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Alle Wege führen nach Rom - Ein Reisebericht (XXXL-Gedicht)


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Alle Wege führen nach Rom

 

Ich wollte eigentlich nach Rom,
doch ist mein Navi ohne Strom.
Jetzt steh ich hier im Nirgendwo,
verflixt, ich bin in Gütersloh!      

 

Ich fahr jetzt über Bielefeld,
die Stadt ist nicht die große Welt,
die ich erträumte zu erleben,
der Weg zum Pabst, das ist mein Streben.


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Mich will die Sucherei ermüden,
doch fahr ich erstmal Richtung Süden.
Es ist mir keine Wahl geblieben,
drum nehm´ ich schnurstracks die A7.

 

Vom Motor höre ich Gerassel,
da bin ich grade Höhe Kassel.
Ich schaff es noch bis Baunatal
in eine Werkstatt meiner Wahl.

 

„Ihr Wagen ist“, sagt mir der Meister,
„im Ganzen nur noch Scheibenkleister!“
Drum soll ich mir ´nen andren kaufen,
um nicht zu Fuß nach Rom zu laufen.

 

Ein VW-Golf, der kaum gebraucht,
verwundert mich, weil´s hinten raucht.
Doch muss ich das wohl ignorieren,
ich will ja nicht nach Rom marschieren.

 

Der Golf hält durch bis Eichenzell,
wo ich ihn an die Straße stell.
Bis Würzburg ging ich dann per pedes,
urplötzlich hält dort ein Mercedes.

 

Man fragt mich, ob man helfen könne,
weil ich durch diese Hitze renne.
Der Helfer, den ich so erspäh,
er nimmt mich mit zum Bodensee.

 

In Lindau hab´ ich dann beschlossen,
ich kaufe mir ´nen braven Zossen.
Auf ihm ritt ich bis Lauterach,
wo dann das Pferd zusammenbrach.

 

Es hat das Hupen nicht vertragen,
was häufig und an allen Tagen
auf Autobahnen zelebriert
und solch ein Ross doch sehr pikiert.

 

Jetzt steh ich hier in Österreich,
mir werden meine Knie weich.
Was mach ich jetzt, denk ich beflissen,
ganz ohne Pferd ist es beschissen.

 

Ein E-Bike wäre jetzt gediegen,
mit diesem kann man zwar nicht fliegen,
doch kann beim Radeln man erreichen,
dass schlaffe Muskeln sehr schnell weichen.

 

So denk ich mir und kauf das Rad
in Dornbirn einem Priester ab.
Der hatte ein Arthrose-Leiden
und will fortan das Radeln meiden.

 

Er segnet mich für meine Reise
und teilt mit mir noch seine Speise.
Das war ein Kümmelbrot mit Wurst
und etwas „Radler“ für den Durst.

 

Er ruft noch: „Grüß den Papst mein Sohn“,
schon radle ich beschwingt davon.
Bis Liechtenstein war das nicht schwer,
doch plötzlich war der Akku leer.

 

Ganz selbstbewusst schau ich herein
bei Alois von Liechtenstein.
Ein netter Fürst, denn seine Gnaden,
der hatte ein Gerät zum Laden.

 

Nun radle ich in einer Tour,
bis in das Schweizer Städtchen Chur.
Die Stadt, sie liegt am Alpenrhein,
dort gibt es furchtbar viel Gestein.

 

Durch Alpen so dahin zu radeln,
das geht mir mächtig auf die Wadeln.
Ich gebe zu, ganz unumwunden,
mein Körper wurde schwer geschunden.

 

Drum meide ich den ganzen Stress
und fahre jetzt in dem Express,
der als Bernina wohlbekannt,
durch dieses schöne Alpenland.

 

Ganz flott kam ich dann nach Tirano
und dann mit Bus noch bis Lugano.
Von dort nahm ich ´nen Anschluss-Zug,
der mich bis Mailand weiter trug.

 

Erwähnen möcht ich en passant,
ich reiste weiter im Ballon,
den eine Nudelfirma stellte
ganz kostenfrei für Null Entgelte.

 

Der Kapitän in dem Gefährt,
er hielt es für erwähnenswert:
„Die Außenhaut ist sehr porös“,
dies machte mich doch sehr nervös.

 

Als er bis Modena geeilt,
da hab´ ich mich dann abgeseilt.
Ich landete, bedeckt mit Fliegen,
in einem Ziegenstall voll Ziegen.

 

Der Bauer, der mich dort entdeckte,
mich mit ´nem Luftgewehr erschreckte.
Doch hat er mir sehr schnell verziehen
und seinen Traktor ausgeliehen.

 

Ich sage hier ganz unverdrossen,
es hat sich mir nicht ganz erschlossen,
wie man so einen Traktor fährt,
doch startete ich unbeschwert.

 

Um diesen Wahnsinn zu verdoppeln,
vergaß ich vorher abzukoppeln
den Hänger voller Schweinekot,
so war ich von Gestank bedroht.

