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MEIN LYRISCHES ICH

 

Ein realsatirisches Gedicht

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Alles,  alles wird es behaupten und

alles, alles gleich wieder bestreiten

Alles, alles aber trotzdem weiter verbreiten

Alles, alles wird es dir versprechen und

jeden Schwur gleich wieder brechen 

Stets wird es ihm gelingen, 

dich auf eine falsche Faehrte zu bringen 

und dich dann mit der bitteren Wahrheit

zu Wut und Enttäuschung zu zwingen 

Gern stellt es dir Reichsbürger-Paesse aus

und schickt jeden Extremisten, Fanatiker,

Verschwörer umgehend und empört

mit leeren Händen nach Haus

Es wird sich Legenden geben und

sie hochstaplerisch leben 

Es wird sie hassen und

sie womöglich gelegentlich verlassen, 

sich aber sogleich mit neuen befassen

Sicherlich ist es nicht ehrlich

Aber vermutlich für dich unentbehrlich:

MEIN LYRISCHES ICH

Bisher machte ich mir nichts daraus

Ich kam recht gut ohne ein solches aus

Stephan Wannovius, Dalian, China, 02/05/24

 

Anmerkung: Ein lyrisches Ich war mir als absolut ehrlicher Haut bisher fremd. Ich lebte sehr naiv, aber ,was die Wahrheit betrifft, nicht schief. Geistlich ausgedrückt, war ich noch nicht in der gefallenen Welt angekommen. Rein wie ein Kind, befand ich mich bislang im Stadium der poetischen Unschuld. 

Ich kannte einen fiktiven Ich-Erzähler nur aus Romanen. Falls ich poetisch ICH verwendete, dann meinte ich wirklich ICH, nämlich MICH. Oft sprach ich auch von WIR und schloss einige andere ein,  die sich angesprochen fühlen. Wer immer mit mir sei... Für fiktive Figuren und Ereignisse waehlte ich immerzu DU,  IHR,  ER, SIE oder ganz selten MAN.Und ich glaubte, andere Dichter verhielten sich ebenso. Versuche mich jetzt an die für mich neue Sitte hier zu gewoehnen und mit ICH n i c h t mich, sondern dich oder irgendwen zu beschreiben.Oder jemanden,den es nicht gab, nicht gibt, nicht geben wird. Oder eventuell doch mich??? Mal seh'n, ob die Bekehrung klappt. So ganz traue ich mir da nicht. Beste Gruese in jedem Falle an alle

Stephan, auf dem Weg zum Erwachsenen

 

 

 

 

 

 

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Hallo Wannovius,

 

das Konzept eines Lyrischen Ichs ist zwar allgemein verbreitet (und nicht nur eine "Sitte" hier im Forum), aber es ist durchaus nicht unumstritten. Was du immer im Auge behalten solltest: Das "Ich", das in einem Gedicht spricht, ist nicht automatisch mit dem Verfasser desselben gleichzusetzen. Das bedeutet, dass du dich als Autor in gewisser Weise hinter dem LI (so die gebräuchliche Abkürzung) verstecken und es quasi wie eine Marionette für dich sprechen lassen kannst. Es gibt dir auch die Möglichkeit, in Rollen zu schlüpfen und das LI Dinge sagen zu lassen, die dein reales, "prosaisches" Ich nicht auszusprechen wagte.

 

Es wird viel darüber diskutiert, wie weit diese Freiheit der Kunst gehen darf. Wo genau die Grenze liegt, kann man nicht sagen. Wenn das LI allerdings polemische Parolen in eindeutig beleidigender oder verhetzender Absicht äußert, ist die erwähnte Grenze überschritten. Da wird es auch der Autor schwer haben, sich aus der Verantwortung zu stehlen. So weit wirst du aber gewiss nicht gehen wollen.

 

Wäre interessant, hier noch weitere Meinungen zum Thema zu lesen...

 

Lyrische Grüße nach China

Cornelius

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Halloechen! 🎉

 

Das lyrische Ich finde ich Klasse! 

Da kann man gleich verschiedene Identitaeten annehmen und sein wahres Selbst dahinter verbergen. 

Ich war Massenmörder, eine Dirne, ein Junkie, ein Japaner, Klaus Kinski und sogar ein Gärtner. 

Ein hoch auf das lyrische Ich und den Identitaetenwechsel! 

 

LG JC

 

 

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Danke, Donna, Cornelius, Herbert Kaiser,  für Eure Likes. Danke, Cornelius und Joshua Coan, für Eure Erklärungen des LI. Muss mich aber wohl noch daran gewoehnen.  Wenigstens werde ich jetzt vorsichtiger lesen. Ich denke dennoch, dass immer noch viele Dichter vor Freude ehrlich jubeln oder aus Leid ehrlich klagen wie die Psalmdichter der Bibel, die sich Gott gegenüber. nicht hinter einer Scheinudentitaet versteckten. 

Habe auch so manchen beruehrende weltliche Lyrik depessiver, suizidaler, schwuler, lesbischer Schreiber/Schreiberinnen gelesen. Gerade die Ehrlichkeit und Authentizität hat mich angesprochen und mir, besonders

was das Empfinden, das Liebesleid und die Sorgen  homosexueller Menschen anbelangt,  fremde Welten erschlossen. Manchen durfte ich ein Trostwort zusprechen. Ich glaube kaum, ein LI koennte solche Brücken zwischen unterschiedlichen Lebenswelten bauen ... 

... Vielleicht bin ich zu sehr Christ, um vom LI begeistert zu sein. Jesus benutzte ICH und meinte sich.  Oder er brachte in Gleichnissen fiktive, aber jedem verstaendliche ER- und SIE-Personen den Menschen nahe. Er benötigte fuer seinen Auftrag kein LI

Also, noch fühle ich mich ein wenig überfordert von Chancen und Notwendigkeit des LIs. 

Aber womöglich ist das LI die zeitgeistige Antwort auf die Frage der Identität :"Wer bist du, wer bin ich und, wenn ja, wie viele? "

Vielleicht die nicht pathologische Form einer multiplen

Persönlichkeit, quasi eine gesunde Ausprägung der Schizophrenie? Oder einfach nur Maskenball in Venedig - Karneval das ganze Jahr? Ein Erwachsenenspiel für Kinder

so wie es dort, wo ich lebe, zahlreiche Spielplaetze für Senioren gibt. 

Ein wenig ratlos gruesse ich von dort, wo die Welt gleich, sehr ähnlich und doch ein bisschen anders aussieht

 

Stephan

 

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