachen nicht mehr halten, während ich beinahe einem Herzinfarkt erlag. Martha grinste übers ganze Gesicht und dann begriff ich langsam, dass ich aufs Übelste verladen wurde. „Das ist jetzt nicht euer Ernst, oder?“ Ich ließ mich in den Sitz fallen und als die Anspannung auch von mir abfiel, musste ich ebenfalls laut Lachen „Ihr habt sie ja nicht mehr alle…!“ Und bevor ich noch weiter ausholen konnte, spürte ich wieder Marthas Lippen auf den meinen, mit der Frage verbunden „Darf ich wieder fahren, Kennymaus?“ Ich nickte lächelnd und vor meinen Augen löste sich der letzte Rest einer Wolke auf, gab den Blick frei, auf das strahlendste Azur, das man sich in seiner Fantasy nur auszumalen vermag.
 

- ENDE -
 


 

So, ihr treue Lesebande,
das soll es von dieser Geschichte erst einmal gewesen sein, auch wenn ich die Möglichkeit einer Fortsetzung schon mit in die Geschichte eingebaut habe, gibt es von mir keine konkrete Planung oder Idee für eine Fortführung. Wenn ich mich so intensiv mit einem Thema beschäftige kommt es nicht selten vor, dass ich auch musikalisch inspiriert werde. So wie auch in diesem Fall. Ich habe deshalb letztes Wochenende einen einfachen Song zu der Geschichte geschrieben und produziert, den ich euch nicht vorenthalten möchte, für diejenigen unter euch Lesern, die vielleicht einmal reinhören wollen.

Ich kann mich nur ganz herzlich für eure Treue und die vielen ermutigenden und schönen Kommentare bedanken! Auch allen stillen Lesern gilt mein herzlicher Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt, der Geschichte ganz, oder in auch nur in Teilen zu folgen.

Dankeschön! :blume:

Grüßend Freiform

 

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In der Tat, lieber @Freiform, der Song passt bestens zur der spannend knisternden Atmosphäre Deiner Geschichte. Obwohl diese ein gutes Ende nahm, frage ich mich doch, wieso mussten die sich denn unbedingt noch mal in Smittis Bar einer vermeintlichen Gefahr aussetzen....Nun, ja ich denke der Autor überlässt seine Fangemeinde in Teilen ihren eigenen Gedanken, und das ist auch gut so.

 

Ansonsten eine wirklich rundum gelungene und spannende Unterhaltung. Danke dafür .

 

Liebe Grüße von Melda-Sabine

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Hallo Gina,

ein herzliches Danke für dein Lob und das du die Geschichte bis zum Ende begleitet hast! 

Kurzgeschichten habe ich noch so einige und es kommen ja auch immer wieder welche hinzu, aber eine mit mehreren Episoden habe ich aktuell nur eine, die aber weit weg davon ist veröffentlicht zu werden, weil mir die Story fehlt und ich zu viele Projekte gleichzeitig am Laufen habe, um mich wirklich darum zu kümmern. Manchmal entwickelt sich das ja auch einfach, so wie in diesem Falle. Wir werden sehen. 

Von einem Wunderwuzzi bin ich weit entfernt (musste googeln). Ich kann z.B. keine Haare schneiden und beim im Haushalt oder im Garten helfen bin auch auch eine Niete. Einkaufen kann ich auch nicht, aber durch die Waschanlage fahren krieg ich hin. Die Liste meiner Defizite ist also lang, sehr lang, Aber muss man den alles können?
Freue mich sehr, das du bei dieser Geschichte wieder mit dabei warst und auch mal in die Musik reingehört hast!

 

Dankeschön! :smile:

 

Hallo Melda-Sabina,

vor 2 Stunden schrieb Melda-Sabine Fischer:

wieso mussten die sich denn unbedingt noch mal in Smittis Bar einer vermeintlichen Gefahr aussetzen...


als Autor dieser Geschichte , kann ich dir diese Frage natürlich beantworten ...:whistling:
Wechselt man als Mann die Stammkneipe, nur weil es vielleicht mal was aufs Gesicht gegeben hat?
Ich denke nein, von daher würde ich das als glaubwürdig ansehen, ohne dem Leser vorschreiben zu wollen, wie es nach seinem Empfinden ankommt. Ich danke dir ganz herzlich für dein Lob, die zahlreichen begleitenden Kommentare und das du bis zum Schluss durchgehalten hast!