 

Bis Rom sind es noch rund vier Stunden,
doch lernte ich ganz unumwunden,
dass diese Spanne dann nur gilt,
wenn man den Weg per Auto killt.

 

Mit Traktor ist das nicht die Würze
und Rom erreicht man nicht in Kürze.
Drum sag ich allen Reisekunden:
„Mit Traktor dauert´s sechzehn Stunden.

 

Es hielten auch die Traktor-Teile
bis ich am Tiber kurz verweile.
Danach war Stille um mich rum,
der Traktor-Motor er blieb stumm.

 

Ein Papagallo war so nett
und lieh mir just sein Skateboard-Brett.
Mit dem glitt ich durch jede Lücke
und sehr gekonnt zur Engelsbrücke.

 

Es trug mich bis zum Vatikan,
doch kam ich wohl zu spät dort an.
Der Papst, er weilte anderswo,
denn er besuchte Gütersloh.


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@Copyright Text und Bilder: Melda-Sabine Fischer – Näheres zu ihrem Autorenleben siehe Profil

 

 

 

 

 

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Liebe Melda-Sabine,

 

welch eine furiose Odyssee zu Lande und in der Luft - um am Ziel festzustellen, dass es besser gewesen wäre, zuhause zu bleiben...

 

Bin dir und deinem reisefreudigen LI trotzdem gerne in die Ewige Stadt gefolgt. 

 

Gruß

Cornelius

 

P. S. Die angehängte Skizze der Reiseroute ist schon ein Gedicht für sich. "Konkrete Poesie" sozusagen...

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Am 1.4.2024 um 18:44 schrieb Alter Wein:

Liebe Melda,

bin mit gereist im Pilgerkleid
und der Weg - er war so weit.
Doch machte die Menschheit froh,

der heilige Mann in Gütersloh.

 

Bei uns würde man sagen, es war ein "Metzgersgang"  - war gerne dabei!

Schön, dass Du dabei warst, liebe Mathi, ich wollte schon immer mal Ostern in Rom erleben. Aber bis auf diese Zeilen, ist es leider noch nicht dazu gekommen. Aber wenn es klappt, bin ich sicher, der Pabst wird vor Ort sein.

 

Danke für Dein gereimtes Feedback - Melda-Sabine

 

Am 1.4.2024 um 23:04 schrieb Cornelius:

welch eine furiose Odyssee zu Lande und in der Luft - um am Ziel festzustellen, dass es besser gewesen wäre, zuhause zu bleiben...

 

Bin dir und deinem reisefreudigen LI trotzdem gerne in die Ewige Stadt gefolgt. 

Tja, lieber @Cornelius, da der Pabst unfehlbar sein soll, musste er wohl seine Gründe haben, ausgerechnet in Gütersloh seinen Ostersegen auszusprechen. Demnächst ruf ich ihn vorher an 😉.

 

Beste Grüße aus Krefeld - Melda-Sabine

 

Am 1.4.2024 um 23:19 schrieb Letreo71:

ich habe deinen lustigen Reisebericht mit großer Freude gelesen und mich gern an meine Reise, mit dem Pkw erinnert. Der Schluss ist dir besonders geglückt und das ganze zwischendrin ebenso.;-)

Das freut mich, liebe @Letreo71. So können meine interessierten Leser anhand des Reiseberichtes erkennen, dass der Pabst mal nicht so eben um die Ecke wohnt. Ich hoffe, Dein PKW hat damals nicht schlapp gemacht, so wie es meine diversen Reisemittel taten.

 

Danke und liebe Grüße - Melda-Sabine

 

Am 2.4.2024 um 19:22 schrieb Pegasus:

Hallo, Melda

aber die Erlebnisse, die du bis zum Ziel deiner Reise hattest waren garantiert unbezahlbar. (hinterher kann man immer lachen)

Wie immer genial.

Dankeschön, liebe @Pegasus. Zumindest in meiner Vorstellungskraft habe ich einige Hindernisse kennengelernt und werde Sie wohl bei der realen Anreise berücksichtigen müssen.

 

Schön, dass Du mit von der Partie warst - Melda-Sabine

 

Am 2.4.2024 um 20:42 schrieb gummibaum:

deine abwechslungsreiche Reise, die kaum ein Transportmittel ungenutzt lässt. Vom Papst hätte mehr Barmherzigkeit für so viel Pilgereifer erwartet. Für Strophe 23 schlage ich vor „Als er Modena angepeilt“.

Tja, was man sich für eine solch weite Strecke alles vorstellt...das sind Bilder im Kopf, was alles passieren könnte. Nun ja, der arme Pabst kann ja nun auch nix dafür. Er hätte es vielleicht in einem Hirtenbrief ankündigen sollen, dass er aushäusig weilt. 

 

Ich hab´s gepeilt - lieber @gummibaum 😉 - Melda-Sabine

 

Danke fürs Liken auch an meine weiteren Reisebegleiter: @Herbert Kaiser, @JoVo, @Stavanger, @Zorri und @Gina.

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