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Gendern

 

Das Gendern ist mir eine Qual,
ich frage mich von Mal zu Mal,
was will der Germanist erreichen?
Muss ich jetzt gar als Dichter weichen?

 

Der Text wär´ blöd: „…dass alle Bauern
sind wie die *innen zu bedauern,
wenn sie fürs Feld den Knecht nicht finden,
auch keine *innen, die sich schinden“
.

 

Ihr merkt, dies hört sich dämlich an,
weil so kein Dichter dichten kann.
Der Leser wird sich sicher fragen:
„Was will der Dichter mir bloß sagen?“

 

Ich kann nicht gendern, wenn ich dichte,
dies macht der Verse Sinn zunichte:
„Der Papst er kackt auf eine Wiese,
„Papst*innen kacken auch auf diese.“

 

Bei Nonnen, ja da frag ich mich,
gibt es wohl einen Nonn*erich?
Bei Mönchen ist das auch recht öde,
Mönch*innen find ich reichlich blöde.

 

Ob Mönch, ob Nonne - einerlei
das Ganze gibt nur Genderbrei.
Ein solcher Quatsch macht mich frigide,
mein Hass aufs Gendern wächst rapide.

 

Kund*innen ist ein großer Mist,
was ist, wenn alles außen ist?
Kund*außen scheint mir schizophren,
den Schwachsinn kann kein Mensch versteh´n.

 

Den Mann, den muss das wirklich stressen,
denn man hat sein "en“ vergessen.
Kund*innen scheint mir sehr beschränkt,
weil „innen“ jetzt am „Kund*“ rumhängt.

 

Sehr ähnlich ist´s bei den Kollegen,
es scheint „en“ kommt ungelegen.
Man kann dem Irrsinn nicht entrinnen,
mit einem Wort wie Kolleg*innen.

 

Mein Chef meint doch in jedem Falle
bei Mitarbeitern wirklich alle.
Er denkt dabei an Mann und Frau
beim Gendern wird ihm richtig flau.

 

Bei Mitarbeiter*innen gar
wird ihm der Bockmist vollends klar.
Versucht den Stern er mitzusprechen,
wird sich ein Schluckauf dafür rächen.

 

Zum Glück gilt Gendern nicht bei Tieren,
das ging dem Kater an die Nieren.
Aus ihm da würde Kater*innen,
dann denkt auch Whiskas, dass wir spinnen.

 

Der Dobermann kriegt Magensausen
bei den verrückten Genderflausen.
Bei Dober*innen jault er nämlich,
auch Schappi meint, das klingt zu dämlich.

 

Bei Sachen wird es kleinkariert,
sind sie mit Gendern ausstaffiert.
Denn Semmelkloß*innen klingt fad,
da dreht auch Pfanni gleich am Rad.

 

Die Kaffeekanne, sie ist weiblich
und dient dem Wohl, das meistens leiblich.
Wie gendert man nun das Gefäß?
Kann*innen ist doch fürs Gesäß!

 

Auch für den Arsch wär‘ dann ein Hut,
Hut*in, das klingt nicht wirklich gut.
Dabei vergeht mir glatt das Dichten.
Ich kann aufs Gendern ganz verzichten!

 

 

@Copyright Melda-Sabine Fischer – Näheres zu ihrem Autorenleben siehe Profil

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Moin @Melda-Sabine Fischer,

 

dein Text ist allein in seiner schieren Länge von 16 Strophen eine Persiflage auf alle Gender-Kritiker*innen. 
Tatsächlich sind es nämlich ebendiese, die nur allzu ausschweifend immer und immer wieder das Gendern thematisieren. 
Man schaue in den Süden, wo Söder nun sogar gesetzlich gegen Gendern vorgeht, nirgendwo sonst wird so energisch FÜR das Gendern gekämpft^^
Der Rest der Welt nutzt es oder eben nicht, aber den Kritiker*innen ist es offenbar ein so wichtiges, brennendes Thema, dass es immer wieder und maximal ausführlich auf die Tagesordnung gehört.


Sprachliches:

Das Lyrische Ich in deinem Text geht neben dieser persiflierten Ausuferung kategorischen Dagegenseins allerdings kaum über die altbekannten Plattitüden und oft gehörten Wortwitze hinaus, das ist, was Mario Barth an einem schlechten Tag rausdrischt. 

Ganz unangenehm sind dabei gänzlich falsche Formen wie "Dober*innen" (wenn dann doch "Dober*frau"), oder Sächliches wie "Kann*innen", "Hut*in" oder "Semmelkloß*in" - damit treibst du es natürlich bewusst auf die Spitze, aber genau diese populistischen Überspitzungen sind es ja, die immer wieder angeführt werden, um Gendern zu diskreditieren.
Ich hab in ernsthaften Diskursen noch nie jemanden solche Genderformen verlangen hören.

Gelungen hingegen finde ich die herausgestellten "quasi unmöglichen" Formen "Papst*innen" (wobei das korrekterweise "Päpst*innen" sein müsste), "Nonn*erich" oder "Kater*innen".