 

Dankeschön! :smile:

 

Hallo Carlos,

das Fragezeichen kann man gerne so stehen lassen! 
Der Leser soll entscheiden, was diese Geschichte für ihn war und wie er sie empfunden hat. Ich danke dir ganz herzlich, dass das Blau des Himmels dein Interesse an dieser Geschichte am Leben gehalten hat und du ihr bis zum Ende gefolgt bist. 

 

Dankeschön! :smile:

Ich möchte noch einmal betonen, das es ohne euer motivierendes Interesse an dieser Geschichte, diese Geschichte nie geschrieben worden wäre. Ich habe sie also für euch geschrieben und es war mir wieder eine große Freude und auch Ehre euch Unterhalten zu dürfen. Danke dafür und das ihr euch die viele Zeit fürs lesen und kommentieren genommen habt. Ein größere Kompliment kann man einem Schreiber nicht machen!

 

Dankeschön! :blume:

@Gina@Melda-Sabine Fischer@Carlos@Joshua Coan

 

Grüßend Freiform









 

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Danke Freiform,

ein gut durchdachtes Ende der Geschichte. Ich fühle mich sehr gut unterhalten. Die Spannung war einfach da, von der ersten bis zur letzten Geschichte. Schade, dass Schluß ist aber nach dem Abenteuer ist bekanntlich vor dem Abenteuer? Das Fragezeichen steht für die Frage an Dich . Dir ein wunderschönes Restwochenende. Kurt

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Danke @Freiform, dass du dich für uns zu dieser wirklich sehr gelungenen und mit Spannung immer wieder erwarteten Geschichte mit Fortsetzung durchgerungen hast.  Auch das Ende äußerst passend und zum  Glück nicht wirklich blutrünstig. Und herrlich offen gelassen,  ab wann genau der Scherz begonnen hat.  Dem wir alle "aufgesessen "sind.  Echt gut.  Großes Danke.  War sehr vergnüglich zu lesen.  

Bis bald

Sonja

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Hallo @Kurt Knecht,

ich danke dir auch ganz herzlich , das du dabei geblieben bist und für die zahlreichen Rückmeldungen!
Du bis ja noch nicht so lang dabei, aber das ist nicht mein erster Mehrteiler, den ich hier geschrieben habe. Mir wurde schon einmal die Ehre erwiesen! 
Wer Interesse hat, wer suchet der findet. Müsst auch in diesem Jahr gewesen sein, bin mir aber nicht sicher.

 

Dankeschön! :smile:

 

Hallo @Melda-Sabine Fischer,

vor 13 Stunden schrieb Melda-Sabine Fischer:

änner gehören schon einer seltsamen Spezies an .

und manche ganz besonders :thumbsup:

 

 

Hallo @Sonja Pistracher,
durchgerungen, ist hier nicht ganz das richtige Wort. Ich hatte schon viel Spaß beim schreiben und grübeln auch wenn es viel Arbeit war. Ich weiß nicht, wie oft ich jeden einzelnen Teil gelesen und dann noch einmal alle zusammen überflogen, korrigiert und nachgebessert habe, um die Charaktere zu entwickeln und den Handlungsstrang nachvollziehbar aufzubauen, damit sich dem Leser möglichst nicht zu oft die Augenbraue beim lesen hebt, weil er Ungereimtheiten findet, die den Lese spaß verderben könnten. 


Das Ende dieser Geschichte zu entwickeln, war diesmal sehr herausfordernd, weil ich den Bogen zum ersten Teil schlagen musste, damit die Geschichte in sich Rund und abgeschlossen wirkt, ohne das es einer weiteren Fortsetzung bedarf. Ich denke es ist mir einigermaßen gelungen, wie mir eure positiven Rückmeldungen beweisen.

 

Ich danke dir ganz herzlich und freue mich sehr, das auch das Ende der Geschichte dir zusagt!

 

Dankeschön! :smile:

 

Grüßend Freiform

 

PS: Mein herzlicher Dank auch an alle Hörer, die sich die etwas verruchte Nummer zugemutet haben! 

Dankeschön! :smile:

 

 

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