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Der Tag, weggeworfen wie alte Kleider:

erdbeerfarbener Lippenstift,

fremder Schweiß.

 

Ich spüre deine Küsse

auf ihre sommerwarmen Arme

an mir herunterperlen.

 

Aus meinem Traum

greife ich nach den flüchtigen Bildern,

zu spät. Die Nacht lockt mit Vergessen.

 

Warme Tränen

fressen Rinnsale in das weiße Bett,

Schneeflocken fallen weich auf meine Lider.

 

Die Flammen, die dich tanzend von mir ziehen,

verlieren ihre Kraft – vor solchem Winter,

und sie vergolden das letzte Abendrot.

 

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Hallo Rose,

 

aus der zweiten Strophe herausgelesen, stelle ich mir vor, dass eine verborgene Dreiecksbeziehung (Affäre) vorliegt, in die sich  das LI verstrickt sieht. So begreife ich den angedeuteten Ekel angesichts der Küsse des "Partners", die vermeintlich "ihren" Armen gelten. Kein Wunder, dass sich gleich der ganze Tag wie weggeworfen anfühlt.

 

Für mich löst das auch die Trauer und die Tränen aus, die dann Rinnsale im Bett bilden (" graben" halte ich für übertrieben ;-)).

 

Möglich wärs, dass sie Betroffenheit des LI auch die verborgene Leidenschaft des Partners abkühlt :).

 

Sehr schwungvoll und sensibel geschrieben.

 

Gruß, Lé.

 

 

 

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Hi Nesselrösschen, 

 

für mich ergab sich sofort das Bild der Tochter am Grab des Vaters im Winter bei einem flammenden Sonnenuntergang. Die Küsse im Sommer auf die Arme der Mutter im Gedächtnis der Tochter,  perlen auf das kleine Mädchen herab und baden es in dieser Liebe. Auf dem Grabstein schmilzen die Eiskristalle von den heißen Tränen der Tochter. Die Erinnerung ist schön aber sie ist fragil, wie Eisgebilde. Wunderschöne, ineinanergreifende Bilder komponierst Du mit einer unmittelbaren Stimmung, die aus der Beziehung und dem Fluss der Bilder steigt. 

 

mes compliments


Dio 

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Ihr Lieben,

 

herzlichen Dank für die Kommentare und alle Likes!

 

Es freut mich, dass man mein Gedicht auf mehrere Arten lesen kann, und ich kann dabei selbst was lernen! . Es geht um eine Enttäuschung von Seiten der geliebten Person (Hinweise in der ersten und zweiten Strophe).

 

@Sternwanderer, ja:

 

vor 6 Stunden schrieb Sternwanderer:

In der letzten Strophe muss es um das Lebensende gehen, auf das sich LI zu freuen scheint.

Das LI freut sich, dass es die "Fliehkraft" des LD überschätzt hat - das verschönt ihm den letzten Sonnenuntergang. Danke, dass dir die Bilder gefallen!

 

 

@Létranger, auch dir vielen Dank!

vor 4 Stunden schrieb Létranger:

So begreife ich den angedeuteten Ekel angesichts der Küsse des "Partners", die vermeintlich "ihren" Armen gelten. 

 

Interessant, wie du es aus der Sicht der Rivalin siehst! Deine Grundidee stimmt, aber Ekel wollte ich nicht andeuten - eher Neid und Sehnsucht nach all dem Verlorenen:

vor 16 Stunden schrieb Nesselröschen:

Ich spüre deine Küsse

auf ihre sommerwarmen Arme

an mir herunterperlen.

 

Ich sah hier eine Verschmelzung der beiden Bilder und die Einbildung (oder den Wunsch), die Küsse könnten dem LI gelten und perlten genüsslich an ihm hinunter ... Das angesichts des verwirrten Zustandes bzw. der Halluzination (u.a. im Traum der Griff nach den flüchtigen Bildern) eines LI, das sich sein Bett im Schnee gesucht hat. Darum auch die "Rinnsale", die sich in den Schnee "fressen". Auch so noch zu übertrieben? Kann sein. -

 

vor 16 Stunden schrieb Nesselröschen:

Warme Tränen

fressen Rinnsale in das weiße Bett,

Schneeflocken fallen weich auf meine Lider.

Vielleicht sollte ich zum besseren Verständnis die vorletzte Strophe umschreiben:

 

"fressen Rinnsale in das Schneebett,

Flocken fallen weich auf meine Lider."

 

 

@Dionysos von Enno, deine Variante ist sehr schön! Warum nicht!?

 

Herzlichen Dank und liebe Grüße!

 

Nesselröschen

 

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vor einer Stunde schrieb Egon Biechl:

Ich bin relativ neu hier. Sag mir doch bitte, wofür 'LI' steht. Danke.

Liebe Grüße Egon

 

Hallo @Egon Biechl,

 

LI = Lyrisches Ich ist (in meinen Worten) ein Konzept, das es erlaubt beliebige Texte (auch Gedichte) losgelöst vom Leben und Erleben des Autors zu interpretieren und zu kritisieren. 

 

Wenn man von einem LI anstatt dem Ich des Autors spricht, respektiert man das Ich im Text  als eine vom Autor unabhängige (fiktive) Person. Wenn man über deren Gefühle spricht, spricht man damit nicht automatisch über die Gefühle des Autor.

 

LG Lé.

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Liebe @Uschi R.,

 

ich danke dir! Dabei bin ich fast ein bisschen beschämt, dass du das sagst, weil ich eher bescheiden über meine 'Schreibkünste' denke ...

 

vor 1 Stunde schrieb Uschi R.:

Irgendwann werde ich dich fragen, so einen Text von dir sprechen zu dürfen...

Sehr gerne!

 

Lieben Gruß

N.

 

 

Lieber @Egon Biechl,

 

zu deiner Frage an Lé möchte ich ergänzend noch antworten, dass mein Gedicht anfangs von einer Mutter-Tochter-Beziehung erzählte (so gesehen lag Dio nicht so falsch). Im Zuge der Überarbeitung gestern kam dann diese andere Geschichte heraus, bei der das Lyrische Ich im Schnee erfriert (und vorher fantasiert). Leider kam das nicht so deutlich herüber. Somit freue ich mich, dass du gefragt hast!  

 

LG N.

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