Nun aber zu meiner konkreten Kritik an deinem Text:
Für mein Empfinden sollte zur satirischen Auseinandersetzung mit einem Thema schon etwas mehr kommen als repetitive Fäkalsprache. 
Wenngleich die Vielfalt an "Arsch"-, "Kot"- und "blöd"-Synonymen fast beeindruckend ist, macht das für mich über die Distanz der 16 Strophen den Text nun nicht lustiger, sorry.


Inhaltliches und Formales:

Inhaltlich (und in der Konsequenz auch formal) muss ich außerdem fragen, warum der Germanist hier relevant sein soll, bzw. verantwortlich für das Gendern?
Germanist*innen untersuchen die Sprache, wie sie ist, sie verändern sie nicht oder treiben gar eine Gender-Agenda voran.
Gendergerechte Sprache ist ja vielmehr ein soziokulturelles Phänomen, aber "Woke*r" oder "linksgrünversiffter Gutmensch" passt hier natürlich weniger ins Metrum. 
Dennoch finde ich solche sprachlichen bzw. inhaltlichen Ungenauigkeiten nur zum Zwecke des Metrums immer schade.

Metrisch sind besonders die Strophen 7 und 8 auch sehr ungenau.
Hättest du damit den inhaltlich formulierten Hass ausdrücken wollen, wärst du da ja auch anderswo metrisch viel mehr abgewichen.
Bei diesen beiden Strophen ist auch auffällig, dass sie sich komplett an "Kund*innen" aufhängen, kein anderer Begriff hat so viel Aufmerksamkeit erhalten, das finde ich also etwas überrepräsentiert.


Reimlich bist du sauber.
Einzig bei frigide/rapide kam es mir extrem gesucht vor.
"frigide" mag sich inhaltlich bei Nonnen und Mönchen wohl fühlen, aber wieso da nun das nicht vorhandene Lustempfinden des (offenbar weiblichen) Lyrischen Ichs beim Sex ein Thema sein sollte, erschließt sich mir nicht.  
Inhaltlich passender ist an der Stelle bestimmt, dass das Lyrische ich vom Gendern sexuell abgetörnt wird, das hat aber mit Frigidität nichts zu tun. Im Duktus des Lyrischen Ichs passen da vielleicht eine Formulierung wie:

Ein solcher Quatsch macht mich ganz trocken,
das Gendern haut mich aus den Socken.

 

tldr: 
Inhaltlich bin ich nicht überzeugt, der Text wird nicht lustig, nur weil er viele fäkalsprachliche Begriffe ansammelt.
Du reproduzierst für meinen Geschmack zu viel, was genau so schon oft da war. 
Außerdem ist einiges inhaltlich und sprachlich auch einfach nicht korrekt. 
Formale Schnitzer in Reim und Metrum fallen auf, da du ansonsten ja genau darauf achtest, diese zu vermeiden.
In diesem Sinne mag das nun als Ausdauerübung funktionieren, meinen Nerv trifft es in seiner Gesamtheit allerdings nicht, sorry.

 

 

LG Chris

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Am 4.3.2024 um 20:25 schrieb Cornelius:

deine Zeilen möchte ich gerne meiner Onkelin vorlesen, sie hat großes Vergnügen an humorvollen Dichtungen.

Dann mach das lieber @Cornelius, sofern es diese Onkel*in wirklich gibt 😉.

 

Besten Dank und liebe Grüße - Melda-Sabine 

 

Lieber @Zorri herzlichen Dank für Dein Lob und ein Dankeschön an die weiteren Liker: @Stavanger, @Letreo71@Anaximandala, @Pegasus und @Marc Donis.

 

 

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vor 5 Minuten schrieb Melda-Sabine Fischer:

Hallo @Dali Lama, danke für Dein Feed-Back, welches mich und meine Art humorvolle Zeilen zu veröffentlichen allerdings wenig tangiert. Ich bin hier um Humor zu verbreiten und nichts anderes soll der Inhalt des Gedichtes vermitteln. Weltverbesserer und Besserwisser liegen mir ebenso wenig, wie Menschen, die anderen ihre Meinung aufzwingen wollen, selber aber nichts Griffiges zustande bringen. 

 

Im übrigen schreibe ich so, wie es mir passt. Daran werde ich nichts ändern!

Moin, Melda-Sabine Fischer,

 

nun, die Auffassung, was humorvoll ist, darf ja durchaus verschieden sein. 
Wenn es aber nicht erlaubt ist, die von mir angesprochenen Punkte zu äußern, frage ich mich, wozu du "Feedback jeder Art" ausgewählt hast, wenn du kein Feedback jeder Art wünschst.

Schade, dass du auf die angesprochenen Punkte nicht eingehen magst und offenbar lieber auf persönlicher Ebene mich angehst.
Im Übrigen kommentiere ich so, wie es mir passt usw.

LG Chris

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